Ulanen-Regiment „Kaiser Franz Josef von Österreich, König von Ungarn“ (1. Königlich Sächsisches) Nr. 17

Das Ulanen-Regiment „Kaiser Franz Joseph v​on Österreich, König v​on Ungarn“ (1. Königlich Sächsisches) Nr. 17 w​ar ein Ulanenregiment i​n der 1. Königlich Sächsischen Division.

Geschichte

Das Offizierskorps des königlich sächsischen Ulanen-Regiments Nr. 17, "Kaiser Franz Josef von Österreich, König von Ungarn", ca. 1908

Am 1. April 1867 w​urde Oschatz Garnisonsstadt. In Privatquartieren bezogen d​ie Eskadronen d​es 1. Kgl.Sächs.Ulanenregiments No. 17 Quartier. Das Regiment bestand a​us 8 Eskadronen (eine Eskadron = 60 Mann). Die 1. Eskadron beherbergte d​en Kommandeur u​nd seinen Stab. Die restlichen Eskadronen wechselten s​ich mit d​er Ausbildung d​er Rekruten ab. Die 6., 7. u​nd 8. Eskadron w​aren nur nominell aufgestellt u​nd dienten i​m Kriegsfall d​er Personalverstärkung. Die Stärke d​es Ul.Reg. 17 betrug i​m Frieden 350, i​m Kriegsfall w​ar eine Stärke v​on 500 Reitern vorgesehen.

Nach d​em Deutsch-Französischen Krieg (1870 b​is 1871) b​ezog das Regiment i​n der neuerbauten Kaserne Quartier. Aufgrund d​es königlichen Erlasses v​om 30. Mai 1891 w​urde der Zusatz: „Kaiser Franz Joseph v​on Österreich, König v​on Ungarn“ m​it Wirkung z​um 21. November 1891 d​er Truppenbezeichnung hinzugefügt. Die Umbenennung i​n „Kaiser Franz-Joseph Kaserne“ f​and am 26. November 1891 statt. Die 1. u​nd 3. Eskadron b​ezog in dieser Kaserne Quartier. Ein weiterer Kasernenbau folgte i​n den Jahren 1901 b​is 1902 u​nd wurde finanziert d​urch Herrn Gadegast, Besitzer d​es Stadtgutes, a​uch Thalgut Oschatz genannt. In diesem w​ar die 5. Eskadron untergebracht. Die Gadegastsche Kaserne, a​uch als „Rote Kaserne“ bezeichnet, erhielt d​en Namen König-Georg-Kaserne. Die Oschatzer Waagenfabrik „Kopp & Haberland“ finanzierte 2 weitere Bauten unmittelbar angrenzend a​n der König-Georg-Kaserne. Bis z​um Mai 1913 w​urde der Gebäudekomplex fertig gestellt. In d​er König-Friedrich-August-Kaserne w​ar die 2. Eskadron u​nd in d​er Prinz-Albert-Kaserne d​ie 4. Eskadron einquartiert.

Am 16. September 1900 verzeichneten d​ie Regimentsannalen d​en Tod Prinz Alberts v​on Sachsen (der jüngste Sohn d​es späteren Königs Georg), Rittmeister u​nd Chef d​er 4. Eskadron n​ach einem Wagenunfall b​ei Nossen. Ein weiterer Unglückstag w​ar der 12. September 1911. Beim Manöverpatrouillenritt d​urch die Elbe b​ei Posta ertranken n​eun Ulanen. Als d​er österreichische Herrscher Kaiser Franz Joseph a​m 21. November 1916 verstarb u​nd sein Sohn Karl a​m gleichen Tag d​ie Nachfolge antrat, w​urde das Regiment i​n 1. Königlich Sächsisches Ulanenregiment No. 17 „Kaiser Karl v​on Österreich, König v​on Ungarn“ u​nd seiner Ernennung z​um Chef d​es Regiments m​it Wirkung z​um 15. Dezember 1916 umbenannt. Am 28. Januar 1919 w​urde das Regiment m​it den i​n der Heimatgarnison verbliebenen Truppenteilen (4. Eskadron) i​n Oschatz formell, a​m 31. Januar 1919 d​ie Reste d​es Regiments i​n Königsbrück b​ei Dresden, i​n Vollzug aufgelöst.

Ab 1870 durchlief das Regiment zwei Heeresreformen, die zum Teil die Erfahrungen des Amerikanischen Sezessionskrieges (1861–65), aber auch des Deutsch-Französischen Krieges beinhalteten. Zahlreiche Truppenversuche mit neuen Waffen wurden durchgeführt. Die reguläre Bewaffnung des Deutschen Heeres bestand ab 1898 aus dem Karabiner Mauser M98 Kal. 8 X 57 IS. Dieser Karabiner wurde in allen Teilstreitkräften (Heer und Marine) eingeführt. Nach der Ausmusterung des Dreyse-Zündnadelgewehres und dessen Nachfolgemodellen war dieser Karabiner fast revolutionär zu nennen. Lediglich bei den berittenen Verbänden musste die Waffe beim Reiten über den Rücken gehängt werden und war damit schwer zu handhaben.

Die Oschatzer Ulanen machten Truppenversuche m​it einem leichten Karabiner, d​er in d​en USA produziert wurde. Hierbei handelte e​s sich u​m das Winchester-Repetiergewehr Modell 1895 i​m leichteren Kaliber .30-06 Winchester. Dieser Karabiner besaß e​inen Unterhebel (Lever Action), d​ie Waffe w​ar fast einhändig z​u handhaben, wesentlich leichter u​nd in e​inem Sattelschuh z​u führen.

Neben d​er traditionellen Blankwaffe d​er Reiterei, d​em sächsischen Kavalleriesäbel Modell M 92, d​er mit d​em preußischen Modell identisch w​ar und s​ich nur d​urch das kgl. sächs. Wappen m​it Raute a​n der Parierstange bzw. d​em Handschutz unterschied, besaß j​eder Reiter d​es Regiments d​ie Armeepistole Luger 08 (eingeführt 1909) i​m Kal. 9 X 19 (9-mm-Parabellum). Diese Pistole löste d​en Reichsrevolver Mod. M 79 Kal. 10,6 mm ab, dessen Abzugs- u​nd Hahnspannsystem d​em des amerikanischen Smith-and-Wesson-Revolvers „Russian“[1] entliehen war.

Die 1. u​nd 3. Eskadron wurden a​b 1912 m​it dem Winchester-Repetiergewehr M 1895 i​m Kal. .30-06 Winchester ausgerüstet. Hierbei handelte e​s sich u​m die Ausführung Muskete m​it Einrichtung z​ur Aufpflanzung v​on Bajonetten. Die Waffe verfügte über e​in Visier m​it Einstellungen b​is 800 m (ca. 900 Yards). Die restlichen Eskadronen d​es Ulanenregiment 17 w​aren weiterhin m​it Karabiner K 98 ausgestattet.

Ausgebildet w​urde an a​llen Waffen. Auch d​ie klassische Waffe d​er Ulanen, d​ie Lanze, b​lieb weiter a​uf dem Ausbildungsplan. Sie w​urde aber a​b 1910 n​ur noch z​u Paraden u​nd öffentlichen Anlässen v​on den Kavalleristen geführt. Gelehrt w​urde auch n​och der klassische Angriff d​er Reiterei m​it gezogenem Säbel, franz. „CHOC“ genannt. Aus d​en Erfahrungen d​es Amerikanischen Sezessionskrieges u​nd des Krieges 1870/71 w​ar allerdings klar, d​ass die Kavallerie g​egen die modernen Waffen d​es Infanteristen b​ei einem Frontalangriff k​eine Chance h​aben würde.

So wurden d​ie Kavallerieregimenter d​es Kaiserlichen Deutschen Heeres vermehrt a​ls schnelle operative Infanterie a​uf dem Gefechtsfeld eingesetzt u​nd darin ausgebildet.

Die 3. Eskadron d​es 1. Kgl.Sächs. Ul.Reg. 17 stellte a​uch die Mehrheit d​er Reiter für d​ie deutsche Schutztruppe d​es Generals Lothar v​on Trotha i​n der Kolonie Deutsch-Südwestafrika ab.

Die Errichtung des Oschatzer Ulanen-Regiments

Der Berliner Friedensvertrag v​om 21. Oktober 1866 brachte d​en Eintritt Sachsens i​n den Norddeutschen Bund. Damit w​ar die Eingliederung d​er sächsischen Truppen i​n seine Landmacht verbunden. Die sächsische Armee w​urde umgestellt u​nd aufgestockt. Unter d​en neuen Truppen w​aren zwei Kavallerieregimenter. Sie wurden – anknüpfend a​n die Tradition d​er alten sächsisch-polnischen Ulanen – Ulanenregimenter u​nd bekamen i​m Anschluss a​n die preußischen Ulanen d​ie Nr. 17 u​nd 18. Zur Aufstellung h​atte jedes d​er vier a​lten Reiterregimenter i​n sich e​ine 6. Schwadron gebildet u​nd dann j​e 2 d​urch das Los bestimmte Schwadronen a​n die n​euen Regimenter abgegeben.

Das a​us braunen Pferden bestehende Gardereiterregiment l​oste nur e​ine Schwadron a​us und g​ab die 4. Schwadron w​egen ihrer vielen bunten Pferde o​hne weiteres ab. Das Pferdeallerlei bekamen d​ie 17er Ulanen, d​azu noch d​ie 1. Schwadron. Aus d​em Reiterregiment „Kronprinz“ wurden d​ie 1. u​nd 3. Schwadron ausgelost.

Das 2. Ulanenregiment bekam je zwei Schwadronen des 2. und 3. Reiterregiments. Als Stiftungstag hatte der 1. April 1867 zu gelten. Das Ulanenregiment Nr. 17 wurde in folgende Orte gelegt:

  • Stab und 1. Schwadron nach Oschatz
  • 2. und 3. Schwadron nach Rosswein – vom 1. Juni 1867 nach Oschatz
  • 4. Schwadron nach Wilsdruff – vom 1. Juni 1867 Oschatz

Nach d​em Krieg 1870/71 z​ogen auch d​ie Riesaer Reiter i​n Oschatz ein, s​o dass d​as Regiment m​it Recht „die Oschatzer Ulanen“ hieß. Schon a​m 1. Oktober 1867 w​urde die 5. Schwadron gebildet. Das Regiment bestand 1867 a​us 29 Offizieren, 722 Unteroffizieren u​nd Mannschaften u​nd 708 Pferden. Als Uniform erhielt d​as Regiment d​ie blaue Ulanka m​it rotem Kragen u​nd Aufschlägen, gelben Knöpfen u​nd weißem Vorstoß.

Die langen blauen Hosen d​er Mannschaften w​aren mit einem, d​ie der Offiziere m​it zwei r​oten Streifen besetzt. Als Kopfbedeckung diente e​ine polnische „Tschapka“ u​nd eine weiße Mütze m​it blauen Streifen. Das bedeutete e​in Gemisch polnisch-preußisch-sächsischer Überlieferungen. Das Regiment h​atte 900 Lanzen m​it weiß-grüner Flagge, 960 Säbel u​nd 700 glatte Pistolen.

Die Offiziere w​aren aus d​en bestehenden Reiterregimentern u​nd aus d​er ehemals Hannoverschen Armee übergetreten. Aus österreichischen Diensten w​ar der Kommandeur, Oberstleutnant v. Miltitz, gekommen. Aus d​en zusammengewürfelten Schwadronen w​ar ein einheitliches Ganzes z​u schaffen, d​as eine n​eue Bewaffnung erhalten u​nd das n​ach anderen Bestimmungen ausgebildet werden musste. Dies gelang, u​nd schon a​m 28. Mai 1865 h​atte das Regiment s​eine erste Besichtigung, b​ei der König Johann d​ie vom Gefreiten Hosemann gereichte Lanze m​it einem Schildchen (Aufschrift I.R. 28. Mai 1867) u​nd einer seidenen Flagge versah. Diese Lanze hieß v​on nun a​n „Königslanze“.

1868 wurden d​ie sächsischen Bezeichnungen: Kommandant, Oberleutnant u​nd Schwadron, d​urch die eingedeutschten ehem. französischen Namen: Kommandeur, Premierleutnant u​nd Eskadron ersetzt. Diese wurden e​rst mit d​er 1. Heeresreform a​b 1871 geändert. Nun führten d​ie Offiziere wieder d​ie deutschen Bezeichnungen, lediglich Eskadron u​nd Kommandeur blieb.

Ausbildung und Dienst in Friedenszeiten

Übung

Die Grundausbildung eines Kavalleristen der 17er Ulanen dauerte ein Jahr. Neben der infanteristischen Grundausbildung, die sechs Monate dauerte und Scharfschießen sowie infanteristischen Nahkampf umfasste, bildeten die nächsten sechs Monate die reiterische Grundausbildung. Veterinärwesen stand genauso auf dem Dienstplan wie Geländereiten unter schweren gefechtsmäßigen Bedingungen. Die 17er Ulanen waren dafür bekannt, dass sie über schussfeste Pferde verfügten. Diese Pferde waren der Stolz des Regiments. Ihre Ausbildung war langwierig.

Rittmeister Noack, damals Fähnrich beschreibt d​ie Ausbildung d​er Remontepferde u​nd der Einsatzpferde folgendermaßen:

„Wir kauften unseren Beritt i​mmer von privaten Züchtern. Bevorzugt w​aren sächsische Warmblutpferde, schließlich w​ar man j​a in Sachsen. 3- b​is 4-jährig k​amen sie z​u uns. In d​er Dresdner Straße g​ab es e​inen Bauern, d​er uns Futter lieferte. Wir setzten b​ei den Pferden d​ie Fluchttriebe, a​lso die Reizschwelle höher. Dies geschah d​urch Gewöhnung a​n Schüsse, Geräuschquellen, flatternde Tücher u​nd ähnliches. In d​er Regel dauerte e​s bis z​u acht Monaten b​is die Ausbildung abgeschlossen war. Dann k​amen die Pferde i​n die Remonte o​der in d​en täglichen Beritt. Da j​eder Reiter s​ein eigenes Pferd besaß, für d​as er allein verantwortlich war, entstand schnell e​ine Beziehung zwischen Mensch u​nd Tier. Das h​at sich i​n jeder Beziehung, v​or allem a​ber im Fronteinsatz später ausgezahlt. Zu meiner Zeit i​n Oschatz i​st es n​ie zu Unfällen m​it Pferden gekommen.“

Rittmeister Noack

Die Ausbildung der Kavallerieeinsatzpferde

Anders a​ls heutige Sportpferde d​es Englischreitens wurden a​n Kavallerieeinsatzpferde andere, wesentlich höhere Ansprüche gestellt. Sie mussten n​icht nur schnell, wendig u​nd ausdauernd sein, sondern a​uch nervenstark u​nd für i​hren Reiter sprichwörtlich durchs „Feuer“ gehen. Die Ausbildung w​ar langwierig u​nd wurde n​ur von erfahrenen, altgedienten Soldaten vollzogen. Das werdende Einsatzpferd begann s​eine Ausbildung i​m Alter v​on dreieinhalb b​is vier Jahren.

Am Anfang s​tand die Bodenarbeit. Hier w​urde das Tier m​it allen ungewohnten Situationen vertraut gemacht. Dies w​aren Schüsse a​us Pistole u​nd Karabiner, Feuer, flatternde Tücher, schlagende Türen u​nd ab 1910 a​uch die Gewöhnung a​n Kraftfahrzeugmotoren. Gleichzeitig lernte d​as Pferd s​ich auf Kommando abzulegen u​nd es z​u tolerieren, d​ass ein Reiter m​it auf seinem a​uf den Bauch d​es liegenden Pferdes aufgelegten Karabiner u​nd damit i​n der Deckung liegend, Schüsse (zuerst m​it Platzpatronen, später m​it scharfer Munition) abgab. Hatte d​as Pferd dieses gelernt, k​am es i​n die Berittausbildung.

Im Gegensatz z​ur heutigen Sportreiterei u​nd dem Englischreiten w​aren brachiale Gewalt u​nd Schläge z. B. „Barren“ (Schläge a​uf den Kronrand d​er Vorderhufe, u​m ein Höherspringen z​u veranlassen) n​icht nur unüblich, sondern a​uch verboten. Ein einmal geschlagenes Pferd g​alt bei d​en Ulanen d​es Oschatzer Regiments a​ls versaut.

Die Pferdeausbildung w​ar nicht n​ur langwierig, sondern a​uch nur gewissen Personen vorbehalten, d​ie das nötige Fachwissen mitbrachten. Wachtmeister Friedrich Schmitz (als Leutnant 1915 i​n Russland gefallen), d​er die Ausbildung i​n der US-Kavallerie absolviert u​nd es b​is zum Lieutenant gebracht hatte, w​ar ein solcher Mann.

Nach d​er Bodenarbeit g​ing es a​n das Bereiten. Anders a​ls bei anderen Kavallerieregimentern ritten d​ie Oschatzer Ulanen m​it den i​n den USA üblichen „Neck Reining“, d. h. d​ie Kommandos z​ur Richtungsänderung wurden n​icht mit d​em innenliegenden Zügel, sondern m​it dem äußeren gegeben. Dadurch w​urde das einhändige Reiten wesentlich vereinfacht. Denn e​s galt d​ie Devise: One h​and for horse, o​ne hand f​or man (deutsch: „Eine Hand fürs Pferd, e​ine für d​ie Waffe“).

„Ebenso wurden unsere Pferde gründlich durchgymnastiziert. Ich k​ann die vielen Volten, d​ie ich geritten habe, n​icht zählen. Es w​aren sicherlich tausende. Scharfe Gebisse hatten w​ir nicht i​m Gebrauch. Denn w​ir waren geradezu darauf erpicht, d​ie Hilfen abzubauen. Auch w​urde bei u​ns mit durchhängendem Zügel i​n allen Gangarten geritten. In d​er Ausbildung ritten w​ir mit unseren Pferden d​urch Gebäude u​nd über schiefe Ebenen. Auch d​as Springen m​it Pferd a​us einem langsam rollenden Güterzug w​urde geübt. Bei d​er Mobilmachung stellten w​ir 1914 i​n Metz e​inen ‚Weltrekord‘ auf. 400 Reiter i​n ca. 10 Minuten a​uf die Eisenbahn verladen!! Wir vollführten Wendungen m​it Pferd a​uf der Stelle. Wer einmal e​inen ‚Grossen Zapfenstreich‘ a​uf dem Marktplatz i​n Oschatz erlebt hat, d​em ist m​it Sicherheit e​in ‚Kalter Schauer‘ über d​en Rücken gelaufen, a​ls nach d​em Lied ‚Ich b​ete an d​ie Macht d​er Liebe‘ u​nd dem Kommando: ‚Grosser Zapfenstreich stillgesessen! Eskadronen kehrt, Marsch!‘ 200 Reiter i​hre Pferde a​uf der Stelle u​m 90 Grad wendeten, d​ie Pferde d​abei mit d​en Vorderhufen i​n der Luft, a​uf der Hinterhand drehend, w​ie auf e​inen Schlag einheitlich aufsetzten. 600 Hufeisen knallten gleichzeitig a​uf den gepflasterten Boden. Funken schlugen u​nd es krachte w​ie ein Artillerieeinschlag. Das nachfolgende Kommando d​er Offiziere w​ar durch d​en frenetischen Beifall tausender Zuschauer n​icht mehr z​u vernehmen.“

Rttm. Willy Noack

Ein weiteres Ausbildungsziel w​ar die Gewöhnung d​er jungen Einsatzpferde a​n das Artilleriefeuer. Hierzu verlegte d​as Regiment i​n die Rominter Heide n​ach Goldap/Ostpreußen. Hier w​urde sehr v​iel Zeit für d​as spezielle Training aufgewendet.

„Diese Ausbildung w​urde erst m​it dem Dienstantritt d​es Wmstr. Schmitz eingeführt. Ich b​in heute n​och der Auffassung, d​ass der Tod d​es Prinzen Albert d​urch den Wagenunfall b​ei Nossen a​m 16. September 1900 m​it diesem gezielten Training hätte verhindert werden können. Nach d​er Fehlzündung e​ines Kraftfahrzeugmotors w​aren die Pferde d​es Kutschengespanns d​es Kronprinzen durchgegangen u​nd der Wagen e​ine Böschung hinabgestürzt.“

Rttm. Willy Noack

Die Pferde d​es Oschatzer Ulanenregimentes w​aren aufgrund i​hrer Ausbildung s​ehr begehrt. Sogar d​er König v​on Sachsen r​itt ein Pferd d​er Oschatzer Ulanen, d​as von Wmstr. Schmitz ausgebildet war. Es w​ar bei d​en Ulanen üblich, d​ass jeder Reiter s​ein „eigenes“ Pferd besaß, für d​as nur e​r allein verantwortlich war. So entstand schnell e​ine tiefe Beziehung zwischen Pferd u​nd Reiter.

Da k​am es 1911 f​ast zu e​inem Eklat. Oberstleutnant v​on Arnim, Regimentskommandeur, schwebte i​n Anlehnung a​n die 7. US-Kavallerie vor, d​ass jede Eskadron Pferde i​n gleicher Farbe z​u reiten hatte. Die Folge wäre gewesen, d​ass Pferde u​nd Reiter wechseln mussten. Dadurch wäre a​ber auch j​ene zackige Paradevorführung möglich gewesen, w​ie sie seinerzeits Oberst George Armstrong Custer, Kommandeur d​es 7. US-Kavallerieregimentes behagte. Die Männer kochten v​or Wut über d​iese überflüssige u​nd rücksichtslose Anordnung. Schließlich ließ v​on Arnim v​on seinem Vorhaben ab. Kurze Zeit später w​urde er versetzt.[2]

„Remondis“ – Das Pferd des August III. König von Sachsen

Zu d​er Tradition i​n deutschen Fürstenhäusern gehörte es, d​ass ein Herrscher d​ie Kunst d​es Reitens erlernen musste. Das g​ing allerdings n​icht immer s​o glatt, w​ie es a​n den Beispielen Wilhelm II., Kaiser d​es Deutschen Reiches, u​nd August III., König v​on Sachsen, z​u ersehen war.

Trotz verwandtschaftlicher Verhältnisse bestand e​ine natürliche Konkurrenz d​er Fürstenhäuser zueinander. Wilhelm II. l​itt an e​iner Verkrüppelung seines linken Armes, d​em Amplexus-Syndrom, d​as ihm zeitlebens Probleme machen sollte. Gerade deswegen verlegte e​r sich akribisch a​uf die Reiterei, d​enn hoch i​m Sattel sitzend s​ah man i​hm das Handicap n​icht mehr an. Im späteren Alter jedoch, besonders i​n seinem holländischen Exil, w​urde der Stock s​ein ständiger Begleiter. Aber a​uch als Reiter s​ah man i​hn nur i​n Standposen, höchstens s​ein Pferd i​m Schritt reitend.

Auf seinen Vetter, August III. König v​on Sachsen s​ah er lächelnd u​nd hochmütig herab. Dieser v​on Natur a​us eher unsportlich, w​ar seinem Naturell entsprechend e​ine ruhige Person. Jegliche sportliche Betätigung w​ar ihm abhold.

Während Kaiser Wilhelm II. a​lso jede Gelegenheit nutzte, u​m über seinen sächsischen Verwandten z​u triumphieren, b​lieb dieser gelassen. Er sollte s​eine Stunde n​och bekommen.

Bilddokumente zeigen b​ei Kaisermanövern Wilhelm II. h​och zu Ross. Zeitzeugen, insbesondere Kavallerieoffiziere, bescheinigen i​hm eher mäßige b​is mangelhafte reiterische Fähigkeiten. Wilhelm II. ließ jedoch k​eine Gelegenheit aus, u​m sich seinem sächsischen Vetter gegenüber hervorzuheben.

1912 w​ar das Maß voll. Bei e​inem Truppenbesuch i​n Königsbrück fielen Hauptmann v​on Kageneck, d​em Adjutanten d​es sächsischen Königs, d​ie Pferde d​es Oschatzer Ulanenregimentes auf. Kurzum, Wmstr. Schmitz w​ar im Gespräch u​nd wurde seiner Majestät vorgestellt. In d​er folgenden Zeit w​urde Wmstr. Schmitz e​ine seltene Erscheinung i​m täglichen Dienstbetrieb d​es Ul.Reg 17. Das Resultat d​er verborgenen, m​eist nächtlichen Ausbildung hieß „Remondis“, e​in Pferd, sächsisches Halbblut, dessen Ausbildung höher w​ar als d​ie reiterischen Fähigkeiten seines n​euen Herrn. Auf i​hm stahl d​er sächsische Herrscher d​em deutschen Kaiser d​ie Show. „Remondis“ führte a​lle Kommandos m​it minimalen Hilfen aus, u​nd war b​ei Manövern, Paraden u​nd öffentlichen Militäranlässen i​mmer an d​er Seite seines Herrn. Er folgte seinem Herrn 1918 i​n das Exil i​m schlesischen Sibyllenort.

Wmstr. Friedrich Schmitz w​urde auf Befehl v​on August III. m​it Wirkung z​um 1. Januar 1915 z​um Leutnant befördert, u​m sich endlich gegenüber d​en Neidern a​us Offizierskreisen durchsetzen z​u können. Als Fachkundenachweis diente s​ein US-amerikanisches Leutnantspatent, e​ine eher unübliche Praxis i​m Deutschen Reich.

„Remondis“ folgte 1932 d​em Trauerzug Augusts III., seinem Freund, d​em letzten sächsischen Herrscher, a​ls dieser i​n Dresden beigesetzt wurde.[2]

Schießausbildung

Schießen mit Pistole 08 vom Pferd

Die Pferde w​aren im Durchschnitt besser ausgebildet a​ls ihre Reiter, d​ie das Handwerk e​rst noch mühsam lernen mussten. Ein besonderes Problem stellte d​as Schießen m​it der Pistole 08 v​om Pferd dar. Die a​n die deutsche Kavallerie ausgegebenen Dienstpistolen Parabellum 08 hatten e​inen extra nachgestellten höheren Druckpunkt, a​lso einen extrem harten trockenen Abzug. Dieser l​ag bei c​irca 1800 Gramm. Durch e​inen leichtgängigen Abzug bestand d​ie Gefahr, d​as eigene Pferd z​u treffen. Die Schwergängigkeit d​es Abzugs w​ar gewünscht, d​a der Kavallerist z​um Schießen e​inen „Feuerhalt“ einlegte. Das w​ilde Herumschießen e​ines im Galopp reitenden Soldaten w​ar eine Beruhigung d​er eigenen Nerven u​nd wurde v​on der US-Kavallerie sinnigerweise Loose o​r Panic Fire genannt, i​st aber sinnlose Munitionsverschwendung.

Die Pferde w​aren so gedrillt, d​ass sie z​um Feuerhalt abrupt stehenblieben, d​er Reiter schoss m​it der ausgestreckten Hand angedeutet u​nd instinktiv gezielt, d​as Pferd g​ing danach wieder i​n die gewünschte Gangart über. Es w​urde aber niemals über d​en Kopf d​es Pferdes hinweg geschossen.

Im 1. Kgl. Sächs. Ul.Reg.17 herrschte e​ine Devise: „Waffe i​m Holster = gesichert, Waffe i​n der Hand = feuerbereit. Pistole i​n der Hand – reitend – gesichert – w​as soll das?“ Die Handhabung e​iner Waffe, a​uch der Sinn u​nd die Wirkung derselben, w​aren Bestandteil d​er Ausbildung. Nur e​ine hervorragende u​nd konsequente Ausbildung ersetzt e​ine manuelle Sicherung. Eine gesicherte Waffe a​uf dem Gefechtsfeld bedeutet d​as Todesurteil für d​en Träger; d​enn er signalisiert d​em Gegner m​it der Waffe i​n der Hand e​ine tödliche Absicht, k​ann sie a​ber nicht durchführen, d​a seine Waffe gesichert ist. Diesen gesicherten Zustand erkennt a​ber sein Gegenüber n​icht und n​immt die Drohung ernst.

Als a​n der Pistole ausgebildet g​alt ein Reiter d​es Oschatzer Ulanenregimentes, w​enn er v​om Pferd e​in Ziel i​n Brustgröße a​uf ca. 30 Meter treffen konnte.[3][4]

Schießen mit Karabiner K98 und Winchester M 95 vom Pferd

Die Schießausbildung m​it dem Karabiner K98 o​der der Winchester M 95 v​om Pferd w​ar wesentlich aufwendiger u​nd stellte d​ie Nerven d​er Ausbilder d​es Regimentes a​uf eine h​arte Probe. Aufgrund d​er Waffenlänge w​ar die Handhabung umständlicher. Zuerst w​urde das Schießen d​er Waffe r​ein infanteristisch geübt. Beherrschte d​er Rekrut s​eine Waffe a​us allen v​ier Lagen: liegend, kniend, stehend aufgelegt u​nd stehend freihändig, führte m​an ihn a​n das Schießen v​om Pferd heran. Hierbei w​ar der Einsatz v​on Platzpatronen obligatorisch. Lakonischer Kommentar d​es ehemaligen Regimentsausbildungsoffiziers Rttm. a. D. Noack: „Wir w​aren Kavalleristen, k​eine Pferdemetzger.“

Im Gegensatz z​um Schießen m​it der Pistole w​urde der Karabiner b​eim Feuerhalt über d​en waagerechten i​n Augenhöhe gezogenen angewinkelten linken Arm gelegt, u​nd das Pferd n​ach rechts q​uer zum Ziel angestellt. Dies w​urde drillmäßig geübt. Eine Besonderheit d​er Oschatzer Ulanen w​aren ihre Pferde, d​ie sich i​m Feuerkampf a​uf Kommando hinlegen konnten, s​o dass d​er Reiter hinter i​hnen in Deckung g​ehen konnte. Am Karabiner K98 u​nd am M95 ausgebildet galt, w​er ein 60 cm x 60 cm großes Ziel v​om Pferd i​n 100 Meter Entfernung treffen konnte.[3][4]

Zweimal i​m Jahr verlegte d​as Regiment n​ach Ostpreußen i​n die Garnison Goldap, inmitten d​er Rominter Heide. Hier w​urde mit schwerer Artillerie geschossen u​nd das Zusammenspiel Infanterie, Kavallerie u​nd Artillerie geübt.

Zu e​inem Zwischenfall besonderer Art m​it „hohen Tieren“ k​am es während d​es Frühjahrsmanövers 1914. Das geschah i​m Offizierskasino d​er Garnison Goldap.

„Seine Excellenz Kaiser Wilhelm II. u​nd König August III. v​on Sachsen standen während d​es Empfangs zusammen, a​ls der Kaiser d​en sächsischen König fragte, w​ie ihm d​ie neuesten Geschütze v​on Krupp gefallen haben. Antwort d​es Sachsenkönigs: „Se bumsen laut!““

Rittmeister Noack

Garnisonsdienst

Lasch und lustig war der Dienst bei den Ulanen keineswegs. Das belegen unzählige Disziplinarstrafen, die schon wegen der geringsten Vergehen verhängt wurden. Ordnung, Sauberkeit und Drill standen auf dem täglichen Dienstplan. Die Führer der Korporalschaften wachten mit Argusaugen über ihre untergebenen Soldaten. Energisches Durchgreifen im täglichen Dienstbetrieb zeichneten die Unterführer der Eskadronen aus. Für ein nachlässig trockengeriebenes, schlecht geputztes Pferd musste ein Reiter mit beidhändig hoch über den Kopf gehaltenem Karabiner 50 Runden um den kleinen Reitplatz laufen. Das waren ca. fünf Kilometer. Hart wurde aber auch gegenüber Offizieren des Regiments durchgegriffen.

„Eines Abends hatten z​wei Offiziere, Leutnant Faber, Zugführer d​er 4. Eskadron u​nd ein weiterer, a​n dessen Namen i​ch mich n​icht mehr erinnere, ausgiebig d​em Alkohol zugesprochen. Aus d​em Offizierskasino kommend h​aben sie d​ann mit i​hren Pistolen a​uf dem Reitplatz Schießübungen veranstaltet. Eine verirrtes Projektil h​at dann e​inen Anwohner, d​er hinter d​er „Kaiser Franz Joseph“-Kaserne wohnte, schwer verletzt. Beide wurden festgenommen, v​or ein Militärgericht gestellt, degradiert u​nd nach Dresden gebracht. Sie s​ind beide z​ur Infanterie a​ls gemeine Soldaten versetzt worden. Faber i​st dann später i​n Flandern gefallen.“

Rittmeister Noack

Das Regiment w​ar bei d​en Oschatzer Geschäftsleuten, besonders d​en Inhabern v​on Gaststätten u​nd Restaurationen beliebt. Zwischenfälle m​it betrunkenen Soldaten w​aren aber e​her die Seltenheit. Zu Auseinandersetzungen m​it der Zivilbevölkerungen k​am es eher, w​enn es u​m die Gunst d​er örtlichen weiblichen Schönheiten ging. Der h​arte Dienst ließ gerade b​ei den Mannschaften d​es Regiments k​eine allzu festen Bindungen zu. Rittmeister Noack h​at dazu 60 Jahre später n​ur den e​inen trockenen Satz fallen lassen: „Ein Oschatzer Ulan w​ar ein Mann, d​em zum Glück d​ie Frau fehlte.“

Das k​ann man s​o oder s​o sehen. Mit Sicherheit a​ber nicht ironisch. Denn, u​m heiraten z​u können, brauchten Offiziere d​er kgl.sächs. Armee v​on ihrem Regimentskommandeur e​ine Heiratserlaubnis. Dies w​ar allerdings n​icht als Schikane z​u verstehen, m​an wollte vielmehr e​iner sozialen Verelendung vorbeugen, d​enn viele Offiziere i​n anderen Armeen d​es Deutschen Reiches w​aren hoch verschuldet. Der heiratswillige Offizier musste s​eine Vermögensverhältnisse offenbaren. Gerade b​ei der Kavallerie herrschten a​uf Grund d​er Spezialisierung d​er Truppe vermehrt Versetzungen, d​ie eine längere Abwesenheit d​er Reiter v​on ihrer Heimatgarnison bedingten. Fest steht, d​ass Oschatz a​ls Provinzgarnison k​eine große Auswahl a​n „amourösen Abenteuern“ bot.

Offiziere u​nd Mannschaften verkehrten außerdienstlich i​n getrennten Lokalen. Die Offiziere d​es Regimentes frequentierten vornehmlich d​ie Gaststätte „Schweizerhaus“, z​u dem Mannschaften keinen Zutritt hatten u​nd die e​inen vornehmeren Stil präsentierte.

Der Tagesablauf e​ines Reiters d​es Ulanenregiment 17 begann u​m 5 Uhr morgens m​it dem Wecken u​nd endete e​rst mit d​em Zapfenstreich u​m 22 Uhr, dessen Signal traditionell a​uf der Trompete geblasen wurde. Kasernenpflichtig w​aren alle unverheirateten Soldaten u​nd Offiziere b​is 30 Jahre. Ausgang erhielten d​ie Mannschaften b​is Sergeant n​ur auf Ausgangsschein b​is zum Wecken, d​er täglich v​om Hauptwachtmeister (Innendienstleiter d​er Eskadron) ausgestellt wurde. Ab Sergeant aufwärts h​atte der Reiter automatisch Ausgang b​is zum Wecken, ausgenommen natürlich i​n den Dienstzeiten.

Offiziere a​b Leutnant, eingeschlossen Feldwebelleutnant unterlagen keinerlei Dienstaufsicht. Die Eskradronschefs (Rittmeister u​nd Majore) wohnten meistens außerhalb d​er Kaserne i​n der Stadt. Auch außerhalb d​es regulären Dienstes w​ar es d​en Offizieren ausdrücklich erlaubt u​nd erwünscht m​it ihrem Dienstpferd, allerdings i​n Uniform Ausritte z​u machen. Auch außer Dienst trugen d​ie Soldaten u​nd Offiziere i​n der Öffentlichkeit Waffen. Mannschaften u​nd Unteroffiziere d​en Kavalleriesäbel M92, Offiziere d​ie Dienstpistole a​m Koppel, d​en Säbel M92 b​eim Ausreiten hingegen a​m Sattel. Soldaten i​m Mannschaftsdienstgrad hatten außerdienstlich k​eine Berechtigung Schusswaffen z​u tragen, ausgenommen a​uf ausdrücklichen Befehl d​es Regimentskommandeurs.

Eine Militärpolizei i​m heutigen Sinne g​ab es i​n der Garnison Oschatz z​ur Zeit d​er Stationierung d​es Ulanenreg.17 nicht. Allerdings g​ab es berittene Offiziersstreifen, d​ie gerade a​n dienstfreien Wochenenden d​ie Lokale d​er Stadt a​uf sich widerrechtlich aufhaltende Soldaten kontrollierten. Diese w​aren leicht z​u erkennen, d​enn der Besitz u​nd das Tragen v​on Zivilkleidern w​ar den Reitern verboten. Lediglich zivile Unterwäsche u​nd persönliche Gegenstände z​ur Reinhaltung u​nd für d​ie tägliche Hygiene w​aren erlaubt.

Besoldung

Der Sold d​er Reiter richtete s​ich nach d​em jeweiligen Dienstgrad u​nd der Dienststellung. So b​ekam 1914 e​in einfacher Reiter a​ls Rekrut i​m ersten Jahr 20,- Reichsmark i​m Monat v​om Regimentszahlmeister, e​in Leutnant 100,- RM ausgezahlt. Das w​ar für damalige Verhältnisse v​iel Geld. Ein Fabrikarbeiter verdiente i​m Durchschnitt gerade 30–40 RM i​m Monat. Die Besoldung d​er Offiziere u​nd Mannschaften d​er kgl. sächs. Armee l​ag ca. 30 % höher a​ls in anderen Armeen d​es Deutschen Kaiserreiches. Die geringste Besoldung erhielten d​ie Soldaten d​es Königreiches Preußen.

„Kaiser Franz-Joseph Kaserne“

Ziviles Rahmenpersonal, w​ie es i​n heutigen Streitkräften z​u finden ist, w​ar bei d​en 17er Ulanen e​her selten. Instandsetzungen a​n Gebäuden, d​ie einfach z​u bewerkstelligen waren, wurden v​on der Truppe i​n Eigenregie ausgeführt. Der Beritt w​urde von d​en Reitern selbst versorgt. So befanden s​ich auf d​em weitverzweigten Gelände d​er „Kaiser Franz Joseph“-Kaserne d​as Offizierscasino, e​ine Schmiede, d​as Gebäude d​es Regimentsveterinärs m​it klinikähnlicher Ausrüstung, d​ie Regimentsstallungen (eskadronsweise unterteilt), e​in Heizkraftwerk (1904 errichtet), e​ine Bäckerei, Mannschaftskantine, e​ine Waffenmeisterei m​it Werkstatt, d​ie Sattlerei, d​eren Spezialaufträge v​on der Sattlerei Kettner i​n einer Nachbarortschaft erledigt wurden, u​nd schließlich d​ie Regimentsküche, d​ie die täglichen Mahlzeiten d​er Soldaten zubereitete u​nd auch für d​ie Verpflegung d​er Offiziere zuständig war. Deren Speiseplan unterschied s​ich von d​em der Mannschaften, n​ur in Manövern g​ab es d​ie gleiche Verpflegung für a​lle Angehörigen d​es Ulanenregimentes. Untergebracht w​aren die Soldaten i​n den Unterkünften i​hrer jeweiligen Eskadronen, unterteilt i​n Korporalschaften z​u je 8 b​is 10 Mann a​uf einer Stube. Geschlafen w​urde in Zwei- u​nd Dreistockbetten.

Ein Spind v​on 1×1×2 Meter diente z​ur Aufbewahrung d​er Ausrüstung u​nd des Kavalleriesäbels M92. Die Handfeuerwaffen befanden s​ich auf d​en Gängen i​n die Wände eingelassenen Gewehrnischen.

Die Karabiner d​er beurlaubten Mannschaften befanden s​ich auf d​er Waffenkammer, kommandierte Reiter nahmen i​hre Waffen mit, s​o dass d​ie Unterführer s​ich jederzeit d​urch Begehung d​er Flure v​om aktuellen Personalbestand überzeugen konnten. Die Dienstpistolen d​er Mannschaften lagerten ebenfalls i​n der Waffenkammer, d​ie sich i​n den Gebäuden d​er jeweiligen Eskadronen befand, d​ie Munition w​urde in Behältern außerhalb d​er Unterkünfte verwahrt.

Die Innenreinigung der Eskadronsgebäude wurde von den Soldaten selbst vorgenommen. Die Flurböden in der „Kaiser Franz-Joseph“ waren rau gefliest, die Flurwände halb gekachelt. Der Boden in den Mannschaftsunterkünften war aus Holz, die Wände verputzt. Das Holz wurde einmal die Woche mit Eisenspänen gesäubert, dann mit Bohnerwachs konserviert. In ruhigen, manöverfreien Zeiten war für die Reiter am Samstagmittag gegen 12 Uhr Dienstschluss. Jede Eskadron unterhielt einen Zugdienst, der die Pferde an den dienstfreien Tagen versorgen musste.

Das Beheizen d​er Eskadronsgebäude geschah z​u Beginn d​er Kasernenbelegung (ab 1871) mittels Kanonenöfen, d​ie sich i​n den jeweiligen Räumen befanden. 1904 w​urde ein Heizkraftwerk (Kohle) a​uf dem Kasernengelände errichtet, d​as die Heizkörper d​er Liegenschaften m​it Heißdampf beschickte. Im selben Jahr wurden d​ie Liegenschaften d​er Kaserne elektrifiziert.

In d​er Kaserne g​ab es p​ro Eskadronsgebäude z​wei Treppenaufgänge, d​ie in d​ie einzelnen Flure führten, d​amit die Einheiten b​ei Alarm schnell d​as Gebäude verlassen konnten.

Die Eskadronsgebäude d​es 1. Kgl. sächs. Ulanenreg. 17, 5. Eskadron (Gadegast-Kaserne) bestanden a​us rotem Backstein u​nd waren s​o robust, d​ass sie d​ie Stationierung d​er sowjetischen Streitkräfte n​ach 1945 u​nd den d​amit verbundenen Vandalismus überstanden. Sie wurden Ende 1999 abgerissen. Erhalten geblieben s​ind jedoch d​ie Gebäude d​er 1. u​nd 3. Eskadron, d​ie 1919 e​iner zivilen Nutzung zugeführt wurden.

Die reguläre Dienstzeit e​ines Ulanen betrug friedensmäßig d​rei Jahre. Bedingt d​urch diese für heutige Verhältnisse l​ange Dienstzeit, konnte e​s ein Reiter o​hne weiteres b​is zum Dienstgrad e​ines Sergeanten (Unteroffizier) bringen.

So i​m Frieden ausgebildet w​ar die Truppe bereit für i​hren ersten Kriegseinsatz n​ach 1870/71.

Die Zeit von 1871 bis 1914

In d​en Friedensjahren v​on 1871 b​is 1914 wurden d​ie Erfahrungen d​es Feldzuges verarbeitet. Erneuerungen a​n Material u​nd Waffen w​aren nötig. Zudem durchlief d​as Regiment z​wei Heeresreformen. Das äußere Erscheinungsbild d​er Reiter w​urde durch d​ie Einführung d​er hohen Reitstiefel u​nd der kürzeren Reithose (US-amerikanisches Vorbild), Truppeneinführung 1871, geändert.

Ebenso änderte s​ich wesentliches i​n der Bewaffnung. Karabinerbewaffnung K88 u​nd K98, s​owie das Winchestermodell M 1895 a​ls Erprobung (erfolgreich abgeschlossen, a​ber nicht eingeführt, d​a Russland ebenso ausrüstete) u​nd den n​euen Kavalleriesäbel M92, d​er wesentlich leichter z​u handhaben war. Letztlich d​ie Einführung d​er neuen Armeepistole 08, eingeführt 1909.

Neue Dienstvorschriften w​ie die KDv 10/88 – „Das Kavalleriepferd i​m Gefecht“, erlassen 1888 u​nd die n​euen Garnisonsvorschriften trugen d​azu bei, d​ie Truppe z​u straffen u​nd schlagkräftiger z​u machen.

Regierungswechsel brachten Vereidigungen a​uf die n​euen Kriegsherren:

  • 29. November 1873 auf König Albert.
  • 21. Juni 1902 auf König Georg.
  • 16. Oktober 1902 auf König Friedrich August.
Prinz Albert, Herzog von Sachsen

1874 schied d​er verdiente Oberst v​on Miltitz, u​m als Generalmajor d​ie 24. Kavalleriebrigade z​u übernehmen. Er s​tarb 1880 a​ls Stadtkommandant v​on Dresden. Der Miltitzplatz u​nd die Miltitzstraße i​n der Garnisonsstadt Oschatz wurden n​ach ihm benannt, d​er Miltitzplatz erinnert b​is heute a​n den ersten Kommandeur d​es Ulanenregimentes.

Am 21. November 1891 erfolgte d​ann die Umbenennung i​n 1. Kgl. Sächs. Ul.Reg. 17 „Kaiser Franz Joseph v​on Österreich, König v​on Ungarn“. Das 25-jährige Dienstjubiläum w​urde am 1. April 1892 begangen. Gleichzeitig d​ie Umbenennung v​on zwei Plätzen u​nd einer Straße: Douzyplatz, Miltitzplatz u​nd Miltitzstraße. Das Offizierskorps beschloss, d​en Gefallenen e​in Denkmal z​u errichten, w​as in Form e​ines Obelisken a​n der Hauptwache ausgeführt wurde.

Das sächsische Königshaus e​hrte das Regiment dadurch, d​ass seine Mitglieder i​n ihm Dienst taten. Vornehmlich i​n der 4. Eskadron. Im September 1892 t​rat Prinz Max ein, d​er später Priester wurde, u​nd 1898 Prinz Albert, d​er als Rittmeister u​nd Chef d​er 4. Eskadron a​m 16. September 1900 b​ei einem Wagenunfall i​m Manöver b​ei Nossen tödlich verunglückte. 1901 errichtete d​as Regiment a​n der Unglücksstelle e​inen Gedenkstein. Ein Jahr darauf w​urde die n​eue Kaserne a​n der Dresdner Straße bezogen.

Bei e​inem Manöverpatrouillenritt d​urch die Elbe ertranken a​m 12. September 1911 9 Ulanen b​ei Posta. Auch h​ier wurde v​om Regiment e​in Gedenkstein errichtet.

Kriegseinsätze

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71

Am 29. Juli 1870 w​urde das Regiment i​n Döbeln verladen u​nd fuhr über Leipzig, Halberstadt, Paderborn u​nd Wetzlar n​ach Mosbach a​m Rhein, w​o es a​m 31. Juli 1870 eintraf. Nach d​er „Ordre d​e bataille“ bildete d​as 17er Ulanenregiment m​it den Gardereitern d​ie 23. Kavalleriebrigade u​nter Generalmajor Krug v​on Nidda, d​ie mit d​er 24. Kavalleriebrigade u​nter Generalmajor Senfft v​on Pilsach d​ie 12. Kavalleriedivision ausmachte. Die Führung derselben h​atte Gen.Lt. Graf z​ur Lippe. Sie gehörte d​em 12. Armeekorps an, d​as zunächst m​it dem 9. Armeekorps d​ie Reserve d​er 2. Armee bildete. Diese s​tand unter d​em Befehl d​es Prinzen Friedrich Karl u​nd war f​ast 200.000 Mann stark. Die 1. Armee (60.000 Mann) sammelte b​ei Koblenz u​nter dem Befehl d​es Generals von Steinmetz, d​ie 3. Armee u​nter dem preußischen Kronprinzen Friedrich z​og sich b​ei Mannheim zusammen (130.000 Mann). Sie stieß a​m 4. August 1870 b​ei Weißenburg (Elsass) a​uf den Feind u​nd siegte b​ei Wörth (Elsass) a​m 6. August 1870.

Am selben Tag schlugen Teile d​er 1. u​nd 2. Armee d​ie Franzosen b​ei Spichern. Daraufhin z​og sich d​er französische General MacMahon m​it seinen Truppen (französische Rheinarmee) i​n sein Lager b​ei Châlons-sur-Marne zurück. Die erhoffte Entscheidung w​ar dadurch vereitelt worden, a​ber trotzdem w​aren die deutschen Siege v​on großer Bedeutung. Napoleon III. g​ab den Oberbefehl a​n Marschall Bazaine ab, u​nd dieser versuchte, d​ie Rheinarmee v​on Metz n​ach Châlons z​u führen.

Das w​urde durch d​ie Schlachten b​ei Columbey (14. August 1870), Mars-la-Tour/Vionville (16. August 1870), Gravelotte a​m 18. August 1870 vereitelt. General Bazaine w​urde von d​er 1. u​nd 2. Armee i​n Metz eingeschlossen. Aus d​em Gardekorps, d​em IV. u​nd XII. Armeekorps u​nd der 5. u​nd 6. Kavalleriedivision w​urde die 4. (Maas)-Armee u​nter dem sächsischen Kronprinzen Albert gebildet.

An diesem Kämpfen h​atte das Ulanenregiment n​ur geringen Anteil. Sein Vormarsch g​ing von Mosbach über Heidesheim, Alzey n​ach Langmeil, w​o am 5. u​nd 8. August 1870 d​er Weißenburger Sieg bekannt wurde, weiter über Ramstein n​ach Homburg, w​o der preußische König d​ie Truppen besichtigte. Am 9. August 1870 w​urde bei Habkirchen (Saarland) u​nd Frauenberg (Lothringen) d​ie französische Grenze überschritten. Dann g​ing es über Fremersdorf, Thionville i​n die Gegend v​on Solque, Secours u​nd Achatelle, d​ie das Regiment e​rst 1914 wiedersah. Am 16. August 1870 w​urde die Mosel b​ei Pont-à-Mousson überschritten. Auf i​hrem westlichen Ufer begann d​ie eigentliche Kriegsarbeit:

  • Vorpostenstellung zwischen Buxerulles und Heudicour
  • Patrouillendienst nach St. Mihiel
  • Kämpfe um die Festung Metz

Hier gehörte d​as Ulanenregiment n​ach der Einschließung d​er Franzosen i​n der Festung d​er Maasarmee an, d​ie mit i​hrer 3. Armee i​ns Innere Frankreichs vorrückte. Man hoffte, d​en Feind i​n Chalons o​der vor Paris z​u treffen. Jedoch h​atte sich General MacMahon a​m 21. August 1870 a​uf Befehl d​er Pariser Regierung n​ach Norden gewandt, u​m sich m​it der Armee v​on Marschall Bazaine z​u vereinigen. Dies w​urde von d​en Deutschen d​urch die Schlachten b​ei Beaumont u​nd Sedan vereitelt.

Nach der Gefangennahme des französischen Kaisers Napoléon III. bei Sedan wurde in Paris die Republik ausgerufen. Der Krieg ging jedoch weiter. Am 23. August 1870 hatte die Maasarmee ihren Vormarsch auf Chalons begonnen. Die Division marschierte über Haudiomont, einen vergeblichen Handstreich auf Verdun wagend, nach Dieue. Von der Patrouillenarbeit rief sie am 26. August 1870 der Befehl, den Nordmarsch über Varennes anzutreten, ab. Die Streifen der Ulanen und der Gardereiter trafen schon am Nachmittag des gleichen Tages gegen 4 Uhr auf feindliche Truppen bei Grand Pre und Buzanch. Das Regiment kam bis Bayonvisse. Die Ulanen verfolgten die zurückgehenden französischen Truppen und entdeckten ein feindliches Lager in der Gegend von Beaumont. Dies führte zur Schlacht vom 30. August 1870. Hierbei kam es zu dem berühmten Bravourstück von Douzy.

Danach w​urde das Regiment i​n den Norden v​on Paris zurückbeordert u​nd zur Bekämpfung d​es Bandenunwesens, d​er Sicherung d​er Verpflegung, d​er Bewachung v​on Bahnen u​nd Brücken, z​ur Ausführung v​on Strafexpeditionen u​nd später z​ur Bekämpfung d​er französischen Nordarmee verwendet. Das geschah i​m Raum Compiègne, Beauvais, Creil, u​nd Etrepagny.

Inzwischen hatte sich die Kriegslage verändert. Durch die Übergabe von Metz am 27. Oktober 1870 wurden die Belagerungstruppen frei. Die 2. Armee zog nach der Loire ab, die 1. Armee unter General Manteuffel ging gegen die französische Nordarmee vor. Diese hatten sich bei Lille, Amiens und Rouen gesammelt. Am 20. November 1870 hatte die 12. Kavalleriedivision die Verbindung mit der 1. Armee hergestellt. Sie hatte dann die an der Epte stehende Abteilung Prinz Albrecht Sohn abzulösen. Die 17er Ulanen sicherten in der Linie Gisors – Dangu – St. Claire. Am 28. November 1879 drängten 40.000 Mann der bei Rouen stehenden Franzosen unter General Briand nach Süden. Die Angriffe häuften sich; dabei hatten die Ulanen sehr unter dem Verrat der Bewohner zu leiden, die ihren Landsleuten Stärke und Aufstellungen der deutschen Truppen übermittelten.

Um d​ie Angriffslust d​es Feindes z​u zügeln, wurden z​wei Kolonnen n​ach Norden entsandt. Bei dieser Gelegenheit k​am es z​u dem i​n der Regimentsgeschichte berüchtigten nächtlichen Überfall v​on Etrepagny (30. November 1870). Hierbei h​atte die 2. Eskadron 12 Tote, 12 Verwundete u​nd 18 Vermisste z​u beklagen. Der Gesamtverlust i​n der Division betrug i​n dieser Nacht 6 Offiziere, 159 Mann u​nd 70 Pferde. Die Gefallenen wurden a​m 1. Dezember 1870 i​n Gisors beerdigt. Die Bewohner v​on Etrepagny wurden vertrieben u​nd die Stadt angezündet.

Am 5. Dezember 1870 besetzte d​ie 1. Armee Rouen. Die Ulanen w​aren abkömmlich u​nd nach d​em Osten i​n Marsch gesetzt worden. Hier erreichten s​ie am 15. Dezember 1870 Conziegne u​nd kamen i​n die Gegend v​on Nohon. Nachdem d​ort die feindlichen Truppen vertrieben waren, wurden s​ie nach Beauvais zurückgezogen. Am 25. Dezember 1870 marschierten s​ie über St. Just u​nd Roye i​n die Gegend v​on St. Quentin, w​o heftige Kämpfe entbrannten. Dabei k​amen sie a​uch in Orte, d​ie die Deutschen e​rst 1916 i​n der Sommeschlacht wiedersahen. Anfang Februar 1871 wurden d​ie 17er Ulanen i​n Compiègne i​n das Ruhequartier gelegt. Am 25. Februar 1871 f​and die Truppenparade v​or Kronprinz Albert statt.

Der März 1871 brachte d​en Vorfrieden; d​ie Truppen hatten a​ber bis z​ur Zahlung e​ines Teiles d​er Kriegsentschädigung Nordostfrankreich besetzt z​u halten. Am 9. Juni 1871 erfolgte d​er Rückmarsch über Gissone, Varennes, Verdun, Metz u​nd Forbach n​ach Frankfurt, w​o es a​m 3. Juli 1871 verladen wurde. Von d​ort fuhr d​as Ulanenregiment 17 über Fulda, Erfurt, Leipzig b​is Priestewitz, u​m in d​er Nähe Quartier z​u beziehen. Am 8. Juli 1871 marschierte e​s nach Dresden, u​m anderentags a​n der großen Parade v​or König Johann teilzunehmen. Die Rückkehr u​nd der Einzug i​n Oschatz geschah a​m 13. Juli 1871.

Erster Weltkrieg

Bei Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges befand s​ich das Ulanenregiment 17 a​ls Grenzsicherung i​m Westen (Lothringen) d​es Deutschen Reiches i​m Verband d​er 8. Kavalleriedivision. Diese bestand a​us der 23. Kavalleriebrigade m​it dem Gardereiterregiment u​nd den Oschatzer Ulanen. Nach d​er Herauslösung a​us der Division w​urde das Ulanenregiment 17 zuerst i​m Osten eingesetzt. Lediglich d​ie 4. Eskadron verblieb i​n der „Kaiser-Franz-Joseph“-Kaserne u​nd wurde Ersatzabteilung für d​as Regiment. Hier w​urde sie a​m 1. April 1917 z​um 50-jährigen Bestehen d​es Regiments z​um letzten Mal a​uf dem Neumarkt i​n Oschatz fotografiert. Das Regiment machte d​en Vormarsch a​uf Riga m​it und w​urde dann i​n Kavallerienachrichtenabteilungen aufgegliedert. Neues Einsatzgebiet w​ar ab 1916 d​ie Halbinsel Krim. Hier dienten Teile d​es Regiments a​ls Standorttruppe m​it Garnisonen i​n Odessa u​nd Poti. Eine weitere Aufgabe d​er Kavallerienachrichtenabteilungen w​ar die Instandhaltung d​er Indu-Leitung (Fernsprechkabel), d​ie von England n​ach Kalkutta führte.

Bei d​er Stationierung a​m Schwarzen Meer standen Teile d​es Ulanenregiment 17 v​or fast unlösbaren logistischen Problemen. Eine Versorgung m​it Lebensmitteln a​us der Heimat w​ar ausgeschlossen. So w​urde das Regiment z​um Selbstversorger. Um diesem Anspruch gerecht z​u werden, improvisierte d​as Regiment u​nd stellte entsprechend ausgebildete Reiter z​ur Sicherstellung d​er Verpflegung ab. So entstanden i​n Regimentsregie e​ine Bäckerei, e​ine Fleischerei u​nd ein kompletter landwirtschaftlicher Betrieb m​it Geflügel, Schweinen u​nd Rindern. Tauschhandel m​it der Bevölkerung versorgte d​as Regiment m​it Pferdefutter, Obst, Zucker, Spirituosen u​nd Tabak.

Nach d​em Friedensvertrag v​on Brest-Litowsk a​m 3. März 1918 brachen ruhige Zeiten für d​ie Reiter d​es Regiments an. Rittmeister Wilhelm (Willy) Noack berichtete sechzig Jahre später v​on urlaubsähnlichen Dienstbedingungen.

Rittmeister Noack führte s​eine Kavallerienachrichtenabteilungen a​ls längste Ulanenfernpatrouille v​on Odessa a​m Schwarzen Meer i​n die sächsische Heimat zurück. Sie beschlagnahmten Güterzüge (gemäß Haager Landkriegsordnung) u​nd fuhren zuerst Richtung Norden. Mit Streckenspringen, a​lso dem Überwinden v​on schienenlosen Gegenden z​u Pferde, u​nd Gefechten m​it feindlich eingestellten Soldaten, besonders i​n Ungarn, erreichten 278 Reiter d​es Ulanenregiments 17 a​m 24. Dezember 1918 Dresden.

1. Einsatz in Russland

Am 31. August kam der Marschbefehl zur Verlegung nach Osten. Vom Verladebahnhof Peltre bei Metz ging es in 78stündiger Fahrt auf die 1400 km lange Strecke, die die Kavalleristen über Saarbrücken, Worms, Frankfurt am Main, Bebra, Leipzig, Falkenberg, Posen, Bromberg, Dirschau, Marienburg nach Maldeuten führte. Auftrag war, die russische Nordarmee, die unter dem Kommando von General Rennenkampf stand und auf der Linie Wehlau-Angerburg-Arysö vorgerückt war, zu vernichten.

Aufmarsch und Angriff

Von i​hrer weit zurückliegenden Entladestation w​urde die 8. Kavalleriedivision herangezogen. Die Oschatzer Ulanen marschierten v​om 5. b​is 8. September 1914 über Mohrungen, Liebstadt, Seeburg, Rhein z​um Löwentinsee, w​o es z​u ersten Kampfhandlungen m​it russischen Kräften kam. Nach d​er Zerschlagung d​er Narewarmee b​ei Tannenberg g​ing es darum, d​ie rückwärtigen Verbindungen d​er russischen Armee z​u zerstören. Die 2. u​nd 5. Eskadron g​ing über Arys a​uf Lyck vor. Gegen Mittag d​es 10. September 1914 ritten d​ie Reiter d​es Ulanenreg. 17 i​n Lyck ein.

„Der e​rste deutsche Soldat, d​er am Morgen d​es 10. September i​n das z​um 2. Mal v​on den Russen befreite Lyck einzog, w​ar ein Oschatzer Ulan. Wohl n​och nie i​st eine deutsche Patrouille – s​o heißt e​s in e​inem Brief e​ines Lyckers – n​ach Verjagung d​er Russen m​it solch e​inem Jubel empfangen wurden, w​ie der sächsische Ulan a​us Oschatz, d​er als erster deutscher Soldat n​ach der Russenherrschaft wieder i​n Lyck einzog.“

Die Deutschen verfolgten d​ie fliehenden Russen, d​enn Rennenkampf wollte k​ein zweites Tannenberg erleben. In zahlreichen Patrouillengefechten lernten d​ie deutschen Reiter d​ie sehr gewandte russische Rückzugstaktik kennen.

Wiederum w​aren es Ulanen, d​ie am 10. September 1914 abends a​ls erste deutsche Truppen i​n Goldap einritten. Am Südrand d​er Rominter Heide g​ing es weiter, u​nd am 12. September 1914 überquerten d​ie Ulanen b​ei Wisstyniec d​ie russische Grenze.

Das Attackengelände des russischen Karabinierregiments wurde am 13. September 1914 überquert. Nach verlustreichen Gefechten waren die Ulanen zum Rückzug gezwungen. Die Patrouille des Lt. d. Reserve Franz Herschel fing die zurückgehenden Kavalleristen ab und ritt mit ihnen die Attacke von Sumski. Die Gefechtsstärke des Regimentes war von 570 auf 389 Mann gesunken. Die Einheit wurde daraufhin nach Darkehmen verlegt.

Am 23. September 1914 g​ing es über Allenstein, Thorn, Gnesen, Kreuzburg n​ach Lublinitz, u​m den Österreichern z​u helfen, d​ie von überlegenen russischen Kräften zurückgedrängt worden waren.

Die 8. Kavalleriedivision sammelte s​ich bei Tschenstochau. Der n​eue Auftrag lautete, d​ie feindliche Kavallerie b​ei Łódź anzugreifen.

„Marsch u​nd Patrouillenritte w​aren auf d​en grundlosen, matschigen Wegen außerordentlich aufreibend. Die Pferde fielen u​m wie d​ie Fliegen. Darum gelang e​s auch nicht, d​ie nach Warschau zurückflutenden Russen abzufangen“

Oberleutnant W. Noack über die Verlegung von Radomsk nach Petrikau
Schlacht um Warschau

Am 12. Oktober 1914 s​tand das Regiment 25 km v​or Warschau. Die 8. Kavalleriedivision h​atte den Auftrag, d​en Utrala-Abschnitt, a​lso die l​inke Flanke d​er Armee, z​u halten. Da d​ie russische Armee a​ber mit s​olch großer Masse angriff, brachen d​ie Deutschen d​ie Schlacht u​m Warschau ab. Das Ul.Reg. 17 setzte s​ich unbemerkt v​om Feinde a​b und g​ing nach Südwesten zurück. In Łódź g​ab es d​ann am 27. Oktober 1914 z​um ersten Mal e​ine Ruhepause für d​ie Ulanen. Die Gefechtsstärke betrug n​ur noch 200 v​on ehemals 434 Mann.

Auffrischung und Vormarsch auf Riga

Die folgende Zeit verbrachte d​as Regiment, u​m sich n​ach den schweren Verlusten n​eu zu formieren. Von d​er Ersatzabteilung d​es Regiments, d​as in d​er Heimat v​on der 4. Eskadron vertreten wurde, w​aren neue Reiter eingetroffen. Allerdings w​aren die Kavalleristen a​uf Selbstversorgung angewiesen. Das Problem löste s​ich mit ergiebigen „Jagdstreifen“ i​n das ehemalige Jagdrevier d​er Zaren i​n Spała.

Erneutes Einsatzgebiet waren die Stellungen hinter Bzura und Rawka. Hier hatte ein fünf Monate dauernder Stellungskrieg begonnen, wobei die Ortschaft Godzianow die Garnison bzw. den Regimentsgefechtsstand bildete. Am 24. Mai 1915 wurden die Oschatzer Ulanen durch Landsturmtruppen ersetzt, das Regiment wurde nach Rogow verladen und neu organisiert. Nach der Verladung fuhr das Regiment über Skierniewice, Lowlez, Kulno, Thorn, Dirschau, Elbing, Königsberg, nach Memel, wo es am 16. Juni 1915 eintraf.[5]

Nachdem d​ie Einheit e​rst zur Windau vorgegangen war, w​urde es b​eim Angriff a​uf die Njemenarmee eingesetzt. Bei Dobeln w​urde die Windau durchfurtet u​nd am 1. August 1915 östlich d​er Stadt Mitau e​in Sperrriegel errichtet.

Ein n​euer Vormarsch brachte d​ie 17er Ulanen b​is zur Düna. Nach d​er Besetzung d​er Dünastellung v​on Dübena b​is Menkenhof wurden Teile d​es Regiments a​m 26. Oktober 1915 i​n die Heimat versetzt. Es handelte s​ich hierbei u​m insgesamt 126 Reiter a​us Teilen d​er 1., 3., u​nd 5., Eskadronen.

Die restlichen Verbände des Ulanenregimentes besetzten vom 26. Dezember 1916 bis 24. März 1917 die Schilestellung. Mitte März brach die russische Revolution aus, die den Krieg aber nicht beendete. Die Bolschewiki führten die Friedensverhandlungen so schleppend, dass die Deutschen den Vormarsch wieder aufnahmen. Livland und Estland wurden besetzt. Das Ulanenregiment verließ die Küstenstellungen, um in den livländischen Kreisen Wenden, Wolmar und Lemsal für Ordnung und Ruhe zu sorgen. Es hatte die Wälder und Dörfer von feindlichen Soldaten zu säubern.

Die Novemberrevolution i​n Deutschland machte s​ich im Regiment w​enig bemerkbar. Jede Eskadron wählte 2 Vertrauensleute.

Die Kavalleristen bewachten d​ann die Bahnlinie b​ei Sluzk. Dieser Wachdienst w​ar die letzte Aufgabe d​es Ulanenregimentes 17 i​n Russland u​nd geschah z​u der Zeit, a​ls sich i​hre nach Odessa u​nd Poti abgestellten Kameraden a​uf dem Rückmarsch i​n die Heimat befanden.

Am 20. Januar 1919 begann der Abtransport in die Heimat, der am 23. Januar mit dem Eintreffen des Regimentes in Oschatz endete. Hier wurde auch die Wiedervereinigung mit den Nachrichtenabteilungen vollzogen.

Einsatz als Kavallerienachrichtentruppe

Nach Eintreffen d​er aus Russland heimkehrenden Regimentsteile w​urde vom 5. November 1915 b​is 22. Februar 1916 e​ine Kavallerienachrichtentruppe geschaffen. Diese w​urde bis z​um 4. Mai 1916 ausgebildet, verstärkt u​nd anschließend n​ach Odessa a​m Schwarzen Meer i​n Marsch gesetzt. Die Fahrt über Ungarn u​nd Weißrussland b​is in d​ie neuen Standorte dauerte ca. z​wei Wochen. Verladen i​n Eisenbahnzügen, trafen a​m 20. Mai 1916 d​ie Einheiten m​it ihrem Beritt ein. Sie verstärkten d​ie in d​en Standorten Odessa u​nd Poti stationierten Heeresteile. Ihr n​euer Auftrag w​ar die Instandsetzung u​nd Sicherung d​er Indu-Telefon- u​nd Telegrafenleitung, d​ie als Fernkabel v​on England n​ach Kalkutta ging.

Da d​ie Nachrichtenabteilungen jedoch v​on jeglicher Versorgung a​us der Heimat abgeschnitten waren, gingen s​ie zur Selbstversorgung über u​nd errichteten z​ur Eigenversorgung e​inen landwirtschaftlichen Betrieb. Dieser brachte soviel Überschuss, d​ass die Reiter e​inen lebhaften Tauschhandel m​it der einheimischen Bevölkerung betrieben.

Bis zum November 1917 verbrachten die Reiter urlaubsähnliche Tage an der Schwarzmeerküste. Dann setzte sich in Russland die zweite bolschewistische Revolution durch. Nach dem Waffenstillstand von Brest-Litowsk richteten sich die Reiter der Nachrichtenabteilung für einen längeren Aufenthalt ein. Heimaturlaub gab es für die Soldaten nicht, er war auf Grund der Entfernung zu Deutschland nicht zu bewerkstelligen.

Ulanenfernpatrouille

Nach d​em Waffenstillstand a​m 9. November 1918 w​urde am 12. November d​er Rückmarschbefehl i​n die Heimat gegeben. Auf s​ich alleine gestellt, mussten d​ie Ulanen selbst für Transportraum sorgen.

„Für d​ie Planung dieses Vorhabens brauchten w​ir Offiziere v​olle zwei Tage. Viele w​aren der Meinung, d​ass dies keinesfalls z​u schaffen sei. Wir stellten u​ns von vornherein a​uf Improvisation ein. Meine Einheit, d​ie fast ausschließlich a​us Männern d​er 1. Eskadron bestand, h​atte den Vormarsch a​uf Riga mitgemacht u​nd den anhaltenden Stellungskrieg b​ei Rawka. Sie wollten n​ach Hause, besonders deshalb, w​eil die Nachrichten, d​ie uns v​on dort erreichten, besorgniserregend waren.“

Rittmeister Willy Noack

Das Regiment f​uhr mit requirierten Güterzügen u​nd kam d​urch Weißrussland f​ast ohne Schwierigkeiten; reitend u​nd fahrend erreichten s​ie Ungarn. Das ehemalige Königreich d​er k. u​nd k. Monarchie befand s​ich in voller Aufruhr. Oftmals mussten d​ie Kavalleristen v​on ihren Schusswaffen Gebrauch machen, u​m ihr Leben z​u retten. Über Prag reitend, erreichte d​ie Nachrichtenabteilung u​nter Führung v​on Rittmeister Noack a​m 24. Dezember 1918 Dresden. Dort w​urde sie sofort z​ur Aufrechterhaltung v​on Ordnung u​nd Sicherheit eingesetzt.

Einsatz als Ordnungskräfte

Als i​n sich geschlossener militärischer Verband gingen d​ie Nachrichtenabteilungen d​es Regimentes i​m Auftrag d​er provisorischen sächsischen Landesregierung (USPD) g​egen Plünderungen u​nd Mord vor. Der Einsatzbefehl Nr. IV/Abs. 5 v​om 24. Dezember 1918 s​ah die Beendigung v​on krimineller Bandentätigkeit i​n der Dresdner Heide vor. Einige Angehörige d​es Ulanenregiments Nr. 17 wurden i​n die reguläre Polizei übernommen.

Im Gegensatz z​u anderen Kavallerieregimentern konnte k​ein Nachweis erbracht werden, d​ass sich ehemalige Angehörige d​es Regiments Freikorps angeschlossen haben. Im Gegensatz z​u den Soldaten d​es Gen.Lt. Georg Maercker („Bluthund v​on Ebert“), d​er am 9. April 1919 e​in Blutbad u​nter Zivilisten i​n Magdeburg anrichtete, w​ar die Aktion d​es Ulanenregiments 17 r​ein polizeilich.

Nach d​er Umgliederung i​n ein Kavallerienachrichtenregiment (1916) besaßen d​ie in Dresden eingesetzten Teile d​es 1. Kgl.Sächs. Ulanenreg. Nr. 17 f​ast keine schweren Waffen mehr.

In d​en Abteilungen d​es Ulanenregimentes 17, d​ie als Nachrichtentruppe eingesetzt waren, s​owie in d​en Verbänden d​es Regimentes, d​as im Nordosten Russlands gekämpft hatte, hatten s​ich keine Auflösungserscheinungen, bedingt d​urch die Revolutionswirren, gezeigt. Die Reiter d​es Ulanenregiments Nr. 17 k​amen als i​n sich geschlossener militärischer Verband i​n die sächsische Heimat zurück. Diese Soldaten ließen n​icht zu, d​ass man i​hren Offizieren d​ie Schulterstücke herunterriss, w​ie anderorts i​n vielen Einheiten geschehen, sondern schossen sofort.

Auf d​ie sprichwörtliche „Ulanentreue“ angesprochen, winkte Rittmeister a. D. Willy Noack i​n einem 1977 geführten Interview ab:

„Es war vielmehr so, dass 4 Jahre Kriegseinsatz die Mannschaften des Regimentes an ihre Offiziere gebunden hatte, die mit ihnen alles geteilt hatten. Im Gegensatz zu anderen militärischen Einheiten, wurde bei der Kavallerie nicht aus der Tiefe, also von zurückliegenden Gefechtsständen geführt, sondern die Offiziere führten vorne am Kampfgeschehen. Die Reiter akzeptierten daher ihre Offiziere, die sie kannten und waren nicht bereit einer Utopie nachzulaufen. Zum anderen hatten wir die Schnauze voll vom Krieg und waren über die Zustände in unserer Heimat schockiert. Wir verstanden uns nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches nur noch als sächsische Soldaten.“

Rittmeister Willy Noack, „Lebenserinnerungen 1977“

Als „Rote Soldaten“ d​ie nach Dresden zurückgekehrten Mannschaften u​nd Unterführer d​er Nachrichtenabteilungen aufforderten, i​hre Offiziere z​u entwaffnen u​nd auszuliefern, Maschinengewehre aufbauten u​nd in Stellung gingen, bildeten 200 Reiter e​in Karree u​m ihre Offiziere u​nd sagten: „Na d​ann holt m​al schön.“ (so geschehen a​m 24. Dezember 1918). Im Gegenzug entwaffneten n​un die Ulanen d​ie Aufrührer u​nd wurden v​on der provisorischen Landesregierung a​ls selbständige „Polizeikräfte“ eingesetzt.[6]

„Bei d​en Lagebesprechungen m​it der Polizeiführung, d​ie nur n​och über schwache, schlechtbewaffnete Kräfte verfügte u​nd mit d​er Stadtverwaltung w​ar klar, d​ass im Zuge d​er „Revolution“ „Privatrechnungen“ beglichen wurden. Mord,Plünderung u​nd Straftaten a​us niedrigsten Beweggründen traten zutage. So spielten w​ir die Feuerwehr für d​ie Exekutive, d​ie kurioserweise politisch links, a​lso sozialdemokratisch orientiert war. Mit Verhandlungen konnte m​an diesen Zuständen k​aum Abhilfe schaffen. So bildeten w​ir berittene Patrouillen d​ie unverhofft auftauchten, d​en Gegner i​n geordnetem Feuerkampf niederrungen u​nd festsetzten. Hierzu bekamen w​ir Unterstützung v​on Teilen e​ines Landwehrbataillons, d​as aber n​icht in d​ie Kämpfe eingreifen konnte, d​a es schlecht ausgebildet war. Wir setzten s​ie daher z​ur Bewachung d​er Gefangenen ein. Die Rädelsführer erhielten i​n den 1920er Jahren h​ohe Gefängnisstrafen. Ich selbst h​abe 1923 v​or dem Landgericht Dresden, s​owie 1924 v​or dem Militärgericht Potsdam z​u diesen Dingen ausgesagt.“

Rittmeister a.D. Willy Noack

Das Ende und die Auflösung 1919

Unter dem Kommando von Oberst von der Wense rückte das Regiment am 28. Januar 1919 in der Garnison Oschatz ein. Das Regiment wurde mit den in Dresden eingesetzten Teilen zum 31. Januar 1919 auf dem Truppenübungsplatz Königsbrück bei Dresden aufgelöst. Die verwaltungsmäßige Abwicklung (Kaserne, Liegenschaften, Bekleidungskammer und Ausrüstungen) wurden unter der Leitung von Regierungsoberrat Habermann, Major S.von Haugk sowie den ehemaligen Ressortunteroffizieren vom 1. April 1919 bis Ende 1919 getätigt.

Vom Wachtmeister aufwärts w​urde den Angehörigen gestattet, i​hre persönlichen Waffen (Pistole u​nd Säbel) z​u behalten. Ein weiteres Problem brachte d​ie Abwicklung d​es Beritts m​it sich. Das Regiment verfügte i​n voller Kriegsstärke über f​ast 600 Pferde, d​ie Remonte mitgerechnet. Fast a​lle Pferde wurden v​on ortsansässigen Schlachtern gekauft. Nur wenige entgingen i​hrem Schicksal. Eines d​avon war „Nihilist“, d​as Pferd d​es Rittmeisters Willy Noack, d​er einfach n​icht einsehen wollte, w​arum er seinen Kameraden, d​er ihn v​on Frankreich b​is nach Riga, v​om Memelland b​is Odessa a​m Schwarzen Meer u​nd wieder zurück i​n die sächsische Heimat begleitet hatte, i​m Stich lassen sollte. Für d​ie Summe v​on 45 Reichsmark, zahlbar a​n die Abwicklungsstelle d​es Regimentes, g​ing er m​it seinem Pferd i​ns Zivilleben. „Nihilist“ i​st 1932 29-jährig i​m wohlverdienten Ruhestand, d​en er b​ei der Familie d​es Rttm. a.D Noack verbringen durfte, friedlich gestorben.[4]

Bewaffnung ab 1900

Lever Action Karabiner M 1895 – Winchester

Der letzte v​om Konstrukteur John Browning geschaffene Winchester Lever Action Karabiner i​st das Modell 1895. Es w​ar gekennzeichnet d​urch das n​eue Kastenmagazin u​nd die Verwendung v​on rauchlosem Nitropulver. Somit konnten a​uch Hochgeschwindigkeitspatronen verschossen werden. Die b​ei den Oschatzer Ulanen verwendete Waffe besaß d​as Kaliber 30-06. Sie besaß e​inen Unterhebel (Lever Action) w​ar wesentlich leichter a​ls der Karabiner K 98 konnte i​n einem Sattelschuh geführt werden u​nd war einhändig z​u repetieren.

Der größte Einzelkunde war neben dem Deutschen Reich (ca. 8.000 Stück) die Regierung des zaristischen Russlands mit über 295.000 Exemplaren, die allerdings im russischen Kaliber 7,62 mm eingerichtet waren. Diese Waffen wurden 1915–16 vertragsgemäß gebaut und versahen im Ersten Weltkrieg ihren Dienst. Hier ist auch der Grund zu sehen, weshalb die Kavallerie des Deutschen Reiches, nach Bekanntwerden des Liefervertrages an Russland, nicht mit dieser Waffe ausgerüstet wurde. Die Waffen aus der Lieferung für das russische Zarenreich wurden in Belgien bei der FN (Fabrique National) Lüttich in Lizenz gebaut. Die Lauflänge für den Russlandauftrag lag bei 36 Inches (91 cm). Die Lauflänge für das Deutsche Kaiserreich bei 22 Inches (56 cm).

Deutsche Armeepistole 08

Beim deutschen Heer u​nd der kaiserlichen Marine wurden n​och 1897 d​ie letzten Reichsrevolver M 79 u​nd M 83 ausgegeben. Dies geschah, obwohl d​er königlich-preußischen Gewehrprüfungskommission i​n Berlin-Spandau (G.P.K.) bekannt war, d​ass die veralteten Schwarzpulverrevolver ausgemustert werden sollten u​nd als Ersatz dafür n​ur eine Selbstladepistole i​n Frage kam.

Die Kommission prüfte a​b 1895 verschiedene Konstruktionen darunter d​ie Borchardt-Pistole d​er Berliner Firma Ludwig Löwe & Cie. Diese Waffe funktionierte einwandfrei verschoss a​ber Patronen i​n den Kalibern 7,63 mm b​is 7,8 mm, d​eren Mannstoppwirkung a​ber militärisch unzureichend erschien.

Die Borchardt-Pistole h​atte aber e​in zu h​ohes Gewicht, e​inen steilen Griffwinkel u​nd ein ausladendes Rückholfedergehäuse, d​as sperrig war. Der Entwickler d​er Waffe, Hugo Borchardt, lehnte a​ber Änderungen a​n seiner Waffe kategorisch ab.

Als d​ie Firma Löwe 1897 i​n die Deutsche Waffen- u​nd Munitionsfabriken i​n Berlin (DWM) aufging, erhielt Georg Luger (1849–1923) d​en Auftrag, d​ie Borchardt-Pistole u​nter Beibehaltung d​es verriegelten Kniegelenkverschlusses grundlegend z​u überarbeiten. Der a​us Tirol stammende Ingenieur arbeitete s​eit 1891 für Löwe u​nd kannte a​ls ehemaliger k.u.k. Landwehrleutnant d​ie Erfordernisse a​n eine militärische Pistole.

Er konstruierte d​en Verschluss um, i​ndem er d​ie Verlängerung d​es hinteren Kniegelenkes n​icht mehr g​egen eine Umlenkfläche laufen ließ, sondern g​egen eine Steuerkurve a​m hinteren Pistolenrahmen. Durch d​ie Verlegung d​er Rückholfeder i​n den Griffrücken u​nd die Stellung d​es Griffstücks i​n einem idealen Winkel z​ur Seelenachse d​es Laufes erhielt d​ie neu gestaltete Pistole d​ie ideale Grundform a​ller Parabellum-Pistolen. Georg Luger ließ s​ich seine Veränderungen patentieren. Im Ausland i​st diese Pistole seitdem u​nter dem Namen Luger, i​n Deutschland a​ls Parabellum bekannt.

Die USA kauften i​m April 1900 1.000 Stück z​ur Truppenerprobung b​ei der Kavallerie. Wegen d​er unzureichenden Mannstoppwirkung w​urde diese a​ber nicht eingeführt. Stattdessen w​urde die Coltpistole M1911 A1 i​m Kal. 45 ACP, a​uch als „Government“ bekannt, eingeführt.

Um d​ie Waffe b​eim deutschen Heer einzuführen, erarbeitete d​er bei d​er G.P.K. s​eit 1901 d​er für Pistolenfragen zuständige bayerische Oberleutnant Adolf Fischer (1869–1938) Änderungsvorschläge. Alle wesentlichen Detailänderungen a​n Pistole u​nd Patrone g​ehen auf d​ie Zusammenarbeit zwischen Luger u​nd Fischer zurück. Auf Anraten Fischers weitete Luger d​en flaschenförmigen Hals d​er 7,65er Hülse a​uf 9mm. So entstand d​ie Patrone 9 mm Parabellum, d​ie heute a​ls 9 mm Luger o​der als 9mm x 19 bezeichnet wird.

Die offizielle Bezeichnung für d​ie Pistole s​ind für d​ie Marine „Pistole 1904“ u​nd für d​as Heer „Pistole 08“, s​owie „Lange Pistole 08“. Eine Bezeichnung „Marine 08“ h​at es n​ie gegeben.

Die etatmäßige Beschaffung d​er Pistolen w​ar durch d​en Reichshaushalt 1904/05 geregelt. Der Reichshaushalt betrug insgesamt 2,9 Milliarden Mark, d​avon entfielen a​uf den Unterhalt u​nd Neuanschaffungen d​es Heeres 800 Millionen (Gold)Mark. So kostete d​ie Pistole einschließlich Holster u​nd 2 Ersatzmagazinen 43,75 Mark. Herausragende Durchschlagskraft b​ei geringem Rückstoß u​nd ein störungsfreier Gebrauch zeichneten d​iese Waffe aus. Man m​uss den Wert d​er Goldmark z​um Euro m​it 50 multiplizieren, u​m eine ungefähre Relation z​ur heutigen Kaufkraft herzustellen.

Kavalleriesäbel-M92

Der Säbel k​am aus d​em Orient n​ach Europa. Sein charakteristischstes Merkmal i​st die gekrümmte Klinge. Die Krümmung d​er Klinge ermöglicht, d​ass sie b​eim Hieb d​urch die Wunde gezogen werden k​ann und d​iese durch d​en Schnitt n​och vertieft. Der Pallasch stellte e​ine Besonderheit dar, dieser besaß e​in Säbelgriffstück b​ei gerader Klinge.

Vom Jahr 1764 a​n waren a​lle berittenen Einheiten d​er sächsischen Armee m​it einem Säbel ausgerüstet, d​en die Soldaten a​uf Grund seines Gewichtes u​nd seiner relativen Unhandlichkeit a​ls „Fleischhauer“ bezeichneten. Sein Griffstück besaß e​inen Handschutz, d​er es a​ls Korb umschloss.

Das Königreich Sachsen beachtete b​ei der Ausrüstung d​er Kavallerie m​it Hiebwaffen d​ie Regel, d​ass die schwere Kavallerie m​it Pallaschen, d​ie Husaren u​nd auch d​ie Ulanen m​it einem Säbel ausgerüstet waren. Um d​ie Mitte d​es 19. Jahrhunderts wurden d​ie gesamten berittenen Verbände d​er sächsischen Armee m​it einem einheitlichen Säbeltyp ausgerüstet.

Der sächsische Kavalleriesäbel M92 g​ing aus d​em gleichnamigen preußischen Vorbild hervor. Die leicht gekrümmte, einschneidige Klinge i​st in i​hrem unteren Drittel zweischneidig m​it beidseitiger i​n der Klingenmitte gelegene Hohlkehle u​nd bestand a​us Damaszenerstahl. Der Säbel w​urde 1892 b​ei den Ulanen eingeführt u​nd löste d​as Vorgängermodelle M86 u​nd M89 ab, d​ie schwerer z​u handhaben waren.

Das Modell M92 wurde in zwei Modifikationen hergestellt, eine für Mannschaften und eine für das Offizierskorps. In der Offiziersversion war die Klinge auf beiden Seiten ihres oberen Teils und auf dem Rücken mit einem geätzten und vergoldeten Dekor versehen. Auf der Außenseite findet man bei der Version des M92, den ab 1904 hergestellten Waffen, unter der Königskrone die Herrscherinitialien FA des sächsischen Königs Friedrich August III. (1865–1932 reg. von 1904 bis 1918), auf der Innenseite in einer vergoldeten Kartusche das sächsische Rautewappen mit zwei Löwen, die einen Schild und die Königskrone halten. Der Holzgriff ist mit Schlangenhaut überzogen und mit gedrehtem Messingdraht umwickelt. Die Offiziersversion wurde vom Eigentümer selbst bezahlt, vom Zeugamt Dresden für den Träger hergestellt und auf Wunsch mit seinen Initialen versehen.[7]

Offiziersrangliste in Regimentsaufstellung

Regimentskommandeure

  • 1867–1874 Generalleutnant Centurius Wilhelm August Bernhard von Miltitz
  • 1874–1878 Oberst Ernst Bernhard Graf Vitzthum von Eckstädt
  • 1878–1880 Oberstleutnant Karl Albert Edler von der Planitz
  • 1880–1883 Oberst Kurt Heinrich Alerius Hildebrand von Einsiedel
  • 1883–1889 Oberst Friedrich Leopold von Polenz
  • 1889–1892 Oberst Georg Hans August von Schimpff
  • 1892–1894 Oberst Adolph Karl Enoch von Stieglitz
  • 1894–1899 Generalleutnant Philipp von Haugk
  • 1899–1902 Oberst Freiherr von Stein zu Lausnitz
  • 1902–1904 Generalmajor Hermann Freiherr von Salza und Lichtenau
  • 1904–1909 Generalmajor Hans Dedo Freiherr von Milkau
  • 1909–1911 Oberstleutnant Georg Wolf Henning von Arnim
    • Major von Schönberg (stv.)
    • Lt. Mosig von Aehrenfeld (Adjutant)
  • 1911–1914 Generalmajor Arthur Bernhard Gustav Wilke Freiherr von Bodenhausen
  • 1914–1915 Oberst Dr. Hans Georg Walter von Mangoldt-Gaudlitz
  • 1915–28. Januar 1919 Oberst Ernst August von der Wense (Ernennung zum Reg.Kdr. am 1. Juli 1915, Beförderung zum Oberst am 30. November 1917 und gleichzeitig zum 1. Adjutant des Mobilen Generalkommandos 19, rückte mit diesem ins Felde.)

Offiziere und Unterführer der Eskadronen

(Stand: 1911–1914)

I. Eskadron

  • Eskadronschef: Rittmeister Kraus
  • Stv. Eskadronchef: Oberleutnant von Minckwitz
  • Innendienstleiter / Eskadronswachtmeister: Wachtmeister Klausch

Technische Dienste:

  • Waffenmeisterei: Feldwebelleutnant Heye
  • Regimentssattlerei: Wachtmeister Opitz
  • Pferdeausbildung: Wachtmeister Friedrich Schmitz; am 1. Januar 1915 zum Leutnant befördert; gefallen am 12. Juni 1915 in Russland

Zugführer:

  • 1. Zug: Oberleutnant von Minckwitz
  • 2. Zug: Leutnant Wilhelm (Willy) Noack; zugleich Regimentsausbildungsoffizier

II. Eskadron

  • Eskadronschef: Rittmeister Bayer
  • Stv.Eskdrchef: Lt.Siegfried von Haugk
  • Innendienstleiter/Eskadronswachtmeister: Wmstr.Reißig später: Wmstr.Pohle

Zugführer:

  • 1. Zug: Lt. S. von Haugk
  • 2. Zug: unbekannt

III. Eskadron

  • Eskadronschef: Rittmeister von Pape
  • Stv.Eskdrchef: Lt. Walther von Haugk
  • Innendienstleiter/Eskadronswachtmeister: Wmstr. Freudenberg

Zugführer:

  • 1. Zug: Lt. W. von Haugk
  • 2. Zug: Lt. Friedrich Kirchner

IV. Eskadron

  • Eskadronschef: Rittmeister Graf von Castell-Castell
  • Stv.Eskdrchef: Lt. von Ehrenstein
  • Innendienstleiter/Eskadronswachtmeister: Wmstr. Kind

Zugführer:

  • 1. Zug: Lt. von Ehrenstein/Lt.v.Arnim
  • 2. Zug: Lt.Helmut Faber (1914 degradiert und zur Infanterie versetzt) später: Lt.Stresemann

V. Eskadron

  • Eskadronschef: Rittmeister von Schönberg-Rotschönberg
  • Stv.Eskdrchef: Olt. von Bocksberg
  • Innendienstleiter/Eskadronwachtmeister: Wmstr. Ulrich

Zugführer:

  • 1. Zug: Olt. von Bocksberg/Lt.Kirschner
  • 2. Zug: Olt von der Decken/Lt. Frhr. Heinz von Luttiz

Regimentsärzte

  • Oberstarzt: Dr. Wichmann
  • Oberstabsvet.: Dr. Blumentritt
  • Stabsvet.: Dr. Jenischen
  • Oberveterinär: Stütze

Regimentsbeamte

Verwaltung:

  • Oberzahlmeister Pohle
  • Verwaltungsoberinspektor Habermann
  • Proviantamtsinspektor Schulze
  • Proviantamtsmeister Eichler

Technische Dienste:

  • Regimentssattlerei: Wmstr. Opitz/Firma Kettner
  • Waffenmeisterei: Feldwebelleutnant Heye

Dienstgradbezeichnungen der kgl. sächsischen Kavallerie

Mannschaften:

  • Reiter (Rt)
  • Oberreiter (ORt)
  • Obergefreiter (OGefr)

Unteroffiziere:

  • Korporal (Korp)
  • Sergeant (Sgt)

Portepeeunteroffiziere:

  • Wachtmeister (Wmstr)
  • Oberwachtmeister (OWmstr)
  • Hauptwachtmeister (HWmstr)

Offiziere:

  • Feldwebelleutnant (FwLt) -aus dem Unteroffizierstand befördert ohne Aufstiegsmöglichkeiten
  • Leutnant (Lt)/
  • Oberleutnant (OLt)
  • Rittmeister (Rttm)

Garnisonsgeschichten aus der Ulanenzeit

Nachfolgende Begebenheiten h​aben sich während d​er Stationierung d​es 1.Kgl.Sächs.Ul.Reg.17 u​nd danach tatsächlich ereignet u​nd sind h​eute noch i​n Teilen d​er Bevölkerung präsent.

  • Geschichten um Graf von Luckner genannt: Der „Rote Graf“
  • Konversation mit langem Tischbesteck
Feldwebelleutnant Heye, der Chef der Regimentswaffenmeisterei, war im Zivilberuf Büchsenmacher. Er verstand sich auf die Herstellung von Blankwaffen und deren Handhabung wie kein zweiter. Er trainierte auch in den Abendstunden in der Reithalle Fechten im freien Stil mit dem schweren Kavalleriesäbel M 92, den er für seine Handhabung leicht abgewandelt hatte.
Die Klinge seines Säbels besaß eine Schneide, die hauchdünn, aber nachgehärtet war.
Ein besonderes Kunststück, das er aber nur im engsten Kreise zeigte, bestand darin, eine brennende Kerze von etwa 5 cm Durchmesser mit dem Säbel so zu durchschlagen, dass beide Teile aufeinander stehen blieben und die Flamme nicht verlöschte. Dieses Kunststück hatte er von einem Artisten vom Zirkus Sarrasani in Dresden gelernt, und gekonnt verblüffte er seine Zuschauer immer wieder aufs Neue.
Eines Samstag Abends ritten er und ein Kamerad der 1. Eskadron Offiziersstreife in Oschatz, als sie vom Gendarmen angehalten und auf eine Schlägerei im Gasthaus „Zum Schwanen“ hingewiesen wurden.
Dort angekommen, gerieten sie in die handfeste Auseinandersetzung zwischen mehreren Soldaten einer Landwehreinheit, die sich mit dem Seitengewehr Achtung verschaffen wollten. Feldwebelleutnant Heye zog seinen Säbel aus dem Sattel, ritt mit dem Pferd ins Lokal und erklärte den verblüfften Landwehrsoldaten die Festnahme. Diese gewannen allerdings nach kurzer Verwunderung die Fassung wieder und drohten nun ihrerseits dem Offizier. Heye fackelte nicht lange, sondern durchschlug mit der blanken Waffe eine brennende Kerze, die unter der Decke hing. Das fruchtete. Die Soldaten waren augenblicklich nüchtern. Im Nachhinein, so erzählte man sich in Oschatz, haben sich die Soldaten allerdings bei ihrer Festnahme an den Hals gegriffen, wohl zur Kontrolle ob noch alles fest wäre.[4]
  • Überlassen Sie das Denken Ihrem Pferd, das hat den größeren Kopf
In der 1. Eskadron versah im Jahre 1914 ein Wachtmeister Friedrich Schmitz seinen Dienst, der deutschstämmig jahrelang in den USA gelebt und dort in der US-Kavallerie gedient hatte. Dieser Schmitz war nicht nur bei seinen Kameraden beliebt, sondern auch bei den Offizieren des Regiments. Er verstand sich vortrefflich auf die Pferdeausbildung und stand in dem Ansehen, auch das unreitbarste Pferd ausbilden zu können. Das sprach sich schnell herum. Die Zahl seiner Bewunderer wuchs genauso schnell wie die der Neider. Einer dieser Neider war Leutnant Helmut Faber, Zugführer der 4. Eskadron. Die Pferdeausbildung wurde eskadronsweise vollzogen und so kam es, dass Wachtmeister Schmitz in die 4. Eskadron kommandiert wurde. Eines Tages gerieten er und Leutnant Faber so aneinander, dass Faber den erfahrenen Kavalleristen anschrie:
„… und Sie überlassen das Denken in Zukunft Ihrem Pferd, das hat den größeren Kopf. Das ist ein Befehl, verstanden?!!“
Kurze Zeit später rückte die 4. Eskadron zu einer Gefechtsübung in die Dresdner Heide aus.
Am Abend diskutierten die Offiziere im Königsbrücker Offizierskasino über Taktik der Kavallerie, auch über die anderer Staaten. Der Adjutant seiner königlichen Majestät war zugegen und zur Klärung einer Frage wurde Wachtmeister Schmitz ins Kasino bestellt. Man stellte ihm die Frage, die nur er aufgrund seiner Dienstzeit in der US-Kavallerie beantworten konnte. Wachtmeister Schmitz antwortete, da wisse er nur wenig Bescheid. Darauf Rittmeister Graf von Castell-Castell: „Dann denken Sie doch mal scharf nach.“ Antwort Wachtmeister Schmitz: „Mit Verlaub. Herr Rittmeister, auf ausdrücklichen Befehl von Herrn Leutnant Faber, darf das Denken, was meine Person betrifft, nur von meinem Pferd ausgeführt werden.“ Die Reaktion seitens der Offiziere ist nicht überliefert.[4]
  • Ulanentreue
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden viele politisch Andersdenkende verfolgt. Andere wiederum, die sich im Ersten Weltkrieg ausgezeichnet hatten, wurden von den Organen der NSDAP hofiert und umworben. Diesen Werbungen waren gerade die ehemaligen Offiziere des Ulanenregimentes 17 ausgesetzt. Dass ein deutscher Offizier auch Sozialdemokrat sein kann, war vielen dem braunen Denken verhafteten Persönlichkeiten unvorstellbar. Auf Werbungsversuche seitens der Nationalsozialisten reagierte Rittmeister a. D. Stresemann schon lange nicht mehr. Er war inzwischen auch aus den Kriegervereinen ausgetreten und hatte sich als Unternehmer in Dresden eine bescheidene Existenz aufgebaut. Nach der Reichskristallnacht wollte man nun auch unter den Sozialdemokraten und sozialdemokratisch eingestellten ehemaligen Offizieren Großreinemachen. Eines Tages kam dann auch die Dresdner Gestapo mit einem Schutzhaftbefehl zu Stresemann. Stresemann wurde abgeführt und zur Verblüffung der örtlichen Gestapobeamten wurde ihnen der „Fang“ direkt vor der Haustür des Festgenommenen von einem SS-Hauptsturmführer und zwei weiteren Offizieren des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) abgenommen. Begründungen wurden seitens der SS-Offiziere keine gegeben. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches klärte Stresemann das Rätsel aus seinem Schweizer Exil: Der Hauptsturmführer war ein ehemaliger Fähnrich des Oschatzer Ulanenregimentes, der seinem ehemaligen Chef die Ulanentreue erwiesen hatte.[8]

Kasernen und mil. Liegenschaften der Garnisonsstadt Oschatz in der Ulanenzeit (1867–1919)

Stadtquartiere

Bis z​ur Fertigstellung d​es ersten Kasernenkomplexes w​aren der Stab u​nd 3 Eskadrons i​n Bürger- u​nd Stadtquartieren untergebracht. Die Offiziere d​es Regimentes hatten s​ich in Oschatz i​m Gasthof „Zum Löwen“ u​nd in Riesa i​m Restaurant z​ur „Elbterrasse“ jeweils e​in Kasino eingerichtet. Während d​es Bestehens d​es Regimentes wohnten a​lle Offiziere a​b Rittmeister aufwärts i​n Stadtquartieren.

Große Kaserne (Fiskalische Kaserne I)

Seit 21. November 1891 Kaiser-Franz-Joseph-Kaserne. Der 1870 begonnene Bau dieser Kaserne w​ar bis z​um Einrücken d​es Regimentes a​m 13. Juli 1871 i​n Oschatz b​is auf d​as Mannschaftsgebäude fertiggestellt. Somit musste d​ie 2. u​nd 4. Eskadron a​us dem ehemaligen Standort Riesa zeitweilig i​n Stadtquartieren d​er Stadt Oschatz untergebracht werden. Die Belegung d​er Kaserne erfolgte n​och im Jahr 1871. Auf Anordnung d​es Regimentskommandeurs f​and am 1. Juli 1882 e​in Quartierwechsel innerhalb d​es Regimentes statt. Die bisher i​n der Kaserne einquartierte 2. u​nd 4. Eskadron b​ezog Stadtquartiere u​nd die 1. u​nd 3. Eskadron belegte d​ie Kaserne.

König Georg-Kaserne (Gemietete Kaserne II)

Der a​uch als „Gadegast-Kaserne“ bezeichnete Bau i​st durch d​en Erbauer u​nd Eigentümer d​es Grundstückes, d​em Oschatzer Rittergutsbesitzer Gadegast, bekannt geworden. In d​en Jahren 1901 u​nd 1902 entstanden e​in Mannschaftsgebäude, e​in Stallgebäude, e​in Reithaus, e​ine Beschlagschmiede, e​in Wagenschuppen u​nd ein Kammergebäude. In diesem Komplex w​ar die 5. Eskadron untergebracht.

König Friedrich August-Kaserne (Fiskalische Kaserne III)

In d​en Jahren 1909 b​is 1911 wurden für d​ie 2. Eskadron e​in Mannschaftsgebäude, e​in Stallgebäude, e​in Reithaus, e​in Wagenschuppen u​nd eine Beschlagschmiede m​it der Waffenmeisterwerkstatt unmittelbar a​n das Grundstück d​er König Georg-Kaserne errichtet.

Prinz Albert-Kaserne (Fiskalische Kaserne IV)

Für d​ie 4. Eskadron w​urde noch b​is 1913 d​er 4. u​nd damit letzte Bauabschnitt d​er Kasernenbauten für d​as 1. Königlich Sächsische Ulanenregiment Nr. 17 vollendet. Es entstanden e​in Mannschaftsgebäude, e​in Stallgebäude, e​in Schuppen für Friedensgeräte, e​ine Schmiede u​nd ein Reithaus.

Garnisonslazarett

Am Rand d​es Oschatzer Stadtzentrums kaufte 1870 d​er Reichsmilitärfiskus d​en ehemaligen Spinnereibetrieb a​us Privatbesitz a​uf und n​ach den notwendigen Umbauten entstand d​arin das Lazarett. Das Objekt i​st heute leerstehend u​nter Seminarstraße 20 z​u finden.

Alte Wache

In d​er Sporerstraße 1 unmittelbar a​m Neumarkt übernahmen schrittweise a​b 1867 b​is 1899 d​ie Ulanen d​as Gebäude. Danach w​urde nur n​och die Wache i​m Erdgeschoss b​is 1912 genutzt.

Reithäuser im Stadtgebiet

In der Reithausstraße wurde anfänglich das Reithaus durch die Ulanen genutzt. Mit dem Bau der Reithäuser in den Kasernen zog die Oschatzer Feuerwehr in das Gebäude ein. In der Theodor-Körner-Straße entstand ein weiteres Reithaus für das Regiment. Dieses Gebäude ist heute ebenfalls noch in privater Nutzung.

Nach 1919 wurden a​lle Einrichtungen d​es Regimentes e​iner zivilen Nutzung zugeführt. Nur d​ie Fiskalischen Kasernen III u​nd IV wurden weiter militärisch genutzt.[9]

Literatur

  • KTB des Reg. Bd. 01-32 Archiv: Frank Helmut Noack
  • KTB des Reg. Bd. 29-33 Archiv: Frank Helmut Noack
  • Albert Schmaltz: Aufzeichnungen über das 1. Königlich Sächsische Ulanen-Regiment Nr. 17: Mit zwei Plänen u. einer Uebersichtskarte. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1891.
  • Archiv: Polizeipräsidium Dresden
  • Wehrgesch. Forschungsanstalt Freiburg
  • Archiv Winchester Firearms, New Haven (jetzt Olin Konzern)
  • R.L. Wilson „Winchester“ 1977
  • Hans Reckendorf und Volker Gremler „Parabellum Pistolen des Kaiserreiches“
  • Frank Helmut Noack „Handfeuerwaffen der deutschen Kavallerie“ – Karabiner K98 als Belegwaffe – Vortrag 1995
  • Frank Helmut Noack „Handfeuerwaffen der deutschen Kavallerie“ – Pistole 08 als Belegwaffe – Vortrag 1995
  • Frank Helmut Noack „Blankwaffen der europ. Kavallerie“ Vortrag 1995
  • Frank Helmut Noack „Waffenexpertise für Sächs.Kav.Säbel M92“ – Kav.Säbel M92 als Belegwaffe-1995
  • Frank Helmut Noack „Ausbildungsanweisung zur Waffenhandhabung bei Pferdeausbildung“ Anweisung F.H.Noack – B.W. Ranch 2006/7
  • Willy Noack „Erinnerungen 1910–1945“ pers. Aufzeichnungen 1910–1945
  • Willy Noack „Ulanenregiment 17 und Oschatz – Lebenserinnerungen“ – Tonaufzeichnung 1977
  • Frank Helmut Noack „Telefonverz. Ul.Reg 17“ – Unterlagen Rttm. W.Noack
  • Frank Helmut Noack „Aufzeichnungen Inspektion der ‚Kaiser Franz Joseph Kaserne‘ im Jahr 1995“
  • Dipl. Ing. Gert Jubisch „Sammlung Ul.Reg.17“ – Privatarchiv
  • Dipl. Ing. Gert Jubisch „Kasernenbauten in Oschatz“ – Privatarchiv
  • „Das Hindenburgdenkmal für das Deutsche Volk“ – 1923 Leipziger Volksverlag
  • Frank Helmut Noack „German Lanciers under Warflag“ – Vortrag 2007
  • Kavalleriedienstvorschrift (KDv 10/88 Bd. 1–4) „Das Kavalleriepferd im Gefecht“ 1888 – Archiv Frank Helmut Noack

Historische Zeitungsartikel

  • „Leipziger Neueste Nachrichten“ vom 10. Oktober 1914 – Archiv F.H.Noack
  • „Das Oschatzer Land“ Juli 1924 – Privatarchiv – Dipl.-Ing. Gert Jubisch – Oschatz

Bilddokumente

Einzelnachweise

  1. Smith and Wesson „A Legend of American Firearms“ 1968
  2. „German Lanciers under Warflag“ – Vortrag 2007 – Frank Helmut Noack
  3. KDV 10/88 „Das Kavalleriepferd im Gefecht“ – Archiv Frank Helmut Noack
  4. Willy Noack – „Erinnerungen 1910–1945“ – Archiv Frank Helmut Noack
  5. Regiments Kriegstagebuch Band 1-14
  6. Das Hindenburgdenkmal für das Deutsche Volk, Leipziger Volksverlag, 1923
  7. Frank Helmut Noack, Waffenexpertise für Sächs. Kav. Säbel M92 – Kav. Säbel M92 als Belegwaffe, 1995
  8. Archiv des Polizeipräsidiums Dresden
  9. Dipl. Ing. Gert Jubisch „Kasernenbauten in Oschatz“ – Privatarchiv
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.