William Adolphe Bouguereau
William Adolphe Bouguereau [vijɑ̃ adɔlf buɡø'ʁo] (auch Adolphe-William Bouguereau; * 30. November 1825 in La Rochelle (Département Charente-Maritime); † 19. August 1905 ebenda) war ein französischer Maler des 19. Jahrhunderts und gilt als Meister des Akademischen Klassizismus und des Klassischen Realismus.
Leben
Bouguereau war der Sohn des Weinhändlers Théodore Bouguereau (* 1800) und dessen Ehefrau Marie Bonnin (* 1804) und hatte noch zwei jüngere Schwestern. Die Familie stammte aus der Region um Bordeaux und hatte englische Wurzeln.
1832 ließ sich die Familie in Saint-Martin-de-Ré (Département Charente-Maritime) nieder. Im Alter von zwölf Jahren kam Bouguereau 1837 zu seinem Onkel, einem Priester, nach Montagne. Dieser beschloss zwei Jahre später, dass Bouguereau am katholischen Collège von Pons (Charente-Maritime) zum Priester ausgebildet werden sollte. An diesem Collège erfuhr Bouguereau durch Louis Sage[1] seinen ersten künstlerischen Unterricht.
Seine Familie hatte sich inzwischen in Bordeaux niedergelassen und holte ihn zu sich zurück. Durch die Geschäfte seiner Familie machte Bouguereau bald die Bekanntschaft von Charles Marionneau (1823–1896), der ihm ab Winter 1841 den Besuch der städtischen Zeichenschule ermöglichte. Von den vielen Zeichnungen, die dort entstanden überdauerte bis heute nur eine. Im März 1846 ging Bouguereau nach Paris, um dort an der École des Beaux-Arts zu studieren. Parallel dazu belegte er Kurse in Anatomie und Archäologie und interessierte sich u. a. für historische Kostüme und Uniformen.
Während dieser Zeit nahm ihn der Maler François-Édouard Picot als Schüler in seinem Atelier auf und förderte Bouguereau in der akademischen Malerei. 1850 gewann Bouguereau den Prix de Rome und konnte sich dadurch zwischen 1851 und 1854 in der Villa Medici der Académie de France à Rome aufhalten. Er erreichte im Januar 1851 Rom und nutzte seinen Aufenthalt dort auch zu ausgedehnten Reisen nach Neapel, Capri, Amalfi und Pompeji. Im April 1854 kehrte er nach Frankreich zurück und ließ sich in Paris nieder.
Bereits im darauffolgenden Jahr wurde Bouguereau eingeladen, an den jährlichen Ausstellungen des Salon de Paris teilzunehmen und auf der Weltausstellung 1855 konnte er einige seiner Bilder präsentieren.
Ehrungen
- 1850 Prix de Rome
Werk
Bouguereau malte vorrangig Allegorien zu klassischen und historischen Themen. In den Aktdarstellungen, die sich auf klassisch-griechische Vorbilder bzw. deren römische Kopien stützten, versuchte Bouguereau dennoch die „Ur-Bilder“ zu verlebendigen. So verstärkte er bei seiner „Geburt der Venus“ (La naissance de Vénus) von 1879 die Bewegungen des Körpers und betonte die Schwünge der Hüften noch etwas mehr als es beim Vorbild – der Aphrodite von Kyrene (Rom, Thermenmuseum) – der Fall war. Das Ergebnis dieser kleinen Änderungen, die die erotische Ausstrahlung der „Venus“ erhöhten, kam beim Publikum gut an. Gleichzeitig war er dank des antiken Vorbildes über jegliche moralisierende Kritik erhaben.
Zu seinen Sujets sagte er, er würde niemals einen Krieg malen – wohl aber unter Umständen den Krieg (als allegorische Figur). Was seine perfektionierte, realistische Maltechnik betrifft, so erklärte er einmal, das Geheimnis, ein guter Maler zu sein, liege darin, „Farbe und Linie als dieselbe Sache zu sehen“. Mit dieser Aussage hob er sich von den akademischen Hardlinern ab, für die die Linie stets den Vorrang vor der Farbe besaß.
Edgar Degas und andere avantgardistische französische Maler verachteten Bouguereaus berühmtes technisches Markenzeichen, die hochglanzpolierte Oberfläche seiner Leinwände, und lehnten solche „geleckte“ Werke als Bouguerurée ab.[2] Eines seiner bekanntesten Gemälde – Nymphen und Satyr – galt 40 Jahre lang als verschollen, weil sein Besitzer es für anstößig hielt und es wegsperrte.
Bilder
- Tobias sagt seinem Vater ‚Auf Wiedersehen‘ – Tobias disant au-revoir à son père (1860)
- Am Rand des Baches – Au bord du Ruisseau (1875)
- Die Geburt der Venus – La naissance de Vénus (1879)
- Aurora (1881)
- Die Nacht (1883)
- Hemera (1881)
- Der Knicks – La révérence (1898)
- Die ältere Schwester – La soeur aînée (1869)
- Die Jugend des Bacchus (1884)
Schüler (Auswahl)
Bouguereau lehrte an der Académie Julian, zu seinen Schülern zählte Henri Matisse, der später als Lehrender an seiner eigenen Académie Matisse für eine an der Klassik orientierte künstlerische Grundausbildung eintrat. Weitere Schüler waren:
- Georges Henri Ballot (1866–1942)
- Hans Otto Baumann (1862–1927)
- Charles Assezat de Bouteyre (1864–1942)
- Marcel Canet (1875–1958)
- Alfred Delobbe (1835–1920)
- Emilie Desjeux (1861–1957)
- Alphonse Etienne Nasreddine Dinet (1861–1929)
- Catherine Engelhart (1845–1926)
- Othon Friesz (1879–1949)
- Elizabeth Jane Gardner (1837–1922) – sie heiratete 1896 ihren Lehrer Bouguereau
- Erich Kips (1869–1945)
- Gustave Lemaître (1862–1920)
- Jean-Louis Paguenaud (1876–1952)
- Elie Anatole Pavil (1873–1948)
- Alphonse Pellet
- Auguste Privat (* 1864)
- Gaston Renault (1851–1933)
- Henri Le Riche (1868–1944)
- Jacques Simon (1875–1965)
- Lucien Simon (1861–1945)
- André Suréda (1872–1930)
- Edmund Tull (1870–1911)
- Jules-Cyrille Cavé (1859–1949)
Siehe auch
Literatur
- Emmanuel Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et tous les pays, Bd. 2.
- Marius Vachon (1850–1928): W. Bouguereau, Paris 1899 (online)
- Friedrich Gross: Verkünderin der Schönheit. In: Werner Hofmann (Hrsg.): Eva und die Zukunft, das Bild der Frau seit der Französischen Revolution, Ausstellungskatalog Eva und die Zukunft in der Hamburger Kunsthalle, 11. Juli – 14. September 1986, S. 97–98, Prestel, München 1986, ISBN 3-7913-0754-1.
Weblinks
- Weiterführende Informationen über Bouguereau (englisch)
- Bildergalerie von Bouguereau über 200 Werke in hoher Auflösung (englisch)
- Bouguereau.org etwa 300 Gemälde (englisch)
- William Adolphe Bouguereau in Google Arts & Culture
Einzelnachweise
- Ein Schüler des Malers Jean-Auguste-Dominique Ingres
- David Piper: The Random House library of painting and sculpture. New York 1981, ISBN 0-394-52130-7, S. 87.