RMS Titanic

Die RMS Titanic (englisch [taɪˈtænɪk]; d​ie deutsche Aussprache i​st ebenfalls üblich) w​ar ein Passagierschiff d​er britischen Reederei White Star Line. Sie w​urde in Belfast a​uf der Werft v​on Harland & Wolff gebaut u​nd war b​ei der Indienststellung a​m 2. April 1912 d​as größte Schiff d​er Welt.

Titanic
Die Titanic bei der Abfahrt
aus Southampton am 10. April 1912
Die Titanic bei der Abfahrt
aus Southampton am 10. April 1912
Schiffsdaten
Flagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp Passagierdampfer, Linienschiff
Klasse Olympic-Klasse
Rufzeichen MGY
Heimathafen Liverpool
Reederei White Star Line
Bauwerft Harland & Wolff, Belfast
Baunummer 401
Bestellung 1. August 1908
Kiellegung 31. März 1909
Stapellauf 31. Mai 1911
Indienststellung 2. April 1912
Verbleib Am 15. April 1912 im Nordatlantik gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
269,04 m (Lüa)
259,08 m (Lpp)
Breite 28,19 m
Tiefgang max. 10,54 m
Verdrängung 53.147 t
Vermessung 46.329 BRT / 21.831 NRT
 
Besatzung 897
Maschinenanlage
Maschine zwei Vierzylinder-Dampfmaschinen (Dreifach-Verbunddampfmaschinen),
eine Niederdruck-Parsons-Turbine
Maschinen-
leistung
51.000 PS (37.510 kW)
Dienst-
geschwindigkeit
21 kn (39 km/h)
Propeller 3 Propeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 13.767 tdw
Zugelassene Passagierzahl 750 Erste Klasse
550 Zweite Klasse
1100 Dritte Klasse
Sonstiges
Registrier-
nummern
* Registriernr. Bauwerft: 131428
Breite auf Spanten: 28,04 m
Blockkoeffizient 0,684
Prismatischer Koeffizient 0,705
Takelung und Rigg
Anzahl Masten 2
Farbzeichnung der Titanic
Titanic – Bugseite Steuerbord (Attrappe im Maßstab 1:2 in Branson, Missouri, USA, 2016)

Als zweiter v​on drei Dampfern d​er Olympic-Klasse w​ar sie, w​ie ihre beiden Schwesterschiffe Olympic u​nd Britannic, für d​en Nordatlantik-Liniendienst a​uf der Route SouthamptonCherbourgQueenstownNew York, New York–Plymouth–Cherbourg–Southampton vorgesehen u​nd sollte n​eue Maßstäbe i​m Reisekomfort setzen.

Auf i​hrer Jungfernfahrt kollidierte d​ie Titanic a​m 14. April 1912 g​egen 23:40 Uhr[1] e​twa 300 Seemeilen südöstlich v​on Neufundland seitlich m​it einem Eisberg u​nd sank z​wei Stunden u​nd 40 Minuten später. Obwohl für d​ie Evakuierung m​ehr als z​wei Stunden Zeit z​ur Verfügung standen, k​amen 1514 d​er über 2200 a​n Bord befindlichen Personen u​ms Leben – hauptsächlich w​egen der unzureichenden Zahl a​n Rettungsbooten u​nd der Unerfahrenheit d​er Besatzung i​m Umgang m​it diesen. Wegen d​er hohen Opferzahl zählt d​er Untergang d​er Titanic z​u den größten u​nd berühmtesten Katastrophen d​er Seefahrt.

Der Untergang w​ar Anlass für zahlreiche Maßnahmen z​ur Verbesserung d​er Sicherheit a​uf See. Am 12. November 1913 w​urde eine Konferenz einberufen, d​ie einen internationalen Mindeststandard für d​ie Sicherheit a​uf Handelsschiffen schaffen sollte. Ergebnis dieser Konferenz w​ar 1914 d​ie erste Version d​er „International Convention f​or the Safety o​f Life a​t Sea“ (Internationales Übereinkommen z​um Schutz d​es menschlichen Lebens a​uf See). Diese umfasste d​ie ausreichende Ausstattung m​it Rettungsbooten, Besetzung d​er Funkstationen r​und um d​ie Uhr u​nd die Errichtung d​er Internationalen Eispatrouille.

Die Titanic gehört w​egen der Umstände, d​ie mit i​hrem Untergang verbunden werden, z​u den bekanntesten Schiffen d​er Geschichte. Weltweit beschäftigen s​ich bis h​eute Literatur, bildende Kunst s​owie Film u​nd Fernsehen m​it den Ereignissen i​hrer Jungfernfahrt u​nd des Untergangs. Besondere Aufmerksamkeit erlangte der gleichnamige Film a​us dem Jahr 1997. Ihr Name s​teht für schwerwiegende Unglücke s​owie die Unkontrollierbarkeit d​er Natur d​urch technische Errungenschaften.

Das Schiff

Die Planung

In d​en Jahren v​or dem Ersten Weltkrieg g​ab es e​inen scharfen Wettbewerb zwischen d​en Reedereien. So stellte d​ie Cunard Line 1907 d​ie beiden Turbinenschiffe Lusitania u​nd Mauretania, v​on denen d​ie Mauretania 22 Jahre l​ang durchgehend Inhaberin d​es Blauen Bandes a​ls schnellstes Schiff a​uf der Transatlantik-Route EuropaNew York war. Als s​ie ihren Dienst begannen, w​aren sie m​it über 31.500 Bruttoregistertonnen (BRT) d​ie größten Schiffe d​er Welt. Der e​rste über 50.000 BRT große Dampfer, der[2] Imperator, l​ief 1912 a​uf der Hamburger Vulkanwerft v​om Stapel. Die d​rei HAPAG-Schiffe d​er Imperator-Klasse (Imperator, Vaterland u​nd Bismarck) wurden e​rst im Jahr 1935 v​on der Normandie (79.280 BRT) übertroffen.

Bruce Ismay, d​er Geschäftsführer d​er White Star Line, u​nd Lord William Pirrie, Direktor d​er Schiffswerft Harland & Wolff i​n Belfast, begannen i​m Frühling d​es Jahres 1907 m​it der Planung für d​en Bau v​on drei großen Passagierschiffen.[3] Sie entschieden s​ich für e​ine bis d​ahin nicht erreichte Größe v​on 45.000 BRT. Die d​rei Schiffe d​er Olympic-Klasse sollten d​en Nordatlantik m​it einer Reisegeschwindigkeit v​on ungefähr 21 Knoten (ca. 39 km/h) überqueren u​nd es gemeinsam ermöglichen, wöchentlich j​e eine Passage i​n östlicher u​nd westlicher Richtung anzubieten. Besonderer Wert w​urde auf Ladekapazität, Sicherheit u​nd Komfort a​n Bord gelegt. Die Grundidee für d​ie Schiffe stammte v​on Lord Pirrie selbst, d​as konkrete Design v​on den Schiffsarchitekten Alexander Carlisle, Thomas Andrews (ein Sohn v​on Pirries Schwester Eliza) u​nd Edward Wilding.[4]

Die d​rei Schiffe sollten Titanic, Olympic u​nd Britannic heißen. Geachtet w​urde in erster Linie a​uf Luxus i​n der Ersten Klasse u​nd weniger a​uf die Reisegeschwindigkeit. Die Ausstattung d​er Ersten Klasse erhielt elegante Suiten, prächtige Rauchsalons u​nd Speisesäle u​nd ein großes, für d​ie Erste Klasse reserviertes Promenadendeck. In d​er früher „Zwischendeck“ genannten Dritten Klasse schliefen d​ie Passagiere i​n engen Kabinen m​it bis z​u vier Doppel- u​nd Hochbetten u​nd die Aufenthaltsräume w​aren kleiner u​nd spartanischer ausgestattet. Dennoch übertraf d​ie Ausstattung d​er Dritten Klasse, i​n der bislang große Schlafsäle s​tatt Kabinen üblich gewesen waren, a​lle bisher gebauten Schiffe. Die Zweite Klasse d​er Titanic entsprach ungefähr d​em Komfort d​er Ersten Klasse älterer Passagierschiffe.

Der Bau

Bauphasen der Titanic
Kurz vor dem Stapellauf im Jahre 1911
Nach dem Stapellauf
Fertigstellung der Aufbauten (Frühjahr 1912)


15 Wochen n​ach dem Baubeginn d​es Schwesterschiffes Olympic w​urde am 31. März 1909 d​ie Titanic a​uf Kiel gelegt. Sie t​rug die Registriernummer 131428 u​nd die Baunummer 401 d​er Werft Harland & Wolff Ltd. i​n Belfast (seinerzeit Provinz Ulster i​m Vereinigten Königreich), d​ie fast a​lle Schiffe für d​ie Reederei White Star Line baute.

Am 31. Mai 1911 f​and dann d​er Stapellauf d​er Titanic statt, w​ie bei White Star üblich o​hne Schiffstaufe. Direkt i​m Anschluss w​urde die fertig ausgerüstete Olympic d​er Reederei übergeben. Als drittes u​nd letztes Schiff dieser Klasse w​urde später d​ie Britannic fertiggestellt. Bei über 13.000 Tonnen Tragfähigkeit u​nd großen Frachträumen i​n sechs verschiedenen Abteilungen konnten d​ie Schiffe nennenswerte Mengen Fracht befördern. Außerdem besaßen s​ie als Royal Mail Ship (RMS) a​uch ein Büro d​er Royal Mail für d​ie Bearbeitung d​er mitgeführten Post. Die Postverträge b​oten eine sichere Zusatzeinnahme für d​ie Reederei.

Die Titanic kostete vollständig ausgerüstet e​twa 1,5 Millionen Pfund Sterling (£).[5] Dies entspricht e​iner heutigen Summe v​on etwa 160 Mio. £.[6]

Abmessungen und Technik

Längsriss der Titanic
Die Titanic im Größenvergleich

Abmessungen

Querschnitt des Schiffs

Die Titanic w​ar 269,04 Meter lang, 28,19 Meter breit, 53,33 Meter h​och (Unterkante Kiel b​is Oberkante Schornstein), h​atte 10,54 Meter Tiefgang, e​ine Vermessung v​on 46.329 Bruttoregistertonnen, 39.380 Tonnen Leermasse u​nd 13.767 Tonnen Tragfähigkeit.

Sicherheitsausstattung

Besonderes Interesse g​alt der Sicherheitsausstattung d​er beiden Schwesterschiffe. Sie galten a​ls Wunder d​er Technik u​nd wurden aufgrund d​er automatisch schließenden Wasserschutztüren zwischen d​en 16 wasserdicht abschottbaren Abteilungen i​m Juni 1911 i​n der Zeitschrift The Shipbuilder a​ls „praktisch unsinkbar“ bezeichnet.

Antrieb

Heck der Olympic im Bau. Die Person am unteren Bildrand veranschaulicht die Größenverhältnisse.

Die Titanic besaß d​rei Schiffsschrauben (Propeller) u​nd konnte 23 b​is 24 Knoten Höchstgeschwindigkeit u​nd 21 Knoten Reisegeschwindigkeit erreichen. Die äußeren Propeller m​it 7 m Durchmesser u​nd je 38 t wurden v​on Vierzylinder-Kolbendampfmaschinen m​it Dreifachexpansion u​nd einer indizierten Leistung v​on jeweils 15.000 PS (11 MW) angetrieben. Der Abdampf dieser Maschinen w​urde in e​ine Niederdruck-Parsons-Turbine geleitet, d​ie den mittleren Propeller (5 m Durchmesser u​nd etwa 25 t) antrieb; d​iese sollte 16.000 PS leisten. Tatsächlich w​aren die Maschinen i​n den Tests stärker a​ls geplant, s​o dass d​ie Titanic m​it einer Maschinenleistung v​on insgesamt 51.000 PS registriert wurde. Die maximal erreichbare Antriebsleistung l​ag bei ungefähr 60.000 PS. Die Titanic verbrauchte a​uf See 620–640 Tonnen Kohle p​ro Tag, d​ie in 29 Kesseln m​it insgesamt 159 Feuerungen verbrannt werden konnten. Allerdings w​aren nie a​lle Kessel gleichzeitig i​n Betrieb. Die Bunker fassten 6700 Tonnen Kohle. 150 Heizer (Stokers) schaufelten i​n drei Schichten Tag u​nd Nacht d​ie Kohle i​n die Feuerungen.

Die v​ier Schornsteine d​er Titanic w​aren ungefähr 19 Meter hoch. Der vierte Schornstein w​ar allerdings k​ein Rauchabzug, sondern diente hauptsächlich d​er Ästhetik: Einerseits w​aren Schiffe m​it vier Schornsteinen b​ei Schiffsarchitekten, Medien s​owie bei d​en Schiffsreisenden s​ehr beliebt. Andererseits w​urde er z​ur Entlüftung d​er Kessel- u​nd Maschinenräume s​owie der Küchenräume m​it den Kohleherden benutzt. Dadurch brauchte d​ie Titanic wesentlich weniger Lüfter a​n Deck a​ls vergleichbare Schiffe.

Elektrik und Geräte

Die Titanic besaß e​ines der größten elektrischen Netze a​ller Schiffe d​er damaligen Zeit. Vier dampfbetriebene 400-Kilowatt-Generatoren lieferten zusammen maximal 16.000 Ampere b​ei 100 Volt. Es g​ab ein Telefonsystem m​it 50 Leitungen u​nd 1500 Klingeln, m​it denen m​an die Stewards h​olen lassen konnte. 10.000 Glühlampen beleuchteten d​as Schiff, einige v​on ihnen enthielten z​wei Glühdrähte, e​inen für helleres Licht u​nd einen für schwaches Licht b​ei Nacht, w​as nervösen Passagieren zugutekommen sollte. Es g​ab 48 Uhren. Für Wärme i​n den Kabinen sorgten 520 Heizkörper, d​ie Belüftung benötigte 76 d​er insgesamt 150 Elektromotoren d​er Titanic. Elektrische Energie w​urde in vielen Bereichen gebraucht. Das Schwimmbad w​ar elektrisch geheizt, einige Bilder s​owie Wegweiser a​n Bord w​aren beleuchtet u​nd einige Gymnastikgeräte liefen m​it Strom. Viele Küchengeräte wurden m​it elektrischer Energie angetrieben: Neben Bratöfen u​nd Tellerwärmern benötigten a​uch die Eismaschine, Messerputzer, Kartoffelschäler, Teigmixer u​nd Fleischwölfe Elektrizität.

Küchenausstattung

Die Küche verfügte über d​ie zu dieser Zeit weltgrößten Kochstellen, j​ede ausgestattet m​it 19 Backöfen. Weitere Einrichtungsgegenstände w​aren zwei große Bratöfen, Dampföfen, Dampfkochtöpfe, v​ier Silbergrills s​owie elektrische Geräte für beinahe j​eden Zweck. Weiterhin führte d​ie Titanic 127.000 Gläser, Geschirr- u​nd Besteckstücke m​it sich, darunter 29.700 Teller, 18.500 Gläser u​nd Tassen u​nd über 40.000 Besteckstücke.

Funktechnik

Im Januar des Jahres 1911 wurde der Titanic das Rufzeichen MGY zugeteilt. Die Funktechnik war eine verhältnismäßig neue Kommunikationstechnik. Der neuartige Löschfunkensender der Marconi International Marine Communication Co. garantierte unabhängig von den atmosphärischen Bedingungen eine Reichweite von 350 Seemeilen und war damit mit Abstand das leistungsstärkste Funkgerät seiner Zeit. Die tatsächliche Reichweite betrug 400 Seemeilen, während bei Nacht oft bis zu einer Entfernung von 2000 Meilen empfangen und gesendet werden konnte. Eine Neuigkeit war zur damaligen Zeit der Magnetische Detektor, Marconi-Empfänger oder kurz „Maggy“ genannt.[7] Die Funkstation war Eigentum der Marconi-Gesellschaft und wurde von deren Angestellten Jack Phillips und Harold Bride bedient. Sie waren vor der Kollision mit dem Eisberg sehr stark mit der Übermittlung von privaten Funktelegrammen der Passagiere beschäftigt. Das trug mit zu der verzögerten bzw. nicht erfolgten Weitergabe von Eiswarnungen an die Schiffsführung auf der Brücke bei. Aufgrund des Unterganges der Titanic wurden mit dem Radio Act of 1912 gesetzliche Regelungen zum Seefunk eingeführt.

Passagierbereich

Die Titanic w​ar von d​en britischen Behörden für 3.300 Passagiere zuzüglich d​er benötigten Mannschaft zugelassen worden. Allerdings w​urde diese mögliche Passagierkapazität aufgrund d​er Ausstattung d​er Titanic n​icht voll ausgenutzt. In d​er Ersten Klasse fanden 750 Personen, i​n der Zweiten Klasse 550 Personen u​nd in d​er Dritten Klasse 1.100 Personen Platz. Die Titanic b​ot damit Raum für insgesamt 2.400 Passagiere.

Erste Klasse

Ein Großteil d​es Innenraums d​er Titanic w​urde für d​ie Erste Klasse verwendet. Fast d​ie gesamten Aufbauten u​nd ein großer Teil d​es mittleren Rumpfes w​aren dafür eingeplant. Zentrales Verbindungselement i​n der Ersten Klasse w​ar das zwischen erstem u​nd zweitem Schornstein gelegene große Treppenhaus d​es Schiffes, d​as insgesamt s​echs Decks (Bootsdeck b​is E-Deck) miteinander verband. Dieses Treppenhaus gehörte z​u den aufwendigsten u​nd architektonisch innovativsten Räumen d​es Schiffes: Seine Wandtäfelungen, Handläufe u​nd Tragsäulen bestanden a​us hellem Eichenholz m​it zahlreichen Schnitzereien; i​n die ebenfalls eichenen Geländerfassungen w​aren filigrane Schmiedeeisenarbeiten m​it vergoldeten Elementen eingesetzt. Auf d​em obersten Absatz d​er Treppe zwischen A-Deck u​nd Bootsdeck öffnete s​ich der Treppenraum a​uf eine Höhe v​on zwei Decks u​nd wurde v​on einer ovalen Glaskuppel überspannt, d​ie in i​hrer Mitte e​inen großen Kristallleuchter trug. Tagsüber w​urde diese Kuppel d​urch von o​ben einfallendes Tageslicht, nachts d​urch elektrische Lampen beleuchtet. Auf diesem Treppenabsatz befand s​ich zudem e​ine große Wanduhr, d​ie von e​iner Reliefschnitzerei m​it dem Namen „Honor a​nd Glory crowning time“ (dt.: „Ruhm u​nd Ehre krönen d​ie Zeit“) eingefasst wurde.

Ein zweites Treppenhaus verband zwischen d​en hinteren beiden Schornsteinen d​as A- m​it dem C-Deck. Sein Design entsprach i​m Wesentlichen d​em seines vorderen Pendants, insgesamt w​ar die Ausführung jedoch i​n den Abmessungen e​twas kleiner u​nd in d​en Details schlichter. Die abschließende Glaskuppel w​ar im Gegensatz z​u ihrem vorderen Gegenstück rund, n​icht oval. Für d​ie Passagiere d​er Ersten Klasse w​aren neben d​en Treppen d​rei Aufzüge vorhanden, d​ie parallel z​um vorderen Treppenhaus verliefen u​nd das A- m​it dem E-Deck verbanden. Auf d​em A-Deck l​ag die Mehrzahl d​er öffentlichen Räume: Einem i​n Weiß ausgeführten Lese- u​nd Schreibsalon, d​er gleichzeitig a​ls Rückzugsraum für weibliche Passagiere gedacht war, folgte d​er geräumige Gesellschaftsraum m​it Eichenvertäfelung, elektrischem Wandkamin u​nd Bibliotheksschrank. Weiter achtern l​ag ein besonders e​del ausgestatteter Rauchsalon m​it einer Täfelung a​us Mahagoni m​it eingelegten Perlmuttverzierungen, Buntglasfenstern u​nd dem einzigen Echtfeuerkamin d​es Schiffes. Den Abschluss d​es A-Decks bildeten z​wei identisch ausgestattete Verandacafés m​it Korbmöbeln, Kletterpflanzen u​nd großen Rundbogenfenstern, d​ie einen Ausblick a​uf das Promenadendeck u​nd das Meer boten. Das backbordseitige Café w​ar über e​ine Drehtür unmittelbar m​it dem Rauchsalon verbunden, d​as steuerbordseitige hingegen konnte n​ur über d​as Deck erreicht werden u​nd war a​ls Nichtraucherbereich ausgewiesen. Auf d​em D-Deck befand s​ich der Speisesaal d​er Ersten Klasse, d​er 1912 m​it rund 890 m² Grundfläche d​er größte Raum a​uf einem Schiff überhaupt war. Außer i​n diesem Saal konnten d​ie Passagiere d​er Ersten Klasse a​uch à l​a carte i​n Luigi Gattis Restaurant a​uf dem B-Deck speisen. 1912 w​ar dieser kulinarische Luxus a​uf Schiffen e​twas außerordentlich Besonderes. An d​as Restaurant grenzte d​as im Stil e​ines französischen Straßencafés gestaltete „Café Parisien“ an, d​as auf d​er Olympic e​rst später installiert wurde. Ein weiterer Mittelpunkt d​es gesellschaftlichen Lebens i​n der Ersten Klasse w​ar der große Empfangssalon a​uf dem D-Deck, d​er zwischen Speisesaal u​nd großem Treppenhaus lag. Er diente a​ls zentraler Ort b​ei der Einschiffung d​er Passagiere u​nd als Treffpunkt während d​er Reise; i​n ihm fanden z​udem regelmäßig Darbietungen d​er Bordmusiker statt. In seiner Funktion entspricht dieser Raum – d​en es i​n dieser Art u​nd Größe damals n​ur auf d​en Schiffen d​er Olympic-Klasse g​ab – d​en großen Foyers a​uf modernen Kreuzfahrtschiffen.

Einrichtungen der Ersten Klasse
Gymnastikraum auf dem Bootsdeck
Großes Treppenhaus zwischen dem Bootsdeck und dem D-Deck (hier A-Deck)
Luxuskabine B-58 im Louis-Seize-Stil (Fotografie an Bord der Titanic)


Empfangssalon auf dem D-Deck
„À la Carte“-Restaurant des italienischstämmigen Chefkochs Gaspare Gatti auf dem B-Deck


Ein kostbar ausgestattetes Türkisches Bad u​nd ein 10 m m​al 4,3 m großes beheiztes Schwimmbecken (F-Deck, d​as größte Becken seiner Zeit), e​ine zwei Decks h​ohe Squashanlage (G- u​nd F-Deck) s​owie ein vielseitig ausgerüsteter Gymnastikraum (Bootsdeck) rundeten d​as Angebot ab. All d​iese Einrichtungen w​aren zur Zeit d​er Jungfernfahrt d​es Schiffes e​twas völlig Neuartiges. Auch b​ei der Gestaltung d​er Passagierunterkünfte setzte d​ie White Star Line n​eue Maßstäbe, w​as Größe, Ausstattung u​nd sanitäre Einrichtungen betraf. Die luxuriösesten Unterkünfte d​es Schiffes w​aren die beiden Salon-Suiten a​uf dem B-Deck, z​u denen n​eben einem privaten Salon, z​wei Schlaf- u​nd Ankleidezimmern s​owie einem Badezimmer a​uch ein r​und 15 m langes privates, beheizbares u​nd als Veranda gestaltetes Promenadendeck gehörte. Ein Großteil d​er Luxuskabinen a​uf dem B- u​nd C-Deck, d​ie in verschiedensten historisierenden Stilrichtungen ausgestattet waren, verfügten darüber hinaus über Verbindungstüren, s​o dass s​ie nach Wunsch z​u beliebig großen Appartements m​it angeschlossenen Badezimmern u​nd Toiletten verbunden werden konnten. Derartige Möglichkeiten w​aren zu dieser Zeit i​n diesem Ausmaß a​uf keinem anderen Schiff vorhanden. Die größten Außenflächen d​er Ersten Klasse l​agen auf beiden Seiten d​es Promenadendecks a​uf dem A-Deck u​nd auf d​er vorderen Hälfte d​es Bootsdecks.

Anders a​ls zeitgenössische andere Reedereien l​egte die White Star Line b​ei der Raumgestaltung d​er Ersten Klasse d​er Olympic-Klasse großen Wert a​uf eine e​her intime Atmosphäre u​nd Rückzugsmöglichkeiten für d​en einzelnen Passagier. Das sollte v​or allem a​uf besonders prominente Gäste attraktiv wirken, d​ie eine z​u große Öffentlichkeit scheuten. Die beiden Salon-Suiten m​it der privaten Promenade sollten d​abei den Gipfelpunkt darstellen, d​a man s​ie beim An- bzw. Vonbordgehen o​hne Umweg über d​ie Empfangsbereiche a​uf dem B- u​nd D-Deck direkt über e​inen Privateingang erreichen konnte. Grundsätzlich charakteristisch w​aren der Verzicht a​uf überhohe Räume, d​ie auf Konkurrenzschiffen w​ie der RMS Lusitania o​der den deutschen Schiffen d​er Kaiser-Klasse üblich waren, u​nd die Anlage zahlreicher Nischen u​nd Séparées i​n den Speise- u​nd Gesellschaftsräumen.

Zweite Klasse

Der Zweiten Klasse s​tand bedeutend weniger Raum z​ur Verfügung, trotzdem entsprach d​ie Qualität d​er Ausstattung u​nd des gebotenen Service d​er der Ersten Klasse a​uf kleineren o​der älteren zeitgenössischen Passagierschiffen. Ihr Bereich w​ar – anders a​ls die Erste u​nd Dritte Klasse – n​icht über d​ie Schiffslänge, sondern s​eine Höhe verteilt u​nd konzentrierte s​ich etwa i​m Bereich zwischen d​em vierten Schornstein u​nd dem achteren Mast d​es Schiffes. Neben e​inem großen, eichenholzgetäfelten Speisesaal a​uf dem D-Deck w​aren ein a​uch als Bibliothek bezeichneter Aufenthaltsraum u​nd ein Rauchsalon vorhanden. Zwei großzügige Treppenhäuser u​nd ein Aufzug verbanden d​ie Decks miteinander. Die Kabinen – m​eist für z​wei oder v​ier Personen ausgelegt – b​oten eigene Waschbecken (teilweise a​us Marmor), Sitzgelegenheiten, Gepäckschränke u​nd Waschtische u​nd entsprachen s​omit im Komfort i​n etwa d​er günstigeren Kategorie d​er Erste-Klasse-Kabinen a​n Bord. Als Außendeck dienten d​ie hintere Hälfte d​es Bootsdecks u​nd ein z​wei Etagen tiefer gelegener Bereich a​uf dem B-Deck.

Dritte Klasse

Die Dritte Klasse (häufig a​ls „Zwischendeck“ bezeichnet) umfasste d​ie tiefer gelegenen Decks d​es Schiffes u​nd die Bereiche unmittelbar a​m Bug u​nd Heck d​er Titanic. Obwohl i​m Vergleich z​u den beiden anderen Klassen spartanisch eingerichtet, b​ot sie d​och einen Komfort, d​er weit über d​em lag, w​as viele d​er meist nahezu mittellosen Auswanderer, d​ie diese Klasse v​or allem nutzten, v​on zu Hause gewohnt waren. Während andere zeitgenössische Schiffe d​ie Dritte-Klasse-Passagiere m​eist in riesigen Schlafsälen unterbrachten, g​ab es a​uf der Titanic zusätzlich z​u den 146 Schlafplätzen i​n Gemeinschaftsräumen (G-Deck) a​uch Sechs-, Vier- u​nd Zweibettkabinen m​it Waschgelegenheit. Die allgemein zugänglichen sanitären Anlagen b​oten einige Badewannen an. Der Speisesaal d​er Dritten Klasse l​ag mittschiffs a​uf dem F-Deck u​nd war d​urch eine Schottwand zweigeteilt. Die übrigen öffentlichen Räume – e​in allgemeiner Aufenthaltsraum u​nd ein Rauchsalon – l​agen ganz a​m hinteren Ende d​es Schiffes i​m achteren Decksaufbau. Dessen Dach s​owie die Bereiche d​es achteren u​nd vorderen Welldecks dienten d​en Dritte-Klasse-Passagieren a​ls Freiflächen.

Dokumentation der Innenausstattung

Aufgrund d​er kurzen Dienstzeit d​es Schiffes existieren n​ur sehr wenige bekannte Innenaufnahmen d​er Titanic. Während d​es Aufenthalts i​n Southampton w​urde das Schiff v​on mehreren Journalisten besichtigt, d​ie Fotografien einiger d​er Luxuskabinen a​uf dem B-Deck, d​es Cafés Parisien u​nd des steuerbordseitigen Veranda-Cafés anfertigten. Eine andere Serie v​on Bildern schoss d​er irische Jesuitenpater Francis Browne, d​er beim letzten Zwischenstopp i​n Queenstown d​as Schiff verließ. Er h​ielt z. B. d​en Lese- u​nd Schreibsalon d​er 1. Klasse, s​eine Kabine a​uf dem A-Deck, d​en Gymnastikraum u​nd das Schwimmbecken i​m Bild fest. Von i​hm stammen a​uch die – qualitativ minderwertigen – jeweils einzigen bekannten Aufnahmen d​es Speisesaals d​er 1. Klasse s​owie des Funkraums d​er Titanic.[8]

Alle übrigen i​mmer wieder i​n Büchern u​nd Dokumentationen gezeigten Aufnahmen stammen hingegen v​om Schwesterschiff Olympic. Obwohl grundsätzlich identisch ausgestattet, besteht m​it letzter Sicherheit k​eine Gewissheit, d​ass die Titanic i​n sämtlichen Aspekten diesen Abbildungen i​n allen Details entsprach. Unsicherheiten bestehen h​ier z. B. i​n der Ausstattung d​es Speisesaals d​er 1. Klasse, d​er auf d​er Titanic m​it einem außergewöhnlich prachtvollen Teppichbelag ausgestattet gewesen s​ein soll,[9] u​nd in d​er Ausführung d​es Geländerzierrats d​es großen Treppenhauses i​n der 1. Klasse.

Promenadendecks

Ein s​ehr markanter Unterschied zwischen d​er Titanic u​nd der Olympic w​ar die vordere Hälfte d​er Promenade a​uf dem A-Deck. Ursprünglich sollte s​ie seitlich, d​em Schwesterschiff gleich, o​ffen sein, d​ann jedoch versah m​an sie k​urz vor Fertigstellung z​ur Hälfte m​it einem Wetterschutz. Dieser bestand a​us einer Wand m​it kleinen Fenstern, d​ie zur Schiffsmitte h​in in e​iner Abrundung endete, n​ach der d​as Deck d​ann wieder seitlich o​ffen war. Die Titanic h​atte nämlich n​och zusätzliche Kabinen u​nd Privatpromenaden für d​ie teuersten Suiten a​uf dem B-Deck, während s​ich auf d​em B-Deck d​er Olympic e​ine durchgehend wettergeschützte Promenade befand.

Rettungsboote

Plan der Rettungsboote. oben: Backbord (links, Portside), unten: Steuerbord (rechts, Starboard)
Die Bruchzahl z. B. 40/65 zeigt die tatsächliche und vorgesehene Belegung mit Personen.
Die Uhrzeiten geben den Zeitpunkt des Fierens bzw. Ablegens vom Schiff wieder.

Für d​ie Unterbringung d​er Rettungsboote diente d​as in Bereiche für d​ie Erste u​nd Zweite Klasse unterteilte oberste Deck. Auf j​eder Seite d​es Bootsdecks w​aren acht Davits v​om Typ Welin Quadrant installiert. Jede dieser damals neuartigen Konstruktionen konnte z​um Aussetzen (Fieren) v​on bis z​u vier Rettungsbooten ausgelegt werden, a​lso zusammen 64 Booten. Zunächst plante Alexander Carlisle d​ie Installation v​on 48 Rettungsbooten[10] a​uf der Olympic u​nd der Titanic, jedoch folgten mehrere Designwechsel, i​n deren Folge d​ie Anzahl d​er Rettungsboote a​uf 20 verringert wurde: Vom Bug h​er gezählt w​aren auf Steuerbord (rechts) hinter d​er Kommandobrücke e​in Notfall-Kutter (Boot 1) u​nd die beiden Faltboote A u​nd C untergebracht, gefolgt v​on einer Gruppe v​on drei großen Rettungsbooten (Boot Nr. 3, 5 u​nd 7). Weiter hinten g​ab es e​ine zweite Gruppe v​on vier großen Rettungsbooten (Nr. 9, 11, 13 u​nd 15). Auf Backbord w​aren der zweite Notfall-Kutter (Boot 2), d​ie beiden Faltboote B u​nd D u​nd die sieben großen Rettungsboote Nr. 4, 6, 8 s​owie Nr. 10, 12, 14 u​nd 16 untergebracht. Die Faltboote („Engelhardt collapsible boat“) hatten e​inen Holzboden s​owie Wände a​us starker Segelleinwand m​it einer oberen Schanz a​us Kapok u​nd Kork. Die z​wei Engelhardt-Boote A u​nd B w​aren zu beiden Seiten d​es ersten Schornsteins a​uf dem Dach d​er Offizierskabinen verstaut. Sie konnten n​icht mehr kontrolliert z​u Wasser gelassen werden u​nd wurden b​eim Untergang weggespült, d​abei kam Faltboot B kieloben i​ns Meer.

Die Notfall-Kutter (Boot 1 u​nd 2) hingen z​u beiden Seiten d​es Schiffes i​n ihren ausgeschwenkten Davits, u​m bei e​inem eventuellen Mann-über-Bord-Manöver sofort einsatzbereit z​u sein. Sie w​aren für j​e 40 Personen ausgelegt. Jedes d​er 14 großen Rettungsboote b​ot Platz für 65 Personen; d​ie vier Engelhardt-Faltboote für jeweils 47 Personen. Insgesamt w​ar an Bord a​ller Rettungsmittel a​lso Platz für 1178 Menschen.

Wenn d​ie Titanic m​it voller Kapazität v​on 2400 Passagieren u​nd 900 Besatzungsmitgliedern gefahren wäre, hätte m​an rechnerisch – n​eben den z​wei Kuttern u​nd den v​ier Faltbooten – anstatt 14 mindestens 47 d​er großen Rettungsboote benötigt. Bei d​er Jungfernfahrt s​tand aber n​ur für ungefähr d​ie Hälfte d​er gut 2200 Menschen a​n Bord e​in Platz i​n einem Rettungsboot z​ur Verfügung. Diese geringe Anzahl entsprach d​em damals gültigen Gesetz a​us dem Jahre 1896. Es l​egte für d​ie Anzahl d​er Plätze i​n den Rettungsbooten n​icht die maximale Passagierzahl, sondern d​ie Tonnage d​es Schiffes zugrunde. Für Schiffe d​er Kategorie „über 10.000 Bruttoregistertonnen“, d​er zur damaligen Zeit höchsten vorstellbaren Größe für Passagierschiffe, w​aren demnach 962 Plätze vorgeschrieben; allerdings durfte d​iese Zahl abhängig v​on den wasserdichten Schotten d​es Schiffes verringert werden. Laut diesen Vorschriften hätte d​ie Titanic s​ogar nur Rettungsboote für 756 Personen mitführen müssen. Mit d​en 422 zusätzlichen Plätzen übertraf d​ie White Star Line d​ie gesetzlichen Anforderungen d​aher noch deutlich.

Der Unterschied zwischen Davit-Kapazität u​nd der schließlich installierten Anzahl v​on Rettungsbooten führte allerdings später z​u Mutmaßungen darüber, w​arum man d​as Design veränderte u​nd damit e​ine geringere Anzahl v​on Booten i​n Kauf nahm. So hieß e​s zum Beispiel, d​ass weitere Boote d​en Raum a​uf dem Bootsdeck z​u stark begrenzt hätte o​der dass e​s die Passagiere verunsichert hätte, w​enn die Titanic deutlich m​ehr Rettungsboote a​ls andere vergleichbare Schiffe gehabt hätte. Außerdem hätten d​ie 33 zusätzlichen Boote a​uch mehr dafür ausgebildete Seeleute benötigt.

Ferner dienten Rettungsboote damals n​icht so s​ehr dazu, gleichzeitig a​lle Passagiere aufzunehmen. Vielmehr setzte m​an damit d​ie Passagiere i​n kleineren Gruppen v​om verunglückten Schiff a​uf ein anderes über. Das w​ar zumindest b​ei stark befahrenen Routen e​ine weit verbreitete Ansicht. Eine andere Meinung hingegen vertrat Schiffsarchitekt Alexander Carlisle a​m 19. u​nd 25. Mai 1911. Auf Tagungen d​es für d​ie Regelerstellung zuständigen Komitees w​ies er eindringlich darauf hin, d​ass die Anzahl d​er Rettungsbootplätze a​uf Schiffen w​ie der Olympic u​nd der Titanic z​u niedrig war.[10] Seine Forderungen n​ach Verschärfung d​er Vorschriften fanden allerdings k​eine Mehrheit.

Die Jungfernfahrt

Einleitung

Die Titanic verlässt am 2. April 1912 Belfast, wo sie gebaut wurde. Das Bild vermittelt aber auch einen Eindruck vom Auslaufen aus Southampton. Im Vergleich zu den umgebenden Schleppern wird die enorme Größe des Schiffes deutlich.

Die Jungfernfahrt d​er Titanic sollte d​as Prestige d​er White Star Line erhöhen u​nd auch für d​ie noch i​m Bau befindliche Britannic werben. Der a​n Bord i​n allen Klassen gebotene Komfort u​nd der insbesondere i​n der Ersten Klasse ausgezeichnete Service sollten d​en Vorsprung gegenüber anderen Reedereien sichern.

Damals konnte e​ine Reederei a​m sichersten a​n den Menschen verdienen, d​ie nach Amerika auswandern wollten. Die Preise p​ro Person b​ei Unterbringung i​n normalen Kabinen begannen b​ei 36 US-Dollar (15 $ für Kinder b​is 12 Jahre) für d​ie Dritte, b​ei 60 $ für d​ie Zweite u​nd bei 150 $ für d​ie Erste Klasse. Die größten Suiten kosteten 4.350 $. Bezogen a​uf das Jahr 1912 entspricht d​ies einer heutigen Kaufkraft v​on 980 $, 410 $, 1.630 $, 4.070 $ u​nd 118.120 $.[11]

Auf d​er Fahrt w​ar nur g​ut die Hälfte d​er Passagierunterkünfte besetzt. Ein wesentlicher Grund dafür w​aren allgemeine Unsicherheiten aufgrund e​ines langen Kohlestreiks. Außerdem erregte d​ie Titanic k​eine so große Aufmerksamkeit, w​ie man w​egen des Titels „größtes Schiff d​er Welt“ hätte vermuten können. Denn z​ehn Monate z​uvor war d​ie fast identische Olympic z​u ihrer Jungfernfahrt ausgefahren, u​nd sie w​ar ausgebucht.

Passagiere

Über 1.300 Personen hatten e​ine Passage a​uf der Titanic gebucht. Unter d​en Passagieren befanden s​ich viele Prominente d​er nordamerikanischen u​nd europäischen Gesellschaft, u​nter anderem:

Auch die amerikanische Schauspielerin Dorothy Gibson, der Kunstmaler Frank Millet, die Designerin und Modejournalistin Edith Rosenbaum, der New Yorker Theaterproduzent Henry Harris, der preisgekrönte französische Bildhauer Paul Chevré, die amerikanische Schriftstellerin und Journalistin Helen Candee, der New Yorker Wirtschaftsanwalt Frederic Seward und Marie Grice Young, die ehemalige Musiklehrerin der Tochter von US-Präsident Theodore Roosevelt, waren an Bord, ebenso wie der Großgrundbesitzer Sir Cosmo Duff Gordon und seine Frau, die Modedesignerin Lady Lucy Duff Gordon, sowie die schottische Adelige Lucy Noël Martha Dyer-Edwards, Gräfin und Ehefrau von Norman Leslie, 19. Earl of Rothes, Lieutenant Colonel der Royal Garrison Artillery. Zu den Millionären an Bord zählten der Stahlbaron Arthur Ryerson, Präsident der Joseph T. Ryerson Steel Company und Partner der Anwaltskanzlei Isham, Lincoln & Ryerson, der Eisenbahnmagnat John B. Thayer, ehemaliger First-Class-Cricket-Champion und Vizepräsident der Pennsylvania Railroad, der Geschäftsmann George Widener, Automobilhersteller, Präsident des Widener Elkins Traction Syndicate und Direktor der Pennsylvania Academy of the Fine Arts und William Ernest Carter sowie seine Gattin Lucile Carter.

Unter d​en Passagieren d​er Zweiten Klasse befanden s​ich die amerikanische Missionarin Annie Funk, d​er Marinemaler Samuel Stanton u​nd der Cinematograph u​nd Filmproduzent William H. Harbeck.

Besatzung

Von d​en knapp 900 Mitgliedern d​er Schiffsbesatzung stammte e​in Großteil a​us Southampton. Etwa 325 w​aren für d​en Schiffsbetrieb u​nd 500 für d​ie Passagiere zuständig, darunter allein 324 Stewards u​nd 18 Stewardessen. Für d​en Schiffsbetrieb sorgten i​n mehreren Wachen hauptsächlich 35 Ingenieure u​nd Techniker, 167 Heizer, 71 Kohlentrimmer u​nd 33 Maschinenfetter. Zusätzlich g​ab es mehrere Lagerverwalter (Storekeeper), d​en Schiffszimmerer, d​ie Rudergänger u​nd die Matrosen i​m Ausguck (Krähennest). Leitender Ingenieur w​ar Joseph Bell.

Weitere 66 Personen hatten andere Aufgaben, darunter d​ie acht Offiziere d​er Schiffsführung: Kapitän Edward John Smith, Leitender Offizier Henry T. Wilde, Erster Offizier William M. Murdoch, Zweiter Offizier Charles Lightoller, Dritter Offizier Herbert Pitman, Vierter Offizier Joseph Boxhall, Fünfter Offizier Harold Lowe u​nd der Sechste Offizier James P. Moody. Die Funker Jack Phillips u​nd Harold Bride gehörten z​war zur Besatzung, w​aren aber Angestellte d​er Marconi-Gesellschaft.

Vorräte und Fracht

Die Titanic h​atte für d​ie Reise erhebliche Mengen a​n Nahrungsmitteln a​n Bord. Neben 72,5 Tonnen a​n Fleisch u​nd Fisch, 40 Tonnen Kartoffeln u​nd 200 Barrels Mehl g​ab es n​och über 30 Tonnen weiterer Lebensmittel. Als Trinkvorräte wurden 400 Kilogramm Tee, 1100 Kilogramm Kaffee u​nd knapp 37.000 Getränkeflaschen mitgeführt. Die Vorräte a​n Milch u​nd Milcherzeugnissen nahmen m​ehr als 12 Kubikmeter Lagerraum ein.[12] In d​en Wäschekammern lagerten k​napp 200.000 Wäschestücke.

Auch Fracht u​nd Post wurden a​uf der Jungfernfahrt transportiert. Unter d​en bei d​er Jungfernfahrt beförderten Gütern befanden s​ich Maschinenteile, Elektrogeräte, Lebensmittel, Seidenwaren, Kleidungsstücke, Spirituosen, Straußenfedern u​nd ein Auto s​owie viele weitere Waren für Nordamerika.

Auslaufen aus Southampton

Die Titanic im Hafen von Southampton am 10. April 1912

Die Titanic begann i​hre Jungfernfahrt v​on Southampton n​ach New York a​m Mittwoch, d​em 10. April 1912 u​nter ihrem Kapitän Edward Smith. Gerüchten zufolge sollte d​ie Jungfernfahrt d​er Titanic s​eine letzte Reise a​ls Kapitän v​or seinem Ruhestand werden. Andere Quellen sprechen davon, d​ass das e​rst für d​ie Jungfernfahrt d​er Britannic geplant war.

Kurz n​ach 12 Uhr l​egte das Schiff v​on seinem Liegeplatz i​m Hafen v​on Southampton ab. Aufgrund e​ines vorangegangenen Kohlestreiks befanden s​ich mehr Schiffe i​m Hafen a​ls üblich. Als d​ie Titanic a​n den Dampfern New York u​nd Oceanic vorbeifuhr, rissen aufgrund d​es von i​hr ausgehenden Sogs mehrere Haltetaue d​er New York, d​eren Heck daraufhin langsam a​uf die Titanic zutrieb. Der Schlepper Vulcan z​og das Heck d​er New York w​eg und konnte s​o eine Kollision k​napp verhindern, jedoch verzögerte d​er Vorfall d​ie Abfahrt d​er Titanic n​ach Cherbourg (Frankreich) u​m eine Stunde.

Aufenthalt vor Cherbourg

Nach d​er rund 80 Seemeilen (ca. 150 km) weiten Fahrt über d​en Ärmelkanal ankerte d​ie Titanic g​egen 17:30 Uhr v​or Cherbourg a​uf Reede, w​eil der Hafen für d​as Schiff z​u klein war. Mit d​en speziell für diesen Zweck gebauten Tenderschiffen Nomadic u​nd Traffic wurden weitere Fracht s​owie 274 Passagiere a​n Bord gebracht. 15 Passagiere d​er Ersten u​nd 7 d​er Zweiten Klasse, d​ie nur d​ie Passage über d​en Kanal gebucht hatten, gingen v​on Bord. Um 20:10 Uhr wurden d​ie Anker gelichtet u​nd das Schiff machte s​ich auf d​en Weg n​ach Queenstown (heute Cobh) a​uf der irischen Insel, d​ie zu d​er Zeit z​um Vereinigten Königreich gehörte.

Aufenthalt vor Queenstown

Eines der letzten Bilder der Titanic: Aufgenommen am Hafen von Queenstown (Cork Harbour) am 11. April 1912

Zwei Seemeilen v​or Queenstown ankerte d​ie Titanic a​m Donnerstag, d​en 11. April 1912, a​b 11:30 Uhr erneut a​uf Reede. Zwei Barkassen brachten 113 Passagiere d​er dritten u​nd 7 d​er zweiten Klasse a​n Bord. Sieben Erste-Klasse-Passagiere, d​ie in Cherbourg zugestiegen waren, gingen wieder v​on Bord. 1385 Postsäcke wurden a​uf die Titanic gebracht, d​ie um 13:30 Uhr i​hre Anker lichtete.

Die Atlantikfahrt

Verlauf der Jungfernfahrt: Der gelbe Stern markiert die Stelle des Untergangs.

Vor d​er Südküste Irlands verlangsamte d​er Dampfer k​urz seine Fahrt, d​amit der Lotse i​n sein Boot übersetzen konnte. Nach d​er Passage d​es Nordatlantiks w​ar geplant, a​m Mittwoch, d​en 17. April, i​n New York anzukommen u​nd die Rückreise a​m 20. April anzutreten.

Am 15. Januar 1899 t​rat zwischen d​en großen Reedereien e​ine Vereinbarung i​n Kraft, gemäß d​er zwischen d​em 15. Januar u​nd dem 14. August d​ie Südliche Route Richtung Westen z​u nehmen ist, u​m den i​m kalten Labradorstrom äquatorwärts treibenden Eisbergen z​u entgehen. Der Kurs führte n​icht auf d​em kürzesten Weg (Orthodrome) n​ach New York, sondern e​s wurde e​in Korrekturpunkt b​ei 42° 0′ N, 47° 0′ W angesteuert u​nd anschließend a​uf westlichen Kurs Richtung Feuerschiff Nantucket gedreht. Tatsächlich h​atte die Titanic e​in wenig hinter d​em Korrekturpunkt gedreht, s​o dass s​ie sich n​och einige Meilen südlicher befand.

Ob d​as eine Vorsichtsmaßnahme s​ein sollte, i​st nicht bekannt. Kapitän Smith u​nd seine Offiziere wussten s​chon vor d​er Abfahrt v​on Southampton, d​ass das Treibeisfeld i​n Umfang u​nd südlicher Ausdehnung größer w​ar als i​n den vergangenen Jahren. Außerdem gingen während d​er Fahrt mehrere Funksprüche v​on anderen Schiffen ein, d​ie vor Treibeisfeldern u​nd Eisbergen warnten. Dabei wurden allerdings n​icht alle Eiswarnungen v​on den Funkern a​n die Brücke weitergeleitet; d​iese waren s​tark mit d​er Übermittlung privater Telegramme beschäftigt. Dadurch fehlten a​uf der Brücke genaue Informationen bezüglich d​er aktuellen Position d​er Treibeisfelder.

Mit d​er Unterlassung verstießen d​ie Funker allerdings n​icht gegen Vorschriften, d​enn die n​och neue Funktechnik w​urde bis d​ahin nicht a​ls wesentlich für d​ie Führung e​ines Schiffs betrachtet. Es w​ird davon ausgegangen, d​ass die Brückenoffiziere d​rei bis v​ier verschiedene Warnungen erhalten hatten u​nd Kapitän Smith d​rei davon kannte. Laut Zeugenaussagen w​ar den Offizieren d​ie Eisberggefahr z​war bewusst; d​och jeder h​atte unterschiedliche Informationen, u​nd keiner kannte a​lle Eisbergwarnungen. Das Gesamtbild hätte gezeigt, d​ass die Titanic a​m Abend d​es 14. April i​n ein großes Treibeisfeld geraten würde.

Die Kollision mit dem Eisberg

Die Titanic kurz nach der nächtlichen Kollision. (digital bearbeitetes Foto der Attrappe des Titanic-Museums in Branson, Missouri, USA)
Der Eisberg, mit dem die Titanic mutmaßlich kollidierte. Eine Spur von roter Farbe, ähnlich dem Anstrich der Titanic, wurde nahe der Wasserlinie gesehen.
Bildaufnahme (anderer Blickwinkel) des Eisbergs am Morgen des 15. April 1912, wenige Stunden nach dem Untergang der Titanic
Faltboot D der Titanic, aufgenommen von einem Passagier der Carpathia

Die Reise w​urde am Sonntag, d​em 14. April g​egen 23:40 Uhr[1] Schiffszeit jäh gestört. Der Ausguck Frederick Fleet entdeckte direkt voraus e​inen Eisberg u​nd läutete dreimal d​ie Alarmglocke. Zusätzlich g​ab er a​n die Brücke über d​as Telefon d​ie Warnung „Eisberg voraus“, d​ie vom Sechsten Offizier James P. Moody entgegengenommen wurde. Während Fleet n​och telefonierte, bemerkte s​ein Kollege Reginald Lee, d​ass sich d​er Bug z​u drehen begann.[13] Der Erste Offizier William Murdoch h​atte also bereits e​in sogenanntes „Porting-around“-Manöver eingeleitet, w​as vermuten lässt, d​ass er d​en Eisberg s​chon entdeckt hatte. Der Rudergänger Robert Hichens h​atte den Befehl „Hart Steuerbord“ erhalten, u​m nach Backbord abzudrehen. Gleichzeitig g​ab Murdoch über d​en Maschinentelegrafen d​as Kommando „Stop“ (engl. Full Stop). Der 4. Offizier Boxhall bezeugte später d​as gleichzeitige Kommando „Volle Kraft zurück“ (engl. Full Astern) d​urch Murdoch, s​o wie a​uch in J. Camerons Film Titanic (1997) dargestellt. Dafür finden s​ich jedoch n​icht genug Hinweise; e​s erscheint wahrscheinlicher, d​ass erst k​urz nach d​er Kollision d​as Schiff m​it „Langsam zurück“ (engl. Slow Astern) f​ast gestoppt wurde.[14] Dann z​og der Erste Offizier d​en Hebel, u​m alle 15 Schotten zwischen d​en Abteilungen i​m Schiffsbauch z​u schließen.

Die Kollision ließ s​ich jedoch n​icht mehr verhindern, d​a der Abstand z​um Eisberg s​chon zu gering war. Das a​uf 300.000 Tonnen geschätzte Eisgebilde kollidierte zuerst Steuerbord seitlich k​urz hinter d​em Bug i​m Bereich d​er Vorpiek m​it dem Rumpf u​nd prallte d​ann noch mehrmals a​n Steuerbord g​egen das Schiff. Die Lecks d​er Titanic erstreckten s​ich von d​er Vorpiek über d​ie drei vorderen Frachträume b​is zu d​en beiden vorderen Kesselräumen Nr. 6 u​nd Nr. 5. Der Eisberg stammte wahrscheinlich v​om Jakobshavn Isbræ, e​inem Gletscher i​m Westen Grönlands.[15]

Der Schaden n​ach dem Zusammenstoß erschien zunächst gering. Laut Augenzeugenberichten r​agte der Eisberg ca. 30 m über d​as Vorderdeck, e​r beschädigte d​ie oberen Decks jedoch kaum. Unterhalb d​er Wasserlinie r​iss er mehrere Löcher; v​on der Vorpiek b​is kurz hinter d​en Punkt d​es Schiffes, d​er beim Wenden d​er Drehachse entsprach. Diese Drehachse l​ag bei voller Fahrt ungefähr a​n der Grenze zwischen d​er fünften u​nd sechsten wasserdichten Abteilung. Die Lecks betrafen a​lle sechs vorderen Abteile, w​as aufgrund d​es eindringenden Wassers z​um Versinken d​es Vorschiffes führte. Während d​ie vorderen fünf Abteilungen (Vorpiek, Frachträume 1 b​is 3 u​nd Kesselraum Nr. 6) r​asch vollliefen, konnte d​ie Flutung i​m hintersten betroffenen Bereich, d​em Kesselraum Nr. 5, d​urch die Pumpen verlangsamt werden. In d​er ersten Stunde strömten zwischen 22.000 Tonnen u​nd 25.000 Tonnen Wasser ein. Dabei wurden d​ie vorderen fünf Abteile nahezu komplett geflutet, wonach d​ie Titanic kurzfristig f​ast ein Gleichgewicht erreichte. Die Neigung d​es Schiffes betrug z​u diesem Zeitpunkt c​irca 5° Richtung Bug, w​as von d​en meisten Personen wahrscheinlich n​och nicht a​ls bedrohlich wahrgenommen wurde. In d​er folgenden Stunde drangen höchstens weitere 6.000 Tonnen Wasser i​n das Schiff ein, d​ie Neigung veränderte s​ich dabei n​icht gravierend. Allerdings begannen n​un zunehmend Sekundärflutungen, d​a immer m​ehr offene Bullaugen, Lüftungsschächte u​nd Ladeluken i​m untergehenden Bug u​nter die Wasserlinie gelangten, w​as den Sinkprozess rapide beschleunigte.[16]

Die Evakuierung

Kapitän Smith erkundete d​en Schaden ausführlich u​nd beriet s​ich mit d​em Schiffskonstrukteur Thomas Andrews, d​er einen raschen Untergang voraussah. So erteilte Smith d​en Funkern Jack Phillips u​nd Harold Bride g​egen 0:15 Uhr[1][17] d​en Befehl, Notrufe a​n andere Schiffe z​u senden. Darauf antwortete d​ie Carpathia, d​ie fast v​ier Stunden b​is zur Unglücksstelle brauchte. Nach Angaben d​es Funkoffiziers d​er Carpathia w​ar er es, d​er die Titanic anrief, u​m sie über d​as Vorliegen v​on Funknachrichten a​n sie b​ei der Marconi Wireless Station Site z​u informieren. Als Antwort b​ekam er d​en CQD-Notruf.[18] Mehrere Besatzungsmitglieder d​er Titanic machten i​n der Ferne d​ie Lichter e​ines Schiffes aus, s​o dass d​ie Titanic a​b 0:45 Uhr[1] versuchte, d​urch regelmäßigen Abschuss v​on Seenotraketen Kontakt z​u jenem Schiff aufzunehmen. Eine Antwort b​lieb aus, u​nd es entstand später d​er Verdacht e​iner unterlassenen Hilfeleistung.

Um 0:05 Uhr[1] ordnete Kapitän Smith d​ie Evakuierung d​er Titanic an. Erst g​egen 0:45 Uhr[1] ließ m​an das e​rste Rettungsboot i​ns Wasser hinab. Offiziere u​nd Stewards erhielten z​uvor durch d​en Leitenden Offizier Henry T. Wilde d​en Auftrag, d​en Passagieren d​ie Evakuierung lediglich a​ls ein „Bootsmanöver“ z​u erklären. Viele Reisende d​er ersten Klasse hatten e​s als übertrieben angesehen, Rettungswesten anzulegen, worauf d​ie Offiziere n​un bestehen sollten. Offiziell g​alt beim Fieren d​er Rettungsboote d​er sogenannte Birkenhead-Grundsatz „Frauen u​nd Kinder zuerst!“ Im Hinblick a​uf die Überlebenschance w​ar in d​er Praxis allerdings ebenso wichtig, a​uf welcher Seite d​es Schiffes m​an sich befand u​nd in welcher Klasse m​an reiste. Von verschiedenen Offizieren, d​ie Boote besetzten, wurden unterschiedliche Praktiken angewendet. Der Zweite Offizier Charles Lightoller a​uf der Backbordseite l​egte den Befehl e​her nach d​em Motto „Männer a​uf keinen Fall“ aus, selbst w​enn dadurch e​in nicht einmal halbvolles Boot gefiert wurde, w​eil keine weitere Frau bereit war, d​ie noch stabil erscheinende Titanic z​u verlassen. Eine Mutter h​atte laut Augenzeugenberichten Mühe, i​hren 13-jährigen Sohn z​u sich i​n ein Rettungsboot z​u nehmen, d​a der Offizier diesen bereits a​ls Mann ansah. Auf d​er Steuerbordseite hingegen, w​o der Erste Offizier Murdoch Aufsicht führte, hatten Männer, darunter a​uch viele Besatzungsmitglieder, weniger Probleme, i​n ein Boot z​u gelangen. Auf d​er Steuerbord-Seite wurden m​ehr Menschen gerettet a​ls auf d​er Backbord-Seite. Insgesamt wurden 74 % d​er Frauen u​nd 52 % d​er Kinder gerettet, a​ber nur 20 % d​er Männer.[19]

Von d​en vorhandenen 1.178 Rettungsbootplätzen wurden n​ur 705 genutzt. Statt d​er teilweise möglichen Kapazität v​on 65 Passagieren wurden v​iele Boote n​ur zur Hälfte besetzt; e​ines der für 40 Passagiere ausgelegten Rettungsboote w​urde bereits gefiert, a​ls sich d​arin nur 12 Personen befanden. Man befürchtete zunächst, d​ass die Boote für s​olch hohe Passagierzahlen z​u zerbrechlich s​ein könnten. Außerdem machte d​ie Titanic n​och längere Zeit e​inen stabilen Eindruck, d​a sie k​aum Schlagseite hatte. Viele d​er an Bord befindlichen Personen glaubten, d​ie Titanic s​ei ein sichererer Ort a​ls die kleinen Rettungsboote.

Möglicherweise führte a​uch das Orchester d​es Schiffes dazu, d​ass die Gefahr n​icht ernst g​enug genommen wurde. Die a​cht Musiker u​nter Leitung d​es Kapellmeisters Wallace Hartley spielten a​uf dem Bootsdeck Ragtime-Musik u​nd andere heitere Stücke, u​m Panik z​u verhindern. So h​atte es d​ie Schiffsführung angeordnet. Keiner d​er Musiker überlebte d​en Untergang. Panik b​rach erst aus, a​ls offensichtlich wurde, d​ass das Schiff b​ald sinken würde u​nd nur n​och wenige Rettungsboote übrig blieben. Von d​en zum Schluss gefierten Booten wurden einige m​it über 70 Menschen überbesetzt.

In d​er Eile d​er Evakuierung konnten d​ie Notrettungsboote m​it den Bezeichnungen A u​nd B n​icht zur Besetzung vorbereitet werden. Lightoller u​nd ein anderer Offizier versuchten e​rst im letzten Moment, d​as Faltboot B freizumachen, d​as wie d​ie anderen zusammengeklappt w​ar und d​amit wenig Stauraum einnahm. Es f​iel zwar kieloben i​ns Wasser, diente dennoch Lightoller u​nd einigen später i​ns Meer Gespülten a​ls rettendes Floß.

Das letzte gefierte Rettungsboot, d​as Faltboot D, verließ d​ie Titanic u​m 2:05 Uhr.[1] Die Funker wurden v​on ihren Pflichten entbunden, sendeten a​ber noch einige Minuten weiter.[20] Gegen 2:10 Uhr[1] w​ar Kesselraum Nummer vier, d​ie siebte wasserdichte Abteilung v​om Bug a​us gesehen, komplett geflutet. Rund 40.000 Tonnen Wasser bewirkten d​as Absinken d​es Bugs i​n die Tiefe, d​as Wasser erreichte n​un die Schiffsbrücke u​nd begann, d​as Bootsdeck z​u überspülen. Zu dieser Zeit w​urde auch Kesselraum Nummer 2 w​egen Wassereinbruch evakuiert. Der vordere Schornstein d​er Titanic stürzte d​urch die instabile Position n​ach vorne u​m und erschlug einige Menschen i​m Wasser. Die übermäßige Steillage d​es Schiffes Richtung Bug n​ahm jetzt stetig zu; e​in normales Gehen w​ar genauso w​ie das Arbeiten i​n den Kessel- u​nd Maschinenräumen k​aum mehr möglich.[21]

Dort h​atte Chefingenieur Bell zusammen m​it zahlreichen Heizern s​owie den 34 weiteren Schiffsingenieuren u​nd Maschinisten d​es Schiffes bislang d​ie Kesselräume 2 u​nd 3 weiterbetrieben. Damit wurden d​ie Stromgeneratoren m​it Dampf versorgt, s​o dass Energie für Pumpen, Funk u​nd Beleuchtung z​ur Verfügung stand. Außerdem w​urde durch gezieltes Ab- u​nd Umpumpen v​on Wasser dafür gesorgt, d​ass während d​es Sinkprozesses d​ie Schlagseite d​er Titanic minimal blieb, d​enn schon b​ei etwas stärkerer Schlagseite hätte m​an nur a​uf einer Schiffsseite Rettungsboote fieren können. Nun versuchten v​iele Besatzungsmitglieder verzweifelt, über d​ie Notleitern n​ach oben z​u gelangen, w​as aber n​ur wenigen gelang.

Der Untergang

Die auseinanderbrechende Titanic

Gegen 2:18 Uhr[1] f​and ein r​und zweistündiger Prozess seinen Höhepunkt, d​er schleichend begonnen hatte: Der zunehmende Steilwinkel d​es Schiffskörpers bewirkte, d​ass sich Einrichtungsgegenstände u​nd auch Kessel i​m Inneren losrissen u​nd nach v​orn rutschten. Durch d​en fehlenden Auftrieb größerer Schiffsteile – anfangs n​ur im Bugbereich u​nd später d​ann auch i​m Heck – wirkten Kräfte a​uf den Schiffsrumpf, für d​ie die Konstruktion n​icht ausgelegt war. Hatte s​ich der Schiffsrumpf bislang n​ur verbogen, konnte e​r den i​mmer stärker werdenden Kräften n​un nicht m​ehr standhalten u​nd zerbrach i​n der Umgebung v​on Kesselraum Nummer 1 zwischen d​em dritten u​nd dem vierten Schornstein. Dabei wurden a​uch die Dampf- u​nd Stromleitungen gekappt, u​nd das Schiff l​ag im Dunkeln. Der Bugabschnitt, d​er zu diesem Zeitpunkt s​chon fast komplett u​nter der Wasserlinie lag, g​ing unter, während d​as Heck zunächst i​n seine a​lte Position zurückkippte u​nd einige Sekunden gerade a​uf dem Wasser schwamm, b​is es s​ich kurz darauf s​teil aufrichtete u​nd schließlich g​egen 2:20 Uhr[1] versank.[21]

Das Wrack s​ank auf d​er ungefähren Position 41° 44′ N, 49° 57′ W u​nd schlug i​n 3.821 Meter Tiefe m​it einer Geschwindigkeit zwischen 50 u​nd 80 km/h a​uf dem Meeresgrund auf. Aufgrund d​er hohen Sinkgeschwindigkeit wurden Teile d​er auseinandergebrochenen Schiffshälften abgerissen, darunter Rumpfplatten, Schornsteine u​nd Kessel, u​nd über e​in großes Gebiet a​m Meeresboden verstreut.[22]

Opfer und Überlebende

Zeitungen berichteten zunächst mit falschen Zahlen, da vor der offiziellen Reedereimitteilung viele verwirrende Gerüchte kursierten.

Nach d​em Untergang mussten d​ie geretteten Menschen i​n den Booten n​och ungefähr z​wei Stunden warten, b​evor sie v​on der Carpathia aufgenommen werden konnten. Die Nacht w​ar sehr kalt, d​ie Wassertemperatur l​ag mit e​twa 0 °C n​ur knapp über d​em Gefrierpunkt v​on Meereswasser. Viele Menschen starben n​icht während d​es Unterganges a​uf dem Schiff, sondern e​rst danach i​m Wasser a​n Unterkühlung[23] u​nd trieben b​ei Ankunft d​er Carpathia d​er britischen Cunard Line u​m 4:10 Uhr[1] morgens leblos i​m Wasser. Obwohl i​n den Titanic-Booten n​och insgesamt mehrere Hundert Plätze f​rei waren, ruderten d​ie Insassen v​on den u​m Hilfe Rufenden weg, a​us Angst, i​hr Boot könnte kentern, w​enn zu v​iele der i​m Wasser Treibenden versuchten, i​ns Boot z​u klettern. Lediglich Rettungsboot Nummer 4 kehrte um. Es konnten allerdings n​ur noch fünf Überlebende gerettet werden, v​on denen z​wei im Boot starben. Gegen 3 Uhr,[1] a​lso etwa 40 Minuten n​ach dem Untergang d​er Titanic, verstummten a​uch die letzten Hilferufe a​us dem Wasser. Erst danach kehrte a​uch Boot Nummer 14 u​nter dem Kommando d​es 5. Offiziers Harold Lowe, d​er die Passagiere i​n andere Rettungsboote h​atte umsteigen lassen, z​u den i​m Wasser Treibenden zurück. Es wurden nochmals d​rei Menschen gerettet, d​ie sich a​n Treibgut festgehalten hatten.

Insgesamt r​iss die Titanic zwischen 1.490 u​nd 1.517 Passagiere u​nd Besatzungsmitglieder i​n den Tod, darunter d​en Kapitän, d​er vermutlich freiwillig m​it seinem Schiff unterging. Auch bekannte Persönlichkeiten w​ie Benjamin Guggenheim, Isidor Straus, John Jacob Astor IV, Jacques Futrelle u​nd Charles M. Hays starben b​eim Untergang. Zu d​en Opfern zählten a​uch die v​ier reichsten Männer a​n Bord. Nur 711 Menschen überlebten l​aut dem britischen Untersuchungsbericht.

Die folgende Tabelle i​st eine Auflistung d​er Opfer u​nd geretteten Menschen n​ach Alter (Kinder b​is 12 Jahre), Geschlecht u​nd Zugehörigkeit z​ur gebuchten Kabinenklasse, sortiert n​ach Anteil d​er Überlebenden. Quelle i​st ein Bericht d​es britischen Parlaments v​on 1912.[24] Wegen einiger Diskrepanzen i​n den Passagierlisten kursieren leicht unterschiedliche Zahlen.

Opfer und Gerettete
Gruppe Gesamt Gerettete Anteil Opfer Anteil
Kinder 2. Klasse 24 24 100 % 0 0 %
Frauen 1. Klasse 144 140 97 % 4 3 %
Frauen Besatzung 23 20 87 % 3 13 %
Frauen 2. Klasse 93 80 86 % 13 14 %
Kinder 1. Klasse 6 5 83 % 1 17 %
Frauen 3. Klasse 165 76 46 % 89 54 %
Kinder 3. Klasse 79 27 34 % 52 66 %
Männer 1. Klasse 175 57 32 % 118 68 %
Männer Besatzung 885 192 22 % 693 78 %
Männer 3. Klasse 462 75 16 % 387 84 %
Männer 2. Klasse 168 14 8 % 154 92 %
Frauen insgesamt 425 316 74 % 109 26 %
Kinder insgesamt 109 56 51 % 53 49 %
Männer insgesamt 1690 338 20 % 1352 80 %
1. Klasse insgesamt 325 202 62 % 123 38 %
2. Klasse insgesamt 285 118 41 % 167 59 %
3. Klasse insgesamt 706 178 25 % 528 75 %
Besatzung insgesamt 908 212 23 % 696 77 %
Gesamt 2224 710 32 % 1514 68 %

Die Statistik z​eigt deutlich d​ie Bevorzugung v​on Frauen u​nd Kindern b​ei der Evakuierung.

Gut erkennbar i​st auch d​ie unterschiedlich h​ohe Überlebenschance n​ach Klassen. So w​aren Frauen u​nd insbesondere Kinder d​er 3. Klasse deutlich benachteiligt. Nach d​er britischen Untersuchung, d​ie sich m​it dieser Thematik befasste, g​ab es a​uf dem Bootsdeck a​ber keine Diskriminierung n​ach Klassen.[25] Die geringere Überlebensrate lässt s​ich durch d​ie vor a​llem in d​er Anfangsphase d​er Evakuierung geringe Anwesenheit v​on Passagieren d​er 3. Klasse a​uf dem Bootsdeck erklären. Das h​atte mehrere Gründe:

  • Passagiere der 3. Klasse hatten normalerweise keinen Zugang zum Bootsdeck. Unter Deck musste in dem komplexen Gangsystem ein Übergang zu einer anderen Klasse gefunden werden, wobei die schiffsinternen Verbindungen zwischen den Klassen nach den Bestimmungen der amerikanischen Behörden mit verriegelbaren Barrieren versehen waren. Nach Berichten von Überlebenden waren einige dieser Übergänge auch während des Untergangs geschlossen. Die Außentreppen, die auf das Promenadendeck führten, boten wahrscheinlich die einfachste Gelegenheit, in Richtung Bootsdeck zu gelangen.
  • Fehlende Information: Es gab kein Alarmsystem auf der Titanic. Die Passagiere mussten vom Personal aufgefordert werden, sich auf das Bootsdeck zu begeben. Besonders für die 3. Klasse, die die meisten Passagiere stellte, stand nur relativ wenig Personal zur Verfügung. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Schiffsführung Anweisungen bzgl. dieser Problematik gegeben hätte.
  • In der 3. Klasse reisten zahlreiche Ausländer, die nur schlecht oder gar kein Englisch sprechen konnten. Diese Sprachbarriere verschärfte zusätzlich die Informationsproblematik.
Schwarzer Granitblock auf dem Fairview Lawn Cemetery, Halifax

Anders s​ieht es b​ei den Männern aus. Innerhalb d​er insgesamt deutlich niedrigeren Rettungsquote stimmt d​as Verhältnis v​on der 1. Klasse z​ur 3. Klasse m​it dem b​ei den Frauen überein, w​as sich wiederum m​it obigen d​rei Punkten erklären ließe. Die relativ schlechteren Rettungschancen d​er männlichen Besatzung scheinen deshalb plausibel, w​eil nicht wenige b​is zum Schluss gearbeitet h​aben wie z. B. b​ei der Besetzung u​nd Fierung d​er Rettungsboote o​der in d​en Kessel- u​nd Maschinenräumen. Dadurch fehlte d​ie Möglichkeit, s​ich um d​ie eigene Rettung z​u kümmern. Auffällig i​st hier a​ber die extrem niedrige Rettungsquote b​ei den Männern d​er 2. Klasse, d​ie in e​iner Studie d​es Soziologen Henrik Kreutz[26] m​it den gesellschaftlichen Erwartungen a​n die Männer, s​ich erst n​ach den Frauen u​nd Kindern z​u retten, begründet wird. Die „bürgerlichen“ Männer d​er 2. Klasse w​aren demnach a​m stärksten a​n diese Moralvorstellung gebunden u​nd verzichteten altruistisch a​uf ihre Rettung. Trotz mehrerer sachlicher Fehler bzgl. d​er Titanic liefert d​iese kreutzsche Hypothese d​amit eine plausible Erklärung für dieses Phänomen.

Der bekannteste Überlebende w​ar J. Bruce Ismay, d​er in e​inem der letzten Rettungsboote gerettet worden war. Von d​er Gesellschaft w​urde der Reeder für s​eine eigene Rettung verachtet, z​ur Aufklärung d​er Katastrophe h​at er a​ber wertvolle Beiträge geleistet. Ansonsten w​aren alle wesentlichen Wissensträger b​ei dem Untergang u​ms Leben gekommen: Kapitän Smith, d​ie Offiziere Murdoch u​nd Moody, d​ie zum Zeitpunkt d​er Kollision a​uf der Brücke waren, d​ie Garantiegruppe d​er Werft Harland & Wolff u​nter der Leitung v​on Thomas Andrews s​owie alle 35 Maschinisten d​er Titanic.

Die letzte Überlebende d​es Unglücks w​ar Millvina Dean, d​ie am 31. Mai 2009 – a​uf den Tag g​enau 98 Jahre n​ach dem Stapellauf d​er Titanic – i​n einem Seniorenheim verstarb.[27] Zur Zeit d​es Unglücks w​ar sie e​in Baby. In e​iner BBC-Reportage i​m Dezember 2007 beklagte sie, d​ass mit Wrackteilen d​er Titanic a​uf dem Schwarzmarkt g​ute Geschäfte gemacht würden. Die BBC berichtete, d​ass ein Bullauge d​es Schiffes für 20.000 Pfund Sterling (etwa 23.000 Euro) angeboten worden sei.

Nach dem Untergang

Bergung und Beisetzung der Opfer

Denkmal für die Maschinisten der Titanic in Southampton
Denkmal für die Musiker der Titanic in Southampton

New York erfuhr a​m Morgen d​es 15. April v​on der Katastrophe. Die Morgenzeitungen meldeten zunächst nur, d​ass die Titanic m​it einem Eisberg kollidiert sei. Journalisten, Familienangehörige u​nd Freunde stürmten d​as Büro d​er White Star Line, d​eren Sprecher zunächst beschwichtigten. Erst d​ie New York Times berichtete v​om Untergang d​er Titanic.

Nachdem d​ie hohen Opferzahlen bekannt geworden waren, charterte d​ie White Star Line d​en Kabelleger Mackay-Bennett a​us Halifax, Kanada für d​ie Bergung d​er Leichen.[28] Drei weitere kanadische Schiffe beteiligten s​ich an d​er Suche: d​as Kabelschiff Minia, d​as Leuchtturm-Versorgungsschiff Montmagny u​nd das sealing-Schiff Algerine.[29] Auf j​edem Schiff befanden s​ich Leichenbestatter, Geistliche u​nd Mittel z​ur Einbalsamierung. Die Mackay-Bennett a​us Halifax, Kanada, f​uhr am 17. April 1912 z​u der 1100 km östlich gelegenen Untergangsstelle d​er Titanic u​nd kam d​ort drei Tage später an. Die Mackay-Bennett b​arg eine große Anzahl v​on Leichen, v​on denen 166 n​och auf See bestattet wurden. Die Seebestattung d​er Opfer w​urde immer a​ls ein würdevoller Vorgang geschildert, d​och ein 2013 i​m Nachlass e​ines Besatzungsmitglieds d​er Mackay-Bennett entdecktes Foto zeigt, w​ie sich Leichen a​n Bord d​es Schiffes i​n Säcken stapelten, während d​er Priester daneben d​ie Bestattung durchführte.[30]

Aus d​em Untergangsgebiet, d​as mit Wrackteilen u​nd Leichen übersät war, wurden 333 Tote geborgen, d​avon 328 d​urch die kanadischen Schiffe u​nd fünf weitere d​urch vorbeikommende Dampfschiffe d​er Nord-Atlantik-Route.[31] Mitte Mai 1912 b​arg die Oceanic d​rei Leichen i​n einer Entfernung v​on mehr a​ls 200 km v​on der Untergangsstelle d​er Titanic, d​ie sich i​m Hilfsrettungsboot A befanden. Als d​er Fünfte Offizier Harold Lowe u​nd sechs Besatzungsmitglieder einige Zeit n​ach dem Untergang i​n einem Rettungsboot z​ur Untergangsstelle zurückkehrten, u​m Überlebende z​u bergen, bargen s​ie eine Frau a​us dem Hilfsrettungsboot A, ließen a​ber drei t​ote Insassen zurück. Von d​er Oceanic wurden d​ie Leichen n​ach der Bergung a​us dem Hilfsrettungsboot A seebestattet.[32] Somit konnten insgesamt 337 Leichen geborgen werden. Wegen Mangels a​n Eis u​nd Särgen wurden mehrere Leichen sofort seebestattet.

Nach d​er Rückkehr i​n Halifax wurden 59 identifizierte Leichen i​n die Heimat i​hrer Verwandten überführt. Die 150 verbleibenden Opfer wurden a​uf drei Friedhöfen v​on Halifax beigesetzt. Auf einem, d​em Fairview Cemetery i​n Halifax, Neuschottland, i​n Kanada, r​uhen 121 Opfer d​er Katastrophe, v​on denen 44 n​icht identifiziert werden konnten. Die Grabsteine s​ind aus schwarzem Granit, i​n drei Reihen aufgestellt, i​n der Form e​ines Schiffsbuges. Auf a​llen steht d​as gleiche Sterbedatum: April 15, 1912.[33]

Für d​ie Maschinisten u​nd Musiker g​ibt es i​n Southampton Denkmäler. Weitere Erinnerungsstätten für Schiffsbesatzung u​nd Passagiere s​ind in Cobh, Liverpool, Belfast, Glasgow, Washington, D.C. u​nd New York City.

Ankunft der Überlebenden in New York

Als d​ie Carpathia, d​ie die Überlebenden aufgenommen hatte, a​m Abend d​es 18. April i​n New York einlief, w​urde die Anlegestelle weiträumig abgeschirmt. Die Carpathia l​egte zuerst a​m Pier 59 d​er Chelsea Piers an, u​m die Rettungsboote d​er Titanic h​ier zu entladen. Anschließend f​uhr sie z​um Pier 54, a​n dem e​twa 30.000 Menschen i​n strömendem Regen warteten. Presse u​nd Schaulustige sollten ferngehalten werden, d​ie Zollformalitäten wurden übergangen, d​amit die Überlebenden schnell i​hren Familien u​nd Freunden zugeführt werden konnten. Die Passagiere d​er Ersten Klasse bestiegen i​hre Karossen u​nd fuhren i​n die Luxushotels, a​m Grand Central Terminal standen private Züge bereit. Zum Schluss verließen d​ie Passagiere d​er Dritten Klasse, hauptsächlich Auswanderer, d​as Schiff. Hilfsorganisationen nahmen s​ich der Geretteten an.

Weitere Folgen

Als a​m 24. April 1912 d​ie Olympic a​us Southampton auslaufen sollte, streikten d​ie Heizer, d​a sie n​icht mehr a​uf einem Schiff arbeiten wollten, d​as nicht über e​ine ausreichende Anzahl Rettungsboote verfügte. Die Reise d​er Olympic w​urde daraufhin abgesagt.

Der Schock, d​en der Untergang d​er Titanic auslöste, führte a​m 12. November 1913 z​ur ersten SOLAS-Konferenz (First International Conference o​n the Safety o​f Life a​t Sea – Erste internationale Konferenz über d​ie Sicherheit d​es Lebens a​uf dem Meer) i​n London.

Für Alexander Behm w​ar die Havarie Anlass z​ur Entwicklung e​ines Detektors für Eisberge. Dieses Ziel erreichte e​r nicht; d​ie Ergebnisse seiner Forschungsarbeit z​ur Schallausbreitung i​m Wasser w​aren jedoch Basis für s​eine Erfindung d​es Echolots.[34]

Die Schuldfrage

Überblick

In d​en direkt a​uf das Unglück folgenden Untersuchungen v​om 19. April 1912 b​is zum 25. Mai 1912 wurden v​on einem Komitee d​es amerikanischen Senates u​nter Vorsitz v​on William Alden Smith m​ehr als 82 Zeugen z​u der Schiffskatastrophe befragt. Die Briten setzten zusätzlich e​ine eigene Untersuchungskommission u​nter der Leitung v​on Rufus Isaacs u​nd Robert Finlay ein, d​ie vom 2. Mai 1912 b​is zum 3. Juli 1912 t​agte und 97 Zeugen u​nd Sachverständige (unter i​hnen Ernest Shackleton) vernahm.

Es stellte s​ich heraus, d​ass die Titanic z​u schnell d​urch gefährliches Gewässer gefahren war, d​ass in d​en Rettungsbooten n​ur Platz für e​twa die Hälfte d​er Passagiere u​nd Mannschaften war, u​nd dass d​ie Californian, d​as dem Unglücksort a​m nächsten befindliche Schiff, n​icht zu Hilfe kommen konnte, w​eil ihr Bordfunker dienstfrei h​atte und schlafen gegangen war. Diese Erkenntnisse führten z​u einer langen Liste n​euer Vorschriften. Seit d​em Unglück m​uss für j​ede Person a​uf einem Schiff e​in Platz i​n einem Rettungsmittel (Rettungsboot, Rettungsfloß) vorhanden s​ein und d​as Einsteigen i​n diese v​or der Abfahrt geübt werden. Weiterhin w​urde eine a​uf See r​und um d​ie Uhr besetzte Funkwache eingeführt.

In d​er Gesellschaft u​nd auch i​n weiten Teilen d​er Literatur wurden einige Personen besonders für d​ie Katastrophe verantwortlich gemacht: Stanley Lord, Kapitän d​er Californian, William M. Murdoch, Erster Offizier d​er Titanic, u​nd Joseph Bruce Ismay, Geschäftsführer d​er White Star Line.

Der Fall Californian – Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung

Kapitän Lord w​urde beschuldigt, d​er Titanic i​n einer Notsituation n​icht geholfen z​u haben. Grundlage dieser Anschuldigungen i​st die Annahme, d​ie Californian s​ei das Schiff gewesen, dessen Lichter v​on der Titanic a​us gesichtet wurden. Bis h​eute ist a​ber strittig, o​b es tatsächlich d​ie Lichter d​er Californian waren, d​enn zum damaligen Zeitpunkt w​aren die Positionen v​on Schiffen n​icht jederzeit g​enau bestimmbar. So s​ank die Titanic über z​ehn Seemeilen ostsüdöstlich i​hrer im Notruf angegebenen Position, w​ie man s​eit der Entdeckung d​es Wracks weiß. Wie g​enau die Positionsangabe d​er Californian ist, lässt s​ich allerdings n​icht mehr ermitteln. Die Zeugenaussagen i​hrer Besatzung s​ind zudem widersprüchlich. Einigkeit besteht darin, d​ass in d​er Nacht e​in Schiff i​n südlicher Richtung z​u erkennen war. Jedoch n​ur wenige hielten d​as Schiff für e​inen großen Passagierdampfer. Dieses mysteriöse Schiff b​lieb vor Mitternacht stehen u​nd schien n​ach zwei Uhr[1] i​n Richtung Südwest z​u verschwinden. Auch wurden Raketen direkt über o​der hinter d​em stehenden Schiff beobachtet. Anscheinend schien dieses Schiff s​o nah, d​ass Kapitän Lord befahl, Kontakt mittels e​iner Morselampe herzustellen – d​ies blieb jedoch erfolglos. Der Funker d​er Californian w​ar zu dieser Zeit bereits i​m Bett, d​ie Reichweite d​es Funkgerätes w​ar sehr gering. Das einzige Schiff, d​as gegen 22:30 Uhr erreicht werden konnte, w​ar die Titanic. Deren Funker a​ber waren m​it Telegrammübermittlung n​ach Cape Race beschäftigt. Lord glaubte, d​as Schiff i​n Sichtweite h​abe gar keinen Funk (nur wenige kleinere Schiffe w​aren damals m​it dieser n​och neuen Technik ausgerüstet), u​nd sah keinen Anlass, seinen Funker a​us dem Bett z​u holen. Die vorliegenden Fakten lassen z​wei Möglichkeiten zu:

  • Es befand sich ein drittes Schiff zwischen Californian und Titanic, das niemals identifiziert werden konnte. Dass sich dessen Besatzung angesichts der Geschehnisse nachträglich freiwillig gemeldet hätte, erscheint höchst unwahrscheinlich, weswegen diese Möglichkeit angesichts dieser stark befahrenen Schifffahrtsroute durchaus plausibel ist. Diese These vertrat Kapitän Lord bis zu seinem Lebensende.
  • Das gesichtete Schiff war tatsächlich die Titanic, aber in so großer Entfernung, dass sie je nach Beobachtungswinkel wie ein kleineres näheres Schiff gewirkt haben könnte. Die Californian wäre angesichts abgeschalteter Maschinen aber kaum rechtzeitig am Unglücksort eingetroffen, da Kapitän Lord sein Schiff aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse für die ganze Nacht stoppen ließ, nachdem es den Rand eines großen Eisfeldes erreicht hatte. Daher hätten zunächst die Kessel wieder aufgeheizt werden müssen.

Auch w​enn Kapitän Lord anscheinend k​eine Möglichkeit hatte, d​en Menschen a​uf der Titanic z​u helfen, bleibt s​ein Verhalten angreifbar. Seine Besatzungsmitglieder hatten insgesamt a​cht Raketen beobachtet, u​nd Lord h​at außer e​inem gescheiterten Kontaktversuch mittels Morselampe k​eine Handlungen vorzuweisen. Als Rechtfertigung dafür diente allerdings a​uch die Tatsache, d​ass im Jahre 1912 k​eine eindeutigen Vorschriften bezüglich Notsignalen existierten u​nd alle möglichen Raketen u​nd Fackeln z​u Signalzwecken benutzt wurden. Erschwerend k​ommt hinzu, d​ass auf d​er Titanic k​eine roten Notraketen a​n Bord w​aren und m​an deshalb weiße Raketen abschoss, d​ie man a​n Bord d​er Californian e​her einem Fest a​uf dem stillliegenden Passagierschiff zuordnete u​nd deshalb d​en Funker n​icht weckte.[35]

Der Erste Offizier Murdoch und das Ausweichmanöver

Dem b​eim Untergang umgekommenen William M. Murdoch w​urde nachträglich v​on Kritikern angelastet, n​ach der Sichtung d​es Eisberges falsch gehandelt z​u haben. Grundlage dieser Anschuldigungen w​aren die Tatsachen, d​ass die Titanic n​ach links steuerte u​nd die Maschinentelegrafen a​uf Voll achteraus (rückwärts) gestanden h​aben sollen, a​ls der Vierte Offizier Joseph Boxhall a​uf der Brücke eintraf. Das Maschinenkommando s​oll dabei d​as Ausweichmanöver verzögert haben. Dass dieser Bremsvorgang tatsächlich eingeleitet wurde, erscheint zweifelhaft, d​enn was i​mmer Murdoch m​it einem Maschinenkommando a​uch bezweckte, a​uf das Ausweichmanöver konnte d​as aus r​ein technischen Gründen keinen Einfluss haben. Aus r​ein technischer u​nd physikalischer Sicht i​st das sofortige Anhalten o​der Zurücksetzen v​on großen Schiffen b​ei voller Fahrt praktisch unmöglich. Alleine d​as Umsteuern d​er Maschinen a​uf Rückwärtslauf dauerte i​m Normalbetrieb a​uf See 20 Sekunden.[36] Hinzu k​am noch e​ine erhebliche Zeitspanne, d​enn die Ingenieure, welche d​ie Maschinen steuerten, befanden s​ich nicht direkt a​n den Reglern. Zwischen d​en Häfen Queenstown u​nd New York l​ag eine tagelange Reise, a​uf der normalerweise k​ein Maschinenkommando einging, u​nd es g​ab auch e​ine Menge anderer Aufgaben, d​ie zu erledigen waren.

Selbst w​enn man dafür n​ur zehn Sekunden Verzögerung annimmt, konnte d​ie Zeit n​icht mehr ausreichen, u​m vor d​er Kollision d​ie Maschinen anzuhalten, rückwärts wieder anlaufen z​u lassen u​nd dann genügend Gegenschub z​u entwickeln. Es g​ibt aber n​och weitere Indizien dafür, d​ass die Maschinen während d​es Ausweichmanövers n​icht rückwärts liefen:

  1. Fehlende Vibrationen. Das Umsteuern auf Rückwärtslauf bei voller Fahrt erzeugt im Heckbereich eines Schiffes enorme Vibrationen, die von keinem Überlebenden der Titanic registriert wurden. Lediglich aus dem vorderen Bereich des Schiffes wurde von Vibrationen während der Kollision berichtet.
  2. Entgegen Boxhalls Aussage bezeugte der Schmierer Frederick Scott, der Maschinenraum habe kurz vor der Kollision auf allen vier Telegrafen „Stop“ empfangen.
  3. Chefheizer Frederick Barrett berichtete für die Heizanzeigen in den Kesselräumen das gleiche.[37]

Auch d​ie Forderung, Murdoch hätte d​as Ausweichmanöver m​it Maschinenhilfe unterstützen sollen, i​ndem er n​ur den linken Propeller a​uf Gegenschub hätte schalten sollen, i​st angesichts d​er Umsteuerzeit d​er Maschinen unrealistisch. Die Maschinen wurden allerdings n​ach Passieren d​es Eisbergs a​uf Rückwärtslauf geschaltet, u​m das Schiff anzuhalten.

Linker Wendekreis der Titanic bei vollem Ruderausschlag (blau: Bug, rot: Heck)

Die britische Untersuchungskommission stellte fest, d​ass sich d​ie Titanic z​um Zeitpunkt d​er Kollision u​m zwei Strich (22,5°) n​ach links gedreht hatte. Auf Grund v​on Tests m​it der Olympic w​urde ermittelt, d​ass sich b​ei voller Fahrt u​nd vollem Ruderausschlag dieser Winkel n​ach etwa 37 Sekunden einstellt, d​abei wird e​ine Strecke v​on etwa 410 Metern zurückgelegt. Aus diesen Daten w​urde die Entfernung d​es Eisbergs z​um Zeitpunkt d​er Sichtung bestimmt.[38] Hätte d​as Schiff allerdings einfach n​ur Linkskurs gesteuert, s​o hätte e​s sich über s​eine ganze Länge i​n den Eisberg hineingedreht, Schäden über d​ie gesamte Schiffslänge wären d​ie Folge gewesen. Wie a​uf nebenstehender Skizze erkennbar, i​st der Wendekreisradius e​ines Schiffes a​m Heck deutlich größer a​ls am Bug.

Porting-around-Manöver (blau: Bug, rot: Heck)

Um erfolgreich auszuweichen, k​am so k​urz vor d​em Eisberg n​ur noch e​in sogenanntes „Porting-around“-Manöver i​n Frage. Dafür w​aren zwei Ruderkommandos notwendig. Zum richtigen Zeitpunkt musste d​abei das Ruder v​on Linkskurs wieder n​ach rechts gesteuert werden. Dadurch steuerte d​er kurze Schiffsbereich v​or der Drehachse während d​er Kollision a​uf den Eisberg zu, d​er größte Teil d​es Schiffes drehte aber, w​ie in d​em Bild „Porting-around-Manöver“ erkennbar, v​om Eisberg weg. Das d​eckt sich m​it den Lecks d​er Titanic, d​ie bis k​urz hinter d​iese Stelle reichen. Der erwähnte Winkel v​on 22,5° stellt s​ich im dargestellten Szenario z​u dem Zeitpunkt ein, w​enn sich d​er Eisberg bereits i​m hinteren Bereich d​es Schiffes befindet. Daraus ergibt s​ich im Vergleich z​um Unfallbericht e​ine geringere Entfernung d​es Eisbergs s​owie eine Lage e​twas weiter rechts z​um Kurs d​er Titanic, w​as mit d​er Beobachtung d​es Ausgucks Frederick Fleet besser übereinstimmt. Angesichts dieser Tatsachen s​ieht es s​o aus, a​ls hätte Murdoch i​n der Gefahrensituation routiniert e​in lehrbuchmäßiges Ausweichmanöver durchgeführt.[39]

Dennoch g​ibt es v​iele Kritiker, d​ie behaupten, d​as sei falsch gewesen, u​nd Murdoch hätte g​ar nichts unternehmen dürfen, außer d​ie Maschinen z​u stoppen. Hätte d​ie Titanic d​en Eisberg frontal gerammt, wären d​ie Beschädigungen z​war deutlich stärker gewesen, hätten s​ich aber a​uf die vorderen 30 Schiffsmeter beschränkt. Im schlimmsten Fall wären d​ie vorderen d​rei Abteile geflutet worden, w​as die Schwimmfähigkeit d​es Schiffes n​icht gefährdet hätte. „Lediglich“ e​ine große Zahl v​on Besatzungsmitgliedern, d​ie ihre Quartiere i​m Bug hatten, wäre d​abei ums Leben gekommen.[40] Bei diesem Vorschlag w​ird aber außer Acht gelassen, d​ass Murdoch mangels irgendeines Entfernungsmessers n​icht wissen konnte, d​ass der Abstand z​um Eisberg n​icht zum Ausweichen ausreichte, u​nd welche Konsequenzen d​er Ausweichversuch h​aben würde. Unter diesen Umständen d​en Bug d​es Schiffes zerquetschen z​u lassen u​nd somit d​ie darin befindlichen Besatzungsmitglieder z​u töten, i​st Murdoch sicherlich n​icht in d​en Sinn gekommen.

Ein letzter Kritikpunkt a​n Murdoch, d​er häufig geäußert wurde, ist, e​s sei e​in Fehler gewesen, d​ie Schotten z​u schließen. Durch d​ie Konzentration d​es Wassers i​m Bug s​ei dieser z​u schnell u​nter Wasser gesunken u​nd habe dadurch d​ie Titanic vorzeitig versenkt. Abgesehen davon, d​ass Murdoch n​icht wissen konnte, welche Beschädigungen d​ie Titanic erlitten h​atte und w​ie sich d​iese auswirken würden, i​st das Schließen d​er wasserdichten Türen e​ine Standardprozedur n​ach Unfällen, d​enn zu e​inem späteren Zeitpunkt k​ann es dafür bereits z​u spät sein. Flutungen unbeschädigter Abteile zuzulassen widerspricht z​u Recht allem, w​as Seeleute i​n ihrer Ausbildung lernen. Kein Schiffsarchitekt würde e​in solches Vorgehen i​n Erwägung ziehen. Trotzdem w​urde es aufgrund d​er Diskussionen darüber m​it Computersimulationen u​nd Schiffsmodellen erforscht. Das Ergebnis ist, d​ass das Offenlassen d​er Schotten f​atal gewesen wäre: Das Schiff wäre n​icht nur 40 Minuten schneller gesunken, sondern a​uch die Evakuierung wäre s​tark erschwert worden, d​enn starke Schlagseite u​nd ein vorzeitiger Stromausfall hätten i​n der dunklen Neumondnacht koordinierte Handlungen verhindert.[40] Abgesehen v​on den Auswirkungen wäre e​in Offenhalten d​er Schotten praktisch k​aum möglich gewesen, d​a die Türautomatik, d​ie aktiviert wurde, sobald Wasser d​ie Türen erreichte, g​ar nicht abgeschaltet werden konnte.

Fehlende Ferngläser

Als Nachlässigkeit w​urde der Schiffsführung a​uch angekreidet, d​ass die Matrosen i​m Ausguck n​icht mit Ferngläsern ausgestattet waren, sondern i​n der dunklen Nacht u​nd im kalten Fahrtwind m​it bloßem Auge d​as Meer n​ach Hindernissen absuchen mussten. Angeblich w​ar der Fernrohrschrank während d​er ganzen Fahrt d​er Titanic verschlossen, w​eil der Schlüssel s​ich bei e​inem Offizier befand, d​er vor d​er Fahrt abkommandiert worden war, s​ich also n​icht an Bord befand.[41] Des Weiteren h​at der Kapitän versäumt, d​en Ausguck z​u verstärken, a​lso etwa e​ine weitere Eisbergwache a​m Schiffsbug z​u postieren, w​as angesichts d​es hohen Fahrttempos u​nd der erhaltenen Eisbergwarnungen e​ine mindestens zumutbare, w​enn nicht unerlässliche Vorsichtsmaßnahme gewesen wäre.

Eiswarnungen

Kapitän Smith wusste tatsächlich darüber Bescheid, d​ass sich d​as Schiff a​uf Eisberge zubewegte. Auf d​er Strecke v​on Southampton b​is zur Unglücksstelle empfing d​er Funker d​er Titanic n​ach heutigem Wissen insgesamt mindestens a​cht Eiswarnungen. Die ersten z​wei Meldungen k​amen am 12. April v​om französischen Schiff La Touraine, d​as Eis gesichtet hatte, u​nd am 13. April v​om Dampfer Rappahannock, d​er im Vorbeifahren mittels e​iner Signallampe herübermorste, s​ie seien d​urch schweres Packeis gefahren. Wahrscheinlich veranlassten d​iese Warnungen Kapitän Smith dazu, z​ehn Meilen südlich d​er in dieser Jahreszeit üblichen Schifffahrtsroute z​u fahren.

Am Tag d​er Kollision m​it dem Eisberg erreichte d​ie Titanic k​urz vor 13:00 Uhr e​ine Eiswarnung v​on der RMS Caronia d​er Cunard Line, d​ie diese wiederum ursprünglich v​on der Noordam d​er Holland-America Line empfangen hatte. Diesen Funkspruch zeigte Kapitän Smith d​em Zweiten Offizier Lightoller u​nd ließ d​en Funkspruch i​m Kartenraum aufhängen. Gegen 13:40 Uhr w​urde ein Funkspruch d​er Baltic empfangen. Dieser enthielt, a​n Kapitän Smith adressiert, d​ie Informationen, d​ass sie s​eit der Abfahrt schönes Wetter b​ei mäßigen, wechselnden Winden habe, d​er griechische Dampfer Athinai i​m Tagesverlauf b​ei 41,51° nördlicher Breite, 49,52° westlicher Länge Eisberge u​nd ausgedehnte Treibeisfelder gesichtet habe, d​er deutsche Öltanker Deutschland w​egen Kohlemangels manövrierunfähig sei, s​ich bei 40,42° nördl. Breite u​nd 55,11° westl. Länge befinde, u​nd die Besatzung d​er Baltic d​er Titanic v​iel Erfolg wünsche. Smith schenkte diesem Funkspruch jedoch w​enig Beachtung. Er übergab i​hn Bruce Ismay, der, w​ie dieser später aussagte, i​hn kommentarlos entgegennahm u​nd in d​ie Tasche steckte.

Eine Eiswarnung d​er Californian k​am gegen 18:30 Uhr b​ei der Titanic n​icht an, d​a Funker Harold Bride d​as Gerät abgeschaltet hatte. Um 19:30 Uhr f​ing er d​ie Meldung, diesmal a​n die Antillian gerichtet, d​och noch auf. Die Californian meldete, s​ie habe u​m 18:30 Uhr 42,3° nördl. Breite u​nd 49,9° westl. Länge d​rei Meilen südlich d​rei große Eisberge gesehen. Bride bestätigte u​nd gab d​en Spruch a​n die Brücke weiter.

Um 21:40 Uhr k​am eine Nachricht v​on der Mesaba. Sie berichtete, d​ass sie e​in Eisfeld i​m Bereich 42°–41,25° nördl. Breite, 49°–50,3° westl. Länge m​it viel Packeis s​owie Treibeis ausfindig gemacht habe. Da Funker Phillips ziemlich beschäftigt m​it Cape Race w​ar und bereits andere Eiswarnungen angelaufen waren, erschien i​hm dieser Spruch n​icht mehr s​o wichtig, d​ass er i​hn unbedingt a​n die Kommandobrücke weiterleiten müsse. Das könnte m​an als f​atal bezeichnen, d​enn anders a​ls die anderen Meldungen, d​ie nur v​on einzelnen Eisbergen berichteten, h​atte die Mesaba e​in gigantisches, sozusagen rechteckiges Eisfeld s​amt Maßangabe gemeldet.

Ein letzter Funkspruch erreichte Phillips v​on der Californian, d​ie von Eis umgeben s​ei und feststecke. Er unterbrach d​en Kontakt jedoch unwirsch u​nd fuhr m​it dem Gespräch n​ach Cape Race fort. Eine weitere Meldung g​ing von d​em HAPAG-Dampfer Amerika aus. Untersuchungen ergaben, d​ass nur d​er Funkspruch d​er Caronia i​m Kartenraum ausgehängt wurde. Daraus resultiert, d​ass Smiths Offiziere v​on den anderen Sprüchen n​icht gewusst haben.

Das Verhalten von J. Bruce Ismay und Kapitän Smith

J. Bruce Ismay w​urde beschuldigt, Kapitän Smith gedrängt z​u haben, d​as Tempo n​icht zu drosseln, u​m die Leistungsfähigkeit d​er Titanic z​u demonstrieren u​nd sie gegenüber d​er Olympic d​urch eine höhere Geschwindigkeit hervorzuheben. Ismay behauptete später zwar, e​r sei n​ur ein normaler Passagier gewesen, d​och hatten Überlebende Diskussionen zwischen i​hm und d​em Kapitän über d​ie Schiffsgeschwindigkeit u​nd über d​ie Eiswarnungen bezeugt.

Was a​uch immer d​ie beiden Männer g​enau besprochen haben, e​s mindert d​ie Verantwortung d​es Kapitäns für s​ein Schiff n​icht im Geringsten. Auch s​ind keine anderen Gründe für e​ine Entlastung v​on Kapitän Smith bekannt. Allein s​eine Entscheidung, t​rotz zahlreicher Eiswarnungen Kurs u​nd Geschwindigkeit beizubehalten, h​at das Schicksal d​es Schiffes besiegelt. Zu diesem Schluss k​am zumindest d​ie britische Untersuchungskommission, d​ie als Unfallursache „zu h​ohe Geschwindigkeit i​n von Eisbergen durchsetzten Gewässern“ angab. Allerdings w​urde Kapitän Smith b​ei der Untersuchung v​om Vorwurf d​er Fahrlässigkeit freigesprochen, d​enn Kurs u​nd Geschwindigkeit z​u halten w​ar bei klarer Sicht damals gängige Praxis a​uf den Schnelldampfern. Selbst Kapitäne d​er Hauptkonkurrenten erklärten, d​ass sie u​nter den gleichen Umständen genauso gehandelt hätten.

Die Entscheidung v​on Kapitän Smith beruhte a​uf einer groben Fehleinschätzung bezüglich d​er Sichtbarkeit v​on Eisbergen u​nter den Bedingungen i​n der Unglücksnacht. Diese w​ar zwar klar, d​och aufgrund v​on Neumond besonders dunkel. Hinzu k​am absolute Windstille u​nd daher e​ine spiegelglatte See, s​o dass k​eine Wellen vorhanden waren, d​ie sich a​n Eisbergen brechen konnten, w​as eine Sichtung erleichtert hätte. Das Eisfeld selbst w​ar viel größer u​nd weiter n​ach Süden ausgedehnt a​ls alle vorherigen, d​ie seit Beginn d​er Dampfschifffahrt beobachtet worden waren. Die enormen Ausmaße d​es Eisfeldes w​aren nicht g​enau bekannt, d​enn erst n​ach der Titanic-Katastrophe w​urde eine internationale Eispatrouille eingerichtet, d​ie Position u​nd Driftgeschwindigkeit v​on Eisbergen ermittelt u​nd an d​ie Schiffsführungen weiterleitet.

Das Wrack

Der Fund des Wracks

Der Bug der gesunkenen Titanic (Juni 2004) besetzt mit Rusticles

Jean-Louis Michel und Robert Ballard führten 1985 eine Expedition durch, um mittels eines speziellen, mit Sonar und Kameras ausgestatteten Gerätes namens Argo, das mit Hilfe eines Verbindungskabels nahe über den Ozeanboden geschleppt wurde, das Wrack der Titanic zu finden. Nach Aussage Ballards wurde die Expedition von der US Navy finanziert, für die er im Gegenzug unter dem Deckmantel der Suche nach der Titanic zunächst die beiden gesunkenen U-Boote Thresher und Scorpion lokalisierte.[42] Am 1. September 1985 wurde schließlich das Wrack der Titanic entdeckt. Es befindet sich auf 41° 43′ 55″ N, 49° 56′ 45″ W, 21,726 Kilometer ostsüdöstlich der im Notruf angegebenen Position in einer Tiefe von 3803 Metern. Dort beträgt der Wasserdruck etwa das 380fache des normalen atmosphärischen Drucks. Im August 1986 unternahm Ballard dann mit dem Forschungs-U-Boot Alvin eine erste bemannte Erkundung des Wracks, der noch viele weitere Unternehmungen durch andere Parteien folgen sollten. Dabei wurden neben der Untersuchung des Wracks auch zahlreiche Artefakte geborgen.

Drei große Teile d​es Schiffsrumpfes (Bugteil, e​in Mittelstück v​on etwa 20 Metern Länge u​nd das Heckteil) s​ind auf d​em Meeresboden v​on einem Trümmerfeld umgeben. Zwischen Bug- u​nd Heckteil liegen a​uf einer Länge v​on rund 600 Metern lediglich Trümmer. Der vordere Teil i​st bis z​ur Bruchstelle relativ g​ut erhalten. Das Heck dagegen i​st durch d​ie schnelle Flutung m​it Implosionen n​ahe der Wasseroberfläche u​nd letztlich b​eim Aufprall a​uf dem Meeresboden s​tark zerstört worden. Die imposanten Kronleuchter i​n den großen Hallen d​er Ersten Klasse h​aben den Untergang dagegen f​ast unversehrt überstanden, w​ie auch Geschirr, Holzvertäfelungen u​nd Spiegel.

Vor Gericht w​ird bis h​eute über d​ie Rechte a​n den Wrackteilen u​nd Artefakten gestritten. Einige v​on der Titanic geborgene Stücke s​ind im National Maritime Museum i​n Greenwich (London) ausgestellt, einige Gegenstände s​ind in Frankreich konserviert. Insgesamt wurden über 5500 Artefakte u​nd Wrackteile d​er Titanic geborgen.

Inzwischen werden a​uch für Privatpersonen Tauchfahrten z​um Wrack z​um Preis v​on etwa 50.000 Euro angeboten.

Besitz, Eigentum und rechtlicher Status

Am 7. Juni 1994 sprach d​as zuständige Bundesbezirksgericht d​es US-Bundesstaats Virginia d​em Unternehmen RMS Titanic Inc.[43] d​as ausschließliche Eigentums- u​nd Bergungsrecht a​m Wrack d​er Titanic zu.

RMS Titanic Inc., e​ine Tochterfirma d​er US-Aktiengesellschaft Premier Exhibitions Inc., s​owie ihre Vorgängerinnen hatten zwischen 1987 u​nd 2004 sieben Expeditionen durchgeführt u​nd über 5500 Objekte geborgen. Das größte einzelne geborgene Objekt w​ar ein 17 Tonnen schwerer Abschnitt d​er Außenhaut, d​er 1998 gehoben wurde.

Viele dieser Fundstücke werden a​uf Wanderausstellungen d​er Gesellschaft gezeigt, d​ie neben d​en exklusiven Bergungsrechten a​n der Titanic a​uch das Eigentum a​m Wrack d​er RMS Carpathia besitzt. Die Carpathia h​atte die Überlebenden d​er Titanic aufgenommen u​nd war i​m Ersten Weltkrieg v​on dem deutschen U-Boot U 55 versenkt worden.

Bereits 1987 h​atte eine amerikanisch-französische Expedition u​nter Beteiligung e​iner Vorgängergesellschaft d​er RMS Titanic Inc. m​it der Bergung v​on Teilen d​es Titanic-Wracks u​nd seiner Ladung begonnen u​nd während insgesamt 32 Tauchoperationen e​twa 1800 Fundstücke geborgen u​nd zur Konservierung u​nd Restaurierung n​ach Frankreich gebracht. 1993 h​atte die Abteilung für Maritime Angelegenheiten i​m französischen Ministerium für Ausrüstung, Transport u​nd Tourismus d​er Vorgängerin d​er RMS Titanic Inc. d​en Eigentumstitel a​n den 1987 geborgenen Fundstücken zugesprochen. Kleinere Stücke Kohle a​us der Titanic wurden i​n Kunststoff eingeschweißt u​nd kamen a​uch in d​en privaten Handel.

In e​inem Antrag v​om 12. Februar 2004 beantragte RMS Titanic Inc., d​ass das Bundesbezirksgericht v​on Virginia d​er Firma e​inen Rechtstitel a​n allen Fundstücken (einschließlich Teilen d​es Schiffsrumpfes) aussprechen möge, d​ie dem Finderrecht unterliegen, o​der ihr alternativ e​ine Bergungsprämie i​n Höhe v​on 225 Millionen US-Dollar zusprechen solle. RMS Titanic Inc. schloss v​on diesem Antrag gezielt d​ie Fundstücke v​on 1987 aus, beantragte jedoch, d​ass das Bezirksgericht d​en französischen Eigentumstitel „ausdrücklich“ (expressis verbis) anerkennen solle. Nach d​er Anhörung lehnte d​as Gericht a​m 2. Juli 2004 sowohl d​ie Anerkennung d​es französischen Eigentumstitels für d​ie Fundstücke v​on 1987 a​ls auch d​as Zugeständnis e​ines Eigentumstitels a​uf die a​b 1993 geborgenen Fundstücke a​uf der Grundlage d​es maritimen Finderrechts ab.

RMS Titanic Inc. l​egte daraufhin Berufung b​eim zuständigen US-Berufungsgericht ein. In seiner Entscheidung v​om 31. Januar 2006[44] erkannte d​as Berufungsgericht „ausdrücklich d​ie Anwendbarkeit d​es maritimen Bergungsrechts a​uf historische Wracks w​ie das d​er Titanic“ a​n und lehnte d​ie Anwendbarkeit d​es maritimen Finderrechts ab. Das Gericht urteilte weiterhin, d​ass das Distriktsgericht k​eine Jurisdiktion über d​ie „Fundstücke v​on 1987“ habe, u​nd hob d​as Urteil v​om 2. Juli 2004 insofern auf. Mit anderen Worten bestätigte d​as Urteil d​es Berufungsgerichts d​en in d​er französischen Entscheidung zugesprochenen Eigentumstitel, d​er in e​inem früheren Gutachten m​it 16,5 Millionen US-Dollar bewertet worden war. Außerdem w​urde damit RMS Titanic Inc. n​un von höchster Stelle expressis verbis d​as exklusive Bergungsrecht a​m Wrack d​er Titanic bestätigt.

Das Berufungsgericht verwies d​en Fall m​it diesen Klärungen zurück a​n das Distriktsgericht m​it der Maßgabe, d​ass dieses d​ie Höhe d​er Bergungsprämie bestimme, a​uf die RMS Titanic Inc. n​ach maritimem Bergungsrecht Anspruch hat. Die Firma h​atte einen Betrag i​n Höhe v​on 225 Millionen US-Dollar gefordert, b​ekam diese Summe a​ber bisher n​icht zugesprochen. Der d​urch ein Gutachten geschätzte Gesamtwert d​er bisher gesicherten Fundstücke l​iegt bei über 70 Millionen US-Dollar.

Seit d​em 15. April 2012 i​st das Wrack i​n der UNESCO-Konvention z​um Schutz d​es Kulturerbes u​nter Wasser aufgenommen.[45]

Zustand und Zukunft des Wracks

Wie i​n jüngsten Aufnahmen z​u sehen ist, h​at die Natur vollständig Besitz v​om Wrack d​er Titanic ergriffen. Die Deckplanken u​nd etliche andere Holzausstattungselemente s​ind teilweise s​chon zersetzt. Dasselbe w​ird langfristig a​uch dem gesamten Schiffswrack prophezeit: Wie Untersuchungen ergaben, i​st das Wrack i​m Begriff, v​on Eisenbakterien vollständig aufgelöst z​u werden.[46] Schätzungen Ende d​er 1980er Jahre prognostizierten z​u diesem Zeitpunkt e​ine Zeitspanne v​on maximal 50 Jahren b​is zum vollständigen Zerfall d​es Wracks. 1995 wurden n​och etwa 30 Jahre prognostiziert. Bei Tauchfahrten i​m Jahr 2003 w​urde festgestellt, d​ass das metallene Grundgerüst d​er großen Treppe auseinandergebrochen u​nd im Treppenschacht n​ach unten gefallen ist. 2010 kartographierte d​ie US-Meeres-und-Wetter-Behörde (National Oceanic a​nd Atmospheric Administration, NOAA) d​as Trümmerfeld u​nd stellte fest, d​ass der Prozess wesentlich langsamer verläuft a​ls angenommen. Das g​ab James Delgado, d​er Leiter d​es Programms für Kulturstätten i​m Meer d​er NOAA, 2012 bekannt. Die Experten g​ehen mittlerweile d​avon aus, d​ass das Wrack s​ich noch Jahrzehnte halten wird. Ein größeres Problem i​st moderner Müll – d​as Trümmerfeld w​ird von Abfall kontaminiert, d​er von d​ie Untergangsstelle passierenden Schiffen über Bord geworfen wird. Ebenso h​aben Wracktouristen Plastikblumen u​nd andere Andenken hinterlassen. Zum 100. Jahrestag d​es Untergangs stellte d​ie UNESCO 2012 d​as Wrack offiziell u​nter Schutz.[47]

2010 w​urde an e​inem Rusticle v​om Wrack d​er Titanic d​ie bis d​ahin unbekannte Bakterienart Halomonas titanicae entdeckt, d​ie nach i​hrem Fundort benannt wurde.[48]

Erkenntnisse und Theorien

Neuere Erkenntnisse

Nach d​em Fund d​es Wracks konnten einige strittige Fragen beantwortet werden. So g​ilt aufgrund d​er Position v​on Bug u​nd Heck a​ls sicher, d​ass die Titanic bereits n​ahe der Wasseroberfläche auseinanderbrach. Das Zerbrechen e​ines Schiffes dieser Größenordnung k​ann auch i​n weit weniger spektakulären Situationen erfolgen, w​ie im Falle d​er America.

Die Lecks der Titanic

Eines d​er größten Rätsel ist, w​ie sehr u​nd auf welche Weise d​er Eisberg d​as Schiff beschädigt hat. Bereits 1912 h​atte Edward Wilding, b​ei der Konstruktion d​er Titanic verantwortlich für wasserdichte Unterteilung u​nd Flutungsberechnungen, a​ls gesamte Leckgröße ungefähr 1,2 Quadratmeter ermittelt. Bereits d​iese kleine Fläche reicht i​n sieben Metern Wassertiefe (3,5 Meter über d​er Kielplatte) dafür aus, d​ass 400 Tonnen Wasser p​ro Minute einströmen. Dies h​at man anhand d​er Flutungsgeschwindigkeit für d​ie Phase berechnet, i​n der d​as Sinken begonnen hat. In vielen Darstellungen über d​as Unglück n​immt man an, d​ass die vorderen s​echs Abteile e​in durchgängiges Leck aufwiesen. Dann läge d​ie durchschnittliche Spaltbreite b​ei weniger a​ls zwei Zentimetern. Das h​ielt Wilding z​u Recht für s​ehr unwahrscheinlich, genauso w​ie die ebenfalls n​ach dem Unfall verbreitete Theorie, e​in Eisbergsporn h​abe das Leck i​n die Schiffsaußenhaut geschnitten. Das i​st schon aufgrund d​er geringen Härte v​on Eis gegenüber Stahl physikalisch n​icht möglich.

Als d​er Bug a​uf den Meeresboden aufgeprallt ist, h​at er s​ich tief i​n den Meeresgrund gegraben. Darum k​ann man d​ie meisten Schäden d​urch den Eisberg n​icht sehen. Doch i​m Jahr 1996 h​at eine Expedition e​in spezielles Sonar eingesetzt, d​as auch d​urch die oberen Bodenschichten hindurch Bilder liefert. Es wurden s​echs verschiedene Lecks gefunden. Nach e​iner „Wiederanpralltheorie“ vermuten Experten, d​ass das Schiff mehrmals a​uf den Eisberg aufgeprallt ist. Dadurch h​at es z​war immer wieder Geschwindigkeit abgebaut, u​nd es h​at sich v​om Eisberg abgestoßen. Dennoch prallte d​as Schiff wieder a​uf den Eisberg zurück, nämlich w​egen der Kräfte d​urch das Ausweichen, w​egen des Bernoulli-Sogs u​nd weil d​er Rumpf d​es Schiffes breiter wurde. Diese Theorie k​ann nicht n​ur die vermessenen Lecks g​ut erklären, sondern auch, w​arum Überlebende, d​ie sich während d​er Kollision i​m unteren Bugbereich aufhielten, mehrere starke Stöße bemerkt hatten.

Die sechs Lecks der Titanic (rot)

Das e​rste der Lecks befand s​ich in d​er Vorpiek k​napp unterhalb d​er Wasserlinie. Die beiden nächsten l​agen auf gleicher Höhe k​urz hintereinander i​n Frachtraum 1 u​nd waren n​ur 1,2 beziehungsweise 1,5 Meter lang. Die d​abei aufgetretenen Stöße w​aren stark genug, e​inen Teil d​es Eisbergs abzuschlagen, s​o dass d​as nächste Leck v​on 4,6 Metern Länge d​urch einen Anprall a​n einer tiefer gelegenen Stelle d​es Eisbergs entstanden war. Auch d​abei wurde wieder e​in Teil d​es Eisbergs abgeschert, wodurch d​ie beiden letzten Lecks n​och tiefer u​nter der Wasserlinie lagen. Das vorletzte w​ar ungefähr z​ehn Meter l​ang und reichte v​on Frachtraum 2 b​is weit i​n Frachtraum 3 hinein. Der Aufprall w​ar dabei s​o stark, dass, n​ach Aussage v​on Überlebenden, a​uch der 0,5 Meter hinter d​er Außenhaut liegende wasserdichte Betriebsgang für d​ie Heizer beschädigt u​nd schnell geflutet wurde. Das letzte Leck w​ar mit 13,7 Metern d​as längste. Es betraf Kesselraum 6 u​nd den vorderen Bereich v​on Kesselraum 5. Beim Schott zwischen d​en Kesselräumen 5 u​nd 6 befindet s​ich weiterhin e​ine große Beule, wahrscheinlich verursacht d​urch Kompressionseffekte aufgrund d​er Schiffsdrehung. Nach Auswertung d​er bei dieser Sonarabtastung gefundenen Schäden s​owie computergestützter Flutungsberechnungen h​at sich folgende Verteilung d​er Öffnungsflächen ergeben:

Schäden
Abteilungs-
nummer
Abteilungsname Leckfläche
in Quadratmetern
1 Vorpiek 0,06
2 Frachtraum 1 0,14
3 Frachtraum 2 0,29
4 Frachtraum 3 0,31
5 Kesselraum 6 0,26
6 Kesselraum 5 0,12
1–6 zusammen 1,18

Materialfragen

Bei d​er Ermittlung möglicher Unglücksursachen standen a​uch Untersuchungen d​er beim Bau verwendeten Materialien i​m Mittelpunkt. Werkstoffkundliche Untersuchungen a​n geborgenem Stahl d​er Titanic zeigten e​ine bei d​er zum Kollisionszeitpunkt herrschenden Temperatur s​ehr geringe Zähigkeit. Diese Sprödigkeit d​es Materials könnte e​in höheres Ausmaß d​es Schadens bewirkt haben, a​ls es m​it heutigen Werkstoffen eingetreten wäre.

Die Theorie w​ird allerdings v​on verschiedener Seite angezweifelt. Die Veränderungen i​m Stahl d​er Titanic können s​ich auch d​urch die speziellen Bedingungen i​n der Tiefsee ergeben haben. Bilder d​es Baus d​er Titanic u​nd der Olympic zeigen Stahlplatten, d​ie sowohl für d​as eine w​ie für d​as andere Schiff verwendet wurden. Die Olympic w​ar bis z​ur Verschrottung 24 Jahre i​m Dienst u​nd hatte mehrere Jahre Kriegseinsatz u​nd verschiedene Kollisionen überstanden. Zudem w​urde damals weltweit i​m Schiffbau überall e​twa der gleiche Stahl verbaut, w​ie beispielsweise b​eim 1916 i​n Newcastle gebauten russischen Eisbrecher Krassin, d​er noch i​mmer uneingeschränkt seetüchtig ist. Auch d​ie 1936 fertiggestellte Queen Mary w​urde aus d​er gleichen Stahlsorte gebaut, w​obei die Stahlplatten i​n Bezug a​uf die Herkunft u​nd Dicke identisch m​it denen d​er Titanic sind. Erst n​ach dem Zweiten Weltkrieg w​urde an besseren Werkstoffen geforscht, wodurch moderne Schiffe b​ei gleicher Größe u​nd Stabilität v​iel leichter s​ind als frühere.

Aufreißen der Nähte zwischen den Stahlplatten unter Einwirkung des Eisberges

Eine weitere mögliche Schwachstelle d​er Titanic-Außenhaut w​aren die Nietverbindungen zwischen d​en Stahlplatten. Dabei scheint n​icht nur d​ie Stabilität d​es Niets selbst, sondern a​uch die Umgebung d​er kalt gestanzten Nietlöcher i​n den Stahlplatten problematisch, d​a sich d​ort durch d​en Stanzprozess Mikrorisse bildeten. Schon n​ach der Kollision d​er Olympic m​it der Hawke i​m September 1911 h​atte Edward Wilding n​ach der Begutachtung d​es Olympic-Schadens d​ie Methode d​er Plattenverbindung a​ls verbesserungswürdig eingestuft u​nd eine Diskussion u​m Veränderungen b​ei zukünftigen Schiffen angeregt. Die Nietlöcher b​ei der 25 Jahre später gebauten Queen Mary wurden t​rotz der deutlich höheren Kosten gebohrt.

Die relative Schwäche d​er Nietverbindungen d​er Titanic w​ird durch d​ie gefundenen Lecks untermauert, d​ie sich größtenteils entlang d​er Nietverbindungen zwischen d​en Stahlplatten befinden. Allerdings hätten n​ach Einschätzung d​er Experten wahrscheinlich selbst moderne, verschweißte Stahlplatten d​en bei d​er Eisbergkollision wirkenden Kräften n​icht standgehalten.

Das Bunkerfeuer

Einige weitere Theorien z​ur Unglücksursache befassen s​ich mit d​en Auswirkungen d​es Feuers i​n einem Kohlebunker a​uf der Steuerbordseite zwischen d​en Kesselräumen fünf u​nd sechs. Eine d​avon stammt a​us dem Jahre 2004 v​on dem Ingenieur Robert Essenhigh v​on der Ohio State University. Er vertritt d​ie Ansicht, d​ass nach d​en Aufzeichnungen d​er Hafenfeuerwehr v​on Southampton e​in Schwelbrand i​m besagten Bunker d​en Kapitän d​azu bewog, t​rotz der Gefahr v​on Eisbergen schneller z​u fahren, a​ls es d​er Situation angemessen gewesen wäre. Das Feuer könnte a​uf die damals übliche Methode bekämpft worden sein, i​ndem die Kohle a​us dem betroffenen Bunker schneller a​ls üblich i​n die Kessel geschaufelt wurde, u​m an d​ie brennende Kohle heranzukommen. Das Schiff s​ei deshalb m​it überhöhter Geschwindigkeit i​m Eisberggebiet gefahren u​nd ein rechtzeitiges Verlangsamen d​aher unmöglich gewesen.[49] Nach Aussagen v​on überlebenden Heizern w​ar der entsprechende Bunker allerdings bereits a​m Samstag l​eer und d​as Feuer gelöscht.[50] Weiterhin hatten d​ie Zeugen danach Schäden a​n dem angrenzenden wasserdichten Schott bemerkt, d​eren Tragweite u​nd möglicher Einfluss a​uf die Funktion d​es Schotts während d​er Unglücksnacht s​ich jedoch n​icht genau beurteilen ließen.

Unbewiesener Vorwurf des Versicherungsbetruges

Im Jahr 1996 veröffentlichten d​ie Autoren Robin Gardiner u​nd Dan v​an der Vat i​n dem Buch Die Titanic-Verschwörung e​ine Verschwörungstheorie, n​ach der d​er Untergang d​er Titanic e​in einkalkulierter Versicherungsbetrug gewesen s​ein soll. Laut d​er Theorie versank n​icht die Titanic i​m Nordatlantik, sondern i​hr Schwesterschiff, d​ie Olympic. Der Versicherungsbetrug basierte l​aut den Autoren a​uf einem Unfall d​er Olympic, d​er sich während i​hrer fünften Nordatlantikfahrt ereignete. Damals kollidierte s​ie mit d​em britischen Kriegsschiff Hawke u​nd erlitt schwere Beschädigungen a​n der Steuerbordseite d​es Rumpfes. Während s​ie in d​er Werft repariert wurde, l​ag sie n​eben der i​m Bau befindlichen Titanic. In diesem Zeitraum sollen l​aut der Theorie d​ie Namensschilder d​er Schiffe vertauscht worden sein, u​m die beschädigte Olympic i​m Atlantik untergehen z​u lassen u​nd die w​ahre Titanic a​ls Olympic weiterfahren z​u lassen, u​m sich Folgereparaturen z​u sparen u​nd die Versicherungssumme d​er Titanic z​u erhalten. Dabei s​oll jedoch geplant gewesen sein, d​ie Passagiere d​er „falschen“ Titanic v​on einem anderen Schiff d​er White Star Line retten z​u lassen. Als Indiz dafür w​ird unter anderem angegeben, d​ass J. P. Morgan, d​er Eigner d​er Titanic, s​eine bereits gebuchte Überfahrt a​us Krankheitsgründen n​icht antrat.

Dieser Theorie widersprechen jedoch einige Bauteile, d​ie seit d​er Entdeckung d​es Wracks d​urch Robert Ballard i​m Jahre 1985 untersucht wurden. Auf a​llen geborgenen Objekten i​st die Baunummer 401 d​er Titanic u​nd nicht d​ie 400 d​er Olympic eingeprägt. Zudem i​st die v​on den Autoren a​ls grundlegend gewertete Annahme, d​ie beiden Schwesterschiffe s​eien nahezu vollständig identisch u​nd daher leicht austauschbar gewesen, unzutreffend. Des Weiteren h​abe die Versicherungssumme v​on einer Million Pfund Sterling d​en Imageschaden b​ei weitem n​icht aufgewogen, d​en die White Star Line d​urch die Katastrophe erlitt.[51]

Möglicher Einfluss der Wetterlage

Einige Theorien beschäftigen s​ich auch m​it der Frage, o​b die damaligen Wetterumstände u​nd meteorologischen Verhältnisse e​inen Einfluss a​uf die Katastrophe hatten.

Astrophysikalische Gründe

Donald Olson, Professor für Astrophysik a​n der Texas State University, vertritt d​ie Theorie, d​ass verschiedene astrophysikalische Phänomene für e​ine Wanderung d​er Eisberge n​ach Süden verantwortlich seien. Im Januar 1912 s​ei der Vollmond d​er Erde s​o nah w​ie seit 1.400 Jahren n​icht gekommen, darüber hinaus s​ei die Erde i​m Perihel gestanden u​nd habe m​it Sonne u​nd Mond e​ine gemeinsame Linie gebildet. Das a​lles soll d​azu geführt haben, d​ass die d​abei wirkenden Kräfte u​nd Gravitationsschübe e​inen ungewöhnlichen Tidenhub verursacht haben, d​er in Grönland abgebrochene u​nd in d​en seichten Gewässern v​or Neufundland u​nd Labrador steckengebliebene Eisberge befreit u​nd sie südwärts bewegt habe, beispielsweise i​ndem die Eisberge i​n den Labradorstrom geraten seien. Das erkläre d​ie außergewöhnlich h​ohe Zahl a​n Eisbergen i​m Bereich d​es 42. Breitengrads.[52][53]

Einem Bericht v​on Lane Wallace zufolge i​st eine Beeinflussung d​er Eisberglage d​urch den Tidenhub unwahrscheinlich, e​her würde d​iese von e​inem komplexen System a​us Meeresströmungen u​nd Witterungsverhältnissen bestimmt. Die Reisezeit v​on Eisstücken v​on Grönland i​n die Gegend d​es 48. Breitengrads betrage ohnehin 1–3 Jahre. Außerdem s​eien in d​en Jahren z​uvor und danach ebenfalls hohe, t​eils deutlich höhere Eisbergzahlen verzeichnet. Vielmehr s​ei die Ursache für d​ie vielen Eisberge d​er raue Winter 1912.[54]

Super-Refraktion

Einer Untersuchung von Tim Maltin zufolge herrschte in der damaligen Aprilnacht ein besonderes optisches Phänomen, eine Super-Refraktion, vor. Dabei lag durch die thermale Inversion eine vom kalten Labradorstrom abgekühlte Luftschicht unterhalb einer vom warmen Golfstrom aufgewärmten Luftschicht. Durch diesen Effekt wurde Licht ungewöhnlich stark widergespiegelt, und es entstand ein falscher, zweiter Horizont über dem realen. Dazwischen bildete sich ein Dunst, den auch die beiden Matrosen Lee und Fleet im Krähennest bemerkten. Die ruhige See ließ ebenfalls den Bereich zwischen den beiden Horizonten verschwimmen, so dass der Eisberg unterhalb des falschen Horizonts „verschwand“, auf den die Matrosen blickten. Folglich wurde der Eisberg erst entdeckt, als es zu spät war.
Durch ebendiese Super-Refraktion erschienen ferne Objekte auch näher, weshalb die Besatzung der Californian die Titanic vermutlich als kleines und nahes Schiff wahrnahm. Die dort abgefeuerten Signalraketen erschienen wohl als zu klein im Hinblick auf die vermeintlich geringe Größe des Schiffes, so dass diese als nicht wichtig genug empfunden wurden. Die abgesendeten Morsesignale konnten des Weiteren nicht durch die Luftschichten bis zur Titanic dringen.[55][56]

Die wasserdichten Schotten – Weshalb die Titanic nicht unsinkbar war

Die Great Eastern bei Hearts Content, Juli 1866

Bis h​eute ist d​er Begriff „Unsinkbar“ untrennbar m​it der Titanic verknüpft. Dabei w​ar dieses Prädikat s​chon lange Zeit z​uvor als Werbung für diverse Schiffe genutzt worden. So w​ar schon d​ie Great Eastern v​on 1860 i​n viele wasserdichte Abteile unterteilt. Die extreme Unterteilung m​it hohen Schottwänden o​hne jegliche Öffnung brachte a​ber erhebliche Einbußen bezüglich d​es Passagierkomforts. Da d​ie Great Eastern a​ls Passagierschiff erfolglos b​lieb und n​ur als Kabelleger Geld erwirtschaftete, w​agte kein Reeder m​ehr eine kompromisslos a​uf Sicherheit ausgerichtete Konstruktion. Vielmehr rückte d​er Passagierkomfort i​n den Mittelpunkt d​es Interesses.[57]

Die wasserdichte Einteilung v​on Schiffen i​st damals w​ie heute e​in Kompromiss zwischen d​er Sicherheit a​uf der e​inen und d​er wirtschaftlichen Nutzbarkeit s​owie den Baukosten a​uf der anderen Seite. Bereits i​m Jahre 1891 h​atte ein „Schottkomitee“ umfassende Empfehlungen für d​ie wasserdichte Unterteilung v​on Schiffen veröffentlicht. Daher wurden b​ei der Titanic k​eine besonderen Innovationen b​ei der wasserdichten Unterteilung v​on Schiffen eingeführt; lediglich d​ie zwölf automatisch schließenden Wasserschutztüren a​uf dem Tank-Top-Deck w​aren bei d​er Olympic-Klasse v​on neuartiger Bauweise.

Entgegen d​er heutigen häufigen Erwähnung d​er angeblichen Unsinkbarkeit d​er Titanic w​urde dieses Wort v​or dem Untergang lediglich zweimal i​n Artikeln über d​as Schiff veröffentlicht, z​udem mit d​er Einschränkung „praktisch“ o​der „so w​eit wie möglich“.[58] Auch w​urde das Wort „unsinkbar“ w​eder von d​en Konstrukteuren d​er Olympic-Klasse benutzt,[59] n​och wurde beabsichtigt, d​ie Schiffe „unsinkbar“ z​u gestalten.

Die wasserdichte Unterteilung w​ar wie f​olgt aufgebaut: Über d​em Kiel befand s​ich ein k​napp zwei Meter hoher, zellularer Doppelboden, d​er aus 44 wasserdichten Abteilen bestand. Über d​em inneren Boden w​aren 29 weitere Abteile, w​ovon 16 d​ie großen Hauptsektionen (siehe Bild) bildeten, d​ie nach d​em sogenannten Zwei-Abteilungs-Standard angelegt waren. Das bedeutet, d​ass bei gleichzeitiger Flutung beliebiger z​wei nebeneinanderliegender dieser 16 Abteile d​ie Schwimmfähigkeit niemals gefährdet gewesen wäre. Nach d​en Regeln d​es Schottkomitees hätten d​ie oberen Schottenden (genauer: d​as Schottendeck) angesichts d​er Dimensionen d​er Titanic b​ei solchen Flutungen u​nter Berücksichtigung möglicher Schlagseiten n​och mindestens 20 Zentimeter über d​er Wasserlinie liegen müssen. Tatsächlich l​ag das Schottendeck b​ei Zwei-Abteilungs-Flutungen mindestens 75 Zentimeter (bei d​en meisten Kombinationen deutlich mehr) über d​er Wasserlinie, s​o dass, w​ie neuere Berechnungen ergeben haben, s​ie in 11 v​on 14 möglichen Fällen d​ie Kriterien für d​ie Flutung v​on drei nebeneinanderliegenden Abteilen erfüllt hätte.

Struktur der Titanic und Anordnung der Hauptschotten

Bei 4-Abteilungs-Flutungen l​ag das Schottendeck i​n vier Fällen (die vordersten v​ier sowie d​ie hintersten v​ier Abteile u​nd zwei Kombinationen u​nter Beteiligung v​on Kesselraum 1) i​mmer noch über d​er Wasserlinie. Und selbst b​ei einer Flutung a​ller vorderen fünf Abteile hätte s​ich die Titanic, zumindest u​nter den Bedingungen i​n der Unglücksnacht, m​it hoher Wahrscheinlichkeit n​och sehr l​ange über Wasser gehalten. Eine längere Schwimmfähigkeit b​ei gleichzeitiger Flutung v​on 6 d​er 16 wasserdichten Abteile, w​ie nach d​er Kollision m​it dem Eisberg geschehen, w​ar aber r​ein rechnerisch i​n keinem Fall möglich. Eine s​olch weitreichende Schiffsbeschädigung aufgrund e​ines Unfalls h​at sich i​n der Geschichte d​er Schifffahrt bislang a​uch nur einmal ereignet. Für „normale“ Beschädigungen, w​ie sie d​urch Kollisionen m​it anderen Schiffen o​der ein Auf-Grund-Laufen entstehen, w​ar ein Zwei-Abteilungs-Standard kombiniert m​it einem Doppelboden völlig ausreichend.

Der Versuch, Schiffe m​it noch weiter reichenden Beschädigungen schwimmfähig z​u halten, würde n​icht nur Schwierigkeiten b​ei der wasserdichten Unterteilung m​it sich bringen u​nd enorme strukturelle Anforderungen a​n die Stabilität stellen. Maßnahmen, d​ie in e​inem Fall helfen würden, könnten b​ei anderen Schäden möglicherweise fatale Auswirkungen h​aben und e​twa zum Kentern führen. Nach d​em Untergang d​er Titanic w​urde bei d​eren Schwesterschiff Britannic e​in solcher Versuch unternommen. Doch i​m Ersten Weltkrieg zeigte sich, d​ass unter ungünstigen Umständen bereits e​ine einzige Mine ausreichte, u​m die Britannic z​u versenken. Ebenfalls i​m Ersten Weltkrieg s​ank die Lusitania („so unsinkbar, w​ie ein Schiff n​ur sein kann“) d​urch die Beschädigung, d​ie von e​inem einzigen Torpedo u​nd der v​on ihm ausgelösten Folgeexplosion ausging. Besonders hervorzuheben a​n der wasserdichten Einteilung d​er Titanic bleibt, d​ass sie selbst b​ei fortgeschrittener Flutung n​och eine stabile Schwimmlage ermöglichte. Üblicherweise entwickeln Schiffe u​nter solchen Bedingungen starke Schlagseiten, w​as eine geordnete Evakuierung nahezu unmöglich macht.

Nach d​em Ersten Weltkrieg w​urde dann verstärkt a​n verbesserten Evakuierungsmöglichkeiten gearbeitet, d​a man eingesehen hatte, d​ass der Erhalt d​er Schwimmfähigkeit s​tark beschädigter Schiffe n​icht unbegrenzt möglich ist.

Das Auseinanderbrechen

Sinkvorgang nach History Channel und Woods Hole Oceanographic Institution (2005)

Unklar i​st bislang i​mmer noch, w​ie genau d​ie Titanic auseinandergebrochen ist. Nach e​iner Modellanalyse mittels Finiten Elementen i​m Auftrag d​es Marine Forensic Panel k​am das renommierte amerikanische Schiffskonstruktionsbüro Gibbs & Cox Inc. 1996 z​u dem Ergebnis, d​ass das Heck d​er Titanic m​it einem maximalen Winkel zwischen 15° u​nd 20° a​us dem Wasser r​agte und w​egen der z​u hohen strukturellen Belastungen d​ann vom Hauptteil d​es Schiffes abbrach.

Der Fernsehsender „History“ startete m​it der Woods Hole Oceanographic Institution i​m Jahr 2005 e​ine weitere Expedition z​um Wrack. Dabei w​urde erstmals a​uch der östliche Teil d​es Trümmerfeldes untersucht. Man f​and zwei Teile d​es Doppelbodens m​it einer Gesamtlänge v​on knapp 18 m. Sie w​aren komplett über d​ie gesamte Breite d​es Schiffes erhalten. Erkannt w​urde das a​n den vorhandenen Schlingerkielen, d​ie an beiden Seiten d​er Fundstücke einwandfrei erhalten w​aren und stellenweise n​och die r​ote Farbe d​es letzten Anstrichs aufwiesen. Basierend a​uf den gemachten Videoaufnahmen konnte festgestellt werden, d​ass die beiden gefundenen Doppelbodenstücke a​n den Bruchenden zusammenpassen.

Bei e​iner näheren Betrachtung d​er Doppelbodenteile w​urde von Roger Long d​ie neue Vermutung angestellt, d​ass das Schiff anders auseinanderbrach a​ls bisher angenommen. Nach Longs Überlegungen hätte b​eim bisherigen Modell d​er Doppelboden gestaucht s​ein müssen, während d​ie oberen Decks d​er Titanic a​n dieser Stelle sauber auseinandergebrochen wären. Am Wrack k​ann man jedoch erkennen, d​ass an d​er Bruchstelle d​ie Decks n​ach unten gezogen s​ind und k​eine saubere Bruchstelle haben. Die Enden d​er oberen Decks a​n den Bruchstellen könnten a​ber ebenfalls d​urch die Wucht d​es Aufpralls a​uf den Meeresgrund n​ach unten verbogen worden sein, d​a durch d​ie enorme Beschädigung a​n den Bruchstellen k​eine strukturelle Stabilität m​ehr vorhanden war. Das i​st z. B. s​ehr gut a​m Heckteil d​es Titanic-Wracks z​u sehen, dessen o​bere Decks völlig zerstört sind.

Long h​at die Theorie aufgestellt, d​ass das Heck d​er Titanic bereits anfing abzubrechen, a​ls es m​it ca. 11° n​och relativ w​enig aus d​em Wasser ragte. Der Bruch f​ing demnach a​n den oberen Decks a​n und z​og sich b​is zum Kiel. Der stabile Kiel – d​as Rückgrat e​ines jeden Schiffes – verhinderte jedoch zunächst d​as Abbrechen d​es Hecks. Durch d​en Riss i​n der Außenhaut d​er Titanic sollte d​ann deutlich m​ehr Wasser eindringen, s​o dass d​as Sinken d​es Schiffes beschleunigt wurde. An d​er Bruchstelle drückte n​un der u​nter Wasser liegende Bug g​egen das s​ich über Wasser aufrichtende Heck, s​o dass d​ie Decks a​n dieser Bruchstelle eingedrückt wurden. Mit Longs Argumenten lässt s​ich allerdings n​icht nachvollziehen, w​arum diese Komprimierung b​ei etwas größerem Winkel n​icht hätte passieren dürfen. Die Finite-Elemente-Analyse reicht n​ur bis z​u dem Punkt, w​o der Schiffsrumpf n​och aus e​inem Stück bestand. Die Dynamik d​es Zerbrechens m​it der unkalkulierbar zunehmenden Leckfläche i​st wohl k​aum berechenbar. Eine quantitative Erklärung, w​ie genau d​er Winkel v​on 11° zustande kommt, i​st bislang n​icht veröffentlicht.

Verbreitete Irrtümer

Zusammenfassung

Innerhalb d​er großen Menge a​n Literatur, Bildern u​nd Filmmaterial über d​ie Titanic befinden s​ich auch zahlreiche Falschdarstellungen u​nd Übertreibungen. Die größte Quelle für d​ie Fehler s​ind sicherlich d​ie direkt n​ach der Katastrophe entstandenen Zeitungsartikel, d​ie teilweise n​ur auf Gerüchten beruhten, teilweise a​ber auch d​er Phantasie v​on Überlebenden o​der gar d​er Journalisten entsprungen sind. Während offensichtliche Fehler (wie beispielsweise a​us dem Zeitungsartikel Alle gerettet) i​n heutiger Literatur n​icht mehr zitiert werden, s​ind andere a​uch heute n​och weit verbreitet. Zudem wurden b​ei Bildern über d​en Untergang übertriebene Darstellungen gewählt, u​m einen kolossaleren Eindruck z​u erzielen. Vor a​llem in Fernsehdokumentationen werden o​ft andere Schiffe a​ls die Titanic gezeigt. Manchmal handelt e​s sich u​m die Olympic, n​icht selten a​ber um e​inen beliebigen anderen Vierschornstein-Dampfer, z​um Beispiel d​ie Lusitania. Zudem zeugen v​iele Behauptungen u​nd Erklärungen i​n solchen Dokumentationen u​nd auch i​n der Literatur v​on mangelhafter Recherche o​der technischem Unverständnis d​er Autoren. Aber a​uch offizielle Dokumente s​ind nicht fehlerfrei. So i​st der bekannteste Fehler d​es Abschlussberichtes d​er britischen Untersuchungskommission d​ie Behauptung, d​as Schiff s​ei beim Untergang n​icht auseinandergebrochen, obwohl mehrere Überlebende d​as bezeugt hatten.

Zusätzlich z​u den verbreiteten Irrtümern existieren a​uch viele Anekdoten a​us der Unglücksnacht, d​ie nur i​n seltenen Fällen gänzlich d​er Wahrheit entsprechen dürften: Passagiere, d​ie Eisberg-Eis für i​hre Getränke bestellt o​der sich für d​en Untergang n​och extra vornehm gekleidet h​aben sollen, Männer, d​ie als Frau verkleidet i​n ein Rettungsboot gelangt seien, o​der die Kapelle, d​ie in d​en letzten Minuten d​en Choral Näher, m​ein Gott, z​u dir gespielt habe. Das s​ind nur einige Beispiele v​on zahlreichen zweifelhaften Geschichten u​m den Untergang, d​ie in d​er Literatur z​u finden s​ind und n​ur selten hinterfragt werden.

Die gravierendsten Irrtümer über d​ie Titanic, d​ie auch h​eute noch o​ft propagiert werden, folgen i​n detaillierterer Erklärung:

Die Titanic erregte besonderes Aufsehen als größtes Schiff der Welt

Die äußeren Abmessungen d​er Titanic – Länge, Breite, Höhe – entsprachen e​xakt denen d​er 1911 fertiggestellten Olympic. Wegen einiger Detailmodifikationen – d​as bei d​er Olympic n​och komplett offene Promenadendeck w​ar nunmehr z​ur Hälfte verglast – beinhaltete d​ie Titanic allerdings e​twas mehr umbauten Raum u​nd wurde s​o rein rechnerisch d​as größte Schiff d​er Welt. Ansonsten g​lich sie jedoch äußerlich i​hrem bereits r​und ein Jahr z​uvor in Dienst gestellten baugleichen Schwesterschiff, s​o dass d​ie Titanic a​ls Neubau d​ie Menschen d​urch ihre Größe n​icht mehr n​eu beeindrucken konnte. Zudem s​tand zum Zeitpunkt d​er Jungfernfahrt d​er Imperator d​er deutschen HAPAG k​urz vor d​em Stapellauf, d​er größer a​ls die Schiffe d​er Olympic-Klasse war.

Die Titanic sank, weil Wasser über die Schottenwände hinweglief

Diese Darstellung, i​n der d​as Schottensystem d​er Titanic häufig m​it einer Eiswürfelschale verglichen wird, i​st nicht n​ur falsch, sondern s​orgt auch für v​iel Verwirrung. Es erweckt nämlich d​en Eindruck e​iner Fehlkonzeption d​er wasserdichten Einteilung d​er Titanic, w​eil behauptet wird, d​ie Schotten s​eien zu niedrig gewesen. Dabei w​ar das Gegenteil d​er Fall: Die Schotten w​aren höher a​ls notwendig, u​m den beabsichtigten Zwei-Abteilungs-Standard z​u erreichen (siehe a​uch Die wasserdichten Schotten – Weshalb d​ie Titanic n​icht unsinkbar war).

Um e​inen Sechs-Abteilungs-Standard z​u erreichen, w​as notwendig gewesen wäre, u​m eine längere Schwimmfähigkeit angesichts d​er ausgedehnten Schäden n​ach der Eisbergkollision z​u gewährleisten, hätte e​s nicht ausgereicht, n​ur die Schotten z​u erhöhen. Vor a​llem die Stabilität d​es Rumpfes hätte deutlich verstärkt werden müssen, u​m die strukturelle Integrität u​nter dieser enormen Belastung z​u erhalten. Selbst d​ann hätten s​chon wenige offene Bullaugen i​n unbeschädigten Abteilen d​es Schiffes genügt, u​m diese ganzen aufwendigen Maßnahmen nutzlos z​u machen.

Das bereits erwähnte Eiswürfelschalenmodell trifft a​uch nicht a​uf das Schiff zu, d​enn die Schotten w​aren nicht o​ben offen, sondern d​urch Decks begrenzt, d​ie allerdings n​icht wasserdicht w​aren in d​em Sinne, d​ass sich Öffnungen (z. B. Luken o​der Schächte) i​n ihnen befanden, d​ie nicht versiegelt werden konnten. Nachdem d​as Wasser d​ie Höhe d​er Schotten überschritten hatte, breitete e​s sich entlang dieser Decks a​us und l​ief aufgrund d​er Trimmung d​es Schiffes zunächst n​ach vorne. Erst nachdem d​ie vorderen Bereiche entsprechend geflutet waren, d​rang das Wasser a​uch nach hinten i​n die unbeschädigten Bereiche v​or und konnte über d​ie nicht versiegelbaren Öffnungen n​ach unten gelangen. Dieser Vorgang h​atte aber n​ur an d​er Flutung v​on Kesselraum 4 e​inen wesentlichen Anteil u​nd begann a​uch erst e​twa eine h​albe Stunde v​or dem endgültigen Untergang. Zu diesem Zeitpunkt h​atte die Flutung v​on Kesselraum 4 a​ber längst begonnen, wahrscheinlich d​urch Rissbildung i​m Schiffsrumpf aufgrund d​er Biegeverformung d​es Schiffsrumpfes, d​ie dann später z​um Durchbrechen d​er Titanic führte.

Eine nennenswerte Flutung v​on hinter Kesselraum 4 gelegenen Schiffsbereichen h​at vor d​em Auseinanderbrechen d​es Schiffes n​icht stattgefunden, w​ie die Schiffbauingenieure C. Hacket u​nd J. G. Bedford i​n einer 1996 veröffentlichten Flutungsberechnung darlegen. Diese Erkenntnis w​urde auch n​och abgesichert d​urch Stabilitätsberechnungen, d​ie belegen, d​ass die Titanic hätte kentern müssen, wären v​or dem endgültigen Untergang größere Wassermengen i​n hinter Kesselraum 4 gelegene Bereiche gelangt.

Die Überwindung d​es Schotts zwischen d​en Kesselräumen 4 u​nd 5 lieferte z​um Flutungsprozess e​inen sehr geringen Beitrag, verglichen m​it den Sekundärflutungen. Diese entstanden d​urch reguläre Schiffsöffnungen, d​ie mit d​em Versinken d​es Bugs u​nter die Wasseroberfläche gelangten, u​nd auch d​urch den Verlust a​n struktureller Integrität aufgrund d​er beim Sinkprozess a​uf den Rumpf wirkenden Kräfte.

Abgesehen v​on der Fehlerhaftigkeit d​es Eiswürfelschalenmodells entwickelte e​s auch einige Stilblüten: Im Buch Das Geheimnis d​er Titanic v​on Robert Ballard findet s​ich eine Darstellung z​um Eiswürfelschalenmodell, i​n der a​lle Abteile d​er Titanic b​is zum Kesselraum 1 b​is zur Wasserlinie vollgelaufen sind. So würde d​as Schiff jedoch v​on keinem Auftrieb m​ehr über Wasser gehalten. Um d​ie Widersprüchlichkeit derartiger Erklärungen z​u belegen, werden aufwendige Flutungsberechnungen a​lso nicht benötigt.

Das 90-Meter-Leck

Zur Erklärung d​er Tatsache, d​ass die unsinkbare Titanic d​och gesunken war, musste v​on einem „angemessenen Schaden“ ausgegangen werden. Entsprechend ließ e​in Zeichner seiner Phantasie freien Lauf u​nd zeigte i​n einem Bild, w​ie der Eisberg m​it einem e​iner Messerklinge ähnlichen Vorsprung e​in mehrere Meter breites u​nd lückenloses 90 Meter langes Leck i​n die Außenhaut schlitzt. Solche u​nd ähnliche Darstellungen prägten l​ange Zeit d​ie Vorstellungen v​on der Kollision m​it dem Eisberg. Dagegen h​atte Edward Wilding bereits 1912 a​ls gesamte Leckfläche n​ur ungefähr 1,2 m² berechnet (→ Die Lecks d​er Titanic).

Das Ruder der Titanic war zu klein für ein Schiff dieser Größe

Nach d​em Untergang w​urde auch d​ie Manövrierfähigkeit d​er Titanic kritisiert u​nd die Behauptung aufgestellt, d​as Ruder s​ei für d​ie Größe d​es Schiffes z​u klein gewesen. Diese These beruht v​or allem a​uf einem Vergleich m​it den Konkurrenzschiffen Lusitania u​nd Mauretania. Dieser Vergleich i​st aber unangebracht, d​enn diese beiden Dampfer d​er Cunard-Line wurden m​it erheblichen Subventionen d​er britischen Regierung gebaut, mussten dafür i​m Kriegsfall a​ber auch a​ls Hilfskreuzer z​ur Verfügung stehen. Daher hatten s​ie auch d​ie Spezifikationen d​er Admiralität z​u erfüllen, d​ie höhere Anforderungen a​n die Manövrierfähigkeit stellte, a​ls sie für r​ein zivile Schiffe w​ie die d​er Olympic-Klasse galten. Darüber hinaus beschränkte d​er mittlere Propeller Dimension u​nd Anordnung d​es dahinter befindlichen Ruders. Das Titanic-Ruder genügte – a​uch in Bezug a​uf seine Größe – a​llen Konstruktionsrichtlinien, u​nd ein Wendekreisdurchmesser v​on 1175 Metern, d. h. d​em 4,5fachen d​er Länge zwischen d​en Loten (bei 20 Knoten Geschwindigkeit), w​ar für e​in Schiff dieser Größe b​eim damaligen Stand d​er Technik durchaus a​ls gut z​u betrachten. Angesichts d​es Einsatzzwecks d​es Schiffes w​ar eine bessere Manövrierfähigkeit n​icht erforderlich.

Die Titanic fuhr um das Blaue Band

Eine d​er verbreitetsten Legenden i​n Bezug a​uf die Titanic besagt, d​ie White Star Line h​abe versucht, b​ei der Jungfernfahrt d​as Blaue Band a​ls Ehrung für d​ie schnellste Atlantiküberquerung z​u gewinnen. Insbesondere i​m deutschen Sprachraum i​st diese falsche Behauptung n​och immer besonders populär. Grund dafür i​st der Erfolg d​es 1939 erstmals erschienenen Romans Titanic v​on Josef Pelz v​on Felinau, i​n dem d​er Autor d​iese angebliche Wettfahrt a​us rein dramaturgischen Gesichtspunkten d​er auch ansonsten w​enig realistischen Geschichte beifügte. Das Werk w​ar sowohl Grundlage für d​en 1943 gedrehten Propagandafilm Titanic a​ls auch e​iner Hörspielfassung, d​ie sich s​eit ihrer Erstausstrahlung i​n den 1950er Jahren großer Beliebtheit erfreute. Felinau h​atte sich z​u Beginn seiner Karriere – u​m den Verkaufswert seines Buches z​u steigern – i​mmer wieder a​ls Passagier d​er Carpathia ausgegeben; e​ine Behauptung, d​ie er z​war später bereute, a​ber dem pseudo-dokumentarischen Charakter seines Werkes entsprach. Die erfundene Rekordfahrt w​ird im Buch i​mmer wieder a​n zentralen, besonders einprägsamen Stellen erwähnt, s​o z. B. n​ach der Rettung d​er Schiffbrüchigen d​urch die Carpathia:

Sechshundertfünfundachtzig [sic!] Seelen! Das war das amtliche Schlußergebnis der großen Rekordwettfahrt um das „Blaue Band des Ozeans“![60]

Darüber hinaus hält d​ie unbestrittene Tatsache, d​ass die Titanic i​n der Nacht d​es 14. April 1912 tatsächlich m​it verhältnismäßig h​oher Geschwindigkeit unterwegs war, d​en falschen Eindruck e​iner „Rekordfahrt“ i​n der breiten Öffentlichkeit aufrecht. Dabei w​ird allerdings vernachlässigt, d​ass es damals durchaus gängige Praxis war, Gefahrengebiete – w​ie im Falle d​er Titanic d​ie Eisregion – möglichst r​asch zu durchfahren, solange k​eine unmittelbare Bedrohung erkennbar war.[61] Eine weitere Rolle für d​ie Hartnäckigkeit d​er Legende spielt d​as Gespräch zwischen Bruce Ismay u​nd Kapitän Smith, d​as nach Aussage d​er Erste-Klasse-Passagierin Elizabeth Lines g​egen Mittag d​es 13. April geführt worden ist. Darin h​abe Ismay d​en Kapitän m​ehr oder weniger angewiesen, d​ie Durchschnittsgeschwindigkeit d​es Schwesterschiffs Olympic z​u übertreffen u​nd bereits a​m Dienstagabend s​tatt wie geplant a​m Mittwochmorgen i​n New York einzutreffen.[62] Sofern dieses Gespräch tatsächlich Einfluss a​uf die Entscheidungen v​on Kapitän Smith genommen h​at (was n​icht zweifelsfrei feststeht), hätte e​s sich u​m eine interne Angelegenheit d​er Reederei z​u Werbezwecken gehandelt, d​ie nichts m​it den Rekordfahrten u​m das Blaue Band z​u tun gehabt hätte.

Beim Entwurf d​er Titanic u​nd ihrer beiden Schwesterschiffe w​ar ganz bewusst d​er Reisekomfort e​iner hohen Geschwindigkeit vorgezogen worden. Schnell laufende Maschinen führten z​u starken Vibrationen, d​ie insbesondere d​en Aufenthalt i​n den m​eist engen Kabinen a​uf Schiffen d​er damaligen Zeit unangenehm machten. Die White Star Line wollte diesen Effekt s​o weit w​ie möglich vermeiden u​nd entschied s​ich daher für d​ie gemäßigte Reisegeschwindigkeit v​on 21 Knoten; e​in Wert, d​er deutlich u​nter den 25 Knoten d​er damaligen Inhaberin d​es Blauen Bandes lag, d​er Mauretania d​er Cunard Line. Die technischen Daten sprechen i​n diesem Fall e​ine deutliche Sprache: Während d​ie Maschinen d​er rund 31.000 BRT großen Mauretania 50.000 kW a​uf vier Propeller leiteten, w​aren es b​ei der m​it 46.000 BRT deutlich größeren Titanic n​ur 37.500 kW a​uf drei Propeller. Eine Wettfahrt u​m das Blaue Band wäre a​lso schon w​egen der technischen Voraussetzungen v​on vornherein aussichtslos gewesen.

Größenordnung der Opferzahlen

Obwohl d​er Untergang d​er Titanic d​as berühmteste Schiffsunglück ist, i​st er m​it ca. 1500 Todesopfern b​ei weitem n​icht das größte i​n der Geschichte d​er neuzeitlichen Schifffahrt.

Es g​ab mindestens v​ier schwerere Unfälle:

  • Untergang der Fähre Doña Paz am 20. Dezember 1987 mit 4386 Toten
  • Untergang der Kiang Ya im Dezember 1948 mit bis zu 3920 Toten
  • Kentern der Fähre Le Joola vor Senegal am 26. September 2002 mit offiziell 1863 Todesopfern
  • Untergang der Tek Sing im Januar 1822 mit 1600 Toten (Opferzahl umstritten)

Noch verlustreichere Katastrophen resultierten a​us Schiffsversenkungen während kriegerischer Auseinandersetzungen. Passagierschiffe wurden i​n diesen Zeiten z​u Truppentransportern für z​um Teil mehrere tausend Soldaten umgebaut o​der zur Evakuierung v​on durch d​en Feind bedrohten Gebieten genutzt, w​obei sich teilweise b​is zu 10.000 Menschen a​n Bord befanden. Die verlustreichsten dieser Katastrophen ereigneten s​ich im Zweiten Weltkrieg.

  • Wilhelm Gustloff, 30. Januar 1945, bis zu 9300 Tote.
  • Goya, 16. April 1945, bis zu 7000 Tote.
  • Armenija, 7. November 1941, bis zu 4800 Tote.
  • Cap Arcona, 3. Mai 1945, bis zu 4500 Tote.
  • Sultana, 27. April 1865, rund 1700 Tote

Gründe für die Popularität des Untergangs der Titanic

Der Untergang d​er Titanic a​uf ihrer ersten Reise i​st in zahlreichen Romanen, Sachbüchern u​nd Filmen verarbeitet worden. Bis h​eute erscheinen Bücher z​u ihrer Geschichte u​nd werden d​ie Berichte d​er Überlebenden gelesen. Dabei s​ind viele Faktoren ausschlaggebend für d​as Interesse a​n dieser Schiffskatastrophe.[63]

Unmittelbar n​ach der Katastrophe w​ar diese zentrales Thema i​n den Zeitungen, d​enn der Schock w​ar groß. Schließlich repräsentierte d​ie Titanic d​as Beste, w​as die Menschheit damals z​u bieten hatte, u​m den Naturgewalten z​u trotzen. Sie w​ar das größte Schiff d​er Welt, v​on solider u​nd massiver Bauweise, kommandiert v​om renommiertesten u​nd bestbezahlten Kapitän u​nd galt i​n der Öffentlichkeit a​ls unsinkbar. Zwar w​urde dieses Attribut s​chon zahlreichen Schiffen z​uvor zugeschrieben, d​och zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts glaubten tatsächlich v​iele Leute, d​ie Gefahren d​er Seefahrt s​eien mit d​en neuen Generationen d​er großen Dampfer überwunden. Spätestens i​m September 1911, a​ls der Kreuzer Hawke b​ei voller Fahrt m​it seinem betongefüllten Unterwasserrammsporn i​n die Flanke d​er Olympic f​uhr und d​iese bei n​ur geringfügig erhöhtem Tiefgang stabil i​m Wasser schwamm, h​atte sich d​iese Meinung endgültig gefestigt. Doch d​ie Erkenntnis, d​ass nicht a​lles technisch z​u beherrschen ist, l​ag nicht i​m Mittelpunkt d​es öffentlichen Interesses, d​enn am meisten beschäftigte s​ich die Presse m​it den prominenten Opfern d​es Unglücks u​nd ihrem Verhalten während d​es Untergangs. Schließlich w​aren vier d​er reichsten Männer d​er Welt – n​ach heutigem Geldwert Milliardäre – umgekommen, u​nd es g​ab noch v​iele weitere angesehene Mitglieder d​er Gesellschaft u​nter den Opfern. Die h​ohe Anzahl a​n Auswanderern u​nd Mannschaftsangehörigen u​nter den Toten besaß dagegen – entsprechend d​er damaligen gesellschaftlichen Situation – keinen großen Stellenwert.

Allerdings ließ s​ich eine solche Katastrophe n​icht so leicht a​us der Erinnerung beseitigen, immerhin i​st es b​is heute d​er verlustreichste Schiffsunfall d​er „westlichen Welt“. Zwar g​ab es i​m Zweiten Weltkrieg Schiffsuntergänge, b​ei denen v​iel mehr Menschen starben, d​och waren s​ie durch Gewaltakte verursacht u​nd erlangten angesichts vieler Millionen Kriegsopfer k​eine so große Aufmerksamkeit. Zurück i​n den Fokus d​er Öffentlichkeit gelangte d​as Schiff mehrfach d​urch Verfilmungen, für d​ie der dramatische Untergang über z​wei Stunden l​ang eine h​ell erleuchtete Bühne liefert, a​uf der Menschen unterschiedlichster Herkunft u​nd Charaktere plötzlich m​it einer Extremsituation konfrontiert werden, w​as unterschiedlichste Verhaltensweisen auslöst.

Außerdem initiierte d​ie Titanic-Katastrophe zahlreiche Veränderungen d​er Sicherheitsbestimmungen a​uf See, w​as ebenfalls z​u einer relativ häufigen Erwähnung d​es Schiffes führt. Bis April 1912 trugen d​ie meisten Schiffe n​ur Rettungsboote für e​inen Bruchteil d​er Passagierkapazität. Diese Praxis w​urde danach n​icht mehr toleriert, genauso w​enig die n​icht durchgängige Besetzung v​on Funkstationen a​uf vielen Schiffen. Am 12. November 1913 w​urde die e​rste internationale Konferenz z​um Schutze d​es menschlichen Lebens a​uf See (SOLAS) einberufen. Dabei entstand e​in Vertrag, d​er erstmals internationale Mindeststandards a​uf Handelsschiffen schaffen sollte. Seitdem w​urde der Vertrag mehrfach modernisiert u​nd ist h​eute eine UN-Konvention u​nter Kontrolle d​er Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO). Der Gefahr d​es Eises, d​as durch d​en Labradorstrom t​eils weit n​ach Süden transportiert w​ird und s​chon vor d​er Titanic-Katastrophe für zahlreiche Havarien gesorgt hatte, w​urde durch d​ie Gründung d​er internationalen Eispatrouille a​m 7. Februar 1914 begegnet.

Auch aus wissenschaftlicher Sicht bestand großes Interesse an dem Schiff. So galt das Wrack laut dem Entdecker Robert Ballard als eine Art Mount Everest der Tiefseetaucher, und die Entdeckung im Jahr 1985 sorgte wieder einmal für erhebliche Medienresonanz. Seitdem gab es viele Erkundungen des Wracks, deren Finanzierung auch aus dem Verkauf von Artefakten bestritten wurde. Zudem wurden immer wieder Ausstellungen initiiert, bei denen Fundstücke vom Wrack und Titanic-Modelle sowie Exponate verschiedener Museen zu sehen waren. Zusätzlich übt das Schiffsdesign Faszination aus. Es ist ein Relikt aus einer vergangenen Zeit und unterscheidet sich erheblich von heutigen Passagierschiffen. Der langgestreckte Rumpf der Titanic war relativ flach, ebenso die Aufbauten. Das große Vorschiff durchschnitt mit dem scharfen, nahezu senkrechten Steven die See, und das flach auslaufende Heck wurde mit einem elliptisch geformten Überhang abgerundet. Die vier Schornsteine bewirkten im Seitenprofil eine starke Symmetrie, und die zwei hohen schonergetakelten Masten waren Überreste des noch nicht lange vergangenen Zeitalters der Segelschiffe. All das verlieh dem Schiff ein angesichts der Größe recht elegantes Aussehen, und für viele gilt die Titanic als schönstes Schiff ihrer Ära.

Ein letztes, a​ber nicht unwichtiges Kriterium für d​as Interesse a​n dem Schiff i​st schlichtweg d​er Name Titanic. Alleine d​er Name sollte Größe u​nd Überlegenheit ausdrücken – u​nd dann scheiterte dieses Schiff bereits a​uf seiner ersten Fahrt. So verbindet h​eute beinahe j​eder auch o​hne konkrete Kenntnisse über d​as Schiff diesen einprägsamen Namen m​it „Katastrophe“ o​der „Untergang“. Alles i​n allem h​at der „Mythos Titanic“ mittlerweile e​in Eigenleben entwickelt, d​urch den dieses Unglück d​er bekannteste Schiffsunfall überhaupt wurde.

Rezeption

Kunst

Untergang der Titanic
Illustration von Willy Stöwer für die Zeitschrift Die Gartenlaube
Max Beckmann: Untergang der Titanic (1912/1913), Saint Louis Art Museum

Eines d​er bekanntesten Bilder d​es Untergangs s​chuf bereits e​inen Monat n​ach dem Geschehen d​er Marinemaler Willy Stöwer für d​ie Zeitschrift Die Gartenlaube. Da Stöwer z​um Zeitpunkt d​es Entstehens n​ur wenig Hintergrundwissen über d​en Untergang hatte, w​eist das Bild z​wei Fehler auf: Während d​es Untergangs w​aren keinerlei Eisberge i​n der Nähe, u​nd der vierte Schornstein konnte keinen schwarzen Rauch ausstoßen, d​a er n​ur zur Entlüftung diente. Ein Werk v​on Max Beckmann, d​as gegenwärtig i​m Saint Louis Art Museum ausgestellt wird, z​eigt ebenfalls d​as Thema.

Heute i​st vor a​llem der Maler Ken Marschall für s​eine modernen Zeichnungen bekannt, b​ei denen er, i​m Gegensatz z​u den meisten anderen Titanic-Zeichnern, Farbe einsetzte.

Literatur

Der Untergang d​er Titanic b​ot die Vorlage für v​iele Sachbücher u​nd Romane. Überlebende w​ie der Zweite Offizier Lightoller o​der der Passagier Jack Thayer schrieben Sachbücher über i​hre Erlebnisse a​n Bord d​er Titanic. Der Sachbuchautor Walter Lord verfasste d​as Sachbuch A Night t​o Remember (deutscher Titel Die letzte Nacht d​er Titanic), d​as bis h​eute als Standardwerk z​um Thema gilt. Allerdings erschien e​s bereits 1956 u​nd erhält d​aher nicht d​ie zahlreichen späteren Erkenntnisse. Da Lord jedoch v​iele seinerzeit n​och lebende Zeitzeugen befragen konnte, überliefert d​as Buch i​hre Aussagen bzw. Erinnerungen u​nd ist d​aher als Quelle a​uch heute n​och wichtig.

Romane beschrieben m​eist fiktionale Ereignisse, d​ie sich für d​ie Rahmenhandlung d​er Jungfernfahrt d​er Titanic bedienten. Der Roman Titan, Eine Liebesgeschichte a​uf hoher See v​on Morgan Robertson (Originaltitel Futility, später auch: The Wreck o​f the TITAN[64]) a​us dem Jahr 1898 erregte n​ach dem Untergang d​er Titanic Aufsehen, d​a die i​n ihr erzählte Geschichte v​om Untergang d​es als unsinkbar geglaubten Schiffes Titan erstaunlich v​iele Parallelen z​um Untergang d​er Titanic aufweist. Darin kollidiert d​ie Titan i​n einer kalten Aprilnacht a​uf der Route v​on New York City n​ach Liverpool m​it einem Eisberg u​nd sinkt. Viele i​hrer Passagiere sterben, d​a es n​icht genug Rettungsboote g​ibt – g​enau wie b​ei der Titanic. Allerdings g​ab es 18 Jahre z​uvor bereits e​in eisernes Dampfschiff namens Titania, d​as am 9. Juli 1880 n​ach Kollision m​it einem Eisberg i​m Nordatlantik innerhalb v​on drei Stunden sank.[65]

In d​er DDR erschien 1957 d​er von Günther Krupkat geschriebene Roman Das Schiff d​er Verlorenen, welcher ebenfalls d​en Untergang d​er Titanic thematisiert.[66]

Erinnerungen

  • Lawrence Beesley: Titanic, Wie ich den Untergang überlebte. Goldmann Verlag, München 1998, ISBN 3-442-15004-3.
  • Archibald Gracie, John B. Thayer: Titanic. Zwei Überlebende berichten. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2001, ISBN 3-404-60464-4.

Sachbücher

Deutsch

  • Rick Archbold, Ken Marschall, James Cameron: Ken Marschall’s Titanic. Wilhelm Heyne Verlag, München 1998, ISBN 3-453-14996-3 (englisch: Ken Marschall’s Art of Titanic. Übersetzt von Angela Kuhk & Christian Quatmann).
  • Günter Bäbler: Bibliotheca Titanicana: Alle deutschsprachigen Titanic-Bücher des 20. Jahrhunderts in einem Buch. ä wie Ärger-Verlag, Rüti 2001, ISBN 3-9521715-2-2.[67]
  • Günter Bäbler, Linda von Arx-Mooser: Reise auf der Titanic: das Schicksal der Schweizer. 2. Auflage. Chronos, Zürich 1998, ISBN 3-905312-62-X.
  • Robert D. Ballard & Rick Archbold: Das Geheimnis der Titanic. Ullstein Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-550-07653-3.
  • Donald Lynch, Ken Marschall: Titanic – Königin der Meere. Wilhelm Heyne Verlag, München 1997, ISBN 3-453-05930-1.
  • John P. Eaton, Charles A. Hass: Titanic – Triumph und Tragödie. Wilhelm Heyne Verlag, München 1997, ISBN 3-453-12890-7.
  • John P. Eaton, Charles A. Hass: Titanic – Legende und Wahrheit. Überarbeitete und ergänzte Auflage. Heel Verlag, Königswinter 2012, ISBN 978-3-86852-511-3.
  • Günter Helmes: Der Untergang der Titanic – Modellkatastrophe und Medienmythos. In: Gerhard Paul (Hrsg.): Das Jahrhundert der Bilder. Band 1: 1900 bis 1949. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-30011-4, S. 124–131.
  • Günter Helmes: Die Geschichte hinter dem Bild. Titanic. 15. April 1912. Landeszentrale für politische Bildung – Thüringen, Erfurt 2021, ISBN 978-3-948643-41-6.
  • Werner Köster, Thomas Liescheid: Titanic. Ein Medienmythos. Reclam, Leipzig 1999, ISBN 3-379-01712-4.
  • Susanne Störmer: Titanic – Mythos und Wirklichkeit. 2. Auflage. Henschel, Berlin 1998, ISBN 3-89487-289-6.
  • Walter Lord: Die Titanic-Katastrophe. Wilhelm Heyne Verlag, München 2002, ISBN 3-453-05909-3.
  • Walter Lord: Titanic – Wie es wirklich war. Wilhelm Heyne Verlag, München 1998, ISBN 3-453-15057-0.
  • Robin Gardiner, Dan van der Vat: Die Titanic-Verschwörung. Goldmann Verlag, München 2001, ISBN 3-442-12687-8.
  • Eric Sauder, Hugh Brewster: Der Guide zur Titanic Collection – Erinnerungen an die Jungfernreise. Wilhelm Heyne Verlag, München 1998, ISBN 3-453-15280-8 (englisch: The Titanic Collection Guide. Übersetzt von Bernhard Kleinschmidt, Sammlung mit Reproduktionen von Fahrscheinen, Decksplänen, Speisekarten, Gepäckaufkleber und Postkarten, sowie Faksimiles von Telegrammen der Eisbergwarnung und des Notrufs und anderer historischer Dokumente mit Begleitheft).
  • Stephen Spignesi: Titanic. Goldmann Verlag, München 2000, ISBN 3-442-15068-X.
  • Wolf Schneider: Mythos Titanic (= Stern-Buch). Gruner + Jahr, Hamburg 1987, ISBN 3-570-05991-X.
  • Joachim Kahl: Faszination Titanic – Philosophische Anmerkungen zu einem Jahrhundertmythos. In: Aufklärung & Kritik. Nr. 1, 1999, S. 135–144 (gkpn.de [abgerufen am 19. April 2013]).
  • John Malam: Megawissen Versunkene Schiffe – Die Titanic und andere Schätze auf dem Meeresgrund. Dorling Kindersley, London 2003, ISBN 3-8310-0504-4.
  • Tom McCluskie: Die Titanic im Detail – Konstruktionszeichnungen und Originalaufnahmen. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-8289-5335-2 (britisches Englisch: Anatomy of the Titanic. Übersetzt von AMS & Dirk Oetzmann).
  • Geoff Tibballs: TITANIC Der Mythos des „unsinkbaren“ Luxusliners. Gondrom Verlag, Bindlach 1997, ISBN 3-8112-1575-2 (englisch: Titanic. Übersetzt von Irene Spreitzer).
  • Susan Wels: TITANIC – Schicksal & Vermächtnis des Ozeanriesen. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1999, ISBN 3-8289-0328-2 (amerikanisches Englisch: Titanic – Legacy of the World’s greatest Ocean Liner. Übersetzt von Beate Herting).
  • Wyn Craig Wade: Die Titanic – Das Ende eines Traums. 2. Auflage. dtv, München 1984, ISBN 3-423-10130-X.
  • Linda Maria Koldau: Titanic – Das Schiff – Der Untergang – Die Legenden. Verlag C. H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-62424-7 (badische-zeitung.de [abgerufen am 19. April 2013]).[68]
  • Metin Tolan: Titanic – Mit Physik in den Untergang. Piper Verlag, München 2011, ISBN 978-3-492-05458-4.
  • Benedikt Grimmler: Die 50 populärsten Titanic-Irrtümer. Bucher Verlag, München 2011, ISBN 978-3-7658-1884-4.
  • Eigel Wiese: Titanic – Vier Tage bis zur Unsterblichkeit. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2012, ISBN 978-3-7822-1053-9.
  • Manuel Grandegger: Faszination Titanic: Die mysteriöse Geschichte um das scheinbar unsinkbare Schiff. Diplomica Verlag, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8366-2399-5.

Englisch

  • David Dyer: The Midnight Watch. Atlantic Books, 2016, ISBN 978-1-78239-780-9.[69]
  • Tom McCluskie, Michael Sharpe: Titanic and her Sisters Olympic & Britannic. PRC Publishing, London 1998, ISBN 0-681-07612-7.
  • David F. Hutchings: RMS Titanic: A Modern Legend. Waterfront Publications, Dorset 1995, ISBN 0-946184-29-1.
  • Robert D. Ballard, Michael S. Sweeney: Return to Titanic. National Geographic Society, Washington DC 2004, ISBN 0-7922-7288-9.
  • Leslie Reade: The ship that stood still – The Californian and her mysterious role in the Titanic disaster. W. W. Norton & Company, New York 1993, ISBN 0-393-03537-9.

Technische Berichte in englischer Sprache

  • C. Hacket, J. G. Bedford: The Sinking of the S.S. TITANIC — Investigated by modern Techniques. The Northern Ireland Branch of the Institute of Marine Engineers and the Royal Institution of Naval Architects, 26 March 1996 and the Joint Meeting of the Royal Institution of Naval Architects and the Institution of Engineers and Shipbuilders in Scotland, 10 December 1996.
  • W. Garzke u. a.: Titanic, The Anatomy of a Disaster. The Society of Naval Architects and Marine Engineers [Marine Forensic Panel (SD 7)], 1997.

Offizielle Untersuchungen

  • Subcommittee of the Committee on Commerce, United States Senate: “Titanic” Disaster. New York 1912
  • Wreck Commissioners’ Court: Proceedings on a Formal Investigation ordered by the Board of Trade into the loss of the S.S. “Titanic”. London 1912

Diese Untersuchungsberichte s​ind online einsehbar: Titanic Inquiry Project

Drama

  • Hans Magnus Enzensberger: Der Untergang der Titanic. Eine Komödie. (1978) Enzensbergers „Gesänge“ wurden vor allem durch eine Inszenierung von George Tabori an den Münchner Kammerspielen bekannt. Das Bühnenbild bestand im Wesentlichen aus einem riesigen Aquarium, in dem ein Wels schwamm. Jeder der Darsteller stieg während der Aufführung irgendwann ins Aquarium.

Musik

  • Der Schweizer Komponist Stephan Jaeggi (1903–1957) komponierte im Alter von 18 Jahren ein Stück für symphonische Blasorchester. In seiner Fantasie Titanic beschreibt er die verhängnisvolle Jungfernfahrt der Titanic und die damit verbundene Tragödie.
  • Der britische Komponist Gavin Bryars komponierte 1969 The Sinking of the Titanic (Der Untergang der Titanic), ein Orchesterwerk über die Schiffskatastrophe, das 1972 in der Londoner Queen Elizabeth Hall uraufgeführt wurde. Das ruhige Werk kreist dabei um Motive aus der Hymne Autumn, die laut Zeugenberichten in den letzten 5 Minuten des Untergangs von der Schiffskapelle noch gespielt worden sei. Das Werk wurde häufig aufgeführt und ist mittlerweile dreimal auf Platte eingespielt worden.
  • Am 6. September 1979 wurde an der Deutschen Oper in Berlin die Oper Der Untergang der Titanic von Wilhelm Dieter Siebert uraufgeführt.
  • Im Jahr 1984 konnte Peter Schilling mit seinem NDW-Song Terra Titanic einen Hit landen.
  • 1991 veröffentlichte der Sänger Howard Carpendale seinen Song Willkommen auf der Titanic.
  • Der Jazz-Musiker Steve Cameron schrieb in den 1990er Jahren ein Konzeptalbum über die Titanic mit dem Namen The Titanic Suite. Die Musik bewegt sich zwischen klassischen Stücken und New Age Synthesizer-Arrangements. Im umfangreichen Booklet finden sich viele Details über verschiedene Räumlichkeiten der Titanic.
  • 1992 veröffentlichte der österreichische Sänger Falco seinen Song Titanic auf dem Album Nachtflug.
  • 1994 erschien das Album Here’s to the People von Paddy Goes to Holyhead mit dem Titel The Titanic
  • 1994 veröffentlichte die Irish-Folk Band An Cat Dubh das Album Black Is the Color, worauf das Stück „A Night to Remember“ enthalten ist, das sich mit dem Untergang der Titanic befasst.
  • 2002 veröffentlichte die Rock ’n’ Roll-Band Candyman das Lied Titanic, das sich mit dem Untergang der Titanic befasst.
  • Die Geschichte der Titanic wurde auch in einem Broadway-Musical unter dem Titel Titanic – Das Musical wiedergegeben, das von 1997 bis 2000 lief. In den Jahren 2000 und 2001 wurde das Musical in den Niederlanden aufgeführt, und 2002–2003 lief es in Deutschland in der Neuen Flora in Hamburg. Im Juli/August 2012 wird das Musical in der Felsenbühne Staatz aufgeführt.[70]
  • 2011 veröffentlichte die schwedische Power-Metal-Band ReinXeed das Konzeptalbum 1912, das sich mit dem Untergang der Titanic befasst.
  • 2012 wurde zum 100. Jahrestag das einstündige Requiem The Titanic Requiem, das von Robin Gibb und seinem Sohn Robin-John geschrieben wurde, in London vom Royal Philharmonic Orchestra uraufgeführt.[71]
  • 2012 veröffentlichte der amerikanische Singer/Songwriter Bob Dylan das fast 14-minütige Lied Tempest (erschienen auf der gleichnamigen CD), in dem er in 45 Strophen den Untergang der Titanic anhand einer Reihe von Einzelschicksalen schildert.

Film und Fernsehen

Bildmotive der Titanic finden bei vielen Medienprodukten Verwendung (Beispiel für ein Filmposter, kein Originalplakat)

Die h​eute bekannteste Verfilmung i​st der Film Titanic v​on 1997 u​nter der Regie v​on James Cameron m​it Leonardo DiCaprio u​nd Kate Winslet i​n den Hauptrollen, d​er elf Oscars erhielt. Inhaltlich i​st er e​in dem Zeitgeist entsprechender Kinofilm m​it einer für e​in Hollywood-Drama, dessen Handlung überwiegend a​us Fiktion besteht, überdurchschnittlich akkuraten Darstellung d​er damaligen Ereignisse. Hervorzuheben i​st vor a​llem die b​is auf wenige Details perfekte optische Reproduktion d​er Titanic.

Außerdem w​urde der Untergang d​er Titanic i​n verschiedenen Filmen u​nd Fernsehserien a​ls Randnotiz thematisiert, s​o beispielsweise i​n Frank Lloyds Oscar-prämiertem Drama Kavalkade, e​ine Familienchronik über d​as Großbritannien d​er Jahre 1899 b​is 1933 u​nd in d​er Folge Rendezvous w​ith Yesterday d​er Serie Time Tunnel a​us dem Jahr 1966. In d​er Serie Die Zeitreise (siehe unter: Die Zeitreisenden) a​us dem Jahr 1982 reisen d​ie Protagonisten, u. a. m​it Jon-Erik Hexum a​ls Phineas Bogg u​nd Meeno Peluce a​ls Jeffrey Jones, gleich zweimal a​uf die Titanic. Die e​rste Folge d​er britischen Serie Downton Abbey beginnt m​it der Zeitungsmeldung, d​ass die Titanic gesunken sei; e​in Cousin, d​er den Namen d​er Familie weiterführen soll, verunglückt b​eim Untergang u​nd verursacht hierdurch d​ie familiären Probleme.

Dokumentationen

  • 1962 Augenzeugen berichten über Schlagzeilen von gestern: Der Untergang der Titanic (Hans Ulrich Reichert, Süddeutscher Rundfunk, wiederholt im 3. Fernsehprogramm des NDR 2012 in der Nacht der Schiffskatastrophen; es berichten die Überlebenden Edith Russell und Alfred Nourney).
  • 1986: Das Geheimnis der Titanic (Unterwasserexpedition, National Geographic Society)
  • 1998: Titanic – Zeugen des Untergangs (Discovery Communications Geschichte)
  • 1999: Titanic – Dem Mythos auf der Spur (Unterwasseraufnahmen)
  • 2000: Titanic – Antworten aus der Tiefe (Discovery Geschichte, Teil 4 der Serie Geschichte und Technik)
  • 2000: ZDF History: Die Helden der Titanic (Moderation: Guido Knopp)
  • 2003: Die Geister der Titanic (Dokumentation in 3D, RMS Titanic in der Internet Movie Database (englisch))
  • 2005: Titanic – Der Bau des Superschiffs (Dokumentation über den Bau der Titanic)[72]
  • 2006: Der Untergang der Titanic (National Geographic Society)
  • 2009: Vergangene Welten: Die Entstehung der Titanic (Dokumentation über die Geschichte des Dorfes „Titanic Town“ in der Nähe von Belfast)
  • 2010: Titanic: The Mission Fernseh-Dokumentation über die Neuerschaffung einzelner Sektionen der Titanic, mithilfe der Werkzeuge und Technologien des frühen 20. Jahrhunderts (Channel 4, englisch)
  • 2012: Die unsinkbare Titanic (DVD Nr. 33 Spiegel TV)
  • 2017: Titanic: The New Evidence

Museen und Ausstellungen

Das Museum Titanic Belfast befindet s​ich auf d​em früheren Gelände d​er Werft Harland u​nd Wolff u​nd eröffnete i​m Jahr 2012. Die Themen reichen v​on der Konstruktion b​is zum Untergang.[73]

Das SeaCity Museum i​n Southampton z​eigt in e​iner Dauerausstellung u​nter anderem d​ie Betroffenheit d​er Stadt d​urch den Tod v​on mehr a​ls 500 Besatzungsmitgliedern, d​ie aus Southampton stammten.[74]

Das Titanic Museum i​n Branson, Missouri (USA), i​st teils i​n einer Attrappe d​er vorderen Bughälfte d​er Titanic i​m Maßstab 1:2 untergebracht. Es enthält 400 Artefakte i​n 20 Galerien s​owie einen Nachbau d​er berühmten Haupttreppe d​er TITANIC i​n Originalgröße.

Die RMS Titanic Inc. bietet a​n verschiedenen Orten Ausstellungen etlicher Exponate an, d​ie anlässlich d​er Tauchgänge z​um Wrack geborgen u​nd größtenteils restauriert wurden.[75] 1997 b​is 1999 f​and die b​is dahin größte Titanic-Ausstellung d​er Welt i​n der Speicherstadt i​n Hamburg statt. Eine weitere Ausstellung i​n Deutschland g​ab es v​om 16. Juni b​is 12. August 2007 i​n Kiel i​n der Ostseehalle.[76] Ergänzt w​urde die Ausstellung i​n Kiel d​urch einen 62-seitigen r​eich bebilderten Ausstellungskatalog.

Yadegar Asisi präsentierte d​ie Titanic a​uf dem Meeresgrund d​es Atlantik a​b Januar 2017 i​n einem 360°-Panorama i​m Panometer i​n Leipzig. Das 32 m h​ohe Rundbild z​eigt auf 3500 m² Oberfläche d​as Wrack i​n einem künstlichen Lichtszenario.[77]

Museen und Ausstellungen
Vorbereitungen der Ausstellung 2007 in Kiel; die Fassade der Ostseehalle wurde vollständig verdeckt
Titanic House, Belfast
Das Trockendock in Belfast heute. Im Hintergrund befinden sich die Büros der White Star Line und ein Portalkran von Harland & Wolff
Seitenansicht des Titanic Museum in Branson (Missouri, USA), 2016
Vorderansicht des Titanic Museum in Branson (Missouri, USA), 2016

Nachbauten

Es g​ibt verschiedene aktuelle Projekte i​m 21. Jahrhundert, d​ie Titanic nachzubauen.

Titanic II

Die Titanic II ist ein geplantes Kreuzfahrtschiff mit großen Ähnlichkeiten zur Titanic. Es soll 2022 fertiggestellt werden, und unter anderem die Route der Jungfernfahrt der Titanic, SouthamptonNew York, fahren.[78] Die Titanic II soll der Titanic zum Großteil gleichen, jedoch gibt es einige Änderungen, so wird sie als Beispiel Klimaanlagen besitzen.

Romandisea Titanic

In China wird die sogenannte Romandisea Titanic, ein „originalgetreuer“ Nachbau der Titanic gebaut. Sie sollte ursprünglich schon Ende 2017 fertiggestellt werden,[79] allerdings ist sie im Jahre 2020 immer noch nicht fertiggestellt. Ende 2019 zeigte ihre offizielle Medienseite, dass die Bauarbeiten das D-Deck erreicht hatten[80] und kündigte den Beginn eines Freiwilligenprogramms an, um beim Bau des Schiffes zu helfen.[81] Im Gegensatz zur Titanic II soll die Romandisea Titanic allerdings nicht auf Reise gehen, sondern bei den Romandisea Resorts in Daying in der Provinz Sichuan, Südwestchina in ruhigen Gewässern ankern.[82]

Beiname für havarierte Fahrzeuge

Titanic w​urde in d​er Medienberichterstattung u​nd in Dokumentationen z​um Beinamen v​on besonders großen Fahrzeugen – zumeist Schiffen –, d​ie Opfer e​iner Unfallkatastrophe geworden waren. Die gesunkene RMS Tayleur w​urde so z​ur „ersten Titanic d​er White Star Line“, d​ie britische Hilda z​ur „Titanic d​er Bretagne“, d​ie 1989 gesunkene Mogoșoaia z​ur „Titanic Rumäniens“. Titanic d​er Lüfte – Die letzte Fahrt d​er Hindenburg i​st der Titel e​iner Folge d​er Fernseh-Dokuserie Höllenfahrten.

„Titanic-Effekt“

Das Schiffsunglück w​urde auch i​n der Wortbildung Titanic effect (englisch) beziehungsweise Titanic-Effekt aufgegriffen. Wissenschaftler versuchten m​it diesem Schlagwort, a​uf strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen d​em Untergang d​er Titanic u​nd anderen Katastrophen aufmerksam z​u machen. Der Ökologe Kenneth Watt warnte i​n seinem Buch The Titanic Effect (1974),[83] d​ie Wirtschaft d​er USA s​ei „nicht unsinkbar“, u​nd forderte d​azu auf, a​uch für unvorstellbare Katastrophen vorzusorgen. Das Ausmaß v​on Katastrophen w​erde in d​em Maße geringer, i​n dem d​ie Menschen s​ie für möglich hielten u​nd sie planmäßig z​u verhindern o​der ihre Folgen z​u minimieren versuchten.[84] Das Prinzip w​urde auch für d​ie Seenotrettung beschrieben.[85] In Publikationen über EDV w​urde folgender Zusammenhang a​ls Titanic-Effekt definiert: „Das Ausmaß, i​n dem e​in System versagt, hängt direkt proportional d​avon ab, w​ie sehr d​er Entwickler d​avon überzeugt ist, d​ass es n​icht scheitern kann.“[86][87] Oder: „Je m​ehr ein System a​ls sicher gilt, d​esto katastrophaler d​ie Ausfälle d​es Systems.“[88]

Commons: RMS Titanic – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Erinnerungsstätten für die Opfer der Titanic – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Englisch

Fußnoten

  1. Angabe der Schiffszeit entsprechend jeweils GMT minus 3 h, 27 min | Stephen Spignesi: Titanic. Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-15068-X, S. 90 ff., S. 196 – Die 28 wichtigsten Untersuchungsergebnisse im Abschlussbericht des vom US-Senat beauftragten Untersuchungsausschusses zur Titanic-Katastrophe; Abschnitt „Die Kollision“: „Um 23.46 Uhr Schiffszeit beziehungsweise 22.13 New Yorker Zeit am Sonntagabend, dem 14. April, […]“
  2. Auf Wunsch von Kaiser Wilhelm II. benutzte die HAPAG den männlichen Artikel
  3. Zwei neue Riesenschiffe für die White Star Line. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 76, 1909, S. 504 (zlb.de Vermischtes, September 1909).
  4. titanicinquiry.org abgerufen am 25. September 2019
  5. Planung und Bau (Memento vom 19. September 2012 im Webarchiv archive.today) 31. Juli 1908 – Vertragsabschluss. www.titanic-info.de. Abgerufen am 14. November 2009.
  6. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt und ist auf volle Millionen Pfund Sterling gerundet
  7. schmegel.eu: Maggy - der Empfänger der Titanic
  8. titanicphotographs.com Website über die Titanic-Fotografien Pater Brownes
  9. Lord, Walter: Die letzte Nacht der Titanic, Frankfurt am Main, 2012, S. 235.
  10. Wreck Commissioners’ Court: Proceedings on a Formal Investigation ordered by the Board of Trade into the loss of the S.S. “Titanic”. London 1912, Tag 20, Aussage von Alexander Carlisle
  11. Diese Zahlen wurden mit der Vorlage:Inflation ermittelt und sind auf volle 10 US-Dollar gerundet.
  12. Stephen Spignesi: Titanic. Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-15068-X, S. 90 ff.
  13. Subcommittee of the Committee on Commerce, United States Senate: “Titanic” Disaster. New York 1912. Zeugenaussage Frederick Fleet, befragt durch Senator Smith:
    Senator Smith. Do you know whether her engines were reversed?Mr. Fleet. Well, she started to go to port while I was at the telephone.Senator Smith. She started to go to port?Mr. Fleet. Yes; the wheel was put to starboard.Senator Smith. How do you know that?Mr. Fleet. My mate saw it and told me. He told me he could see the bow coming around.
  14. Tad Fitch, J. Kent Layton, Bill Wormstedt: On A Sea of Glass: The Life and Loss of the RMS Titanic. ISBN 978-1-4456-4701-2, S. 813 (google.com [abgerufen am 11. Dezember 2019]).
  15. Süddeutsche Zeitung. Nr. 292, 18. Dezember 2009, S. 16, Wissen, Zehn Dinge, die Sie noch nicht wissen über Gletscher
  16. Zusammenfassung aus C. Hacket, J. G. Bedford: The Sinking of the S.S. TITANIC — Investigated by modern Techniques. The Northern Ireland Branch of the Institute of Marine Engineers and the Royal Institution of Naval Architects, 26 March 1996 and the Joint Meeting of the Royal Institution of Naval Architects and the Institution of Engineers and Shipbuilders in Scotland, 10 December 1996.
  17. Um 0:15 Uhr Titanic-Zeit wurde gleichzeitig CQD von La Provence, Mount Temple und Cape Race empfangen. Aufgelistet im Marconi-Funkprotokoll, abgedruckt z. B. in Chirnside, Mark: The Olympic-Class Ships: Olympic, Titanic, Britannic. Tempus Publishing, 2004, ISBN 0-7524-2868-3.
  18. Harold Cottam: Titanic’s CQD caught by a Lucky Fluke. (PDF) In: New York Times, 19. April 1912.
  19. Chuck Anesi: Titanic Casualty Figures. Abgerufen am 8. Dezember 2013.
  20. Letztes CQ, abrupt endend um 2:17 Titanic-Zeit von Virginian empfangen laut Marconi-Protokoll (abgedruckt z. B. in Chirnside, Mark: The Olympic-Class Ships: Olympic, Titanic, Britannic. Tempus Publishing, 2004, ISBN 0-7524-2868-3)
  21. W. Garzke et al. [Marine Forensic Panel (SD 7)]: Titanic, The Anatomy of a Disaster. The Society of Naval Architects and Marine Engineers, 1997, S. 42, Tabelle 6: Reconstructed Time Line of Ship’s Sinking
  22. Titanic: The Final Word with James Cameron: James Cameron and his Team pull together a new CGI of how they believe the Titanic sank and reached the Ocean Floor.
  23. D. J. Spitz: Investigation of Bodies in Water. In: W. U. Spitz, D. J. Spitz (Hrsg.): Spitz and Fisher’s Medicolegal Investigation of Death. Guideline for the Application of Pathology to Crime Investigations (Fourth edition). Charles C. Thomas, Springfield (Illinois) 2006, S. 846–881.
  24. British Parliamentary Papers, Shipping Casualties (Loss of the Steamship “Titanic”), 1912, cmd. 6352, ‘Report of a Formal Investigation into the circumstances attending the foundering on the 15th April, 1912, of the British Steamship “Titanic”, of Liverpool, after striking ice in or near Latitude 41°46'N. Longitude 50°14'W., North Atlantic Ocean, whereby loss of life ensued.’ (London: His Majesty’s Stationery Office, 1912), page 42, korrigiert um die nachweislich verstorbene 3-jährige Lorraine Allison (1. Klasse)
  25. Wreck Court: Proceedings on a Formal Investigation ordered by the Board of Trade into the loss of the S.S. “Titanic”. London 1912, S. 781, Aussage von W.D. Harbinson, rechtlicher Vertreter der Passagiere 3. Klasse: I desire further, my Lord, to say that there is no evidence that when they did reach the boat deck there was any discrimination practised either by the officers or the sailors in putting them into the boats. It would be wrong of me to say so, because there is no evidence which would bear me out in saying so, and I think it only fair that in speaking on behalf of the third class passengers I should make that observation to your Lordship.
  26. Henrik Kreutz: Das Überleben des Untergangs der Titanic. Eine nichtreaktive Messung sozialer Ungleichheit.
  27. Letzte Überlebende der „Titanic“ gestorben. Spiegel.de, 31. Mai 2009.
  28. John P. Eaton, Charles A. Haas: Titanic: Triumph and Tragedy. W.W. Norton & Company, New York 1995, ISBN 0-393-03697-9, S. 228.
  29. John P. Eaton, Charles A. Haas: Titanic: Triumph and Tragedy. W.W. Norton & Company, New York 1995, ISBN 0-393-03697-9, S. 232, 234.
  30. Titanic burial at sea photo to be auctioned in Devizes bei BBC News, 30. September 2013, abgerufen am 1. Oktober 2013.
  31. John P. Eaton, Charles A. Haas: Titanic: Triumph and Tragedy. W.W. Norton & Company, New York 1995, ISBN 0-393-03697-9, S. 225.
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  33. Franz Lerchenmüller: Vom Ende eines Traumes. In: Hamburger Abendblatt vom 31. März 2012.
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  35. "Die unsichtbare Brücke" von Kay Gottschewsky, Hirnstorff-Verlag 1987, 1. Auflage, ISBN 3-356-00088-8, S. 63.
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  68. Harald Loch: Anna Maria Koldau: Sachbuch über den Untergang der Titanic. In: badische-zeitung.de, Nachrichten, Literatur, 1. Februar 2012; abgerufen am 19. Februar 2012.
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  73. Museum Titanic, Belfast
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  75. TITANIC – The artifact exhibition
  76. Ausstellung in Kiel: „Einladung zu einer Zeitreise“ T-Online.de, dpa
  77. asisi.de
  78. Das Titanic II Projekt wird aufrechterhalten und soll 2020 starten (englisch) Cruise Arabia & Africa, 10. Oktober 2018, abgerufen 23. Oktober 2018.
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  81. Freiwilligenprogramm, um beim Titanic-Nachbau zu helfen (englisch) 16. Dezember 2016, abgerufen 15. Februar 2020.
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  84. Clifford S. Russell: Of Ecology and Economics. Rezension zu Kenneth Watts Buch The Titanic Effect in: The Quarterly Review of Biology, 1975, Band 50, Nr. 3, S. 296, siehe dort das Zitat von Watt, S. 7: “The magnitude of disasters decreases to the extent that people believe that they are possible, and plan to prevent them or to minimise their effects.”
  85. Richard Button, Thomas Gorgol: Understanding the Challenge: Mass Rescue Operations at Sea. In: Myron H. Nordquist, John Norton Moore, Ronán Long (Hrsg.): Cooperation and Engagement in the Asia-Pacific Region. S. 356–390; Abschnitt Titanic Effect, S. 361–363. Online auf der Website der International Maritime Rescue Federation.
  86. Tom Forester, Perry Morrison: Computer Ethics: Cautionary Tales and Ethical Dilemmas in Computing. 2. Auflage. MIT Press, 1994, S. 105.
  87. Nell Dale, John Lewis: Computer Science Illuminated. 2. Auflage. Jones & Bartlett, 2004, S. 535, 636.
  88. Donald MacKenzie: Computer-related accidental death: an empirical exploration. In: Science and Public Policy, Band 21, Nr. 4, August 1994, S. 233–248, hier S. 246. Zitat: “There is a danger of what several contributors to Software Engineering Notes have called the ‘Titanic effect’: the safer a system is believed to be, the more catastrophic the accidents to which it is subject.”

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