Die letzte Nacht der Titanic
Die letzte Nacht der Titanic (Originaltitel A Night to Remember) ist ein britischer Film des Regisseurs Roy Ward Baker aus dem Jahr 1958. Er behandelt den Untergang des Luxusdampfers RMS Titanic nach der Kollision mit einem Eisberg im Jahr 1912. Als Vorlage diente das vom US-amerikanischen Autor Walter Lord verfasste Sachbuch Die Titanic-Katastrophe. Der dramatische Untergang des Luxusdampfers. (A Night to Remember).
Film | |
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Titel | Die letzte Nacht der Titanic |
Originaltitel | A Night to Remember |
Produktionsland | Vereinigtes Königreich |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1958 |
Länge | 121 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Regie | Roy Ward Baker |
Drehbuch | Eric Ambler |
Produktion | William MacQuitty |
Musik | William Alwyn |
Kamera | Geoffrey Unsworth |
Schnitt | Sidney Hayers |
Besetzung | |
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Handlung
Am Nachmittag des 14. April 1912 vernimmt der Funker der Titanic die erste Warnung vor einem Eisberg, macht sich aber weiter keine Sorgen über diese Nachricht; das Schiff gilt schließlich als unsinkbar. Kurz vor Mitternacht meldet der Ausguck: „Eisberg unmittelbar voraus!“ Danach geht alles Schlag auf Schlag: Glocken schrillen im Maschinenraum, das Ruder schwingt nach Steuerbord. Die „Titanic“ streift den Eisberg, was eine Beschädigung der Rumpfplatten verursacht, die sich über 91 Meter erstreckt. Von da an ist das Schiff dem Untergang geweiht. Zunächst aber will kaum einer an Bord die Gefahr erkennen, nicht einmal der Kapitän. Erst als ihm der Schiffsarchitekt Thomas Andrews erklärt hat, dass das Schiff verloren sei, beginnt er, an der Unsinkbarkeit zu zweifeln. Keine Zweifel an der Gefahr haben dagegen die Heizer und Schmierer, die mit ansehen müssen, wie das Wasser im Kesselraum immer höher steigt. Langsam neigt sich das Schiff vornüber in das eisbedeckte Wasser des Atlantiks.
Nach altem Seemannsbrauch erteilt der Kapitän mit ruhiger Stimme sein Kommando. Als die Mannschaft damit beginnt, die Frauen und Kinder zu den Rettungsbooten zu führen, werden erste Proteste laut. Eine in teuren Chinchilla gehüllte Frau weigert sich gar, ins Rettungsboot zu steigen, weil sie sich vor einer Erkältung fürchtet. Im Rauchsalon sitzen vier Männer beim Kartenspiel. Erst als sich die Whiskygläser zur Seite neigen, bitten sie den Steward, er möge doch feststellen, was los sei. Auf die Rückkehr des Mannes warten die vier jedoch vergebens. Die abgefeuerte Seenotrakete alarmiert nun auch die Passagiere im Zwischendeck. Verzweifelt erkämpfen sie sich ihren Weg zum Bootsdeck. Die Angst um ihre Sicherheit verleiht ihnen Mut, die für sie verbotenen Luxuszonen zu durchbrechen. Während sich das Heck immer höher hebt, macht sich Panik breit.
58 Seemeilen entfernt empfängt die Carpathia die SOS-Rufe, die der Funker der Titanic unaufhörlich sendet. Sofort ändert sie den Kurs, um der Titanic zu Hilfe zu eilen. Die Fahrt wird allerdings rund vier Stunden beanspruchen.
Nur zehn Meilen entfernt befindet sich der Frachter Californian. Seine Mannschaft erkennt die Lichter der Titanic und bemerkt, dass das Schiff gestoppt hat. „Sicherheitshalber“, denken die Seeleute, denn sie selbst haben wegen des Packeises und der Dunkelheit einen Halt eingelegt. Sie sehen auch die Seenotraketen in den Himmel steigen, glauben aber, es handle sich um ein Spektakel zur Erheiterung der Passagiere.
Unterdessen warten an Bord der Titanic noch rund 1.500 Personen auf ihre Rettung, obwohl inzwischen kein Rettungsboot mehr zur Verfügung steht. Als der Bug unter das eiskalte Wasser taucht, kämpfen sich alle zum Heck durch, das als einziger Teil des Schiffes noch aus dem Wasser ragt. Ein Musiker beginnt, auf seiner Geige einen Choral zu spielen. Nach und nach stoßen die anderen Mitglieder der Schiffskapelle hinzu und stimmen in das Lied mit ein. Plötzlich stürzt einer der vier Schornsteine herab. Der Dampfer neigt sich immer mehr zur Seite, verharrt ein paar Sekunden in dieser Stellung und sinkt dann in die Tiefe.
Als schließlich die Carpathia am Unglücksort eintrifft, können gerade noch 705 Überlebende aus den Rettungsbooten geborgen werden.[1] Am Ende des Films sagt Lightoller, dass somit über 1.500 Menschen bei dieser Katastrophe starben.
Hintergrund, Veröffentlichung
Unter Berufung auf Augenzeugenberichte versuchte der Regisseur Roy Ward Baker eine möglichst authentische Nacherzählung der Ereignisse.[2] Als Berater beteiligte Baker damals 64 gerettete Personen des Unglücks. Der Autor der Buchvorlage Walter Lord war – trotz der Namensähnlichkeit – kein Verwandter von Stanley Lord, dem Kapitän des in den Untergang verwickelten Schiffes Californian.
Der in England und Schottland gedrehte Schwarz-Weiß-Film war ein Vorbild für James Camerons 1997 entstandene Verfilmung Titanic, was auch daran zu erkennen ist, dass viele Szenen und Dialoge beider Filme auffallende Ähnlichkeiten aufweisen. Der Schauspieler Bernard Fox, der in diesem Film den Ausguck Frederick Fleet verkörperte, wirkte auch in Camerons Film mit und spielte dort den 1st-Class-Passagier Col. Archibald Gracie.
Als Kulisse für die Szenen auf dem Bootsdeck diente der kurz vor der Abwrackung stehende ehemalige Ozeandampfer Asturias. Während auf der Steuerbordseite die Arbeiter bereits mit der Demontage beschäftigt waren, wurden auf der Backbordseite die Einstellungen mit den Rettungsbooten gedreht.
In den Film wurden mehrere Aufnahmen des 1943 entstandenen NS-Propagandafilms Titanic eingeschnitten, was auf die genaue Rekonstruktion des Schiffs in dieser Verfilmung zurückzuführen ist.[3]
Der Kinostart des Films in der Bundesrepublik Deutschland war am 26. März 1959, die Fernseh-Erstausstrahlung am 24. Oktober 1970 im Programm der ARD Das Erste. Im DFF war der Film bereits am 24. November 1967 erstmals zu sehen.[4][5]
Kritiken
„Unter Berufung auf Augenzeugenberichte werden die drei Stunden zwischen Kollision und Versinken detailreich geschildert – wobei man die Schuldfrage auffallend zurückhaltend behandelt und überhaupt wenig Wert auf die menschliche Problematik der Situation legt. Deutlich profilloser als Negulescos ‚Untergang der Titanic‘.“
„Kein sonderlich bemerkenswerter, gleichwohl ordentlich gemachter spannender Unterhaltungsfilm.“
„Der Film von 1958 wurde von Kritikern besonders für seine historische Genauigkeit gelobt und gilt bis heute als eine der besten ‚Titanic‘-Verfilmungen.“
Auszeichnungen
Der Film erhielt 1959 einen Golden Globe als Bestes Filmdrama.
Literatur
- Dieter Krusche, Jürgen Labenski: Reclams Filmführer. 7. Auflage, Reclam, Stuttgart 1987, ISBN 3-15-010205-7, S. 564
- Walter Lord: Die Titanic-Katastrophe. Der dramatische Untergang des Luxusdampfers. (OT: A Night to Remember). Heyne, München 2002, ISBN 3-453-05909-3.
- Walter Lord: Die letzte Nacht der Titanic. Augenzeugen erzählen. Deutsche Neuauflage von A Night to Remember. Fischer, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-596-19269-4.
Medien
- Die letzte Nacht der Titanic. DVD, Euro Video 2005
- William Alwyn: A Night to Remember. Main Title. Auf: The Film Music of William Alwyn, Vol. 2. Chandos, Colchester 2001, Tonträger-Nr. CHAN 9959 – digitale Neueinspielung von Auszügen der Filmmusik durch das BBC Philharmonic unter der Leitung von Rumon Gamba
Weblinks
Einzelnachweise
- Quelle: Programm zum Film: Illustrierte Film-Bühne, Vereinigte Verlagsgesellschaften Franke & Co. KG, München, ohne Nummernangabe
- kino.de: Die letzte Nacht der Titanic.
- Reclams Filmführer, 2. Auflg. 1973, ISBN 3-15-010205-7.
- Die letzte Nacht der Titanic. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
- Spiegel.de Die letzte Nacht der Titanic In: Spiegel.de, Oktober 1970.
- Ev. Presseverband München, Kritik Nr. 163/1959
- einestages, „'Titanic'-Überlebende: Wimbledon-Sieger, Filmstar, Selbstmörder“, 26. März 2012