Eisberg
Entstehung und Herkunft
Die Eisberge im Nordatlantik stammen überwiegend aus Grönland, diejenigen in den südlichen Ozeanen dagegen meist aus der Antarktis.
Im Allgemeinen entstehen sie dadurch, dass große Stücke eines Gletschers oder des Schelfeises abbrechen; die Gletscher kalben. Eisberge bestehen aus Süßwasser mit Lufteinschlüssen. Sie können sich auch aus auftürmendem Packeis und Eisschollen bilden; sie enthalten dann geringe Mengen an Meersalz. Aufgrund der Dichteanomalie des Wassers ist dieses im festen Aggregatzustand weniger dicht als im flüssigen. Wegen der im Vergleich zum umgebenden Wasser doch nur wenig geringeren Dichte überragt nur etwa ein Siebtel[1] seiner Masse die Wasseroberfläche.
Arten und Eigenschaften
Im Allgemeinen sind Eisberge weiß. Die weiße Farbe wird durch diffuse Reflexion des Lichtes an der im Eis eingeschlossenen Luft hervorgerufen. Oft sind sie von blauen Adern mit klarem Eis durchzogen. Dieses Eis ist Schmelzwasser, das in Gletscherspalten eingedrungen ist und später wieder gefror.[2] Gelegentlich treten auch sogenannte Grüne Eisberge auf. Dabei handelt es sich um umgekippte Eisberge, die an der Unterseite mit Algen bewachsen waren. Durch das grünliche organische Material kommt es zu einer entsprechenden Färbung.[3][4]
Eisberge überdauern im Schnitt etwa drei Jahre, besonders große Exemplare auch bis zu 30 Jahre. Sie können eine Fläche von über 10.000 km² besitzen. Der derzeit größte dokumentierte Eisberg, ein antarktischer Tafeleisberg, ist im Jahr 1956 im südlichen Pazifik gesichtet worden und war zu Anfang 31.000 km² groß.[5] Ein bekanntes Beispiel für einen riesigen Eisberg ist B-15 mit einer ursprünglichen Fläche von etwa 11.600 km². Dieser entstand 2000 im Ross-Schelfeis und zerbrach 2002 in mehrere Teile.
Ein Eisberg, der auf Grund läuft und dadurch über längere Zeit stationär ist, wird Eisinsel (englisch ice island) genannt. Dabei handelt es sich im Widerspruch zum Wortbestandteil nicht um eine Insel. Bekannte Beispiele sind Pobeda in der Antarktis oder die Eisinsel bei Ward Hunt Island im äußersten Norden Kanadas. Solche Eisinseln können über Jahre Bestand haben, bis der Eisberg so weit abgeschmolzen ist, dass er wieder freikommt und wegdriftet. Gelegentlich werden auch besonders große freischwimmende Eisberge als Eisinseln bezeichnet.
Tafeleisberge
Eisberge, die aus Schelfeis entstehen, sind relativ eben und heißen deshalb Tafeleisberge. Sie bilden die größten Eisberge und sind typisch für die Antarktis. Die maximal gemessene Länge beträgt 300 km. Das Verhältnis zwischen Höhe und Tiefgang ist 1:7.[6]
Gipfeleisberge
Gipfeleisberge entstehen im Nordpolarmeer und haben ihren Ursprung in den Gletschern Grönlands. Sie können eine Höhe bis zu 215 m erreichen. Das Verhältnis zwischen Höhe und Tiefgang beträgt 1:5.[6]
Forschung
Der russische Dichter, Naturwissenschaftler und Universalgelehrte Michail Lomonossow erklärte ungefähr im Jahre 1750 Eisberge naturwissenschaftlich und erstmals korrekt: Da die Dichte des Eises 0,920 Kilogramm pro Liter beträgt (Meerwasser 1,025 Kilogramm/Liter), müssen sich 90 % des Volumens der Eisberge unter der Wasseroberfläche befinden. Die angegebenen Durchschnittswerte können in Abhängigkeit von Salzgehalt und Wassertemperatur geringfügig schwanken. Beim Eisberg kommt noch die Menge der Lufteinschlüsse als Variable hinzu. Lomonossow wuchs in Nordwestrussland am Weißen Meer auf und lernte dort früh die Grundlagen der Seefahrt, Navigation und Wetterkunde. Später studierte er in Marburg, was wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass er das Wort Айсберг (transkribiert Aisberg) in der russischen Sprache prägte.
Gefahren
Der größte Teil des Eisbergs liegt unter Wasser und ist somit für Schiffsführer unsichtbar – sichtbar ist nur die sprichwörtliche „Spitze des Eisbergs“. Der unter Wasser liegende Hauptteil („Kiel“) kann in horizontaler Richtung ausgedehnt sein, was zu Fehleinschätzungen führen kann. Darum müssen Schiffe einen deutlichen Sicherheitsabstand einhalten. Das größte mit einem Eisberg zusammenhängende Schiffsunglück war der Untergang der Titanic am 15. April 1912.
Als mögliche Konsequenz der Globalen Erwärmung brechen Eisberge in größeren Mengen als früher von den Gletschern der Antarktis und auf Grönland vom Festland ab, wodurch der Meeresspiegel global ansteigt.
Überwachung und Schutzmaßnahmen
Je nach Größe können Eisberge auch bis in subtropische Zonen vorkommen. Sie stellen eine Gefahr für die Schifffahrt dar und werden durch Satelliten und Flugzeuge überwacht. Eisberge können auch bis auf den Meeresboden reichen und bei ihrer Fortbewegung Pipelines und Unterwasserkomplettierungen zur Öl- und Gasförderung beschädigen. Deshalb werden solche Anlagen erforderlichenfalls eingegraben, um sie vor Eisbergen zu schützen.
Die Überwachung der Bewegung von Eisbergen zur Sicherung der Schifffahrt im Nordatlantik wird von der Organisation International Ice Patrol durchgeführt. Im Südpolarmeer wird diese Aufgabe vom amerikanischen National Ice Center wahrgenommen. Diese Organisation vergibt auch die Namen für Eisberge, die größer als 10 Seemeilen (Durchmesser in einer beliebigen Richtung) sind. Der Name setzt sich zusammen aus einem Buchstaben für das Herkunftsgebiet und einer laufenden Nummer in zeitlicher Reihenfolge. Die Buchstaben kennzeichnen den Quadranten, in dem der Eisberg zuerst entdeckt wurde, wie folgt:
- A – Bellingshausen-See, Weddell-Meer) 0° bis 90° westliche Länge (
- B – 90° bis 180° westliche Länge (Amundsen-See, östliches Rossmeer)
- C – 90° bis 180° östliche Länge (westliches Rossmeer, Wilkesland)
- D – Amery-Schelfeis, östliches Weddell-Meer) 0° bis 90° östliche Länge (
Siehe auch
Literatur
- Petra Demmler: Das Meer. Wasser, Eis und Klima. Eugen Ulmer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8001-5864-5, S, 62 ff. (Kapitel: Eis auf dem Meer.)
Weblinks
Einzelnachweise
- Ar: Die weißen Riesen – Eisberge. (Memento vom 1. Januar 2009 im Internet Archive) Quarks & Co, WDR Fernsehen
- Sven Titz: Wie kommt die Farbe von Eisbergen zustande?. In: Welt der Physik
- Die unwirklich leuchtenden Eisberge der Antarktis. Welt Online, 26. Februar 2015; abgerufen am 14. September 2018
- Mystery of Rare Emerald Icebergs Is Solved. The New York Times, 4. Mai 1993; abgerufen am 14. September 2018
- Polar Times, Band 43, S. 18 (usatoday.com (Nachdruck) bei USA Today)
- Bernhard Berking, Werner Huth: Handbuch Nautik - Navigatorische Schiffsführung. 1. Auflage. Seehafen Verlag, 2010, S. 303