Olympische Sommerspiele 2004/Leichtathletik – Kugelstoßen (Männer)

Das Kugelstoßen der Männer bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen wurde am 18. August 2004 im antiken Stadion von Olympia ausgetragen. 39 Athleten nahmen teil.

SportartLeichtathletik
DisziplinKugelstoßen
GeschlechtMänner
Teilnehmer39 Athleten aus 26 Ländern
WettkampfortAntikes Stadion von Olympia
Wettkampfphase18. August 2004 (Qualifikation und Finale)
Medaillengewinner
Vereinigte Staaten Adam Nelson (USA)
Danemark Joachim Olsen (DEN)
Spanien Manuel Martínez (ESP)
2000 2008
Gelände des antiken Athener Olympiastadions im Jahr 2006

Olympiasieger wurde der US-Amerikaner Adam Nelson. Er gewann vor dem Dänen Joachim Olsen und dem Spanier Manuel Martínez.

Mit Ralf Bartels, Peter Sack und Detlef Bock gingen drei deutsche Teilnehmer an den Start. Während Bartels im Finale Rang sieben belegte, schieden Sack und Bock in der Qualifikation aus.
Athleten aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein waren nicht unter den Teilnehmern.

Aktuelle Titelträger

Olympiasieger 2000 Arsi Harju (Finnland Finnland) 21,29 m Sydney 2000
Weltmeister 2003 Andrej Michnewitsch (Russland Russland) 21,69 m Paris 2003
Europameister 2002 Jurij Bilonoh (Ukraine Ukraine) 21,37 m München 2002
Panamerikanischer Meister 2003 Reese Hoffa (Vereinigte Staaten USA) 20,95 m Santo Domingo 2003[1]
Zentralamerika und Karibik-Meister 2003 Yojer Medina (Venezuela Venezuela) 19,12 m St. George’s 2003[2]
Südamerika-Meister 2003 Marco Antonio Verni (Chile Chile) 20,23 m Barquisimeto 2003[3]
Asienmeister 2003 Bilal Saad Mubarak (Katar Katar) 19,41 m Manila 2003[4]
Afrikameister 2004 Janus Robberts (Sudafrika Südafrika) 21,02 m Brazzaville 2004[5]
Ozeanienmeister 2002 Chris Mene (Samoa Samoa) 14,22 m Christchurch 2002[6]

Bestehende Rekorde

Weltrekord 23,12 m Randy Barnes (Vereinigte Staaten USA) Los Angeles, USA 20. Mai 1990 [7]
Olympischer Rekord 22,52 m Ryan Crouser (Vereinigte Staaten USA) Finale OS Rio de Janeiro, Brasilien 18. August 2016

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Der weiteste Versuch gelang dem US-amerikanischen Olympiasieger Adam Nelson mit seinem ersten Stoß im Finale am 18. August auf 21,16 m. Damit blieb er 1,36 m unter dem Olympia- und 1,96 m unter dem Weltrekord.

Legende

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
xungültig

Doping

Das Kugelstoßen war in Athen eine Disziplin mit einem fragwürdigen Charakter hinsichtlich der Doping-Problematik. Zwei der teilnehmenden Athleten waren bei vergangenen Olympischen Spielen der Einnahme verbotener Substanzen überführt worden. Dabei handelte es sich um den Südafrikaner Burger Lambrechts[8] – hier in der Qualifikation ausgeschieden – sowie um den Slowaken Mikuláš Konopka[9] – hier im Finale Zehnter. Konopkas Landsmann Milan Haborák war bereits angereist zu den Spielen von Athen, durfte dann jedoch wegen Hormon-Dopings nicht teilnehmen und reiste wieder ab.[10] Die deutschen Teilnehmer beklagten darüber hinaus, sie selber seien immer wieder kontrolliert worden während der Olympiasaison, was bei Athleten anderer Nationen allzu häufig nicht der Fall gewesen sei. Die beiden Weißrussen Andrej Michnewitsch – früher bereits einmal positiv getestet[11] – und Juri Below sowie der Ukrainer Jurij Bilonoh hatten sich in den vorolympischen Monaten nur jeweils einmal in Wettbewerben gezeigt und waren für die restliche Zeit untergetaucht.[12]

Am 5. Dezember 2012 schließlich kam es zur Aberkennung der Goldmedaille für den ursprünglich erstplatzierten Ukrainer Jurij Bilonoh. Ihm wurde die Einnahme des verbotenen Mittels Nandrolon nachgewiesen, was seine Disqualifikation zur Folge hatte.[13] Damit rückten alle nach ihm platzierten Athleten um jeweils einen Rang nach vorne.

Benachteiligt wurden insbesondere die folgenden vier Athleten:

  • Adam Nelson, USA – Er musste acht Jahre auf seine Anerkennung als Olympiasieger und die Überreichung der Goldmedaille warten.
  • Manuel Martínez, Spanien – Er war nun Dritter, seine Medaille wurde ihm mit einer Verspätung von acht Jahren überreicht. Darüber hinaus konnte er nicht an der Siegerehrung teilnehmen.
  • John Godina, USA – Ihm hätten im Finale auf Rang acht drei weitere Stöße zugestanden.
  • Tepa Reinikainen, Finnland – Er wäre über seine Platzierung in der Qualifikation im Finale teilnahmeberechtigt gewesen.

Legende

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
xungültig

Anmerkungen:

  • Alle Zeitangaben sind auf Ortszeit Athen (UTC+2) bezogen.
  • Alle Weiten sind in Metern (m) angegeben.

Qualifikation

18. August 2004, 10:00 Uhr

Für die Qualifikation wurden die Athleten in zwei Gruppen gelost. Sechs Teilnehmer (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 20,40 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmern nicht erreicht. So wurde das Finalfeld mit sechs weiteren Wettbewerbern (hellgrün unterlegt) aus beiden Gruppen nach den nächstbesten Weiten aufgefüllt. Für die Finalteilnahme waren schließlich 20,04 m zu stoßen.

Gruppe A

PlatzNameNation1. Versuch2. Versuch3. VersuchWeiteAnmerkung
1Adam NelsonVereinigte Staaten USAx21,1521,15
2Ralf BartelsDeutschland Deutschland20,6520,65
3Justin AnlezarkAustralien Australien18,5320,4520,45
4Andrej MichnewitschBelarus Belarus20,1020,1120,0920,11
5Petr StehlíkTschechien Tschechienx19,7420,0620,06
6Rutger SmithNiederlande Niederlande19,0219,2819,6919,69
7Gheorghe GușetRumänien Rumänien19,4219,2619,6819,68
8Iwan JuschikowRussland Russland19,1519,4219,6719,67
9Reese HoffaVereinigte Staaten USA19,88x19,4019,40
10Pawel TschumatschenkoRussland Russland19,1719,38x19,38
11Iwan EmilianowMoldau Republik Moldau18,8318,9219,2519,25
12Taavi PeetreEstland Estland19,1418,97x19,14
13Antonin ZalskyTschechien Tschechien18,9319,09x19,09
14Nedžad MulabegovićKroatien Kroatienx18,8619,0719,07
15Detlef BockDeutschland Deutschland18,4018,89x18,89
16Roman WirastjukUkraine Ukraine18,1218,4018,5218,52
17Galin KostadinovBulgarien Bulgarien17,7517,5117,4717,75
NMMarco Antonio VerniItalien ItalienxxxogV
Bahadur SinghIndien Indienxxx
DOPJurij BilonohUkraine Ukraine20,6120,61für das Finale zugelassen

Gruppe B

Tomasz Majewski – ausgeschieden in Qualifikationsgruppe B mit 19,55 m
PlatzNameNation1. Versuch2. Versuch3. VersuchWeiteAnmerkung
1Joachim OlsenDanemark Dänemark20,7820,78
2John GodinaVereinigte Staaten USA19,7320,5320,53
3Manuel MartínezSpanien Spanien19,1519,5420,3720,37
4Mikuláš KonopkaSlowakei Slowakei20,3220,20x20,32
5Juri BelowUkraine Ukrainexx20,0620,06
6Miran VodovnikSlowenien Slowenien19,8320,04x20,04
7Tepa ReinikainenFinnland Finnland18,2719,7119,7419,74eigentlich für das Finale qualifiziert
8Pawel LyschinBelarus Belarusxx19,6019,60
9Tomasz MajewskiPolen Polen19,5519,07x19,55
10Ville TiisanojaFinnland Finnland19,2819,50x19,50
11Bradley SnyderKanada Kanada19,3619,46x19,46
12Janus RobbertsSudafrika Südafrika19,41xx19,41
13Zsolt BiberUngarn Ungarn19,31xx19,46
14Peter SackDeutschland Deutschland19,0917,91x19,09
15Khalid Habash al-SuwaidiKatar Katarxx19,0419,04
16Pawel SofjinRussland Russland18,7819,02x19,02
17Dragan PerićSerbien Serbien18,9118,7918,7418,91
18Burger LambrechtsSudafrika Südafrika18,6718,63x18,67
19Edis ElkasevićKroatien Kroatien17,5418,44x18,44

Weitere in Qualifikationsgruppe B ausgeschiedene Kugelstoßer:

Finale

Olympiasieger Adam Nelson (Foto: 2010)
– Gold gab es für ihn erst nach acht Jahren

18. August 2004, 17:30 Uhr

PlatzNameNation1. Versuch2. Versuch3. Versuch4. Versuch5. Versuch6. VersuchEndresultat
1Adam NelsonVereinigte Staaten USA21,16xxxxx21,16
2Joachim OlsenDanemark Dänemark20,4720,4821,0720,78xx21,07
3Manuel MartínezSpanien Spanien20,7020,2120,4920,7820,84x20,84
4Andrej MichnewitschBelarus Belarus20,4120,51xx20,60x20,60
5Juri BelowBelarus Belarus20,3420,33xxx19,8820,34
6Justin AnlezarkAustralien Australien20,07x20,31xxx20,31
7Ralf BartelsDeutschland Deutschland20,26xx20,07x20,0020,26
8John GodinaVereinigte Staaten USAxx20,19eigentlich zu drei weiteren Stößen berechtigt20,19
9Mikuláš KonopkaSlowakei Slowakeix19,9219,91nicht im Finale der
besten acht Athleten
19,92
10Miran VodovnikSlowenien Slowenien19,3418,93x19,34
11Petr StehlíkTschechien Tschechien18,72x19,2119,21
DOPJurij BilonohUkraine Ukraine21,1521,1521,07xx21,1621,16

Für das Finale hatten sich zwölf Athleten qualifiziert, sechs von ihnen über die Qualifikationsweite, weitere sechs über ihre Platzierungen. Vertreten waren zwei US-Amerikaner und zwei Weißrussen sowie je ein Teilnehmer aus Australien, Dänemark, Deutschland, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und der Ukraine.

Zu den Favoriten für diesen Wettbewerb gehörten vor allem der amtierende Weltmeister Andrej Michnewitsch aus Weißrussland, der Weltmeister von 2001 John Godina aus den Vereinigten Staaten, sein Landsmann, der zweifache Vizeweltmeister Adam Nelson, sowie der ukrainische Europameister und WM-Dritte von 2003 Jurij Bilonoh, der allerdings im Dezember 2012 nachträglich des Dopingvergehens bei diesem Wettbewerb überführt und disqualifiziert wurde[13]siehe dazu Abschnitt "Doping" oben.

Es gab eine Reihe weiterer Athleten, die zu einem erweiterten Kreis von Anwärtern auf vordere Platzierungen zählten. Unter anderem waren dies der dänische Vizeeuropameister Joachim Olsen, der deutsche EM-Dritte und WM-Fünfte Ralf Bartels sowie der spanische WM-Vierte von 2001 Manuel Martínez.

Im Finale blieben nicht zum ersten Mal bei Olympischen Spielen die ganz großen Leistungen aus. Zunächst übernahm Nelson mit einem Stoß von 21,16 m die Führung. Hinter ihm lagen Bilonoh mit 21,15 m, Martínez mit 20,70 m und Olsen mit 20,47 m. In Durchgang zwei verbesserte Olsen sich um einen Zentimeter, fiel aber dennoch um einen Platz zurück, denn Michnewitsch schob sich mit seinen 20,51 m auf Rang vier vor. Bilonoh bestätigte seine 21,15 m aus Durchgang eins und blieb damit Zweiter. In Runde drei konterte der Däne. Mit 21,07 m zog er auch an Martínez vorbei und war jetzt Dritter. Der Spanier verbesserte sich in den nächsten beiden Runden bis auf 20,84 m, blieb damit aber weiterhin auf Platz vier. Michnewitsch kam mit seinen 20,60 m im fünften Versuch etwas näher heran. Er war damit immer noch Fünfter. Im letzten Durchgang gab es schließlich nur drei gültige Stöße. Zunächst war darunter auch der entscheidende Versuch für den Olympiasieg. Bilonoh verbesserte sich um einen Zentimeter auf 21,16 m und war damit bis zu seiner Disqualifikation im Jahr 2012 Spitzenreiter. Adam Nelson produzierte nach seinen 21,16 m in Durchgang eins seinen fünften ungültigen Stoß in Folge und fiel damit auf den Silberrang zurück, denn Bilonohs zweitbeste Weite, die jetzt bei Weitengleichheit mit Nelson über die Reihenfolge entschied, war besser als es bei Nelson der Fall war. Joachim Olsen gewann die Bronzemedaille, woraus später Silber wurde. Nur Nelson und Bilonoh übertrafen die 21-Meter-Marke. Manuel Martínez – hier zunächst noch Vierter – errang tatsächlich Bronze vor den beiden Weißrussen Andrej Michnewitsch und Juri Below. Es folgten der Australier Justin Anlezark und Ralf Bartels.

Einzelnachweise

  1. Pan American Games, gbrathletics.com, abgerufen am 20. Februar 2022
  2. Central American and Caribbean Championships (Men), gbrathletics.com, abgerufen am 20. Februar 2022
  3. South American Championships (Men), gbrathletics.com, abgerufen am 20. Februar 2022
  4. Asian Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 20. Februar 2022
  5. African Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 20. Februar 2022
  6. Oceania Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 20. Februar 2022
  7. Athletics - Progression of outdoor world records, Shot put – Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 20. Februar 2022
  8. Banned Burger faces another blow, drugfreesport.org.za, 25. April 2003 (englisch), abgerufen am 20. Februar 2022
  9. Konopka droht lebenslange Sperre, spox.com, 12. Juni 2008, abgerufen am 20. Februar 2022
  10. Haborák dostal za doping doživotný trest, dennikn.sk (slowakisch), abgerufen am 20. Februar 2022
  11. Michnewitsch gesperrt. In: Focus 19. November 2013, focus.de, abgerufen am 20. Februar 2022
  12. Athen 2004. Kugelstoßen in Olympia: Sünder-Disziplin im heiligen Hain. In: Mitteldeutsche Zeitung 16. August 2004, mz-web.de, abgerufen am 20. Februar 2022
  13. IOC disqualifies four medallists from Athens 2004 following further analysis of stored samples, olympics.com/ioc/news, (englisch), 5. Dezember 2012, abgerufen am 20. Februar 2022
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