Ramstein Air Base
Die Ramstein Air Base (kurz: Ramstein AB / RAB) ist ein Militärflugplatz der United States Air Force und das Hauptquartier der United States Air Forces in Europe – Air Forces Africa und das Hauptquartier des Allied Air Command Ramstein, einer NATO-Kommandobehörde zur Führung von Luftstreitkräften. Von dem 603d Air and Space Operations Center[1] auf der Ramstein Air Base werden die Planung und Steuerung der Kampfdrohnen-Einsätze gegen mutmaßliche Terroristen im Irak, Afghanistan, Jemen sowie die Drohnenangriffe in Pakistan koordiniert.[2][3][4][5][6][7]
Ramstein Air Base | |
---|---|
Kenndaten | |
ICAO-Code | ETAR |
IATA-Code | RMS |
Koordinaten | |
Höhe über MSL | 237 m (778 ft) |
Verkehrsanbindung | |
Entfernung vom Stadtzentrum | 1 km östlich von Ramstein-Miesenbach |
Basisdaten | |
Eröffnung | April 1951 |
Betreiber | United States Air Force |
Fläche | 1400 ha |
Terminals | 1 |
Start- und Landebahnen | |
08/26 | 3200 m × 45 m Asphalt |
09/27 | 3000 m × 45 m Asphalt |
Der Militärflugplatz liegt unmittelbar südöstlich von Ramstein-Miesenbach, rund zehn Kilometer westlich von Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz). Mit rund 8.225 Militärangehörigen, weiteren 132 Reservisten und 831 Zivilbediensteten, die 2014 auf der Basis arbeiteten[8], ist die Ramstein AB die personell größte Einrichtung der US Air Force außerhalb der Vereinigten Staaten. In der gesamten Kaiserslautern Military Community leben rund 52.000 US-Amerikaner (Stand: September 2013[9]).
Die US Air Force nutzt den Stützpunkt hauptsächlich als europäische Drehscheibe für Fracht- und Truppentransporte sowie als Ziel von Evakuierungsflügen; denn im nahen Landstuhl befindet sich das größte US-amerikanische Lazarett außerhalb der Vereinigten Staaten, das Landstuhl Regional Medical Center.
Auf der US Air Base Ramstein starten und landen regelmäßig große militärische Transportflugzeuge wie die Lockheed C-130 Hercules, Boeing C-17 Globemaster, Lockheed C-5 Galaxy, sowie Boeing 747 privater Fluggesellschaften wie Atlas Air. Des Weiteren fliegen im Luftraum in diesem Gebiet regelmäßig Kampfjets der US Air Base in Spangdahlem, die sich bei Bitburg (Rheinland-Pfalz) befindet, wie die McDonnell Douglas F-15, General Dynamics F-16, sowie gelegentlich Lockheed Martin F-22 Raptor.
Der Luftraum im Großraum Kaiserslautern bis Bitburg gehört daher zu einem Flugbeschränkungsgebiet, sowie zeitweilig reservierten Luftraum (engl. Temporary Reserved Airspace; TRA). Dies dient auch der Verbesserung der Flugsicherheit, da u. a. die großen Transportflugzeuge beim An- und Abflug Luftverwirbelungen erzeugen, die unter anderem für kleine Motorflugzeuge und Hubschrauber gefährlich sein können. Gegen den militärischen Fluglärm in dem Gebiet der Bundesländer Rheinland-Pfalz und dem Saarland gibt es eine Bürgerinitiative.[10]
Des Weiteren nutzen auch Organisationen wie die NASA die Ramstein Air Base gelegentlich für Forschungsflüge.[11][12]
In Ramstein waren US-amerikanische Kernwaffen gelagert, die 2005 mutmaßlich abgezogen wurden.[13]
Geschichte
Während des Zweiten Weltkrieges benutzte die deutsche Luftwaffe einen Abschnitt der unvollendeten Reichsautobahn Saarbrücken – Mannheim (Strecke 38) nahe der Ortslage von Ramstein als Autobahn-Behelfsflugplatz. Gegen Ende des Krieges eroberten die vorrückenden US-Streitkräfte die Anlage. Im April 1951 begannen die US-Amerikaner gemeinsam mit den Franzosen, zu deren Besatzungszone das Gebiet gehörte, mit der Erweiterung der Basis. Deren südlicher Teil beherbergte ab 1952 mit der Landstuhl Air Base den eigentlichen Flugplatz, während im nördlichen Teil Mitte 1953 die Ramstein Air Force Installation mit Hauptquartieren und Verwaltung ihren Betrieb aufnahm. Beide Teile wurden schließlich zum 1. Dezember 1957 unter dem Namen Ramstein-Landstuhl Air Base zusammengelegt und der Name später zu Ramstein Air Base vereinfacht. Zunächst waren dort Kampfflugzeuge der Typen F-84 und F-4 stationiert.
Seit 1971 sind Transportflugzeuge des Military Airlift Command (MAC) (heute Air Mobility Command (AMC)) in der Pfalz stationiert. Das Hauptquartier der United States Air Forces in Europe (USAFE) wurde im März 1973 von Wiesbaden-Erbenheim nach Ramstein verlegt. Am 28. Juni 1974 wurde das Hauptquartier Allied Air Forces Central Europe (AAFCE) als Vorläufer des heutigen Headquarters Allied Air Command auf der Ramstein Air Base aufgestellt.[14]
Im Jahr 1994 verließen die letzten dauerhaft hier stationierten Kampfflugzeuge vom Typ F-16 den Stützpunkt.
Im Dezember 2005 geriet die Air Base wegen CIA-Gefangenenflügen (extraordinary rendition) in die Schlagzeilen. Vom 7. März 2003 bis zum 10. April 2006 sicherten Bundeswehrsoldaten die Eingänge und kontrollierten Fahrzeuge; es wurden turnusmäßig jeweils etwa 150 Soldaten eingesetzt.
Zu einer zeitweiligen erneuten Stationierung von Kampfjets kam es ab Frühjahr 2015 im Rahmen eines sogenannten „Theater Security Packages“ (TSP) durch F-15C des 125th Fighter Wing der Florida Air National Guard aus Jacksonville.
Als Zwischenstopp auf dem Rückflug von einem Truppenbesuch im Irak besuchte US-Präsident Donald Trump am 27. Dezember 2018 die Air Base Ramstein.
Während der internationalen Evakuierung von über 120.000 Menschen vom Kabuler Flughafen im August 2021 flogen die US-Streitkräfte bis zum 22. August 2021 auch etwa 7.000 Menschen zur Ramstein Air Base.[15] Von dort wurden die Evakuierten in die USA weitergeflogen.[16]
Heutige Nutzung
Führungsfunktionen
Ramstein ist Basis von Kommandobehörden der NATO und des US-Militärs. Dazu gehört auch die Einsatzzentrale des Raketenabwehrsystems der NATO.
Fliegende Verbände
Nach der Schließung der Rhein-Main Air Base im Rahmen des Rhein-Main Transition Program zum 31. Dezember 2005 wurde die Ramstein Air Base zum wichtigsten europäischen Stützpunkt für den Lufttransport der US-Streitkräfte. Diese Aufgabe obliegt dem 86th Airlift Wing, dem eine Reihe fliegender Staffeln unterstellt sind.
Auch die Ein- und Ausreise vieler in Europa stationierter US-Soldaten und ihrer Angehörigen wird seitdem über Ramstein abgewickelt. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, wurde unter anderem eine zweite Start- und Landebahn gebaut, ein zusätzliches Passagierterminal, ein Frachtterminal sowie Verwaltungsbauten neu errichtet. Des Weiteren wird die ältere Startbahn saniert und verlängert sowie ein Passagiergate neu gebaut. Nach dem derzeitigen Stationierungskonzept wird die Ramstein Air Base intern als Main Operating Base bezeichnet.
Verwundete US-Soldaten aus arabischen Kampfgebieten werden nach einer ersten Notversorgung nach Ramstein eingeflogen und zum nahegelegenen US-Militärkrankenhaus Landstuhl Regional Medical Center zur medizinischen Weiterbehandlung überführt.
Atomwaffendepot
Auf dem Fliegerhorst Ramstein befand sich eines der letzten in Deutschland verbliebenen US-Atomwaffendepots (Lagerkapazität: 216 Nuklearsprengköpfe), das wohl seit 2005 geräumt ist. Mutmaßlich waren dort bis dahin 130 taktische Atombomben vom Typ B61-3/4 gelagert, die eine einstellbare Sprengkraft im unteren Kilotonnenbereich hatten, da sie von Kampfbombern gegen anrückende Truppen abgeworfen werden sollten. Es ist nicht bekannt, wie viele Bomben tatsächlich vor Ort in rund um die Uhr bewachten Bunkern gelagert waren, da die USA zu Anzahl und Standort ihrer Atomwaffen bis Mai 2010 grundsätzlich keine Auskunft erteilten.[13]
Zentraler Baustein der Kampfdrohnen-Einsätze
Seit dem Jahr 2011 ist die Flugleitzentrale auf der US-Militärbasis Ramstein Dreh- und Angelpunkt für völkerrechtlich umstrittene Drohnenaktivitäten der USA in Afrika. Darüber berichteten erstmals im Mai 2013 der NDR, der WDR und die Süddeutsche Zeitung und stießen damit eine Debatte über die deutsche Verwicklung in den Drohnenkrieg an.[7] Die genaue Rolle von Ramstein wird aufgrund der Geheimhaltung nicht in jedem Detail klar. Allerdings versicherte das US-Militär, dass die Verantwortung für alle militärischen Operationen in Afrika beim 2008 neu eingerichteten Oberkommando des US-Militärs für Afrika „United States Africa Command“ liegt. Dieses sitzt seit 2008 in Stuttgart-Möhringen, wo ca. 1500 Soldaten und zivile Angestellte arbeiten. Der Süddeutschen Zeitung und Panorama lagen Stellenausschreibungen für Geheimdienstanalysten in Stuttgart vor, deren Arbeitsbeschreibung sein soll, „Ziele“ – auch Menschen – für die Ziellisten der US-Amerikaner zu „nominieren“. Damit würden offenbar in Stuttgart gezielte Tötungen in Afrika geplant. Satellitendaten der Drohnen werden in Ramstein empfangen und an die steuernden Drohnenpiloten in den USA übertragen, etwa auf der Holloman Air Force Base in New Mexico. Meistens von den USA aus werden dann Verdächtige per Drohnenangriff getötet.[17]
US-Präsident Barack Obama erklärte am 19. Juni 2013 in Berlin in einem überspezifischen Dementi, Deutschland sei kein „Ausgangspunkt“ („launching point“) für Drohnenangriffe.[18]
Nach einem Bericht des deutschen Politmagazins Panorama vom 3. April 2014 legen Dokumente des US-Militärs und die Aussage eines ehemaligen Drohnenpiloten nahe, dass auch die Drohnenangriffe in Pakistan und in Jemen über Ramstein abgewickelt werden.[19] In Ramstein betreiben US-Militärs und US-Geheimdienste seit Februar 2003 das Auswertungszentrum „Distributed Common Ground System 4“ (DGS-4) für die weltweiten US-Drohneneinsätze. Das DGS-4 in Ramstein ist eine von fünf weltweit operierenden Einheiten, die Drohnenbilder auswerten, die anderen sind DGS-1 im CIA-Hauptquartier in Langley, DGS-2 auf der Beale Air Force Base in Kalifornien, die DGS 3 in der US-Militärbasis Osan Air Base in Südkorea und die DGS-5 auf der Joint Base Pearl Harbor-Hickam in Hawaii. In der Einheit DGS-4 werden die Livebilder der Drohnen analysiert und mit nachrichtendienstlichen Erkenntnissen abgeglichen. Der US-Geheimdienstkoordinator James Clapper bezeichnete 2010 das DGS als das „zentrale Nervensystem“ US-amerikanischer Drohneneinsätze.[20] Über ein verschlüsseltes Chat-Programm namens mIRC erhalten die Drohnenpiloten, die meist in den USA sitzen, aus dem DGS-4 in Ramstein dann Analysen und Anweisungen. Dabei werde Ramstein zudem als Relaisstation genutzt, um Steuerungsbefehle an die weltweit operierende Drohnenflotte zu übermitteln.[21][22]
Wenn die Mobiltelefonnummern eines Verdächtigen bekannt ist, nutzt das US-Militär das Gilgamesh-System. Es ist eine Art fliegender IMSI-Catcher, der an Drohnen montiert wird und alle Mobiltelefone in der Umgebung bis auf einen Meter genau orten kann. Das Gerät funktioniert dabei ähnlich einem mobilen Handymast. Der BND gibt Mobiltelefonnummern an US-Geheimdienste weiter, wobei die Bundesregierung die Auffassung vertritt, dass damit keine gezielten Tötungen möglich seien.[23]
US-Präsident Barack Obama hatte Drohnenangriffe zum wichtigsten Mittel im sogenannten „globalen Krieg gegen den Terror“ erklärt. Bislang wurden mindestens drei Deutsche durch US-Drohnen getötet, der Generalbundesanwalt ermittelte in allen Fällen. Die Tötung eines Verdächtigen mithilfe einer Drohne außerhalb eines bewaffneten Konflikts kann, wenn die Bundesregierung davon weiß und nicht dagegen protestiert, Beteiligung an einem völkerrechtlichen Delikt sein.[24]
Angehörige von US-Drohnenopfern aus dem Jemen verklagten am 15. Oktober 2014 die Bundesrepublik Deutschland, sie wollten erreichen, dass die Bundesregierung künftig bei US-Drohnenangriffen im Jemen einen Datentransfer über deutsches Staatsgebiet unterbindet. Die Kläger sahen sich selbst fortwährend einer Gefahr für Leib und Leben ausgesetzt. Sie forderten ein, dass das im Grundgesetz in Art. 2 2 Satz 1 1. Alt. verankerte Recht auf Leben auch für sie gilt. Die Menschenrechtsorganisation European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR), die die Kläger unterstützte, erklärte: „Die Bundesregierung muss sich klar positionieren, dass Drohnenangriffe völkerrechtswidrig sind. Sie muss gegen die USA durchsetzen, dass die Nutzung der US-Air Base Ramstein beendet wird.“[25] Im Jahr 2017 wurde zudem behauptet, dass auch Journalisten auf der sogenannten kill list der USA stehen.[26]
Im März 2019 fällte das Oberverwaltungsgericht in Münster ein Urteil zu den US-Drohneneinsätzen. Dabei stellten die Richter fest, dass die Satelliten-Relais-Station in Ramstein eine zentrale Rolle bei den Einsätzen von bewaffneten US-Drohnen spiele. Damit erzielten Kläger aus dem Jemen einen Teilerfolg. Demnach könne es der Bundesrepublik Deutschland nicht egal sein, ob ein Stützpunkt auf ihrem Territorium für militärische Zwecke, die gegen das Völkerrecht verstoßen, genutzt wird. Die Bundesrepublik habe eine Schutzpflicht bezogen auf das Leben der Kläger, die sie bisher nicht ausreichend erfüllt habe. Eine solche Schutzpflicht bestehe bei Gefahren für das Grundrecht auf Leben auch bei Auslandssachverhalten, „sofern ein hinreichend enger Bezug zum deutschen Staat besteht“. Das sei hier der Fall, „weil die Kläger berechtigterweise Leib- und Lebensgefahren durch völkerrechtswidrige US-Drohneneinsätze unter Nutzung von Einrichtungen auf der Air Base Ramstein befürchten“. Das Gericht forderte die Bundesregierung auf, US-Drohnenangriffe auf ihre Zulässigkeit nach dem Völkerrecht zu prüfen.[27]
Mit Urteil vom 25. November 2020 kassierte das Bundesverwaltungsgericht das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster, stellte die ursprüngliche Entscheidung des Verwaltungsgerichts Köln wieder her und wies die Klage damit rechtskräftig ab.[28] Zwar komme eine grundrechtliche Schutzpflicht grundsätzlich in Betracht, anders als das Oberverwaltungsgericht hielt das Bundesverwaltungsgericht diese Frage nicht für entscheidungserheblich. Selbst wenn man nämlich eine Schutzpflicht zugunsten der Kläger unterstelle, bleibe die Klage schon deshalb erfolglos, weil die Bundesregierung nicht untätig geblieben sei, sondern es genüge, dass sie die Versicherung der Regierung der Vereinigten Staaten eingeholt habe, der Stützpunkt werde nur im Rahmen geltenden Rechts genutzt. Weitere Maßnahmen können die Kläger zum Schutz der außen-, bündnis- und verteidigungspolitischen Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland nicht verlangen.
Im Jahr 2020 erhielt die Bundesregierung (CDU/CSU–SPD), wegen ihrer (nach teilweise vertretener Auffassung gegebenen) rechtlichen und politischen Mitverantwortung für den völkerrechtswidrigen US-Drohnenkrieg, der über die Satelliten- und Datenrelais-Station der Ramstein Air Base abgewickelt wird, den Negativpreis Big Brother Awards in der Kategorie Politik.[29][30]
Weitere Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages
Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages haben die folgenden weiteren Gutachten erstellt:
Potenziell rechtswidrige US-Waffenlieferungen über Ramstein
2015 berichtete die serbische Zeitung Večernje novosti über Waffen- und Munitionslieferungen, die vom US-Militär über Ramstein nach Syrien geflogen worden sein sollen.[31] Ende 2017 gab ein anonymer US-Militär an, dass die USA die Militärbasis in Ramstein benutzt hat, um syrische Rebellen mit Waffen zu versorgen.[31] Nach offiziellen Angaben der deutschen Bundesregierung gab es hierfür weder Genehmigung, noch sei sie über die Waffenlieferungen informiert worden.[32] Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern prüft derzeit, ob ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet werden soll.[33] Die Ramstein Air Base befindet sich zwar auf deutschem Staatsgebiet, genießt aber ähnlich wie eine Botschaft Immunität, das heißt, sie ist von der deutschen Gerichtsbarkeit freigestellt.[34] Dadurch sind Kontrollen der US-Militäraktivitäten durch deutsche Behörden erschwert, denn deutsche Beamte und Politiker dürfen die Militärbasis nur mit Zustimmung des US-Kommandeurs betreten.[32][33] Vergangene Ermittlungen über die Ramstein Air Base, wie etwa die Entführung und den Transfer eines Imams über Ramstein zu einem ägyptischen Foltergefängnis, blieben bislang erfolglos.[33] Falls das US-Militär ohne Genehmigung deutscher Behörden Waffen und Munition nach Syrien über Ramstein transportiert hat, wurde somit gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen.[35]
Besondere Vorkommnisse
RAF-Bombenanschlag
Auf das Hauptquartier der USAFE verübte das Kommando „Sigurd Debus“ der Roten Armee Fraktion (RAF) am 31. August 1981 einen Sprengstoffanschlag, bei dem zwanzig Personen zum Teil schwer verletzt wurden.
Flugtagunglück
Bei dem bis einschließlich 1988 jährlich auf der Air Base abgehaltenen Flugtag ereignete sich am 28. August 1988 eine der größten Katastrophen, die je im Rahmen einer Flugschau vorgekommen sind. Dabei kollidierten drei Jets der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori bei der Durchführung der Flugfigur Durchstoßenes Herz. Die verursachende Solo-Maschine stürzte in die Zuschauermenge und tötete 35 Menschen sofort, hunderte weitere wurden zum Teil schwer verletzt, wodurch sich die Zahl der Toten später auf 70 erhöhte. Seitdem gibt es in Deutschland sehr strenge Regeln für militärische Flugschauen, was z. B. den Überflug der Besucher oder besonders risikoreiche Flugmanöver angeht.
Die deutsche Rockband Rammstein stritt lange Zeit ab, sich nach diesem Unglück benannt zu haben. Die Band trat jedoch kurz nach der Gründung unter dem eindeutigen Namen Rammstein-Flugschau auf.[36] Als dieses bekannt wurde, erklärte die Band, nicht mehr rechtzeitig einen anderen Namen gefunden zu haben.
Absturz eines Militärtransporters
Am 29. August 1990 stürzte ein Militärtransporter vom Typ Lockheed C-5A Galaxy der US Air Force unmittelbar nach dem Start ab, wobei 13 der 17 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen (siehe auch Absturz einer Lockheed C-5 Galaxy der US Air Force bei Ramstein).[37][38]
Aktivismus gegen die Ramstein Air Base
Kampagne „Stopp Air Base Ramstein“
Die Kampagne Stopp Air Base Ramstein[39] agiert seit dem Jahr 2015.[40] „Die Kampagne will die Kriege, die von Ramstein ausgehen, verstärkt in die Öffentlichkeit bringen, will aufklären über die zentrale Rolle, die Ramstein in der NATO Kriegsführung spielt und mit vielfältigen Aktionen ein Klima in der Gesellschaft schaffen, das eine Schließung der Militärbasis auf die politische Tagesordnung setzt.“[41] Mitbegründer der Kampagne war der verstorbene Roland Vogt.[40] Im Koordinierungskreis wirken unter anderen Reiner Braun und Klaus Hartmann (Präsident des Deutschen Freidenker-Verbandes) mit. Im internationalen Beirat ist unter anderen die Friedensaktivistin Ann Wright vertreten.[41]
"Patriotisches Grillfest" der NPD
Am 3. Oktober 2018 führte die NPD nahe der Luftwaffenbasis Ramstein ein „Patriotisches Grillfest“ mit Rednern und Musik durch unter dem Motto "Ami Go Home".[42]
Siehe auch
Literatur
- John Goetz, Christian Fuchs: Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2013, ISBN 978-3-498-02138-2.
Weblinks
- Website der Ramstein Air Base
- Website des CC-Air Ramstein (Memento vom 26. Januar 2010 im Internet Archive)
- Atomwaffen A-Z Ramstein
- Bündnisse: Der Krieg via Ramstein – Politik. In: Spiegel Online. 17. April 2015, abgerufen am 27. Dezember 2016.
- Matthias Monroy: Die Nutzung der US-Basis Ramstein als Relais-Station für tödliche Drohnenangriffe – Eine Faktensammlung. In: netzpolitik.org. 27. März 2013, abgerufen am 22. Juni 2015.
- Germany is the Tell-Tale Heart of America’s Drone War. In: theintercept.com. 15. November 2014, abgerufen am 27. Dezember 2016 (englisch).
Einzelnachweise
- 3rd Air Force – Units (Memento des Originals vom 27. Dezember 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- A War Waged From German Soil: US Ramstein Base Key in Drone Attacks – International. In: Spiegel Online. 22. April 2015, abgerufen am 27. Dezember 2016.
- Drohnen: USA steuerten Drohnen in Afghanistan von Ramstein aus. In: zeit.de. 24. September 2014, abgerufen am 27. Dezember 2016.
- The Drone Papers. In: theintercept.com. 23. Mai 2013, abgerufen am 27. Dezember 2016 (englisch).
- Secret U.S. drone bases in Germany revealed. In: icij.org. 11. Dezember 2013, abgerufen am 22. Juni 2015 (englisch).
- Matthias Bartsch, Maik Baumgärtner, Nikolaus Blome, Thomas Darnstädt, Matthias Gebauer, Hubert Gude, Marcel Rosenbach, Jeremy Scahill, Jörg Schindler, Fidelius Schmid, Holger Stark, Alfred Weinzierl: Bündnisse. Der Krieg via Ramstein. In: DER SPIEGEL. Nr. 17. Spiegel Verlag, 18. April 2015, ISSN 0038-7452, OCLC 4927901, S. 20–26.
- US-Drohnenkrieg läuft über Deutschland, Panorama 30. Mai 2013, vgl. dazu die Aussage des Völkerrechtlers Thilo Marauhn.
- (Stand: 30. Sept. 2014 des BASE STRUCTURE REPORT – FISCAL YEAR 2015 BASELINE, Seite 200)
- U.S. Army Garrison Kaiserslautern: Community Overview (Memento vom 7. September 2011 im Internet Archive).
- Aktuelles – BI gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung. Abgerufen am 22. April 2020.
- NASA’s flying laboratory comes to Ramstein. US Air Force Ramstein Air Base, abgerufen am 22. April 2020 (amerikanisches Englisch).
- DLR - Institut für Physik der Atmosphäre - DLR - NASA Flugtests zu alternativen Treibstoffen. Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), abgerufen am 22. April 2020.
- USA haben Nuklear-Arsenal in Ramstein geräumt Spiegel Online, 9. Juli 2007.
- Geschichte des CC-Air Ramstein (Memento vom 5. Mai 2009 im Internet Archive)
- Separation mixes with hope and uncertainty in the U.S. base hosting Afghan evacuees. Abgerufen am 1. September 2021.
- Thousands of Afghan evacuees housed at U.S. military base in Germany on their way to a new life. Abgerufen am 1. September 2021 (amerikanisches Englisch).
- „Lenkung erfolgte über Ramstein, Tödliche Missionen via Deutschland“, ORF.at, 31. Mai 2013.
- Kampfdrohneneinsatz: Obama gegen Panorama, Panorama, 26. Juli 2013.
- Ndr: Deutschland: Schaltzentrale im Drohnenkrieg. In: daserste.ndr.de. 3. April 2014, abgerufen am 27. Dezember 2016.
- Ramstein ist Daten-Drehscheibe der US-Drohnenwelt, SWR, 4. April 2014.
- Ohne Ramstein kein US-Drohnenkrieg (Memento vom 5. April 2014 im Internet Archive), tagesschau.de, 3. April 2014.
- Flughafen Ramstein ist Zentrum im US-Drohnenkrieg, Süddeutsche Zeitung, 3. April 2014.
- John Goetz und Frederik Obermaier: US-Drohnenkrieg: „Immer fließen die Daten über Ramstein“, Süddeutsche Zeitung, 4. April 2014.
- John Goetz und Hans Leyendecker: Todesschlag aus Ramstein, Süddeutsche Zeitung, 16. Oktober 2014.
- Angehörige von US-Drohnenopfern verklagen die Bundesregierung, NDR, 15. Oktober 2014.
- Constanze Kurz: Drohnen jagen Journalisten? In: F.A.Z. 3. April 2017, abgerufen am 3. April 2017.
- US-Drohneneinsätze im Jemen: Kläger erzielen Teilerfolg, 19. März 2019
- Pressemitteilung Nr. 68/2020 | Bundesverwaltungsgericht. Abgerufen am 16. Dezember 2020.
- Der BigBrotherAward 2020 in der Kategorie Politik geht an die Bundesregierung. Abgerufen am 7. Oktober 2020.
- Jana Ballweber: Big Brother Award 2020 - Die Geschichtsvergessenheit der Innenminister:innen. In: netzpolitik.org. 18. September 2020, abgerufen am 7. Oktober 2020.
- Michael Weißenborn: „Sag nichts, frag nicht“. Stuttgarter Nachrichten, 13. September 2017, abgerufen am 1. Januar 2018.
- Frederik Obermaier & Paul-Anton Krüger: Heikle Fracht aus Ramstein. Süddeutsche Zeitung, 12. September 2017, abgerufen am 1. Januar 2018.
- Frederik Obermaier & Paul-Anton Krüger: Millionen Schuss Munition für Kalaschnikows. Süddeutsche Zeitung, 20. September 2017, abgerufen am 2. Januar 2018.
- Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Der Militärstützpunkt Ramstein / Statusrechtliche Fragen und mögliche Konsequenzen bei Verstößen gegen das Stationierungsrecht (2017). Zugriff am 24. Mai 2019.
- Deutsche Welle: USA sollen syrische Rebellen über Ramstein mit Waffen versorgt haben. Deutsche Welle, 13. September 2017, abgerufen am 2. Januar 2018.
- Gert Hof: Rammstein. Die Gestalten Verlag, 2001, ISBN 3-931126-32-3, S. 34.
- Flugunfalldaten und -bericht Lockheed C-5A Galaxy 68-0228 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 24. Juni 2017.
- Flugunfalldaten und -bericht des Flugunfalles mit der Nummer 43 von 1990 in der Accident Database von Plane Crash Info (englisch), abgerufen am 24. Juni 2017.
- Stopp Air Base Ramstein. Abgerufen am 26. November 2020.
- Wir trauern um Roland Vogt. In: Stopp Air Base Ramstein. Abgerufen am 26. November 2020.
- Über Uns. In: Stopp Air Base Ramstein. Abgerufen am 26. November 2020.
- Gökdeniz Özcetin: Patriotisches Grillfest der NPD im Ramsteiner Stadtteil Miesenbach. In: wochenblatt-reporter. 29. September 2018, abgerufen am 7. April 2021.