Jari-Matti Latvala
Jari-Matti Latvala (* 3. April 1985 in Töysä) ist ein finnischer Rallyefahrer. Latvala fährt in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) für Toyota Gazoo Racing. Sein Beifahrer ist Landsmann Miikka Anttila. Jari-Matti Latvala ist der Sohn des Rallyefahrers Jari Latvala.
Nation: | Finnland | ||||||||
Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) | |||||||||
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Erste Rallye: | Rallye Großbritannien 2002 | ||||||||
Letzte Rallye: | Rallye Schweden 2020 | ||||||||
Beifahrer: | Juho Hänninen Miikka Anttila | ||||||||
Team: | Toyota Gazoo Racing Volkswagen Motorsport Ford World Rally Team | ||||||||
Fahrzeug: | Toyota Yaris WRC VW Polo R WRC Ford Fiesta RS WRC Ford Focus RS WRC | ||||||||
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Punkte: | 1668 | ||||||||
Stand: nach Rallye 7 von 7, Saison 2020 |
Latvala wurde dreimal Vizeweltmeister (2010, 2014 und 2015) und gewann 18 Rallyes, der Titelgewinn blieb ihm jedoch bisher versagt. Damit ist Latvala der erfolgreichste Fahrer in der Rallye-Weltmeisterschaft, dem es nie gelang, Weltmeister zu werden, wenn man von Markku Alén absieht, der 19 Siege holen konnte und zwar die Weltmeisterschaft selbst nie gewann, aber nachträglich zum inoffiziellen Weltmeister von 1978 ernannt worden war.
Karriere
Mit 16 Jahren fuhr Jari-Matti Latvala seine ersten Rallys in regionalen und nationalen Meisterschaften in Finnland. Im Jahr 2002 startete er bei der Rallye Großbritannien zu seinem ersten Lauf in der Rallye-Weltmeisterschaft. 2003 gewann er die nationale Rallye-Meisterschaft in Estland. Danach wechselte er in die JWRC und später in die Production Car World Rally Championship (PWRC). Ab 2006 fuhr er für Stobart-Ford und er erreichte bei der Rallye Irland 2007 mit Platz drei erstmals das Podium in der höchsten Rallye-Klasse WRC. Ab 2008 fuhr er, als Nachfolger von Marcus Grönholm, im Ford-Werksteam mit Teamkollege Mikko Hirvonen an der Seite.
Mit dem ersten Gesamtsieg bei der Rallye Schweden wurde Latvala am 10. Februar 2008 mit 22 Jahren jüngster Rallye-WM-Lauf-Sieger der Geschichte bis dahin. Latvala beendete die Saison 2009 mit dem vierten Rang in der Weltmeisterschaft und wurde 2010 Vizeweltmeister hinter Sébastien Loeb.
Auch in der Rallye-Weltmeisterschaft 2011 startete er für das Ford-Werksteam. Mit dem neuen Ford Fiesta RS WRC erreichte er den zweiten Platz bei der Rallye Australien. Als schnellster Fahrer dieses Laufes befolgte er eine von Ford ausgesprochene Stallregie und verlor absichtlich 28 Sekunden und den ersten Rang an Teamkollege Hirvonen.[1]
Auch bei der nächsten Rallye in Frankreich überließ Latvala aufgrund von Teamorder seinem Teamkollegen eine bessere Platzierung. Er ließ sich bewusst eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe aufladen, um Hirvonen vorbei zu lassen und ihm einen vierten Rang zu ermöglichen.[2] Einige Stunden nach der Rallye Frankreich wurde der dritte Petter Solberg disqualifiziert. Sein Fahrzeug war bei der nachträglichen Abwaage um vier Kilogramm zu leicht. Alle Fahrer rückten ab dem vierten Rang um eine Position nach vorne. Latvala wurde somit vierter, während Hirvonen auf den dritten Rang vorrückte. Die Teamorder wäre daher gar nicht unbedingt nötig gewesen.[3] Bei der Rallye Katalonien fuhr Latvala wieder um den Sieg. Er hatte die Aufgabe, möglichst viel Druck auf Hauptkonkurrent Sébastien Loeb auszuüben. Latvala verlor die Führung wegen eines Reifenschadens, danach hielt er über zwei Tage unangefochten den zweiten Rang. Die dritte Ford-Stallregie in Folge zwang ihn erneut, eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe auf sich zu nehmen. So gab er seinen zweiten Rang an Hirvonen ab und er wurde Dritter.[4] In Großbritannien gewann Latvala die erste Rallye seit der Rallye Finnland 2010. Er beendete die Saison 2011 mit 50 Punkten Rückstand auf Sébastien Loeb an vierter Stelle der Fahrer-Weltmeisterschaft.
Nach dem Weggang des langjährigen Teamkollegen Mikko Hirvonen zu Citroën wurde Latvala zum Hoffnungsträger um den Weltmeistertitel 2012 bei Ford. Bei der Rallye Monte Carlo schied er am ersten Tag aus. Grund war ein Unfall auf einer vereisten Straße. Latvala gewann die Rallye Schweden und die Rallye Großbritannien. Er beendete das Jahr auf dem dritten Weltmeisterschaftsrang.
Am 17. Oktober 2012 gab Latvala bekannt, dass er 2013 für Volkswagen Motorsport fährt. Am Tag darauf gab Ford den Rücktritt aus der WRC in die Medien. Es ist nicht bekannt, ob Latvalas Entscheidung mit oder ohne Wissen um den neuen Privateer-Status des Ford-Teams bei M-Sport getroffen wurde. Im Jahr 2013 konnte Latvala die Rallye Griechenland gewinnen und wurde WM-Dritter.
Das Jahr 2014 begann gut mit einem fünften Platz bei der Rallye Monte Carlo und einem Sieg in Schweden. Hinter dem Teamkollegen Sébastien Ogier belegte Latvala am Ende der Saison den zweiten Rang in der Weltmeisterschaft.
Das Jahr 2015 begann für Jari-Matti Latvala mit einem zweiten Rang bei der Rallye Monte Carlo, hinter Teamkollege und Fahrerweltmeisterschafts-Rivale Sébastien Ogier, mit einem guten Resultat. Danach folgten drei Rallyes, bei denen Latvala wegen Fahrfehlern oder technischen Problemen ausfiel. Der Vorsprung des amtierenden Weltmeisters Ogier war nun beträchtlich. Mit drei Siegen, vier zweiten Rängen und weiteren Punkteplätzen konnte Latvala den Vize-Weltmeistertitel vom Vorjahr, hinter Ogier und vor dem zweiten Teamkollegen Andreas Mikkelsen, verteidigen.
Das Rallyejahr 2016 verlief für Jari-Matti Latvala nicht besonders glücklich. Einziger Lichtblick blieben sein Gesamtsieg bei der Rallye Mexiko und seine zweiten Plätze in Italien sowie in Finnland. Seine Saison beendete er auf dem 6. Rang der Weltmeisterschaft und als 3. Volkswagen Pilot hinter Ogier und Mikkelsen.
Als Volkswagen Motorsport am Ende der Saison 2016 den Ausstieg aus der Rallye-WM ankündigte, musste sich Latvala nach einem neuen Cockpit umsehen. Er wurde bei dem von Tommi Mäkinen geleiteten Team Toyota Gazoo Racing fündig, Latvala wurde Hauptfahrer neben Juho Hänninen. Die Partnerschaft mit Toyota begann gleich bei der Rallye Monte Carlo mit einem zweiten Platz und bei der Rallye Schweden mit einem Gesamtsieg. Er führte zwischenzeitlich die Fahrer-Weltmeisterschaft an, die er als Gesamtvierter und bester Toyota-Pilot abschloss.
2018 gewann Latvala die Rallye Australien und wurde erneut WM-Vierter, zog in der Gesamtwertung allerdings diesmal gegen seinen neuen Teamkollegen Ott Tänak den Kürzeren.
Die Saison 2019 verlief für den Finnen deutlich schlechter. Zum ersten Mal seit 2007 gelang es ihm nicht eine Rallye zu gewinnen und er wurde hinter dem neuen Weltmeister Tänak und Kris Meeke mit Rang sieben in der Fahrer-WM der schlechtestplatzierte Toyota-Fahrer.
Für 2020 hat Latvala keinen Stammplatz mehr bekommen in einem Werksteam. Er finanziert sich einige Weltmeisterschaftsläufe selbst und fährt einen Toyota Yaris WRC.
Seit der Rallye-Weltmeisterschaft Saison 2021 ist Jari Matti Latvala Teamchef des Toyota Gazoo Racing Europe WRC Team.[5]
Statistik
WRC-Siege
Nr. | Saison | Rallye | Beifahrer | Fahrzeug |
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1 | 2008 | Rallye Schweden | Miikka Anttila | Ford Focus RS WRC |
2 | 2009 | Rallye Italien | ||
3 | 2010 | Rallye Neuseeland | ||
4 | Rallye Finnland | |||
5 | 2011 | Rallye Großbritannien | Ford Fiesta RS WRC | |
6 | 2012 | Rallye Schweden | ||
7 | Rallye Großbritannien | |||
8 | 2013 | Rallye Griechenland | Volkswagen Polo R WRC | |
9 | 2014 | Rallye Schweden | ||
10 | Rallye Argentinien | |||
11 | Rallye Finnland | |||
12 | Rallye Frankreich | |||
13 | 2015 | Rallye Portugal | ||
14 | Rallye Finnland | |||
15 | Rallye Korsika | |||
16 | 2016 | Rallye Mexiko | ||
17 | 2017 | Rallye Schweden | Toyota Yaris WRC | |
18 | 2018 | Rallye Australien |
Einzelergebnisse WRC
Legende | ||
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Farbe | Abkürzung | Bedeutung |
Gold | – | Sieg |
Silber | – | 2. Platz |
Bronze | – | 3. Platz |
Grün | – | Platzierung in den Punkten |
Blau | – | Klassifiziert außerhalb der Punkteränge |
Violett | DNF | Rennen nicht beendet (did not finish) |
NC | nicht klassifiziert (not classified) | |
Rot | DNQ | nicht qualifiziert (did not qualify) |
DNPQ | in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify) | |
Schwarz | DSQ | disqualifiziert (disqualified) |
Weiß | DNS | nicht am Start (did not start) |
WD | zurückgezogen (withdrawn) | |
Hellblau | PO | nur am Training teilgenommen (practiced only) |
TD | Freitags-Testfahrer (test driver) | |
ohne | DNP | nicht am Training teilgenommen (did not practice) |
INJ | verletzt oder krank (injured) | |
EX | ausgeschlossen (excluded) | |
DNA | nicht erschienen (did not arrive) | |
C | Rennen abgesagt (cancelled) | |
keine WM-Teilnahme | ||
sonstige | P/fett | Pole-Position |
1/2/3 | Platzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen | |
SR/kursiv | Schnellste Rennrunde | |
* | nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten Distanz aber gewertet | |
() | Streichresultate | |
unterstrichen | Führender in der Gesamtwertung |
Weblinks
Einzelnachweise
- Hirvonen: „Wir haben als Team gearbeitet“ (Motorsport-Total.com am 11. September 2011)
- WRC wrap: Home triumph for Ogier (wrc.com am 2. Oktober 2011)
- Solbergs Auto zu leicht (Memento des Originals vom 6. Oktober 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Rallye-Magazin.de am 2. Oktober 2011)
- Hirvonen: „Muss jetzt gewinnen“ (Memento des Originals vom 27. Oktober 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Rallye-Magazin.de am 24. Oktober 2011)
- motorsport-total.com: Toyota in der Rallye-WM: Jari-Matti Latvala wird neuer Teamchef, abgerufen am 17. Januar 2021