Longwy
Longwy | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Meurthe-et-Moselle (54) | |
Arrondissement | Briey | |
Kanton | Longwy (Hauptort) | |
Gemeindeverband | Longwy | |
Koordinaten | 49° 31′ N, 5° 46′ O | |
Höhe | 250–396 m | |
Fläche | 5,49 km² | |
Einwohner | 14.774 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 2.691 Einw./km² | |
Postleitzahl | 54400 | |
INSEE-Code | 54323 | |
Website | www.mairie-longwy.fr | |
Longwy |
Longwy (deutsch Langich) ist eine französische Stadt mit 14.774 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Meurthe-et-Moselle in der Region Grand Est (bis 2015 Lothringen). Die Stadt gehört zum Arrondissement Briey und zum Kanton Longwy. Die Einwohner werden Longoviciens genannt.
Geografie
Longwy ist eine Industriestadt nahe der Grenze zu Belgien (Aubange) und Luxemburg (Petingen, Differdingen). Longwy hat zwei Ortsteile: die befestigte Oberstadt (Longwy-Haut) liegt auf einer größeren Erhebung in einer Höhe von ca. 365 Metern ü. d. M., die Unterstadt (Longwy-Bas) mit einem Thermalbad liegt etwa 60 Meter tiefer am Fluss Chiers, einem Nebenfluss der Maas. Größere Städte in der Umgebung sind Esch an der Alzette (ca. 20 Kilometer östlich), Arlon (ca. 20 Kilometer nördlich), Sedan (ca. 80 Kilometer nordwestlich), Bastogne (ca. 60 Kilometer nördlich), Luxemburg (ca. 35 Kilometer nordöstlich) und Metz (ca. 65 Kilometer südöstlich).
Stadtviertel
Zu statistischen Zwecken ist die Stadt Longwy in sieben Stadtviertel eingeteilt:
- Gouraincourt
- Le Tivoli Longwy-Haut
- Le Vieux Château Pulventeux
- Longwy Nord Ouest
- Longwy Ouest
- Longwy Ouest Longwy-Haut
- Saint-Louis Les Récollets Longwy-Bas
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2019 |
Einwohner | 21.929 | 21.076 | 20.131 | 17.338 | 15.439 | 14.521 | 14.346 | 14.774 |
Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung Longwys von ca. 2000 auf über 9000 Personen an; die höchste Einwohnerzahl von etwa 22.000 hatte die Stadt in den 1960er Jahren. Die grenzübergreifende Industrieregion um Longwy (23 Gemeinden in Lothringen, Belgien und Luxemburg) zählt heute rund 120.000 Einwohner. Seit den 1970er Jahren ist die Bevölkerungszahl der Stadt und der gesamten Region jedoch stark rückläufig, was auf den Niedergang der Schwerindustrie zurückzuführen ist.
Wirtschaft
Im Mittelalter war Longwy ein eher unbedeutendes Dorf wie andere in der Gegend auch. Durch seine strategische Lage innerhalb der zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich umstrittenen Grenzregion Lothringen nahm es im 17. Jahrhundert an politischer und wirtschaftlicher Bedeutung zu. Von der Mitte des 19. bis ins 20. Jahrhundert entwickelte sich Longwy wegen der Kohle- und Erzvorkommen in der Umgebung zum Zentrum der französischen Stahlproduktion. Weiterhin bekannt ist es für seine kunstvoll glasierten Tonwaren.
Geschichte
Longwy gehörte zu Lotharingien und – nach dessen Aufteilung – zu Oberlothringen sowie schließlich zum Herzogtum Bar. Im Jahr 1368 wurde der Ort dem Herzog von Luxemburg überlassen, kam aber 1378 zum Herzog von Bar zurück. 1480 wurde das gesamte Herzogtum Bar dem Herzogtum Lothringen einverleibt. Bereits Ende des 15. Jahrhunderts entstand eine erste kleinere Eisenschmelze, doch wurde die Produktion Mitte des 16. Jahrhunderts wieder eingestellt.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, d. h. von 1648 bis 1660, gehörte Longwy zu Frankreich, danach wieder zum Herzogtum Lothringen. Im Jahr 1670 wurde der Ort endgültig französisch, was durch den Vertrag von Nimwegen (1678) besiegelt wurde. Ludwig XIV. ließ die Stadt in der Folge durch seinen Baumeister Vauban befestigen. In der Zeit der Französischen Revolution übergab sich die Stadt nach kurzer Belagerung kampflos den Truppen des Herzogs von Braunschweig (23. August 1792); nach der Kanonade bei Valmy (20. September 1792) wurde sie auf Anweisung der Preußen im Oktober desselben Jahres vorübergehend gänzlich geräumt.
Im Jahr 1848 ging der erste Hochofen in der Unterstadt von Longwy in Betrieb. Die Zitadelle wurde kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 22. August 1914 von deutschen Truppen eingenommen und war damit die erste französische Festung, die in deutsche Hände fiel. Laut Septemberprogramm von 1914 sollte Longwy wegen seiner Erz- und Kohlefördergebiete an das Deutsche Reich angeschlossen werden. Im März 1917 erklärte sich die Reichsregierung zu einem Friedensabkommen mit Frankreich bereit, wenn das Erzlager von Brie-Longwy im Austausch gegen französischsprachige Teile des Reichslandes Elsaß-Lothringen an das Deutsche Reich kommt.[1]
In den 1970er und 1980er Jahren, insbesondere zwischen 1979 und 1984, erregte der – langandauernde, letztlich vergebliche – Arbeitskampf gegen die Schließung eines großen Hüttenwerks in Longwy internationale Aufmerksamkeit.[2]
Sehenswürdigkeiten
Longwy-Haut
- Bedeutendste Sehenswürdigkeit ist die von Vauban mit Mauern und Gräben befestigte Oberstadt (Citadelle de Longwy) mit der trophäengeschmückten Porte de France und einem – von Kasernen und anderen ehemals militärisch genutzten Gebäuden umstandenen – zentralen Paradeplatz (Place Darche) mit dem Gebäude der Intendantur und einem Brunnenhaus in der Mitte; die Gesamtanlage sowie einige Gebäude wurden in den Jahren 1913 bis 1933 als Monuments historiques anerkannt.[3][4][5] Die Zitadelle von Longwy gehört seit 2008 zusammen mit anderen Festungen in ganz Frankreich zum UNESCO-Weltkulturerbe der ‚Festungsanlagen von Vauban‘.[6]
- Innerhalb der Festungsanlage befinden sich auch die Ruinen einer mittelalterlichen Burg, die im 17. Jahrhundert auf Befehl Ludwigs XIV. zerstört wurde.
- Die im 17. Jahrhundert erbaute, im Ersten Weltkrieg zerstörte aber danach wiederaufgebaute Garnisonskirche (Église Saint-Dagobert) ist seit 1921 in die Liste der Monuments historiques eingetragen.[7]
- Unmittelbar daneben steht das ehemalige Rathaus (Ancienne Hôtel de Ville), ein imposantes Gebäude mit leicht vorspringendem Mittelrisalit und wappengeschmücktem Giebel aus den Jahren 1730 bis 1734, welches im Jahr 1921 als Monument historique anerkannt wurde.[8]
- In der ehemaligen Bäckerei im Bereich der Zitadelle befindet sich das Musée des Emaux et Faïences, welches über 3000 Exponate zur Geschichte der Emailkunst und der Herstellung von Fayencen der letzten zweihundert Jahre beherbergt – das älteste Ausstellungsstück stammt aus dem Jahr 1804.
Longwy-Bas
- Im Norden der Unterstadt siedelte sich im 17. Jahrhundert der Orden der Franziskaner-Rekollekten an und gründete ein Kolleg, welches heute – nach Umbauten und Erweiterungen im 18. Jahrhundert – als Schulgebäude dient.
- Der Karmelitinnen-Konvent wurde – nach erlittenen Beschädigungen im Ersten Weltkrieg – in den 1970er Jahren endgültig abgerissen; ein gerettetes Portal wurde in die Zitadelle verbracht.
Städtepartnerschaften
- Nagold in Deutschland
- Differdange in Luxemburg
Persönlichkeiten
- Jean-Baptiste Fresez (1800–1867), luxemburgischer Maler
- Paul Georges Klein (1909–1994), Maler
- Claudius Florimund Mercy (1666–1734), österreichischer Feldmarschall
- Franz von Mercy (1597–1645), kurbayerischer Feldmarschall
- Nikolaus Person (vor 1660–1710), Kupferstecher, Architekt, Kartograph und Verleger; gewirkt in Mainz
- Benoît Di Sabatino (* 1965), Filmproduzent
- Eugène-Casimir Villatte (1770–1834), General der Infanterie
Weblinks
- Offizielle Website von Longwy – Fotos und Infos (französisch)
- Emaillen und Fayencen aus Longwy – Fotos und Infos (französisch)
Einzelnachweise
- Ernst Wilhelm Graf zu Lynar: DEUTSCHE KRIEGSZIELE 1914–1918. In: Wir Diskutieren. Band 616. Ullstein, Berlin 1964, S. 47 f. (google.at [abgerufen am 27. Februar 2018]).
- Kulturserver-Seite zum stillgelegten Stahlwerk von Longwy
- Enceinte fortifiée, Longwy in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Maison de l’Intendance, Longwy in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Puits couvert, Longwy in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
- Église Saint-Dagobert, Longwy in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Hôtel de Ville, Longwy in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)