Nevers
Nevers [nəˈvɛʀ] ist eine Stadt mit 33.005 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) in Zentralfrankreich. Nevers ist die Präfektur (Verwaltungssitz) im Département Nièvre in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Es war Hauptort der historischen Provinz Nivernais.
Nevers | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Bourgogne-Franche-Comté | |
Département (Nr.) | Nièvre (Präfektur) (58) | |
Arrondissement | Nevers | |
Kanton | Chef-lieu vom Nevers-1 Nevers-2 Nevers-3 Nevers-4 | |
Gemeindeverband | Nevers | |
Koordinaten | 47° 0′ N, 3° 9′ O | |
Höhe | 167–238 m | |
Fläche | 17,36 km² | |
Einwohner | 33.005 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 1.901 Einw./km² | |
Postleitzahl | 58000 | |
INSEE-Code | 58194 | |
Website | https://www.nevers.fr/ |
Geografie
Nevers liegt in einer hügeligen Gegend am Ufer der Loire, am Zusammenfluss mit der Nièvre; etwa 260 Kilometer südlich von Paris.
Geschichte
Der Name der Stadt zu gallo-römischen Zeiten war Noviodunum, später wurde er in Nebirnum geändert, nach dem Namen des Flusses Nièvre. Mit zahlreichen archäologischen Funden lässt sich die Wichtigkeit der Siedlung schon zu damaligen Zeiten belegen. Lange war man der Ansicht, dass Gaius Julius Caesar hier 52 v. Chr. ein Nachschublager errichten ließ, bevor er sich nach Gergovia aufmachte. Das Lager, das mittlerweile eher im heutigen Diou vermutet wird, beherbergte alles, was Caesar nicht für die Schlacht brauchte: Getreide, Militärsold, Ersatzpferde und Geiseln. Durch eine Revolte der Aeduern im selben Jahr wurde das Lager erobert.
Im Frühmittelalter, im ausgehenden fünften Jahrhundert, wurde Nevers Bischofssitz, z. B. des legendären Deodatus. Erst mit dem 10. Jahrhundert wird ein weltliches Lehen nachgewiesen. Die Stadtbürger Nevers' erhielten urkundlich verbriefte Rechte in den Jahren 1194 und 1231 zugesprochen. Noch im 14. Jahrhundert war hier der Sitz einer Universität, die von Orléans hierher, später aber wieder zurück verlegt wurde. Im 15. Jahrhundert gehörte das Herzogtum Nevers zur herzoglich-burgundischen Hausmacht und damit später zu den Erblanden Karls des Kühnen. Nach dem Burgundischen Erbfolgekrieg (1477–1493) fiel es 1493 schließlich an die französische Krone.
Sehenswertes
- Altstadt: Enge Gässchen, die sich von den Kais durch die Stadt winden, werden von zahlreichen alten Bürgerhäusern des 14. bis 17. Jahrhunderts umgeben.
- Tour Goguin: Am Ufer der Loire steht der ehemalige Eckturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung, genannt Goguin-Turm. Er wurde im 12. Jahrhundert errichtet und später zur Windmühle umgebaut.
- Porte du Croux: Der quadratische Turm mit Ecktürmchen aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert ist ein Relikt der alten Befestigungsanlagen und war einst der Haupteingang aus Richtung Paris in die Stadt. Heute enthält das in ihm befindliche Museum für Archäologie des Nivernais eine Skulpturen- und (römische) Antikensammlung.
- Palais Ducal: Der Bau des Herzogspalast von Nevers wurde 1464 von Graf Jean de Clamency in Auftrag gegeben und 1491 fertig gestellt. Louis de Gonzague nahm abermals Veränderungen am Gebäude vor. Heute ist der Dogenpalast einer der bedeutendsten Feudalbauten in Zentralfrankreich. Jede Fassade wird mit einem kleinen Zinnengang und einem Rundturm flankiert. Heute wird der Palast für Empfänge genutzt und beherbergt verschiedene Abteilungen der Stadtverwaltung, beispielsweise das Fremdenverkehrsamt.
- Porte de Paris: Der Triumphbogen aus dem 18. Jahrhundert erinnert an den Sieg im Erbfolgekrieg in der Schlacht von Fontenoy. Im Innern befinden sich ein Hymnus von Voltaire an den damaligen König Ludwig XV und die Baudaten.
- Petit Château La Gloriette: Kleines Schloss, direkt neben dem Herzogspalast, das von Charles de Gonzague im 15. Jahrhundert erbaut wurde. Heute beherbergt es ein Polizeipräsidium.
- Hôtel de Ville: Das Rathaus wurde im 19. Jahrhundert erbaut und gehört zu den städtischen Sehenswürdigkeiten. Vor dem Bau stand dort die „Alte Burg“. Unverkennbar sind an der Frontseite die Einflüsse der französischen Revolution (Liberté, Egalité, Fraternité („Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“) über dem Eingangsportal).
Sakralbauten
- Der Leichnam der heiligen barmherzigen Schwester Bernadette Soubirous (1858 Seherin von Lourdes) liegt seit 1925 unverwest in der Kapelle des Espace Bernadette Soubirous (ehemaliges Kloster Saint-Gildard).
- Saint-Étienne de Nevers: Die ehemalige Prioratskirche von Nevers ist ein Meisterwerk aus dem 11. Jahrhundert (Baubeginn 1068), Vorzeigewerk romanischer Bauweise des westlichen Burgunds. Charakteristisch ist die Errichtung einer Apsis mit drei radial dazu abgehenden Kapellen. Saint Étienne (Stephanskirche) war eine Gründung der Mönche von Cluny. Die Kathedrale von Nevers ist seit 1840 denkmalgeschützt.
- Kathedrale Sainte-Cyr-Sainte-Julitte: Unter den Sakralbauten sticht die eigentlich aus zwei Gebäuden mit zwei Apsiden bestehende Kathedrale hervor. Sie ist, wie die Porte du Croux, seit 1862 denkmalgeschützt. Die Apsis und das Querhaus im Westen sind Reste eines romanischen Kirchenbaus, während der Mittelbau und die östliche Apsis gotischer Herkunft sind und ins 14. Jahrhundert datiert werden können. Im östlichen Teil des Gebäudes gibt es kein Querschiff. Im nördlichen Seitenschiff befindet sich eine der heiligen Bernadette Soubirous geweihten Kapelle, an deren Leben auch einige Fenster erinnern. Das Kirchenportal stammt aus dem 15. Jahrhundert; der gewaltige, von weitem sichtbare, künstlerisch verzierte Turm (Tour Boyer) entstand im frühen 16. Jahrhundert.
- Peterskirche (Saint-Pierre): Die Peterskirche wurde im 17. Jahrhundert als Erinnerung an die eingestürzte Pfarrkirche Saint-Père erbaut. Im Inneren sind ein Hochaltar aus derselben Zeit und Fresken erhalten.
- Marienkapelle (Sainte Marie): Die seit 1887 unter Denkmalschutz stehende Marienkapelle zeichnet sich durch eine barocke Fassade im Stil Ludwig XIII. aus, was einmalig im Nivernais ist. Sie wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Teil eines Klosters erbaut, das bis zu ihrer Verstaatlichung in der Französischen Revolution von den Schwestern des Ordens Mariä Heimsuchung bewohnt wurde.
- Sainte Bernadette du Banlay: Die jüngste Kirche von Nevers ist die 1966 von Claude Parent errichtete Sainte Bernadette du Banlay. Berühmt ist sie als Anwendungsbeispiel moderner französischer Architektur mit der sogenannten fonction oblique („programmatische Schräge“). Sie ist nur während der Gottesdienste geöffnet.
- Tour Goguin
- Porte de Paris
- Marienkapelle
- Kathedrale von Nevers, romanischer Westchor
Einrichtungen
- Nevers ist Sitz eines Bistums.
- Ein Gericht erster Instanz und Handelsgerichte bestehen neben der Handelskammer.
Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaftlich bedeutsam sind die Porzellanmanufaktur und Destillerien. Nevers ist auch Umschlagplatz für landwirtschaftliche Erzeugnisse.
Nevers besitzt seit 1850 einen Bahnhof an der Bahnstrecke Moret-Veneux-les-Sablons–Lyon-Perrache. Des Weiteren zweigen in Nevers die Bahnstrecken nach Chagny und Clamecy ab. Südlich von Nevers, zweigt in Saincaize die Strecke nach Vierzon ab.
Der Bahnhof wird von Intercités-Zügen der Verbindungen Paris-Bercy–Clermont-Ferrand und Nantes–Lyon-Perrache bedient. Im Regionalverkehr verkehren Züge des TER Bourgogne-Franche-Comté nach Paris-Bercy (bzw. Cosne-sur-Loire), Lyon-Perrache, Tours (bzw. Bourges) und Dijon-Ville.
Unmittelbar südlich des Bahnhofs steht die 1850 gebaute Eisenbahnbrücke Nevers, die erste gusseiserne Eisenbahnbrücke Frankreichs.
Das Aéroport de Nevers-Fourchambault hat nur eine untergeordnete Bedeutung. Während des Zweiten Weltkriegs nutzte die Luftwaffe im Juni 1940 kurzzeitig den Flugplatz bei Sangsue.
Städtepartnerschaften
- Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland
- Mantua in (Italien)
- Lund in (Schweden)
- St Albans im (Vereinigten Königreich)
- Minsk in (Belarus)
- Hammamet in (Tunesien)
- Charleville-Mézières in (Frankreich)
- Curtea de Argeș in (Rumänien)
- Siedlce in (Polen)
- Sremska Mitrovica in (Serbien)
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter
- Pierre Louis Jules Marie Ameuille (1880–1947), Mediziner
- Roselyne Bachelot (* 1946), Politikerin
- Pierre Gaspard Chaumette (1763–1794), Revolutionär
- Sébastien de Chaunac (* 1977), Tennisspieler
- Auguste-Alexandre Ducrot (1817–1882), General
- Raoul Follereau (1903–1977), Schriftsteller und Journalist, „Apostel der Leprakranken“
- Gauthier Grumier (* 1984), Fechter
- Patrice Lafargue (* 1961), Autorennfahrer und Unternehmer
- Jean-Louis Matinier (* 1963), Akkordeonspieler
- Charles Rabot (1856–1944), Geograph, Forscher, Reisender, Bergsteiger
- Johannes Ravisius (1480–1524), Humanist
- Gustave Ruiz (1840–nach 1877), Komponist
- Henri Virlogeux (1924–1995), Schauspieler
Besonderheiten
Der Formel-1-Parcours von Magny-Cours liegt in der Nähe von Nevers.
Der ehemalige Premierminister von Frankreich Pierre Bérégovoy beging am 1. Mai 1993 Selbstmord in Nevers.
Nevers ist zeitweiliger Handlungsort in der Oper Euryanthe von Carl Maria von Weber
Nevers ist zweiter Handlungsort in Alain Resnais Spielfilm Hiroshima, mon amour (Drehbuch von Marguerite Duras), kommt jedoch nicht sonderlich gut weg, da seine Bewohner im Zweiten Weltkrieg ein junges Mädchen, das in einen deutschen Soldaten verliebt war, mit größter Verachtung und Peinigung strafen.
Nevers ist zweiter Handlungsort in Eric Rohmers Spielfilm Conte d'Hiver (1992).
Literatur
- Le Patrimoine des Communes de la Nièvre. Band 2, Flohic Editions, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-054-X, S. 704–768.
Weblinks
- Internetpräsenz der Stadt Nevers (französisch)
- Tourismusbüro auf Deutsch