Jean-Sylvain Bailly
Jean-Sylvain Bailly (* 15. September 1736 in Paris; † 12. November 1793 ebenda) war ein französischer Astronom und erster Bürgermeister von Paris. Bailly wurde durch die Berechnung der Umlaufbahn des Halleyschen Kometen im Jahre 1759 bekannt. Ferner studierte er die damals vier bekannten Jupitermonde. Während der Französischen Revolution wurde er auf der Guillotine hingerichtet.
Leben
Als Sohn eines Malers beschäftigte er sich zunächst mit Malerei und Dichtung, wandte sich jedoch bald wissenschaftlichen Studien zu und wurde durch Nicolas-Louis de Lacaille für die Astronomie gewonnen. Nach dem Tod des Vaters erhielt Bailly die Stelle eines Aufsehers der Luxembourggalerie, 1789 wurde er Sekretär des Pariser Wahlkollegiums und bald darauf Deputierter des dritten Standes bei den Generalständen. Am 3. Juni zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt, leitete er am 20. Juni die wichtige Sitzung im Saal des Ballhauses (Ballhausschwur). Nach dem Sturm auf die Bastille wurde er zum Bürgermeister von Paris ernannt, trat aber im November 1791 – von den Jakobinern als Royalist bezeichnet – von dem Amt zurück und lebte auf seinem Landgut in Nancy. In dem Prozess gegen die abgesetzte Königin Marie-Antoinette trat er als Zeuge für deren Unschuld auf. Er verließ daraufhin Paris und lebte im Verborgenen, um nicht selbst angeklagt zu werden. Auf dem Weg zu seinem Freund Laplace wurde er in Melun von Agenten Robespierres gefasst und in Paris „als Königsfreund und gewalttätiger Unterdrücker der Volksfreiheit“ am 11. November 1793 zum Tode auf der Guillotine verurteilt und am darauffolgenden Tag hingerichtet. Anhänger der Jakobiner sollen nach einem Augenzeugenbericht den Karren, mit dem Bailly zum Schafott gebracht wurde, tanzend und Freiheitslieder singend begleitet haben. Seine letzten Worte waren an sie gerichtet: „Euch sollte eher als mir die Guillotine zuteil werden.“[1]
Nach ihm ist seit 1935 der Mondkrater Bailly und seit 2014 der Asteroid (100229) Jeanbailly[2] benannt.
Werke
Baillys Hauptwerk "Histoire de l’astronomie" (Paris 1775–87, 5 Bde.; ein Auszug 1806, 2 Bde.) wurde größtenteils ins Deutsche übersetzt. Seiner Behauptung, dass die Wissenschaft die meisten Entdeckungen einem untergegangenen Volk verdanke, widersprach u. a. Voltaire. Bailly brachte daraufhin die "Lettres sur l’origine des sciences" (Paris 1777; deutsch, Leipzig 1778) und die "Lettres sur l’Atlantide de Platon et sur l’ancienne histoire de l’Asie" (London 1771; engl. 1801, 2 Bde.) heraus. Nach Baillys Tod erschienen "Essai sur les fables et sur leur histoire" (Paris 1799, 2 Bde.) und "Mémoires d’un témoin de la révolution" (Paris 1804, 3 Bde.; deutsch im Auszug von Weyland, Leipzig 1805). Vgl. Nourrisson, Trois révolutionnaires: Turgot, Necker, B. (Paris 1885).
Einzelnachweise
Weblinks
- Literatur von und über Jean-Sylvain Bailly im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie und Werkliste der Académie française (französisch)
- Briefwechsel von Jean-Sylvain Bailly mit Carl von Linné
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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— Bon-Albert Briois de Beaumetz | Präsident der Nationalversammlung 17. Juni 1789 – 3. Juli 1789 8. Juni 1790 – 21. Juni 1790 | Louis Philippe Joseph Louis-Michel Le Peletier de Saint-Fargeau |