Caspar Bauhin
Caspar Bauhin (latinisiert Caspar Bauhinus) oder Gaspard Bauhin (* 17. Januar 1560 in Basel; † 5. Dezember 1624 ebenda) war ein Schweizer Botaniker und Universitätsprofessor der Anatomie in Basel, der zahlreiche Schriften und Bücher verfasste. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „C.Bauhin“. Er ist der Vater von Johann Caspar und Bruder von Johann Bauhin.
Leben
Caspar Bauhin stammte aus der Medizinerfamilie Bauhin, die als Hugenotten aus Paris und Amsterdam nach Basel geflohen war; sein Vater war Jean Bauhin. Caspar Bauhin studierte an der Universität Basel Medizin mit Schwerpunktfach Anatomie, unter anderem bei Felix Platter. Weitere Studienorte waren ab 1577 Padua, unter anderem bei Girolamo Mercuriale, Montpellier, Paris und Tübingen. 1581 wurde Bauhin in Basel zum Dr. med. promoviert.
Ab 1582 war er Lehrer für Griechisch, ab 1589 Dozent und dann erster ordentlicher Professor für Anatomie und Botanik an der Universität Basel, für die er ihren botanischen Garten einrichtete. 1614 wurde er zum Stadtarzt und Professor für praktische Medizin (als Nachfolger von Felix Platter) an der Universität ernannt. In den Jahren 1592, 1611 und 1619 war Bauhin Rektor der Universität Basel.[1]
Bauhin hielt im Rahmen der Medizinerausbildung in Basel öffentliche Sektionen und botanische Exkursionen ab. Er trieb die Errichtung des Basler Theatrum anatomicum und des Hortus medicus (1589) voran.[2]
Er ist der Autor zahlreicher Publikationen anatomischen Inhaltes, in denen er seine Vorlesungen und anatomisch-pathologischen Demonstrationen zusammenfasste, mit akribischer und fast lückenloser Aufzählung sämtlicher Körperteile wiedergab und physiologische sowie pathologische Erläuterungen hinzufügte.[3] Er ist heute noch in Medizinerkreisen als „Entdecker“ bzw. offizieller Erstbeschreiber der Ileozökalklappe, eines Verschlusses am Übergang zwischen Dickdarm und Dünndarm, bekannt, die nach ihm auch als Bauhin-Klappe bezeichnet wird. Auf Bauhins 1592 erstmals erschienene Schrift Theatrum anatomicum und darin erwähnte Beobachtungen bei Herzsektionen berief sich William Harvey 1618 bei einer Vorlesung, in der dieser „widernatürlich“ im Herzen vorkommendes „steinhartes Fett“ (atheromatöse Veränderungen bei Koronarsklerose)[4] schilderte.
Mit Bauhin, der außerdem die damals bekannte Flora von ganz Europa kannte, gelangte die Periode der sogenannten „Väter der Pflanzenkunde“ (u. a. Otto Brunfels, Hieronymus Bock, Leonhart Fuchs, Pietro Andrea Mattioli) zum Abschluss, sowohl in Bezug auf die Namensgebung (Nomenklatur) als auch auf die Einzelbeschreibungen (Physiognomie) und der Anordnung nach habituellen Ähnlichkeiten (Systematik).
Er führte als erster die Unterscheidung von Spezies und Gattung vollständig durch und schuf eine binäre Nomenklatur. Bauhin beschrieb rund 5.640 damals bekannte Pflanzenarten mit knappen Diagnosen. Dagegen fehlen bei ihm noch die Diagnosen der Gattungen. In der Anordnung der Pflanzen legte er großen Wert auf die natürliche Verwandtschaft.
Ehrungen
Charles Plumier benannte ihm und seinem Bruder Johann Bauhin zu Ehren die Gattung Bauhinia[5] der Pflanzenfamilie Fabaceae. Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[6]
Schriften
- als Hrsg.: Petri Andreae Matthioli Opera Omnia. Johannes König, Basel 1574.
- Theatrum anatomicum infinitis locis auctum, ad morbos accommodatum. Basel 1592.
- Phytopinax seu enumeratio plantarum. Basel 1596 (Digitalisat).
- Anatomica corporis virilis et muliebris historia. Leiden 1597.
- Übersetzung von: Pietri Andreae Matthioli medici senensis Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materi … Frankfurt 1598 (Digitalisat).
- Johann König, Basel 1674 (Digitalisat).
- Theatrum Anatomicum. [8. Auflage der Ausgabe Basel 1592]. Frankfurt 1605 (Digitalisat).
- Bearbeitung von: Jacobus Theodorus. Neuw vollkommentlich Kreuterbuch : mit schönen unnd künstlichen Figuren aller Gewächs der Bäumen, Stauden und Kräutern, so in teutschen und welschen Landen, auch in Hispanien, Ost unnd West Indien, oder in der Newen Welt wachsen, derer über 3000 eygentlich beschrieben werden, auch deren Unterscheidt und Wirckung ... angezeigt werden ... Bassaeus, Frankfurt am Main 1613 (Digitalisat).
- Vivae imagines partium corporis humani. Johann Theodor de Bry, Frankfurt am Main 1620.
- Pinax theatri botanici. Basel 1623 (Digitalisat)
- Histoire des plantes de l’Europe, et des plus usitées qui viennent d’Asie, d’Afrique, & de l’Amérique … Lyon 1671, 2 Bd.
Literatur
- Agnes Arber. Herbals. Their origin and evolution. Cambridge 1912, S. 94–96: Caspar Bauhin (Digitalisat)
- Heinrich Buess: Bauhin, Caspar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 650 (Digitalisat).
- Hans Peter Fuchs-Eckert: Die Familie Bauhin in Basel. Caspar Bauhin – Erster ordentlicher Professor der Anatomie und Botanik an der Universität Basel. In: Bauhinia 6/2 (1979), S. 311–329; 7/2 (1981) 45–62; 7/3 (1982), S. 135–153
- Ilse Jahn: Geschichte der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2000, ISBN 3-8274-1023-1.
- Carl Jessen: Bauhin, Caspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 151 f.
- Karl Mägdefrau: Geschichte der Botanik. Leben und Leistung großer Forscher. 2. Auflage. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-437-20489-0.
- Barbara I. Tshisuaka: Bauhin, Caspar. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 154 f.
Einzelnachweise
- Bauhin, Caspar in Rektoren der Universität Basel, (abgerufen am 18. Januar 2013)
- Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Caspar Bauhin. In: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart., 3. Auflage. Springer, Heidelberg 2006, S. 32 f., DOI:10.1007/978-3-540-29585-3.
- Hans Peter Fuchs-Eckert: Caspar Bauhin - Erster ordentlicher Professor der Anatomie und Botanik an der Universität Basel. In: Die Familie Bauhin in Basel. Bauhinia 7/2 (1981) 45-62.
- Vgl. Hans H. Lauer: Geschichtliches zur Koronarsklerose. BYK Gulden, Konstanz 1971 (Aus dem Institut für Geschichte der Medizin der Universität Heidelberg), S. 6.
- Charles Plumier: Nova Plantarum Americanarum Genera. Leiden 1703, S. 26
- Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 91
Weblinks
- Werke von und über Caspar Bauhin in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Publikationen von und über Caspar Bauhin im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Caspar Bauhin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen für Caspar Bauhin beim IPNI
- Huldrych M.F. Koelbing: Bauhin, Caspar. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Scan von Pinax Theatri Botanici bei www.botanicus.org
- Prodromos Theatri Botanici 2. Auflage 1671 in digitalisierter Form
- Noah Regenass: Caspar Bauhin bei Verein Basler Geschichte