Darracq
Automobiles Darracq S.A. war ein französisches Unternehmen zur Herstellung von Motorfahrzeugen, das 1896 von Alexandre Darracq gegründet wurde.
Unternehmensgeschichte
Perfecta
Mit einem Teil des beachtlichen Profits, den er durch den Verkauf seiner Gladiator Fahrrad-Fabrik erwirtschaftet hatte, eröffnete Alexandre Darracq sein neues Unternehmen im Pariser Vorort Suresnes. Der Betrieb startete unter dem Markennamen Perfecta mit der Produktion von elektrisch betriebenen Motorkutschen. Das Coupé Type C war als Taxi konzipiert mit dem Elektromotor im Heck und mit einer Underslung-Aufhängung. Im Dezember 1896 stellte Alexandre Darracq ein Coupé électrique auf dem Salon du Cycle in Paris aus.[1] Es ist allerdings nicht nachgewiesen, dass solche Fahrzeuge tatsächlich als Taxi verwendet worden sind.[2] Außerdem entstanden Rahmen für Fahrräder, Dreiräder, Motor-Tricyles und Quadricycles mit einem zugekauften Einbaumotor; letztere galten vor der Einführung einer eigenen Kategorie Motorräder ebenfalls als Automobile. Bald entstanden solche Zweiräder mit einem Fünfzylinder-Sternmotor nach einem Entwurf des Konstrukteurs Millet, die mit wenig Erfolg vermarktet wurden.
Société A. Darracq
Zwischen 1898 und 1901 fertigte Darracq Voiturettes nach einer Lizenz des französischen Automobilherstellers Automobiles Léon Bollée. Ab 1900 stellte das Unternehmen Fahrzeuge mit Frontmotor her. Das Darracq-Automobil-Unternehmen florierte; der 1904 produzierte „Flying Fifteen“ war ein Auto äußerster Güte und half dem Unternehmen, zehn Prozent des französischen Marktes für sich zu gewinnen.
Im Jahre 1902 unterzeichnete Alexandre Darracq einen Kooperationsvertrag mit der Adam Opel AG, um in Deutschland Fahrzeuge unter dem Markennamen Opel Darracq zu fertigen. Die Kooperation hielt bis 1907, als die Produktion des 8/9 PS eingestellt wurde. 1905 expandierte Darracq nach England und gründete dort die A. Darracq Company mit einem Kapital von 650.000 Pfund Sterling. 1906 expandierte das Unternehmen nach Portello, einem Vorort von Mailand in Italien. Durch eine Lizenz mit Ugo Stella, einem Aristokraten aus Mailand, gelang es, die Societa Italiana Automobili Darracq (SIAD) zu gründen. Das Geschäft lief allerdings nicht besonders gut; Darracq schloss es bereits 1909 wieder. Das neue Unternehmen Anonima Lombarda Fabbrica Automobili, kurz ALFA, übernahm die Produktionsstätten und wurde einige Jahre später unter dem Namen Alfa Romeo bekannt.
1907 gründete Darracq in Vitoria in Spanien die Sociedad Anonima Espanola de Automoviles Darracq mit einem Kapital von vier Millionen Pesetas.
Das Unternehmen begann, an Autorennen teilzunehmen, da auf diese Weise eine große Öffentlichkeitswirkung erzielt werden konnte. Paul Baras stellte mit einem Darracq in Ostende, Belgien, am 13. November 1904 mit 167,248 km/h einen neuen Landgeschwindigkeitsrekord auf. Am 30. Dezember 1905 setzte erneut ein Darracq-Fahrzeug eine neue Marke: Victor Hémery fuhr in Arles in Frankreich, mit seinem V8 Special eine Geschwindigkeit von 175,44 km/h. Wie auf einem britischen Poster zu sehen ist, wurde ein Darracq 1906 mit einer Geschwindigkeit von 197,06 km/h gemessen. Darracq-Automobile gewannen 1905 und 1906 den Vanderbilt Cup auf Long Island sowie das Rennen von Kuba in Havanna. Erwähnenswerte Fahrer dieser Zeit waren u. a. Vincenzo Florio, der zwei Jahre später die Targa Florio gründete, Louis Chevrolet, Victor Hémery und Louis Wagner.
1906 erwarb Darracq von Frank L. Gardner dessen Anteile an Gardner-Serpollet. Neben dem Werk in Surêsnes entstand eine Fabrik zur Herstellung von Darracq-Serpollet Nutzfahrzeugen. Sein Partner Léon Serpollet verstarb jedoch bereits im Februar 1907. Die Produktion wurde einige Jahre recht erfolgreich weitergeführt, wobei sich der britische Markt als zugänglich erwies.
1913 verkaufte Alexandre Darracq aufgrund britischer Finanzinteressen, als Owen Clegg in das Pariser Hauptquartier als Geschäftsführer wechselte. Während des Ersten Weltkriegs produzierten die Darracq-Werke verschiedene kriegswichtige Güter. Am Ende des Krieges, 1919, übernahm Darracq die englische Firma Clement Talbot. Die Modelle wurden sodann als Talbot-Darracq vermarktet. 1920 wurde das Unternehmen umorganisiert und Teil von S. T. D. Motors (STD). 1935 wurde es von der Rootes-Gruppe gekauft.
Fahrzeuge
Ende 1896 wurde das Coupé électrique auf dem Pariser Salon du Cycle vorgestellt. Das Fahrzeug war als Taxi konzipiert, bei dem der Fahrersitz erhöht und hinter der Fahrgastkabine angebracht war. Das Fulmen-Akkumulatorpaket für den Elektroantrieb wog 400 kg, das Fahrzeuggesamtgewicht betrug 1.200 kg. Die Höchstgeschwindigkeit war mit 20 km/h angegeben. Bei durchschnittlich 15 km/h wurde eine Reichweite von 60 km erreicht.[1][3]
- Darracq Coupé électrique (1896)
Film
1953 handelte der von dem Regisseur Henry Cornelius gedrehte Film Die feurige Isabella (Originaltitel Genevieve) in der Hauptsache von einem Darracq 12 CV von 1904. Der äußerst erfolgreiche Film begründete in der Folgezeit ein hohes Interesse an der Restauration alter Autos. Bei der Restaurierung des Fahrzeugs wurde ein für dieses Modell nicht korrekter Kühler des größeren 15 CV verwendet.
- Das Originalfahrzeug aus dem Film
- Schriftzug am Originalfahrzeug
- Fahrgestell aus der Sammlung Schlumpf
Literatur
- Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8.
- G. N. Georgano (Hrsg.): Complete Encyclopedia of Motorcars, 1885 to the Present. Dutton Press, New York, 1973, ISBN 0-525-08351-0.
- G. N. Georgano (Hrsg.), G. Marshall Naul: Complete Encyclopedia of Commercial Vehicles. MBI Motor Books International, Osceola WI, 1979, ISBN 0-87341-024-6.
- Jacques Rousseau: Guide de l'Automobile française. Éditions Solar, Paris, 1988, ISBN 2-263-01105-6.
Weblinks
- Foto eines Perfecta Quadricycles von 1899 (abgerufen am 8. April 2013)
Einzelnachweise
- L'Industrie Automobile au 4e Salon du Cycle. In: Raoul Vuillemot (Hrsg.): La locomotion automobile. Nr. 21. Paris 17. Dezember 1896, S. 340–342.
- Georgano: Complete Encyclopedia of Motorcars, 1885 to the Present. 1973, S. 176.
- Automobiles électriques A. Darracq. In: J.-L. Breton (Hrsg.): La Traction Mécanique. Band II. Librairie E. Bernard & Cie., Paris 1898, S. 271–273.