ATP Hamburg
Das ATP-Turnier von Hamburg (offiziell Hamburg European Open) ist ein Herren-Tennisturnier, das alljährlich am Hamburger Rothenbaum als Internationale Deutsche Meisterschaften ausgetragen wird. Der Wettbewerb gehörte bis 2008 zur Masters-Serie der ATP und hieß bis dahin Hamburg Masters. 2009 wurde das Turnier von der ATP herabgestuft, seitdem ist es Bestandteil der ATP Tour 500. Sprecher des Turniers sahen dessen Zukunft gefährdet, da topplatzierte Spieler kaum mehr Anreiz hätten, daran teilzunehmen. Versuche des DTB, die Herabstufung juristisch anzufechten, blieben erfolglos. Das Turnier, das zuvor im Mai gespielt wurde, findet nun im Juli statt und hat somit seinen Stellenwert als Aufwärmturnier für die French Open verloren.[1][2] Betreiber des Turniers nach Michael Stich ist seit 2019 die Reichel Business Group GmbH.
Hamburg European Open | |
ATP Tour | |
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Austragungsort | Hamburg Deutschland |
Erste Austragung | 1892 |
Kategorie | Tour 500 |
Turnierart | Freiplatzturnier |
Spieloberfläche | Sand |
Auslosung | 32E/16Q/16D/4QD |
Preisgeld | 1.718.170 US$ |
Center Court | 13.200 Zuschauer |
Website | Offizielle Website |
Stand: 2. Januar 2019 |
Neben dem Herrenturnier wurden am Rothenbaum zwischen 1896 und 2002 auch Damenturniere und von 1906 bis 1974 auch Mixed-Wettbewerbe ausgetragen. Seit 2021 werden Damenturniere wieder ausgetragen.
Geschichte
Bis zum Zweiten Weltkrieg
Die ersten „Internationalen Deutschen Meisterschaften im Tennis“ fanden 1892 in Hamburg statt. Sie gehören somit wie die heute als Grand-Slam-Turniere bekannten Offenen Meisterschaften von Australien, Frankreich, England und die US Open zu den ältesten und traditionsreichsten Turnieren der Welt. Wie anderswo waren auch hier zunächst nur Männer teilnahmeberechtigt.
Die Internationalität des Turniers bestand zu Beginn nur darin, dass auch österreichische Staatsbürger zugelassen waren. Als Ort wählte man die Anlage des „Eisenbahnvereins auf der Uhlenhorst“, die heute unter dem Namen „Klipper THC Hamburg“ bekannt ist. Die erste Austragung ab dem 27. August 1892 war vom Ausbruch der Cholera überschattet; das Turnier wurde unterbrochen und fand erst einen Monat später mit dem 19-jährigen Walter Bonne seinen ersten Sieger.
1894 fand das Turnier erstmals auf dem Areal des heutigen Rothenbaum (Der Club an der Alster) statt. Das Jahr 1897 sah die ersten wirklich „offenen“ Deutschen Meisterschaften und den Engländer Hillyard als Sieger. Von 1898 bis 1901 wurde das Turnier in Bad Homburg vor der Höhe ausgetragen. Der Grund waren Finanzierungsschwierigkeiten der austragenden Hamburger Eislaufvereine.
1902 wurde der Deutsche Tennis Bund gegründet. Im selben Jahr kehrten die German Open an den heutigen Austragungsort, den Hamburger Rothenbaum, zurück. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden die Meisterschaften noch im Wechsel mit der örtlichen Anlage „Uhlenhorst“ durchgeführt. Erstmals wurde ein Herren-Doppeltitel ausgelobt. 1906 wurde erstmals ein Mixed-Titel vergeben.
Zwischen 1914 und 1919 wurde Deutschland aus dem internationalen Tennisgeschehen ausgeschlossen. Seit 1924 ist die Anlage am Rothenbaum endgültig Standort des Turniers. Ein Jahr später gewann Otto Froitzheim seinen siebten Titel. Er ist bis heute Rekordsieger der German Open. Zwischen 1940 und 1947 wurden wegen des Zweiten Weltkriegs keine Meisterschaften ausgetragen.
1948 bis 1978
1949 gewann der mittlerweile 39-jährige Gottfried von Cramm seinen sechsten und letzten Titel. Im Alter von 45 Jahren gewann er 1955 seinen letzten Doppeltitel. 1956 fanden die German Open zum 50. Mal statt. Zu diesem Anlass wurde der Center Court auf 5.000 Plätze erweitert. 1964 wurde der Hauptplatz erneut ausgebaut und fasste nunmehr 8.000 Zuschauer. Im selben Jahr kam es zum bisher einzigen Mal seit dem Zweiten Weltkrieg zu einem rein deutschen Finale; Wilhelm Bungert schlug Christian Kuhnke in vier Sätzen.
1966 traten auch die German Open in die Ära des professionellen Tennis ein. Amateure und Profis sind seitdem gleichermaßen startberechtigt. Seit 1969 wird ein offizielles Preisgeld gezahlt – bei der ersten Austragung wurde um 17.500 US-Dollar gespielt. Da Jack Kramer 1970 den Grand Prix gründete, wurde das Turnier ab 1971 mit Wimbledon, Paris, Forest Hills und Rom in die Grand-Prix-Turniere eingereiht. Hierzu wurden die Meisterschaften in den Juni verlegt.
1979 bis 2009
Ab 1979 wurde das Herrenturnier nicht mehr von der traditionsreichen Hamburger Tennis-Gilde, sondern vom Hamburger Tennis-Verband veranstaltet.
1980 wurde die Anlage am Rothenbaum umfassend ausgebaut; ein Turnierhaus entstand, der Center Court erhielt eine elektronische Anzeigetafel und wurde auf 9.000 Plätze ausgebaut. Mit 67.000 Besuchern erzielte die Herrenveranstaltung im selben Jahr einen neuen Zuschauerrekord. Ein Jahr später wurde das Preisgeld zum 75. Jubiläum des Turniers auf 200.000 US-Dollar erhöht.
In den 1980ern erlebten beide Turniere aufgrund der Erfolge von Boris Becker, Steffi Graf und Michael Stich einen Boom. 1984 trat Becker erstmals beim Herrenturnier an – gewinnen konnte er es nie. Jährlich wurden neue Zuschauerrekorde aufgestellt, 1989 kamen insgesamt 102.000 Besucher auf die Anlage; der Center Court wurde auf ein Fassungsvermögen von 10.000 Zuschauern ausgebaut. Im selben Jahr verlegte der DTB seine Geschäftsstelle auf die Rothenbaum-Anlage.
1990 überstieg das Preisgeld des Herrenturniers erstmals die Millionenmarke. 1993 wurde Michael Stich erster deutscher Sieger des Turniers seit Wilhelm Bungert. Bis 1997 wurde die Anlage erneut massiv ausgebaut. Für knapp zehn Millionen Euro erhielt der Center Court eine Kapazität von 13.200 Plätzen sowie ein mobiles Dach. Nicht zuletzt die enormen Umbaukosten brachten den Deutschen Tennis Bund in eine prekäre finanzielle Situation. Darüber hinaus trug das Ende des deutschen Tennis-Booms zu einem starken Rückgang des Besucherinteresses und der für das Turnier gezahlten Fernsehgelder bei.
1999 wurde das Herrenturnier mit neun anderen Turnieren in die neu gegründete Masters Series aufgenommen, 2009 wurde dieser Status durch die Einordnung in die neue ATP 500 Series wieder aberkannt. 2003 wurde Boris Becker zum Chairman des von finanziellen Problemen gebeutelten Turniers berufen.
Seit 2009
Von 2009 bis 2018 war Michael Stich Turnierdirektor. Im Jahr 2009 verlor das Turnier durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts seinen Titelsponsor bet-at-home.com. Dieser Verlust sowie die Herabstufung des Turniers durch die ATP in die dritte Kategorie im Jahr 2009 stürzte das Turnier in eine ungewisse Zukunft.[3]
Im September 2010 hob der Europäische Gerichtshof das Urteil des Verwaltungsgerichts wieder auf und ab 2011 wurde bet-at-home.com wieder Titelsponsor der German Open.[4] Im November 2015 gab bet-at-home.com bekannt, dass es den zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht verlängert.[5]
Betreiber des Turniers nach Michael Stich ist seit 2019 die Reichel Business Group GmbH.
Bisherige Sieger
Einzel
Doppel
Einzelnachweise
- Hambruger Rothenbaum verliert Masters-Status. In: rp-online.de. Rheinische Post, 6. August 2008, abgerufen am 2. August 2017.
- Rothenbaum verliert den Masters-Status. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt, 2. Juli 2007, abgerufen am 2. August 2017.
- Rainer Grünberg: "Zu 80 Prozent gibt es 2010 wieder ein Turnier". In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt, 27. Juli 2009, abgerufen am 2. August 2017.
- bet-at-home.com ist neuer Titelsponsor am Rothenbaum. In: presseportal.de. 16. September 2009, abgerufen am 2. August 2017.
- Turnier am Rothenbaum braucht neuen Titelsponsor. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt, 27. November 2015, abgerufen am 2. August 2017.
Weblinks
- Offizielle Website
- Turnierprofil auf ATP-Website (englisch)
- Hamburg: Wiege des deutschen Tennis. In: ndr.de. 18. Juli 2018, abgerufen am 13. Juni 2019.