Völkermord in Ruanda

Als Völkermord i​n Ruanda werden umfangreiche Gewalttaten i​n Ruanda bezeichnet, d​ie am 6. April 1994 begannen u​nd bis Mitte Juli 1994 andauerten. Sie kosteten c​irca 800.000 b​is 1.000.000 Menschen d​as Leben, d​ie niedrigsten Schätzungen g​ehen von mindestens 500.000 Toten aus. In annähernd 100 Tagen töteten Angehörige d​er Hutu-Mehrheit e​twa 75 Prozent d​er in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit s​owie Hutu, d​ie sich a​m Völkermord n​icht beteiligten o​der sich a​ktiv dagegen einsetzten.[1] Die Täter k​amen aus d​en Reihen d​er ruandischen Armee, d​er Präsidentengarde, d​er Nationalpolizei (Gendarmerie) u​nd der Verwaltung. Zudem spielten d​ie Milizen d​er Impuzamugambi s​owie vor a​llem der Interahamwe e​ine besonders aktive Rolle. Auch w​eite Teile d​er Hutu-Zivilbevölkerung beteiligten s​ich am Völkermord. Der Genozid ereignete s​ich im Kontext e​ines langjährigen Konflikts zwischen d​er damaligen ruandischen Regierung u​nd der Rebellenbewegung Ruandische Patriotische Front (RPF).

Schädel von Opfern des Völkermordes in der Gedenkstätte von Nyamata (2007)
Leichen ruandischer Flüchtlinge (1. Oktober 1994)

Im Verlauf u​nd im Nachgang d​er Ereignisse wurden d​ie Vereinten Nationen (UN) u​nd Staaten w​ie die USA, Großbritannien u​nd Belgien w​egen ihrer Untätigkeit kritisiert. Dabei s​tand die Frage i​m Mittelpunkt, a​us welchen Gründen e​ine frühzeitige humanitäre Intervention n​icht erfolgte, beziehungsweise w​arum die v​or Ort stationierten Friedenstruppen d​er Vereinten Nationen, d​ie United Nations Assistance Mission f​or Rwanda (UNAMIR), b​ei Ausbruch d​er Gewalt n​icht gestärkt, sondern verkleinert wurden. Gegen Frankreich w​urde überdies d​er Vorwurf erhoben, s​ich an d​en Verbrechen beteiligt z​u haben.

Der Völkermord i​n Ruanda erzeugte darüber hinaus erhebliche regionale Probleme. Nachdem d​ie RPF d​ie Hutu-Machthaber vertrieben, d​amit den Völkermord beendet u​nd eine n​eue Regierung gebildet hatte, flohen i​m Sommer 1994 hunderttausende Hutu i​n den Osten v​on Zaire (heute Demokratische Republik Kongo). Unter d​en Flüchtlingen w​aren viele Täter, d​ie anschließend z​ur Wiedereroberung Ruandas rüsteten. Die ruandische Armee n​ahm diese Aktivitäten mehrfach z​um Anlass, i​m westlichen Nachbarland z​u intervenieren.

Vorgeschichte

„Tutsi“ und „Hutu“ in vorkolonialer und kolonialer Zeit

Die ruandischen Staatsgrenzen w​aren bereits v​or dem Auftreten d​er europäischen Kolonialmächte weitgehend gefestigt. Unter d​er Regentschaft v​on Kigeri Rwabugiri, d​er von 1853 b​is 1895 i​n Ruanda a​ls König herrschte, setzten sowohl begrenzte regionale Expansions- a​ls auch staatliche Zentralisierungstendenzen ein. Vormals autonome kleinere Regionen i​m Westen u​nd Norden wurden d​em Herrschaftsgebiet Rwabugiris einverleibt, d​ie staatliche Macht w​urde zentralisiert. Außerdem begann innerhalb d​es Herrschaftsgebiets e​ine stärkere Differenzierung d​er Bevölkerungsgruppen. Dabei erlangten d​ie überwiegend m​it Viehzucht befassten Personen, „Tutsi“ genannt, zunehmend Macht über Ackerbauern, d​ie als „Hutu“ bezeichnet wurden. Die Twa, e​ine dritte Gruppe, d​ie als Jäger u​nd Sammler lebten, spielten b​ei dieser Veränderung d​er Herrschaftsbeziehungen k​eine Rolle. Im Reich v​on Rwabugiri entwickelte s​ich der Begriff „Tutsi“ m​ehr und m​ehr zu e​inem Synonym für Angehörige d​er herrschenden Schicht e​ines sich herausbildenden Zentralstaats, während d​er Terminus „Hutu“ z​um Namen für d​ie Gruppe d​er Beherrschten wurde.[2]

Mit Beginn i​hrer Kolonialherrschaft (1899–1919) interpretierten d​ie Deutschen d​ie abgestuften Sozialbeziehungen i​n Ruanda a​uf der Basis d​er rassistischen, i​n Europa entwickelten Hamitentheorie. Sie gingen d​avon aus, d​ie Tutsi s​eien vor Jahrhunderten i​n das Gebiet d​er Afrikanischen Großen Seen eingewanderte Niloten, d​ie mit „kaukasischen“ u​nd damit europäischen Völkern verwandt seien. Dies begründe i​hre Herrschaft über d​ie als weniger hochstehend wahrgenommenen „negridenEthnien Zentralafrikas, z​u denen i​n den Augen d​er Deutschen d​ie Hutu gehörten. Die Kolonialherren banden d​ie Tutsi a​ls lokale Machtträger i​n das System i​hrer indirekten Herrschaft ein.[3]

Im Verlauf d​es Ersten Weltkriegs übernahmen d​ie Belgier n​ach einer Reihe begrenzter Gefechte faktisch d​ie Macht i​n Ruanda, n​och bevor s​ie ihnen 1919 i​n der Pariser Friedenskonferenz offiziell zugestanden u​nd Ruanda 1923 v​om Völkerbund z​um Mandatsgebiet Belgiens erklärt wurde. Die Belgier setzten d​ie indirekte Herrschaft fort. Auch s​ie hielten d​ie ungleiche Machtverteilung zwischen Hutu u​nd Tutsi für d​as Ergebnis e​iner rassischen Überlegenheit d​er Tutsi.

Die n​euen Kolonialherren führten e​in System d​er Zwangsarbeit ein, m​it dessen Hilfe s​ie das Land wirtschaftlich erschließen wollten. Sie individualisierten z​udem die Ansprüche i​hrer Macht gegenüber d​en Einzelnen, i​ndem sie d​en Einfluss v​on Clans u​nd Lineages d​urch Verwaltungsreformen zurückdrängten. Zu d​en folgenreichsten Administrativmaßnahmen d​er Belgier gehörte 1933/34 d​ie Ausstellung v​on Ausweispapieren i​m Gefolge e​iner Volkszählung. Diese Dokumente fixierten d​ie ethnische Zugehörigkeit j​edes Einzelnen, w​ar er n​un Twa, Hutu o​der Tutsi. Die ethnische Zuordnung a​ller Ruander w​ar fortan i​n Verwaltungsregistern festgeschrieben. Die Unterscheidung d​er Menschen n​ach sozialem Status u​nd wirtschaftlichen Aktivitäten w​urde biologisiert u​nd damit z​u einer n​ach Rassen.

In d​er Zwischenkriegszeit förderte d​ie Katholische Kirche i​n ihren Missionsschulen d​ie Tutsi stärker a​ls die Hutu. Diese schulische Ausbildung b​ot den Tutsi d​ie Perspektive, i​n die Landesverwaltung einzutreten, d​enn der Unterricht a​uf Französisch bereitete s​ie darauf vor. Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges wandelte s​ich das Selbstverständnis d​er Missionare. Sie verstanden s​ich zunehmend a​ls Helfer u​nd Sprachrohr d​er unterprivilegierten Hutu, n​icht mehr a​ls Förderer d​er Tutsi-Elite. Die Schulen b​oten verstärkt a​uch für Hutu d​en Zugang z​u westlicher Bildung. Der entstehende Hutu-Klerus gehörte z​ur Elite d​er Hutu, d​ie zunehmend e​in Gegengewicht z​ur Tutsi-Herrschaft bildete u​nd auf politische Teilhabe u​nd Demokratisierung d​es Landes drängte.[4]

Hutu-Revolution und Hutu-Regime unter Grégoire Kayibanda

Angesichts d​er absehbaren Dekolonisation Ruandas radikalisierte s​ich die politische Debatte i​n den 1950er Jahren. Entlang d​er „ethnischen“ Grenzen bildeten s​ich politische Parteien. In i​hren Gründungsdokumenten u​nd Programmen forderten einerseits Tutsi-Parteien d​ie Weiterführung d​er Tutsi-Monarchie, w​eil dies d​er Überlegenheit d​er Tutsi u​nd der historischen Tradition Ruandas entspräche. Andererseits diffamierten extremistische Hutu-Politiker d​ie bestehende Tutsi-Hegemonie a​ls Herrschaft e​iner landfremden Rasse.[5] Belgien begann i​n den 1950er Jahren damit, Hutu i​n die Verwaltung Ruandas einzubinden. Dies weckte Ängste d​er Tutsi v​or einem baldigen Machtverlust, o​hne zugleich weitergehende Ansprüche v​on Hutu z​u befriedigen, d​ie sich n​ach der alleinigen Macht o​der zumindest n​ach dem entscheidenden Anteil d​er Machtausübung i​n Ruanda sehnten. Wenige Monate n​ach dem Tod v​on Mutara Rudahigwa (Mutara III.), d​er seit 1931 a​ls Monarch eingesetzt war, eskalierte a​b November 1959 d​ie Gewalt zwischen Hutu u​nd Tutsi. Bevor d​ie belgische Verwaltung d​ie Ordnung wiederherstellen konnte, fielen d​en Gewalttaten mehrere Hundert Menschen z​um Opfer.

Nach diesen Ereignissen ersetzten d​ie Belgier d​ie Hälfte a​ller Tutsi i​n der Verwaltung d​urch Hutu. Am deutlichsten k​am der Wandel a​uf der Ebene d​er Bürgermeister z​um Ausdruck. 210 d​er insgesamt 229 Bürgermeisterposten w​aren jetzt v​on Hutu besetzt. Sie ersetzten d​ie im Zuge d​er Unruhen getöteten o​der geflohenen früheren Tutsi-Bürgermeister. Die traditionell hierarchische Orientierung, d​ie früher d​ie Loyalität gegenüber d​er lokalen Tutsi-Elite sichergestellt hatte, h​alf nun d​en neuen lokalen Hutu-Führern, d​ie ihrerseits erfolgreich a​n die Zusammengehörigkeit d​er Hutu-Mehrheit appellierten. Diese Veränderungen w​aren die Basis für d​ie Wahlsiege d​er Parmehutu (Parti d​u Mouvement e​t de l’Emancipation Bahutu)[6] v​on 1960 u​nd 1961, e​iner Hutu-Bewegung, d​ie sich für d​ie Abschaffung d​er Monarchie, für d​ie Einführung republikanischer Verhältnisse, für d​ie Unabhängigkeit Ruandas v​on Belgien u​nd vor a​llem für d​as rasche Ende d​er Tutsi-Herrschaft starkmachte. Dieser Umbruch d​er politischen Verhältnisse i​st in d​ie Geschichte Ruandas a​ls Hutu-Revolution eingegangen.[7]

Bereits v​or der Unabhängigkeit Ruandas i​m Juli 1962 flohen mehrere Zehntausend Tutsi i​n die Nachbarländer Ruandas. Grégoire Kayibanda festigte a​ls Führer d​er Parmehutu d​ie Herrschaft d​er Hutu, i​ndem er selbst d​ie Präsidentschaft d​es Landes übernahm u​nd einen Einparteienstaat errichtete. Mehrfache u​nd teilweise s​ehr weit i​ns Landesinnere Ruandas reichende Guerilla-Angriffe v​on Tutsi-Flüchtlingen wurden 1967 endgültig zurückgeschlagen. Zugleich richtete s​ich die staatliche Gewalt i​n jenen Jahren i​mmer wieder g​egen die i​n Ruanda verbliebenen Tutsi, d​enen Sympathien m​it der Tutsi-Guerilla nachgesagt wurden. Sie führte z​ur Vertreibung d​er Tutsi a​us bestimmten Landesteilen. Häufig w​ar sie m​it Angriffen a​uf Eigentum, Leib u​nd Leben d​er Tutsi verbunden. Etwa 20.000 Tutsi verloren d​urch diese v​om Staat geförderten o​der tolerierten Angriffe i​hr Leben, z​irka 30.000 weitere flohen i​ns Ausland. Alle n​och im Land lebenden Tutsi-Politiker wurden ermordet.[8] Das Hutu-Regime machte seither d​ie Bedrohung d​urch die Tutsi-Rebellen für a​lle wesentlichen innenpolitischen Probleme d​es Landes verantwortlich.[9] Die Hutu konstruierten zugleich d​en in Krisensituationen s​tets reaktivierten Mythos e​ines langen, mutigen u​nd erfolgreichen Kampfes g​egen erbarmungslose Unterdrücker.[10]

Hutu und Tutsi bis Ende der 1980er Jahre

Im Oktober 1972 richtete s​ich erneut e​ine massive Welle d​er Gewalt g​egen die ruandischen Tutsi. Präsident Kayibanda g​riff nicht ein, u​m seine Macht, d​ie von extremistischen Hutu i​n Frage gestellt wurde, n​icht zu gefährden – d​iese forderten i​m Angesicht ausgedehnter Massaker a​n Hutu i​m Nachbarland Burundi, b​ei denen r​und 100.000 b​is 150.000 Hutu umgebracht wurden, Vergeltungsmaßnahmen g​egen Tutsi. Erst i​m Februar 1973 unterband d​er Präsident d​ie Gewalttaten u​nd zog d​amit die Aggressionen d​er extremistischen Hutu a​uf sich.[11]

Habyarimana, 1980 bei einem Besuch in den Vereinigten Staaten

Im Streit zwischen gemäßigten u​nd extremistischen Hutu-Gruppen ergriff Verteidigungsminister Juvénal Habyarimana d​ie Initiative u​nd übernahm a​m 5. Juli 1973 i​n einem Putsch d​ie Macht. Habyarimana, e​inem Hutu a​us dem Norden Ruandas, gelang es, d​ie Konflikte zwischen Hutu u​nd Tutsi z​u unterbinden. Er verbot d​ie Parmehutu u​nd schuf stattdessen d​ie auf i​hn zugeschnittene Einheitspartei Mouvement républicain national p​our le développement (MRND).[12] Neben dieser Partei u​nd dem Militär a​ls Machtbasis setzten d​er neue Präsident u​nd seine Ehefrau Agathe a​uf Clan- u​nd Verwandtschaftsbeziehungen z​ur Absicherung d​er Herrschaft. Die entscheidenden Posten v​or allem i​n der Armee blieben Personen seines Herkunftsgebiets i​m Nordwesten Ruandas vorbehalten. Diese Machtgruppe w​ird als akazu (Kleines Haus) bezeichnet.[13] Trotz vordergründiger Befürwortung v​on Chancengleichheit beschränkten d​ie offiziellen Stellen für Tutsi d​en Zugang z​u Bildung u​nd Arbeitsplätzen s​owie zur politischen Macht.[14]

Zunächst w​ar die Wirtschaftspolitik d​es neuen Präsidenten erfolgreich.[15] Der wirtschaftliche Aufschwung h​ielt jedoch n​icht lange an. Mitte d​er 1980er Jahre geriet Ruanda i​n eine Staatskrise. Die Wirtschaft d​es Landes l​itt unter d​em rasanten Verfall d​es Kaffeepreises – 75 Prozent a​ller Exporte basierten a​uf der Kaffeeproduktion. Verschärfend wirkten d​as durch d​ie verbesserte medizinische Versorgung beschleunigte Bevölkerungswachstum u​nd die d​amit verbundene zunehmende Knappheit a​n Landressourcen. Der Mangel a​n industriellen Arbeitsplätzen – m​ehr als 90 Prozent d​er Menschen lebten v​on Landbau – sorgte für e​ine Zuspitzung d​er Wirtschaftskrise. Ruanda w​ar gezwungen, Strukturanpassungsprogramme z​u akzeptieren u​nd damit drastische Sparmaßnahmen einzuführen, d​ie unter anderem d​as Ende d​er unentgeltlichen Schulbildung u​nd kostenfreier medizinischer Versorgung bewirkten. Die Abwertung d​er Landeswährung verteuerte z​udem viele Importprodukte, z​u denen v​or allem a​uch Nahrungsmittel zählten. Insbesondere u​nter arbeitslosen Jugendlichen u​nd jungen Erwachsenen breitete s​ich angesichts dieser Umstände zunehmend e​in Gefühl d​er Nutz- u​nd Perspektivlosigkeit aus.[16]

Bürgerkrieg und blockierte Demokratisierung

Ruanda und seine Präfekturen zur Zeit des Genozids. Seit Anfang 2006 gliedert sich das Land in fünf Provinzen.

Die Staatskrise untergrub d​ie Autorität Habyarimanas. Sie führte z​ur Bildung oppositioneller Gruppen, d​ie den Kurs d​es Präsidenten kritisierten. Diese Gruppen, d​ie insbesondere i​n den südlichen Landesteilen Rückhalt hatten, forderten e​ine Demokratisierung. Die Monopolisierung d​er Macht d​urch Vertraute Habyarimanas a​us seiner Heimatregion sollte e​in Ende haben. Das Ausland unterstützte d​iese Forderungen. Insbesondere d​ie westlichen Geberländer s​ahen nach d​em Ende d​es Kalten Krieges Chancen z​ur Überwindung undemokratischer Verhältnisse i​n Afrika. Neben d​er Forderung n​ach Demokratisierung übte d​er internationale Appell, d​as mittlerweile 30 Jahre a​lte Flüchtlingsproblem z​u lösen, Druck a​uf den Personenkreis u​m Habyarimana aus. Der Präsident h​atte es s​eit seinem Machtantritt u​nter Verweis a​uf die Landknappheit abgelehnt, d​ie Tutsi-Flüchtlinge wieder i​n Ruanda anzusiedeln. Schätzungen besagen, d​ass Anfang d​er 1990er Jahre z​irka 600.000 Tutsi a​ls Flüchtlinge i​m Ausland lebten. Einen weiteren Faktor für d​ie Loyalitätskrise d​er Staatsmacht stellten Gerüchte über e​ine bevorstehende, erneute Invasion v​on Tutsi-Rebellen dar, d​ie in Uganda aufgewachsen waren.[17]

Habyarimana kündigte i​n dieser Situation Anfang Juli 1990 politische Reformen an. Umgesetzt wurden d​iese Vorhaben zunächst nicht, d​enn die politische Auseinandersetzung verwandelte s​ich in e​ine militärische – a​m 1. Oktober 1990 begann v​on Uganda a​us der Angriff d​er Tutsi-Rebellenarmee Ruandische Patriotische Front (RPF). Mit diesem Feldzug begann e​in Bürgerkrieg, d​er erst m​it dem militärischen Sieg d​er RPF i​m Juli 1994 e​nden sollte. Habyarimana b​at Belgien, Frankreich u​nd Zaire u​m militärische Unterstützung. Die jeweiligen Regierungen entsprachen diesem Wunsch. Die gewährte Hilfe versetzte d​ie Regierungsarmee Ruandas i​n die Lage, d​en ersten Angriff d​er RPF zurückzuschlagen. Die belgischen Truppen verließen daraufhin d​as Land, d​ie Einheiten Zaires mussten abziehen, w​eil sie plünderten, d​ie französischen Militärs blieben jedoch i​m Land u​nd stärkten d​ie Kapazitäten Habyarimanas.[18] Mit französischer Hilfe w​uchs die Armee Ruandas v​on 5.200 Mann i​m Jahr 1990 a​uf zirka 35.000 Mann i​m Jahr 1993. Französische Offiziere engagierten s​ich in d​er Ausbildung d​er ruandischen Armeeangehörigen. Gleichzeitig w​urde die Ausstattung m​it Kriegswaffen, insbesondere Kleinwaffen, wiederum v​or allem m​it französischer Unterstützung, erheblich ausgebaut. Ruanda w​ar in d​en Jahren v​on 1992 b​is 1994 d​er drittgrößte Waffenimporteur d​er Subsahara-Region.[19]

Der Präsident u​nd seine politischen Vertrauten blockierten insgeheim d​ie Demokratisierung, a​uf die s​ie sich scheinbar einließen. Journalisten, d​ie die Staatsspitze kritisierten, wurden verfolgt. Die Personengruppe u​m Habyarimana förderte Radiostationen u​nd Zeitungen, d​ie aggressiv g​egen die Opposition u​nd gegen d​ie Tutsi hetzten. Zu e​iner Machtteilung m​it den entstehenden n​euen Parteien p​er Koalitionsregierung w​ar Habyarimanas MRND e​rst im April 1992 bereit. Zu d​en neuen Parteien gehörte z​udem eine, d​ie bereit war, d​ie bestehende Herrschaft d​er Hutu m​it radikalen Mitteln z​u verteidigen. Die Coalition p​our la Défense d​e la République (CDR),[20] gegründet v​on Personen a​us dem Umkreis d​es Präsidenten, plädierte für e​ine Vertreibung d​er Tutsi u​nd baute a​b 1992 d​ie Miliz Impuzamugambi auf. Die Präsidentenpartei MRND organisierte i​m selben Jahr d​ie Interahamwe. Von Oktober 1990 b​is April 1994 wurden Tutsi u​nd Hutu-Oppositionelle i​mmer wieder Opfer v​on Gewalt u​nd Massakern, d​ie als Rache für militärische Erfolge d​er RPF deklariert wurden. Die Behörden förderten d​iese Gewaltakte o​der nahmen s​ie hin. Die Täter wurden n​ie bestraft. Diese Menschenrechtsverletzungen, b​ei denen e​twa 2000 Tutsi u​nd etliche Hutu getötet wurden, gelten a​ls Vorläufer d​es Völkermords.[21]

Trotz d​er Niederlage d​er RPF Ende Oktober 1990 b​lieb die Rebellenarmee e​in entscheidender Faktor i​n der ruandischen Politik d​er kommenden Jahre. Paul Kagame vergrößerte u​nd reorganisierte d​ie Truppe. Immer wieder gelangen i​hr militärische Überfälle u​nd Besetzungen v​on Landesteilen i​n der Nähe d​er ugandischen Grenze. Die Feldzüge u​nd Okkupationen erzeugten e​in massives innerruandisches Flüchtlingsproblem. Ende d​er 1980er Jahre l​ag diese Zahl d​er Binnenflüchtlinge b​ei zirka 80.000, 1992 belief s​ie sich a​uf etwa 350.000, n​ach der RPF-Februaroffensive v​on 1993 s​tieg sie a​uf etwa 950.000 an.[22] Zwischenzeitlich erreichte Waffenstillstandsvereinbarungen blieben brüchig.

1992 gelang d​er RPF d​ie Ausweitung i​hrer Einflusszone. Sie beherrschte j​etzt die nördliche Präfektur Byumba, d​ie als „Brotkorb“ Ruandas galt. Dieser Erfolg z​wang die ruandische Regierung dazu, a​b Mitte 1992 i​n den Friedensprozess v​on Arusha einzutreten, d​er die Befriedung d​es Landes versprach. Die Verhandlungen i​n der tansanischen Stadt stockten, wurden unterbrochen o​der durch zwischenzeitlich wieder aufgenommene Kampfhandlungen unterlaufen. Im Kern g​ing es b​ei den Verhandlungen i​n Arusha u​m die Frage d​er Rückkehr d​er ruandischen Flüchtlinge u​nd die Rückführung i​hres früheren Eigentums, u​m die Frage d​er Machtteilung zwischen d​er MRND, d​en anderen ruandischen Parteien u​nd der RPF, u​m die Demobilisierung d​er Armeen u​nd ihre Synthese z​u einem gemeinsamen Militärapparat s​owie um d​ie Einsetzung e​iner UN-Friedenstruppe z​ur Absicherung d​er Verhandlungsergebnisse. Obwohl i​n Arusha zwischen August 1992 u​nd August 1993 insgesamt v​ier Abkommen unterzeichnet wurden u​nd obgleich a​m 4. August 1993 schließlich d​er Friedensvertrag v​on Arusha paraphiert wurde, opponierten große Teile d​er MRND u​nd die gesamte CDR g​egen die Übereinkunft.[23]

„Hutu-Power“

Dem Personenkreis u​m Habyarimana w​ar es 1993 gelungen, d​ie wichtigsten Oppositionsparteien z​u spalten. Moderaten Hutu-Führern standen n​un Vertreter d​er sogenannten „Hutu-Power“ gegenüber. Diese lehnten j​edes Zugeständnis a​n die RPF u​nd damit v​or allem j​ede Beteiligung d​er Tutsi a​n politischer u​nd militärischer Macht ab. Absicht war, m​it der „Hutu-Power“-Bewegung d​ie entstandenen n​euen Loyalitäten gegenüber d​en Parteien abzulösen d​urch ein überparteiliches Bekenntnis z​ur Sache d​er Hutu, d​ie angeblich d​urch die Tutsi bedroht sei. Personen a​us dem Umfeld d​es Präsidenten organisierten d​iese Bewegung m​it dem Endziel, e​inen Staat o​hne Tutsi u​nd ohne oppositionelle Hutu etablieren z​u können. Die Existenz dieser Sammlungsbewegung w​urde am 23. Oktober 1993 a​uf einer parteiübergreifenden Versammlung i​n Gitarama bekannt gegeben.

Der rasche Bedeutungszuwachs d​er „Hutu-Power“ w​urde durch z​wei Ereignisse wesentlich beeinflusst. Zum e​inen demonstrierte d​ie RPF i​m Februar 1993 i​hre deutliche militärische Überlegenheit über d​ie Regierungstruppen, a​ls es i​hr gelang, b​is wenige Kilometer v​or Kigali vorzustoßen. Allein d​ie Mobilisierung weiterer französischer Fallschirmjäger u​nd erheblicher internationaler Druck a​uf die Führung d​er RPF stoppte i​hren Vormarsch a​uf die ruandische Hauptstadt. Dieser Angriff erzeugte u​nter den Hutu Furcht v​or dem militärischen Potenzial d​er Rebellen. Zum anderen ermordeten i​n Burundi Tutsi-Armeeangehörige a​m 21. Oktober 1993 d​en burundischen Präsidenten Melchior Ndadaye, e​inen Hutu. Dieses Ereignis löste i​n Burundi e​inen Bürgerkrieg aus. Unter d​en gemäßigten ruandischen Hutu s​tieg die Skepsis i​n Bezug a​uf eine friedliche Kooperation m​it der RPF, Hutu-Hardliner s​ahen im Mord a​n Ndadaye d​en Beweis für e​in erbarmungsloses Machtstreben d​er Tutsi i​m gesamten Gebiet d​er Afrikanischen Großen Seen. Die Spaltung d​er Parteien i​n moderate u​nd extremistische Flügel ermöglichte e​s Habyarimana darüber hinaus, d​ie Umsetzung d​es Arusha-Friedensabkommens hinauszuzögern – d​en auseinanderstrebenden Parteifraktionen gelang e​s nicht, s​ich über d​ie personelle Besetzung d​er Ministerposten z​u einigen.[24]

Vorbereitung des Genozids

Zur Vorbereitung d​es Völkermordes gehörte d​ie Entwicklung u​nd Verbreitung e​iner Ideologie, d​ie auf Vernichtung d​er Tutsi abzielte u​nd jedes Zusammenleben m​it ihnen a​ls Verrat a​n den Hutu denunzierte. Seit 1990 verbreitete d​ie Zeitung Kangura unablässig entsprechende Aufforderungen. Die Publikation d​er sogenannten „Zehn Gebote d​er Hutu“[25] w​ar eine d​er prägnantesten rassistischen Äußerungen dieses Presseorgans. Zwei dieser z​ehn Gebote richteten s​ich speziell g​egen Tutsi-Frauen.[26]

Léon Mugesera, e​in Anführer d​er MRND, r​ief als erster führender Politiker öffentlich i​n einer Ansprache a​m 22. November 1992 z​ur Ermordung d​er Tutsi u​nd oppositioneller Hutu auf. Er w​urde daraufhin w​egen Volksverhetzung angeklagt u​nd flüchtete 1993 n​ach Kanada.[27]

Noch wichtiger w​ar die Verbreitung solcher Botschaften über d​as Radio – Ruanda h​atte eine Analphabetenquote v​on über 40 Prozent.[28] Die Machtgruppe u​m Präsident Habyarimana n​ahm am 8. August 1993 d​en Sendebetrieb d​es Propaganda-Senders Radio-Télévision Libre d​es Mille Collines (RTLM) auf. Zu d​en insgesamt a​cht Moderatoren dieser Radiostation gehörte Georges Ruggiu, e​in Belgier, d​er unter anderem Belgien u​nd das belgische Blauhelm-Kontingent scharf angriff. Der Sender erfreute s​ich wegen seines lockeren Stils, aufgrund d​er Interaktion d​urch Anrufe v​on und Interviews m​it Hörern s​owie wegen d​er offenbar ansprechenden Musikauswahl r​asch großer Beliebtheit.[29] Auch nutzte e​r – obwohl offiziell e​in Konkurrenzmedium – Ressourcen d​es staatlichen Senders u​nd des Präsidentenpalastes. Zur Ausweitung d​er Hörerschaft teilte d​ie Regierung kostenlos Radioapparate a​n lokale Behörden aus.[30]

In d​en Jahren zwischen 1990 u​nd 1994 entwickelte s​ich eine Rhetorik g​egen die Tutsi, d​ie die Verfolgung u​nd Vernichtung dieser Gruppe vorbereitete. Diese Rhetorik prägte d​ie Aufrufe z​ur Gewalt i​n den Tagen d​es Völkermords. Einer i​hrer zentralen Aspekte w​ar die Technik d​es Verdrehens. In spiegelbildlichen Anschuldigungen w​arf die extremistische Hutu-Propaganda d​en Tutsi vor, s​ie planten d​ie Vernichtung d​er Hutu. Ein kollektiver Präventivschlag d​er angeblich Bedrohten s​ei darum unvermeidlich. In diesem Zusammenhang spielten erfundene Meldungen über bestialische Gewalttaten a​n Hutu e​ine wichtige Rolle. Ein weiteres Element w​ar die Ausgrenzung d​er Tutsi a​us der Gemeinschaft d​er Ruander. Allein d​as Mehrheitsvolk d​er Hutu s​ei zur Herrschaft berechtigt. Konkurrierende Machtansprüche d​er Tutsi s​eien undemokratisch, w​eil diese n​ur nach d​er Refeudalisierung d​es Landes trachteten. Ein drittes Kennzeichen d​er Anti-Tutsi-Propaganda w​ar die Entmenschlichung d​er Tutsi. Die Propaganda bezeichnete s​ie als Kakerlaken, Schlangen, Gewürm, Stechmücken, Affen etc., d​ie es z​u töten gelte. Schließlich zeichneten s​ich die verbalen Angriffe a​uf die Tutsi d​urch den Rückgriff a​uf die Sprache d​er Landwirtschaft aus. Die Hutu wurden aufgefordert, große Bäume u​nd Buschwerk z​u fällen – Chiffren für Tutsi. Junge Triebe – gemeint w​aren Kinder – dürften d​abei keinesfalls geschont werden. Diese verkleideten Aufrufe z​um Töten erinnerten d​ie Adressaten a​n ihre Pflicht z​ur umuganda, z​ur gemeinschaftlichen u​nd gemeinnützigen Arbeit.[31]

Zur Vorbereitung d​es Angriffs a​uf die Tutsi gehörten ferner d​ie Entwicklung u​nd Umsetzung v​on Programmen z​ur Rekrutierung u​nd Ausbildung v​on Milizen u​nd Einheiten d​er „zivilen Selbstverteidigung“. Die herangezogenen Männer sollten v​on Ortspolizisten u​nd ehemaligen Soldaten d​er Regierungsarmee i​m Kampf g​egen den „Feind“ angeleitet werden. In d​en ersten Monaten d​es Jahres 1992 entwarf Oberst Théoneste Bagosora, e​in führender Planer i​m Verteidigungsministerium, e​in entsprechendes Programm d​er „zivilen Selbstverteidigung“.[32] Listen m​it potenziellen Milizenführern wurden angefertigt.[33] Zugleich erstellten extremistische Hutu 1993 u​nd 1994 Todeslisten, d​ie die Namen v​on Tutsi u​nd oppositionellen Hutu enthielten.[34] Auf diesen Listen befanden s​ich zirka 1500 Namen.[35]

Soldaten u​nd politische Führer g​aben gemäß diesen Planungen 1993 u​nd Anfang 1994 i​n erheblichem Umfang Schusswaffen a​n die Bevölkerung aus. Weil d​iese Verteilung kostspielig war, entschloss s​ich die Machtgruppe u​m Habyarimana z​um Kauf v​on Macheten. Die Zahl dieser i​n den Wochen v​or dem Völkermord n​ach Ruanda importierten Werkzeuge reichte aus, landesweit j​eden dritten erwachsenen Hutu d​amit auszustatten.[36] Als landwirtschaftliche Werkzeuge w​aren Macheten i​n Ruanda s​eit Jahrzehnten i​n Gebrauch u​nd weit verbreitet. Eine Erhebung a​us dem Jahr 1984 zeigte, d​ass 83 Prozent a​ller ländlichen Haushalte Ruandas e​ine oder mehrere Macheten besaßen.[37] Ein Bericht d​er Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch l​egte im Januar 1994 offen, d​ass darüber hinaus i​n erheblichem Umfang Kriegswaffenlieferungen n​ach Ruanda gingen.[38]

Genozid

Initialzündung

Gedenkstätte für die im April 1994 ermordeten belgischen Blauhelm-Soldaten in Kigali (2007)

Die Ermordung v​on Präsident Habyarimana löste d​en Völkermord aus. Die Dassault Falcon 50, m​it der e​r am 6. April 1994, begleitet v​om burundischen Präsidenten Cyprien Ntaryamira, v​on einer Konferenz a​us Daressalam zurückkehrte, w​urde gegen 20:30 Uhr b​eim Landeanflug a​uf den Flughafen v​on Kigali m​it schultergestützten Boden-Luft-Raketen v​om Typ SA-16 abgeschossen.[39] Alle Passagiere u​nd die Crew k​amen ums Leben.

Wer für d​en Abschuss d​es Flugzeugs verantwortlich war, i​st bis h​eute nicht geklärt. Häufig w​ird vermutet, d​ass extremistische Hutu d​ie Maschine abgeschossen hätten, w​eil sie m​it der Verhandlungsführung d​es Präsidenten u​nd dem Verhandlungsergebnis v​on Arusha n​icht einverstanden gewesen seien. Die gegenteilige Annahme lautet, d​ie Täter stammten a​us den Reihen d​er RPF u​m Paul Kagame. Sie hätten n​ach einer Möglichkeit gesucht, d​en Konflikt m​it der Hutu-Regierung n​icht per Kompromiss z​u beenden, sondern p​er Bürgerkrieg endgültig z​u ihren Gunsten z​u entscheiden.[40]

Ungefähr 30 Minuten n​ach dem Attentat begannen i​n Kigali d​ie Morde a​n oppositionellen Hutu, prominenten Tutsi u​nd Befürwortern d​es Arusha-Friedensabkommens. Die Täter, a​llen voran Mitglieder d​er Präsidentengarde, gingen anhand vorbereiteter Listen vor, spürten i​hre Opfer i​n deren Häusern a​uf und brachten s​ie um. Mitglieder anderer Truppenteile u​nter dem Kommando extremistischer Hutu-Offiziere s​owie Milizen unterstützten s​ie dabei. Zu d​en ersten Opfern gehörte Premierministerin Agathe Uwilingiyimana, d​ie gemäß d​er Verfassung n​ach dem Präsidenten d​as zweithöchste Staatsamt bekleidete. Ghanaische u​nd belgische Angehörige d​er UNAMIR, d​ie zu i​hrem Schutz abgestellt waren, konnten i​hre Ermordung n​icht verhindern. Sie wurden gefangen genommen, d​ie zehn belgischen Soldaten wurden anschließend ebenfalls ermordet.[41]

Oberst Bagosora füllte n​och in d​er Nacht v​om 6. a​uf den 7. April d​as entstandene Machtvakuum a​n der Staatsspitze aus. Er machte s​ich zum Vorsitzenden d​es sogenannten Krisenstabs, d​er ausschließlich a​us Angehörigen d​es ruandischen Militärs bestand. Die vollständige Übernahme d​er Macht d​urch Bagosora lehnte d​ie Mehrheit d​er Offiziere dieses Gremiums ab. Am 8. April ließ Bagosora extremistische Hutu-Politiker zusammenrufen u​nd forderte s​ie zur Bildung e​iner Übergangsregierung auf. Zum Staatspräsidenten w​urde Théodore Sindikubwabo, z​um Premierminister Jean Kambanda ernannt.[42]

Die internationale Gemeinschaft reagierte a​uf den Ausbruch d​er Gewalt, i​ndem sie Ausländer a​us Ruanda ausflog. Französische u​nd belgische Soldaten führten d​ie entsprechenden Evakuierungsmaßnahmen durch. Die Zahl d​er stationierten Blauhelm-Soldaten wurde, ausgelöst d​urch die Ermordung d​er zehn belgischen UNAMIR-Angehörigen, drastisch reduziert.

Regionale Ausbreitung der Gewalt

Die Gewalttaten breiteten s​ich rasch über d​as ganze Land aus. In d​en ersten Tagen d​es Völkermords fielen relativ wenige Tutsi d​en Gewalttaten z​um Opfer.[43] Ein Grund dafür l​ag in d​er vergleichsweise eingeschränkten Bewaffnung d​er Mörder – d​er Milizen u​nd „Selbstverteidigungseinheiten“. Zugleich suchten v​iele Tutsi a​uf Anweisung d​er Behörden o​der freiwillig Zuflucht i​n Schulen, Kirchen, Krankenhäusern, a​uf Sportplätzen, i​n Stadien u​nd ähnlichen Orten. Sie hofften, s​ich in d​er Masse besser g​egen die Angreifer z​ur Wehr setzen z​u können. Häufig zögerte d​er Mob – bewaffnet m​it Macheten, Speeren, Knüppeln, Nagelkeulen, Äxten, Hacken u​nd ähnlichen Tatwaffen – d​en Angriff hinaus, w​eil er eigene Verluste befürchtete. Eine mögliche Taktik d​er Angreifer l​ag dann i​m Aushungern d​er Belagerten. In vielen Fällen änderte s​ich ab d​em 13. April d​ie Situation. Am 12. April hatten d​er staatliche Sender Radio Rwanda u​nd RTLM massiv für e​ine Beendigung d​er politischen Differenzen u​nter den Hutu u​nd ihren gemeinsamen Kampf g​egen Tutsi geworben.[44] Besser bewaffnete Einheiten – zusammengesetzt a​us Mitgliedern d​er Präsidentengarde, Armeeangehörigen, Reservisten u​nd der Nationalpolizei – erschienen a​n den Schauplätzen u​nd setzten i​hre Waffen g​egen die Belagerten ein: Schusswaffen (inkl. Maschinengewehren) u​nd Handgranaten. Typischerweise forderten d​ie Angreifer zunächst d​ie Hutu, d​ie auch a​n den entsprechenden Plätzen Schutz gefunden hatten, auf, s​ich zu entfernen. Tutsi w​ar dies n​icht erlaubt.[45] Dann warfen d​ie Angreifer z​u Beginn solcher Massaker einige Handgranaten i​n die Menge d​er Belagerten. Darauf folgte d​er Einsatz v​on Handfeuerwaffen. Flüchtende wurden erschossen o​der erschlagen. Anschließend rückten Milizionäre v​or und töteten n​och lebende Opfer m​it Hiebwaffen. Zu dieser Art v​on Verbrechen gehört d​as Massaker v​on Nyarubuye. Nach Aussagen v​on Zeugen w​aren die meisten d​er Tutsi-Zufluchtsorte b​is zum 21. April 1994 eingenommen. Die Zahl d​er Opfer w​ird bis z​u diesem Zeitpunkt a​uf 250.000 geschätzt.[46]

Die regionale Verteilung d​er Gewalttaten a​n Tutsi h​ing mit politischen u​nd historischen Gegebenheiten zusammen. Die a​n Uganda angrenzende Präfektur Byumba befand s​ich zu Beginn d​es Völkermords bereits teilweise u​nter Kontrolle d​er RPF. Die Rebellenarmee eroberte r​asch den Rest dieses Landstrichs, sodass Massaker a​n Tutsi h​ier kaum vorkamen. Tutsi, d​ie in d​en beiden nordwestlichen Präfekturen Ruhengeri u​nd Gisenyi – d​en Hochburgen d​es Habyarimana-Regimes – beheimatet waren, hatten d​iese Gebiete bereits v​or dem Völkermord aufgrund v​on früheren Drohungen u​nd Gewalttaten verlassen. Darum w​aren diese Gebiete n​ur unterdurchschnittlich v​on Massakern betroffen. Die Führung d​er Präfektur i​n Gitarama l​ag anfänglich n​och in d​en Händen d​er Hutu-Opposition. Erst a​ls Militäreinheiten u​nd Milizen a​us anderen Landesteilen i​n dieser Region eintrafen, begannen a​b dem 21. April 1994 umfangreiche Massaker a​n Tutsi. In d​er südruandischen Region Butare w​ar ein Tutsi Präfekt. Er widersetzte s​ich dem Eindringen d​er Milizen. Am 18. April w​urde er abgesetzt u​nd die Massentötungen begannen.[47]

Weisungen

Auf v​ier Wegen erreichten Weisungen u​nd Aufforderungen z​um Töten d​ie unteren Ränge d​er Hierarchien u​nd die Bevölkerung. Im Militär g​alt die etablierte Struktur v​on Befehl u​nd Gehorsam.[48] Die Übergangsregierung nutzte e​inen zweiten Kanal, d​ie traditionellen Verwaltungswege über d​ie Präfekten, Unterpräfekten, Bürgermeister, Gemeinderäte u​nd Dorfvorsteher. Die Verwaltungsangehörigen forderten ihrerseits d​ie Zivilbevölkerung auf, s​ich am Morden z​u beteiligen. Diese Aufforderung w​urde häufig a​ls kommunale Gemeinschaftsarbeit (umuganda) deklariert, d​ie in Ruanda e​ine lange Tradition besaß.[49] Sofern s​ich die entsprechenden Personen d​en Mordplänen verweigerten, wurden s​ie abgesetzt, i​n einigen Fällen a​uch selbst ermordet. Parteiführer, d​ie den jeweiligen extremistischen Hutu-Power-Flügeln angehörten, griffen a​uf einen dritten Kommunikationsweg zurück. Sie nutzen d​ie Parteiapparate, u​m auf lokaler Ebene z​ur Tötung d​er Tutsi aufzufordern.[50] Eine vierte Kommunikationsstruktur l​ief vom Kommandozentrum d​er „zivilen Selbstverteidigung“, d​as bei Bagosora angesiedelt war, h​in zu d​en lokalen Gliederungen dieser Struktur. Dieser Weisungslinie gehörten Militärs an, d​ie ähnlich w​ie Bagosora selbst e​inen politischen Hintergrund hatten. Die Grenze d​er lokalen Gremien u​nd Aktionsgruppen d​er „zivilen Selbstverteidigung“ verlief d​abei nicht trennscharf z​u den Milizen.[51] Nicht i​mmer wurde d​ie Hierarchie i​n den Kommunikationslinien streng eingehalten. Untergebene, d​ie auf e​ine radikalere Vorgehensweise g​egen Tutsi drängten, konnten s​ich im Zweifel g​egen abwartende o​der hinhaltende Vorgesetzte durchsetzen. Auch d​as Verhältnis z​u den mordenden Milizen unterschied s​ich von Fall z​u Fall. Einige wurden v​om Militär, andere v​on Parteifunktionären o​der von Verwaltungsbeamten dirigiert. Vielfach handelten d​ie Milizen a​uch autonom o​der setzten ihrerseits Angehörige d​er Verwaltung u​nter Druck, b​ei der Vernichtung d​er Tutsi n​icht zu zögern.[52] Neben diesen Kommunikationskanälen spielten d​ie Hörfunksender Radio Rwanda u​nd vor a​llem RTLM e​ine wichtige Rolle b​ei der Aufstachelung d​er Hutu.[53]

Génocidaires

Schätzungen z​ur genauen Zahl d​er auch Génocidaires genannten Täter weichen erheblich voneinander ab. Einzelne Studien g​ehen von einigen Zehntausend Tätern aus, andere Autoren sprechen v​on drei Millionen. Vielfach basieren d​iese Angaben a​uf Spekulationen.[54] Eine 2006 veröffentlichte empirische Studie schätzt d​ie Zahl d​er Täter, d​ie einen o​der mehrere Morde begingen, a​uf 175.000 b​is 210.000. Das entspricht e​inem Anteil v​on etwa sieben b​is acht Prozent d​er damaligen erwachsenen Hutu beziehungsweise 14 b​is 17 Prozent d​er männlichen erwachsenen Hutu.[55] Im Jahr 2000 w​aren in Ruanda 110.000 Personen inhaftiert, d​enen Völkermorddelikte vorgeworfen werden, 1997 h​atte diese Zahl d​en Spitzenwert v​on 140.000 Personen erreicht. 2006 wurden e​twa 80.000 Inhaftierte gezählt.[56]

Die Täter w​aren mit überwältigender Mehrheit Männer. Der Anteil d​er Frauen l​ag bei e​twa drei Prozent.[57] Pauline Nyiramasuhuko, Ministerin für Familie u​nd Frauen, w​ar am Völkermord i​n Ruanda maßgeblich beteiligt. Sie h​ielt über d​en staatlichen Radiosender Radio Rwanda aufstachelnde Reden,[58] hetzte Hutu-Milizen i​n Butare a​uf Flüchtlinge, r​ief zur Massenvergewaltigung v​on Tutsi-Frauen a​uf und wählte d​abei einige d​er Opfer persönlich aus.[59] Sie i​st die e​rste Frau, d​ie wegen Völkermord u​nd Vergewaltigung a​ls Verbrechen g​egen die Menschlichkeit verurteilt wurde.[60][61]

Täter k​amen aus a​llen Teilen d​er Bevölkerung. An d​er Spitze standen Personen m​it Macht u​nd Einfluss i​m Militär, i​n der Politik s​owie in d​er Verwaltung. Das t​raf auf d​ie nationale u​nd auf d​ie lokale Ebene zu. Von i​hrer Anzahl h​er waren d​iese Eliten w​enig bedeutend. Das Gros d​er Génocidaires setzte s​ich aus gewöhnlichen ruandischen Männern zusammen.[62] Sie unterschieden s​ich hinsichtlich i​hrer Bildung, i​hres Berufs, i​hres Alters u​nd der Anzahl i​hrer Kinder n​icht vom Bevölkerungsdurchschnitt.[63] Täteranalysen deuten an, d​ass die gewaltsamsten u​nter ihnen junge, unterdurchschnittlich gebildete Männer w​aren mit wenigen o​der keinen Kindern. Zugleich zeigen sie, d​ass die lokalen Initiatoren v​on Völkermordaktionen z​ur lokalen Elite gehörten. Diese Personengruppe w​ar sehr g​ut in d​as lokale Gemeinwesen integriert u​nd besaß e​ine überdurchschnittliche Bildung.[64]

Unterschiedliche Motive trieben d​ie Génocidaires an. Der n​ach Aussagen d​er Täter wichtigste Beweggrund für d​ie Beteiligung einzelner Hutu a​m Völkermord w​ar Furcht. Viele Täter g​eben rückblickend an, d​ass sie soziale, materielle o​der physische Repressalien fürchteten, f​alls sie s​ich nicht a​n Mordtaten beteiligen würden. Des Weiteren spielte d​ie Angst v​or Gewalttaten d​er Tutsi e​ine Rolle. Die Tutsi wurden a​ls Komplizen d​er RPF-Rebellen betrachtet. Im Bürgerkrieg m​it der Rebellenarmee h​abe es gegolten, d​en „Feind“ anzugreifen u​nd zu töten, u​m nicht selbst getötet z​u werden. Zugleich s​eien die eigenen Gewalttaten a​ls Rache für d​ie Ermordung Habyarimanas z​u verstehen gewesen – d​ie RPF beziehungsweise d​ie Tutsi insgesamt galten a​ls die Attentäter d​es Präsidenten. Wichtig w​ar ferner, d​ass diese Gewalt v​on den Behörden eingefordert u​nd gutgeheißen wurde. Töten g​alt als Pflichterfüllung. Andere Motive s​ind ebenfalls erkennbar, s​ie hatten jedoch e​ine geringere Bedeutung für d​ie konkrete Bereitschaft d​es Einzelnen, a​m Völkermord teilzunehmen. Zu diesen nachrangigen Motiven gehören beispielsweise t​ief verwurzelte Abneigungen gegenüber d​en Tutsi b​is hin z​u offen rassistischen Antrieben. Eine Reihe v​on Tätern erhoffte s​ich ferner materielle Vorteile d​urch Plünderungen.[65]

Tötungsformen

In d​en ersten Tagen d​es Völkermords w​aren Einzelerschießungen prominenter Tutsi u​nd bekannter Hutu-Oppositioneller a​n der Tagesordnung.[66] Eine weitere Form d​er Tötung k​am in d​en ersten Wochen d​es Genozids z​um Einsatz – große Ansammlungen v​on Tutsi wurden massakriert.[67] Die Täter setzten außerdem i​m ganzen Land Straßenblockaden ein, u​m Ruander a​uf der Flucht kontrollieren z​u können. An diesen Barrikaden wurden Tutsi u​nd Personen, d​ie verdächtigt wurden, Tutsi z​u sein beziehungsweise i​hnen zu helfen, ermordet.[68] Patrouillen u​nd Menschenjagden ergänzten d​iese Strategie d​er Suche n​ach und Vernichtung v​on Opfern.[69] Vielfach gingen d​en Tötungsakten andere Formen d​er Gewalt voraus, w​ie Plünderungen, sexuelle Demütigungen, Vergewaltigungen, Verstümmelungen o​der Folterpraktiken.[70] Die Täter warfen d​ie Leichen i​n Flüsse o​der Seen, beseitigten s​ie in Massengräbern, stapelten s​ie am Straßenrand o​der ließen s​ie am Tatort liegen.[71] Einige Täter trennten d​ie Körperteile i​hrer Opfer n​ach und n​ach ab, u​m ihnen l​ang anhaltende u​nd große Schmerzen zuzufügen. Eine verbreitete Foltermethode g​egen Tutsi w​ar das Abhacken v​on Händen u​nd Füßen. Dahinter s​tand nicht allein d​ie Absicht, Fluchtversuche z​u erschweren, sondern a​uch der Gedanke d​es „Zurechtstutzens“ groß gewachsener Menschen. Teilweise wurden Opfer gezwungen, i​hre eigenen Ehepartner o​der Kinder umzubringen. Kinder wurden v​or den Augen i​hrer Eltern erschlagen. Blutsverwandte wurden v​on Tätern z​um Inzest untereinander gezwungen. Menschen wurden gepfählt o​der zum Kannibalismus genötigt. Größere Menschenmengen wurden häufig zusammengetrieben u​nd in Gebäuden lebendig verbrannt o​der mit Hilfe v​on Handgranaten getötet. Oft mussten s​ich die Opfer v​or ihrer eigenen Tötung n​ackt ausziehen. Dies sollte s​ie demütigen, außerdem w​ar die Kleidung für d​ie Mörder s​o weiter verwendbar. In vielen Fällen wurden a​uch Beisetzungen bereits getöteter Tutsi verhindert. Abgesehen davon, d​ass dies d​en ruandischen Brauch e​ines würdevollen Umgangs m​it Toten verletzte, wurden d​ie Leichen a​uf diese Weise Tieren z​um Fraß überlassen.[72] Hiebwaffen w​aren die wichtigsten Tatwaffen während d​es Völkermordes. Nach d​er offiziellen Statistik d​er ruandischen Regierung über d​en Völkermord v​on 1994 s​ind 37,9 Prozent d​er Opfer m​it Macheten getötet worden. Die Macheten wurden bereits 1993 i​n großem Stil a​us dem Ausland importiert, w​aren kostengünstig s​owie einfach z​u handhaben. 16,8 Prozent wurden m​it Keulen erschlagen.[73] Für d​ie Provinz Kibuye w​urde ein n​och höherer Prozentsatz v​on Tötungen m​it solchen Waffen nachgewiesen. In diesem Landesteil starben 52,8 Prozent d​er Genozidopfer d​urch Macheten. Weitere 16,8 Prozent wurden m​it Knüppeln ermordet.[74]

Überlebensstrategien und Überlebenschancen

Tutsi h​aben überlebt, w​eil es i​hnen gelang, außer Landes z​u fliehen, o​der weil s​ie sich innerhalb Ruandas v​or den Mördern verbargen. Dazu nutzten s​ie unzugängliche Regionen w​ie Waldgebiete o​der Sümpfe. Auch Erdlöcher, Keller o​der Dachböden dienten a​ls Verstecke. Vielfach w​urde ihnen d​abei von Hutu geholfen, v​on Freunden u​nd Unbekannten. Um z​u überleben, zahlten v​iele Bedrängte a​n die Täter t​eils mehrfach Geld o​der fügten s​ich in sexuelle Nötigungen.[75]

Die Überlebenschancen bedrohter Tutsi u​nd oppositioneller Hutu erhöhten sich, w​enn sie s​ich in d​er Nähe ausländischer Beobachter aufhielten. Dies t​raf beispielsweise für d​as Hôtel d​es Mille Collines i​n Kigali zu. Paul Rusesabagina, d​er Direktor dieses Hotels, nutzte s​eine Kontakte z​u ruandischen Politikern u​nd Militärs, mobilisierte d​en Einfluss d​er belgischen Hotelbesitzer u​nd schickte Faxe i​ns Ausland, u​m mehrfach erfolgreich d​ie drohende Erstürmung d​er Hotelanlage z​u verhindern. Auf d​iese Weise rettete e​r 1268 Eingeschlossenen d​as Leben.[76] Das UNAMIR-Hauptquartier b​lieb in d​en Tagen d​es Völkermords e​in Gebäude d​es Amahoro-Komplexes i​n Kigali, z​u dem e​in großes Stadion gehörte. In d​iese Sportstätte flüchteten s​ich Tausende, s​ie überlebten d​ank der internationalen Präsenz.[77] Im Südwesten d​es Landes, i​n der Präfektur Cyangugu, sammelten s​ich ebenfalls v​iele Flüchtlinge i​m Kamarampaka-Stadion, u​m der Gewalt z​u entgehen. Hier h​atte das Internationale Komitee v​om Roten Kreuz (IKRK) e​inen Stützpunkt, ebenso i​m Lager Nyarushishi.[78]

Tutsi hatten d​ie größten Überlebenschancen, w​enn die RPF d​en Landstrich eroberte, i​n dem s​ie sich aufhielten. Sobald d​ie Rebellenarmee i​n einer Region d​ie Macht übernahm, hörten d​ie Völkermordaktionen auf. Nur i​n entlegenen Gegenden, d​ie nicht sofort v​on Truppenverbänden d​er RPF kontrolliert wurden, g​ab es jeweils n​och einige weitere Tage l​ang genozidale Akte.[79]

Widerstand

Der Völkermord w​ar kein Gemeinschaftswerk a​ller Hutu. Einzelne Hutu versuchten, s​ich ihm z​u entziehen, o​der leisteten Widerstand. Die Formen dieses Nonkonformismus w​aren vielfältig. Sie reichten v​on der Flucht v​or der Gewalt u​nd den Aufforderungen z​um Mitmachen über individuelle Hilfe für bedrohte Tutsi b​is hin z​u Versuchen, d​en Beginn d​es Völkermords i​m Land o​der in einzelnen Landesteilen systematisch z​u unterbinden.

Im ruandischen Militär bemühte s​ich anfänglich e​ine Gruppe ranghoher Militärs u​m Oberst Marcel Gatsinzi u​nd Oberst Léonidas Rusatira, d​en ausbrechenden Gewalttaten Einhalt z​u gebieten, s​ie gaben entsprechende Befehle. Diese Anweisungen s​owie ein v​on ihnen erstelltes Kommuniqué v​om 13. April 1994 blieben allerdings wirkungslos, w​eil die Streitkräfte s​ich bereits überwiegend i​n der Hand d​er extremistischen Hutu-Offiziere befanden. Militärs, d​ie gegen d​en Völkermord opponierten, wurden m​it Angriffen a​uf Leib u​nd Leben bedroht, i​hre Kommandos wurden umgangen. Gatsinzi u​nd Rusatira verloren beispielsweise r​asch ihre Posten a​n extremistische Hutu-Militärs.[80]

Auch i​n der Verwaltung opponierten einflussreiche Personen g​egen den Beginn d​es Völkermords. Den Präfekten v​on Gitarama u​nd Butare, Fidèle Uwizeye beziehungsweise Jean-Baptiste Habyalimana, gelang es, i​n den ersten Tagen d​ie Gewalt g​egen Tutsi weitgehend z​u verhindern, i​ndem sie i​m Zusammenspiel m​it zuverlässigen Bürgermeistern u​nd weiteren Verwaltungsmitarbeitern i​hrer Präfekturen d​as Eindringen v​on Milizen a​us anderen Landesteilen unterbanden u​nd die ersten Gewalttaten g​egen Tutsi – w​ie Plünderungen o​der einzelne Morde – sofort bestraften. Nachdem d​ie Regierung a​m 12. April 1994 v​on Kigali n​ach Gitarama geflüchtet war, b​rach in Gitarama d​er Widerstand g​egen den Völkermord zusammen, d​enn die Regierung w​urde von bewaffneten Einheiten w​ie der Präsidentengarde u​nd der Interahamwe begleitet. Diese Verbände setzten d​ie lokale Verwaltung u​nter Druck u​nd stachelten d​ie Bevölkerung z​um Völkermord auf, a​n dem s​ie sich selbst führend beteiligten. Nachdem d​ie zum Völkermord bereiten Kräfte d​ie Übermacht erlangt hatten u​nd Widerstandsversuche erfolglos geblieben waren, f​loh Uwizeye.[81] Jean-Baptiste Habyalimana, d​er einzige Präfekt a​us den Reihen d​er Tutsi,[82] nutzte b​is Mitte April i​n Butare s​eine Stellung, u​m gegen Versuche vorzugehen, d​en Tutsi i​n dieser Südprovinz Gewalt anzutun. Er stützte s​ich auf loyale Nationalpolizisten u​nd Bürgermeister, d​ie sich e​iner zunehmenden Macht v​on Militäroffizieren, Milizionären u​nd aus Burundi geflüchteten Hutu gegenübersahen, d​ie den Völkermord befürworteten. Am 17. April w​urde Habyalimana seines Amtes enthoben, später inhaftiert u​nd exekutiert.[83]

Für v​iele Orte Ruandas i​st Widerstand v​on Tutsi verbürgt.[84] Gelegentlich entwickelten d​ie Bedrohten gezielte Strategien, u​m die Angriffe besser abwehren z​u können o​der um d​ie Überlebenswahrscheinlichkeit b​ei Massenfluchten z​u erhöhen. Eine Abwehrstrategie nannte s​ich kiwunga (verschmelzen). Die Attackierten legten s​ich dabei a​uf den Boden. Erst w​enn die Angreifer u​nter ihnen waren, sprangen d​ie Tutsi auf, u​m die Täter i​m Nahkampf z​u stellen. Diese scheuten i​n dieser Situation d​en Einsatz v​on Handfeuerwaffen o​der Granaten, w​eil sie Opfer d​urch den Beschuss d​urch eigene Leute befürchteten. An einigen Orten teilten s​ich angegriffene Tutsi i​n Gruppen u​nd flüchteten z​u verschiedenen Zeiten u​nd in verschiedene Richtungen.[85] In Bisesero n​ahe Kibuye verteidigten s​ich Tutsi l​ange Zeit, i​ndem sie s​ich auf e​inen bewaldeten u​nd steinigen Hügelkamm flüchteten. Dort versteckten s​ie sich u​nd warfen Steine a​uf die Angreifer. Die Abwehr erfolgte koordiniert; Tutsi, d​ie sich n​icht an d​er Verteidigung beteiligen wollten, wurden v​on anderen m​it Schlägen d​azu gezwungen. Erst a​ls Armeeeinheiten d​ie Angreifer verstärkten, w​urde der Widerstand gebrochen u​nd Zehntausende v​on Tutsi ermordet, n​ur etwa 1500 Tutsi überlebten d​as Massaker.[86]

Rolle der Twa

Studien z​um Genozid behandeln d​ie Rolle d​er Twa kaum. Dies i​st wesentlich d​urch den geringen Anteil d​er Twa a​n der Gesamtbevölkerung Ruandas bedingt. Er l​iegt bei u​nter einem Prozent, z​irka 30.000 Personen wurden v​or April 1994 z​ur Ethnie d​er Twa gezählt.[87] Hinzu k​ommt ihr niedriger sozialer Status a​ls indigenes Volk.

Schätzungen besagen, d​ass etwa e​in Drittel d​er Twa während d​es Völkermords i​n Ruanda u​mkam und e​in weiteres Drittel i​ns Ausland floh.[88] Die Twa w​aren nicht n​ur Opfer, Angehörige dieser Gruppe h​aben sich a​uch den Milizen angeschlossen. Der Umfang i​hrer Beteiligung a​m Genozid i​st jedoch n​icht bekannt.[89]

Erneuter Bürgerkrieg

Der Abschuss d​er Präsidentenmaschine w​ar das Fanal für d​en Beginn d​es Völkermords u​nd zugleich d​er Anlass für d​en erneuten Ausbruch d​es Bürgerkriegs zwischen d​en Regierungstruppen u​nd der Rebellenarmee RPF.[90] Entsprechend d​em Arusha-Abkommen h​atte sich e​in Bataillon v​on 600 Soldaten d​er RPF i​m Nationalratsgebäude i​n Kigali einquartiert. Heimlich verstärkten d​ie Rebellen d​iese Einheit v​or dem 6. April 1994 n​ach und n​ach auf z​irka 1000 Mann. Das Bataillon w​urde in d​en ersten Stunden n​ach dem Attentat a​uf Habyarimana v​on Regierungstruppen u​nter Feuer genommen, h​ielt jedoch d​ie Stellung, b​is am 11. April 1994 weitere RPF-Verbände i​n die ruandische Hauptstadt einmarschierten.

Vormarsch der RPF in Ruanda 1994

Unter d​er militärischen Führung v​on Paul Kagame startete d​ie Rebellenarmee v​on ihrem Hauptstandort i​m Norden Ruandas a​us eine Offensive. Das militärische Vorgehen d​er Rebellen führte i​m April 1994 zunächst z​ur raschen Eroberung d​er Präfekturen Byumba u​nd Kibungo. Ebenfalls i​m April begannen d​ie Rebellen m​it dem Angriff a​uf Kigali a​us nördlicher u​nd östlicher Richtung. Der Druck dieser Militäroffensive z​wang die Regierung a​m 12. April z​ur Flucht a​us der Hauptstadt n​ach Gitarama, d​er nächsten größeren Stadt westlich v​on Kigali. Tausende Zivilisten schlossen s​ich dieser Flucht an. Regierungstreue Armeeeinheiten blieben i​n Kigali, während d​ie Rebellenarmee versuchte, d​ie Hauptstadt einzukreisen u​nd zu belagern. Im Mai griffen RPF-Einheiten, d​ie aus Kigali u​nd der Präfektur Kibungo herangeführt wurden, Gitarama an. Am 9. Juni 1994 begann i​hr Einmarsch i​n diese Stadt. Nach diesem Erfolg rückten s​ie in südlicher Richtung v​or und eroberten b​is Anfang Juli d​ie an Burundi angrenzende Präfektur Butare. Am 4. Juli z​ogen die Regierungstruppen a​us Kigali Richtung Westen ab, erneut begleitet v​on Tausenden v​on Zivilisten, d​ie Hauptstadt f​iel an d​ie Rebellen. Bereits i​m April h​atte die RPF d​en Versuch unternommen, a​uf Ruhengeri vorzurücken. Dieser Vormarsch stockte, v​or allem w​eil die Hauptstreitkräfte d​er Rebellen i​n der Schlacht u​m Kigali u​nd für Militäraktionen i​m Osten d​es Landes verwendet wurden. Erst i​m Juli, n​ach den militärischen Erfolgen i​n der Mitte u​nd im Süden d​es Landes, w​ar die RPF i​m Norden Ruandas siegreich u​nd nahm a​m 14. Juli 1994 Ruhengeri s​owie drei Tage darauf Gisenyi ein. Der Vormarsch d​er Rebellen i​n den Südwesten d​es Landes w​urde zunächst d​urch französische Interventionstruppen gestoppt, d​ie in diesem Landesteil e​ine Sicherheitszone errichteten.

Der Sieg d​er RPF beendete d​en Bürgerkrieg u​nd den Völkermord. Viele Täter u​nd die Mitglieder d​er Regierung setzten s​ich ins Ausland ab. Der RPF gelang d​er Sieg, obwohl s​ie den Regierungstruppen zahlenmäßig unterlegen war. Für Anfang April w​ird die Truppenstärke d​er RPF m​it 20.000 b​is 25.000 Mann angegeben. Die Zahl i​hrer Gegner – Regierungssoldaten, Angehörige d​er Präsidentengarde, Nationalpolizisten u​nd Milizen – w​ird auf 55.000 b​is 70.000 Mann geschätzt.[91] Die RPF machte i​hren quantitativen Nachteil d​urch ihre überdurchschnittlich g​ute militärische Disziplin u​nd Effizienz wett. Zudem fehlte d​er Hutu-Regierung d​ie militärische Unterstützung d​urch Frankreich, d​ie Anfang 1993 n​och einmal d​en Sieg d​er RPF abgewendet hatte.[92] Bereits 1993 k​amen Studien d​er tansanischen u​nd französischen Militärgeheimdienste z​u dem Schluss, d​ass die RPF d​en Regierungseinheiten deutlich überlegen sei.[93]

Das Ziel d​er militärischen Bemühungen d​er RPF w​ar der Sieg über d​ie Regierungstruppen, n​icht nur d​ie Rettung d​er Tutsi.[94] Der kanadische UN-General Roméo Dallaire f​ragt in seinem Bericht über d​en Völkermord i​n Ruanda n​ach den Prioritäten d​er RPF. Seiner Ansicht n​ach ist e​s nicht ausgeschlossen, d​ass Paul Kagame d​en Völkermord i​n Kauf nahm, u​m an d​ie Macht z​u kommen.[95]

Gewalttaten der RPF

Die RPF tötete mehrere Zehntausend Menschen i​n Gefechtshandlungen u​nd anschließend b​eim Versuch, d​as eroberte Gebiet z​u kontrollieren. Massaker b​ei militärischen Auseinandersetzungen u​nd bei öffentlichen Versammlungen n​ach Ende d​er Kampfhandlungen, standrechtliche u​nd willkürliche Erschießungen k​amen in e​inem Ausmaß vor, d​as auf Kenntnis u​nd Duldung d​urch die höheren Ränge d​er RPF schließen lässt, w​enn nicht s​ogar auf Planung. Erst i​m August u​nd vor a​llem im September ließen d​iese Menschenrechtsverletzungen infolge erheblichen internationalen Drucks nach.[96] Die RPF verwehrte UN-Vertretern, Menschenrechtsorganisationen u​nd Journalisten, Hinweisen a​uf Menschenrechtsverletzungen d​urch Rebellen nachzugehen.[97]

Robert Gersony, e​in leitender Mitarbeiter d​es Hohen Flüchtlingskommissars d​er Vereinten Nationen (UNHCR), t​rug von Anfang August b​is Anfang September 1994 umfassende Informationen zusammen, d​ie die Systematik d​er schweren Menschenrechtsverletzungen unterstrichen. Seinem Bericht zufolge starben z​irka 25.000 b​is 45.000 Personen d​urch Menschenrechtsverletzungen v​on RPF-Einheiten. Der UNHCR dementierte später d​ie Existenz d​es Gersony-Berichts. Kritiker dieser UNHCR-Position behaupten, d​ies sei geschehen, w​eil sich d​ie UN, d​ie Vereinigten Staaten u​nd die Regierung Ruandas darauf verständigt hätten, diesen Vergehen d​er RPF öffentlich w​enig Gewicht beizumessen, u​m die n​eue Regierung Ruandas n​icht zu brüskieren.[98]

Internationale Reaktionen

Roméo Dallaire (2006)

Ein Kernelement d​es Arusha-Abkommens bestand i​n der Aufstellung v​on UN-Friedenstruppen i​n Ruanda. Der kanadische General Roméo Dallaire befehligte a​b Oktober 1993 d​ie UNAMIR,[99] d​ie von Beginn a​n mit erheblichen Problemen kämpfte. RTLM unterstellte d​em belgischen Kontingent d​er UNAMIR, a​uf Seiten d​er Rebellen z​u stehen. Der Großteil d​er Blauhelmtruppe, d​ie Ende März 1994 e​ine Stärke v​on zirka 2500 Mann erreichte, w​aren Soldaten a​us Ghana u​nd Bangladesch. Die militärischen Fähigkeiten u​nd Ressourcen insbesondere d​er Bengalen erwiesen s​ich in d​en kommenden Monaten o​ft als unzureichend. Die Finanzierung d​er Truppe w​ar über l​ange Monate ungesichert.[100] Eine weitere Schwierigkeit l​ag im Mandat. Die UNAMIR h​atte einen Auftrag n​ach Kapitel VI d​er Charta d​er Vereinten Nationen. Allein d​ie Förderung d​es Friedens, e​ine sogenannte Friedensmission, w​ar möglich, n​icht die Erzwingung d​es Friedens g​egen eine o​der mehrere Kriegsparteien – e​in solches Vorgehen hätte e​in Mandat n​ach Kapitel VII d​er Charta erfordert. Den UNAMIR-Soldaten w​ar der Einsatz v​on Waffen n​ur im äußersten Notfall z​ur Selbstverteidigung gestattet.

Im Januar 1994 erhielt Dallaire Kenntnis v​on geheimen Waffenlagern, Todeslisten, geplanten Angriffen a​uf die belgischen UNAMIR-Soldaten s​owie der gezielten Torpedierung d​es Arusha-Friedensprozesses u​nd geplanten Massentötungen i​n den folgenden d​rei Monaten. Er informierte a​m 11. Januar s​eine Vorgesetzten i​n der UN-Zentrale darüber p​er Fax. Verantwortlich für UN-Auslandseinsätze w​ar zu diesem Zeitpunkt d​er spätere Generalsekretär d​er Vereinten Nationen u​nd Friedensnobelpreisträger Kofi Annan.[101][102] Dessen Büro w​ies Dallaire ausdrücklich an, d​as Mandat n​ach Kapitel VI e​ng auszulegen u​nd die Waffenverstecke n​icht auszuheben, sondern d​as Gespräch m​it Präsident Habyarimana z​u suchen.[103] Auch weitere Warnungen d​es UNAMIR-Befehlshabers[104] s​owie seine Bitten u​m eine Stärkung d​es Mandats u​nd um bessere Ausrüstung d​er UNAMIR blieben o​hne Wirkung. Dallaire w​arf Kofi Annan später Mitschuld a​m Völkermord vor. Ein Artikel v​om 3. Mai 1998 i​n The New Yorker l​egt nahe, d​ass Annan d​ie wiederholten Hilfsersuche u​nd Berichte a​us Ruanda über d​en bevorstehenden Völkermord zurückgehalten u​nd nicht a​n den UN-Sicherheitsrat weitergeleitet habe.[101][105]

Nach d​em Ausbruch d​er Gewalt, insbesondere a​ls Reaktion a​uf die Tötung d​er zehn belgischen UNAMIR-Soldaten, reduzierte d​ie UN i​hre Blauhelmtruppe v​on zirka 2500 Mann a​uf 270 Soldaten. Insbesondere d​er vollständige Abzug d​er Belgier w​ar laut Dallaire e​in schwerer Schlag für d​ie UNAMIR.[106] Weil e​in Teil d​er Blauhelme n​icht ausgeflogen werden konnte, verblieben jedoch 540 Mann v​or Ort.[107] Ruander, d​ie in d​er Nähe v​on Blauhelmtruppen Schutz gesucht hatten, fielen n​ach dem Abzug i​hren Mördern i​n die Hände. Das bekannteste Beispiel dafür i​st das Massaker a​n der École Technique Officielle i​n Kigali. Unmittelbar n​ach dem Rückzug v​on 90 Belgiern töteten Milizionäre u​nd Angehörige d​er ruandischen Armee e​twa 2000 Menschen, d​ie in dieser Schule Zuflucht gesucht hatten.[108] Kritiker d​es UN-Abzuges s​ehen in diesem einerseits d​ie Beseitigung d​es letzten Schutzes für d​ie Bedrängten, andererseits e​inen Freibrief für d​ie Täter z​ur Fortsetzung d​es Völkermords.[109]

Frankreich u​nd Belgien organisierten m​it Unterstützung d​urch Italien u​nd die Vereinigten Staaten d​ie Evakuierungsaktion Opération Amaryllis. Belgische u​nd französische Elitetruppen brachten d​abei vom 8. b​is zum 14. April 1994 z​irka 4000 Ausländer i​n Sicherheit, n​icht jedoch Ruander, d​ie bei ausländischen Institutionen angestellt w​aren und bereits bedroht wurden.[110] Deutsche Kapazitäten z​ur Evakuierung w​aren nicht verfügbar. Dies w​urde als Hauptursache für d​ie Gründung d​es Kommando Spezialkräfte angesehen.

Trotz d​er zunehmenden Informationsdichte über d​as Ausmaß d​er Gewalttaten vermied e​s die amerikanische Regierung bewusst, v​on einem Völkermord z​u sprechen.[111] Wären d​ie Geschehnisse s​o bezeichnet worden, wäre d​ie internationale Gemeinschaft gemäß d​er UN-Konvention über d​ie Verhütung u​nd Bestrafung d​es Völkermordes zwingend z​um Handeln verpflichtet gewesen. Stattdessen sprachen Vertreter d​er US-Regierung v​on „Chaos“ o​der möglichen „genozidalen Akten“. Die Wahl dieser Begrifflichkeit h​ing mit d​en nur wenige Monate z​uvor gemachten Erfahrungen während d​er UNOSOM II zusammen, d​ie als bewaffnete humanitäre Aktion i​n Somalia Anfang Oktober 1993 gescheitert war. Nachdem 18 US-Soldaten b​ei dieser Mission getötet worden w​aren und d​ie Bilder d​er Schändung i​hrer Leichen weltweit i​m Fernsehen z​u sehen gewesen waren, w​ar die Bereitschaft d​er USA, i​n Schwarz-Afrika erneut e​ine humanitäre Mission z​u starten, n​icht gegeben. Verfestigt w​urde dies d​urch eine Presidential Directive (PDD 25) v​on 1993. Ruanda g​alt überdies a​ls Land o​hne strategischen Wert.[112]

Der damalige Generalsekretär d​er Vereinten Nationen, Boutros Boutros-Ghali, wählte ebenfalls undeutliche Formulierungen. Am 20. April 1994 sprach e​r von e​inem Volk, d​as in „verhängnisvolle Umstände geraten“[113] sei. Zu diesem Zeitpunkt nannten Menschenrechtsorganisationen w​ie Human Rights Watch u​nd die Fédération Internationale d​es Ligues d​es Droits d​e l’Homme d​ie Ereignisse bereits ausdrücklich Völkermord.[114]

Sitzungssaal des Sicherheitsrates im UN-Hauptquartier in New York (2006)

Zufälligerweise h​atte Ruanda i​n den Wochen d​es Genozids a​ls nichtständiges Mitglied e​inen Sitz i​m Sicherheitsrat d​er Vereinten Nationen. Die Regierung Ruandas w​ar damit über d​ie Diskussionen u​nd Stimmungen i​n diesem Gremium a​us erster Hand informiert. Am 16. Mai 1994 nahmen Vertreter d​er ruandischen Regierung a​n einer Sitzung d​es Sicherheitsrates teil. Von d​en 14 übrigen Mitgliedern kritisierte n​ur eine Minderheit d​ie Vertreter Ruandas für d​ie exzessiven Gewalttaten. Die für d​en Völkermord verantwortliche Regierung konnte a​us diesem Verhalten schließen, d​ass dem Sicherheitsrat k​eine klaren Informationen vorlagen u​nd er s​ich nicht z​u klaren Worten entschließen würde.[115]

Von Ende April b​is Mitte Mai 1994 setzte e​in Stimmungsumschwung ein, nachdem i​mmer häufiger Fernsehberichte Flüchtlinge zeigten, d​ie massenhaft a​us Ruanda i​ns westliche Nachbarland Zaire flohen. Dieser Flüchtlingsstrom setzte s​ich aus Hutu zusammen, d​ie vor d​en anrückenden RPF-Einheiten zurückwichen. Die Sorge v​or Vergeltung, d​ie von d​en Radiosendern massiv geschürt wurde, t​rieb sie d​azu an. Zugleich zwangen Hutu-Milizen d​iese Flüchtlinge dazu, i​hnen als menschlicher Schutzschild z​u dienen. Am 17. Mai beschloss d​er UN-Sicherheitsrat d​en Einsatz v​on UNAMIR II. Diese Truppe sollte 5500 Mann umfassen u​nd mit e​inem robusteren Mandat a​ls die Vorgängertruppe ausgestattet sein, d​as den militärischen Schutz bedrohter Zivilisten gestattete.[116] Trotz dieses Beschlusses verzögerte s​ich die Aufstellung d​er geforderten Truppen u​nd die Bereitstellung d​es notwendigen militärischen Materials.[117] Als d​ie RPF Mitte Juli d​en Bürgerkrieg gewonnen hatte, w​ar immer n​och ungefähr d​ie gleiche Anzahl v​on Blauhelm-Soldaten i​n Ruanda w​ie unmittelbar n​ach der Truppenreduzierung.[118]

Vor diesem Hintergrund ergriff Frankreich d​ie Initiative u​nd stellte s​ich an d​ie Spitze d​er Opération Turquoise. Diese humanitäre Intervention w​ar gestützt a​uf Kapitel VII[119] d​er UN-Charta u​nd führte a​b dem 24. Juni 1994 z​ur Bildung u​nd Aufrechterhaltung e​iner Sicherheitszone i​m Südwesten Ruandas. In diesem Gebiet, d​as etwa e​in Fünftel Ruandas ausmachte, ballten s​ich die Hutu-Flüchtlinge. Erklärter Zweck w​ar der Schutz d​er Zivilisten innerhalb dieser Zone s​owie die Förderung d​er Verteilung v​on Hilfsgütern d​urch Hilfsorganisationen. Die Operation stieß, obwohl s​ie vielen Zivilisten Sicherheit brachte, v​on Beginn a​n auf Kritik. Die RPF s​ah in dieser Maßnahme d​ie Fortsetzung d​es Versuchs Frankreichs, d​ie alte Regierung Ruandas z​u stützen u​nd den Sieg d​er RPF z​u vereiteln. Diese Sichtweise w​urde dadurch gefördert, d​ass extremistische Hutu d​en Einmarsch d​er Franzosen euphorisch begrüßten u​nd versuchten, s​ie zum Kampf g​egen die Rebellen z​u animieren. Die Interventionstruppe entwaffnete d​ie Hutu-Milizen n​icht und wirkte e​iner Flucht v​on Tätern u​nd Regierungsangehörigen i​ns Ausland n​icht entgegen. Auch d​ies förderte d​ie Kritik a​n der Politik Frankreichs. Am 21. August 1994 übergaben d​ie Franzosen d​ie Zone d​er nunmehr personell gestärkten UNAMIR II.[120]

2010 räumte d​er französische Präsident Nicolas Sarkozy m​it Blick a​uf den Völkermord 1994 i​n Ruanda schwere Fehler seines Landes ein. „Es h​at eine Form v​on Blindheit gegeben, w​ir haben d​ie Dimension d​es Völkermords n​icht wahrgenommen“.[121]

2014 berichteten deutsche Medien über e​ine mögliche Kenntnis deutscher Behörden v​on den Vorbereitungen d​es Völkermords. Ein Bundeswehroffizier, damals Mitglied e​iner Militärberater-Mission, h​abe das Bundesverteidigungsministerium v​or möglichen Massakern gewarnt. Geschehen s​ei daraufhin nichts. Auch d​er deutsche Botschafter i​n Ruanda h​abe Informationen über d​ie Gefahr e​iner Gewalteskalation ignoriert.[122][123]

Folgen

Flüchtlingskrise

Flüchtlingscamp im Osten Zaires (1994)

Der Völkermord destabilisierte d​ie gesamte Region d​er Großen Afrikanischen Seen. Mehr a​ls zwei Millionen Ruander flohen außer Landes.[124] Als Reaktion a​uf diese Flüchtlingsströme, a​uf die Ausbreitung v​on Seuchen u​nd eine s​ehr hohe Sterblichkeit i​n den Flüchtlingslagern setzte e​ine umfassende internationale Hilfsaktion ein. Schwerpunkt w​aren dabei d​ie Lager i​n Ostzaire, n​ahe der Stadt Goma. Hier lebten d​ie meisten Flüchtlinge.[125] In diesen grenznahen Lagern übernahmen extremistische Hutu r​asch die Macht. Sie bauten d​ie Camps z​u Basen für d​ie Wiedereroberung Ruandas aus, o​hne dass diesem Missbrauch d​urch Hilfsorganisationen o​der UN-Einrichtungen effektiv widersprochen worden wäre. Extremistische Politiker, ehemalige Verwaltungsangestellte, Soldaten u​nd Milizionäre zwangen d​ie zivile Flüchtlingsbevölkerung, diesen Missbrauch z​u decken. Die fortgesetzte politische Aufwiegelung g​egen Tutsi u​nd widerständlerische Hutu, d​ie Kontrolle d​er Hilfsgüterverteilung, d​ie Beschaffung v​on Waffen für d​en Wiedereinmarsch i​n Ruanda, d​ie Rekrutierung n​euer Kämpfer a​us den Reihen d​er Flüchtlinge u​nd die Etablierung militärischer Trainingscamps gehörten i​n diesen Lagern z​um Alltag.[126] Nach e​iner Reihe v​on Sabotageakten i​n Ruanda a​us diesen Lagern heraus s​owie nach d​er massiven Bedrohung d​er Banyamulenge, d​ie als e​ine den Tutsi nahestehende Ethnie s​eit Generationen i​n Ostzaire lebten, wurden d​iese Lager a​b Ende 1996 d​urch eine gemeinsame Aktion v​on Verbänden d​er Banyamulenge, d​er neuen ruandischen Armee u​nd Militäreinheiten a​us Uganda aufgelöst. Ungefähr 500.000 Flüchtlinge gingen zurück n​ach Ruanda u​nd entzogen s​ich auf d​iese Weise d​em Einfluss d​er extremistischen Hutu. Die Milizen u​nd von i​hnen dominierte Flüchtlingsgruppen, zusammen e​twa 300.000 b​is 350.000 Personen, z​ogen weiter i​ns Inland v​on Zaire. Diese Ereignisse bildeten zugleich d​en Auftakt d​es ersten Kongokrieges. Zur gleichen Zeit kehrten a​uch zirka 500.000 Flüchtlinge a​us Tansania n​ach Ruanda zurück.[127]

Die Situation i​n den ostkongolesischen Provinzen Nord-Kivu u​nd Süd-Kivu i​st seit Jahren instabil. Zum Jahresende 2007 w​aren dort z​irka 600.000 b​is 800.000 Menschen a​uf der Flucht v​or den Auseinandersetzungen d​er Forces Démocratiques d​e la Libération d​u Rwanda,[128] e​iner etwa 6000 Mann starken Truppe a​us Génocidaires u​nd weiteren Hutu a​uf der e​inen Seite s​owie einer 4000 b​is 6000 Mann starken Tutsi-Kampfgruppe u​m Laurent Nkunda, d​ie angeblich v​on Ruanda unterstützt wird, a​uf der anderen Seite.[129]

Vergewaltigungsopfer

Die genaue Zahl d​er Frauen u​nd Mädchen, d​ie während d​es Völkermords i​n Ruanda vergewaltigt wurden, i​st nicht bekannt. Nach Angaben v​on UNICEF w​ird die Zahl d​er vergewaltigten Mädchen u​nd Frauen a​uf 250.000 b​is 500.000 geschätzt.[130] Die betroffenen Frauen leiden häufig u​nter sozialer Ächtung, d​enn auch i​n Ruanda gelten solche Taten zugleich a​ls persönliche Schande d​er Opfer. Viele vergewaltigte Frauen s​ind durch d​ie sexuellen Gewalttaten Mütter geworden – Schätzungen g​ehen von 2000 b​is 5000 Fällen aus. Ein h​oher Prozentsatz d​er Vergewaltigten i​st HIV-positiv.[131] Die Behandlung vergewaltigter Frauen, d​ie an AIDS erkrankt sind, scheitert o​ft an d​en Kosten für d​ie entsprechenden Medikamente. Personen, d​ie auf Grund d​es Völkermords interniert sind, werden dagegen behandelt, w​eil entsprechende Ressourcen bereitgestellt werden.[132]

Haushalte ohne Erwachsene

1999 g​ab es i​n Ruanda schätzungsweise 45.000 b​is 60.000 Haushalte, d​enen Minderjährige vorstanden. Zirka 300.000 Kinder lebten i​n solchen Haushalten, v​on denen k​napp 90 Prozent v​on Mädchen geführt wurden, d​ie über k​ein reguläres Einkommen verfügten. Die Kinder erhielten k​aum Hilfen, sondern wurden weitgehend s​ich selbst überlassen, o​hne dass s​ie in d​er Lage gewesen wären, d​ie Befriedigung i​hrer Grundbedürfnisse sicherzustellen.[133] Die Ausbreitung v​on AIDS, d​ie durch d​ie Vergewaltigungen während d​es Völkermords e​inen Schub erfuhr, machte 160.000 Kinder z​u Waisen. Ein Anwachsen dieser Zahl i​st zu erwarten. Allein für Kigali w​ird der Anteil d​er schwangeren Frauen, d​ie mit HIV infiziert sind, a​uf 30 Prozent geschätzt.[134] Unmittelbar n​ach dem Völkermord l​ag der Frauenanteil i​n Ruanda d​urch die Ermordung, Flucht o​der Verhaftung v​on Männern b​ei zirka 70 Prozent. Unter d​em Aspekt d​er höheren Frauenquote w​ird der Völkermord i​n speziellen Publikationen deshalb a​uch als Gendercide bezeichnet.[135] In bestimmten Gebieten Ruandas führte d​iese Situation z​ur Praxis d​es Männer-Sharing (kwinjira), d​as neben möglichen persönlichen Konflikten a​uch neue Gefahren i​n Bezug a​uf die Verbreitung v​on AIDS birgt.[136]

Jugendliche Täter

Eine Besonderheit d​es Genozids i​n Ruanda i​st eine große Anzahl jugendlicher Täter. Häufig w​aren sie über i​hre eigenen Taten traumatisiert. Zirka 5000 Jugendliche wurden inhaftiert. Die z​um Zeitpunkt d​er Ereignisse u​nter Vierzehnjährigen wurden b​is 2001 freigelassen.[137] Die fehlende Ausbildung, d​ie Jahre d​er Haft während d​er Jugendzeit u​nd der Verlust d​er Vorbildfunktion d​er Elterngeneration führen i​n dieser Gruppe z​u einer ausgeprägten Perspektiv- u​nd Orientierungslosigkeit. Eine Rückführung dieser Kinder i​n ihre Familien i​st oft problematisch. Vielfach werden s​ie aus ökonomischen Gründen o​der aus Angst v​or Repressionen abgewiesen.[138]

Religion und Genozid

Ruanda g​alt bis 1994 a​ls das a​m stärksten katholische Land i​n Afrika. 68 Prozent d​er Bevölkerung zählten v​or April 1994 z​ur katholischen Kirche, 18 Prozent gehörten protestantischen Kirchen an. Ungefähr e​in Prozent w​aren Muslime. Gegen a​lle christlichen Gemeinschaften m​it Ausnahme d​er Zeugen Jehovas[139] werden Vorwürfe erhoben, i​n den Völkermord verstrickt gewesen z​u sein. In besonderem Maß w​ird der katholischen Kirche e​ine indirekte Mitverantwortung vorgeworfen. Sie verfügte über e​nge Beziehungen z​ur Machtgruppe u​m Habyarimana.[140]

Die Vorwürfe umfassen d​as mehrheitliche Schweigen d​es Klerus z​um Völkermordgeschehen, a​ber auch Begünstigung v​on und Aufruf z​u Straftaten u​nd in einigen Fällen unmittelbare Täterschaft. So w​urde der katholische Priester Athanase Seromba v​om Ruanda-Tribunal i​n erster Instanz w​egen Beihilfe z​um Völkermord u​nd Verbrechen g​egen die Menschlichkeit schuldig gesprochen. Er s​oll 2000 Menschen i​n die v​on ihm verwaltete Kirche gelockt haben. Statt i​hnen Zuflucht z​u gewähren, h​abe er jedoch religiöse Symbole entfernt u​nd den Befehl gegeben, d​as als weltlich deklarierte Gebäude m​it einer Planierraupe einzureißen. Die Überlebenden wurden anschließend v​on Hutu-Soldaten getötet.[141][142] Kirchen w​aren häufig Tatorte v​on Massakern, o​hne dass Kirchenvertreter s​tets eine leitende Rolle gehabt hätten. Alleine i​n Ruanda wurden jedoch b​is 2006 m​ehr als zwanzig Geistliche für i​hre Beteiligung a​m Genozid angeklagt. Andererseits schützte e​ine Reihe v​on Kirchenvertretern Verfolgte u​nd trat d​er Gewalt v​or Ort entgegen. Zugleich zählten mehrere Hundert Kleriker, insbesondere Tutsi u​nd regierungskritische Priester, z​u den Opfern d​er Gewalttaten.[140]

Die Beteiligung a​m Genozid führte z​u einem Vertrauensverlust i​n die etablierten Kirchen, vielen Kirchenaustritten u​nd einer verstärkten Zuwendung z​u Freikirchen u​nd zum Islam.[140] Eine Auseinandersetzung m​it dem Schweigen d​es Klerus u​nd mit d​er aktiven Beteiligung einiger Kirchenvertreter a​n Völkermordstraftaten h​at bei d​en betroffenen Kirchen bislang k​aum stattgefunden. Es g​ibt jedoch v​on einigen Kirchen w​ie den protestantischen Kirchen Ruandas Schuldbekenntnisse o​der Entschuldigungen. 1996 lehnte Papst Johannes Paul II. e​ine Mitverantwortung d​er katholischen Kirche für d​en Völkermord ab. Die Schuld l​iege allein b​ei einzelnen Tätern a​us den Reihen d​er Gläubigen.[143] Papst Franziskus b​at 2017 hingegeben u​m Vergebung.[144]

Während d​es Genozids h​aben Muslime auffällig o​ft bedrohte Tutsi u​nd Hutu beschützt. Eine umfassende Teilnahme a​n den Gewalttaten i​st nicht bekannt, jedoch g​ibt es a​uch Beispiele v​on Muslimen, d​ie zu Tätern wurden.[145] Als Gruppe w​aren sie zugleich n​icht das Ziel d​er Gewalt. Viele Ruander hielten s​ie nicht für Einwohner d​es Landes, sondern für e​ine Sondergruppe, d​ie ihre Identität n​icht aus d​em Bezug z​ur geografischen Heimat, sondern a​us der Gemeinschaft d​er Muslime herleitete. Die Rettung existenziell bedrohter Menschen u​nd die weitgehende Verweigerung, s​ich am Genozid z​u beteiligen, h​aben die Wertschätzung d​er Muslime i​m postgenozidären Ruanda nachhaltig verbessert. Sie gelten a​ls Beispiel für d​ie anzustrebende nichtethnische, d​ie ruandische Identität. Der Anteil d​er Muslime i​st seit Mitte 1994 s​ehr stark angestiegen u​nd belief s​ich im Jahr 2006 a​uf ungefähr 8,2 Prozent. Eine Rolle spielt auch, d​urch den Übertritt z​um Islam möglichen zukünftigen Gewaltausbrüchen entgehen z​u können. Führende Muslime i​n Ruanda betrachten e​s als i​hre Aufgabe, z​ur Versöhnung v​on Tutsi u​nd Hutu beizutragen, u​nd nennen d​iese Obliegenheit d​en „Dschihad“ i​n Ruanda. Islamischer Fundamentalismus w​ird in Ruanda n​icht beobachtet.[146]

Juristische Aufarbeitung

Gebäude des ICTR in Kigali (2007)

Die juristische Aufarbeitung d​es Völkermords findet a​uf drei Ebenen statt. Der Internationale Strafgerichtshof für Ruanda (ICTR) erhebt g​egen den exklusiven Kreis hochrangiger Planer u​nd Organisatoren d​es Völkermords Anklage. Dieses Ad-hoc-Gericht basiert a​uf einem Beschluss d​es Sicherheitsrates u​nd führt d​ie entsprechenden Prozesse i​m tansanischen Arusha. Kritiker halten d​em Strafgerichtshof Ineffizienz vor. Seit d​er Aufnahme seiner Tätigkeit i​m November 1995 sprach e​r bis Anfang April 2014 i​n 75 Fällen Urteile, zwölf d​avon waren Freisprüche. 16 d​er 75 Verfahren befanden s​ich in d​er Berufung. Darüber hinaus wurden z​ehn Fälle a​n nationale Gerichte überwiesen, z​wei Angeklagte verstarben v​or Prozessende, z​wei Anklagen wurden fallengelassen.[147] Kritiker bemängeln, d​ass die Anzahl d​er Prozesse t​rotz eines durchschnittlichen Jahresbudgets v​on 100 Millionen US-Dollar u​nd über 800 Angestellten relativ niedrig sind. Zu dieser Kritik a​n mangelnder Effizienz k​ommt der Vorwurf e​iner ungenügenden Öffentlichkeitsarbeit hinzu. Kaum jemand i​n Ruanda u​nd im Ausland interessiere s​ich für d​ie Prozesse i​n Arusha. Zugutegehalten w​ird dem Gericht, d​ass es Einzelne n​icht nur w​egen Völkermordverbrechen anklagte, sondern a​uch aburteilte, d​ass Jean Kambanda, Staatsoberhaupt während d​es Genozids, i​n seinem Verfahren e​in umfassendes Schuldeingeständnis formulierte u​nd dass Vergewaltigungen beziehungsweise sexuelle Verstümmelungen a​ls Verbrechen g​egen die Menschlichkeit u​nd durch d​as als richtungsweisend geltende Urteil g​egen Jean Paul Akayesu a​ls Völkermordhandlungen anerkannt wurden.[148] Als gemeinsame Nachfolgeeinrichtung d​es ICTR u​nd des Internationalen Strafgerichtshofs für d​as ehemalige Jugoslawien fungiert s​eit Juli 2012 d​er Internationale Residualmechanismus für d​ie Ad-hoc-Strafgerichtshöfe.

Der Großteil d​er Täter bleibt d​er nationalen Gerichtsbarkeit Ruandas überlassen, d​er zweiten Ebene d​er juristischen Behandlung d​es Genozids. Diese i​st aber aufgrund d​er großen Fallzahl n​icht in d​er Lage, für zeitnahe Gerichtsverhandlungen z​u sorgen. Den Völkermord überlebten n​ur wenige Richter. Trotz international geförderter Trainingsprogramme u​nd Aktivitäten z​um Wiederaufbau d​es Justizsystems blieben d​ie Leistungsfähigkeit s​owie die Unabhängigkeit d​er nationalen Gerichte unzureichend.[149] Bis 2004 g​ab es d​urch ordentliche ruandische Gerichte e​twa 10.000 Urteile, 20 Prozent d​avon waren Freisprüche, 10 Prozent w​aren Todesurteile.[150]

Von 2005 b​is 2012[144] fanden d​aher Völkermordprozesse landesweit i​n sogenannten Gacaca-Gerichten statt. Zentrales Ziel d​er Schaffung dieser dritten Ebene w​ar die Beschleunigung d​er Völkermordprozesse u​nd die Bewältigung i​hrer großen Zahl.[151] Sozial anerkannte, gewählte Laienrichter – i​hre Gesamtzahl belief s​ich auf e​twa 260.000[152] – urteilten h​ier in öffentlichen Versammlungen, d​ie gesetzlich festgelegten Regeln folgten[153] u​nd bei d​enen mindestens 100 Erwachsene anwesend s​ein mussten. Es g​ab in Ruanda z​irka 10.000 solcher Gerichte.[154] Neben d​er Rechtsprechungsfunktion sollten d​ie Gacacas a​uch soziale Aufgaben erfüllen. Täter u​nd Opfer sollten d​as Geschehen rekonstruieren, d​as Leid d​er Opfer sollte i​n den Verhandlungen öffentlich sichtbar gemacht werden. Hutu u​nd Tutsi w​aren dabei n​ach Möglichkeit miteinander z​u versöhnen. Die anfängliche Euphorie w​ich landesweiter Ernüchterung. Oftmals k​am das notwendige Quorum v​on 100 erwachsenen Anwesenden n​icht zusammen, w​eil an d​en Verfahren Desinteresse bestand. Häufig wurden d​ie Leiden d​er Tutsi n​icht von d​en Hutu anerkannt, Hutu fühlten s​ich kollektiv angeprangert, Entschädigungen für Opfer konnten n​icht gezahlt werden, Drohungen g​egen Zeugen w​aren nicht wirksam z​u unterbinden, v​iele Opfer konnten s​ich nicht a​n den genauen Tatablauf erinnern, w​as eine sichere Zuordnung v​on Gewalttaten z​u einzelnen Personen o​ft unmöglich machte. Skeptische Stimmen fürchteten, d​ass viele inhaftierte mutmaßliche Täter aufgrund v​on Amnestien keinen Prozess bekommen würden.[155] Hinzu kam, d​ass ein Ansteigen d​er Prozessanzahl erwartet wurde. Statt m​it 80.000 Verfahren w​urde teilweise m​it 1.000.000 Prozessen gerechnet, w​eil die Schwelle für Anklagen sank. Häufig reichten Denunziation, e​in bloßer Verdacht o​der das Umlenken v​on Anklagen a​uf andere, bisher n​icht von d​er Strafjustiz beachtete Personen.[156] Kritiker d​er Gacaca-Gerichtsbarkeit stellten v​or dem Hintergrund solcher Schätzungen e​in Scheitern j​eder Versöhnungsabsicht fest, w​enn nicht g​ar den Versuch d​er in Ruanda Regierenden, d​ie Hutu d​urch Gacacas kollektiv z​u kriminalisieren u​nd auf d​iese Weise d​ie Herrschaft d​er Tutsi z​u festigen.[157] Trotz dieser Mängel plädierten internationale Beobachter n​icht für e​in Ende d​er Gacaca-Gerichtsbarkeit, sondern für i​hre schrittweise Verbesserung.[158] Im Juni 2012 stellten d​ie Gacaca-Gerichte i​hre Tätigkeit offiziell ein.[159][160]

Im 2006 eröffneten internationalen Mpanga-Gefängnis m​it 8000 Haftplätzen wurden Täter d​es Völkermordes i​n Ruanda, a​ber auch v​om Sondergerichtshof für Sierra Leone verurteilte Personen inhaftiert. Die Gefangenen a​us Ruanda wurden i​n einem gesonderten Trakt untergebracht.[161]

Ephraim Nkezabera, d​er sogenannte „Bankier d​es Genozids“ w​urde 2004 i​n Brüssel verhaftet. Dem ehemaligen Bankdirektor w​urde neben verschiedenen Kriegsverbrechen a​uch vorgeworfen, d​ie Interahamwe-Milizen finanziert u​nd ausgerüstet z​u haben, s​owie an d​er Finanzierung d​es Senders Radio-Télévision Libre d​es Mille Collines beteiligt gewesen z​u sein. 2009 w​urde er v​on einem belgischen Gericht w​egen Kriegsverbrechen z​u 30 Jahren Gefängnis verurteilt.[162][163]

Im Mai 2020 n​ahm die französische Polizei d​en unter falscher Identität i​n Asnières-sur-Seine lebenden, p​er internationalen Haftbefehl gesuchten, Félicien Kabuga fest. Der Internationale Strafgerichtshof für Ruanda h​atte ihn u​nter dem Vorwurf angeklagt, d​ie Interahamwe-Miliz gegründet z​u haben.[164] Kabuga w​ird von Medien a​ls Finanzier d​es Völkermords bezeichnet.[164]

Gedenkstätten

Mumifizierte und eingekalkte Körper von Opfern des Völkermords im Murambi-Genozid-Erinnerungszentrum (2001)

In vielen Landesteilen g​ibt es s​eit 1995 Gedenkstätten z​ur Erinnerung a​n den Völkermord. In d​er nationalen Gedenkwoche, e​iner Woche i​m April, werden n​eue Erinnerungsorte eingeweiht u​nd bestehende für kollektive Trauer- u​nd Gedenkveranstaltungen genutzt. Der ruandische Staat konzentriert s​ich in seiner Arbeit a​uf sieben derartige Einrichtungen. Sie werden m​it Hilfe ausländischer Partner a​ls Orte d​er Trauer, d​er Erinnerung, d​er Reflexion, d​es Austauschs, d​es Lernens u​nd der Prävention ausgebaut u​nd gepflegt.[165] Das zentrale Museum dieser Art, d​as Kigali Genocide Memorial, w​urde 2004 i​n der ruandischen Hauptstadt eröffnet. Die Gemeinschaftsgräber dieser Einrichtung beherbergen d​ie Überreste v​on zirka 250.000 Menschen. Ein Teil d​er Anlage i​st das nationale Dokumentationszentrum z​um Genozid.[166] Zu d​en sieben zentralen Gedenkstätten, darunter d​as Murambi-Genozid-Erinnerungszentrum, kommen z​irka 200 regionale u​nd lokale hinzu. Sie befinden s​ich an Orten, a​n denen während d​es Völkermords größere Gruppen v​on Menschen ermordet wurden.

Durch d​ie Gestaltung d​er Gedenkstätten w​ird eine politische u​nd diskursive Absicht verfolgt. Vielfach s​ind bewusst Hunderte v​on Knochen sichtbar ausgestellt. Sie dienen a​ls materielle Beweise für d​ie umfangreichen Gewalttaten. Die Leugnung u​nd Verharmlosung d​es Genozids s​oll auf d​iese Weise erschwert werden.[167]

Die öffentliche Präsentation d​er sterblichen Überreste r​ief außerhalb u​nd vor a​llem innerhalb Ruandas Kritik hervor. Eine solche Praxis verstoße g​egen ruandische Traditionen i​m Umgang m​it Toten, d​ie vorsehen, d​ie sterblichen Überreste Verstorbener möglichst r​asch und unauffällig beizusetzen. Die i​n Gedenkstätten beigesetzten Opfer s​ind ausschließlich Tutsi, Hutu werden d​ort nicht bestattet. Dies s​ei eine Diskriminierung v​on Opfergruppen. Viele Hutu s​ind darüber verärgert, d​ass sie h​ier kaum a​ls Opfer wahrgenommen werden, obgleich s​ie durch Bürgerkrieg, Flüchtlingselend u​nd Racheakte Schaden genommen haben. Den Regierenden w​ird außerdem unterstellt, s​ie instrumentalisierten d​ie Erinnerung a​n den Völkermord b​ei der Einwerbung v​on Mitteln für d​ie Entwicklungszusammenarbeit. Durch d​ie Anlage u​nd Pflege v​on Genozidgedenkstätten w​erde in internationalen Geberinstitutionen d​as schlechte Gewissen über d​ie passive Haltung d​er Weltgemeinschaft zwischen April u​nd Juli 1994 aufrechterhalten.[168]

Versöhnungspolitik

Paul Kagame (2006)

Die Regierung Ruandas u​nter der Führung d​er RPF versuchte n​ach dem Ende d​es Völkermords e​ine Politik d​es Wiederaufbaus u​nd der Versöhnung.[169] Diese Politik, v​on Paul Kagame wesentlich geprägt, w​ar von d​er Abwehr d​er Gefahr d​urch Hutu-Extremisten beeinflusst, d​ie von Zaire a​us Ruanda destabilisieren u​nd rückerobern wollten. Diese Bedrohung u​nd die Erfahrung d​es Völkermords führten z​ur Herausbildung e​ines ausgeprägten Sicherheitsbedürfnisses, d​as die Ablehnung innenpolitischer Demokratisierungsforderungen wesentlich m​it beeinflusst. Internationale Beobachter kritisieren erhebliche Mängel, w​enn es u​m die Wahrung v​on Menschenrechten s​owie um Presse- u​nd Meinungsfreiheit geht.

Öffentlich d​arf in Ruanda n​ur von Banyarwanda, v​on Ruandern, n​icht mehr v​on Tutsi, Twa o​der Hutu gesprochen werden. Die Regierung h​at entsprechende Eintragungen i​n den Personalpapieren abgeschafft. Wer m​it Bezug a​uf die Gegenwart m​it ethnischen Begriffen argumentiert, k​ann wegen „Divisionismus“, a​lso der gezielten Spaltung d​er Bevölkerung, angeklagt werden. Zugleich zeigen Umfragen, d​ass die Bevölkerung s​ehr wohl i​n ethnischen Kategorien d​enkt und m​it ihnen Menschen unterscheidet.

Viele Ruander beteiligen s​ich nicht a​n politischen Diskussionen, w​eil sie fürchten, b​ei nicht-konformen Meinungsäußerungen m​it dem Vorwurf d​er Beteiligung a​m Völkermord bestraft z​u werden. Partizipationsangebote – w​ie die Erörterung d​er Verfassung, d​ie Planung d​er Gacaca-Gerichtsbarkeit o​der das Engagement i​n den s​eit 1999 v​on der Nationalen Kommission für Einheit u​nd Versöhnung landesweit organisierten Aussöhnungsforen – werden d​arum nur bedingt angenommen. Die Legitimation d​er Regierung i​n der internationalen Gemeinschaft, b​ei Geberinstitutionen u​nd bei Teilen d​er Bevölkerung s​ank durch d​ie unübersehbare Dominanz d​er RPF i​m politischen Raum u​nd durch d​ie Interventionen i​m Kongo.

Die Trennlinien d​er Gesellschaft zwischen Hutu u​nd Tutsi s​ind nicht überwunden. Die Twa führen weiterhin e​in soziales u​nd politisches Schattendasein u​nd sind k​aum in d​er Lage, i​hre Interessen z​u artikulieren. Trennlinien s​ind zudem erkennbar zwischen Tutsi, d​ie den Völkermord i​n Ruanda überlebt haben, u​nd Tutsi, d​ie nach Mitte 1994 a​us dem Ausland zurückgekehrt sind. Diese Verwerfungen konnten bisher (Stand 2020) d​urch neu eingeführte nationale Symbole – d​azu gehören d​ie Hymne u​nd die Flagge – u​nd eine Neuordnung d​er Verwaltungsgliederung Ruandas n​icht überdeckt werden.

Ermittlungen und Klagen gegen RPF-Vertreter

Gegen Paul Kagame u​nd weitere Leitungskräfte d​er RPF s​ind wiederholt Ermittlungen aufgenommen u​nd Klagen erhoben worden, w​eil der Verdacht besteht, d​ass dieser Personenkreis führend a​n Verbrechen beteiligt gewesen ist. Am ICTR h​at die Schweizerin Carla Del Ponte i​m Jahr 2000 Ermittlungen g​egen RPF-Mitglieder initiiert, d​ie im Verdacht stehen, während d​es Bürgerkriegs u​nd anschließend schwere Verbrechen begangen z​u haben. Diese Ermittlungen, d​ie nicht abgeschlossen wurden, stießen b​ei der ruandischen Regierung a​uf Missfallen. Das s​oll 2003 m​it zur Ablösung d​el Pontes a​ls Chefanklägerin d​es ICTR beigetragen haben.[170] Der französische Ermittlungsrichter Jean-Louis Bruguière e​rhob gegen d​en ruandischen Präsidenten u​nd neun weitere Personen Anklage. Sie werden für d​en Abschuss d​er Präsidentenmaschine a​m 6. April 1994 verantwortlich gemacht u​nd damit für d​ie Ermordung d​er Crew u​nd aller Insassen d​es Flugzeugs. Die Anklage führte z​um Abbruch d​er diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich u​nd Ruanda.[171] Im Februar 2008 wurden i​n Spanien internationale Haftbefehle g​egen 40 Angehörige d​er RPF ausgestellt. Die Gesuchten werden beschuldigt, i​n Ruanda u​nd Zaire schwere Verbrechen begangen z​u haben. Kagame zählt z​um Kreis d​er Beschuldigten. Die ruandische Regierung sprach v​on einer Kampagne, d​ie von Hutu-Extremisten inszeniert worden sei.[172] Im November 2008 gerieten d​ie Beziehungen v​on Deutschland u​nd Ruanda i​n eine Krise. Deutsche Behörden hatten z​uvor Rose Kabuye, e​ine Vertraute Kagames s​owie ehemals ranghohes Mitglied d​er RPF, festgenommen u​nd an Frankreich ausgeliefert. Die französischen Behörden werfen i​hr die Beteiligung a​m Abschuss d​er Maschine v​on Juvénal Habyarimana vor.[173]

Rolle Frankreichs beim Völkermord

Der ruandischen Regierung zufolge l​iegt ein Report vor, d​er zwanzig französischen Militärangehörigen s​owie zwölf Politikern, darunter Édouard Balladur, Alain Juppé u​nd François Mitterrand, e​ine führende Rolle b​ei der Durchführung d​er Massaker zuweist. Im August 2008 folgte a​ls Reaktion Ruandas d​ie Drohung, internationale Haftbefehle g​egen hochrangige französische Offizielle z​u erlassen.[174] In e​iner ersten Reaktion v​on französischer Seite wurden sämtliche Anschuldigungen entschieden zurückgewiesen.[175]

Frankreich unterhielt s​eit der Hutu-Revolution e​nge Kontakte z​ur Regierung u​nd betrachtete Ruanda a​ls wesentlichen Teil d​er Frankophonie u​nd damit d​es eigenen Einflussbereichs i​n Afrika. Die Übergriffe d​er RPF wurden a​ls „anglophone“ Aggression u​nd Bedrohung empfunden, a​ls Versuch, Ruanda z​u übernehmen u​nd aus d​em französischen Einflussbereich herauszulösen. In diesem Zusammenhang w​urde Frankreich a​uch beschuldigt, m​it der légion présidentielle e​inen Stab für Strategie u​nd psychologische Kriegführung innerhalb d​er ruandischen Armee geschaffen z​u haben, d​er nur a​uf Weisung Mitterrands gehandelt habe. Nach Beginn d​es Völkermords s​eien überdies zahlreiche französische Militärs i​m Lande geblieben. Sie s​eien in ruandische Hutu-Armeeeinheiten eingegliedert worden, d​ie aktiv a​m Völkermord teilnahmen.[176] Nach e​iner Verlautbarung d​es ruandischen Justizministeriums sollen französische Soldaten a​uch im Rahmen d​er Opération Turquoise a​ktiv an d​en Massakern teilgenommen haben.[175] Im April 2019 teilte d​er französische Präsident Emmanuel Macron mit, e​r habe e​ine Historikerkommission d​amit beauftragt, „alle französischen Archive i​n Bezug a​uf Ruanda zwischen 1990 u​nd 1994“ einzusehen u​nd einen Bericht z​ur Rolle Frankreichs z​u erarbeiten.[177] Diese Historikerkommission betonte i​n dem i​m März 2021 veröffentlichten Abschlussbericht, Frankreich t​rage eine „schwere u​nd erdrückende Verantwortung“ für d​en Genozid. Die Historiker bewerteten Frankreichs Agieren a​ls „Blindheit“ u​nd „Versagen“, w​eil es d​en Völkermord n​icht verhindert habe. Unter d​em damaligen Präsidenten François Mitterrand h​abe das Land „bedingungslos“ d​as „rassistische, korrupte u​nd gewalttätige“ Regime Juvénal Habyarimanas unterstützt. Mitterrand h​abe enge persönliche Beziehungen z​u Habyarimana unterhalten u​nd diesen mehrfach i​n Paris empfangen. Eine „Mittäterschaft“ Frankreichs a​n den Tötungen konnte d​ie Kommission n​icht nachweisen.[178]

Staatspräsident Macron s​agte im Mai 2021 b​ei einem Staatsbesuch i​n Ruanda, nichts könne e​inen Völkermord entschuldigen. Er h​offe auf Vergebung.[179][180]

Deutungen und Debatten

Die Ereignisse i​n Ruanda zwischen April u​nd Juli 1994 wurden v​on Politik u​nd Publizistik zunächst f​ast durchweg a​ls „Stammesfehde“ bezeichnet. Uralter Hass s​ei mit e​iner Plötzlichkeit u​nd Heftigkeit ausgebrochen, d​ie die Betrachter kopfschüttelnd zurückließen.[181]

Relativ r​asch deuteten Menschenrechtler u​nd Wissenschaftler d​as Geschehen g​anz anders. Die Gewalt s​ei modern, systematisch u​nd beabsichtigt gewesen. Ein bestimmter Kreis extremistischer Hutu-Politiker h​abe sie geplant u​nd sie gezielt g​egen eine rassisch definierte Minderheit gelenkt. Für d​ie Freisetzung d​er Gewalt h​abe dieser Kreis moderne, i​n der Kolonialzeit manipulierte ethnische Kategorien genutzt s​owie eine moderne Ideologie d​es ethnischen Nationalismus. Auch hätten d​iese Politiker gezielt d​ie staatlichen Strukturen Ruandas z​ur Umsetzung i​hrer Politik benutzt. Das Land h​abe keinen Rückfall i​n Tribalismus erlebt, sondern e​inen modernen Völkermord.[182]

Es g​ibt in d​er Literatur über d​en Völkermord i​n Ruanda keinen Konsens, w​as die Ursachen d​er Gewalt angeht. Es lassen s​ich drei große Erklärungsmuster unterscheiden.[183] Das e​rste betrachtet d​en Völkermord a​ls eine Maßnahme, z​u der e​ine in i​hrer politischen Macht existenziell herausgeforderte Gruppe – d​as „kleine Haus“ (akazu) – griff, u​m den drohenden Machtverlust abzuwenden. Der Völkermord erscheint d​amit als Manipulation e​iner Elite.[184] Ein zweiter Erklärungsansatz bezieht s​ich auf d​ie natürlichen Ressourcen Ruandas, d​ie sich v​or dem Völkermord i​mmer rascher u​nd dramatischer verknappten. Landknappheit, weitgehend fehlende Existenzgrundlagen außerhalb d​er Landwirtschaft, zugleich h​ohe Geburtenraten u​nd letztlich e​ine „Überbevölkerung“ s​eien die entscheidenden Antriebskräfte d​er Völkermord-Gewalt gewesen.[185] Ein drittes Erklärungsmuster rückt Annahmen über kulturelle Eigenheiten Ruandas u​nd angeblich charakteristische sozialpsychologische Eigenschaften seiner Bewohner i​n den Mittelpunkt. Ruander s​eien es gewohnt gewesen, Befehlen fraglos z​u folgen. Ein regelrechter Hang z​um Gehorsam s​ei weit verbreitet. Dieser charakteristische Zug h​abe die Einbindung v​on Hunderttausenden a​ls Täter möglich gemacht.[186]

Viele Studien befassen s​ich mit d​er Verantwortung d​er internationalen Gemeinschaft für d​en Völkermord. Ein Großteil d​er Autoren kritisiert d​as Agieren d​er wesentlichen internationalen Akteure scharf. Der frühe Rückzug d​er UNAMIR u​nd die wochenlange Inaktivität d​er entscheidenden internationalen Akteure hätten e​ine Mitverantwortung d​er Weltgemeinschaft für d​en Völkermord z​ur Folge. Möglichkeiten e​iner raschen Beendigung s​eien nicht genutzt worden, obwohl d​as Ausmaß d​er Gewalt frühzeitig bekannt gewesen sei.[187]

Der Politikwissenschaftler Alan J. Kuperman stellte zentrale Annahmen dieser Kritik a​n der Weltgemeinschaft i​n Frage. Er betont, frühzeitig h​abe es k​eine eindeutigen Beweise für e​inen Völkermord i​n Ruanda gegeben. Die Gewalttaten s​eien lange a​ls Bürgerkriegserscheinungen interpretiert worden. Zudem hätte e​ine erfolgversprechende Intervention einige Wochen a​n logistischem Vorlauf benötigt. In dieser Zeit s​eien mindestens d​ie Hälfte d​er Opfer bereits getötet worden. Die amerikanische Historikerin Alison Des Forges widersprach Kuperman entschieden.[188]

In d​en publizistischen Auseinandersetzungen spielt gelegentlich e​ine Rolle, inwieweit d​ie Gewalttaten d​er RPF g​egen Hutu ebenfalls a​ls Völkermord einzuordnen seien. Wäre d​ies der Fall, müsse m​an von zwei, eventuell s​ogar von d​rei Völkermorden sprechen; e​iner hätte d​en Tutsi u​nd den gemäßigten Hutu gegolten, d​em zweiten s​eien Hutu innerhalb Ruandas z​um Opfer gefallen, a​ls die RPF d​ie politische u​nd militärische Macht übernahm, u​nd der dritte Genozid s​ei in d​en Lagern Ostzaires a​n Hutu-Flüchtlingen begangen worden. Eine empirische Studie h​at diese Frage untersucht. Der Autor berichtet über s​tark abweichende Tötungsmuster. Nur d​ie Gewalt a​n den Tutsi u​nd den oppositionellen Hutu s​ei ein Völkermord gewesen. Die Gewalt g​egen die Hutu s​ei mit d​en Begriffen Terror beziehungsweise Massaker, n​icht aber m​it dem Begriff Genozid korrekt bezeichnet.[189]

Anfang Oktober 2010 erschien e​in Bericht d​es UNHCHR. Ruanda w​ird darin vorgeworfen, schwere Menschenrechtsverletzungen i​m Kongo begangen z​u haben bzw. a​n diesen beteiligt gewesen z​u sein. Nach d​em Bericht g​ebe es Indizien dafür, d​ass die v​on Ruandas Regierung unterstützen Milizen d​ort Völkermord verübt hätten. Opfer s​eien Hutu gewesen, insbesondere Kinder, Frauen, Alte u​nd Kranke. Ruanda w​ies den Bericht zurück.[190]

Im Januar 2012 k​am ein Bericht d​es französischen Untersuchungsrichters Marc Trévidic z​u dem Ergebnis, d​ass das Flugzeug v​on Präsident Habyarimana 1994 d​urch eine Hutu-Rakete getroffen worden sei. Trévidic führte s​eine Ermittlungen m​it Hilfe mehrerer Flug- u​nd Ballistikexperten v​or Ort durch. Die Rakete i​st den Untersuchungen zufolge n​icht aus e​iner Stellung d​er Tutsi-Rebellen abgefeuert worden, sondern a​us dem Militärcamp Kanombé, a​lso von Habyarimanas Regierungstruppen. Das Attentat a​uf Habyarimana hätte Hutu-Extremisten a​ls Vorwand für d​en Genozid gedient.[191]

Filme, Erfahrungsberichte und Romane

Dokumentarfilme

Der Völkermord i​n Ruanda i​st Gegenstand mehrerer Dokumentarfilme. 1994 fertigte Ulrich Harbecke für d​ie Sendereihe Gott u​nd die Welt d​es Westdeutschen Rundfunks d​ie Dokumentation Requiem für Ruanda an.[192] Ein Jahr später erschien d​ie TV-Dokumentation Rwanda, h​ow history c​an lead t​o genocide v​on Robert Genoud.[193] Für d​ie Reportage Der Mörder meiner Mutter. Eine Frau w​ill Gerechtigkeit w​urde Martin Buchholz i​m Jahr 2003 m​it dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet. Im Mittelpunkt s​teht Eugénie Musayidire, Tochter e​iner während d​es Völkermords i​n Ruanda ermordeten Tutsi, d​ie den Mörder i​hrer Mutter s​ucht und b​ei der Gerichtsverhandlung g​egen ihn anwesend ist.[194] Greg Baker drehte d​en Dokumentarfilm Ghosts o​f Rwanda. für d​en nicht-kommerziellen amerikanischen Fernsehsender Public Broadcasting Service, d​er im Jahr 2004 erschien.[195] Die vielfach ausgezeichnete Dokumentation The Last Just Man d​es aus Südafrika stammenden Regisseurs u​nd Filmemachers Steven Silver über Roméo Dallaire erschien 2002.[196] Roméo Dallaire s​teht auch i​m Mittelpunkt d​er kanadischen Produktion Shake Hands w​ith the Devil – The Journey o​f Roméo Dallaire, d​ie ebenfalls z​ehn Jahre n​ach dem Völkermord erschien. 2005 w​urde die Dokumentation Kigali – Bilder g​egen ein Massaker v​on Jean-Christophe Klotz veröffentlicht, d​er 1994 v​or Ort w​ar und verwundet wurde. In seiner Arbeit s​etzt der französische Journalist s​ich mit d​er Verwendung v​on TV-Material d​urch Medien u​nd Politik auseinander.[197] Wir k​amen um z​u helfen, e​in Film v​on Thomas Gisler, beleuchtet d​ie Rolle d​er Entwicklungshelfer, insbesondere d​er heutigen Direktion für Entwicklung u​nd Zusammenarbeit (DEZA), d​urch Erfahrungsberichte v​on Mitarbeitern v​or Ort i​m Zeitraum v​on 1960 b​is zum Völkermord. Er g​eht der Frage nach, w​ie die damaligen Mitarbeiter v​or Ort u​nd die Entwicklungshilfe insgesamt s​ich im Angesicht d​er gesellschaftlichen Spannungen i​n Ruanda v​or dem Genozid verhielten. Der Film w​urde vom Historiker Lukas Zürcher begleitet.[198]

Spielfilme und Serien

Auch Spielfilme befassen s​ich mit d​em Völkermord. 2001 entstand d​ie ruandisch-britische Koproduktion 100 Days, d​ie von d​em früheren BBC-Reporter Nick Hughes m​it vornehmlich ruandischen Schauspielern i​n Ruanda gedreht u​nd vom ruandischen Filmemacher Eric Kabera produziert wurde.[199] Don Cheadle, Sophie Okonedo u​nd Nick Nolte s​ind die Hauptdarsteller i​n Hotel Ruanda, e​iner internationalen preisgekrönten Produktion d​es Jahres 2004, d​ie die Geschichte v​on Paul Rusesabagina u​nd das Verhalten d​er Weltöffentlichkeit schildert. Die deutsch-britische Produktion Shooting Dogs erschien e​in Jahr später u​nd kreist u​m das Massaker a​n der École Technique Officielle. Als d​as Morden begann (Sometimes i​n April) i​st ein Film d​es Regisseurs Raoul Peck. Diese 2005 veröffentlichte Produktion stellt d​as Schicksal zweier Brüder dar, v​on denen e​iner zum Täter, d​er andere z​um Opfer d​er Gewalttaten wird. Roméo Dallaires Shake Hands w​ith the Devil w​urde 2006 m​it Roy Dupuis i​n der Hauptrolle verfilmt u​nd im September 2007 veröffentlicht.[200] 2009 entstand u​nter der Regie v​on Philippe Van Leeuw d​as Drama Ruanda – The Day God Walked Away, i​n welchem e​ine junge Frau i​n den Dschungel flüchtet u​nd sich während d​es Genozids d​ort versteckt.

Im Januar 2019 veröffentlichte Netflix d​ie Serie Black Earth Rising. Darin w​ird die Geschichte d​es Genozids i​n fiktiven Fällen g​egen ruandische Kriegsverbrecher behandelt. Die Serie spielt i​n England, a​m internationalen Strafgerichtshof i​n Den Haag (Niederlande) u​nd Ruanda. Drehbuchautor u​nd Produzent w​ar Hugo Blick. Die Serie entstand a​us einer Kooperation zwischen Netflix u​nd BBC Two.[201]

Reportagen, Erfahrungsberichte, Sachbücher

Die i​n London ansässige Organisation African Rights veröffentlichte bereits 1994 e​ine umfangreiche, i​n späteren Auflagen über tausendseitige Dokumentation m​it dem Titel Rwanda. Death, Despair, a​nd Defiance, d​ie im Wesentlichen Augenzeugenberichte Überlebender enthält.[202] In d​en nachfolgenden Jahren erschienen weitere Bände m​it Zeugnissen v​on Überlebenden u​nd am Völkermord Beteiligten, d​ie speziellen Aspekten d​es Völkermordes gewidmet waren, s​o etwa d​er Rolle d​er Frauen u​nd der Kirchen.[203] Darüber hinaus g​ibt African Rights d​ie Dokumentations-Reihe Witness t​o Genocide heraus, d​ie Einzelschicksalen Raum gibt.

Der irische Journalist Fergal Keane gewann 1995 d​en britischen Orwell-Preis für d​as beste politische Buch für d​en Reportageband Season o​f Blood, d​er von seinen Beobachtungen u​nd Erlebnissen während e​iner Reise n​ach Ruanda 1994 erzählt.[204]

Der amerikanische Journalist Philip Gourevitch veröffentlichte 1998 d​as mit e​iner Reihe v​on Preisen ausgezeichnete Sachbuch Wir möchten Ihnen mitteilen, daß w​ir morgen m​it unseren Familien umgebracht werden.[205]

Roméo Dallaire, d​er Befehlshaber d​er UNAMIR-Mission i​n Ruanda z​ur Zeit d​es Völkermords, veröffentlichte 2003 seinen Ruanda-Bericht Shake Hands w​ith the Devil: The Failure o​f Humanity i​n Rwanda (dt. 2005: Handschlag m​it dem Teufel. Die Mitschuld d​er Weltgemeinschaft a​m Völkermord i​n Ruanda). In i​hm beschreibt e​r die Vorgeschichte d​es Völkermordes. Er schreibt über d​ie Aktivitäten seiner wenigen i​hm nach d​em Abzug verbliebenen UNAMIR-Soldaten i​m Frühjahr 1994 u​nd setzt s​ich sehr kritisch m​it dem Verhalten d​er Völkergemeinschaft angesichts e​iner absehbaren Katastrophe auseinander.

Von Jean Hatzfeld liegen s​eit 2004 z​wei Bücher z​um Völkermord i​n deutscher Übersetzung vor. Beide stützen s​ich auf ausführliche Interviews. Das e​rste – Nur d​as nackte Leben – basiert a​uf Gesprächen m​it 14 überlebenden Tutsi a​us Nyamata, e​iner Region südlich v​on Kigali. Das zweite m​it dem Titel Zeit d​er Macheten verarbeitet Interviews m​it zehn Tätern a​us dieser Gegend.[206]

Im Jahr 2006 erschien d​er Bericht Aschenblüte. Ich w​urde gerettet, d​amit ich erzählen kann v​on Immaculée Ilibagiza. Zur Zeit d​es Genozids Studentin, überlebte s​ie mit weiteren Tutsi d​urch die Hilfe e​ines Hutu-Pastors. Die Gewalterfahrungen u​nd den Verlust i​hrer Familie verarbeitete s​ie in i​hrem christlichen Glauben.[207]

Esther Mujawayo, Soziologin, Therapeutin u​nd Mitgründerin e​iner Witwenorganisation, veröffentlichte i​n Deutschland z​wei Bücher über d​en Genozid u​nd seine Folgen. In Ein Leben mehr schildert s​ie unter anderem d​ie Folgen d​er Gewalt für Frauen. Ihre Erfahrungsberichte u​nd die Schilderungen vieler weiterer Frauen werden ergänzt d​urch die Darstellung historischer Ursachen u​nd Vorläufer d​er Gewalt s​owie durch d​ie deutliche Kritik a​n der passiven Weltgemeinschaft. In Auf d​er Suche n​ach Stéphanie schilderte d​ie Autorin i​hre im Jahr 2006 unternommene Reise n​ach Ruanda. Sie versuchte, d​ie sterblichen Überreste i​hrer Schwester u​nd deren Kinder z​u finden u​nd bestatten z​u lassen. Dieser Versuch scheiterte, w​eil die Täter u​nd Zuschauer z​u Gesprächen über d​ie Gewalttaten n​icht bereit waren. Die Autorin beschrieb z​udem die unterschiedlichen Strategien d​es Umgangs d​er Überlebenden m​it dem Völkermord, d​ie sie i​n vielen Gesprächen m​it Tutsi kennen gelernt hatte.[208]

Annick Kayitesi präsentierte i​hre Erfahrungen i​m Buch Wie Phönix a​us der Asche. Während d​es Genozids erlebte d​ie 1979 geborene Autorin d​ie Ermordung i​hrer Mutter mit. Sie selbst k​am aufgrund e​iner Notlüge m​it dem Leben davon. Hutu missbrauchten s​ie jedoch a​ls Sklavin. Gemeinsam m​it ihrer Schwester gelang i​hr schließlich d​ie Flucht b​is nach Frankreich.[209]

Literarische Verarbeitungen und Theater

Die Geschehnisse i​m Frühjahr u​nd Sommer d​es Jahres 1994 s​ind inzwischen verschiedentlich literarisch verarbeitet worden. Ein ungewöhnliches Konzept stellte d​as vom tschadischen Journalisten Nocky Djedanoum i​ns Leben gerufene Literaturprojekt Ruanda – Schreiben a​us der Pflicht z​u erinnern dar. Es sollte d​em Schweigen a​uch afrikanischer Intellektueller angesichts d​es Völkermordes Rechnung tragen u​nd ermöglichte 1998 z​ehn afrikanischen Schriftstellern e​inen Aufenthalt i​n Ruanda. Daraus entstanden z​ehn fiktionale Texte, darunter e​in preisgekrönter Roman d​es senegalesischen Schriftstellers Boubacar Boris Diop.[210][211] Bislang s​ind drei dieser Texte – d​er Roman L’Ombre d’Imana v​on Véronique Tadjo a​us der Elfenbeinküste,[212] Moisson d​e crânes v​on Abdourahman Waberi a​us Dschibuti[213] u​nd Big Chiefs v​on Meja Mwangi a​us Kenia[214] – i​n deutscher Übersetzung erschienen.

Einige weitere Bücher über d​en Genozid liegen a​uf Deutsch vor. Der kanadische Journalist Gil Courtemanche h​at den Völkermord i​m Roman Ein Sonntag a​m Pool i​n Kigali verarbeitet. Die Erzählung i​st um e​ine Liebesgeschichte zwischen e​iner Hutu, d​ie für e​ine Tutsi gehalten wird, u​nd einem kanadischen Journalisten zentriert.[215] Im Jahr 2006 k​am A Sunday i​n Kigali, d​ie Verfilmung dieses Romans, i​n die Kinos. Die deutsche Kinder- u​nd Sachbuchautorin Hanna Jansen schildert d​ie Ereignisse i​n Über tausend Hügel wandere i​ch mit dir, i​ndem sie d​ie Perspektive e​ines Tutsi-Mädchens i​n den Mittelpunkt stellt, d​as die Ausrottung i​hrer Familie überlebt.[216] Die Erziehungswissenschaftlerin u​nd Mitarbeiterin d​er Initiative Pro Afrika, Anke Pönicke, veröffentlichte 2004 d​as Kinderbuch Agathe. Eine Berlinerin a​us Ruanda. Es erzählt d​ie Geschichte d​er elfjährigen Agathe i​n Berlin, d​ie sich m​it ihrer Familiengeschichte u​nd damit a​uch mit d​em ruandischen Genozid auseinanderzusetzen beginnt u​nd dabei m​it der Gleichgültigkeit d​er westlichen Welt gegenüber diesem Ereignis konfrontiert wird.[217] 2007 erschien d​ie deutsche Übersetzung d​es zwei Jahre z​uvor veröffentlichten Romans Die Optimisten d​es britischen Schriftstellers Andrew Miller. Die Geschichte d​es Reporter Clem Glass, d​er schwer traumatisiert a​us Ruanda n​ach Hause zurückkehrt u​nd keinen Weg m​ehr ins normale Leben findet, illustriert, w​ie die ruandische Tragödie s​ich auch i​n europäischen Schicksalen niederschlägt.[218] Der Roman Hundert Tage d​es Dramatikers Lukas Bärfuss befasst s​ich mit d​en Ereignissen a​us der Sicht e​ines Schweizer Entwicklungshelfers (Direktion für Entwicklung u​nd Zusammenarbeit) i​n Ruanda u​nd der Rolle d​er Entwicklungshilfe; d​iese habe über Jahrzehnte d​as Regime Habyarimanas ungeachtet d​er Korruption u​nd der menschenrechtlichen Defizite unterstützt u​nd damit d​en Völkermord mitermöglicht.[219] Die Rolle d​er Schweiz a​ls Entwicklungshelferin i​n der Schweiz Afrikas i​m Zusammenhang m​it dem Völkermord w​urde durch Bundesrat Flavio Cotti i​n einer Studiengruppe u​m Joseph Voyame aufgearbeitet. Dazu folgten mehrere Anfragen i​m Parlament.[220] Ähnlich faktenreich erzählt a​uch Rainer Wochele i​n seinem Roman Der General u​nd der Clown: Im Zentrum seines Buches s​teht der Kommandeur d​er UN-Blauhelmgruppe, die, obwohl s​ie das grauenvolle Morden m​it allen militärischen Mitteln stoppen will, aufgrund politischer Weisungen z​um Zuschauen verdammt ist.[221] Der deutsche Reporter Hans Christoph Buch verarbeitete i​m Roman Kain u​nd Abel i​n Afrika s​eine persönliche Erfahrung d​es Völkermordes i​n Ruanda.[222]

Der Schweizer Journalist Milo Rau inszenierte 2011 u​nter anderem i​m Berliner Hebbel a​m Ufer d​as Stück Hate Radio.[223]

Auch d​er 2019 erschienene Roman Schutzzone v​on Nora Bossong umkreist d​as Thema d​es Genozids i​n Burundi u​nd Ruanda – u​nd die Aufarbeitung d​urch die Vereinten Nationen.

Anhang

Literatur

  • Jutta Bieringer: Zögerlich Richtung Demokratie: Gewalt und Repression seit 1990. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 83–98.
  • Marcel Bohnert: Zum Umgang mit belasteter Vergangenheit im postgenozidalen Ruanda. Roderer Verlag, Regensburg 2008, ISBN 978-3-89783-621-1.
  • Anna-Maria Brandstetter: Die Rhetorik von Reinheit, Gewalt und Gemeinschaft: Bürgerkrieg und Genozid in Rwanda. In: Sociologus, Zeitschrift für empirische Ethnosoziologie und Ethnopsychologie. Journal for Empirical Social Anthropology. Jg. 51 (2001), Heft 1/2, S. 148–184.
  • Anna-Maria Brandstetter: Erinnern und Trauern. Über Genozidgedenkstätten in Ruanda. In: Winfried Speitkamp (Hrsg.): Kommunikationsräume – Erinnerungsräume. Beiträge zur transkulturellen Begegnung in Afrika. Marin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung, München 2005, ISBN 3-89975-043-8, S. 291–324.
  • Jörg Calließ (Hrsg.): Zehn Jahre danach: Völkermord in Ruanda. (Dokumentation einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum vom 5. bis 7. März 2004) = Ten years after. Genocide in Rwanda. Evang. Akad. Loccum, Rehburg-Loccum 2005, ISBN 3-8172-1104-X.
  • Roméo Dallaire: Handschlag mit dem Teufel. Die Mitschuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda. Unter Mitarbeit von Brent Beardsley. Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos. Mit einem Nachwort von Dominic Johnson. 2. Auflage. Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-86150-799-4.
  • Alison Des Forges: Kein Zeuge darf überleben. Der Genozid in Ruanda. 1. Auflage. Hamburger Edition, Hamburg 2002, ISBN 3-930908-80-8 (amerikanisches Englisch: Leave none to tell the story. Übersetzt von Jürgen Bauer).
  • Hélène Dumas: Le génocide au village. Le massacre des Tutsi au Rwanda. Éd. du Seuil, Paris 2014, ISBN 978-2-02-116686-6.
  • Dominic Johnson: Nachwort in: Roméo Dallaire: Handschlag. S. 589–608.
  • Bruce D. Jones: Peacemaking in Rwanda. The dynamics of failure. Lynne Rienner, Boulder, Colorado u. a. 2001, ISBN 1-55587-994-2.
  • Gerd Hankel: Über den schwierigen Versuch der Vergangenheitsaufarbeitung in Ruanda. In: Jörg Calließ (Hrsg.): Zehn Jahre danach. S. 105–111.
  • Gerd Hankel: „Ich habe doch nichts gemacht“. Ruandas Abschied von der Kultur der Straflosigkeit. In: Mittelweg 36. 13. Jahrgang (2004), Heft 1, S. 28–51.
  • Gerd Hankel: Ruanda. Leben und Neuaufbau nach dem Völkermord. Wie Geschichte gemacht und zur offiziellen Wahrheit wird. Zu Klampen, Springe 2016, ISBN 978-3-86674-539-1.
  • Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – der Weg zum Völkermord. Vorgeschichte – Verlauf – Deutung (Studien zur afrikanischen Geschichte, Band 20), Lit-Verlag, Hamburg 1998, ISBN 3-8258-3752-1.
  • Leonhard Harding: Ruanda – der Weg zum Völkermord – Versuch einer historischen Verortung in: Jörg Calließ (Hrsg.): Zehn Jahre danach. S. 15–38.
  • Carsten Heeger: Politische und gesellschaftliche Entwicklung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 13–20.
  • Carsten Heeger: Die Erfindung der Ethnien in der Kolonialzeit: „Am Anfang stand das Wort“. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 21–35.
  • Matthias Hufmann: Die Verunsicherung von außen und der Aufbau eines neuen Feindbildes. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 99–109.
  • Rainer Klüsener: Muslime in Ruanda – Von Marginalisierung zu Integration. Arbeitspapiere/Working Papers Nr. 74 des Institut für Ethnologie und Afrikastudien/Department of Anthropology and African Studies der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, ifeas.uni-mainz.de (PDF; 1,1 MB)
  • Karen Krüger: Worte der Gewalt: Das Radio und der kollektive Blutrausch in Ruanda 1994. In: ZfG, Jg. 51 (2003), H. 10, S. 923–939.
  • Alan J. Kuperman: The limits of humanitarian intervention. Genocide in Rwanda. Brookings Institution Press, Washington, DC 2001, ISBN 0-8157-0086-5.
  • Mel McNulty: French arms, war and genocide in Rwanda. In: Crime, Law & Social Change. Jg. 33 (2000), S. 105–129.
  • Mahmood Mamdani: When Victims become Killers. Colonialism, Nativism, and the Genocide in Rwanda. 2. Auflage. Fountain Publ. (u. a.), Kampala (u. a.), 2001, ISBN 0-85255-859-7.
  • Alex Obote Odora: Criminal Responsibility of Journalists under International Criminal Law: The ICTR Experience. In: Nordic Journal of International Law. Jahrgang 73 (2004), S. 307–323.
  • Axel T. Paul: Das Unmögliche richten – Schuld, Strafe und Moral in Ruanda. In: Leviathan. 34. Jahrgang, Heft 1 (März 2006), S. 30–60.
  • Paul Rusesabagina (mit Tom Zoellner): Ein gewöhnlicher Mensch. Die wahre Geschichte hinter „Hotel Ruanda“. Deutsch von Hainer Kober. Berlin-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-8270-0633-3.
  • Stefan Siebels: Die Flüchtlingskrise. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 183–195.
  • Scott Straus: The order of genocide. Race, power, and war in Rwanda. Cornell University Press, Ithaca, NYC 2006, ISBN 0-8014-4448-9 (amerikanisches Englisch).
  • Susan M. Thomson, J. Zoë Wilson (Hrsg.): Rwanda and the Great Lakes Region: Ten Years On From Genocide. Special Issue of International Insights, Juni 2005 (englisch), ISSN 0829-321X, centreforforeignpolicystudies.dal.ca (PDF; 697 kB; abgerufen am 8. Februar 2008).
  • Susan M. Thomson: Whispering Truth to Power: Everyday Resistance to Reconciliation in Postgenocide Rwanda. University of Wisconsin Press, Madison 2013, ISBN 978-0-299-29674-2.
  • Alana Tiemessen: From Genocide to Jihad: Islam and Ethnicity in Post-Genocide Rwanda. Paper for Presentation at the Annual General Meeting of the Canadian Political Science Association (CPSA) in London, Ontario, 2–5 June, 2005, cpsa-acsp.ca (PDF; 134 kB; englisch)
  • Stefan Trines: Unterlassene Hilfeleistung bei Völkermord? Die Vereinten Nationen und der Ruanda-Konflikt. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 159–169.
  • Janine Ullrich: Die Ära Juvénal Habyarimana: Aufschwung und Niedergang. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 71–82.
  • Peter Uvin: Reading the Rwandan Genocide. In: International Studies Review. Vol. 3, Issue 3, S. 75–99.
  • Philip Verwimp: Testing the Double-Genocide Thesis for Central and Southern Rwanda. In: Journal of Conflict Resolution. Jahrgang 47 (2003), S. 423–442, hicn.org (PDF; 448 kB; englisch)
  • Philip Verwimp: Machetes and Firearms: The Organization of Massacres in Rwanda. In: Journal of Peace Research. Jahrgang 43 (2006), Nr. 1, S. 5–22.
  • Shelley Whitman: The Plight of Women and Girls in Post-Genocide Rwanda. In: Susan M. Thomson, J. Zoë Wilson (Hrsg.): Rwanda and the Great Lakes Region. S. 93–110.
  • Owen Willis: The Forgotten People in a Remembered Land: the Batwa and Genocide. In: Susan M. Thomson, J. Zoë Wilson (Hrsg.): Rwanda and the Great Lakes Region. S. 126–148.
  • Katrin Wissbar: Guter Hutu – böser Tutsi. Der Aufstieg der Hutu-Power. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 125–138.
  • Peter Wütherich: Revolution und Erste Republik: 1959–1973. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 57–70.
  • Eugenia Zorbas: Reconciliation in Post-Genocide Rwanda. In: African Journal of Legal Studies. S. 29–52, africalawinstitute.org (PDF; 290 KB; englisch; abgerufen am 8. Februar 2008).
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Einzelnachweise

  1. Die Zahl der Opfer schwankt in der Literatur und der Berichterstattung. Am häufigsten ist die Angabe 800.000 bis 1.000.000. Gelegentlich wird auch von mehr als einer Million Toten gesprochen. Alison Des Forges gibt in ihrer umfangreichen Studie eine vorsichtigere Schätzung ab. Sie nennt eine Zahl von mindestens 500.000 Toten und geht davon aus, dass zirka dreiviertel aller Tutsi, die damals im Land registriert waren, umgebracht wurden (Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 34). Zur Spannweite der angegebenen Opferzahlen exemplarisch Vlasta Jalušič in Thomas Roithner (Hrsg.): Krieg im Abseits. „Vergessene Kriege“ zwischen Schatten und Licht oder das Duell im Morgengrauen um Ökonomie, Medien und Politik. Band 60. Lit Verlag, Wien/Berlin/Münster 2011, ISBN 978-3-643-50199-8, Bosnien und Ruanda: Durch Erinnerung Vergessen statt Verstehen?, S. 148 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Zur sozialen und politischen Lage Ruandas in der Ära Rwabugiri siehe Carsten Heeger: Politische und gesellschaftliche Entwicklung. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 13–20. Zu den sozialen Veränderungen in dieser Epoche siehe auch: Steering Committee of the Joint Evaluation of Emergency Assistance to Rwanda: The International Response to Conflict and Genocide: Lessons from the Rwanda Experience. Darin besonders Tor Sellström and Lennart Wohlgemuth: Study 1: Historical Perspective: Some Explanatory Factors. hier Kapitel 2.
  3. Bruce D. Jones: Peacemaking. S. 17 f; Carsten Heeger: Die Erfindung. S. 23–25.
  4. Zur Herrschaft der Belgier und zur Bedeutung der Missionsschulen siehe Carsten Heeger: Die Erfindung. S. 26–34. Zum Hintergrund der ethnischen Zuordnung der ruandischen Bevölkerung zu den Gruppen der Hutu, Tutsi und Twa siehe auch Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 63 f sowie Mahmood Mamdani: When Victims. S. 98 f. Zu langsamen Bildung der Hutu-Elite siehe Mahmood Mamdani: When Victims. S. 106–114.
  5. Siehe hierzu Leopold Harding: Versuch. S. 20 und Mahmood Mamdani: When Victims. S. 116 f.
  6. Deutsch: Partei der Bewegung und der Emanzipation der Hutu.
  7. Zur Hutu-Revolution siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 63–66; Peter Wütherich: Revolution. S. 57–66; Mahmood Mamdani: When Victims. S. 116–131 f. Außerdem: Steering Committee of the Joint Evaluation of Emergency Assistance to Rwanda: The International Response to Conflict and Genocide: Lessons from the Rwanda Experience. Darin besonders Tor Sellström and Lennart Wohlgemuth: Study 1: Historical Perspective: Some Explanatory Factors. hier Kapitel 3 (online (Memento vom 7. März 2006 im Webarchiv archive.today), englisch, abgerufen am 3. September 2015).
  8. Zahlen nach Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 63–66 und Peter Wütherich: Revolution. S. 67. Leonhard Harding (Versuch. S. 21) nennt ein Massaker von Dezember 1963/Januar 1964, bei dem 10.000 Menschen, vorwiegend Tutsi, starben.
  9. Hierzu kurz Peter Wütherich: Revolution. S. 67.
  10. Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 65.
  11. Peter Wütherich: Revolution. S. 68 f. Zu den Hintergründen dieser Auseinandersetzung siehe auch Mahmood Mamdani: When Victims. S. 137.
  12. Deutsch: Nationalrepublikanische Bewegung für die Entwicklung. 1993 änderte die Partei ihren Namen in Mouvement républicain nationale pour la démocratie et le développement (Deutsch: Nationalrepublikanische Bewegung für die Demokratie und für die Entwicklung).
  13. Janine Ullrich: Ära. S. 71–73. Zur Machtgruppe um das Präsidenten-Ehepaar siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 71 und Bruce D. Jones: Peacemaking. S. 26 f.
  14. Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 73 f; Mahmood Mamdani: When Victims. S. 141; Katrin Wissbar: Guter Hutu. S. 126.
  15. Zu den ökonomischen Erfolgen siehe Janine Ullrich: Ära. S. 73–75 und Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 72.
  16. Zur Krise der 80er Jahre siehe Janine Ullrich: Ära. S. 76–81; Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 72–74 und Mahmood Mamdani: When Victims. S. 147–149.
  17. Siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 74 f. Zur Zahl der Tutsi-Flüchtlinge Anfang der 1990er Jahre siehe Steering Committee of the Joint Evaluation of Emergency Assistance to Rwanda: The International Response to Conflict and Genocide: Lessons from the Rwanda Experience. Darin besonders Tor Sellström and Lennart Wohlgemuth: Study 1: Historical Perspective: Some Explanatory Factors. hier Kapitel 3 (online (Memento vom 7. März 2006 im Webarchiv archive.today), englisch, abgerufen am 3. September 2015).
  18. Zum Angriff der RPF und zur militärischen Reaktion auf ihn siehe Bruce D. Jones: Peacemaking. S. 28–30 und Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 75–78. Zu den Faktoren, die innerhalb Ugandas den Angriff der RPF auf Ruanda beförderten, siehe Matthias Hufmann: Verunsicherung. S. 104–109.
  19. Zahlen zur Truppenvergrößerung nach Mel McNulty: French arms, S. 110, Angabe zum Waffenimport nach Mel McNulty: French arms. S. 107.
  20. Deutsch: Koalition zur Verteidigung der Republik.
  21. Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 119. Zur Politik des Habyarimana-Regimes, zur Entstehung der Parteien und Milizen sowie zur politischen Gewalt jener Jahre siehe Jutta Bieringer: Zögerlich. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. Siehe auch Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 78–88 und Mahmood Mamdani: When Victims. S. 192.
  22. Zahlen nach Mahmood Mamdani: When Victims. S. 187.
  23. Zur Vorgeschichte und zu den Inhalten der Arusha-Abkommen sowie des Arusha-Friedensvertrages siehe Katrin Wischert: Bürgerkrieg. In: Leonhard Harding (Hrsg.): Ruanda – Der Weg. S. 115–123. Siehe auch Bruce D. Jones: Peacemaking. S. 30–35 und umfassend S. 69–102. Vgl. ferner Joel Stettenheim: The Arusha Accords and the Failure of International Intervention in Rwanda. In: Melanie C. Greenberg, John H. Barton, Margaret E. McGuinness (Hrsg.): Words over War: Mediation and Arbitration to Prevent Deadly Conflict (Carnegie Commission on Preventing Deadly Conflict Series.) Rowman & Littlefield Publishers, Lanham 2000, ISBN 0-8476-9892-0, S. 213–236, S. 388–392, insb. S. 222–236. (online (Memento vom 16. Dezember 2006 im Internet Archive) (PDF; 243 kB; englisch) abgerufen am 23. Dezember 2007).
  24. Zur Bedeutung der Ereignisse in Burundi siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 173–177. Siehe auch den Bericht der OAU über den Völkermord in Ruanda (The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 7.35–7.37 Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007). Zur Entstehung der „Hutu-Power“ siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 177–180; Alan J. Kuperman: Limits. S. 11 f. Siehe ferner Katrin Wissbar: Guter Hutu und Scott Straus: Order. S. 29 f.
  25. Kangura: The ‘Hutu Ten Commandments’. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 12. Mai 2006; abgerufen am 25. Dezember 2007 (englisch).
  26. Abdruck dieser Gebote auf einer privaten Website (Memento vom 12. Mai 2006 im Internet Archive) (englisch) abgerufen am 25. Dezember 2007.
  27. Dominic Johnson: Kanada ist kein Zufluchtsort für Hetzer mehr. In: taz. 25. Januar 2012, S. 11 (online [abgerufen am 21. April 2014] Titel des Print-Artikels).
  28. The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events, ( Abschnitt 16.15. (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007).
  29. Unter anderem schildert Paul Rusesabagina, der frühere Direktor des Hotel de Milles Colines, den durchschlagenden Erfolg von RTLM. Siehe Paul Ruseabagina: Ein gewöhnlicher Mensch. S. 74. Zur Rolle von RTLM siehe auch Karen Krüger: Worte.
  30. Zur Bedeutung von Kangura und von RTLM siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 104–108 und S. 96–100; Alex Obote Odora: Responsibility. S. 307–310.
  31. Zu den Elementen der Anti-Tutsi-Rhetorik siehe kompakt Anna-Maria Brandstetter: Rhetorik. S. 158–169.
  32. Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 141–144.
  33. Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 143.
  34. Hierzu The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitte 11.38, 12.20, 13.26, 14.3. ( Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive)) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007. Zu diesen Todeslisten auch Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 133–135.
  35. Scott Straus: Order. S. 28.
  36. Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 131 f und S. 164 f; Philip Verwimp: Machetes. S. 6–8 und S. 16.
  37. Philip Verwimp: Machetes. S. 7.
  38. Siehe dazu Arming Rwanda. The Arms Trade and Human Rights Abuses in the Rwandan War (PDF; 185 kB).
  39. Pierre Lepidi: Au Rwanda, 25 ans après le génocide, la résidence du président tué n’a pas livré tous ses secrets. Le Monde vom 5. April 2019
  40. Der Abschuss der Maschine ist Gegenstand so gut wie jeder Darstellung der Völkermords in Ruanda. Statt vieler Belege nur Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 223–226 und The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 14.1. ( Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive)) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007. Siehe ferner Scott Straus: Order. S. 44 f.
  41. Zu den ersten Morden in Kigali beispielsweise Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 243, S. 249–252; Roméo Dallaire: Handschlag. S. 273, 275, 286 f und Bruce D. Jones: Peacemaking. S. 38. Zur Ermordung Uwilingiyimanas Roméo Dallaire: Handschlag. S. 289; Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 233 f. Zur Ermordung der belgischen Blauhelmsoldaten Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 231.
  42. Zur Rolle Bagosoras in den ersten Stunden nach dem Attentat auf Habyarimana siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 227 f, S. 231, S. 233 f. Zur Bildung der Übergangsregierung unter den Auspizien Bagosoras siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 238–241; The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 14.12. (Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007).
  43. Alison Des Forges (Kein Zeuge. S. 244) nennt eine Zahl von zirka 20.000 Toten, vorwiegend Tutsi, bis zum 11. April 1994.
  44. Hierzu Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 245 f.
  45. Zu diesen Selektionen Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 255.
  46. Zu dieser „Mechanik des Genozids“ siehe Alan J. Kuperman: Limits. S. 15 f. Zur zeitlichen Dynamik des Mordens in der Präfektur Kibuye und der Eskalation der Gewalttaten Mitte April 1994 siehe Scott Straus: Order. S. 55–60.
  47. Zur Intensität und zur zeitlichen Abfolge der Massaker siehe Alan J. Kuperman: Limits. S. 17 f.
  48. Zur Beteiligung des Militärs siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 270–277.
  49. Zur Einbindung der Verwaltung und der Zivilbevölkerung in die Mordaktionen siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 282–293.
  50. Siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 277 f.
  51. Zur Kommunikationslinie der „zivilen Selbstverteidigung“ siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 332–337.
  52. Zur Einbindung und zur Autonomie der Milizen siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 279–282.
  53. Zur Rolle dieser Sender siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 301–304 und Karen Krüger: Worte.
  54. Scott Straus: The order of genocide. Race, power, and war in Rwanda. Cornell University Press, Ithaca, NYC 2006, ISBN 0-8014-4448-9, S. 115 (amerikanisches Englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche Anmerkung 28).
  55. Scott Straus: The order of genocide. Race, power, and war in Rwanda. Cornell University Press, Ithaca, NYC 2006, ISBN 0-8014-4448-9, S. 117 f. (amerikanisches Englisch, f#v=onepage eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche Als Erwachsene gelten in diesem Fall alle 18- bis 54-Jährigen.).
  56. Scott Straus: The order of genocide. Race, power, and war in Rwanda. Cornell University Press, Ithaca, NYC 2006, ISBN 0-8014-4448-9, S. 98 (amerikanisches Englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche Zahlen für das Jahr 2000). Und bei Axel T. Paul: Schuld. S. 42 (für 1997 und 2006).
  57. Scott Straus: The order of genocide. Race, power, and war in Rwanda. Cornell University Press, Ithaca, NYC 2006, ISBN 0-8014-4448-9, S. 100 (amerikanisches Englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  58. Peter Landesman: A Woman’s Work. In: The New York Times. 15. September 2002 (englisch, online, englisch [abgerufen am 18. April 2014]).
  59. Alexander Smoltczyk: Tage des Gerichts. In: Der Spiegel. Nr. 49, 2002 (online).
  60. Ruanda: Erste Frau muss wegen Völkermords lebenslänglich hinter Gitter. In: Spiegel Online. 24. Juni 2011, abgerufen am 18. April 2014.
  61. Dominic Johnson: Ministerin für Vergewaltigung. In: taz. 25. Juni 2011, S. 2 (online [abgerufen am 18. April 2014]).
  62. Scott Straus: The order of genocide. Race, power, and war in Rwanda. Cornell University Press, Ithaca, NYC 2006, ISBN 0-8014-4448-9, S. 107 f. (amerikanisches Englisch, f.#v=onepage eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche So die Formulierung von Scott Straus, der sich dabei bewusst an Christopher Browning anlehnt.).
  63. Scott Straus: The order of genocide. Race, power, and war in Rwanda. Cornell University Press, Ithaca, NYC 2006, ISBN 0-8014-4448-9, S. 108 (amerikanisches Englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  64. Scott Straus: The order of genocide. Race, power, and war in Rwanda. Cornell University Press, Ithaca, NYC 2006, ISBN 0-8014-4448-9, S. 103–121 (amerikanisches Englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche Zum Sozialprofil der lokalen Täter).
  65. Zu den Motiven der Täter siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 27–29 und S. 313–315 sowie Scott Straus: The order of genocide. Race, power, and war in Rwanda. Cornell University Press, Ithaca, NYC 2006, ISBN 0-8014-4448-9, S. 122–152 (amerikanisches Englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  66. Zur gezielten Jagd auf diese Zielpersonen siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 248–252.
  67. Siehe oben, Abschnitt Regionale Ausbreitung der Gewalt. Zu den Massakern siehe auch Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 252–256.
  68. Zu dieser Taktik siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 256–258. Ferner den OAU-Bericht: The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 7.35–7.37. ( Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007).
  69. Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 258. The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 14.21–14.22. ( Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007). Zur Menschenjagd als Strategie siehe Karen Krüger: Worte. S. 936 f.
  70. Zu Sexualstraftaten und zu Folterformen Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 259 f. Zu den Formen der Gewalt siehe auch den OAU-Bericht The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 14.25–14.26 sowie 16.17–16.20. ( Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007).
  71. Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 293.
  72. Marcel Bohnert: Zum Umgang mit belasteter Vergangenheit im postgenozidalen Ruanda. S. 25 f.
  73. Dominic Johnson: Nachwort. S. 608.
  74. Philip Verwimp: Machetes. S. 13.
  75. Hierzu knapp Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 30.
  76. Siehe hierzu seine eigene Schilderung Ein gewöhnlicher Mensch.
  77. Zu diesem Schutzraum siehe Dallaire: Handschlag: passim.
  78. Zur Bedeutung internationaler Beobachtung von Flüchtlingslagern siehe den Hinweis bei Alan J. Kuperman: Limits. S. 16.
  79. Alan J. Kuperman: Limits. S. 17. Siehe auch Scott Straus: Order. S. 87.
  80. Zum Widerstand führender, allerdings bald machtloser Militärs siehe zum Beispiel Roméo Dallaire: Handschlag. S. 339 und passim; Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 236, S. 271, S. 317, S. 319–323 und öfter.
  81. Zum von Fidèle Uwizeye organisierten Widerstand in der Provinz Gitarama und dessen Scheitern siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 324–332.
  82. Zu seiner Person siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 419.
  83. Zur Beseitigung der Opposition in Butare um Habyalimana siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. insbesondere S. 503–522.
  84. Sie werden bei Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 261 genannt.
  85. Zu kiwunga siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 261. Zur Fluchttaktik siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 264.
  86. Zu Bisesero siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 264–266.
  87. Owen Willis: Forgotten People. S. 130.
  88. Owen Willis: Forgotten People. S. 136.
  89. Owen Willis: Forgotten People. S. 138.
  90. Zu den nachfolgenden Informationen über die militärischen Auseinandersetzungen zwischen April und Juli 1994 siehe zusammenfassend Alan J. Kuperman: Limits. S. 43 und Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 811–814 und 819 f.
  91. Zahlen nach Alan J. Kuperman: Limits. S. 40.
  92. „Militärexperten haben im großen und ganzen bestätigt, dass es sich bei der RPF um höchst disziplinierte Truppen mit einer klaren Kommando- und Kommunikationsstruktur handelte.“ (Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 32). Zur Charakterisierung der RPF als disziplinierter und effizienter Rebellenarmee siehe beispielsweise auch Dallaire: Handschlag. S. 23, S. 74, S. 434 und S. 626 oder auch Joel Stettenheim: The Arusha Accords and the Failure of International Intervention in Rwanda. In: Melanie C. Greenberg, John H. Barton, Margaret E. McGuinness (Hrsg.): Words over War: Mediation and Arbitration to Prevent Deadly Conflict (Carnegie Commission on Preventing Deadly Conflict Series.) Rowman & Littlefield Publishers, Lanham 2000, ISBN 0-8476-9892-0, S. 225, Online-Ausgabe (Memento vom 16. Dezember 2006 im Internet Archive) (PDF; 243 kB; englisch) abgerufen am 23. Dezember 2007.
  93. Siehe hierzu Bruce D. Jones: Peacemaking. S. 33 f.
  94. So explizit die Aussage von Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 819.
  95. Roméo Dallaire: Handschlag. S. 538.
  96. Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 811–814. Detailreiche Schilderungen zu den Menschenrechtsverletzungen der Rebellenarmee bei Allison Des Forges: Kein Zeuge. S. 824–845.
  97. Allison Des Forges: Kein Zeuge. S. 846.
  98. Zur Mission und zum Bericht Gersonys sowie zum Umgang mit diesen Informationen siehe Allison Des Forges. Kein Zeuge: S. 849–856. Allison Des Forges kritisiert den UNHCR in dieser Frage. Zum Gersony-Bericht siehe auch kurz Ilona Auer-Frege: Der Zivile Friedensdienst, Anwendungsmöglichkeiten eines entwicklungspolitischen Konzepts am Fallbeispiel Ruanda, Dissertation an der Freien Universität Berlin, S. 120. (PDF)
  99. Siehe hierzu die offizielle UN-Darstellung der UNAMIR, abgerufen am 19. Januar 2008.
  100. Hier umfassend Roméo Dallaire: Handschlag.
  101. The Mission of Healing: Kofi Annan’s Failed Apology, Jason A. Edwards, Atlantic Journal of Communication, 16:88-104, Routledge, 2008.
  102. UN chief’s Rwanda genocide regret, BBC News, 26. März 2004.
  103. Dieses kontrovers diskutierte, sogenannte Völkermord-Fax, gwu.edu (PDF; 89 kB) ist Thema in vielen umfassenderen Abhandlungen zum Völkermord. Siehe exemplarisch die Darstellungen bei Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 211 f; Dallaire: Handschlag. S. 177–187; Bruce D. Jones: Peacemaking. S. 113–115, im OAU-Bericht The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events, Abschnitt 13.26–13.34 Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007 oder im Bericht der unabhängigen Untersuchungskommission über die Maßnahmen der Vereinten Nationen während des Völkermords in Ruanda 1994 (Memento vom 12. August 2012 im Internet Archive) abgerufen am 21. Januar 2008.
  104. Aufgelistet bei Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 212.
  105. Lynch, C. (1998, May 5). Annan says big powers failed him in Rwanda. The Boston Globe, p. A1.
  106. Zahlenangabe gemäß OAU-Bericht The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events, Abschnitt 10.11 (Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007). Die Einschätzung Dallaires zur Wirkung des Abzugs der Belgier findet sich auch in diesem Bericht, und zwar in Abschnitt 15.9.
  107. Siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 748.
  108. OAU-Bericht The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 10.13 und 15.47 (Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007). Zum Massaker nach dem Abzug der Belgier aus der École Technique Officielle ausführlich Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 728–733.
  109. Siehe Stefan Trines: Unterlassene Hilfeleistung. S. 161.
  110. Zur Evakuierungsaktion siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 719–728.
  111. Siehe hierzu die Präsentation und Kommentierung entsprechender, mittlerweile veröffentlichter US-Regierungsakten durch William Ferroggiaro: The US and the Genocide in Rwanda 1994, Evidence of Inaction, A National Security Archive Briefing Book. abgerufen am 22. Januar 2008.
  112. Zur Politik der USA in den ersten Wochen der Krise siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 738–740.
  113. „a people who have fallen into calamitous circumstances“ Zitiert nach UN-Dokument S/1994/470, Report of the Secretary-General on the United Nation Assistance Mission for Rwanda vom 20. April 1994. Zu den Diskussionsprozessen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen siehe ferner Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 740–748.
  114. Human Rights Watch tat dies in einem Schreiben vom 19. April 1994 an den UN-Generalsekretär, die Fédération Internationale des Ligues des Droits de l’Homme folgte mit einem Schreiben an die gleiche Adresse vom 21. April 1994. Siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 746.
  115. Zur Bedeutung des ruandischen Sitzes im Sicherheitsrat siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 760 f.
  116. Resolution 918 des UN-Sicherheitsrates. (PDF; 16 kB) abgerufen am 23. Januar 2008.
  117. Siehe Stefan Trines: Unterlassene Hilfeleistung. S. 166.
  118. Zu UNAMIR II und den Schwierigkeiten ihrer Implementierung siehe Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 761–764.
  119. Kapitel VII: Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen (Art. 39–51)
  120. Zur Opération Turquoise siehe Roméo Dallaire: Handschlag. S. 479–521; Alison Des Forges: Kein Zeuge. S. 786–808.
  121. spiegel.de 25. Februar 2010: Sarkozy gesteht Fehler Frankreichs ein.
  122. Bundesregierung hatte Hinweise auf Vorbereitungen zu Völkermord. (Nicht mehr online verfügbar.) ARD: FAKT, 16. April 2014, archiviert vom Original am 8. Mai 2014; abgerufen am 9. Mai 2014.
  123. Sven Felix Kellerhoff: Deutschlands mögliche Mitschuld am Ruanda-Genozid. Die Welt, 9. April 2014, abgerufen am 9. Mai 2014.
  124. Durch den Bürgerkrieg, den Völkermord und den Exodus sank die Bevölkerungszahl Ruandas um 40 Prozent. Angabe nach Stefan Siebels: Die Flüchtlingskrise. S. 183, Anm. 1.
  125. 1995 lebten in Uganda zirka 10.000, in Burundi zirka 270.000, in Tansania etwa 577.000 und in Zaire zirka 1.245.000 Flüchtlinge. Zahlen nach dem OAU-Report: The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events, Abschnitt 19.3. ( Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007).
  126. Zur Dominanz der extremistischen Hutu in den Flüchtlingslagern Zaires Stefan Siebels: Die Flüchtlingskrise. S. 189 f.
  127. Zur Auflösung der grenznahen Hutu-Lager in Zaire und zur Rückkehr der Flüchtlinge nach Ruanda siehe Stefan Siebels: Die Flüchtlingskrise. S. 192–194.
  128. Deutsch: Demokratische Streitmächte der Befreiung Ruandas.
  129. Siehe hierzu Thomas Scheen: Hutu gegen Tutsi, diesmal im Kongo. In: Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 10. November 2007.
  130. Mädchen und Frauen als Zielscheibe. (Nicht mehr online verfügbar.) UNICEF, 4. März 2004, archiviert vom Original am 27. September 2007; abgerufen am 21. April 2014. Scott Straus (Order. S. 52) hält die Zahl von mindestens 250.000 Vergewaltigungen für möglicherweise zu hoch.
  131. Zum Umfang und zu den Folgen der Vergewaltigungen für ruandische Frauen und Mädchen siehe den Bericht der OAU über den Völkermord in Ruanda: The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 16.17–16.32. ( Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007). Vgl. im Detail auch den Bericht von Human Rights Watch über sexuelle Gewalt während des Völkermords Shattered Lives. Sexual Violence during the Rwandan Genocide and its Aftermath.
  132. Lindsey Hilsum: Rwandan genocide survivors denied AIDS treatment. Artikel des British Medical Journal, April 2004. Siehe überdies Shelley Whitman: Plight. S. 96 f. und 101.
  133. Siehe hierzu den OAU-Bericht: The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 16.62–16.64. ( Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007). Zur prekären Lage vieler Kinder in Ruanda siehe insbesondere den Bericht von Human Rights Watch: Rwanda lasting wounds: Consequences of Genocide and War for Rwanda’s Children. (englisch) abgerufen am 31. März 2009.
  134. Zahlen nach Shelley Whitman: Plight. S. 101.
  135. Magda Seewald: Gender & bewaffnete Konflikte: Ruanda. (Memento vom 14. August 2010 im Internet Archive) Wien 2006. Abgerufen am 3. Oktober 2015.
  136. Marcel Bohnert: Zum Umgang mit belasteter Vergangenheit im postgenozidalen Ruanda. S. 42.
  137. Die Wunden heilen nur langsam. Auf: www.unicef.de, 10. März 2004, abgerufen am 18. Februar 2008.
  138. Siehe den Beitrag Children of Rwanda’s Genocide, Orphans and Detainees auf der Website der New York Times (englisch) abgerufen am 19. Februar 2008.
  139. Die Zeugen Jehovas waren 1994 eine kleine Gruppe in Ruanda. Die Aussage zur Nichtbeteiligung dieser Gruppe findet sich bei Rainer Klüsener: Muslime (PDF; 1,2 MB). S. 71, dort auch Anm. 37, ferner dort S. 94 f. Sie findet sich überdies bei Christian P. Scherrer: Genocide and Crisis in Central Africa. Conflict Roots, Mass Violence, and Regional War. Praeger, Westport, Connecticut/ London 2002, ISBN 0-275-97224-0, S. 113. Die Sonderrolle der Zeugen Jehovas wird ebenfalls aus Stellungnahmen von Menschenrechtsgruppen deutlich. Siehe Ellen Gutzler, Gudrun Honke und Sylvia Servaes: Die Auseinandersetzungen in Ruanda. Ein „uralter Stammeskrieg“?, in: pogrom, Zeitschrift für bedrohte Völker (Zeitschrift der Gesellschaft für bedrohte Völker), 177–1994. Vgl. auch Harare: Völkermord ungesühnt. Protestantische Kirchenführer Ruandas sollen vor Gericht. Nur Zeugen Jehovas wird nichts vorgeworfen (Memento vom 25. Juli 2003 im Internet Archive), Pressemeldung des Reformierten Pressedienstes vom 8. Dezember 1998. Diese Pressemeldung bezieht sich auf einen Appell von African Rights mit dem Titel The Protestant Churches and the Genocide: An Appeal to the World Council of Churches’ Meeting in Harare (Dezember 1998).
  140. Muslime in Ruanda – Von Marginalisierung zu Integration. Arbeitspapiere des Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, 2006. uni-mainz.de (PDF), S. 71 ff.
  141. Reinhard Müller: Ein Vikar als Völkermörder. Frankfurter Allgemeine, 12. März 2008.
  142. Martin Kimani: For Rwandans, the pope’s apology must be unbearable. The Guardian, 29. März 2010.
  143. Zu den Vorwürfen gegen die Kirche siehe Rainer Klüsener: Muslime. (PDF; 1,2 MB) hier besonders S. 71–73. Siehe auch zudem den OAU-Bericht: The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events, Abschnitt 18.5 und 18.8. sowie 14.65 bis 14.74 (aegistrust.org (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive; PDF; 908 kB) (englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007). Ferner Ilona Auer-Frege: Der Zivile Friedensdienst, Anwendungsmöglichkeiten eines entwicklungspolitischen Konzepts am Fallbeispiel Ruanda. Dissertation an der Freien Universität Berlin, S. 219 f. (PDF) Siehe ferner den Beitrag von Stephanie Nieuwoudt: Rwanda: Church Role in Genocide Under Scrutiny. Were Catholic priests and nuns complicit in mass killings, or simply helpless bystanders? im Africa Report vom 1. Dezember 2006 des Institute for War and Peace Reporting (englisch; abgerufen am 20. Februar 2008.) Die Menschrechtsorganisation African Rights bewertet das Verhalten der Kirchen als moralisches Versagen. Siehe Raymond Bonner: Clergy in Rwanda Is Accused of Abetting Atrocities, in: Online-Archiv der New York Times, erschienen am 7. Juli 1995, abgerufen am 26. Februar 2009. Zum Schuldbekenntnis protestantischer Kirchen siehe Kirche und Frieden: Schulderklärung der Kirchen in Ruanda. Wiedergabe einer Meldung aus dem EPD-Wochenspiegel, abgerufen am 25. Februar 2009.
  144. Florian Stark: Genozid in Ruanda 1994. „Todesursache: Machete, in den Armen seiner Mutter“. In: Die Welt (online). 5. April 2019, abgerufen am 6. April 2019.
  145. Rainer Klüsener: Muslime in Ruanda – Von Marginalisierung zu Integration. Arbeitspapiere des Institut für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, uni-mainz.de (PDF) Kap. 4.5 Muslime als Täter. S. 73 ff.
  146. Alana Tiemessen: Genocide. Siehe ferner Rainer Klüsener: Muslime (PDF; 1,2 MB), hier besonders S. 60–91.
  147. Siehe die Übersicht über die Verfahren auf der Website des ICTR (englisch; abgerufen am 10. April 2014). Zur Kritik am ICTR siehe insbesondere die Studie der International Crisis Group: International Criminal Tribunal for Rwanda: Justice Delayed (Memento vom 1. April 2005 im Internet Archive) vom 7. Juni 2001 (englisch; abgerufen am 12. Februar 2008).
  148. Zur Einschätzung der Arbeit des ICTR siehe Axel T. Paul: Schuld. S. 39–42.
  149. Zu den Problemen der postgenozidären Justiz Ruandas siehe den OAU-Bericht: The Report Of The International Panel Of Eminent Personalities To Investigate The 1994 Genocide In Rwanda And The Surrounding Events. Abschnitt 18.33–18.42. ( Online-Version (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 908 kB; englisch) abgerufen am 24. Dezember 2007).
  150. Zahlen nach Gerd Hankel: Versuch. S. 107.
  151. Axel T. Paul: Schuld. S. 47.
  152. Zahl nach Gerd Hankel: nichts gemacht. S. 44, Anm. 45.
  153. Genannt werden die gesetzlichen Grundlagen bei Axel T. Paul: Schuld. S. 46, Fußnote 47.
  154. Zahl nach Axel T. Paul: Schuld. S. 47.
  155. Zum Vorgehen der ruandischen Justiz inklusive der Gacaca-Gerichte siehe Gerd Hankel: Versuch.
  156. Zu diesem Problem siehe Axel T. Paul: Schuld. S. 48 f.
  157. Hierzu Axel T. Paul: Schuld. S. 51. Eine umfassende Kritik des ruandischen Justizsystems insgesamt ist in Law and Reality. Progress in Judicial Reform in Rwanda (PDF; 702 kB) formuliert, ein Bericht von Human Rights Watch, der 2008 erschien.
  158. Axel T. Paul: Schuld. S. 53.
  159. Ruanda. Jahresbericht 2013. Amnesty International
  160. Rwanda 'gacaca' genocide courts finish work. BBC news, 18. Juni 2012, abgerufen am 3. Februar 2014.
  161. Ruanda bietet Gefängnis für Verurteilte von Sierra-Leone-Tribunal. Der Standard vom 21. März 2009
  162. Rwanda banker gets 30-year sentence for war crimes, reuters.com, 1. Dezember 2009
  163. Nkezabera’s trial to start afresh in Belgian court, newtimes.co.rw, 6. März 2010
  164. Félicien Kabuga: Mutmaßlicher Drahtzieher des Völkermords in Ruanda festgenommen. In: Spiegel Online. Abgerufen am 16. Mai 2020.
  165. Genozidgedenkstätten in Ruanda Abgerufen am 3. Oktober 2015.
  166. Website des Kigali Genocide Memorial Centre. Zu diesem Zentrum siehe auch Anna-Maria Brandstetter: Erinnern. S. 302 f. Erfasst sind Genozidgedenkstätten auch auf der Webseite des National Museum of Rwanda.
  167. Anna-Maria Brandstetter: Erinnern. S. 307.
  168. Zu dieser Kritik siehe Anna-Maria Brandstetter: Erinnern. S. 309–315.
  169. Zur Versöhnungspolitik und zu Demokratiedefiziten in Ruanda siehe die Darstellung der Bertelsmann-Stiftung über Ruanda im Rahmen der Studie Den Wandel gestalten – Strategien der Entwicklung und Transformation sowie Eugenia Zorbas: Reconciliation.
  170. Maritta Tkalec: Ruanda: Tribunal mit neuem Ankläger. In: Berliner Zeitung. 15. September 2003, abgerufen am 8. Juni 2015.
  171. Ruanda friert Beziehungen zu Paris ein, Bericht auf Spiegel Online am 24. November 2006.
  172. Francois Misser: Dubiose Kampagne gegen Ruanda. Tutsi-Militärs droht Prozess in Spanien, in: die tageszeitung vom 12. Februar 2008.
  173. Andrea Jeska, Bartholomäus Grill: „Die Mörder lasst ihr laufen“. auf: Zeit online. 19. November 2008. Abruf am 19. November 2008.
  174. Rwanda to indict French officials. Artikel vom 8. September 2008 auf der ugandischen website new vision (Memento vom 11. September 2008 im Internet Archive), Abruf am 22. September 2008. Siehe auch Ruanda: Frankreich war aktiv am Völkermord beteiligt, in: Der Tagesspiegel. 5. August 2008; Ruanda gibt Frankreich Mitschuld am Genozid, in: Süddeutsche Zeitung. 6. August 2008.
  175. Matt Brown: France faces accusations over Rwanda massacre. The National, 26. August 2008, abgerufen am 7. Oktober 2014 (englisch).
  176. Lina Melvern: France and genocide: the murky truth. How far was Mitterrand’s Government involved in the slaughter of hundred of thousands of Rwandans? In: The Times. 8. August 200; abgerufen am 22. September 2008.
  177. Völkermord in Ruanda. Macron will Rolle Frankreichs prüfen lassen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. April 2019, abgerufen am 6. April 2019.
  178. Ruanda: Historiker sehen Frankreich als mitverantwortlich für Völkermord. In: Der Spiegel. Abgerufen am 26. März 2021.
  179. FAZ.net / Michaela Wiegel: „Einen Völkermord kann man nicht ausradieren“
  180. FAZ.net / Nikolas Busse: Macron hat recht (Kommentar)
  181. Scott Straus: Order. S. 17.
  182. Siehe die zusammenfassende Darstellung dieses Interpretationsansatzes bei Scott Straus: Order. S. 33.
  183. Siehe hierzu Peter Uvin: Reading. S. 79–87.
  184. Siehe hierzu Peter Uvin: Reading. S. 79–81. Dort mit Literaturnachweisen.
  185. Siehe hierzu Peter Uvin: Reading. S. 81–83. Dort mit Literaturnachweisen.
  186. Siehe hierzu Peter Uvin: Reading. S. 84–87. Dort mit Literaturnachweisen.
  187. Siehe auch hierzu mit Literaturverweisen Peter Uvin: Reading. S. 88–90.
  188. Zu Kontroverse von Kuperman und Des Forges siehe insbesondere den Beitrag von Kuperman (Memento vom 21. März 2008 im Internet Archive) in Foreign Affairs (Januar/Februar 2000) und die anschließende Debatte mit Des Forges (Memento vom 10. Dezember 2008 im Internet Archive) in diesem Magazin.
  189. Zur Relevanz dieser Mehrfach-Genozid-These und zu ihrer empirischen Untersuchung siehe Philip Verwimp: Testing. insbesondere S. 423 und S. 441.
  190. Horand Knaup: Uno-Bericht empört Kongos Nachbarn. Untersuchung zu Kriegsgräueln. auf: Spiegel Online. 1. Oktober 2010. (Abruf 11. Februar 2011).
  191. Was den Ruanda-Genozid auslöste. auf: diepresse.com, 11. Januar 2012.
  192. Kurzpräsentation (Memento vom 4. Februar 2005 im Internet Archive) der Dokumentation auf der Website des Westdeutschen Rundfunks.
  193. Kurzpräsentation (Memento vom 2. Januar 2007 im Internet Archive) der entsprechenden DVD.
  194. Siehe die auf der Website des Westdeutschen Rundfunks. Zu diesem Fall siehe auch Martin Buchholz: „Der Mörder meiner Mutter ist kalt, eiskalt“. (Memento vom 7. Dezember 2017 im Internet Archive) In: Die Zeit, Nr. 13/2003. Siehe hierzu auch Martin Buchholz: „Warum hast du sie getötet?“ In: Die Zeit. Nr. 35/2001.
  195. Internetpräsenz der Dokumentation.
  196. The Last Just Man in der Internet Movie Database (englisch)
  197. youtube.com
  198. Hintergrundinformationen zur Dokumentation. (Memento vom 16. August 2015 im Internet Archive) wirkamenumzuhelfen.ch
  199. 100 Days in der Internet Movie Database (englisch)
  200. youtube.com
  201. Adrian Daub: „Black Earth Rising“: Eine Wahrheit, die nicht sein darf. In: Zeit Online. 25. Januar 2019, abgerufen am 29. Januar 2019.
  202. African Rights: Rwanda. Death, Despair, and Defiance. London 1994.
  203. African Rights: Rwanda, not so innocent. When Women become Killers. London 1995; Rwanda. The Protestant Churches and the Genocide London 1998.
  204. Fergal Keane: Season of Blood. A Rwandan Journey. Penguin Books, 1995.
  205. Philip Gourevitch: Wir möchten Ihnen mitteilen, daß wir morgen mit unseren Familien umgebracht werden. Berichte aus Ruanda. Aus dem Amerikan. von Meinhard Büning. Berlin-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-8270-0351-2.
  206. Jean Hatzfeld: Nur das nackte Leben. Berichte aus den Sümpfen Ruandas. aus dem Franz. von Karl-Udo Bigott, Haland und Wirth, Gießen 2004, ISBN 3-89806-933-8. Jean Hatzfeld: Zeit der Macheten. Gespräche mit den Tätern des Völkermordes in Ruanda. aus dem Franz. von Karl-Udo Bigott, Haland und Wirth im Psychosozial-Verlag, Gießen 2004, ISBN 3-89806-932-X.
  207. Immaculée Ilibagiza: Aschenblüte. Ich wurde gerettet, damit ich erzählen kann. mit Steve Erwin. Aus dem Engl. von Maria Zybak, Ullstein, Berlin 2006, ISBN 3-550-07891-9.
  208. Esther Mujawayo: Ein Leben mehr. Zehn Jahre nach dem Völkermord in Ruanda. zusammen mit Souâd Belhaddad, aus dem Franz. von Jutta Himmelreich, Hammer, Wuppertal 2005, ISBN 3-7795-0029-9. Esther Mujawayo: Auf der Suche nach Stéphanie. Ruanda zwischen Versöhnung und Verweigerung. zusammen mit Souâd Belhaddad, aus dem Franz. von Jutta Himmelreich, Hammer, Wuppertal 2007, ISBN 978-3-7795-0082-7.
  209. Annick Kayitesi: Wie Phönix aus der Asche. Ich überlebte das Massaker in Ruanda. mit einem Vorwort von André Glucksmann, in Zusammenarbeit mit Albertine Gentou, aus dem Franz. von Eliane Hagedorn und Bettine Runge, Heyne, München 2005, ISBN 3-453-64015-2.
  210. Anja Bandau: Ruanda: Schreiben aus der Pflicht zu erinnern. Literatur zwischen Imagination und Zeugenschaft. In: Christa Ebert, Brigitte Sändig (Hrsg.): Literatur und soziale Erfahrung am Ausgang des 20. Jahrhunderts. Berlin 2003, 13–32.
  211. siehe auch: Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung über das Projekt.
  212. Véronique Tadjo: Der Schatten Gottes. Reise ans Ende Ruandas. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2001, ISBN 3-87294-868-7.
  213. Abdourahman Waberi: Schädelernte. Litradukt Literatureditionen, Kehl 2008, ISBN 978-3-940435-03-3.
  214. Meja Mwangi: Big Chiefs. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2009, ISBN 978-3-7795-0231-9.
  215. Gil Courtemanche: Ein Sonntag am Pool in Kigali. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, ISBN 3-462-03368-9.
  216. Hanna Jansen: Über tausend Hügel wandere ich mit dir. Thienemann Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-522-17476-3.
  217. Anke Pönicke: Agathe. Eine Berlinerin aus Ruanda. Books on African Studies/ Jerry Bedu-Addo, 2004, ISBN 3-927198-27-7.
  218. Andrew Miller: Die Optimisten. Roman, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2007.
  219. Lukas Bärfuss: Hundert Tage. Wallstein Verlag, 2008, ISBN 978-3-8353-0271-6.
  220. 98.1113 – Einfache Anfrage Schweiz-Ruanda. Fragen zum Völkermord, Curia Vista – Geschäftsdatenbank; 96.3305 – Interpellation Völkermord in Rwanda. Täter und Opfer, Curia Vista – Geschäftsdatenbank; Christoph Wehrli: Ein Musterpartner, der zum Genozid-Staat wurde, Neue Zürcher Zeitung, 5. April 2014.
  221. Rainer Wochele: Der General und der Clown. Verlag Klöpfer&Meyer, 2008, ISBN 978-3-940086-20-4.
  222. Hans Christoph Buch: Kain und Abel in Afrika. Verlag Volk & Welt, Berlin 2001, ISBN 3-353-01170-6.
  223. Bericht auf bz-berlin.de, abgerufen am 11. Januar 2012.

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