Tom Boonen
Tom Boonen (* 15. Oktober 1980 in Mol) ist ein ehemaliger belgischer Radrennfahrer. Er war einer der erfolgreichsten Klassikerfahrer seiner Generation und siegte dreimal bei der Flandern-Rundfahrt, viermal bei Paris–Roubaix und einmal bei den Straßenweltmeisterschaften. Er gewann bei der Tour de France sechs Etappen im Sprint und einmal das Grüne Trikot.
Tom Boonen (2015) | |
Zur Person | |
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Spitzname | Tommeke |
Geburtsdatum | 15. Oktober 1980 |
Nation | Belgien |
Disziplin | Straße |
Fahrertyp | Klassikerfahrer |
Internationale Team(s) | |
2002 2003–2017 |
US Postal Service Quick Step |
Wichtigste Erfolge | |
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Letzte Aktualisierung: 13. Juli 2014 |
Laufbahn
Nachdem Boonen im Jahr 2000 die U23-Ausgabe des Klassikers Paris–Tours gewonnen hatte, wurde er im Jahr 2001 Profi beim Team US Postal Service. Sein Durchbruch gelang ihm bei Paris–Roubaix 2002, wo der damals erst 21-Jährige den dritten Platz errang. Im Jahr 2004 konnte sich Boonen endgültig in der absoluten Weltspitze des Radsports etablieren: Im Frühjahr gewann er eine Reihe wichtiger flämischer Eintagesrennen meist im Massensprint, darunter das ProTour-Rennen Gent–Wevelgem sowie die Halbklassiker E3-Preis Harelbeke und Scheldepreis.
Im Jahr 2005 gewann Boonen mit der Flandern-Rundfahrt zum ersten Mal ein Monument des Radsports, nachdem er sich wenige Kilometer vor dem Ziel aus der sechsköpfigen Spitzengruppe gelöst hatte.[1] Eine Woche später konnte sich Boonen dann auch den Sieg bei der nordfranzösischen "Königin der Klassiker" Paris–Roubaix sichern. Dadurch erreichte er mit nur 24 Jahren als jüngster Fahrer seit 1923 das prestigeträchtige Kopfsteinpflaster-Double, das zuletzt Peter Van Petegem 2003, Roger De Vlaeminck 1977 und Rik Van Looy 1962 gewonnen hatten. Bei der Tour de France 2005 konnte er die zweite und dritte Etappe im Massensprint für sich entscheiden. Zum Abschluss der Saison 2005 wurde er schließlich in Madrid Straßenweltmeister im Sprint einer größeren Spitzengruppe.[2]
In den Folgejahren konnte Boonen seine Erfolge bei den Klassikern wiederholen: Die Flandern-Rundfahrt gewann er in den Jahren 2006 und 2012, Paris–Roubaix 2008, 2009 und 2012, im letzten Jahr nach einer 53 km langen Solofahrt.[3] Als erstem Fahrer gelang es ihm damit 2012 das Double Flandern-Rundfahrt und Paris–Roubaix zu wiederholen. Als erster Fahrer überhaupt konnte er in diesem Jahr neben diesen beiden Monumenten die Halbklassiker E3 Harelbeke und Gent–Wevelgem in einer Saison gewinnen.[4] Bei allen vier Rennen schloss er nach Anzahl Siegen jeweils zum Rekordhalter auf bzw. beim E3-Preis Harelbeke wurde er alleiniger Rekordgewinner dieser Rennen.
Auch bei Etappenrennen war Boonen erfolgreich und konnte zahlreiche Etappen, insbesondere im Sprint, und insbesondere viermal die Gesamtwertung der Katar-Rundfahrt gewinnen. Bei der Tour de France gewann er insgesamt sechs Etappen. Er eroberte 2006 auf der dritten Etappe das Gelbe Trikot des Führenden in der Gesamtwertung und trug es vier Tage, bevor er während der 15. Etappe nach L’Alpe d’Huez entkräftet auf Grund von Atembeschwerden aufgab.[5] 2007 gewann er die Punktewertung der Tour de France.
Im Oktober 2015 stürzte Tom Boonen auf der zweiten Etappe der Abu Dhabi Tour und erlitt einen Bruch des Schläfenbeins. Zunächst wurde befürchtet, dass er eine halbjährige Pause einlegen müsse. Schon im Dezember 2015 begann er jedoch wieder mit dem Training. Von seiner Verletzung behielt er allerdings eine dauerhafte Schädigung des Gehörs zurück.[6] Bei Paris–Roubaix 2016 wurde er Zweiter im Sprint der fünfköpfigen Spitzengruppe.
Nachdem Boonen im November 2016 erklärt hatte, dass er nach seiner Teilnahme an Paris–Roubaix 2017 seine Radsportlaufbahn beenden werde,[7] holte er auf der zweiten Etappe der Vuelta a San Juan 2017 seinen letzten internationalen Erfolg und zugleich als erster Fahrer einen internationalen Sieg auf einem Rennrad mit Scheibenbremsen.[8] Bei seiner letzten Flandern-Rundfahrt wurde er nach einem Defekt 37.[9] Anschließend belegte er bei Paris–Roubaix im Verfolgerfeld als 13.[10]
Kokain-Affären
Im Juni 2008 wurde bekannt, dass Boonen vor der Belgien-Rundfahrt positiv auf Kokain getestet wurde. Da der positive Test mehr als drei Tage vor Beginn der Rundfahrt genommen wurde, handelte es sich nicht um Doping. Allerdings drohten Boonen strafrechtliche Konsequenzen. Daraufhin luden die Ausrichter der Tour de Suisse 2008 und der Tour de France 2008 Boonen aus.[11] Obgleich Boonen sich für ein Fehlverhalten entschuldigte, bestritt er einen bewussten Konsum von Kokain; bei einem Besuch in einer Bar sei ihm die Droge heimlich in seinen Drink gemischt worden.[12]
Nur wenige Tage nach dem Gewinn des Klassikers Paris–Roubaix 2009 wurde Boonen abermals positiv auf Kokain getestet und am 9. Mai 2009 von seinem Team Quick Step suspendiert.[13] Am 18. Juni 2009 wurde bekannt, dass nach Meinung unabhängiger Experten der Belgier Tom Boonen die Droge nicht geschnupft habe. Eine Haaranalyse in der Universität Löwen ergab, dass die Menge zu gering gewesen sei und sich Boonen das Kokain folglich nicht durch die Nase zugeführt habe. Nach Ansicht der Fachleute sei es lediglich zum „indirekten Kontakt“ mit der Droge gekommen.[14] Nachdem die Amaury Sport Organisation Boonen das Startrecht bei der Tour de France 2009 verweigert hatten, setzte er dieses vor dem Sportgericht des französischen olympischen Komitees durch.[15] Wegen wiederholtem Kokain-Konsum erhielt Boonen im August 2009 in einem Strafverfahren eine Geldstrafe in Höhe von 1000 Euro.[16]
Erfolge
Platzierungen bei den Monumenten des Radsports
Monument | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 |
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Mailand–Sanremo | – | 78 | 75 | 8 | 4 | 3 | 28 | 15 | 2 | 28 | 22 | DNF | – | – | 55 | 35 |
Flandern-Rundfahrt | 24 | 25 | 25 | 1 | 1 | 12 | 17 | 20 | 2 | 4 | 1 | DNF | 7 | – | 15 | 37 |
Paris–Roubaix | 3 | 24 | 9 | 1 | 2 | 6 | 1 | 1 | 5 | DNF | 1 | – | 10 | – | 2 | 13 |
Lüttich–Bastogne–Lüttich | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – |
Lombardei-Rundfahrt | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – | – |
Auszeichnungen
- Vélo d’Or 2005
Weblinks
- Tom Boonen in der Datenbank von ProCyclingStats.com
- Tom Boonen in der Datenbank von Radsportseiten.net
- Tom Boonen in der Datenbank der Tour de France (französisch/englisch)
- Tom Boonen in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
Einzelnachweise
- Boonen triumphiert – T-Mobile großartig. auf radsport-news.com vom 3. April 2005.
- Tom Boonen neuer Weltmeister. radsport-news.com, 25. September 2005, abgerufen am 10. Juli 2016.
- Boonen sammelt für eigenen Pavé. radsport-news.com, 8. April 2012, abgerufen am 10. Juli 2016.
- Boonen's Saisonstart. Das Frühjahr 2012 gehörte Tom Boonen. Binnen 17 Tagen gewann der Belgier die Frühjahrs-Klassiker E3-Preis, Gent-Wevelgem, Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix,. In: kicker.de. 25. November 2013, abgerufen am 11. September 2020 (deutsch).
- Atembeschwerden – Boonen steigt aus. auf radsport-news.com vom 18. Juli 2006.
- Tom Boonen: Nach Sturz in Abu Dhabi bleibt das Gehör geschädigt. In: radsport-news.com. 29. Dezember 2015, abgerufen am 29. Dezember 2015.
- Tom Boonen, der Belgier wird nach Paris–Roubaix seinen Abschied nehmen. radsportseiten.net, 28. November 2016, abgerufen am 28. November 2016.
- Gaviria und Boonen tauschen erfolgreich die Rollen. radsport-news.com, 25. Januar 2017, abgerufen am 3. Februar 2017.
- Video: Boonens Defekt-Pech am Taaienberg. radsport-news.com, 2. April 2017, abgerufen am 10. April 2017.
- Boonen: "Ich habe genug Ehrenrunden gedreht". radsport-news.com, 10. April 2017, abgerufen am 10. April 2017.
- Topsprinter Tom Boonen positiv auf Kokain getestet. auf rad-net.de vom 11. Juni 2008.
- Boonen: Kokain wurde in Drink gemischt. auf rad-net.de vom 16. Juni 2008.
- Quick Step suspendiert Tom Boonen. auf t-online.de vom 9. Mai 2009.
- Droge gelangte über „indirekten Kontakt“ in den Körper Experten: Boonen hat Kokain nicht geschnupft. auf radsport-news.com vom 18. Juni 2009.
- Boonen gewinnt gegen ASO. auf radsport-news.com vom 3. Juli 2009.
- Boonen kommt mit 1.000 Euro-Strafe davon. auf radsport-news.com vom 26. August 2009.