Vittorio Adorni
Vittorio Adorni (* 14. November 1937 in San Lazzaro di Parma) ist ein ehemaliger italienischer Radrennfahrer und heutiger Präsident der Profi-Radrennfahrer-Vereinigung in Italien.
Karriere
1957 begann Vittorio Adorni im Alter von 19 Jahren seine sportliche Laufbahn als Amateur. Sehr schnell entwickelte er sich zu einem vielseitigen Rennfahrer. Ob auf der Bahn, im Zeitfahren oder im Gebirge, eigentlich lag ihm jeder Streckentyp. Nur der Sprint war nicht seine Stärke. Er beendete seine Bahnrennfahrerkarriere, nachdem er für die Olympischen Sommerspiele 1960 in Rom nur als Ersatzfahrer nominiert wurde, obwohl er italienischer Meister in der Einerverfolgung war. Vittorio Adorni war von 1961 bis 1970 als Berufsfahrer aktiv, er erzielte in dieser Zeit insgesamt 57 Siege.[1]
Adorni wurde von Learco Guerra trainiert, dem Straßen-Weltmeister von 1931. Unter ihm entwickelte sich Adorni zu einem Profi-Straßenrennfahrer, der zukünftig neben seinen ehemaligen Idolen wie Jacques Anquetil, Rik Van Steenbergen und Charly Gaul auf Italiens Straßen fuhr. 1963 feierte er seinen ersten großen Erfolg mit einem zweiten Platz beim Giro d'Italia, nachdem er zwei Etappen gewonnen hatte. Er gewann zudem die Vier-Kantone Rundfahrt. 1965 gewann er den Giro d’Italia, wo er nach 4151 km Felice Gimondi und Italo Zilioli mit mehr als elf Minuten distanzierte. Er gewann drei Einzeletappen; einen Sieg errang er dabei beim 50 km Zeitfahren. Insgesamt startete er zehnmal beim Giro, schied nie aus und kam nur bei seinem ersten Start 1961 (28.) nicht unter besten zwölf Platzierten der Gesamteinzelwertung.[1] 1968 wurde er im heimischen Imola Weltmeister im Straßenrennen der Profis, mit neun Minuten Vorsprung vor dem Zweiten. Er gewann die Tour de Suisse 1969 mit einem Vorsprung von 3:48 Minuten und wurde in jenem Jahr auch italienischer Meister im Straßenrennen.[1] Adorni startete einmal bei der Tour de France, er wurde 1964 10. Er galt als einer der besten Taktiker und Meisters des Bluffs in den Rennen seiner Zeit. So entledigte er sich bei seinem Sieg in der Belgien-Rundfahrt 1961 auf einer Etappe eines Großteils seiner Rennkleidung, als seine Konkurrenten nach wärmender Kleidung verlangten. Der Trick gelang und seine Kollegen waren beeindruckt von der Kältefestigkeit des Italieners, so dass ihn niemand angriff. Adorni gewann die Etappe.[2]
Doping
1968 wurde Adorni Doping nachgewiesen: Amphetamine und ein Betrugsversuch bei einer Kontrolle, er wurde deshalb mehrfach für kurze Zeit gesperrt.[3][4]
Berufliches
Noch während seiner aktiven Laufbahn arbeitete Adorni nebenberuflich als Showmaster für einen Fernsehsender.[2] Nach Beendigung seiner aktiven Radfahrerlaufbahn wurde er Sportdirektor und gewann mit seinen Fahrern Marino Basso und Felice Gimondi die Straßen-WM 1972 und 1973. Ab 1974 war er für die Finanzierung verschiedener Sportveranstaltungen zuständig und kümmerte sich um Sponsoren. Unter Anderem arbeitete er für den Ski-Weltcup, die Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck und die Olympischen Sommerspiele 1976 in Montreal. Außerdem war er zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des italienischen Radsportverbandes. Er arbeitete als Journalist für diverse Zeitungen und das italienische Fernsehen. Seit 1976 betreibt er ein eigenes Versicherungsbüro.
Seit 2001 ist er Mitglied des Executiv-Komitees des Weltradsportverbandes (UCI), Vorsitzender des Rates des Profi-Radsports bei der UCI; zudem ist er Mitglied der IOC-Kommission für Kultur und Bildung.[5]
Privates
Adorni heiratete 1964 und hat zwei Kinder.
Kurioses
Anfang 1968 bekam Adorni Probleme mit der Leitung seiner damaligen Mannschaft Faema, weil er ein Engagement als Quizmaster beim Fernsehen angenommen hatte. Die Folgen waren: zu wenig Training und schlechte Leistungen. Er musste eine Konventionalstrafe von 100.000 Lire bezahlen (damals rund 700 Deutsche Mark). Erst bei einem Testrennen konnte er sich als Zehnter und Letzter für das WM-Aufgebote qualifizieren und wurde dann Weltmeister.[6]
Teams
|
Erfolge
- 89 Siege als Profi
- 30 Siege als Amateur
- 1963 Zweiter Giro d’Italia
- 1963 Dritter Lüttich–Bastogne–Lüttich
- 1964 Vize-Weltmeister Straße
- 1964 Zweiter Trofeo Baracchi (mit Ercole Baldini)
- 1964 Dritter Lüttich–Bastogne–Lüttich
- 1965 Sieger Giro d’Italia
- 1965 italienischer Vize-Meister Straße
- 1965 Sieger Tour de Romandie
- 1965 Zweiter Mailand-San Remo
- 1965 Zweiter Lüttich-Bastogne-Lüttich
- 1966 Dritter Paris–Nizza
- 1966 Sieger Belgien-Rundfahrt
- 1967 Dritter italienische Meisterschaft Straße
- 1967 Sieger Tour de Romandie
- 1968 Weltmeister im Straßenrennen
- 1968 Zweiter Giro d’Italia
- 1969 italienischer Meister Straße
- 1969 Sieger Tour de Suisse + zwei Etappensiege
- 1969 Zweiter Tour de Romandie
- 1969 zwölf Etappensiege insgesamt Giro d’Italia
Weblinks
- Vittorio Adorni in der Datenbank von Radsportseiten.net
- Vittorio Adorni in der Datenbank der Tour de France (französisch/englisch)
- Ausführliches Porträt
Einzelnachweise
- Luciano Boccaccini, Giovanni Tarello: Annuario Storico Del Ciclismo Italiano. Publialfa Edizion, Mailand 1994, S. 17 (italienisch).
- Cycling4Fans - Portraits: In Memoriam: Adorni, Vittorio. In: cycling4fans.de. Abgerufen am 9. Januar 2020.
- Radsport - Dopingfälle auf cycling4fans.de
- Bernd Frye: "Von einem Neuanfang kann keine Rede sein", Informationsdienst Wissenschaft, 21. Februar 2007 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- uci.ch (Memento des Originals vom 23. Juni 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Helmer Boelsen: Die Geschichte der Rad-Weltmeisterschaft, Bielefeld 2007, S. 108, ISBN 978-3-936973-33-4