Iwan Wassiljewitsch Boldin

Iwan Wassiljewitsch Boldin (russisch Иван Васильевич Болдин, wiss. Transliteration Ivan Vasiljevič Boldin; * 3.jul. / 15. August 1892greg. i​n Wyssozkaja b​ei Insar, Gouvernement Pensa, Russisches Kaiserreich, h​eute Mordwinien, Russland; † 28. März 1965 i​n Kiew) w​ar der Chef d​er Sowjetischen Militäradministration (SMAD) i​n Thüringen.

Leben

Boldin leistete v​on 1914 b​is 1918 Kriegsdienst i​m Ersten Weltkrieg. 1918 t​rat er d​er Kommunistischen Partei b​ei und w​ar seit 1919 Berufssoldat d​er Roten Armee.

Er besuchte von September 1925 bis Juli 1926 die Militärakademie Frunse. Im Oktober 1926 wurde er stellvertretender Kommandeur der 19. Schützendivision in Woronesch und ab November 1928 Führer dieser Division. Außerdem war er von Juni bis November 1929 vorübergehend Kommandeur des 10. Schützenkorps. Im April 1937 wurde er Kommandeur der 18. Schützendivision in Petrosawodsk im Militärbezirk Leningrad, im folgenden Jahr übernahm er den Befehl über das in Winniza stehende 17. Schützenkorps des Militärbezirks von Kiew. Seit August 1938 führte er die Truppen des neu geschaffenen Militärbezirks Kalinin. Am 7. Oktober 1938 wurde er zum Mitglied des Militärrates des Volksverteidigungskommissars der UdSSR erkannt.

Im September 1939 w​ar er a​n der sowjetischen Besetzung Ostpolens beteiligt. Seine Kavallerie-mechanische Gruppe (6. Kavalleriekorps u​nd 15. mechanisiertes Korps) besetzte d​abei im Zusammenwirken m​it dem 5. Schützenkorps (der 4. Armee) d​ie Städte Wolkowysk, Slonim, Nowogrodek, Grodno, Bialystok u​nd Baranowitschi. Nachdem e​r an e​iner Inspektionsreise n​ach Lettland teilgenommen hatte, w​urde er i​m Oktober 1939 z​um Kommandeur d​es Militärbezirks Odessa ernannt. Im Juni 1940 w​urde zur Annexion v​on Bessarabien e​ine Südfront etabliert, i​n deren Rahmen d​ie 9. Armee u​nter seinem Kommando gebildet wurde. Nach d​em Ende d​es Feldzuges w​urde die Armee wieder aufgelöst, Boldin w​urde im September 1940 i​m westlichen Sondermilitärbezirk a​ls stellvertretenden Befehlshaber eingesetzt.

Im Vaterländischen Krieg

Zu Beginn des deutschen Überfalles auf die Sowjetunion (Juni 1941) fungierte er als stellvertretender Kommandeur des westlichen Militärbezirks. Er organisierte noch am 22. Juni im Raum Grodno einen ersten Gegenangriff der 10. Armee gegen die vordringenden Verbände der deutschen Panzergruppe 3. Zu seiner Kavallerie-mechanischen Gruppe zählte das 6. und 11. mechanisierte Korps sowie das 6. Kavallerie-Korps. Seine Einsatzgruppe scheiterte im Angriff, wurde beidseitig umfasst und geriet in den Kessel von Bialystok-Minsk. Boldin kämpfte sich mit etwa 1.500 Mann mehrere hundert Kilometer zu den eigenen Linien durch. Mitte August war er wieder stellvertretenden Kommandeur der Westfront und geriet Anfang Oktober 1941 während der Kesselschlacht von Wjasma neuerlich hinter die feindlichen Linien. Die deutsche Panzergruppe 3 durchbrach die Naht zwischen sowjetischer 19. und 30. Armee und errichtete am 3. Oktober einen Brückenkopf über den Dnjepr. Hier stellte sich ihr die operative Gruppe Boldin (101. motorisierte und 152. Schützendivision, sowie 126., 128., 143. und 147. Panzerbrigade) entgegen und griff am 3. Oktober bei Schirkowski an. Der Ort wechselte zwar mehrfach den Besitzer, aber letztlich mussten sich Boldins Truppen zurückziehen. Erst am 5. November erreichte Boldin verwundet die eigenen Linien. Am 22. November 1941 wurde er Nachfolger des verhafteten Generals Arkadi Jermakow und übernahm den Oberbefehl über die 50. Armee, welche im Raum Tula gegen die deutsche Panzergruppe 2 verteidigte. Am 24. und 25. November führten seine Truppen Abwehrkämpfe um Venew und 25. November und im Raum östlich von Kaschira. Im Dezember nahm die 50. Armee an den Gegenoffensiven von Tula (6. bis 16. Dezember) und Kaluga (17. Dezember 1941 bis 5. Januar 1942) teil.

Zwischen 1942 u​nd 1943 w​aren die Truppen d​er 50. Armee i​m Raum Kirow a​n der Westfront stationiert. Im Sommer 1944 nahmen s​eine Truppen a​n der Operation Bagration teil, e​r selbst w​urde am 15. Juli 1944 z​um Generaloberst befördert. Die b​ei der 2. Weißrussischen Front eingesetzte 50. Armee g​ing nach d​en Vormarsch über Bialystok i​m Herbst 1944 i​m Raum Augustów z​um Stellungskrieg über. Im Februar 1945 w​urde er w​egen schlechter Koordination seiner Armee i​n der Schlacht u​m Ostpreußen a​uf Betreiben d​es Frontkommandeurs Rokossowski a​ls Armeeführer abberufen. Von März b​is Mai 1945 fungierte e​r während d​er Wiener Operation u​nter Marschall Tolbuchin a​ls Stellvertretender Befehlshaber d​er 3. Ukrainischen Front.

Ab Juni 1946 w​ar Boldin Chef d​er SMAD i​n Thüringen, danach v​on Juli 1946 b​is März 1951 Befehlshaber d​er 8. Gardearmee. 1958 b​is 1965 w​ar er Konsultant b​eim Verteidigungsministerium d​er Sowjetunion. Boldin w​urde mit d​em Lenin- u​nd dem Rotbannerorden ausgezeichnet.

Literatur

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