Rohatyn

Rohatyn (ukrainisch Рогатин, russisch Рогатин Rogatin, polnisch Rohatyn, deutsch auch Rohatin) ist eine Stadt im Westen der Ukraine mit etwa 8100 Einwohnern (2011). Rohatyn ist Verwaltungssitz des Rajons Rohatyn im Norden der Oblast Iwano-Frankiwsk.

Rohatyn
Рогатин
Rohatyn (Ukraine)
Rohatyn
Basisdaten
Oblast:Oblast Iwano-Frankiwsk
Rajon:Rajon Rohatyn
Höhe:keine Angabe
Fläche:15,00 km²
Einwohner:8.097 (2011)
Bevölkerungsdichte: 540 Einwohner je km²
Postleitzahlen:77000
Vorwahl:+380 3435
Geographische Lage:49° 25′ N, 24° 37′ O
KOATUU: 2624410100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt
Bürgermeister: Wolodymyr Schtohryn
Adresse: вул. Шевченка 4
77000 м. Рогатин
Website: rohatyn.ronet.com.ua[1]
Statistische Informationen
Rohatyn (Oblast Iwano-Frankiwsk)
Rohatyn
i1
Heiliggeistkirche, UNESCO-Weltkulturerbe

Geschichte

Seit dem 10. Jahrhundert gab es in Rohatyn eine hölzerne Burganlage. 1184 wurde der Ort im Fürstentum Halitsch-Wolhynien erstmals schriftlich erwähnt. Zum Polen kam das Gebiet 1340. 1415 erhielt Rohatyn das Magdeburger Stadtrecht und entwickelte sich in der Folge zu einem wichtigen Handelszentrum. Im 16. Jahrhundert entstand eine bedeutende Schule der Ikonenmalerei, in den 1580er Jahren wurde ein bedeutendes orthodoxes Kloster gegründet.

Nach der Ersten Teilung Polens kam Rohatyn 1772 zur Habsburgermonarchie und wurde ein Teil des späteren Kronlandes Galizien. 1854 wurde im Ort der Sitz der Bezirkshauptmannschaft Rohatyn[2] eingerichtet. Zusammen mit dem 1867 eingerichteten Bezirksgericht existierten sie bis 1918.

Die örtliche jüdische Gemeinde geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Sie wurde 1633 von König Władysław IV. Wasa mit Privilegien bedacht und erhielt 1868 von der österreichischen Regierung die Gleichberechtigung. Im 19. Jahrhundert waren die Mehrzahl der Bewohner Juden[3].

Seit 1897 verläuft die Bahnstrecke Stryj–Ternopil südlich der Ortschaft. 1909 wurde ein ukrainisches Gymnasium gegründet.

Jüdische Musiker in Rohatyn 1912

1918 war Rohatyn Teil der Westukrainischen Volksrepublik und 1919 wurde die Stadt von der polnischen Armee erobert und gehörte ab 1921 zur Woiwodschaft Stanislau innerhalb der Zweiten Polnischen Republik. 1931 wurde ein theologisches Seminar eröffnet. Im Zuge der sowjetischen Besetzung Ostpolens wurde Rohatyn 1939 Teil der Sowjetunion in der Ukrainischen SSR. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 wurde es vom Deutschen Reich besetzt und dem Distrikt Galizien angeschlossen. Am 20. März 1942 wurden unter Leitung von Hans Krüger, dem Leiter der Sicherheitspolizei in Stanislau, am Ort 2300 Juden erschossen.[4] Nach der Deportation von 3500 Juden ins Vernichtungslager Belzec ließ Krüger im Juni 1943 das Ghetto liquidieren. Bei der Befreiung von Rohatyn durch die Rote Armee am 24. Juli 1944 hatten etwa 30 Juden an Ort überlebt.

Seit diesem Datum gehörte Rohatyn wieder zur Sowjetunion. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde es Teil der unabhängigen Ukraine.

Rezeption in der Kunst

Rohatyn ist ein Schauplatz des Romans Die Jakobsbücher von Olga Tokarczuk.[5]

Söhne und Töchter der Stadt

  • Roxelane (1500/06–1558), Lieblingsgemahlin des osmanischen Sultans Süleyman I.
  • Norbert Glanzberg (1910–2001), französischer Komponist und Pianist.
  • Felix Milgrom (1919–2007), Immunologe und Mikrobiologe

Sehenswürdigkeiten

Die alte Holzkirche am Ort wurde 2013 zusammen mit anderen Holzkirchen der Karpatenregion in Polen und der Ukraine in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Literatur

  • Rohatyn, in: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Jerusalem : Yad Vashem, 2009 ISBN 978-965-308-345-5, S. 660f.
Commons: Rohatyn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Homepage der Stadt Rohatyn (Memento vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive)
  2. Reichsgesetzblatt vom 24. April 1854, Nr. 111, Seite 401
  3. 1857: 5.101 Einwohner, davon 3.000 Juden
  4. Dieter Pohl: Hans Krüger - der 'König von Stanislau'. In: Klaus-Michael Mallmann, Gerhard Paul: Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien. Darmstadt 2004, ISBN 3-534-16654-X, S. 186 / Anzahl 3000 bei Dieter Schenk: Der Lemberger Professorenmord und der Holocaust in Ostgalizien. Bonn 2007, ISBN 978-3-8012-5033-1, S. 186.
  5. https://www.deutschlandfunk.de/olga-tokarczuk-die-jakobsbuecher-panorama-einer.700.de.html?dram:article_id=460785
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