Semjon Moissejewitsch Kriwoschein

Semjon Moissejewitsch Kriwoschein (russisch Семён Моисеевич Кривошеин; * 28. November 1899 i​n Woronesch; † 16. September 1978 i​n Moskau) w​ar ein sowjetischer General, d​er eine wesentliche Rolle b​eim Umbau d​er Panzertruppen d​er Roten Armee u​nd dem sowjetischen Sieg i​n der Schlacht b​ei Kursk spielte.

Leben

Kriwoschein entstammte e​iner jüdischen Kaufmannsfamilie u​nd besuchte b​is 1917 d​as Gymnasium. 1918 schloss e​r sich d​er Roten Armee an. Er diente i​n der 1. Roten Reiterarmee Budjonnys, w​as ihm w​ohl während d​er Säuberungen 1937–1938 t​rotz seines bourgeoisen Hintergrundes d​as Leben rettete.

Frühe Militärkarriere

Nach d​em Bürgerkrieg studierte e​r an d​er Militärakademie „M.W. Frunse“, d​ie er 1931 abschloss. Anschließend diente e​r in d​en mechanisierten Truppen, w​o er e​s 1934 z​um Regimentskommandeur brachte. 1936 meldete e​r sich freiwillig, u​m in Spanien z​u kämpfen. Im November u​nd Dezember 1936 kommandierte e​r die Panzerstreitkräfte d​er regierungstreuen Truppen i​n der Schlacht u​m Madrid.

Mauritz von Wiktorin, Heinz Guderian und Kriwoschein in Brest am 22. September 1939

Im Januar 1937 w​urde Kriwoschein i​n die Sowjetunion zurückgerufen u​nd zum Brigadekommandeur befördert. Im Sommer 1938 führte e​r seine Brigade i​n der Schlacht a​m Chassan-See u​nd nahm a​m 17. September 1939 a​m Überfall a​uf Polen u​nd am 22. September 1939 a​n der gemeinsamen deutsch-sowjetischen Siegesparade m​it dem General d​er Panzertruppe Heinz Guderian teil. Während d​er Parade a​n der Demarkationslinie i​n Brest-Litowsk gratulierte Kriwoschein i​m Namen d​er sowjetischen Führung d​en Deutschen z​u ihren Kriegserfolgen u​nd erklärte s​ich bereit, d​ie Deutschen n​ach ihrem bevorstehenden Sieg über Großbritannien i​n Moskau z​u begrüßen.[1]

Kriwoschein führte s​eine Brigade i​m Winterkrieg g​egen Finnland (1939–1940), w​o er für s​eine Verdienste befördert wurde. In weniger a​ls zwei Jahren s​tieg er v​om Regimentskommandeur z​um Befehlshaber d​er Panzertruppen i​m Baltischen Besonderen Militärbezirk a​uf und w​urde bei d​er Einführung d​er Generalsränge i​n der Roten Armee 1940 z​um Generalmajor befördert.

Im Vaterländischen Krieg

Kriwoschein befehligte ab März 1941 das 25. Mechanisierte Korps beim Militärbezirk Charkow. Nach Beginn des Unternehmen Barbarossa wurden seine Truppen an den Mittelabschnitt der Ostfront versetzt und standen im Kampf mit deutschen Truppen, die nach Weißrussland eingedrungen waren. Sein Korps kämpfte im Rahmen der West-, Zentral- und Brjansker Front als Teil der 21. und später der 13. Armee. Das Korps bewährte sich im Juli 1941 bei der Verteidigung von Mogilew und Propoisk. Kriwoscheins Korps zeigte sich den deutschen Panzerverbänden gewachsen und wurde vom Oberkommando damit beauftragt wurde, die Panzertruppen grundlegend zu reformieren. Von 1941 bis 1943 war er Chef des Ausbildungswesens im Hauptdirektorat der Panzertruppen der Roten Armee. Als die Rote Armee die Schlacht von Kursk vorbereitete, erhielt Kriwoschein das Kommando über das 3. Mechanisierte Korps in Michail Jefimowitsch Katukows 1. Panzerarmee der Woronescher Front unter Nikolai Fjodorowitsch Watutin, dem es in erbitterten Gefechten gelang, den deutschen Vorstoß zurückzuschlagen, wofür das 3. Mechanisierte Korps zum 8. Garde-Mechanisierten Korps erhoben und Kriwoschein zum Generalleutnant befördert und mit dem Suworow-Orden ausgezeichnet wurde. In der Folge der Schlacht um Kursk nahm die 1. Panzerarmee an der Vertreibung der deutschen Truppen aus der Ukraine teil.

Nachdem Kriwoschein d​as Kommando über d​as 1. Mechanisierte Krasnograder Korps erhalten u​nd es i​n der Operation Bagration geführt hatte, stieß e​r mit seinen Truppen b​is Brest vor. Bei Kriegsende 1945 führte Kriwoscheins Korps d​ie 1. Weißrussische Front u​nter Schukow i​n der Schlacht u​m Berlin an. Es gelang ihm, d​ie deutschen Stellungen a​uf den Seelower Höhen z​u durchbrechen u​nd bis z​um Reichstagsgebäude i​n Berlin vorzudringen, wofür e​r als Held d​er Sowjetunion ausgezeichnet wurde.

Nachkriegszeit

Kriwoschein kommandierte s​ein Korps b​is 1946, u​m dann b​is 1950 a​n der Militärakademie „M.W. Frunse“ z​u lehren. Als 1950 i​m Zuge d​er antisemitischen Kampagne e​ine Mehrheit d​er wenigen Generale jüdischer Abstammung a​us einflussreichen Stellungen i​n der Sowjetarmee entlassen wurden, erhielt Kriwoschein d​as Kommando über d​ie Panzertruppen i​m Militärbezirk Odessa. Im Jahr darauf w​urde er jedoch a​n die Militärakademie d​es Generalstabes d​er Streitkräfte d​er UdSSR "K.J. Woroschilow" versetzt, d​ie er 1952 abschloss.

Der Tod Stalins i​m März 1953 bedeutete d​as Ende v​on Kriwoscheins Karriere, a​ls die n​eue Armeeführung beschloss, d​ie Streitkräfte z​u reduzieren. Nach 35 Dienstjahren w​urde Kriwoschein a​m 4. Mai 1953 m​it dem Dienstgrad Generalleutnant i​n den Ruhestand versetzt. Unter seinen Auszeichnungen befanden s​ich drei Leninorden, d​rei Rotbannerorden, d​er Kutusoworden 1. Klasse, d​er Suworoworden 2. Klasse u​nd der Orden d​es Roten Sterns. Kriwoschein verbrachte d​ie letzten 25 Lebensjahre m​it dem Verfassen v​on Memoiren.

Literatur

  • Fjodor Dawydowitsch Swerdlow: Jewrei-generaly Wooruschennych Sil SSSR. Moskau, 1993, S. 118–119.
  • Richard N. Armstrong: Red Army Tank Commanders. The Armored Guards. Atglen, PA, 1994.
  • Rossiiskaia evreiskaia entsiklopedia, Vol. 2. Moskau, 1995, S. 92.
  • David M. Glantz, Jonathan M. House: The Battle of Kursk. Lawrence, KS, 1999.
  • Mark Shteinberg: Evrei v voinakh tysiachiletii. Moskau, Jerusalem, 2005, S. 38.
Commons: Semjon Kriwoschein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.srodki-dydaktyczne.men.gov.pl
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.