Gorinchem
Gorinchem () [ˈɣɔɾkʏm], oft auch nach der Aussprache Gorkum oder Gorcum geschrieben, ist eine Stadt und Gemeinde in der niederländischen Provinz Südholland und zählte am 1. Januar 2021 laut Angabe des CBS 37.416 Einwohner. Die Gesamtfläche der Gemeinde beträgt 21,93 km².
Flagge | Wappen |
Provinz | Zuid-Holland |
Bürgermeister | Reinie Melissant-Briene (CDA) |
Sitz der Gemeinde | Gorinchem |
Fläche – Land – Wasser |
21,93 km2 18,87 km2 3,06 km2 |
CBS-Code | 0512 |
Einwohner | 37.416 (1. Jan. 2021[1]) |
Bevölkerungsdichte | 1706 Einwohner/km2 |
Koordinaten | 51° 50′ N, 4° 58′ O |
Bedeutender Verkehrsweg | |
Vorwahl | 0183 |
Postleitzahlen | 4201–4208, 4213 |
Website | Homepage von Gorinchem |
Lage und Wirtschaft
Die Stadt liegt im äußersten Südosten der Provinz an der Merwede und am südlichen Ende des Merwede-Kanals. Bei Gorinchem kreuzen sich die Autobahnen Rotterdam–Tiel–Arnheim/Nijmegen und Utrecht–Breda. Gorinchem hat einen Kleinbahnhof an der Lokaleisenbahn Dordrecht – Geldermalsen. Zur Stadt gehört ein großes Industriegelände (Avelingen) mit Binnenhafen, wo sich eine Schiffswerft, Maschinen- und andere Metall verarbeitende Fabriken sowie Großhandelsunternehmen befinden. Auch die Land- und Gartenwirtschaft in der Umgebung (Rinder, Äpfel) ist von Bedeutung.
Geschichte
Schon um das Jahr 1000 war Gorinchem ein Bauern- und Fischerdorf. Es wird 1224 erstmals urkundlich bezeugt. Otto van Arkel verlieh dem bereits ummauerten Ort 1382 das Stadtrecht. Gorinchem kam, nach dem Aussterben des Geschlechtes Van Arkel, 1417 an Holland, was den Handel der Stadt begünstigte.
Im Jahre 1566 wurde die Stadt protestantisch. Im Achtzigjährigen Krieg fiel Gorcum 1572 an die aufständischen Holländer, wobei es zu einem Massaker kam: Neunzehn katholische Geistliche wurden, weil sie sich nicht zur neuen Lehre bekehren wollten, von den Geusen abtransportiert und später erhängt. Diese Opfer der damaligen Intoleranz werden – heutzutage auch von vielen Protestanten – als die Märtyrer von Gorkum bezeichnet. Sie wurden am 24. November 1675 durch Papst Clemens X. seliggesprochen. Am 29. Juni 1867 erfolgte die Heiligsprechung durch Papst Pius IX. Der bekannteste unter ihnen ist Theodor van der Eem. In der Sankt Nikolauskirche von Brüssel werden die Reliquien der Märtyrer von Gorkum verehrt. Ihr Gedenktag ist der 9. Juli.
Im Jahre 1609 wurde die neue Stadtbefestigung fertiggestellt.
Das 18. Jahrhundert war für Gorinchem eine Epoche des wirtschaftlichen Rückganges.
Im Winterfeldzug 1813/1814 hatten sich französische Truppen gegen die vorrückenden preußischen und russischen Truppen in Gorinchem verschanzt. Um ein freies Schussfeld zu haben, ließ der französische General Antoine-Guillaume Rampon alle Gebäude im Umkreis der Stadt niederreißen bzw. niederbrennen. Am 22. Januar 1814 begann die Belagerung der Stadt durch die Alliierten, am 5. Februar kapitulierten die Franzosen. Teile von Gorinchem waren durch die Kämpfe zerstört worden.
Ab etwa 1880, als die Eisenbahn gebaut wurde und neue Land- und Wasserstraßen entstanden, begann eine zweite Blütezeit.
Gorinchemse Tijd
Der Meridian, der seit dem 17. März 1937 für die von 1909 bis 1940 in den Niederlanden gebräuchliche Amsterdamer Zeit (AZ) maßgeblich war (5° östlicher Länge), verlief genau durch Gorinchem. Daher sprach man auch von der Gorinchemse Tijd (Gorinchemer Zeit).[2]
Sehenswürdigkeiten
Die Festungswerke mit dem Dalemer Stadttor können zu den Sehenswürdigkeiten gezählt werden. Sie wurden 2001 restauriert. Im ehemaligen Rathaus (1860 erbaut) ist das Stadtmuseum untergebracht. Gorinchem hat noch einige alte Häuser.
Am Flüsschen Linge, das ebenfalls durch die Gemeinde fließt, gibt es einen Jachthafen.
Eine Radtour über Arkel und den Deich der Linge nach Leerdam oder über Meerkerk nach Ameide (Gemeinde Zederik) ist vor allem im Frühsommer wegen der malerischen Landschaft empfehlenswert.
- Große Kirche
- Marktplatz
- Altstadthafen
- Mühle 'De Hoop'
- Monumentalbau 'De blauwe hoed'
- Hafen
- Gorcums Museum
- Tor
- Brücke: de Haarbrug
- Kapelle
- Ehemalige Kirche St. Nicolaas Pieck en Gezellen
Politik
Sitzverteilung im Gemeinderat
Die Kommunalwahlen vom 21. März 2018 ergaben folgende Sitzverteilung:
Partei | Sitze[4] | |||
---|---|---|---|---|
2006 | 2010 | 2014 | 2018 | |
Stadsbelang | 2 | 1 | 3 | 5 |
Democraten Gorinchem | — | — | — | 4 |
VVD | 3 | 5 | 3 | 3 |
PvdA | 8 | 6 | 5 | 3 |
ChristenUnie/SGP | 2 | 2 | 3 | 2 |
CDA | 3 | 3 | 2 | 2 |
SP | 4 | 2 | 3 | 2 |
D66 | 0 | 2 | 2 | 2 |
GroenLinks | 1 | 2 | 2 | 1 |
Gorcum Actief | — | — | 2 | 1 |
Jezus Leeft | — | — | 0 | 0 |
Gesamt | 23 | 23 | 25 | 25 |
Bürgermeister
Seit dem 28. August 2017 ist Reinie Melissant-Briene (CDA) amtierende Bürgermeisterin der Gemeinde.[5] Zu ihrem Kollegium zählen die Beigeordneten Dick van Zanten (Stadsbelang), Eelke Kraaijeveld (PvdA), Joost van der Geest (CDA), Ro van Doesburg (Democraten Gorinchem) sowie der Gemeindesekretär Simon de Leeuw.[6]
Söhne und Töchter der Stadt
- Heinrich von Gorkum (um 1378–1431), Thomist und Theologieprofessor
- Thomas Erpenius (1584–1624), Theologe und Orientalist
- Boudewijn Cats (1601–1663), römisch-katholischer Bischof
- Cornelis Saftleven (1607–1681), Maler
- Jan Meerhout (vor 1630–1677), Maler
- Jan van der Heyden (1637–1712), Maler und Erfinder
- Ida Gerhardt (1905–1997), Dichterin, Altphilologin und Übersetzerin
- Jan van Mersbergen (* 1971), Schriftsteller und Redakteur
- Marco van Hoogdalem (* 1972), ehemaliger Fußballspieler
- Fabio Jakobsen (* 1996), Radrennfahrer, geboren in Heukulem
- Frenkie de Jong (* 1997), Fußballspieler
Literatur
- Martin Zeiller: Gorcum. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Circuli Burgundici (= Topographia Germaniae. Band 16). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 134 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Website der Gemeinde (niederländisch)
- Website des Gorcums Museum (deutsch, niederländisch, englisch, französisch)
- Illustration von Daniel Meisner von 1625: Gorcúm. Si Nimium Intensus Subitò Tunc Frangitur Arcus (Digitalisat)
Einzelnachweise
- Bevolkingsontwikkeling; regio per maand. In: StatLine. Centraal Bureau voor de Statistiek, 10. März 2021 (niederländisch).
- Eenheid van tijd in Nederland, abgerufen am 19. April 2017 (niederländisch).
- Ergebnis der Kommunalwahlen: 2014 2018 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 31. Mai 2018 (niederländisch)
- Sitzverteilung im Gemeinderat: 2006 2010 2014 2018 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 31. Mai 2018 (niederländisch)
- Installatie nieuwe burgemeester Gorinchem uitgesteld. In: RTV Rijnmond. 23. Juni 2017, abgerufen am 31. Mai 2018 (niederländisch).
- Burgemeester en wethouders (Memento des Originals vom 10. August 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Gemeente Gorinchem, abgerufen am 31. Mai 2018 (niederländisch)