Amersfoort

Amersfoort () ist mit 157.438 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) die zweitgrößte Stadt der niederländischen Provinz Utrecht. Sie grenzt im Osten an die Provinz Gelderland, nach Hilversum in Nordholland sind es Richtung Westen kaum mehr als 20 Kilometer.

Gemeinde Amersfoort

Flagge

Wappen
Provinz  Utrecht
Bürgermeister Lucas Bolsius (CDA)
Sitz der Gemeinde Amersfoort
Fläche
 – Land
 – Wasser
63,85 km2
63,24 km2
0,61 km2
CBS-Code 0307
Einwohner 157.438 (1. Jan. 2021[1])
Bevölkerungsdichte 2466 Einwohner/km2
Koordinaten 52° 9′ N,  23′ O
Bedeutender Verkehrsweg    
Vorwahl 033
Postleitzahlen 3800–3830
Website Homepage von Amersfoort
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Stadttor: die Koppelpoort
Brücke über eine Gracht in Amersfoort

Wirtschaft

Die Haupterwerbsquelle der Stadt liegt im Dienstleistungssektor, dementsprechend gibt es viele Bürogebäude. Unter anderem eine Versicherungsgesellschaft, mehrere Heilanstalten und eine Kette von Geschäften, die gebrauchte Bücher verkaufen, haben hier ihren Sitz. Es ist Sitz des Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed (RCE), der niederländischen Behörde für Bodendenkmalpflege.

Verkehr

Die Stadt ist ein sehr bedeutender Eisenbahn- und Autobahnknotenpunkt. Reisewege von Berlin/Hamburg über Bad Bentheim, Deventer und Apeldoorn, von Groningen/Leeuwarden über Zwolle, von Rotterdam/Den Haag über Utrecht, und von Amsterdam kommen auf der Schiene im Bahnhof Amersfoort Centraal zusammen. Seine frühere wirtschaftliche Bedeutung als Eisenbahnerstadt mit dem stadtbildprägenden großen Eisenbahngelände hat es zwar infolge Stilllegung des Ausbesserungswerkes und des Rangierbahnhofes verloren, es wurde jedoch ein neuer Abstellbahnhof für Reisezüge (Bokkeduinen) errichtet.

Seit September 2007 verkehrt zwischen Amersfoort und den umliegenden Gemeinden Barneveld und Ede der von der Fahrzeugtechnik Dessau hergestellte Regionalzug PROTOS.

Politik

Kollegium von Bürgermeister und Beigeordneten

Seit dem 31. August 2010 ist Lucas Bolsius (CDA) amtierender Bürgermeister der Gemeinde. Zu seinem Kollegium zählen die Beigeordneten Hans Buijtelaar (VVD), Cees van Eijk (GroenLinks), Astrid Janssen (GroenLinks), Fatma Koşer Kaya (D66), Kees Kraanen (VVD), Willem-Jan Stegeman (D66), sowie Menno Tigelaar (ChristenUnie). Gemeindesekretär ist Nico Kamphorst.[2]

Sehenswürdigkeiten

Onze-Lieve-Vrouwetoren in Amersfoort
Blick vom „Turm unserer lieben Frau“ auf Amersfoort
Kulturzentrum Eemhuis
Groot Tinnenburg war Teil der Stadtbefestigung
  • Der Onze-Lieve-Vrouwetoren („Unserer-Lieben-Frauturm“) ist einer der höchsten mittelalterlichen Kirchtürme des Landes. Die zugehörige Kirche wurde 1787 bei einer Explosion zerstört, der Turm blieb stehen.
  • Die sehenswerte Innenstadt ist mittelalterlich. Zu erwähnen sind die Sint-Joriskerk (Sankt-Georgs-Kirche), die Koppelpoort (kombinierte Land-Wassertore, vom Zug nach Apeldoorn aus sehr gut zu sehen), und die Muurhuizen („Mauerhäuser“), die an die älteste Stadtmauer gebaut sind.
  • 1998 wurde das Armando Museum eröffnet, welches im Oktober 2007 durch einen Brand zerstört wurde.
  • Im Geburtshaus von Pieter Cornelis Mondrian befindet sich ebenfalls ein kleines diesem Maler gewidmetes Museum.
  • Zwei Kilometer westlich der Stadt befindet sich, in einem Wald, der Zoo „Dierenpark Amersfoort“.
  • Das Heimatmuseum „Flehite“ in der Innenstadt wurde 2009 nach einer Asbestsanierung wiedereröffnet und enthält eine Galerie niederländischer Meister, Gegenstände zur Stadtgeschichte und verschiedene Ausstellungen gegenwärtiger, lokaler Künstler.
  • Seit 2009 ist in Amersfoort das Hauptquartier des Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, dessen umfangreiche Fachbibliothek von der interessierten Öffentlichkeit vor Ort genutzt werden kann.
  • Am 1. Mai 2014 wurde das neue Kulturzentrum Eemhuis eröffnet, das vier Einrichtungen unter einem Dach vereinigt: die Bibliotheek Eemland, das Archief Eemland, die Scholen in de Kunst und die Kunsthalle Kunsthal KAdE.
  • Am Stadtring steht ein Findling aus Granit auf einem Sockel, dessen Verbindung zu Amersfoort seit 1661 belegt ist.[3]

Geschichte

Abbildung eines Tabakschuppens am Hogeweg bei Amersfoort (Paul van Liender, 1759)

Siedlungen in der Gegend um Amersfoort stammen aus der Zeit 1000 v. Chr., der Name „Amersfoort“ (nach der „Furt am Amer“, heute Eem) stammt wohl aus dem 11. Jahrhundert. Die Stadtrechte wurden ihr 1259 durch Bischof Hendrik van Vianden verliehen. Amersfoort war ein wichtiger Markt- und Handelsort auf der Route zwischen Holland und den Hansestädten. Der in der Nähe von Amersfoort gelegene Hafen von Spakenburg an der Zuiderzee ermöglichte u. a. den Fischhandel.

Der Bau des Onze-Lieve-Vrouwetorens und der dazugehörigen Kirche begann 1444. Die Kirche wurde 1787 bei einer Explosion zerstört, der Turm blieb verschont. Im Mittelalter war Amersfoort auch ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Im 18. Jahrhundert erblühte die Stadt durch den Tabakanbau und -handel. In Amersfoort entwickelte sich ab dem späten 17. Jahrhundert ein eigener Tabakschuppentyp, der Amersfoorter Schuppen. Einige wenige Schuppen haben sich noch erhalten.

Amersfoort im Zweiten Weltkrieg

Am 18. August 1941 wurde von den deutschen Besatzern das Durchgangslager Amersfoort eingerichtet, auch de Boskamp, das Waldlager, genannt. Es diente als Internierungslager für „Geiseln“ sowie als „Schutzhaftlager“, „Jugenddurchgangslager“ und als „Arbeitserziehungslager“ der SS. Die Häftlinge wurden zur Rodung des Waldes sowie zu Sägearbeiten im Umkreis des Lagers eingesetzt. Viele jüdische Gefangene wurden weiter in das KZ Mauthausen in Österreich, in die Arbeitserziehungslager nach Essen zu den Hermann-Göring-Werken und in andere KZs nach Deutschland weiter transportiert. Amersfoort war zugleich auch Hinrichtungsort. Bis zur Übergabe des Lagers an das niederländische Rote Kreuz am 20. April 1945 wurden 32.500 Männer eingewiesen. Zeitweilig diente das Lager auch als „Auffanglager“ für inhaftierte Frauen und Kinder mit amerikanischer Staatsangehörigkeit. Nach dem Krieg wurde der Nationalsozialist Karl Friedrich Titho wegen der Erschießungen in Amersfoort in den Niederlanden zu sechs Jahren Haft verurteilt, sein Vorgesetzter Erich Deppner hingegen in Deutschland freigesprochen. Der „SS-Schutzhaftlagerführer“ Hans Stöver wurde 1948 zu lebenslanger Haft verurteilt. Der „SS-Schutzhaftlagerführer“ Karl Peter Berg wurde zum Tode verurteilt und 1949 hingerichtet. Der „SS-Unterschutzhaftlagerführer“ Jupp Kotalla wurde ebenfalls zum Tode verurteilt, jedoch wurde dieses Urteil später in „Lebenslang“ umgewandelt. Im Jahr 1953 wurde am Ende des SS-Schießstands, der auch als Ort zahlreicher Hinrichtungen diente, ein Nationales Denkmal eingeweiht. Der „Gefangene vor dem Erschießungskommando“ erinnert seitdem an die Häftlinge des PDA. Ein Besucherzentrum und ein Gedenkareal auf einem Teil des ehemaligen Lagergeländes ergänzen die Gedenkstätte.

Eingemeindungen

Nördlich der eigentlichen Stadt liegen die alten Dörfer Hoogland und Hooglanderveen, die um 1974 gegen den Willen der damaligen Bevölkerung nach Amersfoort eingemeindet wurden. Sie sind jetzt fast völlig von Neubauvierteln der Stadt umringt.

Veranstaltungen

Im Mai findet das Rabobank Amersfoort Jazz Festival statt.

Sport

Im Rahmen der Olympischen Sommerspiele 1928 in Amsterdam fand in der Reitschule von Amersfoort das Reiten des Modernen Fünfkampfs statt.

Von 1966 bis 1991 wurden, mit einer Ausnahme, alle zwei Jahre die Fünfkampf-Europameisterschaften für Nationalmannschaften in Amersfoort ausgetragen. Die Gastgeber gewannen diesen Wettbewerb insgesamt fünfmal.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Jaap Evert Abrahamse: Historische atlas van Amersfoort. Middelpunt van Nederland. Vantilt, Nijmegen 2019, ISBN 978-94-6004-447-2.
  • Mieke Heurneman, Yvonne Tanke: Het A'foort boek . Thoth, Bussum 2009, ISBN 978-90-6868-524-4.
  • Cas Oorthuys (Fotos), H. Molendijk (Text): Das ist Amersfoort. Axel Juncker Verlag, Berlin 1960.
  • Andreas Pflock: Auf vergessenen Spuren. Ein Wegweiser zu Gedenkstätten in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg. herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 2006.
  • Coenraad J. F. Stuldreher: Deutsche Konzentrationslager in den Niederlanden – Amersfoort, Westerbork, Herzogenbusch. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Red.): Die vergessenen Lager. (= Dachauer Hefte. Heft 5). München 1994, ISBN 3-423-04634-1.
  • Mauerstadt 1942. In: Andreas Burnier: Knabenzeit. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2016, ISBN 978-3-8031-2759-4, S. 53ff.
Commons: Amersfoort – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevolkingsontwikkeling; regio per maand. In: StatLine. Centraal Bureau voor de Statistiek, 10. März 2021 (niederländisch).
  2. Samenstelling college van burgemeester en wethouders Gemeente Amersfoort, abgerufen am 10. März 2021 (niederländisch)
  3. De Kei van Amersfoort, 1661 Alle gegevens Bezoekadres. Abgerufen am 2. November 2021.
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