Pannerdens-Kanal
Der Pannerdens-Kanal (niederländisch Pannerdensch Kanaal) ist der künstlich angelegte und abkürzende erste Teil des niederländischen Niederrheins (Nederrijn). Der Rhein teilt sich in den Niederlanden in zwei größere Flussarme, von denen die Waal der linke und wasserreichere und der Niederrhein der rechte Arm ist. Von letzterem zweigt am Ende des Pannerdens-Kanals die IJssel als nach Norden fließender Mündungsarm des Rheins ab. Später teilt sich der Niederrhein in den Lek und in den Oude Rijn, dem er aber nur eine minimale Wassermenge abgibt. Die Lek vereinigt sich vor Rotterdam wieder mit einem Teilarm der Waal, den Noord, bevor beide zusammen mit einem weiteren Waal-Teilarm, der Alten Maas (Oude Maas), zur Nordsee fließen.
Der Pannerdens-Kanal wurde zwischen 1701 und 1709 erbaut. Er verläuft zwischen Pannerden und Huissen bei Arnheim und ist sechs Kilometer lang und 135 Meter breit. Der dem Kanal zufließende Rhein heißt auf einer kurzen Strecke Bijlands-Kanal.
Geschichte
Anlässlich der Bedrohung im Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) wurde der Regierung der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen der Niederlande bewusst, dass Feinde an der Ostgrenze zwischen Pannerden und Huissen ungehindert nach den wichtigen westlichen Provinzen vorstoßen konnten. Deshalb erhielt der niederländische Kriegsbaumeister Menno Baron van Coehoorn den Auftrag, die Lücke zu schließen. Kurz vor seinem Tode steckte er eigenhändig den Grundriss für einen Verteidigungswall (Retranchement) bei Pannerden ab. Aus dem vor diesem Wall gelegenen Graben entstand zwischen 1701 und 1707 unter Einbeziehung der Arbeiten für das Retranchement der Kanal.
Da der Rhein und die IJssel immer mehr versandeten – im Sommer war zeitweise keine Schifffahrt mehr möglich –, forderten 1702 die Provinzen Utrecht, Gelderland und Overijssel, den Kanal zu öffnen. Dagegen wehrten sich die Waal-Städte Nijmegen, Tiel und Dordrecht. Sie befürchteten einen Rückgang ihrer Einnahmen aus der Schifffahrt.
Erst 1771 wurde eine Einigung erzielt und die Verbindung zum Rhein hergestellt, womit die Wasserzufuhr zu Nederrijn und IJssel gewährleistet war. In den Anfangsjahren führte dies aber häufig zu Überschwemmungen.
Am Anfang des Kanals verteilt sich das Rheinwasser zu zwei Dritteln in die Waal und zu einem Drittel in den Pannerdens-Kanal. An der Abzweigung der IJssel fließen davon zwei Drittel zum Nederrijn und der Rest zur IJssel.
Neben der Verkürzung des Wasserlaufs zum Nederrijn hatte dies auch strategische Vorteile für die Nieuwe Hollandse Waterlinie. Mit einer Durchflussmenge von rund 700 m³/s stand sowohl für die Verteidigungslinie als auch für die Schifffahrt genügend Wasser zur Verfügung.
Ein antiker Vorläufer in der unmittelbaren Nähe war der Drususkanal.
Festungsanlagen
Das Fort Pannerden wurde von 1869 bis 1872 auf der Landzunge zwischen Waal und Kanal errichtet, um die Wasserverteilung zu garantieren. Reste einer früheren Befestigung in Form einer im Jahr 1742 gebauten Sternschanze (Sterreschans) sind unter Doornenburg erhalten geblieben. Diese Sternschanze wurde anfangs Nieuw-Schenkenschans (Neu-Schenkenschanz) genannt, nach der aufgegebenen niederländischen Festung von 1586 bei Kleve.