Digenit
Digenit, veraltet auch als α-Kupferglanz oder Blauer isotroper Kupferglanz[3] bekannt, ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Er kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu9S5[4] bzw. β-Cu1,8S[1] und findet sich meist in Form von Verwachsungen mit anderen Kupfersulfiden und massigen Mineral-Aggregaten, selten aber auch in Form trigonaler oder pseudokubischer Kristalle bis etwa 3 cm Größe von blauschwarzer Farbe bei grauschwarzer Strichfarbe.
Digenit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
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Chemische Formel | Cu9S5 bzw. β-Cu1,8S[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.BA.05e (8. Auflage: II/B.01) 02.04.07.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | trigonal |
Kristallklasse; Symbol | ditrigonal-skalenoedrisch; 3 2/m |
Raumgruppe | R3m (Nr. 166)[1] |
Gitterparameter | a = 3,92 Å; c = 48,00 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 15[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5 bis 3 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 5,546; berechnet: 5,706[2] |
Spaltbarkeit | nach {111} (bei synthetischen Kristallen)[2] |
Bruch; Tenazität | muschelig |
Farbe | blauschwarz |
Strichfarbe | grauschwarz |
Transparenz | undurchsichtig |
Glanz | Metallglanz |
Digenit ist auch in dünnen Schichten undurchsichtig. Auf den Kristallflächen frischer Proben bzw. auf frischen Schnitt- oder Bruchflächen zeigt sich starker Metallglanz. Allerdings laufen diese Flächen an der Luft nach einiger Zeit schwarz an und werden matt oder bilden einen braunen, pulvrigen Überzug.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Digenit bei Sangerhausen in Sachsen-Anhalt und beschrieben 1844 durch August Breithaupt, der das Mineral aufgrund seiner chemischen Verwandtschaft mit Chalkosin und Covellin nach den griechischen Worten δύο [dýo] bzw. dessen Präfix δι- [di-] für Zwei und γένος [genos] für Art, Gattung, Geschlecht oder Stamm – zusammengesetzt also „von zweifacher Abstammung“ – benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Digenit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel, Selen, Tellur > 1 : 1“, wo er zusammen mit Anilith, Chalkosin, Djurleit, Geerit, Roxbyit, Spionkopit und Yarrowit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Digenit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S > 1 : 1 (hauptsächlich 2 : 1)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Kupfer (Cu), Silber (Ag), Gold (Au)“ zu finden ist, wo es zusammen mit dem bisher nur hypothetisch bekannten Mineral Hoch-Digenit die unbenannte Gruppe 2.BA.05e bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Digenit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Chalkosin, Djurleit, Roxbyit, Anilith, Geerit und Spionkopit in der „Chalkosingruppe (Formel: Cu2-x S)“ mit der System-Nr. 02.04.07 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m + n) : p = 2 : 1“ zu finden.
Kristallstruktur
Digenit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166) mit den Gitterparametern a = 3,92 Å und c = 48,00 Å sowie 15 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Eigenschaften
Vor dem Lötrohr schmilzt Digenit spritzend zu einer spröden Kugel und unter Verwendung von Soda erhält man leicht ein Kupferkorn. In Salpetersäure löst sich Digenit unter Abscheidung von Schwefel und färbt die Flüssigkeit grün.[3]
Bildung und Fundorte
Digenit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in primären oder sekundären Kupfer-Lagerstätten. Begleitminerale sind neben dem Chalkosin unter anderen noch Djurleit, Bornit, Chalkopyrit und andere Kupferminerale sowie Pyrit.
Insgesamt konnte Digenit bisher (Stand: 2011) an mehr als 700 Fundorten nachgewiesen werden.[5] Neben seiner Typlokalität Sangerhausen konnte das Mineral in Deutschland noch an vielen Orten im Schwarzwald in Baden-Württemberg; bei Hagendorf im Oberpfälzer Wald und Wölsendorf im Landkreis Schwandorf in Bayern; am Hohenstein in Hessen; bei Mausbach (Stolberg), Untermaubach und Eiserfeld in Nordrhein-Westfalen; bei Niederhausen an der Appel, Kruft, Mendig, am Ettringer Bellerberg, Bleialf, Fischbach, Imsbach, Rammelsbach und Obermoschel in Rheinland-Pfalz; bei Kastel und Walhausen im Saarland; bei Neudorf (Harzgerode) und Mansfeld in Sachsen-Anhalt sowie bei Gera, Saalfeld und Schnellbach (Floh-Seligenthal) in Thüringen.
In Österreich trat das Mineral vor allem in Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, der Steiermark und Tirol auf.
In der Schweiz fand man Digenit unter anderem bei Riniken im Kanton Aargau, Aranno im Tessin und an mehreren Orten im Kanton Graubünden.
Weitere Fundorte sind Ägypten, Argentinien, Armenien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, die Demokratische Republik Kongo, Ecuador, Eritrea, Fidschi, Finnland, Frankreich, Ghana, Griechenland, Grönland, Haiti, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Luxemburg, Madagaskar, Marokko, Mexiko, Myanmar, Namibia, Neuseeland, Niger, Norwegen, Panama, Papua-Neuguinea, Peru, die Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Sambia, Schweden, Serbien, Simbabwe, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Südkorea, Thailand, Trinidad und Tobago, Tschechien, Türkei, Ungarn, Usbekistan, das Vereinigte Königreich (Großbritannien), die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Zypern.[6]
Auch in Gesteinsproben vom mittelatlantischen Rücken, vom Zentralindischen Rücken und Ostpazifischen Rücken konnte Digenit nachgewiesen werden.[6]
Siehe auch
Literatur
- August Breithaupt: Zwei neue Kupfer enthaltende Mineralien aus der Ordnung der Glanze. In: Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie. Band 61, 1844, S. 671–675 (rruff.info [PDF; 175 kB; abgerufen am 14. August 2017]).
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 62.
- Digenite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 63,6 kB)
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 418.
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
- Mindat – Digenite (englisch)
- Fundortliste für Digenit beim Mineralienatlas und bei Mindat