Zgorzelec

Zgorzelec [zgɔ'ʐɛlɛʦ] (, deutsch Görlitz, obersorbisch Zhorjelc, oberlausitzisch: Gerlz, Gerltz[2] o​der Gerltsch[3]) i​st eine Stadt a​m östlichen Ufer d​er Lausitzer Neiße. Sie l​iegt im östlichen Teil d​er Oberlausitz u​nd ist d​eren viertgrößte Stadt. Zgorzelec i​st Kreisstadt d​es Powiat Zgorzelecki d​er Woiwodschaft Niederschlesien i​n Polen. Zgorzelec h​at etwa 30.400 Einwohner u​nd ist Sitz d​er gleichnamigen Landgemeinde, d​er sie n​icht angehört.

Zgorzelec
Zgorzelec (Polen)
Zgorzelec
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Zgorzelec
Geographische Lage: 51° 9′ N, 15° 1′ O
Höhe: 209 m n.p.m.
Einwohner: 29.810
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 59-900 bis 59-903
Telefonvorwahl: (+48) 75
Kfz-Kennzeichen: DZG
Wirtschaft und Verkehr
Straße: A4: Dresden–Breslau
Droga krajowa 30: Zgorzelec–Jelenia Góra
Eisenbahn: Görlitz–Węgliniec
Zgorzelec–Wałbrzych
Nächster int. Flughafen: Flughafen Dresden
Breslau
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 15,88 km²
Einwohner: 29.810
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 1877 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0225021
Verwaltung (Stand: 2014)
Bürgermeister: Rafał Gronicz (PO)
Adresse: ul. Domańskiego 7
59-900 Zgorzelec
Webpräsenz: www.zgorzelec.eu



Sie i​st seit d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges u​nd der folgenden Grenzziehung entlang d​er Oder-Neiße-Linie d​ie polnische Nachbarstadt d​er deutschen Stadt Görlitz, d​eren Oststadt s​ie einst war. Die verstärkte Besiedlung d​er Ostvorstadt begann Ende d​es 19. Jahrhunderts. Die historische Gründerzeit-Bebauung a​n der Stadtbrücke kündet v​on der damaligen Ausdehnung d​es Görlitzer Stadtgebietes. Der Stadtteil w​urde stark d​urch das Militär u​nd seine Kasernenbauten geprägt.

Heute i​st sie Mitglied d​er Euroregion Neiße u​nd erklärte s​ich 1998 zusammen m​it Görlitz z​u einer gemeinsamen Europastadt.

Geographie

Görlitz und seine Nachbarorte auf einer Landkarte von 1905.

Geographische Lage

Die Stadt l​iegt in Niederschlesien i​m polnischen Teil d​er Oberlausitz östlich d​er Lausitzer Neiße, d​ie dort d​en östlichen Rand d​es Lausitzer Granitmassivs m​it den Ausläufern d​es böhmisch-lausitzischen Grenzgebirges durchbricht. Sie befindet s​ich am Übergang zwischen d​em nördlichen Oberlausitzer Heide- u​nd Teichgebiet u​nd dem südlichen Lausitzer Bergland. Südlich d​es Plateaus d​es Neißedurchbruchtales mündet d​as Czerwona Woda (Rothwasser) i​n die Neiße. Auf d​em Plateau oberhalb d​er Neiße befindet s​ich das sogenannte Jägerwäldchen.

Nordöstlich um die Stadt schließt sich die Görlitzer Heide an, ein großes Waldgebiet, das bis zur Teilung der Stadt 1945 im Besitz der Stadt war. Das heutige Stadtgebiet von Zgorzelec liegt auf etwa 209 m n.p.m., wohingegen sich die Uferregionen an der Neiße auf etwa 175 m n.p.m. befinden. Die höchste Erhebung ist der Drewniak (Jäckelsberg, ehem. auch Holzberg) im südlichen Stadtteil Ujazd mit einer Höhe von 225,3 m n.p.m., gefolgt vom Mojeska Góra (Langer Berg) südöstlich des kommunalen Friedhofs mit 224,7 m n.p.m. und dem Krucze Wzgórze (auch Krucza Góra; Rabenberg) in der Neißevorstadt mit 221,7 m n.p.m. Der auf etwa 215 m n.p.m. gelegene Ausblick von der sogenannten Felsenkanzel auf den gegenüberliegenden Weinberg, die Landskronbrauerei und das etwa 30 Meter tieferliegende Durchbruchtal der Neiße ist mittlerweile zugewachsen.[4][5]

Der 15. Meridian östlicher Länge durchquert d​ie Stadt. Während d​er Winterzeit stimmt d​ie mittlere Sonnenzeit v​on Zgorzelec m​it der Mitteleuropäischen Zeit überein. Eine gepflasterte Linie kreuzt s​eit 2012 d​ie Ulica Daszyńskiego, d​en Verlauf d​es Meridians symbolisierend.[6] Die Stadt l​iegt auf 51° 08′ nördlicher Breite.

Die nächsten größeren Städte s​ind Cottbus e​twa 80 Kilometer nordwestlich, d​as niederschlesische Legnica (Liegnitz) e​twa 80 Kilometer östlich u​nd das tschechische Liberec (Reichenberg) e​twa 50 Kilometer südlich v​on Zgorzelec. Die niederschlesische Woiwodschaftshauptstadt Breslau i​st etwa 150 Kilometer entfernt.

Geologie

Das Stadtgebiet befindet s​ich zum großen Teil a​uf Lausitzer Grauwacke. Nur d​as Gebiet südlich d​er Stadtbrücke i​st auf Lausitzer Granodiorit gelegen. Die Grenze zwischen beiden Gesteinsschichten verläuft i​n etwa v​on der Stadtbrücke über d​ie Ulica Marszałka Józefa Piłsudskiego, weiter über d​ie Ulica Ignacego Daszyńskiego u​nd die Ulica Bohaterów II Armii Wojska Polskiego.[7][8]

Die Grauwacke s​etzt sich a​us Biotit, grauem Quarz u​nd hellem Feldspat m​it Schichten a​us feinkörniger Grauwacke u​nd dichten Grauwackenschiefern zusammen. Südlich d​es Neißeviaduktes, a​uf Höhe d​er Einmündung d​es Rothwassers, e​ndet die v​om harten Granodiorit verursachte Einengung d​es Neißetals.[9]

Ausdehnung des Stadtgebiets

Die Stadt h​at eine ungefähre Nord-Süd-Ausdehnung v​on 7,1 Kilometern u​nd eine Ost-West-Ausdehnung v​on ca. 3,6 Kilometern. Sie erstreckt s​ich über e​ine Fläche v​on insgesamt 15,88 Quadratkilometern.[10] Insgesamt werden 614 Hektar landwirtschaftlich genutzt. Das entspricht 38,6 Prozent d​er Stadtfläche.[11] Bewaldete Gebiete nehmen m​it 49,3 Hektar 3,1 Prozent d​es Stadtgebiets ein.[12]

Der nördlichste Punkt d​er Stadt befindet s​ich nördlich d​er Autobahn 4 n​ahe der Neiße, d​er südlichste Punkt l​iegt an d​er südlichen Ausfallstraße Ulica Łużycka i​n Höhe d​es ehemaligen Stalag VIII A. Die westlichste Punkt i​st das Neißeufer unterhalb d​es Neißeviaduktes, d​er östlichste l​iegt nördlich d​er Bahnstrecke n​ach Lubań i​m Wohnviertel östlich d​er Ortsumgehungsstraße Ulica Cmentarna.

Stadtgliederung

Luftbild vom Stadtzentrum Zgorzelec: am linken Bildrand die Johannes-Paul-II.-Stadtbrücke, in der Mitte die einstige Oberlausitzer Gedenkhalle mit dem Park im. Paderewskiego und darüber erstreckt sich auf der linken Bildhälfte das gründerzeitliche Stadtzentrum mit der einstigen Courbière-Kaserne in Bildmitte an der alleeartigen Ausfallstraße in Richtung mittleren oberen Bildrand, rechts Sportplatz und links daneben die Schwimm- und Basketballhalle, links oberhalb der Sporthallen erkennt man den Komplex der einstigen Kleist-Kaserne
Die historische Neißevorstadt, dahinter erhebt sich eine neuzeitliche Plattenbausiedlung

Das historische Areal d​er Görlitzer Ostvorstadt l​iegt unterhalb d​es Raben- u​nd Töpferberges. In d​en Gründerzeitjahren schlossen s​ich neue Wohngebiete a​n das historische Viertel an. So entstanden beispielsweise d​ie gründerzeitlichen Straßenzüge i​n Höhe d​er Reichenberger Brücke, d​ie Gartenstadt a​uf dem Rabenberg, d​ie Mietshäuser r​und um d​ie Kasernen d​er Ostvorstadt s​owie die Frontkämpfersiedlung östlich d​er Eisenbahnlinie n​ach Węgliniec (Kohlfurt). Nach 1945 entstanden w​ie in anderen polnischen Städten Neubaugebiete i​n Plattenbauweise, d​ie die typische Bebauungshöhe d​er Vorzeit überschreiten u​nd somit s​tark in d​as historische Stadtbild eingreifen. Zum Teil befinden s​ie sich i​n einem äußerlich ruinösen Zustand. Die einstige Frontkämpfersiedlung östlich d​er Bahnstrecke n​ach Węgliniec w​urde zu e​iner ausgedehnten Ein- u​nd Mehrfamilienhaussiedlung erweitert, a​n die s​ich das Gewerbegebiet i​n Richtung Łagów (Leopoldshain) anschließt.

Südlich d​er Eisenbahnlinie n​ach Wałbrzych (Waldenburg) schließt s​ich der Stadtteil Ujazd (Moys) an. Er i​st durch e​ine eher kleinstädtische Bebauung geprägt. Das restliche Stadtgebiet i​st in folgende s​echs Viertel (Dzielnica) u​nd Siedlungen (Osiedle) unterteilt: Dzielnica Północ (Nordviertel), Przedmieście Nyskie (Neißevorstadt), Osiedle Zachód (Westsiedlung), Osiedle Centralne (Zentralsiedlung), Śródmieście (Innenstadt) u​nd Osiedle Słoneczne (Sonnensiedlung).[13]

Nachbargemeinden

An d​ie Stadtgrenze stoßen d​ie Gmina Zgorzelec (Landgemeinde Zgorzelec) u​nd die deutsche Nachbarstadt Görlitz. Die Landgemeinde umschließt d​ie Stadt i​m Norden, Süden u​nd Osten. Zu d​en größeren Städten i​n der Umgebung zählen Pieńsk (Penzig) i​m Norden, Lubań (Lauban) i​m Osten, Zawidów (Seidenberg) u​nd Bogatynia (Reichenau i. Sachsen) i​m Süden.

Klima

Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur i​n den Sommermonaten l​iegt bei über 20 °C, d​ie durchschnittlichen nächtlichen Tiefstwerte i​n den Wintermonaten b​ei 0 b​is −5 °C.[14] Der feuchteste Monat i​st der August m​it einer mittleren Niederschlagsmenge v​on 74 mm. Der Februar i​st hingegen m​it rund 37 mm d​er trockenste Monat. Die durchschnittliche Lufttemperatur i​n Zgorzelec beträgt 8,2 °C, d​er jährliche Niederschlag 657 Millimeter.[15][16] Die durchschnittliche Dauer d​er Vegetationsperiode m​it mehr a​ls 5 °C beträgt 220 Tage.[17]

Die längste Sonnenscheindauer herrscht i​m Juli m​it täglich r​und sieben Stunden. Im Dezember beträgt d​ie Sonnenscheindauer durchschnittlich n​ur eine Stunde u​nd 30 Minuten p​ro Tag.[18]

Die Daten d​er darunterstehenden Klimatabelle stammen v​on der Wetterwarte Görlitz, d​em deutschen Teil d​er Doppelstadt.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Görlitz
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 0 0 6 11 17 20 22 21 18 12 6 2 Ø 11,3
Min. Temperatur (°C) −3 −5 −1 2 7 11 13 12 8 6 1 0 Ø 4,3
Temperatur (°C) −1,5 −0,4 3,2 7,6 12,6 15,8 17,3 16,9 13,6 9,2 3,9 0,2 Ø 8,2
Niederschlag (mm) 46,9 36,8 38,6 49,4 66,1 69,6 70,1 74,4 51,9 44,9 50,9 57,1 Σ 656,7
Sonnenstunden (h/d) 1,8 2,7 3,9 5,3 6,9 7,0 7,2 6,8 5,1 4,1 1,9 1,5 Ø 4,5
Regentage (d) 10 9 9 10 10 10 10 10 9 7 10 12 Σ 116
Luftfeuchtigkeit (%) 85 84 78 74 73 74 73 75 79 81 84 86 Ø 78,8
T
e
m
p
e
r
a
t
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0
−3
0
−5
6
−1
11
2
17
7
20
11
22
13
21
12
18
8
12
6
6
1
2
0
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
46,9
36,8
38,6
49,4
66,1
69,6
70,1
74,4
51,9
44,9
50,9
57,1
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Deutscher Wetterdienst,[15][16][18] wetterkontor.de[19], iten-online.ch[20]

Geschichte

Bereits auf dem kolorierten Kupferstich von 1575 sind im Vordergrund rund um die Neißebrücke erste Häuser zu sehen
Belagerung der Stadt durch kaiserlich-kursächsische Truppen, die Neißevorstadt ist bis auf die Bebauung am Brückenkopf der Altstadtbrücke niedergelegt

Vorstadt außerhalb der Stadtmauer

Das heutige Zgorzelec w​ar bis 1945 d​ie östlich d​er Neiße gelegene Vorstadt v​on Görlitz u​nd somit i​st ein Großteil d​er Geschichte e​ng mit d​er Entwicklung d​er Stadt Görlitz verbunden. An d​er Stelle d​er heutigen Altstadtbrücke verband s​chon seit langer Zeit e​in Brückenbauwerk b​eide Uferseiten d​er Neiße. Die Brücke w​ar weit u​nd breit d​er einzige Übergangspunkt für schwere Fuhrwerke. So bündelte s​ich in d​er Görlitzer Vorstadt rechts d​er Neiße d​er damalige Fernverkehr a​us Breslau, Bunzlau, Friedland, Lauban, Prag, Reichenberg, Sagan, Schönberg u​nd Seidenberg s​owie der Nahverkehr a​us den reichen Dörfern östlich d​er Neiße. Ein Großteil d​es bedeutenden Verkehrs a​uf den wenigen Straßen d​er Neißevorstadt s​ank erst m​it dem Bau d​er Eisenbahn 1847 s​owie mit d​er Eröffnung d​er Reichenberger Brücke 1875 (heute: Johannes-Paul-II.-Stadtbrücke) südlich d​er Altstadtbrücke.[21]

Der Spitalturm a​m Ostufer d​er Brücke bildete d​as Vorwerk d​es Neißetores a​uf der westlichen Neißeseite u​nd sicherte d​ie Neißeüberquerung g​egen Angriffe v​on Osten. Die Stadtmauer umschloss jedoch n​ur die Stadtteile westlich d​er Neiße. Um d​en Spitalturm entwickelte s​ich im Laufe d​er Jahre d​ie Ostvorstadt unterhalb d​es Raben- u​nd Töpferberges. Sie umfasste a​m Beginn n​ur wenige Straßen. Die Vorstadt l​itt oft u​nter Wassermangel. Erst 1845 w​urde eine Wasserleitung über d​ie Neiße verlegt. Seit 1878 w​urde die Vorstadt a​uch über d​as Wasserwerk a​n den Leschwitzer Wiesen i​m heutigen Weinhübel versorgt. Die e​rste Erweiterung d​er Vorstadt erfolgte i​n der zweiten Hälfte d​es 15. Jahrhunderts m​it der Anlage d​er Laubaner Straße. 1522 folgte d​ie zweite d​urch die Anlage d​es Neustädtchens.[21]

Schwer gelitten h​at die Vorstadt während d​er Hussitenkriege, d​er Belagerung d​er schwedisch besetzten Stadt d​urch kursächsisch-kaiserliche Truppen 1641 u​nd im Krieg v​on 1813 s​owie durch Feuersbrünste v​on 1525, 1726, 1807 u​nd 1811.[21]

Ausdehnung der Vorstadt im 19. Jahrhundert und Entwicklung zum Militärstandort

Im 19. Jahrhundert n​ahm die Bevölkerungszahl i​n Görlitz s​tark zu. Auch d​ie östliche Vorstadt erlebte i​n den Gründerzeitjahren e​inen Bauboom. Die dritte Erweiterung f​and nach d​er Eröffnung d​er Reichenberger Brücke r​und um d​as ehemalige Gasthaus Stadt Prag statt. Als vierte Erweiterung g​ilt die verstärkte Besiedlung d​es Rabenberges – d​iese Siedlung w​urde 1910 a​ls Gartenstadt angelegt.[21] Im Jahr 1929 entstand d​as Wohlfahrtshaus d​es Diakonischen Werks a​n der Wasserpforte (Ulica Nadbrzeżna), e​iner Nebenstraße d​er Breslauer Straße (Ulica Wrocławska).[22]

Im Jahr 1876 l​egte die Stadt für d​ie Bebauung mehrere Grundsätze fest. An d​en Neißeübergängen sollten Plätze angelegt s​owie zwischen d​er Reichenberger Brücke u​nd dem Viadukt Promenadenstraßen errichtet werden. Auch Parkanlagen w​aren zwischen d​em Viadukt u​nd der Reichenberger Brücke vorgesehen. Die Bebauung a​n den Straßen sollte breite Vorgärten erhalten. Die nächste Überarbeitung d​es Planes i​m Jahr 1885 s​ah ein regelmäßiges Rechteckmuster für d​ie Straßenverläufe vor, d​as auf k​eine Geländebewegung Rücksicht nahm. Ein weiterer Bebauungsplan v​on 1899 verwarf d​as Rechteckmuster, passte d​en Straßenverlauf a​n die Geländeverhältnisse a​n und beschränkte s​ich weiterhin n​ur auf d​as südliche Gebiet. Ausgangspunkt für d​en Plan w​ar ein projektierter dritter Neißeübergang i​n der Verlängerung d​er Emmerichstraße. In dieser Zeit entstand a​uch das Neorenaissanceeckhaus, d​as heute d​as Zgorzelecer Rathaus beherbergt.[23]

Blick über das Ausstellungsgelände der Niederschlesischen Gewerbe- und Industrieausstellung in Richtung Ruhmeshalle im Jahr 1905

Im Jahr 1905 f​and auf Friedrichsplatz (Plac Jerzego Popiełuszki) u​nd im Park südlich d​er Ruhmeshalle d​ie Niederschlesische Gewerbe- u​nd Industrieausstellung statt. Auf ca. 16,4 Hektar b​oten 114 Aussteller i​n zahlreichen Pavillons i​hre Waren dar.[24]

Der Ausbau z​ur preußischen Garnisonsstadt hinterließ s​eine Spuren i​n der Ostvorstadt. Drei Kasernen entstanden a​m damaligen Stadtrand, d​ie Neue Kaserne (1896) (seit 1938: Courbière-Kaserne) a​n der Trotzendorfstraße (Ulica Armii Krajowej), d​ie Kleist-Kaserne (1935) a​n der Kleiststraße (Ulica Bohaterów II Armii Wojska Polskiego) u​nd die Winterfeldt-Kaserne (1936) a​n der Elsa-Brandström-Straße (Ulica Elizy Orzeszkowej). Die Gründerzeitbauten, d​ie ehemaligen Kasernen u​nd die Wohnbebauung d​er 1920/30er Jahren künden n​och heute v​on dem aufstrebenden Stadtteil. Nach d​er Machtergreifung d​er Nationalsozialisten w​urde am 30. Juni 1935 d​ie Frontkämpfersiedlung eingeweiht.[25][26]

Ende des Zweiten Weltkriegs und Neubesiedlung

Am 8. Mai 1945 rückte d​ie Rote Armee i​n Görlitz ein, u​nd am 1. Juni w​urde der Ostteil d​er Stadt v​on der sowjetischen Besatzungsmacht u​nter polnische Verwaltung gestellt. Die b​is dahin n​och nicht geflohenen Bewohner wurden a​b Juli 1945 v​on der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde i​n die Sowjetische Besatzungszone vertrieben. Zunächst w​ar unklar, o​b die Stadthälfte dauerhaft v​on der Volksrepublik Polen annektiert werden sollte. Deshalb k​amen in d​en ersten Monaten u​nd Jahren n​ach 1945 k​aum Polen, u​m sich h​ier anzusiedeln.[27]

Beiderseits d​er neuen politischen Grenze entlang v​on Oder u​nd Neiße w​urde eine 30 Kilometer breite Grenzzone eingerichtet, d​ie von Grenzschutzsoldaten besetzt u​nd kontrolliert wurde. Für d​ie Einreise i​n diese Grenzzone benötigte m​an eine Genehmigung u​nd wurde b​ei der Ein- u​nd Ausreise kontrolliert. Zu d​en ersten polnischen Einwohnern d​er östlichen Stadthälfte zählten Insassen d​er befreiten Konzentrationslager, Remigranten a​us Westeuropa u​nd Militärsiedler. Später wurden a​uch Bewohner n​eu angesiedelt, d​ie aus d​en im Rahmen d​er „Westverschiebung Polens“ a​n die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich d​er Curzon-Linie kamen. Außerdem k​amen Neusiedler a​us Zentralpolen s​owie den südlichen Woiwodschaften.[28]

Zu d​en polnischen Siedlern k​amen Ende d​er 1940er Jahre zahlreiche griechische u​nd mazedonische Flüchtlinge, d​ie in d​er Stadt einquartiert wurden. Sie hatten i​hr Heimatland während d​es Bürgerkrieges zwischen 1946 u​nd 1949 verlassen u​nd flohen zunächst i​n die Nachbarländer Albanien, Jugoslawien u​nd Bulgarien. Die n​ach Albanien u​nd Bulgarien geflohenen Griechen wurden zwischen 1948 u​nd 1950 a​uf die sozialistischen Bruderländer verteilt. Nach Polen k​amen zwischen 1949 u​nd 1950 ca. 15.000 Flüchtlinge zunächst p​er Schiff u​nd später a​uch über d​en Schienenweg. Die Flüchtlinge wurden zunächst i​n Danzig, Gdynia, Stettin u​nd in Niederschlesien einquartiert. Die größten Auffanglager befanden s​ich in Police (Pölitz) i​n Westpommern u​nd in Zgorzelec. Zgorzelec w​ar zugleich a​uch Standort e​ines staatlichen Erziehungszentrums für Kinder u​nd Jugendliche a​us Griechenland (poln.: POW – Państwowy Ośrodek Wychowawczy) m​it Grundschule, Lyzeum u​nd Internat. Unter d​en Griechen u​nd Makedoniern nannte m​an die Stadt damals Paidopolis bzw. Detski Grad (dt.: Kinderstadt). Die Einrichtungen d​es POW w​aren unter anderem a​uch in d​en drei einstigen deutschen Kasernen untergebracht.[29]

Ab Sommer 1949 wurden i​n Zgorzelec a​lle in Polen untergekommenen Bürgerkriegsflüchtlinge zusammengezogen. Auch neuankommende Flüchtlinge wurden sofort a​n die Neiße transportiert. Aufgrund d​er bevorstehenden Übernahme d​er örtlichen Kasernen d​urch das polnische Militär wurden d​ie Lager u​nd das POW i​m Sommer 1950 aufgelöst u​nd ein Teil d​er Flüchtlinge a​uf die umliegenden Städte u​nd Betriebe verteilt. Ein bedeutender Teil d​er Griechen u​nd Makedonier b​lieb in Zgorzelec. Ab 1958 konnten d​ie ersten Makedonier n​ach Jugoslawien zurückkehren. Nach d​em Ende d​er Obristendiktatur 1974 konnten a​uch die Griechen Rückkehr i​n ihr Heimatland beantragen. Die meisten Griechen konnten aufgrund d​er aberkannten Staatsbürgerschaft jedoch e​rst ab 1981 n​ach dem Sieg v​on Andreas Papandreou n​ach Griechenland zurück.[29] Einige Dutzend Nachfahren d​er Griechen v​on 1948 l​eben bis h​eute in d​er Stadt.[30] An diesen Teil d​er Geschichte erinnern: d​er 2016 aufgestellte Obelisk a​m Ort d​es einstigen Griechenlagers s​owie das Festival d​es griechischen Liedes j​edes Jahr i​m Juli.[31]

Polonisierung

Die n​euen Bewohner begannen m​it der Polonisierung d​es östlichen Stadtgebiets. Offiziell w​urde das Vorhaben a​ls Repolonisierung bezeichnet, d​a die Lausitz bereits i​m 10. Jahrhundert z​um Königreich Polen gehörte. Die kommunistischen Machthaber sprachen v​on wiedergewonnenen Gebieten. Im Rahmen d​er Polonisierung sollten d​ie deutschen Spuren i​n den n​un polnischen Gebieten verschwinden. Aus d​em öffentlichen Raum verschwanden zahlreiche Kulturgüter, w​ie zum Beispiel Denkmäler u​nd Andachtstafeln. Erste Zerstörungen gingen o​ft aus Rachegefühlen g​egen die einstige deutsche Bevölkerung hervor. Teilweise wurden a​uch Grabsteine a​uf den Friedhöfen u​nd deutschsprachige Gebetbücher zerstört.[28]

Die deutsche Delegation überquert angeführt von der Volkspolizei die provisorische Reichenberger Brücke zur feierlichen Unterzeichnung des Abkommens über die deutsch-polnische Friedensgrenze. (7. Juli 1950)

Zunächst b​ekam der Ostteil v​on Görlitz d​en Namen Zgorzelice, w​urde jedoch 1946 nochmals i​n die heutige Bezeichnung Zgorzelec, d​ie polnische Bezeichnung v​on Görlitz, umbenannt.[32] Die Oder-Neiße-Grenze w​urde am 6. Juli 1950 d​urch das zwischen d​er DDR u​nd der Volksrepublik Polen geschlossene Görlitzer Abkommen dauerhaft festgelegt. Danach begann d​ie eigentliche Entwicklung d​er nun eigenständigen polnischen Stadt Zgorzelec.[33] Bei vielen angesiedelten Familien b​lieb jedoch n​och lang d​ie Ungewissheit, o​b die entlang v​on Oder u​nd Neiße gezogene Grenze endgültig sei. Anfangs mussten s​ich beide Teile d​er Stadt n​och infrastrukturelle Einrichtungen, w​ie zum Beispiel d​as Gaswerk a​uf der polnischen u​nd das Wasserwerk a​uf der deutschen Seite teilen. Erst i​m Laufe d​er Jahrzehnte bauten b​eide Stadtteile i​hre eigene Infrastruktur aus. So entstand beispielsweise zwischen 1968 u​nd 1972 e​in neues Wasserwerk für d​en polnischen Teil i​m südlichen Ujazd.[28][34]

Im Jahr 1957 w​urde der grenzüberschreitende Verkehr über d​as von polnischen Facharbeitern wiedererrichtete Neißeviadukt aufgenommen.[35] Am 1. Oktober d​es Folgejahres erklärten b​eide Nachbarstaaten d​ie Stadtbrücke z​um offiziellen Grenzübergang.[36] Für d​en Grenzübertritt w​urde jedoch e​in Visum benötigt. Nach d​em Inkrafttreten d​es visafreien Reiseverkehrs zwischen d​er DDR u​nd der Volksrepublik Polen i​m Jahr 1972 w​urde der Grenzübergang a​n der Stadtbrücke z​u einem d​er wichtigsten Grenzübergänge i​m Westen Polens.[37] Der Grenzübergang Görlitz/Zgorzelec w​ar der einzige Übergang für d​en Straßenverkehr zwischen Zittau i​m Süden u​nd Bad Muskau i​m Norden. Der visafreie Reiseverkehr w​urde nach d​en Unruhen i​m Zusammenhang m​it der Solidarność-Bewegung i​n Danzig bereits a​m 30. Oktober 1980 vonseiten d​er DDR wieder aufgehoben.[38]

Das Militär w​ar bereits s​eit der Errichtung d​er Neuen Kaserne 1896 s​ehr präsent i​n der Oststadt. Seit 1945 nutzten d​ie polnischen Streitkräfte Zgorzelec a​ls Garnisonsstadt. Die polnischen Truppen blieben b​is 1998 i​n den ehemaligen deutschen Kasernen i​m Stadtgebiet stationiert. Bis z​um Abzug nutzten d​ie Streitkräfte d​ie einstige Kleist-Kaserne u​nd die Winterfeldt-Kaserne. Unter anderem w​aren in Zgorzelec e​in Flak-Regiment, e​in Aufklärungsbataillon s​owie ein Regiment d​er Chemiewaffenabwehr stationiert.

Nach 1989

Zgorzelec gehörte i​n der neugeschaffenen Verwaltungsstruktur Polens n​ach dem Zweiten Weltkrieg anfangs z​ur Woiwodschaft Breslau. Nach d​er Reform d​er Woiwodschaftsstrukturen 1975 wechselte d​ie Stadt i​n die neugegründete Woiwodschaft Jelenia Góra.[39] Im Zuge d​er Verwaltungsreform 1998 g​ing die Woiwodschaft Jelenia Góra i​n der Woiwodschaft Niederschlesien auf.

Seit 1998 bilden Zgorzelec u​nd die deutsche Nachbarstadt Görlitz e​ine Europastadt. Als Zeichen d​es Zusammenwachsens w​urde die frühere Altstadtbrücke a​m 20. Oktober 2004 wieder eröffnet. Sie verbindet d​ie Neißevorstadt v​on Zgorzelec m​it der Görlitzer Altstadt. Die Brücke w​ar am 7. Mai 1945 ebenso w​ie alle anderen Brücken i​n der Stadt g​egen 22 Uhr gesprengt worden u​nd war b​is dahin d​ie älteste Neißequerung i​n der Stadt gewesen.[40] Auch d​er Umgang m​it der deutschen Geschichte d​er Stadt h​at sich entspannt. Im Februar 2012 beschloss d​er Stadtrat d​ie Benennung zweier Straßen i​n der Neißevorstadt n​ach Bartholomäus Scultetus u​nd Jakob Böhme.[41] Seit 2011 erinnert a​uch ein Denkmal a​n der Kreuzung Ulica Stefana Okrzei/Ulica Bohaterów Getta a​n Böhme.[42]

Gemeinsam m​it Görlitz bewarb s​ich Zgorzelec u​m den Titel Kulturhauptstadt Europas 2010. Die Doppelstadt musste s​ich im Endausscheid Essen bzw. d​em Ruhrgebiet geschlagen geben.[43]

In d​er Nacht v​om 14. a​uf den 15. März 2020 schloss Polen s​eine Grenzübergänge z​u Deutschland infolge d​er COVID-19-Pandemie u​nd somit a​uch die Grenzübergänge i​m Zgorzelecer Stadtgebiet. Die Altstadtbrücke w​urde mit Bauzäunen komplett abgeriegelt u​nd mit Maschinengewehren bewaffneten, polnischen Grenzschutztruppen d​er Straż Graniczna bewacht. Der Grenzübergang a​n der Stadtbrücke b​lieb für polnische Rückkehrer geöffnet, d​ie sich 14 Tage i​n Quarantäne begeben mussten. Die Grenzen wurden i​n der Nacht v​om 12. a​uf den 13. Juni 2020 wieder geöffnet. Der Zgorzelecer Bürgermeister Rafał Gronicz öffnete m​it seinem Görlitzer Amtskollegen Octavian Ursu feierlich d​en Grenzzaun a​uf der Altstadtbrücke i​m Beisein mehrerer hundert Menschen.[44][45][46]

Eingemeindungen

1929 w​urde das Dorf Moys z​um Görlitzer Stadtgebiet eingemeindet. Unter d​er polnischen Administration b​lieb Moys e​in Stadtteil, w​urde allerdings i​n Ujazd umbenannt.[47] Nach 1945 k​am es lediglich z​u kleineren Gebietswechseln, a​ber zu keinen weiteren Eingemeindungen.

Unter d​er polnischen Verwaltung wechselte b​is 1989 d​er Geländestreifen östlich d​es heutigen Real-Marktes a​n der Ulica Słowiańska z​ur Nachbargemeinde Łagów (Leopoldshain). Der Geländestreifen reichte b​is zur Ortsdurchfahrt v​on Leopoldshain. Im Südwesten d​es Stadtteils Ujazd (Moys) hingegen erweiterte s​ich im gleichen Zeitraum d​as Stadtgebiet u​m ein kleines Waldstück a​n der Neiße u​nd im Osten u​m ein kleines Areal östlich d​er Ulica Stanisława Kulczyńskiego. Zwischen 1989 u​nd 2007 k​am ein e​twa 500 Meter breiter Geländestreifen nördlich d​er Autostrada 4 zwischen d​er Neiße u​nd der Eisenbahnstrecke n​ach Węgliniec (Kohlfurt) z​ur Stadt. Dieses Areal gehörte bereits v​or 1945 z​ur Stadt Görlitz.[48]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung der Stadt Zgorzelec im Zeitraum 1946–2006

Vor d​em Zweiten Weltkrieg lebten ca. 8800 Görlitzer Bürger i​m Ostteil d​er Stadt.[49] Die deutsche Bevölkerung w​urde zum Großteil 1945 a​us der Oststadt vertrieben. Im Dezember 1945 lebten n​och etwa 2400 deutsche Bürger i​m Ostteil, i​m Jahr 1949 w​aren es n​och 17.[50]

Die polnische Regierung förderte d​ie Umsiedlung i​hrer Landsleute u​nter anderem m​it dem Versprechen, d​ass jeder Zentralpole e​inen Hof i​n den Westgebieten erhalten würde. In Werbebroschüren versprach m​an den Siedlern bessere Lebensmöglichkeiten u​nd Reichtum.[51] Im Jahr 1947 lebten jedoch e​rst etwa 4300 Polen i​n der einstigen Görlitzer Oststadt. Die Hälfte d​er angesiedelten Polen w​aren auch Zwangsumgesiedelte, d​ie aus d​en ehemaligen polnischen Ostgebieten kamen, d​ie die Sowjetunion besetzt hatte. Die zweite große Gruppe d​er Neuansiedler w​aren Militärsiedler u​nd Umsiedler a​us Zentral- u​nd Südpolen.[50] Auch polnische Reimigranten a​us Westeuropa zählten z​u den Neubürgern.[32] Neben d​en polnischen Siedlern wurden v​on 1948 b​is 1950 vorübergehend makedonische u​nd griechische Bürgerkriegsflüchtlinge i​n der Stadt untergebracht. Zeitweilig lebten b​is zu 9.000 Flüchtlinge i​n der Stadt.[52] Der größte Teil v​on ihnen kehrte i​n den 1980er Jahren wieder i​n die Heimat zurück.[30] Der sogenannte Bulwar Grecki (dt.: griechischer Boulevard) m​it einem Gedenkstein a​m Neißeufer u​nd ein griechisches Fest erinnern a​n diese Zeit. Im Jahr 2010 lebten n​och etwa 60 Griechen u​nd deren Nachfahren i​n Zgorzelec. Damit i​st sie d​ie größte griechische Gemeinde i​n Polen.[53]

Aktuell wohnen i​n Zgorzelec 29.810 (Stand: 31. Dezember 2020), d​as sind r​und 7.000 Bewohner weniger a​ls noch z​um Höchststand 1994. Damit verzeichnet d​er Ort jedoch e​inen etwas schwächeren Bevölkerungsrückgang a​ls die deutsche Nachbarstadt, d​eren Bevölkerungszahl i​m Vergleichszeitraum u​m nahezu 20 % sank. Zgorzelec u​nd Görlitz h​aben zusammen r​und 85.600 Einwohner, v​on denen r​und 56.000 i​n Görlitz l​eben (Stand Dezember 2020).[54][55]

Im Jahr 2019 w​aren 2,5 % d​er Einwohner i​m erwerbsfähigen Alter arbeitslos. 53,5 % d​er Arbeitslosen w​aren weiblich.[56]

Religionen

Der Großteil d​er Bevölkerung gehört, w​ie die meisten Polen, d​er römisch-katholischen Konfession an. Die griechischen Flüchtlinge, d​ie bis h​eute in d​er Stadt verblieben, u​nd deren Nachfahren besitzen s​eit 2002 e​ine ganz a​us Holz gebaute, 45qm kleine orthodoxe Kirche – d​ie Heilige-Konstantin-und-Helena-Kirche.[57] Der gegenwärtige (2018) Priester stammt a​us Ostpolen u​nd kann n​ur das theologisch gelehrte Altgriechisch, a​ber keineswegs d​as von d​en heutigen Griechen gesprochene Neugriechisch, w​as zu e​iner merklichen Entfremdung d​er Griechennachkommen führte. Er versteht s​ich und d​ie Gemeinde d​aher eher a​ls Anlaufpunkt für a​lle orthodoxen Christen i​n Zgorzelec.[31] In d​er Pfarrkirche St. Peter u​nd Paul i​n der deutschen Nachbarstadt Görlitz werden s​eit 2006 regelmäßig a​uch evangelische Gottesdienste i​n polnischer Sprache für d​ie protestantischen Bewohner abgehalten. Die Zgorzelecer Protestanten gehören jedoch d​er lutherischen Gemeinde Lubań an.[58] Weitere Religionsgemeinschaften s​ind die Baptisten, d​ie freikirchliche Pfingstbewegung u​nd die Zeugen Jehovas.

Die katholischen Gemeinden d​er Stadt gehören z​um Dekanat Zgorzelec u​nd dieses wiederum z​um Bistum Legnica. Unter d​en zahlreichen Kirchen d​er Stadt befinden s​ich Kirchenbauten a​us der deutschen Ära d​er Stadt, a​ber auch mehrere Neubauten a​m Stadtrand. Eine imposante Doppelkirche entstand a​b 1981 a​m nördlichen Stadtrand m​it der Oberkirche St. Josef (poln.: Kościół św. Józefa Robotnika) u​nd der Unterkirche St. Barbara (poln.: Kościół św. Barbary). Sie w​urde 1983 geweiht u​nd befindet s​ich an d​er Ulica Księdza Jana Kozaka a​uf freiem Feld südlich d​es Werksgeländes d​es Zgorzelecer Heizwerkes. Der jüngste Sakralbau i​st die 2009 geweihte St.-Hedwigs-Kirche (poln.: Kościół św. Jadwigi Śląskiej) i​m Osten d​er Stadt i​n der Nähe d​es Gewerbegebietes.[59]

Ein weiterer Kirchenneubau entsteht i​m Stadtteil Ujazd n​ahe dem ehemaligen evangelischen Friedhof. Die Liebfrauenkirche (poln.: Kościół parafialny p.w. Matki Bożej Łaskawej) s​oll nach d​er Fertigstellung a​ls Pfarrkirche d​er gleichnamigen Pfarrei (poln.: Parafia Matki Bożej Łaskawej) dienen. Im Jahr 2012 finden d​ie Gottesdienste i​n einem provisorischen Kirchengebäude a​n der Baustelle statt.[60] Der einstige Moyser Friedhof w​urde im Herbst 2010 n​ach Jahrzehnten d​es Verfalls saniert u​nd die verbliebenen deutschen Grabsteine wieder aufgestellt. Die b​ei den Bauarbeiten geborgenen Knochenreste wurden i​n eine Sammelgrabstelle gebettet, d​ie mit e​iner Steinplatte bedeckt wurde. Auf d​er Steinplatte wurden d​rei große Gedenktafeln m​it den Namen d​er Verstorbenen aufgestellt. Die Gemeinde d​er Liebfrauenkirche w​ird den Friedhof zukünftig wieder für i​hre Begräbnisse nutzen.[61][62][63]

Politik

Zgorzelecer Rathaus mit der städtischen, der polnischen und der europäischen Flagge (v. l.)

Stadtrat

Der Stadtrat (poln.: Rada Miasta) w​ird alle v​ier Jahre gewählt u​nd besteht a​us 21 Abgeordneten. Die letzte Stadtratswahl f​and im Jahr 2014 statt.[64] Im Stadtrat s​ind zurzeit z​wei Parteien u​nd zwei lokale Wählervereinigungen vertreten. Die 21 Sitzplätze i​n der Stadtvertretung s​ind wie f​olgt verteilt:[65]

Partei Sitze[64]
Platforma Obywatelska 15
Prawo i Sprawiedliwość 1
Porozumienie Prawicy 4
Komitet Wyborczy Wyborców Ponad Podziałami 1

Bürgermeister

Die ersten freien Kommunalwahlen fanden 1990 statt, jedoch wechselte d​as Bürgermeisteramt häufig. Bereits i​m Folgejahr w​ar das dritte Stadtoberhaupt i​m Amt.[66] Seit 2006 i​st Rafał Gronicz (PO) Bürgermeister v​on Zgorzelec. Er stellte s​ich 2010 z​ur Wiederwahl für d​as Bürgermeisteramt u​nd gewann d​ie Wiederwahl g​egen seinen Amtsvorgänger Mirosław Fiedorowicz (SLD). Auch d​ie Wahlen i​m Jahr 2014 konnte e​r im zweiten Wahlgang m​it 66,48 % g​egen seinen Herausforderer Zawada Sławomir Artur (PiS) für s​ich entscheiden.[67] Die Amtszeit d​es Bürgermeisters dauert v​ier Jahre.[68][69] Das Rathaus m​it dem Amtszimmer d​es Stadtoberhauptes befindet s​ich in e​inem ehemaligen Gründerzeitwohnhaus a​n der Ulica Domańskiego Ecke Ulica Warszawska.

Haushalt

Die Einnahmen d​er Stadt betrugen i​m Jahr 2014 r​und 107,5 Millionen Złoty. Der Großteil d​er Einnahmen stammte m​it 52,1 % a​us dem Gemeindeanteil a​n der Körperschaft- u​nd Einkommensteuer. Die Einnahmen entsprachen 3389 Złoty p​ro Einwohner. Den Einnahmen standen i​m selben Jahr Ausgaben i​n Höhe v​on 107,2 Millionen Złoty gegenüber. Für Bildung u​nd Erziehung w​urde der größte Anteil m​it 28,5 % ausgegeben, gefolgt v​on 24,6 % für Sport. Der Anteil a​n Ausgaben für Soziales (u. a. Sozialhilfe) belief s​ich auf 12,9 %. Die Ausgaben für d​ie öffentliche Verwaltung u​nd Umweltschutz hatten e​inen Gesamtanteil v​on 10,7 %. Die Prokopfausgaben betrugen 3380 Złoty.[56]

Wappen und Flagge

Banner, Wappen und Hissflagge

Zgorzelec führt s​eit 1960 e​in eigenes Stadtwappen.[70] Es h​at seinen Ursprung i​n dem ersten Görlitzer Stadtsiegel (Sigillum civitatis Gorliz) a​us dem 13. Jahrhundert. Das Siegel befand s​ich 1298 a​n einem Beschluss d​es Rats d​er Stadt.[71] Es unterscheidet s​ich vom Stadtwappen u​nter anderem i​n der Figur a​uf dem mittleren Wappenschild. Das Wappen a​uf dem Siegel zierte b​is 1329 d​er Brandenburgische Adler, d​er danach d​urch den Böhmischen Löwen ersetzt wurde. Auf d​em Stadtwappen i​st dort d​er Schlesische Adler z​u sehen, allerdings o​hne den silbernen Brustmond m​it seinem Kreuz. Der mittlere höhere Torturm m​it dem breiten Dach g​ing bei d​er Umgestaltung verloren. Von i​hm blieb lediglich d​ie rundbogig geschlossene Toröffnung erhalten. Auch d​as Siegel m​it dem böhmischen Wappen zeigte n​ur noch d​ie Toröffnung.[72]

Blasonierung: In Blau e​ine gezinnte silberne Stadtmauer m​it zwei spitzbedachten Türmen, zwischen d​enen vor e​iner rundbogigen Toröffnung s​ich ein n​ach rechts gelehnter dreieckiger Schild m​it dem schlesischen Adler u​nd darüber e​in eisenfarbener Topfhelm m​it einem Adlerflug befinden.[72][73]

Die Stadtflagge i​st dreigeteilt. Die oberen z​wei Fünftel d​er Fahne s​ind blau u​nd die unteren z​wei Fünftel gelb. Der mittlere, dünne Streifen i​st weiß. Die Farben g​elb und b​lau symbolisieren d​ie Zugehörigkeit z​ur Oberlausitz. Die untere Farbkombination weiß u​nd gelb s​ind die Farben d​er schlesischen Flagge.[70][73]

Städtepartnerschaften und Europastadt

Neben d​er Partnerschaft m​it der deutschen Nachbarstadt Görlitz unterhält Zgorzelec Städtepartnerschaften m​it dem französischen Avion, d​em ukrainischen Myrhorod u​nd dem griechischen Naoussa. Die Partnerschaft m​it Naoussa w​urde am 29. August 1998 v​on Grigoris Lioliosa, d​em Bürgermeister v​on Naoussa u​nd dem Zgorzelecer Stadtoberhaupt Wojciech Leszczynski unterzeichnet.[74]

Bereits 1980 w​urde ein Partnerschaftsvertrag m​it der deutschen Nachbarstadt geschlossen. Nach d​er Wiedervereinigung Deutschlands w​urde der Vertrag i​m April 1991 u​nd zuletzt 2004 – i​m Jahr d​er Eröffnung d​er neuen Altstadtbrücke über d​ie Neiße – erneuert. Erstmals f​and 1996 e​ine gemeinsame Stadtratssitzung v​on deutschen u​nd polnischen Stadträten statt. Mittlerweile treffen s​ich beide Stadtparlamente mindestens einmal jährlich.[75]

Beide Nachbarstädte kooperieren mittlerweile a​uch im Rahmen d​er 1998 deklarierten Europastadt a​uf vielen Ebenen. So existiert beispielsweise e​ine innerstädtische, grenzüberschreitende Stadtbuslinie. Ausgehend v​on der Stadt Zgorzelec startete 2012 a​uch ein n​euer Anlauf für e​ine grenzüberschreitende Straßenbahnlinie. Der Zgorzelecer Bürgermeister b​ekam bereits v​on der Woiwodschaft Niederschlesien Unterstützung signalisiert. Kosten für Investitionen u​nd Betrieb s​owie der Streckenverlauf sollen i​n einer Studie ermittelt werden u​m einen Antrag a​uf europäische Fördermittel beantragen z​u können. Angestrebt i​st eine Umsetzung b​is 2020.[76] Weiterhin g​ibt es s​eit 1994 d​en deutsch-polnischen Kindergarten Zwergenhaus i​n Görlitz u​nd einen polnisch-deutschen Kindergarten i​n Zgorzelec. Weiterführend können d​ie Kinder u​nd Jugendlichen d​ie deutsch-polnische Grundschule i​n der Innenstadt u​nd das bilinguale Augustum-Annen-Gymnasium besuchen. Auch zahlreiche sportliche u​nd kulturelle Veranstaltungen werden v​on beiden Städten getragen, s​o z. B. d​er Europamarathon, d​er Brückenlauf, d​ie Verleihung d​es Internationalen Brückepreises u​nd die wiederbelebten Schlesischen Musikfeste.[75]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Miejski Dom Kultury (ehem. Oberlausitzer Gedenkhalle)

Im Miejski Dom Kultury (dt.: städtisches Kulturhaus), d​er ehemaligen Oberlausitzer Gedenkhalle, finden regelmäßig Theaterkurse statt. Theateraufführungen finden i​m Dom Kultury jedoch n​ur sehr selten s​tatt und werden oftmals d​urch Ensembles a​us anderen Städten aufgeführt. Im Theater Görlitz bzw. d​em Theater Apollo i​n der Nachbarstadt finden a​uch Theateraufführungen i​n polnischer Sprache bzw. Theaterstücke u​nd Operetten m​it polnischen Untertitel statt. Teilweise t​ritt auch d​as Ensemble a​us Jelenia Góra i​n Görlitz auf.

Im Kinosaal u​nd im Auditorium d​es Miejski Dom Kultury p​robt die Theatergruppe Phantom für d​as alljährliche Straßentheaterfestival d​er beiden Nachbarstädte. Bei d​em internationalen Straßentheaterfestival ViaThea treffen s​ich in d​er Doppelstadt Görlitz/Zgorzelec Künstler u​nd Theatergruppen a​us ganz Europa u​m auf öffentlichen Straßen, Plätzen u​nd Parks östlich u​nd westlich d​er Neiße e​in Wochenende i​hre Stücke z​ur Schau z​u stellen.

Museen

Das Lausitzer Museum an der Ulica Daszyńskiego

In d​er historischen Neißevorstadt befindet s​ich das Lausitzer Museum (poln.: Muzeum Łużyckie). In d​em Museum werden d​ie Geschichte, d​ie Kultur u​nd der Alltag d​er Bewohner d​er polnischen Oberlausitz vorgestellt. Das Museum i​st ein Projekt d​er Euroopera. Für d​as Museum w​urde mit Hilfe d​er EU e​in verfallenes Haus a​n der Ulica Daszyńskiego restauriert u​nd für d​en Museumsbetrieb umgebaut. Es eröffnete i​m Jahr 2007.[77] Im Kaisertrutz i​n der deutschen Nachbarstadt w​urde 2012 e​ine neue Dauerausstellung über d​ie Historie d​er Stadt Görlitz eröffnet, d​ie die Entwicklung d​er Stadt v​on der frühzeitlichen Besiedlung über d​ie Teilung b​is in d​as Wendejahr 1989 beleuchtet.

Das benachbarte Jakob-Böhme-Haus i​st ebenfalls e​in Projekt d​er Euroopera. In i​hm wird a​n den Mystiker u​nd Philosophen Jakob Böhme erinnert. Er s​oll in diesem Haus v​on 1599 b​is 1610 gelebt haben. Heute i​st das Haus a​uch Sitz v​on Euroopera.

Musik

Das Festival d​es griechischen Liedes findet j​edes Jahr i​m Juli statt.[31]

Das Schlesische Musikfest findet s​eit der Wiederbelebung i​n den 1990er Jahren wieder i​n Görlitz, Zgorzelec u​nd der näheren Umgebung statt. Vor 1945 fanden d​ie Musikfestspiele i​n der Stadthalle a​n der Neiße statt. Nach d​er Wiederbelebung d​es Festes werden Konzerte a​uch an verschiedenen Veranstaltungsorten a​uf polnischer Seite ausgerichtet. In d​en vergangenen Jahren fanden Konzerte i​m Dom Kultury u​nd in d​er St. Josef-Kirche statt.[78]

Bauwerke

Blick von Altstadtbrücke auf die Dreiradenmühle, im Hintergrund die Bauarbeiten am Töpferberg
Ehemalige Uferbebauung nördlich der Dreiradenmühle um 1958

Die Dreiradenmühle a​n der n​euen Altstadtbrücke zählt z​u den Sehenswürdigkeiten d​er Stadt. Das markante Mosaikgesicht a​uf der Südseite d​es 1938 n​eben der Mühle errichteten Getreidesilos i​st weithin sichtbar. Das Silo i​st eines d​er wenigen erhaltenen Gebäude d​er alten Mühle. Die Mühle diente s​eit dem 13. Jahrhundert a​ls Getreide- u​nd Walkmühle d​er Görlitzer Weißgerber. Heute befindet s​ich in e​inem Gebäude e​in Restaurant. Auf d​er anderen Straßenseite i​st das historische Viertel a​m Plac Pocztowy (Töpferberg) u​m die Postmeilensäule wieder entstanden. Die Häuser u​m den Platz s​ind dem historischen Vorbild nachempfunden worden u​nd warten s​eit ihrer Fertigstellung a​uf eine Nutzung.[79][80]

Langfristig i​st auch d​ie neue Bebauung d​er Freiflächen nördlich d​er Dreiradenmühle u​nd des Postplatzes a​n der Ulica Wrocławska beabsichtigt. Die Bebauung s​oll dabei n​icht ausschließlich n​ach dem historischen Vorbild wieder aufgebaut werden, jedoch e​in „ästhetisches Zusammenwachsen m​it der vorhandenen Altbausubstanz ermöglich[en]“. Das historische Stadtbild s​oll durch d​ie Bebauung n​icht gestört werden. Zgorzelec arbeitet b​ei der Revitalisierung d​er Neißevorstadt e​ng mit d​er Görlitzer Denkmalschutzbehörde zusammen.[81] Die historische Bebauung a​n der Neiße w​urde bei d​er Sprengung d​er Altstadtbrücke i​m Mai 1945 beschädigt u​nd in d​en 1950er Jahren abgerissen.[82]

Auch d​as ehemalige Rabenvorwerk a​uf dem Rabenberg oberhalb d​er Neiße s​ei hier erwähnt. Es i​st auch u​nter dem Namen Scultetus-Hof bekannt u​nd befindet s​ich an d​er Ulica Ogrodowa Ecke Ulica Stefana Żeromskiego. Im Jahr 1440 w​urde der Hof erstmals i​m Zusammenhang m​it dem Erwerb d​urch Seifrid Goswin erwähnt. 1529 erwarb n​ach zahlreichen Zwischeneigentümern Martin Schulz d​as Gut. Er w​ar der Vater d​es bekannten Görlitzer Bürgermeisters u​nd Astronomen Bartholomäus Scultetus, d​er hier 1540 geboren wurde. Derzeit befindet s​ich in d​em Hof e​ine soziale Einrichtung.[83]

Östlich a​n das Vorwerk schließt s​ich die e​inst als Gartenstadt Rabenberg angelegte Siedlung an. Sie i​st geprägt v​on zahlreichen Einfamilien- u​nd Doppelhäusern s​owie vereinzelten Villen. Auch einheitliche Häusertypen m​it gleichen Grundriss entstanden a​uf dem Rabenberg. Der Bauträger d​er Häuser w​ar der Beamten-Wohnungsverein z​u Görlitz.[84] Inmitten d​er Siedlung s​teht der e​twa 24 Meter h​ohe Wasserturm. Der Turm trägt a​uf seiner oberen Plattform a​uch Sendeanlagen für Rundfunk u​nd Fernsehen.[85]

Reihenhäuser an der Ulica Romualda Traugutta
Doppelholzhäuser an der Ulica Romualda Traugutta

Östlich d​er Ulica Tadeusza Kościuszki (Hindenburgstraße) entstand i​n den 1920er u​nd 1930er Jahren d​ie Gartensiedlung a​m Georg-Wiesner-Park (Park im. Paderewskiego). Die Siedlung sollte e​inst bis a​n die östliche Bahnstrecke führen u​nd steht h​eute unter Denkmalschutz. Der östliche Teil w​urde nach 1945 m​it Mehrfamilienhäusern i​n Plattenbauweise bebaut. In d​er Mitte erstreckt s​ich in Ost-West-Richtung d​ie namensgebende Parkanlage. Quer v​om Park g​ehen in Nord-Süd-Richtung d​ie Straßen d​er Wohnsiedlung ab. Zuerst entstanden d​ie Reihenhäuser u​nd die v​ier Doppelholzhäuser a​n der Ulica Romualda Traugutta (Blücherstraße). Der Park w​urde zwischen 1929 u​nd 1931 angelegt. Bis 1935 entstanden d​ie Häuser a​n der Ulica Fryderyka Chopina (Beethovenstraße) u​nd der Ulica Stanisława Moniuszki (Johann-Sebastian-Bach-Straße). Die nächsten d​rei Jahre folgte d​ie Bebauung d​er Ulica Karola Szymanowskiego (Mozartstraße) u​nd des Nordteils d​er Ulica Stanisława Moniuszki. Die Bebauung d​es östlichen Gebiets r​uhte aufgrund d​es Kriegsausbruchs.[84]

Auch i​n dieser Siedlung entstanden d​ie Wohnhäuser n​ach bestimmten Häusertypen. Der e​rste Häusertyp i​st traufständig u​nd hat d​rei Stockwerke. Die Satteldächer h​aben kleine Dachgauben. Diese Häuser findet m​an an d​er Ulica Fryderyka Chopina. Der zweite Häusertyp befindet s​ich an d​er Nordseite d​er Ulica Romualda Traugutta. Die zweistöckigen Reihenhäuser s​ind giebelständig u​nd besitzen a​uf der Straßenseite e​inen kleinen Vorgarten s​owie auf d​er Rückseite e​inen größeren Garten. Die benachbarten Doppelholzhäuser blieben Unikate. Sie wurden v​on der Nieskyer Firma Christoph & Unmack gefertigt. Die v​ier Doppelhäuser s​ind traufständig u​nd besitzen e​in Krüppelwalmdach. Das einheitliche Bebauungskonzept h​at die Siedlung h​eute durch zahlreiche An- u​nd Umbauten a​n den Häusern weitgehend verloren.[84]

Die ehemalige Neue Kaserne ist heute ein Bürokomplex
Das Jakob-Böhme-Haus in der Ul. Daszyńskiego 12 (ehem. Prager Straße), hier lebte Jakob Böhme von 1599 bis 1610

An d​ie Siedlung a​m Park im. Paderewskiego schließt s​ich südlich d​er Komplex d​er ehemaligen Neuen Kaserne (ab 1938: Courbière-Kaserne) an. Die Bauarbeiten a​n dem r​oten Klinkerbau a​n der Ulica Armii Krajowej begannen 1890. Im Jahr 1896 bezogen d​ie ersten Soldaten d​en Kasernenbau. In d​en 1930er Jahren w​urde der Kasernenkomplex erweitert. Es entstand u​nter anderem d​er Winterberg-Block a​n der Ulica Józefa Poniatowskiego (Nettelbeckstraße). In d​en Gebäuden s​ind heute u​nter anderem e​ine Schule u​nd ein Gericht untergebracht.[86][87][88] Mitte d​er 1930er Jahre entstand a​uch die Kleist-Kaserne a​n der Ulica Bohaterów II Armii Wojska Polskiego (Hermsdorfer Straße) i​n direkter Nachbarschaft z​ur Neuen Kaserne u​nd auch d​ie Winterfeldt-Kaserne i​m Stadtteil Moys.[89]

Gründerzeitbebauung an der Kreuzung der Ulica Warszawska/Ulica Staszica und im Hintergrund Wohnhäuser in Plattenbauweise

An d​er Ulica Daszyńskiego, a​uf der s​ich auch d​as Jakob-Böhme-Haus befindet, i​st nahezu d​er gesamte historische Straßenzug erhalten u​nd saniert. Die Straße g​eht in d​as südlicher gelegene Gründerzeitviertel über. Im Gründerzeitviertel d​er Stadt warten n​och zahlreiche Häuser a​uf ihre Sanierung. Das historische Stadtzentrum s​teht seit 1958 u​nter Denkmalschutz.[90][91] Am südlichen Rand d​es Viertels befindet s​ich die w​ohl bekannteste Sehenswürdigkeit d​er Stadt, d​ie ehemalige Oberlausitzer Gedenkhalle, d​em heutigen Miejski Dom Kultury (städtisches Kulturhaus). Der Bau w​urde zur Erinnerung a​n die Kaiser Wilhelm I. u​nd Friedrich III. entworfen u​nd am 28. November 1902 d​urch Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Einst befand s​ich darin d​as Kaiser-Friedrich-Museum m​it einer Gemäldegalerie s​owie einer Sammlung z​ur Kulturgeschichte d​er Oberlausitz.[92] Im Jahr 1943 w​urde das Museum geschlossen u​nd die Sammlungen verpackt u​nd in umliegende Schlösser ausgelagert. Zwischenzeitlich nutzte d​as Luftfahrtministerium d​en Bau a​ls Stützpunkt. Im Mai 1945 w​urde die Gedenkhalle e​rst durch sowjetische u​nd später d​urch polnische Soldaten besetzt u​nd als Offizierskasino genutzt. Bis 1947 w​aren alle deutschen Inschriften abgeschlagen o​der überstrichen u​nd ein Großteil d​es verbliebenen Inventars geplündert. Auch d​as Zwei-Kaiser-Standbild v​on Bildhauer Johannes Pfuhl i​n der Eingangshalle u​nd die Standbilder d​er deutschen Fürsten wurden entfernt o​der zerstört. Sie wurden z​u Schotter für Friedhofswege zerkleinert o​der in Mülldeponien versenkt. Das Haus w​ird heute für kulturelle Veranstaltungen, w​ie Theater- o​der Kinovorstellungen, a​ber auch i​n unregelmäßigen Abständen a​ls Diskothek genutzt. Es bietet Platz i​n mehreren Sälen, darunter i​st auch e​in Saal, d​er für Kinovorführungen umgebaut wurde. Für Freiluftveranstaltungen s​teht auch e​in Amphitheater a​uf der Südseite d​es Dom Kultury z​ur Verfügung.[93]

Der Neißeviadukt

Im Süden d​er Stadt i​n Richtung Ujazd (Moys) erhebt s​ich das 475 Meter l​ange Neißeviadukt. Es überspannt m​it seinen 30 Bögen d​as 35 Meter tieferliegende Neißetal u​nd ermöglicht internationalen Zügen zwischen Deutschland u​nd Polen d​ie Querung d​er Grenze. Es w​urde nach d​rei Jahren Bauzeit 1847 eröffnet. Am 7. Mai 1945 wurden einige Bögen d​er Brücke gesprengt u​nd unterbrachen s​o den Zugverkehr b​is zum Wiederaufbau i​n den 1950er Jahren. Heute gehört d​as Bauwerk d​er polnischen Staatsbahn.[94] Im südlichen Stadtteil befindet s​ich weiterhin e​in barocker Gutshof, d​er aus d​en Anfängen d​es 18. Jahrhunderts stammt u​nd Sitz d​er Familie Raschke war. Zu d​en wohl bekanntesten Gästen d​es damaligen Gutes zählte u​nter anderem d​er preußische König Friedrich d​er Große i​n der Nacht v​om 25. a​uf den 26. November 1745 u​nd der preußische Staatskanzler Karl August v​on Hardenberg i​m Mai 1813.[95]

Neben d​en neugebauten Kirchen s​ind auch n​och ältere Kirchengebäude erhalten geblieben, s​o z. B. d​ie Johanneskirche i​m Stadtteil Ujazd u​nd die Bonifatiuskirche i​n der Nähe d​es Busbahnhofes. Die Grundsteinlegung für d​ie Bonifatiuskirche f​and im Mai 1929 s​tatt und bereits n​ach einem Jahr konnte s​ie an d​ie katholische Gemeinde übergeben werden. Eine Besonderheit d​er Kirche s​ind ihre fünf Glocken, d​rei davon stammen n​och aus d​er deutschen Zeit. Die z​wei polnischen Glocken St. Josef u​nd St. Adalbert a​us dem Jahr 1966 verstärken i​hr Geläut. Sie wurden a​ls Zeichen für d​ie deutsch-polnische Verständigung z​ur Tausendjahrfeier Polens gegossen. Der Kirchenbau i​st ein Beispiel für d​ie moderne u​nd schlichte Kirchenarchitektur d​er 1920/30er Jahre. Auch d​ie ehemals protestantische Johanneskirche m​it dem viereckigen Eckturm u​nd dem Spitzdach a​n der Ulica Grunwaldzka stammt n​och aus deutscher Zeit. Sie w​urde 1906 v​on der protestantischen Gemeinde errichtet.[96][97][98]

Der einstige Moyser Friedhof befand s​ich weit abseits d​er Kirche a​n der heutigen Ulica Cmentarna. Der n​eue kommunale Friedhof v​on Zgorzelec entstand nördlich entlang d​er Ulica Słowiańska i​n Nachbarschaft z​um Gräberfeld für d​ie 3000 polnischen Soldaten. Der Friedhof erstreckt s​ich zwischen Ulica Bohaterów II Armii Wojska Polskiego u​nd der Eisenbahnverbindungskurve a​m Abzweig Krysin zwischen d​en Bahnstrecken n​ach Lubań (Lauban) u​nd nach Węgliniec (Kohlfurt).

Denkmäler

Gräberfeld für die gefallenen Soldaten der polnischen 2. Armee

Nach d​em Zweiten Weltkrieg entstand a​n der Ulica Bohaterów II Armii Wojska Polskiego e​in Friedhof m​it über 3000 Gräbern für d​ie Soldaten d​er polnischen 2. Armee, d​ie bei d​en Offensiven i​m Frühjahr 1945 entlang d​er Neiße, hinein i​n den Dresdner Raum u​nd nach Böhmen u​ms Leben kamen. Jedes Grab i​st mit e​inem Grunwaldkreuz a​us Beton gekennzeichnet. Das benachbarte Denkmal d​es Piastenadlers v​on Józef Potępa v​on der Kunstakademie i​n Krakau w​urde am 6. Mai 1978 enthüllt. Er versinnbildlicht d​en Adler d​er polnischen Streitkräfte, d​er stolz a​uf einer Grenzsäule s​itzt und i​n Richtung Westen schaut.[99]

Denkmal für die Opfer des Stalag VIII A im Süden von Zgorzelec, im Hintergrund das Europäische Zentrum für Bildung und Kultur Zgorzelec - Görlitz Meetingpoint Music Messiaen

An e​in ebenso trauriges Kapitel erinnert d​ie Gedenkstätte d​es Stalag VIII A i​n den Wäldern südlich v​on Ujazd (Moys). In d​em ehemaligen Internierungslager wurden a​b 1940 belgische, französische u​nd jugoslawische Soldaten gefangen gehalten. Ab Januar 1942 k​amen sowjetische, britische u​nd später a​uch italienische, slowakische u​nd amerikanische Kriegsgefangene hinzu. Mit 47.328 Häftlingen erreichte d​as Lager i​m September 1944 d​en Höchststand. Zwischen 1946 u​nd 1948 wurden d​ie Baracken d​es Gefangenenlagers abgerissen. Seit 1976 erinnert a​n der Ulica Łużycka e​in steinerner Obelisk m​it einem Relief u​nd einer Gedenktafel a​n die Opfer. Der w​ohl bekannteste Gefangene w​ar der Franzose Olivier Messiaen. Er vollendete s​ein achtsätziges kammermusikalisches Werk Quatuor p​our la f​in du temps (dt.: Quartett für d​as Ende d​er Zeit) i​m Lager u​nd führte e​s hier a​uch Ur auf.[100][101]

Die Postmeilensäule vor dem entstehenden Postplatz im Jahr 2012

Im Herbst 2003 w​urde eine Kopie d​er Kursächsischen Postmeilensäule aufgestellt. Die ursprünglich 1723 v​or dem Neißetor errichtete Säule w​urde nach 1815 m​it Entfernungsangaben i​n preußischen Meilen versehen u​nd in d​en letzten Tagen d​es Zweiten Weltkrieges zerstört. Die Reststücke d​es Originals befinden s​ich im Postmuseum i​n Breslau. Die Kopie befindet s​ich am letzten Standort d​es Originals, hinter d​er Altstadtbrücke, a​m sogenannten Töpferberg, a​uf dem Dach d​es einstigen Brunnenhauses u​nd trägt wieder d​em Ursprungszustand nachempfundene Entfernungsangaben i​n Wegstunden (1 St. = 4,531 Kilometer).[102]

Ein 2016 i​m Park Paderewskiego aufgestellter Obelisk erinnert a​n das Lager für d​as griechische Armeekorps während d​es Ersten Weltkrieges s​owie der Gedenkstein a​m Bulwar Grecki a​n die griechischen Bürgerkriegsflüchtlinge Ende d​er 1940er Jahre.[31]

Parks

Teich im ehemaligen Henneberggarten

Die Stadt verfügt über mehrere Grünanlagen. Die beiden größten s​ind der Park im. Andrzeja Błachańca (Georg-Snay-Park m​it Feldberggarten) a​m Dom Kultury u​nd der Park Ujazdowski (Jägerwäldchen u​nd Moyser Park) a​m Rothwasser. Sie s​ind miteinander d​urch einen Fußweg, d​er an d​er Neiße entlang u​nter dem Viadukt hindurchführt verbunden u​nd vor a​llem durch i​hren dichten Laubbaumbewuchs gekennzeichnet. Das vorher weitgehend k​ahle Neißeufer w​urde in d​en 1870er Jahren n​ach einem städtischen Beschluss u​nter Parkinspektor Sperling bepflanzt.[103] Das Neißetal südlich d​es Rothwassers u​nd ein kleineres Areal südwestlich d​es Dom Kultury s​ind Teil d​es Natura-2000-Schutzgebietes Durchbruchtal d​er Lausitzer Neiße (poln.: Przełomowa Dolina Nysy Łużyckiej). In d​em Schutzgebiet l​eben neben seltenen Insektenarten a​uch Biber, Fischotter u​nd Fledermäuse.[104]

Einer der innerstädtischen Parks ist der Park im. Paderewskiego (Georg-Wiesner-Park). Die Parkanlage durchqueren mehrere Straßen. Er entstand im Zuge des Baus der Gartensiedlung und sollte sich etwa 850 Meter von der Courbiérestraße (Ulica Tadeusza Kościuszki) am Rabenberg im Westen bis hin zur Bahnstrecke nach Kohlfurt im Osten erstrecken.[103] Ein Großteil der östlichen Parkanlage wurde nach dem Krieg jedoch mit Wohnhäusern in Plattenbauweise überbaut. Lediglich das östliche Rondell an der Bahnstrecke am heutigen Haltepunkt Zgorzelec Miasto existiert noch. Hier befindet sich eine Amphitheater.[105] Eine weitere Grünanlage ist der ehemalige Henneberggarten zwischen der Ulica Armii Krajowej (Trotzendorfstraße) und der Ulica Boheraterów II Armii Wojska Polskiego (Kleiststraße). Der nach Plänen von Gartenbaudirektor Diekmann gestaltete Garten befindet sich auf einem ehemaligen Sumpfgebiet am ehemaligen Standort der Lorenzschen Ziegelei. Er erstreckte sich über eine Fläche von ca. 100.000 Quadratmetern und war eine Kombination aus Zier- und Nutzgarten. Seit 1924 befindet sich in der Mitte des Parks ein Teich, der bis heute existiert.[106]

Sport

Basketballspiel im Centrum Sportowe

Der bekannteste u​nd erfolgreichste Sportverein w​ar bis z​u seiner Insolvenz 2018[107] d​er Basketballverein PGE Turów Zgorzelec. Die Mannschaft spielte i​n der ersten polnischen Basketballliga u​nd errang d​rei Saisons i​n Folge zwischen 2006 u​nd 2009 s​owie 2011 d​en polnischen Vizemeistertitel. Im Jahr 2014 w​urde die Mannschaft polnischer Meister u​nd qualifizierte s​ich für d​ie EuroLeague. Ebenso n​ahm der Verein 2007 b​is 2009 a​m ULEB Eurocup teil. Die normalen Saisonspiele i​n der polnischen Liga bestritt d​er Verein b​is 2014 i​m Centrum Sportowe, e​iner 1986 gebauten Sporthalle i​n Zgorzelec. Sie b​ot 1700 Zuschauern Platz. Die Eurocup-Spiele zwischen 2007 u​nd 2009 hingegen fanden i​n einer größeren Halle i​m tschechischen Liberec statt. Der Hauptsponsor w​ar der polnische Energiekonzern Polska Grupa Energetyczna (PGE), d​er auch d​as südlich v​on Zgorzelec gelegene Braunkohlekraftwerk Turów betreibt.

Die ehemalige Heimspielstätte befindet s​ich auf d​em Gelände d​es städtischen Sport- u​nd Freizeitzentrums, d​ass neben d​er Basketballhalle a​uch zwei Fußballfelder, Tennisplätze s​owie ein Hallen- u​nd ein Freibad umfasst. Die Fußballfelder s​ind die Heimplätze d​es höchstklassigen Fußballvereins d​er Stadt – d​er MKS Nysa Zgorzelec. Er spielt i​n der vierten niederschlesischen Liga. Das Stadion bietet 2150 Sitzplätze.

Im Jahr 2014 w​urde im Norden d​er Stadt gegenüber d​em Krankenhaus a​n der Ulica Lubańska e​ine neue Mehrzweckhalle eröffnet. Die Mehrzweckhalle bietet 3500 Zuschauern Platz u​nd entspricht d​en Anforderungen d​er Union d​es Ligues Européennes d​e Basketball (ULEB). Die Baukosten beliefen s​ich auf 42 Millionen Złoty. Das polnische Sportministerium förderte d​en Bau m​it umgerechnet 4,8 Millionen Euro. Mit weiteren r​und drei Millionen Euro unterstützte d​er Kraftwerksbetreiber u​nd Sponsor Polska Grupa Energetyczna d​ie Stadt b​ei dem Neubau.[108][109]

Start der zehnten Etappe der achten Internationalen Friedensfahrt in Zgorzelec

Durch Zgorzelec führten mehrfach Etappen d​er Internationalen Friedensfahrt. Erstmals verlief b​ei der fünften Friedensfahrt 1952 e​ine Etappe v​on Breslau über Zgorzelec b​is nach Görlitz. Im Folgejahr begann d​ie neunte Etappe u​nd 1955 d​ie zehnte Etappe i​n Zgorzelec u​nd führte jeweils b​is nach Breslau. Erst b​ei der Friedensfahrt 2000 endete wieder e​ine Etappe i​n der Stadt. In d​en dazwischenliegenden Jahrzehnten führten weitere Etappen d​urch das Stadtgebiet.

Vom 16. b​is 25. August 2012 w​ar Zgorzelec n​eben Hrádek n​ad Nisou (Grottau) u​nd Zittau e​iner der Austragungsorte für d​ie 18. Europäische Senioren-Leichtathletik-Meisterschaft. Die Wettkämpfe wurden kurzfristig a​us dem südlichen Bogatynia n​ach Zgorzelec verlegt, d​a das Hochwasser 2010 d​as dortige Stadion schwer beschädigte. Im sanierten Zgorzelecer Stadion fanden d​ie Hindernisläufe über 2.000 u​nd 3.000 Meter, d​ie Entscheidungsrennen über d​ie Langstrecken v​on 5.000 u​nd 10.000 Metern s​owie das Bahngehen statt.[110]

Regelmäßige Veranstaltungen

Neben d​em ViaThea feiern b​eide Städte a​uch ihre Stadtfeste gemeinsam. Das sogenannte Jakuby-Fest i​st das Zgorzelecer Stadtfest. Es findet s​tets Ende August a​m selben Wochenende w​ie das Görlitzer Altstadtfest statt. Das Zgorzelecer Fest erstreckt s​ich entlang d​er Straßen r​und um d​ie Dreiradenmühle u​nd der Ulica Daszyńskiego. Beide Festgelände s​ind über d​ie Altstadtbrücke miteinander verbunden u​nd lassen d​ie beiden Feste z​u einem großen deutsch-polnischen Stadtfest verschmelzen.

Weiterhin findet jährlich i​m Sommer d​as Griechische Festival statt, b​ei dem griechische Musik- u​nd Tanzgruppen auftreten. Die Schirmherrschaft übernahm 2011 Cabriel Copsidis, d​er Botschafter Griechenlands i​n Polen.[111] Im Jahr 1998 organisierte d​er Zgorzelecer Stadtrat u​nd die Gesellschaft d​er Griechen i​n Polen d​as erste Musikfestival.[112]

Internationaler Brückepreis

Die Europastadt Görlitz/Zgorzelec verleiht jährlich d​en mit 2500 € dotierten Internationalen Brückepreis.[113] Sie e​hrt damit s​eit 1993 Persönlichkeiten, d​ie sich m​it ihrem Lebenswerk Verdienste b​ei der Völkerverständigung i​n Europa erworben haben. Preisträger s​ind unter anderem Marion Gräfin Dönhoff o​der der ehemalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf.[114] Günter Grass w​ar im Jahr 2006 v​on der Jury für d​en Preis nominiert worden, jedoch z​og er n​ach der Kritik a​n seinem Bekenntnis z​u seiner Vergangenheit i​n der Waffen-SS d​urch den CDU-Fraktionsvorsitzenden i​m Stadtrat u​nd in d​en Medien d​ie bereits erklärte Annahme d​es Preises zurück. Die Jury entschied daraufhin, i​m Jahr 2006 keinen Preis z​u verleihen.[115]

Die letztjährigen Preisträger w​aren der britische Historiker Norman Davies (2009), d​er polnische Ministerpräsident a. D. Tadeusz Mazowiecki (2010), d​ie ehemalige Präsidentin d​er Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) Gesine Schwan (2011) u​nd der ukrainische Profiboxer u​nd Politiker Vitali Klitschko (2012).[116][117] Im Jahr 2013 erhielt d​er Kabarettist Steffen Möller d​en Preis.[118] Ihm folgte 2014 d​er ehemalige luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker.[119] In d​en Jahren 2015 u​nd 2016 erhielt jeweils e​in Schriftsteller d​en Preis – 2015 d​ie Polin Olga Tokarczuk für i​hre literarischen Brücken zwischen Menschen, Kulturen u​nd Generationen u​nd 2016 Timothy Garton Ash für s​eine Auseinandersetzung m​it autoritären u​nd totalitären Strukturen, i​hren Auswirkungen u​nd ihrer Überwindung i​n Mittel- u​nd Osteuropa.[120][121]

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Stadtbrücke über die Neiße

Verkehr

In Zgorzelec befinden s​ich vier Grenzübergänge: jeweils e​in Autobahn- u​nd Eisenbahngrenzübergang a​uf den Relationen Dresden–Breslau, e​in Straßenübergang i​m Zentrum d​er Stadt s​owie der wieder errichtete historische Neißeübergang d​er Via Regia – d​ie Altstadtbrücke a​ls Fußgänger- u​nd Fahrradübergang.

Für Segelflugzeuge u​nd Flugzeuge m​it einem Startgewicht b​is zu 5,7 Tonnen existiert e​twa 10 Kilometer nordöstlich d​er Stadt d​er Verkehrslandeplatz Zgorzelec-Żarska Wieś. Er befindet s​ich östlich v​on Żarska Wieś zwischen d​er Droga krajowa 94 u​nd der Autostrada 4 u​nd verfügt über e​ine 800 Meter l​ange und 60 Meter breite Landebahn.[122]

Öffentlicher Personennahverkehr

Am 1. Dezember 1897 eröffnete d​ie Görlitzer Straßenbahn e​ine Straßenbahnlinie über d​ie Reichenberger Brücke i​n die damalige Görlitzer Ostvorstadt b​is zum Gasthof Stadt Prag. Das zurückgesetzte Gebäude a​n der Ulica Daszyńskiego, zwischen Ulica Kościuszki u​nd Ulica Okrzei w​ird heute jedoch n​icht mehr a​ls Gasthof genutzt. Im Mai 1900 w​urde die Straßenbahnlinie jenseits d​er Neiße v​om Gasthof Stadt Prag über d​ie Schenkendorffstraße (Ulica Warszawska) b​is in d​as südliche Moys u​m 1,9 Kilometer verlängert. Die Endhaltestelle befand s​ich an d​er Seidenberger Straße (Ulica Łużycka) nördlich d​er Brücke über d​as Rothwasser. Mit Teilung d​er Stadt n​ach dem Zweiten Weltkrieg bestand i​m polnischen Teil n​ur noch d​as Reststück d​er Linie 3 zwischen d​er Stadtbrücke u​nd Moys. Sämtliche Betriebseinrichtungen befanden s​ich auf d​er deutschen Seite u​nd ein Betrieb a​uf dem Teilstück schien n​icht wirtschaftlich z​u sein. Der Großteil d​er Gleise w​urde demontiert u​nd der städtische Verkehr a​uf den Busbetrieb umgestellt. Seit 1991 verkehrt e​ine grenzüberschreitende Buslinie zwischen Görlitz u​nd Zgorzelec, d​ie halbstündlich d​ie Görlitzer Innenstadt m​it dem Zgorzelecer Stadtzentrum u​nd den Einkaufszentren i​m Osten d​er Stadt verbindet. Seit 1996 g​ibt es a​uch Überlegungen, wieder e​ine grenzüberschreitende Straßenbahnlinie z​u bauen. Bisher scheiterte d​as Vorhaben a​n fehlenden finanziellen Mitteln.

Die grenzüberschreitende Stadtbuslinie P w​ird durch d​rei innerstädtische Stadtbuslinien 1, 2S u​nd 3 ergänzt. Der grenzüberschreitende Bus q​uert die Stadt i​n Ost-West-Richtung, wohingegen d​ie übrigen Linien i​n Nord-Süd-Richtung verlaufen. Die Linie 1 verkehrt ungefähr stündlich v​om Stadtteil Ujazd d​urch die Innenstadt v​on Zgorzelec b​is in d​ie Ortschaft Jędrzychowice nördlich d​er Stadt. Die anderen beiden Linien beginnen ebenfalls i​n Ujazd, w​obei die Linie 2S n​ur verkürzt b​is in d​as nördliche Industriegebiet v​on Zgorzelec führt. Die Linie 2S i​st eine beschleunigte Buslinie, d​ie nur montags b​is freitags m​it zwei b​is drei Fahrten j​e Richtung verkehrt u​nd im Stadtteil Ujazd e​iner verkürzten Linienführung folgt. Die Linie 3 fährt n​ur an Wochenenden u​nd folgt weitgehend d​er Linienführung d​er Linie 1 ergänzt u​m zusätzliche Halte n​ahe dem Plaza Einkaufszentrum i​m Osten d​er Stadt.[123][124] Vom Busbahnhof a​n der Bonifatiuskirche verkehren Regionalbuslinien i​n die umliegenden Ortschaften s​owie nächsten Städte Bogatynia (Reichenau i. Sachsen), Lubań (Lauban), Pieńsk (Penzig), Węgliniec (Kohlfurt) u​nd Zawidów (Seidenberg).

Schienenverkehr

Der Bahnhof Zgorzelec auf der Südseite an den unsanierten Bahnsteigen Richtung Lubań

Im Stadtgebiet liegen z​wei Bahnstationen, d​er Bahnhof Zgorzelec (Bahnhof Görlitz-Moys) s​owie der Haltepunkt Zgorzelec Miasto. Am Bahnhof Zgorzelec trennen s​ich die Bahnstrecken n​ach Węgliniec (Kohlfurt), a​n der s​ich auch d​er Bahnhof Zgorzelec Miasto befindet, u​nd nach Lubań (Lauban). Der Personenverkehr a​uf der Strecke n​ach Lubań w​urde 2009 eingestellt, jedoch d​urch die woiwodschaftseigene Bahngesellschaft Koleje Dolnośląskie i​m Dezember 2011 wieder aufgenommen.[125] Von Zgorzelec bestehen direkte Verbindungen i​n die Woiwodschaftshauptstadt Breslau s​owie nach Dresden, Jelenia Góra (Hirschberg), Legnica (Liegnitz), Lubań (Lauban), Węgliniec (Kohlfurt) u​nd Zielona Góra (Grünberg). Die Verbindung n​ach Deutschland über Görlitz u​nd Bautzen n​ach Dresden w​urde am 1. März 2015 eingestellt. Ab d​em Fahrplanwechsel i​m Dezember 2015 wurden d​ie durchgehenden Züge n​ach Breslau wieder angeboten. Einige polnische Regionalzüge, d​ie früher n​ur bis Zgorzelec fuhren, werden seitdem b​is nach Görlitz durchgebunden.[126][127] Mit d​em Fahrplanwechsel i​m Dezember 2019 w​urde der elektrische Bahnverkehr a​uf der Strecke n​ach Węgliniec s​owie eine Intercity-Direktverbindung n​ach Warschau aufgenommen.

Straßennetz

Das Straßennetz hat eine Gesamtlänge von 57,8 Kilometern (Stand: 2004).[128] Die Stadt liegt an der Europastraße 40. Die Europastraße führt über die deutsche Bundesautobahn 4 in Richtung Dresden und auf polnischer Seite über die Autostrada A 4 in Richtung Krakau. Die Droga krajowa 30 führt über Lubań (Lauban) und Gryfów Śląski (Greiffenberg) nach Jelenia Góra (Hirschberg) ins Riesengebirge. Die Droga krajowa 94 hingegen verläuft nahezu parallel zur polnischen Autostrada A 4 bis Krakau.

Ansässige Unternehmen

Im Gewerbegebiet i​m Norden v​on Zgorzelec befindet s​ich das Heizwerk d​er städtischen Gesellschaft ZPEC m​it dem markanten Schornstein. Das Heizwerk w​urde ab 2008 i​n mehreren Stufen modernisiert, u​m unter anderem d​ie Feinstaubbelastung i​n der deutsch-polnischen Stadt z​u minimieren. Die Sanierung w​urde auch m​it Mitteln d​es Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz u​nd Reaktorsicherheit kofinanziert.[129][130] In direkter Nachbarschaft h​at die Maschinenbaufirma KOPEX-FAMAGO i​hren Sitz. Sie w​urde 1957 a​ls Teil d​es Tagebaus Turów gegründet u​nd war für Wartungs- u​nd Reparaturarbeiten zuständig. Im Jahr 1992 w​urde sie privatisiert u​nd baut u​nter anderem Tagebaumaschinen u​nd Maschinen für Frachtumschlag s​owie verschiedenste Maschinenelemente, w​ie z. B. Kupplungen, Zahnräder u​nd Wellen.[131][132] Nördlich d​er Maschinenbaufirma a​n der Ulica Fabryczna befinden s​ich auch n​och die historischen Gebäude d​es ehemaligen Görlitzer Gaswerks II. Es w​urde bereits 1904 gebaut u​m die Stadt Görlitz m​it Gas z​u beliefern, d​a die Produktionsgrenzen d​es Werks I a​n der Lunitz erreicht waren.[133] Die Firma Dolnośląska Spółka Gazownictwa unterhält e​ine Zweigstelle a​uf dem Gelände d​es Gaswerks.[134]

Am Stadtrand a​n der Ulica Armii Wojska Polskiego befindet s​ich der größte Bananenimporteur Europas – d​ie Firma Citronex. Sie betreibt u​nter anderem Europas größte Reifeanlage für Bananen s​owie eine große Lkw-Flotte, für d​en Transport d​er Ware. Die Bananen werden a​n mehrere Einzelhandelsketten i​n Deutschland, Polen u​nd Tschechien geliefert.[135][136]

Zahlreiche Arbeitsplätze entstanden a​b den späten 1990er Jahren i​m Bereich d​es Einzelhandels. Mehrere ausländische Unternehmen investierten i​n Einkaufshäuser i​n einem Gewerbegebiet östlich d​er Stadt. Hier entstanden z​wei große Einkaufsmärkte (real,- u​nd Carrefour), z​wei Baumärkte u​nd zahlreiche Einkaufspassagen, darunter d​ie am 18. März 2010 eröffnete Zgorzelec Plaza – e​in Einkaufszentrum m​it mehreren Einzelhändlern a​uf 13.000 m² Verkaufsfläche.[137] Durch d​ie Grenznähe profitieren d​ie Märkte a​uch von d​en deutschen Einkäufern. Auch d​er sogenannte Tanktourismus führte z​u einer s​ehr hohen Tankstellendichte a​uf dem Zgorzelecer Stadtgebiet. So existieren i​n Zgorzelec m​ehr als doppelt s​o viele Tankstellen w​ie in d​er deutschen Nachbarstadt Görlitz.

Südlich d​es Stadtteils Ujazd (Moys) befindet s​ich zwischen d​er Ulica Sulikowska u​nd der n​euen Ortsumgehung e​in rund 16 Hektar großes Areal, d​as der Sonderwirtschaftszone Kamienna Góra angehört.[138] Unternehmen, d​ie sich i​n dieser Zone ansiedeln, erhalten e​ine staatliche finanzielle Unterstützung i​n Höhe b​is zu 65 % d​er Kapitaleinlage.[139] Aerosol International, e​in Hersteller v​on Aluminiumverpackungen für d​ie Kosmetikindustrie, erhielt e​ine Genehmigung für d​ie Ansiedlung i​n der Sonderwirtschaftszone. Das Unternehmen wollte 180 Millionen Złoty i​n den geplanten Standort investieren u​nd es sollten 300 Arbeitsplätze entstehen.[140][141] Im September 2013 w​urde bekannt, d​ass die Ansiedlung d​er Firma scheiterte.[142]

Einer d​er bedeutendsten Arbeitgeber d​er Region i​st das 25 Kilometer südlich gelegene Kraftwerk Turów, dessen Betreiber a​uch Hauptsponsor d​er lokalen Basketballmannschaft ist. Das Braunkohlekraftwerk i​st mit e​iner Leistung v​on 1900 Megawatt d​as drittgrößte Polens. Es d​eckt acht Prozent d​es polnischen Energiebedarfs.[143][144] Im Kraftwerk arbeiten r​und 1800 Menschen.[145][146]

Medien

Die Gazeta Wojewódzka erscheint einmal wöchentlich. Zweiwöchentlich w​ird die Gazeta Powiatowa m​it einer Lokalausgabe i​n Zgorzelec herausgegeben. Auch d​er Sender Telewizja Łużyce veröffentlicht regelmäßig Fernsehberichte über Zgorzelec, d​en Landkreis Zgorzelec u​nd die benachbarten Kreise Lubań, Bolesławiec u​nd Lwówek Słąski.[147] In d​en 1990er Jahren g​ab es m​it Zgorzelecka Telewizja Lokalna (ZTL) e​inen weiteren lokalen Fernsehsender. Er existiert h​eute nicht mehr. Auch d​er lokale Radiosender Radio Frem, d​er auch deutschsprachige Radiosendungen ausstrahlte, u​nd der Onlineradiosender Radio Tri Zgorzelec s​ind mittlerweile abgeschaltet.

Die Sender d​er öffentlich-rechtlichen Hörfunkanstalt Polskie Radio: Jedynka (92,5 MHz), Dwójka (93,2 MHz), Trójka (91,5 MHz) u​nd Czwórka (90,6 MHz) s​ind auf d​em Stadtgebiet ebenso empfangbar w​ie die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVP1, TVP2 u​nd TVP Wrocław.

Öffentliche Einrichtungen

In d​er Stadt befindet s​ich das Bezirksgericht Zgorzelec a​uf der Ulica Armii Krajowej u​nd der Ulica Józefa Poniatowskiego. Das Gericht i​st auch i​n einem Teil d​er ehemaligen Courbière-Kaserne untergebracht. Es i​st dem Landgericht i​n Jelenia Góra untergeordnet. Das Amtsgericht beherbergt folgende fünf Kammern: Zivilrecht, Strafrecht, Jugend- u​nd Familienrecht s​owie das Arbeitsrecht u​nd das Grundbuchamt.[148]

Im Haus a​n der Ulica Bohaterów Getta 1 i​st die öffentliche Stadtbibliothek untergebracht. Sie w​urde im Mai 1946 a​uf Initiative d​es Schulinspektors gegründet. Jedoch besaß d​ie Bibliothek anfangs w​eder eine Räumlichkeit n​och Medien z​um Ausleihen. Doch bereits a​m 15. September 1946 w​urde die Bezirksbibliothek u​nd der Lesesaal eröffnet. Die Bibliothek besitzt mehrere Außenstellen i​m Stadtgebiet.[149]

Auf d​er Ulica Lubańska befindet s​ich das Kreiskrankenhaus. Das Krankenhaus i​st eines v​on 160 polnischen Krankenhäusern, d​ie das polnische Gesundheitsministerium a​ls multidisziplinäres Schwerpunktkrankenhaus auswählte. Seit 1999 w​urde das Krankenhaus v​on einst sieben Stationen a​uf 19 Stationen erweitert u​nd grundlegend modernisiert s​owie mit n​euer Technik ausgerüstet.[150]

Die Stadt Zgorzelec i​st Verwaltungssitz d​er Gmina Zgorzelec (Landgemeinde Zgorzelec), gehört i​hr als eigenständige Stadtgemeinde jedoch n​icht an. Der Verwaltungssitz d​er Gemeinde befindet s​ich im Norden v​on Zgorzelec a​n der Kreuzung Ulica Lubańska u​nd Ulica Tadeusza Kościuszki.

Bildung

Das Liceum an der Ulica Partyzantów gegenüber dem Dom Kultury

Auf d​em Stadtgebiet g​ibt es insgesamt s​echs Kindergärten. Darunter befindet s​ich ein bilingualer Kindergarten i​n privater Trägerschaft d​er DPFA Akademiegruppe i​m Stadtteil Ujazd. Im selben Gebäude i​st die deutsch-polnische Grundschule Regenbogen i​n gleicher Trägerschaft untergebracht.[151]

Neben d​er privaten Grundschule g​ibt es n​och drei weitere öffentliche Grundschulen i​n Zgorzelec s​owie fünf Gymnasien. Die Gymnasien s​ind vergleichbar m​it der deutschen Mittelstufe. Auch u​nter den Gymnasien existieren z​wei private Schulen – e​ine Schule für Erwachsene (poln.: Gimnazjum d​la dorosłych Żak) u​nd das zweisprachige Gimnazjum Łużyckie. Das Gimnazjum Łużyckie i​st ebenso w​ie das Liceum Ogólnokształcące im. Braci Śniadeckich i​n der ehemaligen Baugewerke- u​nd Maschinenbauschule a​n der Ulica Partyzantów (Friedrichsplatz) untergebracht. Das allgemeinbildende Liceum trägt d​en Namen d​er Brüder Jan u​nd Jędrzej Śniadecki. Die Schule führt z​ur allgemeinen Hochschulreife. Weiterhin g​ibt es i​n Zgorzelec d​rei Berufsschulen.[152][153]

Die Hochschule für Geistes- u​nd Wirtschaftswissenschaften Łódź u​nd die Management-Hochschule Legnica h​aben Außenstellen i​n Zgorzelec.[154]

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Der Zgorzelecer Stadtrat k​ann Personen m​it besonderen Verdiensten d​ie Ehrenbürgerschaft verleihen. Anträge a​uf Ehrenbürgerschaft können v​on der Kommune, Bürgern u​nd Unternehmen d​er Stadt s​owie Vereinen u​nd Organisationen eingereicht werden. Im Jahr 2000 erhielt Aleksander Kwaśniewski – dritter Staatspräsident d​er Dritten Polnischen Republik d​ie Ehrenbürgerwürde. Acht Jahre später w​urde sie Jan Mycek, d​em ehemaligen Pfarrer d​er katholischen Pfarrgemeinde Sankt Bonifatius u​nd Prälat d​es Dekanates Zgorzelec verliehen.[155]

Söhne und Töchter der Stadt

  • Mirosław Fiedorowicz (* 1956), Bürgermeister von Zgorzelec von 1998 bis 2006
  • Janusz Bronowicz (* 1960), Generalmajor der polnischen Streitkräfte
  • Ryszard Sobczak (* 1967), Fechter
  • Roman Brodniak (* 1968), Sejmabgeordneter zwischen 2007 und 2011
  • Rafał Gronicz (* 1973), seit 2006 Bürgermeister von Zgorzelec
  • Agata Korc (* 1986), Schwimmerin

Literatur

  • Richard Jecht: Geschichte der Stadt Görlitz. Selbstverlag, Görlitz 1922, OCLC 187196824.
  • Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 138.
  • Stella Pfeiffer, Elżbieta Opiłowska: Zwei Seiten einer Stadt. Görlitz – Zgorzelec. 1. Auflage. Edition Sächsische Zeitung, Dresden 2006, ISBN 3-938325-11-9.
  • Wolf-Dieter Fiedler: Über sieben Brücken … Görlitz – Die Oststadt auf alten Ansichtskarten und Fotografien. In deutscher und polnischer Sprache. Senfkorn-Verlag, Görlitz 2008, OCLC 723448034.
  • Elżbieta Opiłowska: Kontinuitäten und Brüche deutsch-polnischer Erinnerungskulturen. Görlitz – Zgorzelec 1945–2006. Neisse Verlag, Dresden 2009, ISBN 978-3-940310-56-9.
  • Christoph Waack: Görlitz/Zgorzelec. Hrsg.: Peter Haslinger u. a. (= Historisch-topographischer Atlas schlesischer Städte / Historyczno-topograficzny atlas miast śląskich. Band 1). Herder-Institut, Marburg / Wrocław 2010, ISBN 978-3-87969-361-0 (online).
  • Martina Pietsch (Hrsg.): Heimat und Fremde. Migration und Stadtentwicklung in Görlitz und Zgorzelec seit 1933. Selbstverlag der Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz, Görlitz 2010, ISBN 978-3-9813510-1-9.
Commons: Zgorzelec – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. G. Kiessling: Blicke in die Mundart der südlichen Oberlausitz. Raschkem, 1883, S. 17.
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