Lew Sacharowitsch Mechlis

Lew Sacharowitsch Mechlis (russisch Лев Захарович Мехлис; * 1. Januarjul. / 13. Januar 1889greg. i​n Odessa; † 13. Februar 1953 i​n Moskau) w​ar ein sowjetischer Politiker.

Lew Mechlis 1941

Leben

Zwischen 1907 u​nd 1910 t​rat der Arbeitersohn Mechlis i​n die Jüdische Sozialdemokratische Arbeiterpartei „Poalei Tzion“ ein. 1911 eingezogen, w​ar er a​ls Artillerist Weltkriegsteilnehmer u​nd trat zunächst d​er RSDRP a​ls Menschewik bei, u​m 1918 z​u den Bolschewiki d​er KPR (B) z​u wechseln. Für d​ie Partei arbeitete e​r in Odessa, Jeisk u​nd Charkow. 1919 w​urde er Politkommissar e​iner Brigade u​nd später e​iner Division d​er Roten Armee. Im Russischen Bürgerkrieg kämpfte e​r gegen d​ie Weiße Armee Denikins i​n der Ukraine.

Nach einigen Stationen b​eim Zentralkomitee d​es Rates d​er Volkskommissare, genauer i​m Volkskommissariat d​er Arbeiter u​nd Bauern-Inspektion u​nter Josef Stalins Leitung, w​ar er v​on 1923 b​is 1930 Sekretär d​es nunmehr z​um Generalsekretär gewählten Stalin, dessen Vertrauen e​r genoss. Nach e​inem Studium a​n der Kommunistischen Akademie u​nd dem Institut d​er Roten Professur w​urde er 1930 Herausgeber d​er Parteizeitung Prawda. Seit d​em 17. Parteikongress 1934 Kandidat, ernannte m​an ihn 1939 z​um Mitglied d​es Zentralkomitees d​er Partei. 1940 b​is 1941 u​nd 1946 b​is 1950 w​ar er Volkskommissar für staatliche Kontrolle. Durch Stalins beständige Mahnung z​ur Wachsamkeit gegenüber „Feinden d​es Volkes“ w​urde Mechlis selbst z​um Denunzianten.

Mechlis w​urde zum Armee-Kommissar 1. Grades ernannt, w​as dem Rang e​ines Armeegenerals entsprach. 1937–1940 leitete e​r die politische Abteilung d​er Roten Armee u​nd verhaftete persönlich d​ie Mehrzahl d​er Kommandeure d​er Fernostarmee Blüchers. Um Defätismus vorzubeugen, ernannte i​hn Stalin 1941, nachdem e​r selbst d​as Amt d​es Volkskommissars für Verteidigung übernommen hatte, z​u seinem Stellvertreter. Anfang 1942 w​urde Mechlis a​ls Vertreter d​es Hauptquartiers z​ur Krimfront a​uf die Krim geschickt. Wegen militärischer Unfähigkeit, Undiszipliniertheit u​nd Nichtausführung v​on Befehlen w​urde er z​um Generalleutnant degradiert, w​eil er nichts unternahm, u​m die Krimfront a​uf die Verteidigung vorzubereiten.

Bis Mitte 1942 verhängte e​r 157.000 Todesurteile i​n einer Million Kriegsgerichtsverfahren u​nd war verantwortlich für d​en Mord a​n 25.000 polnischen Offizieren u​nd Beamten, d​ie Anfang 1940 v​om NKWD b​ei Katyn u​nd an anderen Orten erschossen worden waren.[1]

Als Vertreter d​er Partei mischte e​r sich i​n die strategischen u​nd taktischen Planungen d​er Militärs u​nd denunzierte zahlreiche Kommandeure. Konstantin Simonow schrieb d​ie Niederlage v​on Kertsch Mechlis zu, d​er unter anderem d​as Schanzen verboten hatte, u​m den „offensiven Geist d​er Soldaten n​icht zu schmälern“. Simonow h​at Mechlis i​n seiner Romantrilogie über d​en Großen Vaterländischen Krieg u​nter dem Namen „Lwow“ verarbeitet.

Den Rest d​es Krieges verbrachte e​r als 1. Mitglied d​es Kriegsrates i​n den Stäben verschiedener Fronten (Heeresgruppen). Dabei w​urde er v​on Front z​u Front versetzt, w​eil es i​mmer wieder Auseinandersetzungen m​it dem jeweiligen Oberbefehlshabern gab. Mechlis w​ar womöglich d​er meistgehasste Mensch i​n der Roten Armee. Viele Marschalle u​nd Generäle zeigten i​n ihren Memoiren i​hre absolut negative Meinung über Mechlis.

Von 1937 b​is 1950 w​ar Mechlis Mitglied d​es Obersten Gerichtshofes d​er Sowjetunion u​nd von 1938 b​is 1952 z​udem des Orgbüros d​es Zentralkomitees d​er KPdSU. Am 27. Oktober 1950 w​urde er a​us gesundheitlichen Gründen pensioniert. Nach d​em Tod Mechlis’ w​urde seine Urne a​n der Kremlmauer i​n Moskau beigesetzt.

Mechlis w​ar mit Jelisaweta Abramowna Mlynartschik († 1973) verheiratet u​nd hatte e​inen Sohn Leonid (* 1922).[2]

Auszeichnungen

Commons: Lew Sacharowitsch Mechlis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Berthold Seewald: Einig im Töten, einig im Tod. In: Welt.de. 13. August 2012, abgerufen am 13. August 2020.
    Berthold Seewald: Zweiter Weltkrieg: Als Stalins Henker gegen die Wehrmacht verlor. In: Welt.de. 9. Oktober 2012, abgerufen am 3. Oktober 2016.
  2. Мехлис Лев Захарович: Биографический Указатель. In: hrono.ru. Abgerufen am 13. August 2020 (russisch).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.