Trogen AR
Trogen ist eine politische Gemeinde im Bezirk Mittelland des Kantons Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz. Sie ist Sitz der kantonalen Justizbehörden von Appenzell Ausserrhoden.
AR ist das Kürzel für den Kanton Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Trogen zu vermeiden. |
Trogen | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Appenzell Ausserrhoden (AR) |
Bezirk: | ehemaliger Bezirk Mittelland |
BFS-Nr.: | 3025 |
Postleitzahl: | 9043 |
Koordinaten: | 752907 / 252759 |
Höhe: | 903 m ü. M. |
Höhenbereich: | 689–1183 m ü. M.[1] |
Fläche: | 10,03 km²[2] |
Einwohner: | 1822 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 182 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 12,2 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsidentin: | Dorothea Altherr |
Website: | www.trogen.ch |
Unterdorf Trogen mit Kirche | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Trogen liegt im Appenzeller Mittelland, geprägt vom Gäbris, dem höchsten Berg des Bezirks. Der tiefste Punkt der Gemeinde befindet sich beim Chastenloch auf 693 Meter, der höchste Punkt befindet sich oberhalb des Sitz auf 1183 Meter. Trogen grenzt an die Gemeinden Wald, Oberegg (AI), Altstätten (SG), Gais, Bühler, Speicher und Rehetobel. Trogen ist zudem der Endpunkt der Bahnstrecke Appenzell–St. Gallen–Trogen der Appenzeller Bahnen (ehemalige Trogenerbahn).
Geschichte
Trogen wurde 1168 als Trugin erstmals erwähnt. Als sich das Land Appenzell 1597 in Ausser- und Innerrhoden teilte, wurde Trogen der Hauptort des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Stock und Galgen kamen nach Trogen; der Richtplatz befand sich westlich von Trogen im heutigen Ortsteil Gfeld.
Ab dem 16. Jahrhundert bis zur industriellen Revolution wurde Trogen, wie ein grosser Teil des Appenzellerlands, durch den Verkauf von Webereien und Stickereien wohlhabend. Dieser Trend wurde durch die Zellweger-Familie enorm verstärkt, welche mit dem Leinwandhandel zeitweise ein Vermögen machte. Aus jener Zeit stammen auch die Zellweger-Paläste in Trogen. Einige davon stehen auf der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung (siehe auch Bilder unter Commons). Die kunsthistorisch bedeutende reformierte Kirche und fünf Profanbauten stammen von dem spätbarocken Baumeister Johann Ulrich Grubenmann von Teufen.
Die Landsgemeinde fand bis zu ihrer Abschaffung 1997 jedes zweite Jahr in Trogen statt. Wegen seiner Grösse, des Sitzes der Kantonsregierung und Teilen der Verwaltung wird heute jedoch meist Herisau als Hauptort bezeichnet.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung[5] | ||||||||||
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Jahr | 1667 | 1734 | 1813 | 1850 | 1900 | 1950 | 1980 | 2000 | 2005 | 2010 |
Einwohner | 2262* | 2250** | 2370 | 2611 | 2496 | 2142 | 1853 | 1867 | 1751 | 1687 |
*(inkl. Wald, Rehetobel)
**(exkl. Wald, Rehetobel)Kantonsverwaltung
Das kantonale Obergericht, das Kantonsgericht (Äquivalent zum Bezirksgericht in Kantonen mit Bezirken), das Verwaltungsgericht sowie das Jugendgericht haben ihren Sitz in Trogen. Obwohl der Kanton Appenzell Ausserrhoden laut Kantonsverfassung keinen Kantonshauptort kennt, teilen sich diesen Status de facto Herisau (Sitz der Legislative, der Exekutive und des Polizeiwesens) und Trogen (Sitz der Judikative).
In Trogen befindet sich auch die Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden.
Bis zur Abschaffung der Landsgemeinde waren Hundwil und Trogen die beiden alternierenden Versammlungsorte der Ausserrhoder Landsgemeinde.
Schulen
Sämtliche Stufen der obligatorischen Schulzeit können in Trogen absolviert werden. Zudem steht mit der 1821 gegründeten Kantonsschule Trogen (KST), kurz auch «Kanti Trogen», die einzige Mittelschule des Kantons Appenzell Ausserrhoden in Trogen. Zum Angebot der Kantonsschule gehören neben dem Gymnasium auch eine Wirtschafts- und Fachmittelschule. Seit 1907 wird an der KST ebenfalls die Sekundarschule für die Gemeinden Trogen, Wald und Rehetobel geführt.
Soziales und Kultur
In Trogen befindet sich das über den Kanton hinaus bekannte Kinderdorf Pestalozzi. Seit einigen Jahren präsentiert sich das Dorf offiziell unter dem Namen «Kulturdorf im Appenzellerland». In der Reformierten Kirche Trogen finden die meisten Veranstaltungen zur Aufführung des gesamten Bachschen Vokalwerks durch die J. S. Bach-Stiftung statt.
Sehenswürdigkeiten
Bilder
- Zellweger'scher Doppelpalast und Reformierte Kirche
- Reformierte Kirche
- KVT-Haus Landsgemeindeplatz 10
- Pfarrhaus und Rathaus
- Kinderdorf Pestalozzi
Persönlichkeiten
- Carl Adams (1811–1849), Mathematiker, unterrichtete in Trogen
- Carl Aeschbacher (1886–1944), Komponist und Chorleiter, Musikdirektor in Trogen
- Hans Altherr (* 1950), Politiker (FDP), von 1976 bis 1993 Gemeinderat in Trogen
- Hermann Altherr (1848–1927), Arzt, besuchte die Kantonsschule in Trogen
- Michael Altherr (1681–1735), Landesbauherr, Landammann und Tagsatzungsgesandter, geboren in Trogen
- Jeannette Altwegg (1930–2021), Eiskunstläuferin, arbeitete als Betreuerin im Pestalozzi-Kinderdorf
- Rudolf am Bach (1919–2004), Pianist und Musikpädagoge, geboren in Trogen als Rudolf Aeschbacher
- Johannes Baumann (1874–1953), Politiker, Bundesrat, war von 1899 bis 1905 Verhörrichter und Kantonspolizeidirektor in Trogen
- Alois Emanuel Biedermann (1819–1885), reformierter Theologe, besuchte von 1826 bis 1830 die Kantonsschule in Trogen
- Maria Bill (* 1948), Schauspielerin und Sängerin, geboren in Trogen
- Bartholome Bischoffsberger (um 1622–1698), ab 1643 Pfarrer in Trogen, hier verstorben
- Elisabeth Bourquin (1930–1995), Malerin der Art brut und Autorin, geboren in Trogen
- Mark Staff Brandl (* 1955), Künstler und Kunsthistoriker, lebt in Trogen
- Jakob Bruderer (1821–1884), Unternehmer und Politiker
- Willi Eugster (* 1948), Pädagoge und Psychologe, leitete von 1985 bis 2013 die Kantonsschule Trogen
- Johann Jakob Graf (1781–1847), Kaufmann und Textilunternehmer
- Robert Holzach (1922–2009), Rechtsanwalt und Bankmanager, besuchte die Kantonsschule in Trogen
- Bartholome Honnerlag (1740–1815), Arzt, in Trogen geboren, lebte und wirkte hier und starb in Trogen
- Gabriela Krapf (* 1973), Musikerin, besuchte die Kantonsschule in Trogen
- Helen Meier (1929–2021), Schriftstellerin, lebte und starb in Trogen
- Elisabeth Pletscher (1908–2003), Medizinische Laborantin, Frauenrechtlerin; verbrachte Kindheit, Jugend und zweite Lebenshälfte in Trogen
- Marino Pliakas (* 1964), Musiker, geboren in Trogen
- Ueli Prager (1916–2011), Unternehmer, besuchte von 1929 bis 1935 die Kantonsschule in Trogen
- Thomas Rau (* 1950), Mediziner, geboren in Trogen
- Heinz Rutishauser (1918–1970), Mathematiker, unterrichtete bis 1948 in Trogen
- Emil Schiess (1894–1972), Pädagoge, Unternehmer und Politiker, geboren in Trogen
- Johannes Georg Schläpfer (1797–1835), Arzt und Naturwissenschaftler, geboren in Trogen
- Matthias Schläpfer (1763–1830), Kaufmann, Unternehmer und Konsul, geboren in Trogen
- Pelagius Schläpfer (1601–1680), Textilhändler, Landeszeugherr, Landesstatthalter, Tagsatzungsgesandter und Landammann, geboren in Trogen
- Robert Schläpfer (1923–2001), Sprachwissenschaftler, bürgerberechtigt in Trogen
- Ulrich Schläpfer (1580–1651), Textilhändler, Landesstatthalter, Landammann und Tagsatzungsgesandter, geboren in Trogen
- Otto Schmid (1889–1974), Maler, Zeichner und Pädagoge an der Kantonsschule Trogen
- Hans Konrad Sonderegger (1891–1944), Theologe, Rechtsanwalt und Politiker, besuchte 1907–1911 die Kantonsschule in Trogen
- Johann Jakob Sonderegger (1838–1905), Pädagoge, Gemeindepräsident, Kantonsrat, Regierungsrat und Nationalrat, geboren in Trogen
- Bartholome Sturzenegger (1650–1709), Politiker
- Johann Ulrich Sturzenegger (1785–1842), Publizist, Verleger, Redakteur, Buchdrucker und Politiker
- Ulrich Sturzenegger (1714–1781), Unternehmer, Kalendermacher und Kommunalpolitiker
- Sophie Taeuber-Arp (1889–1943), Malerin, Bildhauerin und Tänzerin, aufgewachsen in Trogen
- Johann Georg Gustav Tobler (1769–1843), Pädagoge und Schriftsteller, geboren in Trogen
- Johann Heinrich Tobler (1777–1838), Dichter und Komponist, geboren in Trogen
- Otto Tobler (1879–1946), Jurist und Pionier des Natur- und Heimatschutzes, geboren in Trogen
- Titus Tobler (1806–1877), Arzt und Palästinaforscher, besuchte die Kantonsschule in Trogen
- Emil Walser (1909–1972), Komponist und Volksmusikant, lebte in Trogen
- Ernst Wildi (1878–1939), Rektor der Kantonsschule Trogen von 1904 bis 1937, lebte in Trogen im Honnerlagschen Doppelpalast
- Norbert Zeilberger (1969–2012), österreichischer Musiker, wirkte im Rahmen der J. S. Bach-Stiftung in Trogen, daselbst verstorben
- Zellweger (16.–18. Jahrhundert), Patrizierfamilie mit Zweig in Trogen
- Bartholome Zellweger (1625–1681), Landesseckelmeister, Landesstatthalter und Tagsatzungsgesandter
- Conrad Zellweger-Rechsteiner (1630–1705), Textilunternehmer, Ratsherr und Regierungsmitglied
- Conrad Zellweger-Tanner (1659–1749), Kaufmann, Textilunternehmer, Ratsherr, Regierungsmitglied und Landammann
- Eduard Zellweger (1901–1975), Jurist, Politiker und Diplomat, bürgerberechtigt in Trogen
- Johann Caspar Zellweger (1768–1855), Kaufmann, Gelehrter und Philanthrop
- Johannes Zellweger-Sulser (1695–1774), Kaufmann, Textilunternehmer, Ratsherr, Landeshauptmann und Landammann
- Jakob Zellweger-Hünerwadel (1805–1873), Arzt, Ratsherr, Gemeindehauptmann, Landesstatthalter, Landammann, Tagsatzungsgesandter und Obergerichtspräsident
- Jakob Zellweger-Zuberbühler (1770–1821), Kaufmann, Textilunternehmer, Ratsherr, Grossrat, Landeszeugherr, Landammann, Tagsatzungsgesandter und Diplomat
- Johannes Zellweger-Hirzel (1730–1802), Kaufmann, Textilunternehmer, Ratsherr, Gemeindeschreiber und Landesfähnrich
- Laurenz Zellweger (1692–1764), Schweizer Aufklärer, Arzt und Mitbegründer der Helvetischen Gesellschaft
- Ulrich Zellweger (1804–1871), Bankier, Publizist und Gründer der Basler Missions-Handlungs-Gesellschaft
- Ursula Wolf-Zellweger (1735–1820), Stifterin der Gemälde in der reformierten Kirche von Trogen und in Trogen verstorben
- Sebastian Zuberbühler (1809–1868), Pädagoge, geboren in Trogen, war dort zeitweise Lehrer
Literatur
- Oskar Wohnlich: Trogen. 2., von Walter Schläpfer überarbeitete Auflage. Haupt, Bern 1971.
- Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Band 2: Der Bezirk Mittelland. Birkhäuser Verlag, Basel 1980, ISBN 3-7643-1174-6. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 97.) S. 23–170. Digitalisat.
- Hansjörg Werder: Zur Aktualdynamik der Kulturlandschaft des Appenzeller Mittellandes. (Publikation der Ostschweizerischen Geographischen Gesellschaft, Heft 1). St. Gallen, 1984.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Trogen
- Thomas Fuchs: Trogen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Dokumentation der Rathaussanierung Trogen / Geschichte des Rathaus Trogen (PDF; 42,6 MB) Hochbauamt des Kanton Appenzell Ausserrhoden, abgerufen am 26. August 2018.
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- 1667–1950 siehe: Thomas Fuchs: Trogen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. November 2013, abgerufen am 5. Juni 2019.
- Bernhard Anderes: Die Pfarrkirche Trogen. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 518). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1992, ISBN 978-3-85782-518-7.