Teufen AR

Teufen ist eine politische Gemeinde im Mittelland des Kantons Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz. Teufen liegt durch eine Anhöhe getrennt unmittelbar südlich der Stadt St. Gallen.

AR ist das Kürzel für den Kanton Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Teufen zu vermeiden.
Teufen
Wappen von Teufen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden (AR)
Bezirk: ehemaliger Bezirk Mittellandw
BFS-Nr.: 3024i1f3f4
Postleitzahl: 9053
UN/LOCODE: CH TFN
Koordinaten:747153 / 250649
Höhe: 833 m ü. M.
Höhenbereich: 599–1042 m ü. M.[1]
Fläche: 15,25 km²[2]
Einwohner: 6364 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 417 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
12,5 % (31. Dezember 2020)[4]
Gemeindepräsident: Reto Altherr (FDP)
Website: www.teufen.ch
Teufen

Teufen

Lage der Gemeinde
Karte von Teufen
w

Geschichte

Historisches Luftbild aus 400 m von Walter Mittelholzer von 1923

Der Name Teufen erscheint erstmals auf einer Urkunde von 1272 Tiuffen (in der Tiefe). Vor 1300 zählte man in Teufen nur fünf Höfe.

1377 schlossen sich die Landleute von Appenzell, Urnäsch, Teufen und Gais mit Erlaubnis des Abtes dem Schwäbischen Städtebund an. Für Teufen, das noch kein Siegel hatte, siegelte der Ammann von Appenzell. Der Bär als Wappentier auf seinem Siegel ging auf allen vieren, wie er heute noch auf dem Teufner Gemeindewappen abgebildet ist.

Sehr früh fand die Reformation im Appenzellerland Eingang, eine wichtige Rolle spielte Jakob Schurtanner, der Pfarrer von Teufen war. Nach dem Landsgemeindebeschluss von 1525, wonach jede Kirchhöri (Gemeinde) selber entscheiden konnte, ob sie beim alten Glauben bleiben oder den neuen annehmen wolle, wurden in Teufen Altar und Bilder entfernt. Erst gegen Ende des Jahrhunderts verschärften sich die Glaubensgegensätze wieder, was schliesslich am 28. August 1597 zur Teilung des Landes führte.

Während der Helvetik war Teufen Hauptort des gleichnamigen Distrikts im Kanton Säntis. 1841 bot die Gemeinde das neue, stattliche Schulhaus am Dorfplatz dem Lande als Rathaus zum Geschenk an, wenn Teufen zum Kantonshauptort bestimmt werde. Die Landsgemeinde lehnte das Geschenk ab und erwarb in Trogen den Palast von Landammann Jakob Zellweger. Dafür erhielt Teufen einige Jahre später das kantonale Artilleriezeughaus, das heute der Gemeinde gehört.

Der wirtschaftliche Aufschwung von Teufen war der Leinen- und später der Baumwollweberei zu verdanken. 1779, während der Blütezeit der feinen Baumwollweberei (Mousseline), liess Teufen vom einheimischen Baumeister Hans Ulrich Grubenmann eine neue, grössere Kirche erstellen. Um 1820 konstruierte der Teufner Johann Conrad Altherr den ersten Plattstich-Webstuhl, mit dem man im gleichen Arbeitsgang weben und den Stoff mit stickereiartigen Mustern versehen konnte.

In den 1850er Jahren wurden die ersten Handstickmaschinen aufgestellt. Die Jahre 1880–1890 galten als die goldenen Jahre der Stickerei. In den Jahren danach erlebte die Textilindustrie eine schwere Krise, aus der sie sich nur kurzfristig wieder erholte, um dann nach dem Ersten Weltkrieg endgültig zusammenzubrechen. An die guten Zeiten der Stickerei erinnern in Teufen die stattlichen Geschäftshäuser im Eggli und die vielen Stickerhäuser entlang der Strassen.[5]

Bevölkerung

Teufen verzeichnet, fast als eine der einzigen Ausserrhoder Gemeinden, eine ständig steigende Einwohnerzahl.[6]

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner[7]
16672070
18504119
19004595
19504318
19805027
20005535
20025610
20045627
20065717
20085766
20105763
20125997
20146127
20166182
20186280

Sehenswürdigkeiten

  • Reformierte Kirche, 1776–1779
  • Katholische Kirche, 1970er Jahre
  • Das Grubenmann-Museum im ehemaligen Zeughaus (seit Juni 2012 dort) zeigt Exponate zum Wirken der Baumeisterfamilie Grubenmann.
  • Westlich von Teufen im Ortsteil Niederteufen befindet sich das 1379 gegründete Kloster Wonnenstein, das eine Exklave des Kantons Appenzell Innerrhoden bildet.
  • Frölichsegg: Aussichtspunkt (998 M. ü. M.) auf bewaldetem Hügel nördlich von Teufen, benannt nach dem Apotheker Carl Friedrich Fröhlich (1802).[8][9]

Bilder

Freizeit und Sport

Teufen verfügt über Freizeiteinrichtungen, wie zum Beispiel einer Sportanlage mit einem Fussballfeld und einer 400-m-Laufbahn, sowie einem Freibad mit mehreren Schwimmbecken, die mit einer thermischen Solaranlage (Sonnenkollektor) beheizt werden. Ausserdem befindet sich ein Vitaparcours im Wald zwischen Teufen und Speicher. In Teufen ist zudem der Sitz der "Sportschule Appenzellerland" (Landhausstrasse 1a) mit Schul- und Sportangeboten an der Kantonschule Trogen und an den Sekundarschulen Teufen und Herisau.

Persönlichkeiten

Die aus Teufen stammende Baumeisterfamilie Grubenmann hat im 18. Jahrhundert in der ganzen Ostschweiz und im nahen Ausland sehr viele Kirchen und Brücken erbaut. Bekannt ist auch die Magd Barbara Grubenmann, durch deren Einfluss das im oberschwäbischen gelegene Dorf Rottenacker zum Zentrum des separatistischen Radikalpietismus in Württemberg zwischen 1803 und 1816 aufstieg.[10]

Weitere Persönlichkeiten

Vereine

Die Gemeinde Teufen hat eine Vielzahl von verschiedenen Vereinen. Der grösste Verein im Dorf ist der TVT (Turnverein Teufen). Er ist in verschiedene Kategorien unterteilt. Der zweitgrösste Verein ist der Fussballclub, der in der 3. Schweizer Liga spielt. Weitere Vereine sind der Cevi, die BESJ, der Blauring, die Pfadi, die Harmoniemusik, die Guggenmusik (Tüüfner Südwörscht), der Jodlerclub, der Samariterverein und der Männerchor.

Literatur

  • Johannes Schefer: Geschichte der Gemeinde Teufen, App.A.-Rh. Herausgegeben von der Lesegesellschaft Teufen. Teufen 1949.
  • Eugen Steinmann: Teufen AR. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 268). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1980, ISBN 978-3-85782-268-1.
  • Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Band 2: Der Bezirk Mittelland. (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 97). Birkhäuser Verlag, Basel 1980, ISBN 3-7643-1174-6, S. 171–250. Digitalisat.
  • Hansjörg Werder: Zur Aktualdynamik der Kulturlandschaft des Appenzeller Mittellandes. (Publikation der Ostschweizerischen Geographischen Gesellschaft, Heft 1). St. Gallen, 1984.
  • Die Gemeinde Teufen. Im Auftrage der Gemeinde zusammengestellt und herausgegeben von der Lesegesellschaft Teufen. (Teufener Hefte 1). 3. ergänzte Auflage. Teufen 1991.
  • Teufen: Wirtschaft, Schule, Internate, Medizin: Flurnamen, Kultur, Gasthäuser, Zeitungen : Fuhrleute, Äbte, Architekten, Söldner. Herausgegeben von der Gemeinde Teufen. VGS Verlagsgenossenschaft St. Gallen, St. Gallen, 2014.
Commons: Teufen AR – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Thomas Fuchs: Teufen (AR). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  6. Zahlen + Fakten teufen.ch, abgerufen am 9. Mai 2020
  7. Thomas Fuchs: Teufen (AR). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  8. ortsnamen.ch - Frölichsegg. Abgerufen am 11. März 2020.
  9. Bilder Frölichsegg - Wikimedia Commons. Abgerufen am 11. März 2020 (englisch).
  10. Eberhard Fritz: Separatisten und Separatistinnen in Rottenacker. Eine örtliche Gruppe als Zentrum eines „Netzwerks“ im frühen 19. Jahrhundert. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 98/1998. S. 66–158. – Eberhard Fritz: Die Separatistin Barbara Grubenmann aus Teufen und der radikale Pietismus in Württemberg. In: Appenzellische Jahrbücher 127/1999. S. 21–44.
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