Wald AR
Wald ist eine politische Gemeinde im Vorderland des Kantons Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz.
AR ist das Kürzel für den Kanton Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Wald zu vermeiden. |
Wald | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Appenzell Ausserrhoden (AR) |
Bezirk: | ehemaliger Bezirk Vorderland |
BFS-Nr.: | 3036 |
Postleitzahl: | 9044 |
Koordinaten: | 754820 / 253684 |
Höhe: | 962 m ü. M. |
Höhenbereich: | 752–1129 m ü. M.[1] |
Fläche: | 6,83 km²[2] |
Einwohner: | 882 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 129 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 8,5 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsidentin: | Marlis Hörler-Böhi |
Website: | www.wald.ar.ch |
Wald AR | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Wald liegt zwischen Trogen und Heiden auf knapp 1000 m ü. M.; der höchste Punkt der Gemeinde liegt auf 1128 m ü. M. oberhalb des Chozeren, an der Grenze zum Bezirk Oberegg des Kantons Appenzell Innerrhoden; der tiefste Punkt auf 750 m ü. M. unterhalb des Rechbergs am Moosbach.
Geschichte
Die Besiedlung erfolgte vom Bodensee und vom Rheintal her. Im 14. Jahrhundert verfügte vor allem der bischöflich-konstanziscchen Hof Horn über grundherrschaftliche Rechte im Gebiet von Wald. Für die Gegend von Erbschrut Ervscrute im Südosten der Gemeinde sind Zehntabgaben nach Altstätten bezeugt. Nach den Appenzeller Kriegen von 1401 bis 1429 kam das Gebiet von Wald mit dem restlichen Vorderland zur Rhode Trogen. Kirchlich gehörte es bis 1463 zu Goldach beziehungsweise Altstätten (Erbschrut). Danach war es Teil der neuen Kirchhöri Trogen, mit der es 1525 zur Reformation übertrat.
Trotz heftigen Widerstands der Muttergemeinde kam es 1686 zur Gründung der Gemeinde Wald. Um die gleichzeitig erbaute Kirche beim Hof Wald bildete sich innerhalb der Streusiedlung bald ein Dorfkern. Im Landhandel in den Jahren 1732 bis 1734 ergriff Wald als einzige Gemeinde im Vorderland die Partei der Harten. Während der Helvetik war ein Distrikt des Kantons Säntis nach Wald benannt, dessen Hauptort war jedoch Heiden.[5]
Wirtschaft
Die wirtschaftliche Grundlage bildete neben der Landwirtschaft das Textilgewerbe. Dieses verhalf der Gemeinde im 17. Jahrhundert zu Prosperität und ermöglichte einzelnen Bewohnern den Aufstieg in höchste Landesämter. Zwischen 1760 und 1830 waren bedeutende Textilhandelshäuser in Wald tätig, ab 1839 eine Zwirnerei. Die verkehrsgeographische Randlage von Wald hemmte früh die wirtschaftliche Entwicklung. Wald gehörte bereits im 18. Jahrhundert zu den Abwanderungsgebieten der Region und hatte auch im 19. Jahrhundert keinen nennenswerten Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen.
Der Niedergang der textilen Heimindustrie nach 1900 brachte einen demografischen Einbruch.[6] Die Bevölkerung des Dorfes bestand bis etwa 1950 vorwiegend aus Familien von Stickereibauern. Diese Landwirte besassen nur kleine Agrarflächen und übten daneben im Keller oder im Anbau ihres Wohnhauses die Stickerei aus. Mit der Krise der Handstickerei zwischen 1950 und 1970 gaben viele dieser Stickereibauern ihren Beruf auf, verkauften ihre Maschinen, und es setzte aufgrund mangelnder Beschäftigung eine leichte Einwohnerflucht ein.
Ferienkolonien und Pensionen verhalfen in den 1930er-Jahren dem Fremdenverkehr zu einem bescheidenen Aufschwung. Von 1950 bis 1970 erfolgte die Umnutzung vieler Stickerbauern- und Seidenweberhäusern, im Dialekt als «Hämmetli» bezeichnet, zu Ferienhäusern. Hauptarbeitgeber ist seit 1945 die vor allem in Metall- und elektrischer Heiztechnik tätige Firma Walser & Co.
2005 stellte der erste Wirtschaftssektor knapp 25 Prozent, der zweite gut 45 Prozent der Arbeitsplätze in der Gemeinde.[7]
Politik und Gesellschaft
1999 führte Wald als erste Ausserrhoder Gemeinde das Stimm- und Wahlrecht für Ausländer auf Gemeindeebene ein.[8] Sie wurde 2011 von Secondos Plus als «ausländerfreundlichste Gemeinde der Schweiz» ausgezeichnet.[9]
Bevölkerung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1734 | 1436 |
1818 | 1370 |
1850 | 1432 |
1900 | 1480 |
1950 | 882 |
1981 | 695 |
2000 | 881 |
2003 | 896 |
2010 | 844 |
Nach 1980 setzte durch vergünstigtes Bauland eine rege Bautätigkeit ein. Die Bevölkerung erhöhte sich von 1980 (695 Einwohner) bis Ende 2002 um rund 29 Prozent auf 896 Einwohner.
Sehenswürdigkeiten
Persönlichkeiten
- Ulrich Buff (1704–1772), Textilunternehmer
- Samuel Weishaupt (1794–1874), Pfarrer, Chorleiter und Gesangsförderer, 1819 anlässlich des Reformationsjubiläums Gründer einer gemischten Singgesellschaft in Wald, 1824 Mitgründer und Dirigent des Appenzellischen Sängervereins
- Johannes Meyer (1799–1833), Arzt, Publizist und Kantonsrat, wurde in Wald geboren
- Johann Ulrich Schiess (1813–1883), Präsident und Dirigent des Appenzellischen Sängervereins, Bundeskanzler von 1848 bis 1881, Nationalrat von 1881 bis 1883, wurde in Wald geboren
- Johann Ulrich Meyer (1825–1868), Arzt, Kantonsrat und Nationalrat, wurde in Wald geboren
- Sebastian Buff (1829–1880), Maler und Zeichner, wurde in Wald geboren
- Johann Konrad Sonderegger (1834–1885), Kaufmann und Konsul, wurde in Wald geboren
- Friedrich Schaltegger (1851–1936), nachmals Thurgauer Kantonsarchivar und -bibliothekar, war 1874–1879 Pfarrer in Wald
- Jakob Vetsch (1879–1942), Mundartforscher und Schriftsteller, Dr. phil.I und Dr. iur., aufgewachsen in Wald, später sprachwissenschaftliche Arbeiten über den hiesigen Dialekt, wovon noch heute Tondokumente zeugen[10]
- Peter Glotz (1939–2005), deutscher Politiker, kaufte sich in Wald ein historisches Fabrikantenhaus und wurde hier am 12. September 2005 beerdigt[11]
- Daniel Fehr, Musiker, spielte Klavier und Banjo bei den Minstrels, wohnt in Wald
Literatur
- Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Band 3: Der Bezirk Vorderland. Birkhäuser AG, Basel 1981, ISBN 3-7643-1251-3. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 72.) S. 71–110. Digitalisat.
- Ernst Züst: Wald: die Geschichte der Gemeinde Wald. Schläpfer und Co., Herisau 1986.
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz der Gemeinde Wald AR
- Thomas Fuchs: Wald (AR). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Thomas Fuchs: Wald (AR). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Dezember 2014, abgerufen am 20. Dezember 2021.
- Thomas Fuchs: Wald (AR). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Dezember 2014, abgerufen am 20. Dezember 2021.
- Thomas Fuchs: Wald (AR). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Dezember 2014, abgerufen am 20. Dezember 2021.
- Thomas Fuchs: Wald (AR). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Dezember 2014, abgerufen am 20. Dezember 2021.
- Wald AR ist die ausländerfreundlichste Gemeinde der Schweiz 2011. (Nicht mehr online verfügbar.) Secondos Plus, 24. September 2011, archiviert vom Original am 10. März 2012; abgerufen am 6. Februar 2013. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gerda Lechleitner (Redaktion): Schweizer Aufnahmen (deutsch). Wien: Verlag der Oesterreichischen Akademie der Wissenschaften, 2002. 5 CDs, 1 CD-ROM 1 Begleitbuch (in Schuber), darin CD 5, Titel 12 und 13, Wenker-Sätze, Volkssage.
- Peter Glotz: Von Heimat zu Heimat. Erinnerungen eines Grenzgängers. Berlin: Ullstein 2005.