Schwellbrunn

Schwellbrunn ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft im Hinterland des Kantons Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz.

Schwellbrunn
Wappen von Schwellbrunn
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden (AR)
Bezirk: ehemaliger Bezirk Hinterlandw
BFS-Nr.: 3004i1f3f4
Postleitzahl: 9103
Koordinaten:736782 / 246116
Höhe: 966 m ü. M.
Höhenbereich: 730–1102 m ü. M.[1]
Fläche: 17,42 km²[2]
Einwohner: 1550 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 89 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
6,3 % (31. Dezember 2020)[4]
Gemeindepräsident: Ueli Frischknecht
Website: www.schwellbrunn.ch

Lage der Gemeinde
Karte von Schwellbrunn
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Geographie

Schwellbrunn liegt auf einer Anhöhe, einem schmalen Hügelrücken, oberhalb von Degersheim und Herisau und ist ein beliebter Ausflugsort. Schwellbrunn ist mit 972 m ü. M. die höchstgelegene Gemeinde im Kanton und bietet eine Aussicht bis ans Nordufer des Bodensees. Der Wissbach entspringt westlich, die Glatt östlich des Hügelrückens.

Nachbargemeinden sind im Uhrzeigersinn Herisau, Waldstatt, Urnäsch, Schönengrund, Neckertal und Degersheim.

Geschichte

Post, Kirche und Pfarrhaus

Seit 900 wurden Einzelhöfe genannt, die 1268 mit dem Namen Schwellbrunnen überliefert wurden. Als Teil der Rhode und Kirchgemeinde Herisau trat das Dorf 1529 zur Reformation über. Erst nach dem Kirchenbau bei der Hofstatt und der politischen Trennung von Herisau 1648 bildete sich ein richtiges Strassendorf aus entlang der Hauptlandstrasse von St. Gallen ins Toggenburg. Es blieb bis ins 20. Jahrhundert weitgehend unverändert und ist deshalb ein Ortsbild von nationaler Bedeutung geworden. Die neue Gemeinde organisierte sich in einer Oberen und Unteren Schar, die im Wechsel den Gemeindehauptmann stellten bis 1818. Die alte Zweiteilung der Gemeinde lebte in den Namen der beiden Lesegesellschaften fort, welche bis ums Jahr 2000 zusammen mit dem Land- und Alpwirtschaftlichen Verein sowie dem Gewerbeverein die wichtigsten politischen und kulturellen Vereinigungen bildeten. Im 19. Jahrhundert war zudem eine ausgeprägte Gesangskultur verankert. Mit der Gründung einer SVP-Sektion in den 1990er Jahren gewann auch die bürgerliche Ortspartei der FDP an Bedeutung, seit 2010 kam eine Sektion der Sozialdemokraten hinzu.[5]

Luftbild von Walter Mittelholzer aus dem Jahr 1920

Die mehrheitlich bäuerliche Bevölkerung nahm zwar am Aufschwung der Textilindustrie im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts teil, wobei einzelne im Baumwollgewerbe als Fabrikanten und Kaufleute Bedeutung erlangten. Daneben lebten die Schwellbrunner hauptsächlich von der Butter- und Käseherstellung, der Bienenzucht und dem Export von Köhlerholz. Die Neuanlage der Hauptstrasse von Herisau ins Toggenburg über Waldstatt 1789 stiess in Schwellbrunn auf Widerstand, denn sie stellte das Dorf verkehrsmässig ins Abseits und leitete seinen ökonomischen und demografischen Niedergang ein. 1871 entstand eine Stickfabrik, und ab 1880 entwickelte sich Schwellbrunn zum Luftkurort. In den 1930er Jahren verschwanden die bisherigen Haupterwerbszweige Weberei und Stickerei beinahe vollständig. Seither ist die Gemeinde von Vieh- und Milchwirtschaft geprägt, im Dorf findet die grösste Viehschau des Kantons statt. Seit 1970 werden auf Gemeindegebiet Skilifte betrieben. Dank der ruhigen Lage wurde Schwellbrunn im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts zunehmend als Wohnort geschätzt; der Trend scheint zu Beginn des 21. Jahrhunderts gebrochen.[5]

2017 wurde Schwellbrunn in einer von den Zeitschriften Schweizer Illustrierte, L’illustré und il Caffè zusammen mit Sendern der SRG veranstalteten Publikumswahl[6] zum «schönsten Dorf der Schweiz» gewählt.[7] Schwellbrunn ist Mitglied im 2015 gegründeten Verein "Die schönsten Schweizer Dörfer".[8]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr1667179418501900194119501980200020102018
Einwohner1012243622541888141215151142146814771573
Quelle[5][9]
Zinnkanne von Jakob Glinz, St. Gallen

Sehenswürdigkeiten

Die paritätisch genutzte Kirche, erbaut 1647/48, bedeutender Umbau 1763 durch Hans Ulrich Grubenmann. In der Kirche: Zinnkanne von Jakob Glinz, Zinngiesser in St. Gallen.

Kultur und Sport

Die Gemeindebibliothek ist im Schulhaus Sommertal untergebracht.

Das Dorf Schwellbrunn ist im Film „Un Franco, 14 Pesetas“ zu sehen, der im Sommer 2006 in Schwellbrunn gedreht wurde.[10]

Die von einigen Mitgliedern des Turnvereins 1981 gegründete Faustballriege tritt mittlerweile unter dem Namen Faustball Schwellbrunn auf und spielte von 2005 bis 2011 erfolgreich in der Nationalliga A.

Tourismus

Schwellbrunn hatte ursprünglich zwei Bügel-Skilifte; den Skilift Landscheide (1022 m) – Sitz (1084 m) mit einer Länge von 340 m und den Skilift Löschwendi (852 m) – Risi (1035 m) mit einer Länge von 750 m, welche mit zwei Ponyliften verbunden waren. Der Skilift Löschwendi – Risi und die Verbindungslifte wurden aufgrund der immer schlechteren Schneeverhältnisse in den vergangenen Wintern zeitweise ausser Betrieb gesetzt. Per Ende Saison 2014/15 erfolgte die endgültige Ausserbetriebsetzung (inkl. anschliessendem Rückbau); der Skilift Landscheide – Sitz wird weiterhin betrieben. Neben den Skiliften wird unterhalb des Dorfes im Gebiet mit Flurname «Bühel» zusätzlich eine separate Schlittelpiste präpariert.[11]

Im Sommer bietet sich die idyllische und abwechslungsreiche Landschaft für den Wandertourismus an. Das Wanderwegnetz beinhaltet einen Abschnitt des Schwabenweges. Des Weiteren stehen mit dem «Kulturweg» und dem «Rätselweg» zwei Themenwege zur Verfügung.

Persönlichkeiten

  • Johannes Schefer (1738–1799), Landwirt und Fabrikant, Gemeindepräsident, Landesseckelmeister und Landammann

Literatur

  • Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Band 1: Der Bezirk Hinterland. Birkhäuser, Basel 1973. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 61), S. 233–264. Digitalisat
  • Willkommen in Schwellbrunn. Herausgegeben von der Gemeindekanzlei Schwellbrunn. Schwellbrunn 1989.
  • Jakob Altherr: Schwellbrunn: Gemeinde-Chronik von der Vorzeit und der Zeit von 1648 bis 1997. Zehnder, Wil 1997.
Commons: Schwellbrunn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Thomas Fuchs: Schwellbrunn. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  6. Schwellbrunn (AR) ist das «schönste Dorf der Schweiz 2017». SRF. 7. September 2017. Abgerufen am 26. Oktober 2020.
  7. Das schönste Dorf der Schweiz – Das Geheimnis von Schwellbrunn. Abgerufen am 18. Mai 2018.
  8. Verein Die schönsten Schweizer Dörfer
  9. Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach institutionellen Gliederungen, Geburtsort und Staatsangehörigkeit. Auf der Webseite des Bundesamts für Statistik, abgerufen am 20. Oktober 2020
  10. Höhepunkte in der Gemeinde. Gemeinde Schwellbrunn, abgerufen am 29. Januar 2011.
  11. Skilifte Schwellbrunn. Skilift AG Schwellbrunn, abgerufen am 23. April 2015.
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