Waldstatt

Waldstatt ist eine politische Gemeinde im Hinterland des Kantons Appenzell Ausserrhoden in der Schweiz.

Waldstatt
Wappen von Waldstatt
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden (AR)
Bezirk: ehemaliger Bezirk Hinterlandw
BFS-Nr.: 3007i1f3f4
Postleitzahl: 9104
UN/LOCODE: CH WAD
Koordinaten:739379 / 246743
Höhe: 822 m ü. M.
Höhenbereich: 666–967 m ü. M.[1]
Fläche: 6,75 km²[2]
Einwohner: 1803 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 267 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
11,1 % (31. Dezember 2020)[4]
Gemeindepräsident: Andreas Gantenbein, FDP
Website: www.waldstatt.ch
Waldstatt

Waldstatt

Lage der Gemeinde
Karte von Waldstatt
w

Waldstatt liegt in der Mitte des Vierecks Herisau, Hundwil, Urnäsch und Schwellbrunn und ist somit die einzige Gemeinde im Kanton die an keinen anderen Kanton grenzt.

Geschichte

1374 hiess die Siedlung Ober Walstatt, 1415 Wallstatt und gehörte zur Rhode und zur Kirchgemeinde Herisau und teilte deren politische Geschichte. Erst 1719 wurde das Kirchen- und Armengut von Herisau getrennt, und Waldstatt erlangte seine Selbstständigkeit als Ausnahme in Appenzell Ausserrhoden bereits im Jahr vor dem Kirchenbau 1720. Die Verlegung der wichtigen Verbindungsstrasse von St. Gallen ins Toggenburg durch Waldstatt statt über Schwellbrunn 1789 gab wichtige Entwicklungsimpulse, und der Weiler entwickelte sich in der Folge zum Dorf. Seit 1919 werden die öffentlichen Aufgaben von der Einwohnergemeinde und der Ortskorporation übernommen; letztere ist für Wasserversorgung und Kehrichtwesen verantwortlich. 1973 wurde eine katholische Kirche gebaut. Das Dorf wuchs zuerst entlang der Hauptverkehrsachsen, nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich ruhigere Wohnquartiere ausserhalb entwickelt.

Neben althergebrachter Vieh- und Milchwirtschaft entwickelten sich im 18. Jahrhundert Textilgewerbe und -handel, Weberei (um 1800 gab es 400 Webstühle) und später Stickerei. Auch der Abbau von Torf und Sandstein hatte eine gewisse Bedeutung. 1792 wurde ein Bad in Unter-Waldstatt eröffnet, und Waldstatt wurde in der Folge zum Kurort. Der Kurtourismus ging nach dem 2. Weltkrieg zurück. 1839 wurde die Station für den Post-Eilwagen gebaut, der von St. Gallen nach Uznach fuhr. 1875 erhielt Waldstatt eine Station an der Bahnlinie, die von Winkeln (St. Gallen) nach Urnäsch führte. 1880 wurde die erste Zentrifuge zur Käseherstellung in der Schweiz in Betrieb genommen. 1890 wurde eine mechanische Jacquardweberei eingerichtet, 1908 zwei mechanische Webereien und eine Stickfabrik gebaut. 1932 erfolgte der Bau eines Schwimmbades. Ab etwa 1935 verlagerte sich das Schwergewicht der Beschäftigung auf die Verarbeitung von Holz, Metall und Kunststoff. 1945 wurde ein Metalldruckguss- und Thermoplastspritzgusswerk gegründet, der grösster Arbeitgeber im Ort ist. 2005 stellte der Agrarsektor 13 Prozent und die Industrie 52 Prozent der Arbeitsplätze in der Gemeinde.[5]

Gemeindewappen

Grosses Wappen von Waldstatt
Grosses Wappen von Waldstatt
Blasonierung: «Geteilt, oben in Schwarz zwischen vier Tannen eine Kapelle mit Haubenturm und Grün, der Schildfuss grün.»
Wappenbegründung: Das («kleine») Wappen greift auf die älteste Petschaft von 1804 zurück und wurde vom Gemeinderat am 10. Februar 1970 anlässlich der 250-Jahr-Feier beschlossen. Damit wurde eine bis dahin fehlerhafte Wappendarstellung berichtigt.

Das «grosse» Wappen zeigt dazu einen schwarzen, rotgezungten Bären mit rotem Gemächt als Schildhalter.[6]

Bevölkerung

Altersstruktur im Jahr 2015[7]
AltersgruppeZahl
0–18 Jahre420
19–30 Jahre241
31–40 Jahre210
41–50 Jahr273
51–60 Jahre235
61–70 Jahre199
71–80 Jahre173
81–100 Jahre78
Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner[8]
1734634
18001034
1850983
19001483
19501544
19801440
19941715
20001710
20041516
20081544
20101772
20151835
2018 1870

Kultur

Religion in Waldstatt im Jahr 2015[9]
Konfession %
evangelisch-reformiert53,6
römisch-katholisch27,5
andere christl. Konfession/Religion09,2
konfessionslos09,7

Gidio

Dieser Brauch wird einzig in Waldstatt und dem Nachbarort Herisau praktiziert. Der Waldstätter Gidio unterscheidet sich grundlegend vom Herisauer. In Waldstatt ist der Gidopfarrer für die Durchführung verantwortlich. Eine ziemlich grosse Verantwortung für den 8. Klässler. Jährlich am Aschermittwoch findet ein grosser Umzug statt. Der Umzug verläuft durch das ganze Dorf. An vorderster Front heizt die Guggenmusik Mehrzweckblaari die Passanten am Strassenrand so richtig ein. Gleich darauf folgt der Leichenwagen, mit ihm der verstorbene Gidohosenstoss, der jedes Jahr an einem anderen Unglück stirbt. Anschliessend folgen die Sujetwagen der Waldstätter Schüler. Sie lassen Themen des vergangenen Jahres wieder hochkommen. Der Umzug wird mit dem Fussvolk abgerundet. Der Umzug wird von vielen Waldstätter Gewerbetreibenden unterstützt, welche den Kindern so manche Süssigkeiten in die Hand drücken. Am Schluss des Tages, wenn sich die Umzugsgemeinschaft wieder beim Schulhausplatz versammelt, liest der Gidopfarrer die Gidopredigt vor.

Silvesterchlausen

Am Neuen Silvester, dem 31. Dezember sind nur wenige oder gar keine Silvesterchläuse unterwegs in Waldstatt. Viele Schuppel sind in Herisau unterwegs. Am Alten Silvester, dem 13. Januar, sind in Waldstatt sehr viele Silvesterchläuse unterwegs. In mehreren Besenbeizen und Restaurants können sie betrachtet werden.

Viehschau

Eines Herbsttages präsentieren sich die Waldstätter Viehzüchter von ihrer besten Seite. Es ist wieder Viehschau angesagt. Morgens kommen die Viehzüchter mit ihrem Vieh auf dem Viehschauplatz an. Die Tiere wurden, alle für diesen Anlass, herausgeputzt. Kaum haben alle Bauern den Viehschauplatz erreicht, beginnt die Bewertung der einzelnen Kühe durch die Preisrichter. Diese werden nachmittags in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet. Um etwa 16 Uhr verlassen die Landwirte den Viehschauplatz wieder.

Sehenswürdigkeiten

Bilder

Literatur

  • Eugen Steinmann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Ausserrhoden (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 61). Band 1: Der Bezirk Hinterland. Birkhäuser, Basel 1973. S. 265–289 (Digitalisat).
  • Hans Eugster-Kündig: Waldstatt: gestern und heute. Hrsg. von der Gemeinde Waldstatt. Waldstatt 1995.
Commons: Waldstatt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Thomas Fuchs: Waldstatt. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  6. Hans Eugster-Kündig: Das Wappen. Gemeinde Waldstatt, abgerufen am 3. Januar 2022.
  7. Altersstruktur in Waldstatt per 31.12.2015. (PDF; 95 kB) Gemeinde Waldstatt, 26. Januar 2016, abgerufen am 13. Januar 2021.
  8. Thomas Fuchs: Waldstatt. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  9. Konfessionen in Waldstatt 2010–2015. (PDF; 102 kB) Gemeinde Waldstatt, 26. Januar 2016, abgerufen am 13. Januar 2021.
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