Oberegg AI
Oberegg ist ein Bezirk im ostschweizerischen Kanton Appenzell Innerrhoden. Der Bezirk Oberegg bildet zugleich den Äusseren Landesteil (alle anderen Innerrhoder Bezirke bilden zusammen den Inneren Landesteil) und unterhält als solcher ein eigenes Bezirksgericht.
AI ist das Kürzel für den Kanton Appenzell Innerrhoden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Oberegg zu vermeiden. |
Oberegg | |
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![]() Wappen von Oberegg | |
Staat: | ![]() |
Kanton: | ![]() |
BFS-Nr.: | 3111 |
Postleitzahl: | 9413 |
Koordinaten: | 759562 / 254539 |
Höhe: | 870 m ü. M. |
Höhenbereich: | 540–1135 m ü. M.[1] |
Fläche: | 14,61 km²[2] |
Einwohner: | 1926 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 132 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 8,6 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Hannes Bruderer |
Website: | www.oberegg.ch |
![]() Oberegg von Westen aus gesehen Oberegg von Westen aus gesehen | |
Lage des Bezirks | |
![]() Karte von Oberegg |
Geografie
Oberegg bildet den südöstlichen Teil des Appenzeller Vorderlandes. Von den 14,7 km2 des Bezirksgebietes sind 51,8 % Wiesen und Felder, 42,5 % sind bewaldet 5,5 % sind bebaut (Gebäude oder Strassen) und 0,1 % sind unproduktives Land.[5]
Der Bezirk weist einige Besonderheiten auf. So ist er – obwohl zum Kanton Appenzell Innerrhoden gehörig – vollständig von den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen umschlossen und bildet damit eine Exklave. Zudem teilt sich der Bezirk selbst in zwei Ortsteile, die untereinander nicht verbunden sind, sondern durch einen Teil der Gemeinde Reute, die zu Ausserrhoden gehört, getrennt sind. Ebenfalls zum Bezirksgebiet gehört das Kloster St. Ottilia Grimmenstein, welches sich in Walzenhausen Platz befindet. Das katholische Kloster wurde im Zuge der Kantonsteilung dem Bezirk Oberegg zugeschlagen, obwohl es im ausserrhodischen Walzenhausen liegt.
Der obere Teil des Bezirks (auch «oberer Gang» genannt) besteht aus dem Dorf, St. Anton und Kapf. Der untere Teil (auch «unterer Gang» genannt) besteht aus den Weilern Büriswilen, Eschenmoos und Sulzbach.
Geschichte
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Ein Fund römischer Münzen beim Weiler Heilbronnen lässt auf eine frühe Begehung des Bezirksgebietes schliessen. Die eigentliche Besiedlung durch die Alemannen fand aber laut urkundlicher Erwähnung erst im Übergang vom 12. zum 13. Jahrhundert statt. Die grosse Anzahl von Rodungsnamen und Hofnamen nach wilden Tieren (Bernsboden, Bensol, Falchenstein oder Uelenhorst) bedeuten eine zweite Epoche der Kolonisation. Einzig der Weiler Büriswilen trägt einen Namen aus der Karolingerzeit. Der Name Oberegg taucht erstmals in einem Wegbrief von 1470 als Weilername auf.
Die Siedler stammten aus dem Rheintal (von Bernang, Marbach und Altstätten) oder aus dem Appenzeller Mittelland. Sie waren Untertanen des Abtes von St. Gallen, an den auch Abgaben zu Entrichten waren. Daneben standen die weltlichen Herren von Rosenberg-Berneck und die Meier von Altstätten. Letztere errichteten auf dem heutigen Bezirksgebiet von Oberegg die Burg Hoch-Altstätten.
Ein Anschluss an die Appenzellische Freiheitsbewegung scheint nur allmählich vonstattengegangen zu sein. Eine Urkunde vom 10. August 1404 belegt, dass sich die Appenzeller mit den Obereggern über die Aufnahme ins Landrecht einigten. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts schlossen sich dann die Gebiete des östlichen Appenzeller Vorderlandes unter dem Namen «Nachpurschaft am Hersberg» zusammen.
Durch die Landteilung der Reformationszeit 1597, in der das Land Appenzell in ein katholisches Inner- und ein protestantisches Ausserrhoden gespalten wurde, wurde Oberegg zur Exklave. Beim alten Glauben bleibend wurden die Oberegger Innerrhoden zugeschlagen, obwohl sie von protestantischen Rhoden umgeben waren. Die Bezirksgrenze verläuft heute noch vielfach im Zickzack, weil je nach Religionszugehörigkeit der Bauern entschieden werden musste, zu welcher Rhode ihr Hof gehören sollte.
In der Zeit der Helvetik wurden Oberegg und Hirschberg dem Distrikt Wald zugeschlagen, während die Weiler Kapf und Boden zum Distrikt Oberrheintal, beides Distrikte im Kanton Säntis, kamen. Die Oberegger waren mehrheitlich gegen die Neuordnung. Das führte so weit, dass gegen die Eidesleistung auf die neue Verfassung die Waffen unter der Führung von Johann Kolb erhoben wurden. Am 4. September 1798 wurden diese jedoch von helvetischen Truppen aus dem Distrikt Herisau bei Oberholzern überwältigt.
In der Zeit der Mediation lebten die Streitigkeiten um die Grenzziehung der beiden Halbkantone Inner- und Ausserrhoden wieder auf. Trotz eines von der Tagsatzung eingeführten Schiedsgerichtes konnten die definitiven Grenzen erst nach der Gründung des neuen Bundesstaates 1848 gezogen werden.
Der Bezirk Oberegg in der heutigen Form entstand 1872 wegen einer neuen Kantonsverfassung aus der Fusion der Halbrhoden Hirschberg und Oberegg.
Bevölkerung
Jahr | 1850 | 1900 | 1910 | 1950 | 2000 | 2010 |
Einwohner | 2141 | 2652 | 2862 | 2197 | 1796 | 1892 |
Sehenswürdigkeiten
Tourismus
Es existieren viele Wanderwege und Mountainbikewege. Ein Skilift besteht vom Dorf auf den St. Anton. Um die Gegend am Bensol befindet sich eine Langlaufloipe.
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Literatur
- Rainald Fischer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Innerrhoden. Das Innere Land: Der Bezirk Oberegg (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 74). Birkhäuser AG, Basel 1984, ISBN 3-7643-1629-2, S. 502–521.
- Karl Bischofberger: Die Grenzen zwischen den alten Halbrhoden Oberegg und Hirschberg. In: Innerrhoder Geschichtsfreund 28, 1984, S. 68–72.
- Ivo Bischofberger: Oberegg. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- David Hänggi-Aragai: Oberegger Geschichte: Der äussere Landesteil von Appenzell Innerrhoden (= Innerrhoder Schriften. Band 18.). Appenzell 2018.
- Max Sonderegger: Oberegg während des 2. Weltkrieges. Oberegg 2001.
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Bundesamt für Statistik, Stand 2011
- Fischer, 1984, 505.
- Fischer, 1984, 514–516.
- Fischer, 1984, 514–516.
- Fischer, 1984, 519.