Madeleine Albright

Madeleine Korbel Albright, geborene Marie Jana Körbelová (später Korbelová) (* 15. Mai 1937 in Prag), ist eine US-amerikanische Politikerin (Demokratische Partei). Sie war von 1997 bis 2001 Außenministerin der USA und die erste Frau in diesem Amt.

Madeleine Albright

Leben

Erst im Jahr 1996, mit 58 Jahren, erfuhr Albright von einem Journalisten unmittelbar vor ihrem Amtsantritt als US-Außenministerin, dass sie aus einer jüdischen Familie stammt und 25 ihrer Angehörigen, darunter drei ihrer Großeltern, im Holocaust ermordet wurden. Warum ihre Eltern, die säkulare Juden waren, nie darüber mit ihr gesprochen haben, blieb für sie ein Rätsel.[1]

Ihr Vater Josef Körbel war tschechoslowakischer Diplomat, später Politikprofessor an der Universität Denver in den USA. Zehn Tage nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Prag floh die engere Familie 1939 nach London.

1945 kehrte Josef Körbel (ab da: Korbel) mit seiner Familie nach dem Krieg an der Seite der Exilregierung von Edvard Beneš mit großen Hoffnungen nach Prag zurück. Im Herbst 1945 wurde er zum tschechoslowakischen Botschafter in Belgrad, Jugoslawien, ernannt und übersiedelte mit seiner Familie dorthin. 1948 gelang es der Familie, nach dem kommunistischen Staatsstreich in der Tschechoslowakei politisches Asyl in den Vereinigten Staaten zu erhalten, deren Staatsbürgerin Marie Jana Korbelová 1957 wurde. Im gleichen Jahr wurde auch ihr Vater US-Bürger.

Von 1959 bis zur Scheidung 1982 war sie mit dem Journalisten Joseph Medill Patterson Albright verheiratet. Das Paar hat drei Töchter, die Zwillinge Alice und Anne (* 17. Juni 1961) sowie Katherine (* 5. Juni 1967).

Von 1959 an studierte Madeleine Albright Politikwissenschaft am Wellesley College sowie Rechts- und Staatswissenschaften an der Columbia University, wo sie 1976 promovierte. Sie war von 1982 bis 1992 Fakultätsmitglied der School of Foreign Service an der Georgetown University in Washington.

Albright spricht neben Tschechisch und Englisch auch Französisch und kann sich auch gut auf Russisch und Polnisch verständigen.[2][3] Als Markenzeichen gelten ihre Broschen, die angeblich gelegentlich auch zur Übermittlung politischer Botschaften genutzt wurden.

Albright unterstützte Hillary Clinton bei den Vorwahlen der Demokraten zur Präsidentschaftswahl 2008 und 2016.

Politische Laufbahn 1976–2001

Seit den 1970er Jahren ist sie in der Politik der Demokratischen Partei engagiert.

Von 1976 bis 1978 beriet sie den US-Senator Edmund Muskie, von 1978 bis 1981 war sie Mitglied des United States National Security Council und des Stabs von Präsident Jimmy Carter. In den Präsidentschaftswahlkämpfen der 1980er Jahre beriet sie 1984 den demokratischen Kandidaten Walter Mondale und 1987/88 Michael Dukakis. Ab 1993 vertrat sie die USA als Botschafterin bei der UNO. Am 23. Januar 1997 wurde Albright, von Präsident Bill Clinton berufen, als 64. Außenminister der USA vereidigt. Sie verblieb bis zum Ende seiner Amtszeit, 2001, im Kabinett Clinton. Madeleine Albright war die erste Frau in diesem Amt.

Václav Havel, ein Freund von Albright, schlug ihr vor, seine Nachfolgerin im Amt des tschechischen Staatspräsidenten zu werden.[4]

Tätigkeit ab 2001

Nach ihrem Ausscheiden als Außenministerin gründete Albright das politische Beratungsunternehmen Albright Stonebridge Group in Washington DC, das Politik- und Strategieberatung anbietet.

Madeleine Albright lehrt an der Georgetown School of Foreign Service[5] und ist Vorsitzende des Board of Directors des National Democratic Institute for International Affairs (NDI), einer den Demokraten nahestehenden, steuerfinanzierten Einrichtung zur Demokratieförderung in Entwicklungsländern mit Hauptsitz in Washington D.C.[6]

2005 hatte Albright einen kurzen Gastauftritt in der erfolgreichen Fernsehserie „Gilmore Girls“.[7]

In einem Fernsehinterview 1996 antwortete Albright auf die Frage, ob das US-amerikanische Embargo gegen den Irak, das einer halben Million irakischer Kinder das Leben gekostet hat, diesen Preis wert gewesen sei, mit: „Es ist diesen Preis wert.“ In ihrer Autobiografie bezeichnete sie diese Antwort später als „politischen Fehler“.[8]

Im Oktober 2012 kam es während einer Signierstunde im Prager Buchladen Palác Knih Luxor zu einer Konfrontation mit Mitgliedern der tschechischen Organisation Přátelé Srbů na Kosovu (Freunde der Serben im Kosovo). Dabei bezeichnete Albright diese Mitglieder der Organisation als „widerliche Serben“, nachdem sie von selbigen aufgefordert wurde, ein Plakat mit Fotos von dem durch die NATO-Bombardierungen gezeichneten Serbien zu signieren. Albright war seinerzeit Befürworterin der Luftangriffe auf Serbien.[9]

2014 hatte Albright einen kurzen Gastauftritt in der Fernsehserie „Madam Secretary[7], 2015 in „Parks and Recreation[7]

2016 sollte Albright die Rede zur Abschlussfeier des Scripps College halten. 28 Professoren unterzeichneten ein Protestschreiben und zahlreiche Studenten kündigten an, der Feier fern zu bleiben, wenn Albright die Rede hielte. Begründet wurde diese Reaktion mit Albrights politisch kontroversem Image; laut den Studenten war sie eine Kriegsverbrecherin. Trotz anhaltender Proteste hielt Albright ihre Rede.[10]

Albright trat mehrere Male auf Promotion-Veranstaltungen des Netzwerk-Marketing-Unternehmens Herbalife auf und betrieb für das Unternehmen internationale Lobbyarbeit. Auf eine Nachfrage der Los Angeles Times nach ihrer Lobbyistentätigkeit antwortete ihr Unternehmen nicht.[11][12]

Im Juni 2018 beschrieb Albright Präsident Donald Trump als den am wenigsten demokratischen Präsidenten in der Geschichte der modernen USA.

Schriften (Auswahl)

  • Madam Secretary. Die Autobiographie. Übersetzung Holger Fliessbach, Angela Schumitz. Bertelsmann, München 2003, ISBN 978-3-5700-0729-7.
  • Der Mächtige und der Allmächtige. Gott, Amerika und die Weltpolitik. Übersetzung Reinhard Kreissl, Maria Zybak. Droemer Knaur, München 2006, ISBN 978-3-4262-7399-9.
  • Amerika – du kannst es besser: Was ein guter Präsident tun und was er lassen sollte. Übersetzung Reinhard Kreissl. Droemer Knaur, München 2008, ISBN 978-3-426-27457-6.
  • Winter in Prag: Erinnerung an meine Kindheit im Krieg. Übersetzung Norbert Juraschitz. Siedler, München 2013, ISBN 978-3-88680-988-2.
  • Faschismus: Eine Warnung. Übersetzung Bernhard Jendricke, Thomas Wollermann. DuMont Buchverlag, Köln 2018, ISBN 978-3-8321-8361-5.
  • Die Hölle und andere Reiseziele: Eine Autobiografie im 21. Jahrhundert. Übersetzung Bernhard Jendricke, Thomas Wollermann. DuMont Buchverlag, Köln 2020, ISBN 978-3-8321-8399-8.

Auszeichnungen (Auswahl)

Literatur

  • David Jackson: Madeleine Albright. In: Edward S. Mihalkanin (Hrsg.): American Statesmen: Secretaries of State from John Jay to Colin Powell. Greenwood Publishing 2004, ISBN 978-0-313-30828-4, S. 34–40.
  • Patrick Rosenow: Die Ständigen Vertreter der USA bei den Vereinten Nationen. Eine vergleichende Analyse der Rolle von Henry C. Lodge Jr., Charles W. Yost, Jeane J. Kirkpatrick und Madeleine K. Albright, Nomos, 2019, 451 Seiten, broschiert, ISBN 978-3-8487-5904-0
Commons: Madeleine Albright – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Susanne Mayer: Die Bürde, in: Wochenzeitung Die Zeit, Hamburg, Nr. 18, 25. April 2013, S. 49
  2. Forum in der New York Times
  3. Archivierte Kopie (Memento vom 4. Februar 2016 im Internet Archive)
  4. sueddeutsche.de: Wir sind groß und mächtig und deshalb unentbehrlich. Abgerufen am 16. Mai 2013.
  5. Gefühle? Mit Vernunft löst man Probleme (Memento vom 24. August 2018 im Internet Archive), Tages-Anzeiger, 11. August 2018
  6. IMDB: Madeleine Albright
  7. Pratele Srbu na Kosovu. (2012). Madeleine Albright in Prague: „Disgusting Serbs!“. YouTube: pratelesrbunakosovu. Abgerufen am 28. Oktober 2012. 1:00.
  8. http://claremontindependent.com/28-scripps-professors-will-protest-madeleine-albrights-commencement-speech/
  9. FTC moves against Herbalife, but leaves a question: Why is this company still allowed in business?, Michael Hiltzik, Los Angeles Times, 18. Juli 2016
  10. Madeline Albright is freaking out over her role as Herbalife cheerleader, Michelle Celarier, New York Post, 17. April 2014
  11. The White House: President Obama Names Presidential Medal of Freedom Recipients (englisch, 26. April 2012, abgerufen am 30. Mai 2012)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.