Olympische Sommerspiele 1996/Leichtathletik – 400 m Hürden (Frauen)

Der 400-Meter-Hürdenlauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta wurde am 28., 29. und 31. Juli 1996 im Centennial Olympic Stadium ausgetragen. 29 Athletinnen nahmen teil.

SportartLeichtathletik
Disziplin400-Meter-Hürdenlauf
GeschlechtFrauen
Teilnehmer29 Athletinnen aus 22 Ländern
WettkampfortCentennial Olympic Stadium
Wettkampfphase28. Juli 1996 (Vorrunde)
29. Juli 1996 (Halbfinale)
31. Juli 1996 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Jamaika Deon Hemmings (JAM)
Vereinigte Staaten Kim Batten (USA)
Vereinigte Staaten Tonja Buford-Bailey (USA)
1992 2000
Das Centennial Olympic Stadium von Atlanta im Jahr 1996

Olympiasiegerin wurde die Jamaikanerin Deon Hemmings. Sie gewann vor den US-Amerikanerinnen Kim Batten und Tonja Buford-Bailey.

Für Deutschland starteten Heike Meißner und Silvia Rieger. Beide erreichten das Finale. Meißner wurde Fünfte, Rieger Achte.
Die Schweiz wurde durch Michèle Schenk und Martina Stoop vertreten. Stoop schied in der Vorrunde aus, Schenk im Halbfinale.
Athletinnen aus Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen

Olympiasiegerin 1992 Sally Gunnell (Vereinigtes Konigreich Großbritannien) 53,23 s Barcelona 1992
Weltmeisterin 1995 Kim Batten (Vereinigte Staaten USA) 52,61 s Göteborg 1995
Europameisterin 1994 Sally Gunnell (Vereinigtes Konigreich Großbritannien) 53,33 s Helsinki 1994
Panamerikanische Meisterin 1995 Kim Batten (Vereinigte Staaten USA) 54,74 s Mar del Plata 1995
Zentralamerika und Karibik-Meisterin 1995 Lency Montelier (Kuba Kuba) 56,9 s Guatemala-Stadt 1995
Südamerika-Meisterin 1995 Ximena Restrepo (Kolumbien Kolumbien) 57,42 s Manaus 1995
Asienmeisterin 1995 Hsu Pei-chin (Chinesisch Taipeh Chinesisch Taipeh) 56,99 s Jakarta 1995
Afrikameisterin 1996 Saidat Onanuga (Nigeria Nigeria) 56,64 s Yaoundé 1996
Ozeanienmeisterin 1994 Mary-Estelle Kapalu (Vanuatu Vanuatu) 1:01,70 min Auckland 1994

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord 52,61 s Kim Batten (Vereinigte Staaten USA) Göteborg, Schweden 11. August 1995[1]
Olympischer Rekord 53,17 s Debbie Flintoff-King (Australien Australien) Finale OS Seoul, Südkorea 28. September 1988

Rekordverbesserung

Die jamaikanische Olympiasiegerin Deon Hemmings verbesserte den bestehenden olympischen Rekord im Finale am 31. Juli um 35 Hundertstelsekunden auf 52,82 s im Finale. Den Weltrekord verfehlte sie dabei nur um 21 Hundertstelsekunden.

Dopingkontroverse um Sandra Farmer-Patrick

Die US-Athletin Sandra Farmer-Patrick war bei den US-Olympiaausscheidungen im Juni 1996 der Einnahme von Testosteron überführt worden. Trotz des Resultates wurde sie zu den Olympischen Spielen in Atlanta zugelassen. Erst elf Monate nach dem Dopingnachweis wurde sie für vier Jahre gesperrt. Die Verzögerung zwischen Nachweis und Urteil erfolgte aufgrund der Handlungsunfähigkeit des Weltleichtathletikverbandes IAAF. Da die Mitgliedsverbände in vielen Bereichen autonom sind, kann die IAAF nicht entsprechend eingreifen. Somit wurde die Sperre für Farmer-Patrick erst im Mai 1997 gültig.[2][3]

Vorrunde

28. Juli 1996[4]

Die Athletinnen traten zu insgesamt vier Vorläufen an. Für das Viertelfinale qualifizierten sich pro Lauf die ersten drei Sportlerinnen. Darüber hinaus kamen die vier Zeitschnellsten, die sogenannten Lucky Loser, weiter. Die direkt qualifizierten Läuferinnen sind hellblau, die Lucky Loser hellgrün unterlegt.

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Atlanta (UTC−5) angegeben.

Vorlauf 1

11:30 Uhr[4]

PlatzNameNationZeit (s)
1Guðrún ArnardóttirIsland Island54,88
2Sandra Farmer-PatrickVereinigte Staaten USA55,55
3Debbie-Ann ParrisJamaika Jamaika55,64
4Michèle SchenkSchweiz Schweiz55,70
5Tazzjana LjadouskajaBelarus 1995 Belarus55,82
6Virna De AngeliItalien Italien57,12
7Mary-Estelle KapaluVanuatu Vanuatu58,68
8Hsu Pei-chinChinesisch Taipeh Chinesisch Taipeh58,80

Vorlauf 2

11:37 Uhr[4]

PlatzNameNationZeit (s)
1Tonja Buford-BaileyVereinigte Staaten USA55,23
2Sally GunnellVereinigtes Konigreich Großbritannien55,29
3Silvia RiegerDeutschland Deutschland55,33
4Rosey EdehKanada Kanada55,64
5Natalja TorschinaKasachstan Kasachstan55,94
6Martina StoopSchweiz Schweiz56,32
7Miriam AlonsoSpanien Spanien56,53
8Omolade AkinremiNigeria Nigeria56,83

Vorlauf 3

11:44 Uhr[4]

PlatzNameNationZeit (s)
1Kim BattenVereinigte Staaten USA54,92
2Tetjana TereschtschukUkraine Ukraine55,82
3Ann MerckenBelgien Belgien55,88
4Anna KnorosRussland Russland56,21
5Catherine Scott-PomalesJamaika Jamaika56,21
6Karen van der VeenSudafrika Südafrika57,00
7Tanja KurotschkinaBelarus 1995 Belarus57,28

Vorlauf 4

11:51 Uhr[4]

PlatzNameNationZeit (s)
1Deon HemmingsJamaika Jamaika54,70
2Heike MeißnerDeutschland Deutschland55,05
3Susan SmithIrland Irland55,22
4Ionela TârleaRumänien Rumänien55,42
5Lana JēkabsoneLettland Lettland56,18
6Nelli WoronkowaBelarus 1995 Belarus56,97
7Eva PaniaguaSpanien Spanien58,10

Halbfinale

29. Juli 1996[5]

In den beiden Halbfinalläufen qualifizierten sich die jeweils ersten vier Athletinnen (hellblau unterlegt) für das Finale.

Lauf 1

Susan Smith – ausgeschieden als Fünfte des ersten Halbfinals

21:24 Uhr[5]

PlatzNameNationZeit (s)
1Deon HemmingsJamaika Jamaika52,99
2Tonja Buford-BaileyVereinigte Staaten USA53,38
3Heike MeißnerDeutschland Deutschland54,27
4Ionela TârleaRumänien Rumänien54,41
5Susan SmithIrland Irland54,93
6Ann MerckenBelgien Belgien54,95
7Tazzjana LjadouskajaBelarus 1995 Belarus54,99
8Tetjana TereschtschukUkraine Ukraine55,34

Lauf 2

Die Olympiasiegerin von 1992 Sally Gunnell schied m zweiten Halbfinale verletzungsbedingt aus

21:40 Uhr[5]

PlatzNameNationZeit (s)
1Kim BattenVereinigte Staaten USA53,65
2Silvia RiegerDeutschland Deutschland54,27
3Rosey EdehKanada Kanada54,49
4Debbie-Ann ParrisJamaika Jamaika54,72
5Sandra Farmer-PatrickVereinigte Staaten USA54,73
6Guðrún ArnardóttirIsland Island54,81
7Michèle SchenkSchweiz Schweiz55,96
DNFSally GunnellVereinigtes Konigreich Großbritannien

Finale

31. Juli 1996, 19:40 Uhr[5]

PlatzNameNationZeit (s)Anmerkung
1Deon HemmingsJamaika Jamaika52,82OR
2Kim BattenVereinigte Staaten USA53,08
3Tonja Buford-BaileyVereinigte Staaten USA53,22
4Debbie-Ann ParrisJamaika Jamaika53,97
5Heike MeißnerDeutschland Deutschland54,03
6Rosey EdehKanada Kanada54,39
7Ionela TârleaRumänien Rumänien54,40
8Silvia RiegerDeutschland Deutschland54,57

Im Finale trafen jeweils zwei US-Athletinnen, Jamaikanerinnen und Deutsche auf je eine Starterin aus Kanada und Rumänien.

Man erwartete einen Dreikampf zwischen der Weltmeisterin und Weltrekordlerin Kim Batten aus den USA, ihrer Landsfrau Tonja Buford-Bailey, Vizeweltmeisterin, sowie der jamaikanischen WM-Dritten Deon Hemmings. Die britische Olympiasiegerin von 1992 Sally Gunnell hatte verletzungsbedingt in ihrem Halbfinallauf aufgeben müssen.

Im Finale übernahm Hemmings auf Bahn fünf laufend von der zweiten Hürde an die Führung. Sie konnte die Kurvenvorlage auf Batten, die auf Bahn sechs lief, bereits auf der Gegengeraden wettmachen. Doch an der achten Hürde lagen Hemmings, Batten und Buford-Bailey wieder nahezu gleichauf. Die drei Favoritinnen gingen deutlich vor allen anderen Konkurrentinnen auf die Zielgerade. Hemmings lag knapp vor Buford-Bailey, hauchdünn dahinter lief Batten. Deon Hemmings hatte am Ende das größte Stehvermögen und wurde mit mehr als zwei Metern Vorsprung Olympiasiegerin. Kim Batten gewann gut einen Meter vor Tonja Buford-Bailey die Silbermedaille. Deutlich dahinter belegten die Australierin Debbie-Ann Parris, Heike Meißner aus Deutschland und die Kanadierin Rosey Edeh in dieser Reihenfolge die Ränge vier bis sechs. Siebte wurde Ionela Târlea aus Rumänin vor der zweiten Deutschen Silvia Rieger.

Deon Hemmings war die erste Olympiasiegerin Jamaikas in dieser Disziplin.

Literatur

  • Gerd Rubenbauer (Hrsg.), Olympische Sommerspiele Atlanta 1996 mit Berichten von Britta Kruse, Johannes Ebert, Andreas Schmidt und Ernst Christian Schütt, Kommentare: Gerd Rubenbauer und Hans Schwarz, Chronik Verlag im Bertelsmann Verlag, Gütersloh / München 1996, S. 46f

Einzelnachweise

  1. 400 m hurdles - Women. sport-record.de, abgerufen am 16. Januar 2021
  2. Ralf Junkes: Die Geschichte des Dopings im Sport und der Kampf gegen Doping am Beispiel der Sportart Leichtathletik. Diplomica, 2002, ISBN 3-8324-4802-0, S. 55 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 18. März 2018]).
  3. IAAF blasts doping cases, sfgate.com 21. Mai 1997 (englisch), abgerufen am 16. Januar 2022
  4. Official Report of the Centennial Olympic Games, v.3 The Competition Results, Resultate Leichtathletik: S. 84f, englisch/französisch (PDF, 27.555 KB), abgerufen am 16. Januar 2022
  5. Official Report of the Centennial Olympic Games, v.3 The Competition Results, Resultate Leichtathletik: S. 85, englisch/französisch (PDF, 27.555 KB), abgerufen am 16. Januar 2022
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