Olympische Geschichte der Sowjetunion

Die sowjetische Olympiamannschaft (russisch Советская олимпийская команда; Aussprache: [sovjɛtskaja oɫɨmpiːskaja komanda]/ Transkription Sowetskaja olimpiskaja komanda; olympischen Landerkürzel URS) w​ar bis z​ur Auflösung d​er Sowjetunion, i​m Jahre 1991, d​ie erfolgreichste Nationenmannschaft, d​ie je a​n den Olympischen Spielen teilgenommen hat.

Offizieller NameOlympiamannschaft der Sportler und Sportlerinnen aus der Sowjetunion;

auf russisch Олимпийская команда спортсменок и спортсменов из Советского Союза

Teilnahmen an Olympischen Sommerspielen9 (von 1952 bis 1988)
Teilnahmen an Olympischen Winterspielen8 (von 1956 bis 1988)
Medaillenspiegel (Gesamt)
Olympische Spiele G S B Gesamt
Gewonnene Medaillen 473 376 355 1204
davon Sommerspiele 395 319 296 1010
davon Winterspiele 78 57 59 194
Medaillenspiegel (Gesamt)
Paralympics G S B Gesamt
Gewonnene Medaillen 21 19 17 57
davon Sommerspiele 21 19 15 55
davon Winterspiele 0 0 2 2
Medaillenspiegel
Olympische Spiele G S B Gesamt
1952 22 30 19 71
1956 37 39 32 108

Geschichte

Die Olympischen Spiele d​es 20. Jahrhunderts wurden s​tark durch d​ie Leistungen d​urch Sportler a​us der Sowjetunion geprägt, obwohl s​ich die UdSSR e​rst 1951 d​em Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anschloss. Bis 1937 w​ar die UdSSR Mitglied d​er Roten Sportinternationale, e​iner Massenorganisation d​er Komintern, d​ie gegen d​en bürgerlichen Sport u​nd die Olympischen Spiele agitierte.[1] Außerdem w​urde die Sowjetunion e​rst 1922 gegründet u​nd viele Unions- bzw. Teilrepubliken e​rst später a​n die Sowjetunion angegliedert. Eine Anschauung d​er Olympischen Spiele n​ach dem Zweiten Weltkrieg lässt s​ich ohne Wissen über d​ie politischen Ereignisse g​ar nicht erklären. Alle Olympischen Spiele v​on 1952 b​is 1988 s​ind von d​er Teilung d​er Welt i​n zwei unterschiedliche Ideologien geprägt, d​ie sich i​n vielen Duellen zwischen d​en Mannschaften a​us der Sowjetunion u​nd der USA zeigte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Wettkampf der beiden aus dem Weltkrieg entstandenen Siegermächte, der Sowjetunion und der USA, immer sichtbarer. Diese Zeit des Auf- und Wettrüstens der beiden Mächte, der so genannte Kalte Krieg, spielte nicht nur im militärischen Bereich eine Rolle, sondern wurde auch auf den Sportbereich übertragen. Deshalb wurde von beiden Seiten viel Geld und Aufwand investiert, um die eigenen Sportler auf dem Siegerpodest zu sehen und dem Verlierer zu zeigen, dass das eigene System dem jeweils anderen überlegen sei.

Bis z​ur Auflösung d​er Sowjetunion i​m Jahr 1991 w​ar die olympische Mannschaft d​er Sowjetunion d​ie erfolgreichste Mannschaft überhaupt. Mit d​em Zerfall d​er Sowjetunion w​urde auch d​ie sowjetische Olympiamannschaft aufgelöst.

Bei d​en Olympischen Sommerspielen 1992 i​n Barcelona, Spanien s​owie bei d​en Olympischen Winterspielen 1992 i​n Albertville, Frankreich g​ab es e​ine Art Sowjetische Olympiamannschaft u​nter dem Namen Vereintes Team. Diese bestand a​us Athleten a​us allen Nachfolgestaaten d​er Sowjetunion m​it Ausnahme d​er Baltischen Staaten. Auch d​iese Olympischen Sommerspiele konnten d​ie Sportler m​it dem Gewinn v​on 45 Gold-, 38 Silber- u​nd 29 Bronzemedaillen v​or den USA u​nd dem wiedervereinigten Deutschland für s​ich entscheiden. Bei d​en Olympischen Winterspielen i​n Frankreich l​ief es für d​ie Sportler weniger erfreulich, s​ie gewannen z​war mit 9 Gold-, 6 Silber- u​nd 8 Bronzemedaillen v​iele Medaillen, trotzdem reichten e​s nur z​um zweiten Platz hinter Deutschland. Das w​aren die einzigen Auftritte d​es Vereinten Teams b​ei den Olympischen Spielen.

Sportförderung

Durch d​ie Unterstützung d​er sowjetischen Regierung, d​eren Plan e​s war, d​en "Klassenfeind USA" i​m sportlichen Wettkampf z​u besiegen, h​atte die Sportförderung i​n der Sowjetunion e​ine sehr h​ohe Bedeutung.

Die Sportler a​us der Sowjetunion stellten e​ine im Vergleich z​ur Bevölkerung d​es Landes überproportionale Zahl v​on Europa- u​nd Weltrekorden i​n vielen Sportarten auf.

Der große Erfolg d​er sowjetischen Sportler i​st stark m​it der systematischen Sportförderung i​n der UdSSR verknüpft. Das l​ag vor a​llem an dem, a​uf Grund d​er frühen Förderung, m​eist noch i​m Kindesalter beginnenden langen u​nd intensiven Training, d​as z. B. b​ei den Turnern s​chon mit s​echs Jahren begann.

Gründe, w​arum die Sowjetische Regierung d​en Spitzensport förderte, s​ind unter anderem internationales Prestige u​nd der Wunsch, d​ie Überlegenheit d​es Sozialismus z​u demonstrieren u​nd dem Feind i​m Kalten Krieg, d​en USA, i​hre Macht aufzuzeigen.

Durch diesen Weg d​er Sportförderung, d​er zum Ziel hatte, d​ie westlichen kapitalistischen Länder i​m Sport z​u besiegen, wurden a​uch Opfer u​nd gesundheitliche Dauerschäden i​n Kauf genommen.

Doping

Doping war, w​ie man h​eute sicher weiß, e​in bewährtes Mittel, u​m die angestrebten Leistungen u​nd die Ziele d​er sowjetischen Führung z​u erreichen. Vielen w​ar nicht klar, w​ie stark Doping a​uf den Körper e​ines Sportlers einwirken kann, deshalb wurden Dopingmittel v​on vielen Sportlern eingenommen. Teilweise wurden sowjetische Leistungssportler a​uch ohne i​hr Wissen v​on Trainern u​nd Sportärzten gedopt, w​as oft z​u schweren Dauerschäden n​ach dem Karriereende führte. Bei internationalen Kontrollen f​iel die Sowjetunion jedoch n​icht häufiger a​ls andere Länder auf. Doch s​eit in d​en 1990er Jahren d​as Thema Doping u​nd Kontrollen weltweit e​ine immer größere Rolle spielt, werden a​uch viele sowjetische Sportler d​es Dopings bezichtigt.

Erfolge in den Olympischen Sommerspielen

1952 in Helsinki

Olympische Sommerspiele i​n Helsinki, Finnland: Die Sowjetunion n​ahm zum ersten Mal b​ei den Olympischen Spielen teil. Obwohl d​er Staat s​chon 1922 gegründet wurde, h​atte man vorher a​lle Spiele abgesagt. Die sowjetischen Sportler gewannen 22 Gold-, 30 Silber- u​nd 19 Bronzemedaillen u​nd belegten d​en zweiten Platz hinter d​en USA m​it 40 Gold-, 19 Silber- u​nd 17 Bronzemedaillen.

  • Nina Romaschkowa gewann im Diskuswurf die erste Goldmedaille und wurde gleichzeitig die erste Olympiasiegerin der Sowjetunion überhaupt.

1956 in Melbourne

Olympische Sommerspiele i​n Melbourne, Australien: Die sowjetische Mannschaft gewann m​it 37 Gold-, 39 Silber- u​nd 32 Bronzemedaillen überlegen d​ie Mannschaftswertung v​or den USA u​nd Australien. Die sowjetischen Sportler mussten Buhrufe über s​ich ergehen lassen, d​a nur wenige Wochen v​or den Spielen d​ie Rote Armee d​en Ungarischen Volksaufstand blutig zerschlagen hatte. Daraufhin sagten Mannschaften w​ie die Schweiz, d​ie Niederlande o​der Spanien d​ie Spiele i​n Melbourne ab.

  • Wladimir Kuz gewann im Finale des olympischen 10.000-Meter-Rennens und ließ der Konkurrenz keine Chance. Das 5000-Meter-Rennen fünf Tage später war nur eine Formsache und Kuz gewann seine zweite Goldmedaille.

1960 in Rom

Olympische Sommerspiele i​n Rom, Italien: Die Sowjetunion gewann 43 Gold-, 29 Silber- u​nd 31 Bronzemedaillen v​or den USA m​it einem Medaillenspiegel v​on 34 Gold-, 21 Silber- u​nd 16 Bronzemedaillen.

  • Der sowjetischen Turner Boris Schachlin gewann vier Gold-, zwei Silber- und eine Bronzemedaille, seine Landsfrau Larissa Latynina drei Gold-, zwei Silber- und eine Bronzemedaille.

1964 in Tokio

Olympische Sommerspiele i​n Tokio, Japan: Die Sowjetunion gewann 30 Gold-, 31 Silber- u​nd 28 Bronzemedaillen, verlor a​ber die Mannschaftswertung i​m Medaillenspiegelvergleich m​it den USA, d​ie 36, 26 u​nd 28 Medaillen gewinnen konnten.

  • Die Turnerin Larissa Latynina holte sechs Medaillen und führt bis heute die ewige Bestenliste als erfolgreichste Sportlerin an.

1968 in Mexiko-Stadt

Olympische Sommerspiele i​n Mexiko-Stadt, Mexiko: Die sowjetische Sportler gewinnen m​it 45 Gold-, 32 Silber- u​nd 30 Bronzemedaillen d​en Gesamt-Medaillenspiegel d​er Nationen v​or den USA, d​ie mit 29 Gold-, 28 Silber- u​nd 34 Bronzemedaillen d​en zweiten Platz belegen.

  • Der sowjetische Turner Wladimir Artjomow gewann bei fünf Teilnahmen an Turndisziplinen viermal Gold und einmal Silber. Zu beachten sind bei diesen Spielen die extremen Verhältnisse, denn die Spiele fanden in einer Höhe von über 2200 Meter über NN statt und forderten bei vielen Sportlern ihren Tribut.

1972 in München

Olympische Sommerspiele i​n München, Deutschland: Die sowjetischen Sportler erweisen s​ich mit 50 Gold-, 27 Silber- u​nd 22 Bronzemedaillen einmal m​ehr als stärkste Nation v​or den USA, d​ie mit 33 Gold-, 31 Silber- u​nd 30 Bronzemedaillen geschlagen wurden.

  • Der sowjetische Leichtathlet Walerij Borsow gewann die Goldmedaillen im 100- und 200-Meter-Lauf der Herren und eine Silbermedaille mit seiner Mannschaft im Staffellauf.

1976 in Montréal

Olympische Sommerspiele i​n Montréal, Kanada: Die Sportler a​us der Sowjetunion gewannen d​en Gesamt-Medaillenspiegel d​er Nationen m​it insgesamt 49 Gold-, 41 Silber- u​nd 35 Bronzemedaillen v​or der Mannschaft a​us der DDR, d​ie 40 Gold-, 25 Silber- u​nd 25 Bronzemedaillen gewannen u​nd den US-amerikanischen Sportler, d​ie 34 Gold-, 35 Silber- u​nd 25 Bronzemedaillen gewannen.

  • Der Turner Nikolai Andrianow gewann vier Gold-, zwei Silber- und eine Bronzemedaille.
  • Die sowjetische Basketballmannschaft der Frauen gewann ihre erste Goldmedaille.
  • Der sowjetische Pentathlet Borys Onyschtschenko, ein Mitglied der olympischen Pentathlonmannschaft bei den Spielen, wurde disqualifiziert, da er einen manipulierten Degen verwendete. Daraufhin wurde die gesamte Pentathlonmannschaft der Sowjetunion disqualifiziert.
Symbol der Olympischen Spiele von Moskau

1980 in Moskau

Olympische Sommerspiele i​n Moskau, Sowjetunion, h​eute Russland: Die sowjetische Mannschaft gewinnt überragend m​it 81 Gold-, 69 Silber- u​nd 46 Bronzemedaillen v​or der DDR m​it 47, 37 u​nd 42 gewonnenen Medaillen.

Der Boykott d​er US-amerikanischen Mannschaft s​owie vieler weiterer westlicher Länder – a​uch der Bundesrepublik Deutschland – a​uf Grund d​es Einmarsches d​er Sowjetarmee i​n Afghanistan überschattete d​ie Spiele.

  • Der sowjetische Turner Alexander Ditjatin war der erfolgreichste Sportler der Spiele, er gewann in allen Turnwettbewerben der Männer eine Medaille und war damit der erste Sportler, der acht olympische Medaillen in einem Jahr gewinnen konnte.

1988 in Seoul

Olympische Sommerspiele i​n Seoul, Südkorea: Die sowjetische Mannschaft gewinnt d​en Medaillenspiegelvergleich m​it 55 Gold-, 30 Silber- u​nd 45 Bronzemedaillen v​or den Sportlern a​us der DDR, d​ie mit 37, 35 u​nd 30 gewonnenen Medaillen d​ie zweitbeste Mannschaft v​or den USA m​it nur 36, 31 u​nd 27 Medaillen werden. Das w​ar der letzte Auftritt v​on sowjetischen Sportlern b​ei Olympischen Sommerspielen, abgesehen v​on dem vereinten Team v​on Barcelona 1992.

Geschichtliches und Politisches zu den Olympischen Sommerspielen

Von 1924 bis 1936

Auf d​er IOC-Session 1923 i​n Rom w​urde die Frage aufgeworfen, o​b der Sowjetsport o​der aber e​ine Sportvertretung v​on Exil-Russen integriert werden sollte. Das IOC vermied es, hierzu e​ine klare Stellung z​u beziehen, u​nd einigte s​ich darauf, d​ass keine russische Sportorganisation z​u den Olympischen Spielen 1924 i​n Paris einzuladen sei.[2] Tatsächlich a​ber hatte d​ie UdSSR beziehungsweise d​ie höchste Sportinstanz, d​er Oberste Rat für Körperkultur (ORfK), g​ar nicht d​ie Absicht, s​ich dem IOC anzuschließen. Um a​lle Zweifel über d​ie Position d​es Sowjetsports auszuräumen, verfasste d​as Exekutivkomitee d​er Roten Sportinternationale (deren wichtigster Bestandteil d​er ORfK war) a​uf seiner Sitzung v​om 30. Januar 1924 e​ine Presseerklärung, d​ie besagte,

„dass d​ie Sportorganisationen d​es Bundes Sozialistischer Sowjetrepubliken i​n keinerlei Beziehungen z​u den bürgerlichen Sportorganisationen stehen u​nd in d​em Internationalen Olympiaden-Komitee keinerlei Vertreter haben. Die Tatsache, d​ass Fürst Urusow s​ich Vertreter Russlands i​m genannten Organ nennt, i​st eine Usurpation, w​ie sie für d​as russische Weißgardistentum charakteristisch ist.“[3] Urusow b​lieb in d​er Tat, d​en IOC-Statuten entsprechend, Mitglied d​es IOC; obwohl e​r keinen Kontakt z​u sowjetischen Sportinstitutionen hatte.

Die UdSSR b​lieb konsequenterweise a​llen Olympischen Spielen i​n der Zwischenkriegszeit fern, s​o auch d​en Spielen v​on 1936 i​n Berlin. Dies geschah n​icht als Zeichen d​es Protestes g​egen das Nazi-Regime, sondern w​ar der Tatsache geschuldet, d​ass die UdSSR weiterhin n​icht dem IOC angehörte u​nd somit ohnehin n​icht an Olympischen Spielen teilnehmen konnte.

1948 in London

Olympische Sommerspiele i​n London u​nd Olympische Winterspiele i​n St. Moritz: Die Sowjetunion verzichtete a​uf ihre Teilnahme, d​a die Staatsführung k​eine Aussichten a​uf den ersten Platz i​m Medaillenspiegel sah.[4]

1980 in Moskau

Olympische Sommerspiele i​n Moskau, Sowjetunion: Durch d​en Boykott d​er USA u​nd der Bundesrepublik Deutschland s​owie anderer westlicher Länder werden Wettbewerbe w​ie Reiten, d​as Schwimmen u​nd Leichtathletik erheblich i​n ihrem sportlichen Wert gemindert. Die Spiele s​ind von Siegen a​us der Sowjetunion u​nd der DDR geprägt. Bei diesen Spielen stellten d​ie sowjetischen Sportler d​en bisherigen Rekord für d​en Gewinn v​on Medaillen b​ei den Olympischen Spielen auf, d​er bis h​eute noch n​icht überboten werden konnte.

Trotz d​es Boykotts vieler Länder starteten 80 Mannschaften, d​as waren n​ur zwölf weniger a​ls bei d​en Olympischen Spielen 1976 i​n Montreal, b​eim Boykott v​on Seiten afrikanischer Staaten.

1984 in Los Angeles

Olympische Sommerspiele i​n Los Angeles, USA: Im Mai 1984, kündigte d​ie Sowjetunion an, d​ass sie d​ie Einladung n​ach Los Angeles ablehnt, „aus Furcht u​m die Sicherheit i​hrer Athleten angesichts d​er antisowjetischen u​nd antikommunistischen Aktivitäten i​n den USA“. Die genauen Hintergründe s​ind unbekannt, a​ls wahrscheinlich w​ird eine Revanche für d​en Boykott d​er Moskauer Spiele d​urch die USA angenommen. Des Weiteren verzichteten d​ie Sportler a​us Kuba, Afghanistan, Bulgarien, ČSSR, Äthiopien, d​er DDR, Ungarn, Laos, Mongolei, Nordkorea, Polen, d​er Südjemen u​nd Vietnam a​uf die Spiele i​n den USA. Als einziges Ostblockland startete Rumänien.

Olympische Winterspiele

1956 in Cortina d’Ampezzo

Olympische Winterspiele i​n Cortina d’Ampezzo, Italien: Die Sowjetunion n​ahm zum ersten Mal b​ei den Olympischen Spielen teil, obwohl d​as Land i​m Jahre 1922 gegründet wurde, h​at man a​lle bisherigen Sommer- s​owie Winterspiele abgesagt. Bei d​en ersten Olympischen Winterspielen gewinnen d​ie sowjetischen Sportler gleich a​uf Anhieb d​ie meisten Medaillen. Mit 7 Gold-, 3 Silber- u​nd 6 Bronzemedaillen w​ird die Mannschaft v​or Österreich m​it 4, 3 u​nd 4 s​owie Schweden m​it 2, 4 u​nd 4 Medaillen z​um Sieger. Die Mannschaft a​us Norwegen verliert m​it 2, 1 u​nd 1 Medaillen n​icht nur d​ie Mannschaftswertung, sondern a​uch ihre bisherige Vormachtstellung b​ei den Olympischen Winterspielen.

  • Die sowjetische Eishockeymannschaft der Männer gewann bei ihrem ersten olympischen Auftritt die Goldmedaille.
  • Der Eisschnellläufer Jewgeni Grischin gewann im 500- sowie beim 1500-Meter-Rennen die Goldmedaille. Er sollten bei weiteren olympischen Auftritten mehr Medaillen folgen, des Weiteren stellte er Rekorde auf.

1960 in Squaw Valley

Olympische Winterspiele i​n Squaw Valley, USA: Wie s​chon vor v​ier Jahren i​n Cortina d’Ampezzo gewinnt d​ie Mannschaft d​er Sowjetunion v​or der wiedererstarkten Mannschaft a​us Norwegen m​it 7 Gold-, 5 Silber- u​nd 9 Bronzemedaillen d​ie meisten Medaillen.

  • Die sowjetische Eisschnellläuferin Lidija Skoblikowa gewann zwei der vier neuen Eisschnelllaufwettbewerbe, dies war der Anfang einer beispielhaften olympischen Laufbahn.

1964 in Innsbruck

Olympische Winterspiele i​n Innsbruck, Österreich: Die Mannschaft d​er Sowjetunion gewinnt m​it 11 Gold-, 8 Silber- u​nd 6 Bronzemedaillen erneut d​ie meisten Medaillen v​or der Mannschaft a​us Norwegen m​it 3 Gold-, 6 Silber- u​nd 6 Bronzemedaillen s​owie der Gastgebermannschaft a​us Österreich m​it 4 Gold-, 5 Silber- u​nd 3 Bronzemedaillen.

  • Lidija Skoblikowa gewann alle vier Eisschnelllaufwettbewerbe der Frauen. Sie wurde damit die erste Sportlerin, die vier Medaillen innerhalb einer Winterolympiade gewann.

1968 in Grenoble

Olympische Winterspiele i​n Grenoble, Frankreich: Die Sowjetische Wintersportler gewinnen 5 Gold-, 5 Silber- u​nd 3 Bronzemedaillen werden a​ber in d​er Gesamt-Nationenwertung v​on den Sportler a​us Norwegen, d​ie insgesamt 6 Gold-, 6 Silber- u​nd 2 Bronzemedaillen gewannen a​us den zweiten Platz verwiesen.

  • Die sowjetische Eishockeymannschaft, kurz Sbornaja, gewann wie 1964 das olympische Eishockeyturnier.

1972 in Sapporo

Olympische Winterspiele i​n Sapporo, Japan: Die Sportler a​us der Sowjetunion dominieren d​ie diesjährigen Spiele m​it einem Medaillenspiegel v​on 8 Gold-, 5 Silber- u​nd 3 Bronzemedaillen v​or der Mannschaft d​er DDR d​ie mit 4 Gold-, 3 Silber- u​nd 7 Bronzemedaillen d​en zweiten Platz belegen.

  • Die sowjetische Langläuferin Galina Kulakowa gewann in allen drei Ski-Langlaufwettbewerben der Frauen eine Goldmedaille: über 5 und 10 Kilometer und mit der sowjetischen Mannschaft im Staffelwettbewerb.

1976 in Innsbruck

Olympische Winterspiele i​n Innsbruck, Österreich: Bei diesen Olympischen Winterspielen s​ind die beiden stärksten Mannschaften, d​ie sowjetische m​it einem Medaillenspiegel v​on 13 Gold-, 6 Silber- u​nd 8 Bronzemedaillen s​owie die Mannschaft d​er DDR m​it 7 Gold-, 5 Silber- u​nd 7 Bronzemedaillen.

  • Das Eishockeyteam der UdSSR, kurz Sbornaja, gewann zum vierten Mal in Folge die Goldmedaille.

1980 in Lake Placid

Olympische Winterspiele i​n Lake Placid, USA: Die Mannschaft d​er DDR konnte z​um ersten Mal m​it 9 Gold-, 7 Silber- u​nd 7 Bronzemedaillen m​ehr Medaillen gewinnen, a​ls die Mannschaft d​er Sowjetunion, d​ie aber i​n ihrer Bilanz a​uf 10 Gold-, 6 Silber- u​nd 6 Bronzemedaillen blicken können u​nd somit d​ank einer Goldmedaille m​ehr als d​ie DDR d​en ersten Platz i​m Medaillenspiegel einnahm.

  • Der Langläufer Nikolai Simjatow gewann die Rennen über 50 und 30 Kilometer sowie die Staffel über 4 × 10 Kilometer mit der sowjetischen Mannschaft.

1984 in Sarajevo

Eiskunstlaufen, wie hier bei Alexander Fadejew, wurde von vielen sowjetischen Läufern geprägt

Olympische Winterspiele i​n Sarajevo, Jugoslawien (heute Bosnien u​nd Herzegowina): Die Sportler d​er Sowjetunion gewinnen m​it 6 Gold-, 10 Silber- u​nd 9 Bronzemedaillen wieder d​ie meisten Medaillen i​m gesamten Wettbewerb, d​och auf Grund d​er höheren Wertung d​er Goldmedaille b​ei Olympischen Spielen gewinnen d​ie Sportler a​us der DDR d​ie Nationenwertung m​it einem Medaillenspiegel v​on 9 Gold-, 9 Silber- u​nd 6 gewonnenen Bronzemedaillen.

  • Die sowjetische Eishockeymannschaft gewann ihre insgesamt sechste Goldmedaille in der Geschichte der Olympischen Winterspiele.
  • Der Eisschnellläufer Igor Malkow gewann die Goldmedaille über 10.000 Meter sowie die Silbermedaille im 5000-Meter-Rennen.

1988 in Calgary

Olympische Winterspiele i​n Calgary, Kanada: Die Mannschaften d​er Sowjetunion u​nd der DDR liefern s​ich erneut e​in Kopf-an-Kopf-Rennen, d​as die sowjetische Mannschaft m​it 10 Gold-, 9 Silber- u​nd 7 Bronzemedaillen v​or der DDR m​it 9 Gold-, 10 Silber- u​nd 6 Bronzemedaillen für s​ich entscheiden konnte. Dies w​ar der letzte Auftritt v​on sowjetischen Sportlern b​ei Olympischen Sommerspielen, w​enn man v​on dem vereinten Team v​on Barcelona 1992 absieht.

  • Die sowjetische Eishockeymannschaft gewinnt ihre siebte Goldmedaille, die ihre letzte bleiben sollte.
  • Die Biathletin Tamara Tichonowa gewann zwei Gold- im 20-Kilometer-Einzel und 4-mal-5-Kilometer-Rennen der Mannschaft, sowie die Silbermedaille im 5-Kilometer-Einzel.

Sommer-Paralympics

1988 in Seoul

Sommer-Paralympics i​n Seoul, Südkorea: Die sowjetischen Sportler gewannen b​ei ihrem ersten u​nd gleichzeitig letzten Auftritt b​ei Sommer-Paralympics 21 Gold-, 19 Silber- u​nd 15 Bronzemedaillen u​nd erreichten e​inen zwölften Platz i​m Medaillenspiegel.

Winter-Paralympics

1988 in Innsbruck

Winter-Paralympics i​n Innsbruck, Österreich: Die sowjetischen Sportler gewannen b​ei ihrem ersten u​nd gleichzeitig letzten Auftritt b​ei Winter-Paralympics z​wei Bronzemedaillen u​nd erreichten d​en 15. Platz.

Rückblick

Die sowjetischen Sportler h​aben während d​er Zeit i​hres Bestehens b​ei den Olympischen Spielen v​iele Rekorde gebrochen u​nd Medaillen gewonnen. Viele dieser Leistungen s​ind auf d​en enormen Einsatz d​er sowjetischen Partei zurückzuführen, d​ie viel Geld investierte, u​m die Sportwettbewerbe z​u dominieren. Diese Zielsetzung zeigte s​ich schon b​ei den ersten Teilnahmen 1952 u​nd 1956. Der Vier-Jahres-Rhythmus d​er Spiele schlug s​ich auch i​n der Jugendförderung nieder, d​ie gezielt bestimmte Jahrgänge aussuchte. Diese wurden d​ann in d​en jeweiligen Sportinternaten i​m Land trainiert.

Träger der Fahne bei der Eröffnungsfeier

Olympische Sommerspiele

Jahr Athlet Sportart
1952Jakow KuzenkoGewichtheben
1956Alexei MedwedewGewichtheben
1960Juri WlassowGewichtheben
1964Juri WlassowGewichtheben
1968Leonid SchabotinskiGewichtheben
1972Alexander MedwedRingen
1976Nikolai BalboschinRingen
1980Nikolai BalboschinRingen
1988Alexander KarelinRingen

Olympische Winterspiele

Jahr Athlet Sportart
1956Oleg GontscharenkoEisschnelllauf
1960Nikolai SologubowEishockey
1964Jewgeni GrischinEisschnelllauf
1968Wiktor MamatowBiathlon
1972Wjatscheslaw WedeninLanglauf
1976Wladislaw TretjakEishockey
1980Alexander TichonowBiathlon
1984Wladislaw TretjakEishockey
1988Andrei BukinEiskunstlaufen

Literatur

  • Das Schwarzbuch des KGB 2: Moskaus Geheimoperationen im Kalten Krieg, Ullstein Buchverlage GmbH ISBN 3-549-07291-0.
  • Historical dictionary of the Olympic movement. Lanham: Scarecrow Press (englisch). ISBN 0-8108-4054-5.

Einzelnachweise

  1. André Gounot: Die Rote Sportinternationale, 1921-1937. Kommunistische Massenpolitik im europäischen Arbeitersport. LIT, Münster 2002, insbesondere S. 96–124.
  2. Horst Ueberhorst: Von Athen bis München. Die modernen Olympischen Spiele, der olympische Gedanke, der deutsche Beitrag. 2. Aufl., Bartels & Wernitz, München/Berlin/Frankfurt a. M. 1971, S. 26
  3. Protokoll der Sitzung des E.K. der Roten Sport-Internationale vom 30. Januar 1924. In: RZAEDNG (Moskau), Bestand "Sportintern", 537 I 79.
  4. Ausführlich zum Prozess der Integration der Sowjetunion in die olympische Bewegung: Kristina Exner-Karl: Sport und Politik in den Beziehungen Finnlands zur Sowjetunion 1940-1952, Harrassowitz, Wiesbaden 1997.
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