Borys Onyschtschenko

Borys Hryhorowytsch Onyschtschenko (ukrainisch Бори́с Григо́рович Они́щенко, russisch Борис Григорьевич Онищенко/Boris Grigorjewitsch Onischtschenko; * 19. September 1937 i​n Beresnjaky,

Borys Onyschtschenko 1972.

Oblast Poltawa, Ukrainische SSR) i​st ein ehemaliger ukrainisch-sowjetischer moderner Fünfkämpfer. Obwohl e​r 1972 m​it der Mannschaft Olympiasieger u​nd bei denselben Spielen i​m Einzel, s​owie vier Jahre früher m​it der Mannschaft, Silber gewann, w​urde er 1976 berühmt, a​ls er b​eim olympischen Modernen Fünfkampf-Wettbewerb s​eine Fechtwaffe manipulierte u​nd disqualifiziert wurde.

Onyschtschenko w​ar Angehöriger d​er Sowjetarmee u​nd nahm b​ei den Sommerspielen 1968 erstmals a​n olympischen Spielen teil. Im Einzelwettbewerb verpasste e​r knapp d​ie Medaillenränge a​ls Fünfter, m​it der Mannschaft schaffte e​r jedoch d​en zweiten Rang u​nd gewann s​eine erste Silbermedaille.

Ein Jahr später w​urde er m​it der Mannschaft erstmals Weltmeister, w​as er 1973 u​nd 1974 wiederholen konnte. Zudem w​urde er 1969 Vizeweltmeister i​n der Einzelwertung.[1] 1970 w​urde er m​it der Mannschaft Vizeweltmeister. Sein bestes Jahr sollte a​ber 1971 werden, a​ls er Weltmeister i​n der Einzelwertung wurde. Bei Olympia 1972 g​ing er a​ls Mitfavorit a​n den Start. Mit d​er Mannschaft gewann e​r den Wettbewerb, i​n der Einzelwertung w​urde er Zweiter.

Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal ging er wieder als Mitfavorit in den Wettbewerb. Nach dem Springreiten lag die UdSSR auf einem vierten Platz hinter dem britischen Team. Da Onyschtschenko als bester Fechter im Teilnehmerfeld galt, machten sich die Briten wenig Hoffnung, nach dem Zusammentreffen weiter zu führen. Zuerst traf er auf den Laufspezialisten Adrian Parker, der sich beschwerte, dass die Trefferanzeige ohne jede Berührung anschlug. Jeremy Fox, Kapitän der Briten, beobachtete das Duell und bemerkte, dass das Trefferlicht der automatischen Anlage, trotz eines Fehlgehens um fast 20 cm, aufleuchtete. Nach einer Beschwerde der Briten stellte sich heraus, dass der Degen Onyschtschenkos derart manipuliert war, dass dieser mittels eines kleinen Knopfes an der Waffe den Trefferstromkreis willkürlich schließen konnte. Als Ergebnis wurde Onyschtschenko disqualifiziert. Die sowjetische Mannschaft verlor damit ihre sicher geglaubte Mannschaftsgoldmedaille. Über das weitere Schicksal Onyschtschenkos gab es wilde Spekulationen. Nach einem Bericht des britischen Guardian wurde Onyschtschenko noch während des laufenden Wettbewerbs in die Sowjetunion zurückgeflogen. Nach seiner Rückkehr soll er vor Parteichef Leonid Breschnew zitiert worden sein, der ihm eine Strafpredigt gehalten habe. Des Weiteren sei er unehrenhaft aus der Roten Armee entlassen worden. Außerdem sollen ihm alle sportlichen Auszeichnungen aberkannt worden sein und er habe eine Strafe von 5000 Rubel bezahlen müssen. Im Anschluss daran soll er seinen Lebensunterhalt eine Zeit lang als Taxifahrer in seiner Heimatstadt Kiew bestritten haben.[2] Richtig ist, dass er seine sportliche Karriere beendete. Nach den Berichten einiger ihm nahestehender Sportler soll er bereits einige Monate nach diesem Vorfall rehabilitiert worden sein und seine Arbeit innerhalb der sowjetischen Armee wieder aufgenommen haben. Nach einer beruflichen Laufbahn in der Kiewer Sportverwaltung lebt er mittlerweile als Pensionist in Kiew.[3] Den britischen Fünfkämpfer Jeremy Fox, der den Skandal aufdeckte, soll das Schicksal Onyschtschenkos, eines langjährigen sportlichen Weggefährten des Engländers, noch während des olympischen Wettbewerbes 1976 sehr belastet haben, was sich auf seine Leistungen in den Folgedisziplinen negativ auswirkte. Dennoch konnte die britische Mannschaft, begünstigt durch das Ausscheiden der Sowjetrussen, aber mehr noch durch die außergewöhnliche Laufleistung Adrian Parkers am letzten Tag des Wettbewerbs die olympische Mannschaftsgoldmedaille erringen.[4]

Einzelnachweise

  1. http://www.gbrathletics.com/sport/pent.htm
  2. Simon Burnton: 50 stunning Olympic moments No18: Boris Onischenko, GB wins gold. The Guardian. 14. März. Abgerufen am 19. Januar 2013.
  3. Andy Archibald: Modern Pentathlon - A Centenary History: 1912-2012, Grosvenor House Publishing 2012, ISBN 978-1-78148-756-3, S. 237, 245
  4. Archibald: Modern Pentathlon, S. 232ff.
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