Katzenelnbogen
Katzenelnbogen ist eine Stadt im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Sie ist Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Aar-Einrich, der sie auch angehört. Katzenelnbogen ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Rhein-Lahn-Kreis | |
Verbandsgemeinde: | Aar-Einrich | |
Höhe: | 280 m ü. NHN | |
Fläche: | 9,18 km2 | |
Einwohner: | 2169 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 236 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 56368 | |
Vorwahl: | 06486 | |
Kfz-Kennzeichen: | EMS, DIZ, GOH | |
Gemeindeschlüssel: | 07 1 41 068 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Burgstr. 1 56368 Katzenelnbogen | |
Website: | ||
Stadtbürgermeisterin: | Petra Popp (FWG) | |
Lage der Stadt Katzenelnbogen im Rhein-Lahn-Kreis | ||
Lage und Geographie
Die Stadt Katzenelnbogen liegt im Nordosten von Rheinland-Pfalz im Einrich, einem zwischen 250 und 450 Meter hohen nordwestlichen Teil des Taunus. Durch Katzenelnbogen verläuft die südöstliche Grenze des Naturparks Nassau.
Zu Katzenelnbogen gehören auch die Wohnplätze Gut Margaretenhof, Gewerkschaft Hibernia, Höfe am Michert, Itzhäusermühle, Moorenmühle und Talhof.[3]
Der alte Kernort liegt im Tal des Dörsbaches auf 280 m ü. NHN und zieht sich bis auf 300 m ü. NHN den Katzenelnbogener Burgberg hoch. Neuere Bebauung aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erstreckt sich auf den unmittelbar umliegenden Höhen, daran schließen sich landwirtschaftliche Flächen und Wald an. Die nähere Umgebung steigt im Süden bis auf 400 m ü. NHN, während die Landschaft im Norden mit 300 bis 350 m ü. NHN eine Hochfläche mit Talmulden bildet.[4]
Klima
Der Jahresniederschlag beträgt 697 mm. Die Niederschläge liegen im mittleren Drittel der in Deutschland erfassten Werte. An 39 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 1,6 mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren nur minimal und sind extrem gleichmäßig übers Jahr verteilt. An nur 3 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.
Nachbargemeinden
Die Stadt grenzt im Norden unmittelbar an den Ort Klingelbach an. Eine weitere Nachbargemeinde ist Allendorf, die etwa einen Kilometer entfernt im Osten liegt. Das nächste Mittelzentrum ist die nordöstlich gelegene Stadt Diez.
Geschichte
Die Burg Katzenelnbogen wurde um 1095 auf Bleidenstädter Vogteigut erbaut. Auf das gleiche Jahr datiert auch die urkundliche Ersterwähnung des Ortes. Nach der Burg benannte sich seit etwa 1138 ein Grafengeschlecht, das mit den Staufern zur damaligen Zeit in verwandtschaftlicher Verbindung stand. Während des Interregnums erwarb es bedeutende Ländereien. Um das Jahr 1260 teilten die Brüder Diether und Eberhard die Grafschaft unter sich auf, die sich erst um 1402 wieder vereinigte und dann ein Gebiet vom Odenwald bis zur unteren Lahn beherrschte, allerdings in zwei Teile getrennt, die sogenannte Niedergrafschaft um Katzenelnbogen und St. Goar und die sogenannte Obergrafschaft im Rhein-Main-Dreieck um Darmstadt. Zur Ersteren gehörten Orte wie Braubach und St. Goar, zur Letzteren Rüsselsheim, Groß-Gerau, Darmstadt und Zwingenberg.
Eine bedeutende Einnahmequelle verschaffte sich das Haus durch Zölle auf Schiffe, die den Rhein befuhren, sowie in dem von ihm begründeten Darmstadt an der Bergstraße, einer Handelsstraße, die von Heidelberg nach Frankfurt am Main führte. Dies machte sie zu einer der reichsten Grafschaften des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Die Grafen von Katzenelnbogen spielten eine bedeutende Rolle und sollen über einen der größten Silberhorte in Deutschland verfügt haben, den sie politisch geschickt zum Vergeben von Darlehen an andere Geschlechter nutzten und damit ihren Einfluss sicherten. Das Haus stellte u. a. Bischöfe in Münster und Osnabrück, mit Diether von Katzenelnbogen gegen Ende des 12. Jahrhunderts einen Kanzler des Reiches und eine Königsmutter von Adolf von Nassau. Diether VI. von Katzenelnbogen erhielt für seine Verdienste am 19. Juli 1312 von Kaiser Heinrich VII. die Stadtrechte für Katzenelnbogen zugesprochen. Nachdem 1330 Darmstadt zur Stadt erhoben wurde, verlegten die Grafen von Katzenelnbogen ihren ständigen Herrschaftssitz dorthin. Die weitere Entwicklung der Stadt Katzenelnbogen stagnierte daraufhin.
1479 starb das Grafengeschlecht in der männlichen Linie aus. Sein Besitz fiel, nach größeren Erbstreitigkeiten mit Nassau, 1557 endgültig an die Landgrafschaft Hessen. Hier wiederum fielen die südlich gelegenen Teile später an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die nördlichen an Hessen-Kassel. Von 1798 bis 1814 gehörten die westlich des Rheins liegenden Teile der Grafschaft Katzenelnbogen (Rheinfels, St. Goar und Pfalzfeld) zur Ersten Französischen Republik. Der kurhessische Teil fiel 1815 an das Herzogtum Nassau. Nach dem Deutschen Krieg kam Katzenelnbogen 1866 zur preußischen Provinz Hessen-Nassau. Im Rahmen der preußischen Gemeindereform verlor Katzenelnbogen seine Stadtrechte. Der König der Niederlande trägt neben seiner weiteren Titel auch den eines Grafen von Katzenelnbogen.
Die einsetzende Industrialisierung Deutschlands nach 1850 brachte auch für die Bewohner Katzenelnbogens eine allmähliche Verbesserung der Lebenssituation, insbesondere durch den erstarkten Bergbau auf Eisenerze, siehe Grube Zollhaus. Der Ort blieb jedoch bis zum Zweiten Weltkrieg überwiegend von der Landwirtschaft geprägt. Dies änderte sich erst in den 1950er Jahren mit der Entstehung neuer Arbeitsplätze insbesondere in den benachbarten großstädtischen Zentren im Rahmen des Wirtschaftswunders.
1946 wurde das Land Rheinland-Pfalz gebildet. Zur 650-Jahr-Feier der Stadtrechtsverleihung im Jahr 1962 bekam Katzenelnbogen erneut die Stadtrechte zugesprochen. 1972 kam es im Zuge der rheinland-pfälzischen „Funktional- und Gebietsreform“ zur Bildung der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen, deren Verwaltungssitz die Stadt Katzenelnbogen war und die dann in der Verbandsgemeinde Aar-Einrich aufging.
Etymologie
Die Herkunft des Namens „Katzenelnbogen“ ist nicht endgültig geklärt.
Er könnte auf die lateinische Bezeichnung Cattimelibocus zurückgehen.[5] Catti oder Chatti geht auf das germanische Volk der Chatten zurück, während Melibocus Berg oder Gebirge bedeutet.[6] In unmittelbarer Umgebung Katzenelnbogens finden sich mehrere Hügelgräberfelder, die von einer frühen Besiedelung zeugen. Diese Deutung wurde jedoch 1783 von dem Historiker Helfrich Bernhard Wenck als unhaltbar eingeordnet.[7]
1952 untermauerte Karl E. Demandt die Deutung von Adolf Bach (1927) und Wilhelm Kapsers (1937), dass der Name mit „kleine/gewinkelte (Bach-)krümmung“ übersetzt werden sollte;[8] hierbei wird die ähnliche Bedeutung von Krümmung und Ellenbogen ausgenutzt, so ähnlich wie bei anderen geographischen Objekten das Knie im Sinne einer Krümmung verwendet wird.
Der Begriff „Katzenelnbogen“ taucht erst unter den Grafen auf.
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat in Katzenelnbogen besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Stadtbürgermeister als Vorsitzendem.
Die Sitzverteilung im Stadtrat:[9]
Wahl | SPD | CDU | FWG | Gesamt |
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2019 | 5 | 5 | 6 | 16 Sitze |
2014 | 5 | 7 | 4 | 16 Sitze |
2009 | 6 | 6 | 4 | 16 Sitze |
2004 | 6 | 7 | 3 | 16 Sitze |
- Freie Wählergruppe „Einrich“ e. V.
Bürgermeister
Stadtbürgermeisterin von Katzenelnbogen ist Petra Popp (FWG). Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 84,20 % gewählt und ist damit Nachfolgerin von Horst Klöppel (CDU), der nicht erneut angetreten war.[10]
Städtepartnerschaft
Katzenelnbogen unterhält seit 1990 eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Serres (Hautes-Alpes).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Die Burg Katzenelnbogen stammt aus dem 11. Jahrhundert. Erhalten sind die Mauer, ein Torturm und das im 16. Jahrhundert erbaute Haupthaus.
Die katholische Kirche St. Petrus wurde 1874/75 im neogotischen Stil errichtet. Markant ist der 1906 gefertigte Hochaltar.
Siehe auch:
Regelmäßige Veranstaltungen
Am vorletzten Wochenende im August findet der vom Einricher Heimatverein ausgerichtete Bartholomäusmarkt statt. Er geht auf einen nach der Stadtgründung 1312 eingeführten Markt zurück, der sich im Laufe der Zeit vom Wochenmarkt zum Jahrmarkt wandelte.
Seit 2007 finden am ersten Wochenende im Juni die Katzenelnbogener Ritterspiele statt, inspiriert von dem historischen Ringestechen, das auf einer alten Ansicht Katzenelnbogens zu sehen ist.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Stadt Katzenelnbogen ist als Marktflecken die zentrale Einkaufsmöglichkeit für die umliegenden Orte im Einrich. Weitere Einnahmequellen der Stadt sind der Tourismus, zwei Seniorenheime und eine unter anderem von Wolfgang Eirund geleitete Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Diese Fachklinik ist mit ihrem überregionalen Einzugsgebiet und ihren ca. 3.000 Patienten (ca. 750 stationär und 2.300 ambulant) pro Jahr größter Arbeitgeber der Stadt.
Verkehr
Katzenelnbogen liegt abseits größerer Verkehrswege. Angebunden ist der Ort über die B 274 an St. Goarshausen sowie an die B 54 bei Zollhaus im Aartal. Die Landesstraße 318 führt über Diez zur B 54 nach Limburg. Buslinien der Firma Martin Becker[11] und der Nassauischen Verkehrs-GmbH verbinden Katzenelnbogen mehrmals am Tag mit Wiesbaden, St. Goarshausen und Limburg. Bis in die 1950er Jahre war Katzenelnbogen über die Nassauische Kleinbahn an das Schienennetz angebunden.
Söhne und Töchter der Stadt
- Meir Katzenellenbogen (1482–1565), Talmudgelehrter, Rabbi von Padua und Venedig
- Wilhelm Jakob Hertling (1849–1926), Landschaftsmaler und Zeichner
- Stefan Römer (* 1960), Künstler, Kunsthistoriker und Professor
- Livia Prüll (* 1961), Medizinerin, Medizinhistorikerin
- Armin Scholl (* 1966), Wirtschaftswissenschaftler, Professor für Betriebswirtschaftliche Entscheidungsanalyse
Siehe auch
Literatur
- Literatur über Katzenelnbogen In: Hessische Bibliographie[12]
- Hans Jeske: Der Name Katzenelnbogen. In: Beiträge zur Namenforschung Ser. NS. Band 24, 1989, S. 332–347 (Ausschnitt auf Google Books).
Weblinks
- Illustration von Daniel Meisner von 1624: Catzenelnbogen; Dux Macedûm Corpore Parvus Erat (Digitalisat)
- Stadt Katzenelnbogen auf den Seiten der Verbandsgemeinde Aar-Einrich
- Literatur über Katzenelnbogen in der Rheinland-Pfälzischen Landesbibliographie
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2020, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Regionaldaten
- Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: 1. Januar 2021[Version 2022 liegt vor.]. S. 67 f. (PDF; 2,6 MB).
- Landesvermessungsamt Rheinland-Pfalz: Topographische Karte 1:25.000 Naturpark Nassau. Blatt 5 (Ost). Verbandsgemeinden Diez und Katzenelnbogen. Koblenz 1993. Aufl.
- Meyers Konversationslexikon 1888, Vol. 9, S. 623
- Meyers Konversationslexikon 1888, Vol. 11, S. 449.
- Helfrich Bernhard Wenck: Hessische Landesgeschichte. Mit einem Urkundenbuch und geographischen Charten. Band 1. Darmstadt und Gießen 1783.
- Karl E. Demandt: Regesten der Grafen von Katzenelnbogen. Band 1. Wiesbaden 1953, S. 799.
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
- Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Abgerufen am 21. November 2019 (siehe Aar-Einrich, Verbandsgemeinde, 17. Ergebniszeile).
- Willkommen - Martin Becker Bus. Abgerufen am 13. November 2021.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!