Reichelsheim (Wetterau)
Reichelsheim (Wetterau) ist eine Stadt im hessischen Wetteraukreis.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Wetteraukreis | |
Höhe: | 128 m ü. NHN | |
Fläche: | 27,56 km2 | |
Einwohner: | 6826 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 248 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 61203 | |
Vorwahl: | 06035 | |
Kfz-Kennzeichen: | FB, BÜD | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 40 021 | |
Stadtgliederung: | 6 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Zum Rathaus 1 61203 Reichelsheim | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Lena Herget-Umsonst (SPD) | |
Lage der Stadt Reichelsheim (Wetterau) im Wetteraukreis | ||
Geographie
Lage
Reichelsheim liegt zwischen Frankfurt am Main und Gießen, mitten im Herzen der „Goldenen Wetterau“ (etwa 30 km nördlich von Frankfurt). Östlich an Reichelsheim fließt der Fluss Horloff vorbei. Geteilt wird Reichelsheim von der Bahnstrecke Friedberg-Nidda. Nordwestlich der Bahnlinie liegen das Neubaugebiet und das Mischgebiet Im Mühlahl. Südöstlich der Bahnlinie liegt der alte Reichelsheimer Ortskern; daran angrenzend das alte Neubaugebiet (1960er Jahre). Im Nordosten grenzt direkt an das Mischgebiet Im Mühlahl das Naturschutzgebiet Bingenheimer Ried.
Nachbargemeinden
Reichelsheim grenzt im Norden an die Gemeinden Wölfersheim und Echzell, im Osten an die Gemeinde Ranstadt, im Süden an die Stadt Florstadt sowie im Westen an die Stadt Friedberg.
Stadtgliederung
Reichelsheim umfasst fünf Stadtteile.
Stadtteil | Wappen | Einwohner[2] |
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Beienheim | 1574 | |
Blofeld | 441 | |
Dorn-Assenheim | 1285 | |
Heuchelheim | 414 | |
Reichelsheim (Kernstadt) | 2151 | |
Weckesheim | 1036 |
Geschichte
Mittelalter
Die älteste erhaltene Erwähnung von Reichelsheim stammt aus dem Jahr 817. Für den Stadtteil Beienheim liegt gar eine erhaltene Erwähnung von 773 vor. Im späten Mittelalter ist ein vorübergehender Besitz des Ortes durch die Herren von Hanau belegt.[3]
Frühe Neuzeit
Reichelsheim gehörte zur Fuldischen Mark und war dann ab 1566 eine nassauische Exklave, umschlossen vom Gebiet der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Später gehörte Reichelsheim zur Grafschaft Nassau-Weilburg. 1665 bekam es durch Graf Friedrich Stadtrechte verliehen und 1668 erhielt die junge Stadt Marktrechte. Ab 1787 war Reichelsheim Sitz des Amtes Reichelsheim
Neuzeit
Nach dem Deutschen Krieg wurde Nassau von Preußen annektiert. In Art. 15 Nr. 3 des Friedensvertrags vom 3. September 1866 wurde ein Gebietstausch vereinbart.[4] Das Amt Reichelsheim wurde dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen, wo es dem Landkreis Friedberg (Hessen) zugeordnet wurde. Die Folge des Übergangs an das Großherzogtum Hessen war, dass ein verschachteltes Partikularrecht galt: Neben dem hessischen Recht galt nassauisches Recht, das wiederum Mainzer Landrecht überlagerte und – gewohnheitsrechtlich – galt zudem Titel 28 des Solmser Landrechts (eheliches Güterrecht), aber nicht in vollem Umfang.[5] Erst das Bürgerliche Gesetzbuch, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte zum 1. Januar 1900 das alte Partikularrecht außer Kraft.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden zum 1. Februar 1972 durch Zusammenschluss der Stadt Reichelsheim mit den Gemeinden Beienheim, Dorn-Assenheim aus dem Kreis Friedberg sowie den Gemeinden Blofeld und Heuchelheim aus dem Kreis Büdingen die neue Stadt Reichelsheim/Wetterau gebildet. Als Verwaltungssitz wurde Reichelsheim bestimmt.[6] Am 1. August 1972 erfolgte die Eingliederung der Gemeinde Weckesheim kraft Landesgesetz. Gleichzeitig wurde die Stadt in den neu gebildeten Wetteraukreis eingegliedert.[7]
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[8] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[9][10][11]
Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | |||||||
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% | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |||
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 54,0 | 15 | 44,3 | 12 | 42,9 | 11 | 52,5 | 16 | 53,2 | 17 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 27,4 | 7 | 31,8 | 9 | 39,9 | 11 | 40,7 | 13 | 36,9 | 12 | |
FWG | Freie Wählergemeinschaft Reichelsheim | 18,6 | 5 | 23,9 | 6 | 6,1 | 2 | 6,8 | 2 | 7,4 | 2 | |
Grüne | Bündnis 90/Die Grünen | – | – | — | — | 11,1 | 3 | — | — | — | — | |
FDP | Freie Demokratische Partei | — | — | — | — | — | — | — | — | 1,3 | 0 | |
NPD | Nationaldemokratische Partei Deutschlands | — | — | — | — | — | — | — | — | 1,2 | 0 | |
Gesamt | 100,0 | 27 | 100,0 | 27 | 100,0 | 27 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | ||
Wahlbeteiligung in % | 55,1 | 57,0 | 51,1 | 48,9 | 58,9 |
Bürgermeister
Von 1985 bis 2008 Gerd Wagner (SPD) Bürgermeister. Seit 2009 Bertin Bischofsberger (CDU). Er wurde am 21. September 2008 im zweiten Wahlgang mit 50,4 Prozent der Stimmen in das Amt gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 52,9 Prozent. Am 1. Nov. 2020 wurde die SPD Politikerin Lena Herget-Umsonst mit 59,4 % zur Bürgermeisterin gewählt[12].
Wappen
In geteiltem Schild, oben im blau gold-beschindelten Feld ein schreitender, goldener Löwe mit roter Bewehrung, unten in Gold ein schwarzes Kreuz, beseitet von zwei roten Rebblättern. Mit den Farben Blau und Gold sowie dem Löwen wird an die einstmalige Zugehörigkeit zum Haus Nassau erinnert. Das Kreuz weist weiter in die Geschichte zurück, nämlich die Zugehörigkeit des Ortes zur Fuldischen Mark. Die Rebblätter sind als Symbol für den historisch belegten Weinanbau in der Gemarkung zu verstehen.
Kulturdenkmäler
Siehe dazu Liste der Kulturdenkmäler in Reichelsheim/ Wetterau
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Zu weltweiter Berühmtheit kam der Reichelsheimer Bahnhof, der seit geraumer Zeit als spiegelverkehrtes H0-Modell von der Firma Kibri gefertigt wird. Der zweigleisige Reichelsheimer Bahnhof wie auch der Haltepunkt Weckesheim liegen an der eingleisigen Bahnstrecke Beienheim–Schotten, auf der stündlich Züge der Hessischen Landesbahn Richtung Friedberg und Nidda verkehren. Des Weiteren liegt der Trennungsbahnhof Beienheim im gleichnamigen Reichelsheimer Stadtteil.
Den öffentlichen Personennahverkehr stellt die Verkehrsgesellschaft Oberhessen GmbH im Rahmen des Rhein-Main-Verkehrsverbundes sicher.
Der Deutsche Limes-Radweg führt durch die Stadt. Dieser folgt dem Obergermanisch-Raetischen Limes über 818 km von Bad Hönningen am Rhein nach Regensburg an der Donau.
Südlich von Reichelsheim liegt der als Verkehrslandeplatz klassifizierte Flugplatz Reichelsheim. Am 12. Juni 2011 kam es hier zu einem Absturz eines Goodyear-Luftschiffes. Drei Passagiere überlebten, der Pilot kam ums Leben.
Braunkohle
Bis ins Jahr 1991 war die Gegend rund um die Reichelsheimer Stadtteile Reichelsheim, Heuchelheim, Dorn-Assenheim und Weckesheim vom Braunkohletief- und -tagebau geprägt. Die Braunkohle wurde von der HEFRAG, später PREAG, abgebaut und im Kraftwerk Wölfersheim verarbeitet. Zunächst wurde die Braunkohle im Tiefbau gewonnen. Zu dieser Zeit existierten Gruben in Heuchelheim und Weckesheim. 1961 wurde auf Tagebaubetrieb umgestellt und es gingen nach und nach die Tagebaue II/III (Weckesheim/Heuchelheim), Tagebau VI (Reichelsheim) und VII (Dorn-Assenheim) in Förderung. Die Braunkohle wurde mit einer werkseigenen Grubenbahn ins Kohlekraftwerk nach Wölfersheim transportiert. Dazu wurde westlich von Reichelsheim ein Verladebunker errichtet. Die Braunkohle gelangte aus den Tagebauen VI/VII über Transportbänder dorthin.
Am 30. September 1991 wurde die letzte Braunkohle aus dem Tagebau VII gefördert. Ende Oktober waren auch die Vorräte im Kraftwerk Wölfersheim aufgebraucht und der Betrieb eingestellt.
Mühle
Die ehemalige Mühle Reichelsheim wurde 1824 an den Müller Heinrich Bopp verkauft[13] und von diesem und später von seinem Sohn Heinrich Wilhelm Bopp bis 1926 betrieben.[14] Von 1977 bis 1988 war die Mühle die Heimat für ein Dutzend Jugendliche und Standort für die sozialpädagogische Jugendwohngruppe Reichelsheim (ehemals Jugendwerk St. Gottfried, Ilbenstadt).
Persönlichkeiten
- Gerhard Herbert (* 1955), Politiker (SPD)
- Karl von Buseck (1776–1852), hessischer Landtagsabgeordneter
Literatur
- Dieter Wolf, Zur mittelalterlichen Befestigung von Dörfern und Flecken der Wetterau – mit besonderer Berücksichtigung von Rodheim vor der Höhe. in: Rodheimer Hefte Nr. 2, 1996, S. 25–83. zu Reichelsheim, S. 75–78.
- Literatur über Reichelsheim In: Hessische Bibliographie[15]
- Literatur von und über Reichelsheim im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Weblinks
- Internetauftritt der Stadt Reichelsheim/ Wetterau
- Alexander Hitz: Reichelsheim in der Wetterau. Ortsgeschichte, Infos. In: www.alexanderhitz.de. Private Website
- Reichelsheim in der Wetterau, Stadtgemeinde, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Reichelsheim in der Wetterau, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Linkkatalog zum Thema Reichelsheim bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Stadt Reichelsheim: Einwohner und Flächen.
- Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 209.
- Abgedruckt bei: Ernst Rudolf Huber: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte 2 = Deutsche Verfassungsdokumente 1851–1900. 3. Aufl., Stuttgart 1986. ISBN 3-17-001845-0, Nr. 192, S. 260 ff.
- Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 108 sowie Anm. 38 und 40.
- Reichelsheim in der Wetterau, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 4. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg (GVBl. II 330-19) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 230, §§ 7 und 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 18. März 2001. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2001.
- Hessenschau.de abgerufen am 2. November 2020.
- Kaufsurkunde 1824.
- Mühle Reichelsheim.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!