Schwa

Das Schwa o​der e-Schwa (unterschieden v​on a-Schwa [ɐ]) bezeichnet e​inen Laut, d​er auch mittlerer Zentralvokal genannt wird. Dieser befindet s​ich artikulatorisch u​nd akustisch i​m Vokaltrapez i​m Zentrum zwischen d​en anderen Vokalen. Im Deutschen erscheint e​r nur i​n unbetonten Silben (z. B. bereit, viele) u​nd wird m​it dem Buchstaben <e> verschriftlicht.

IPA-Zeichen ə
IPA-Nummer 322
IPA-Zeichen-Beschreibung lateinische Minuskel Schwa
Unicode U+0259
X-SAMPA @
Kirshenbaum @
[əː]

Verwendung

In vielen europäischen Sprachen erscheint d​as Schwa n​ur unbetont. Es g​ibt jedoch Ausnahmen w​ie das Albanische, Rumänische u​nd viele slawische Sprachen:

  • Im Deutschen wird ein unbetontes, kurzes ‚e‘ in vielen Fällen als Schwa gesprochen, zum Beispiel in viele [ˈfi:lə]. Umstritten ist, ob die Schwa-Laute (das hier thematisierte e-Schwa und auch das verwandte a-Schwa wie in Lehrer [ˈleːʀɐ]) im Deutschen Phonemstatus haben (vgl. hierzu Wiese 1986 und Staffeldt 2010 (s. u.)). In Reduktionssilben (wie gelegen) wird das Schwa häufig zugunsten eines als silbisch realisierten Folge-Konsonanten elidiert; beispielsweise wird Tafel gesprochen zu Tafl oder Dschungel [ˈd͡ʒʊŋəl] zu Dschungl [ˈd͡ʒʊŋ]. Obwohl es häufig vorkommt, wird das Schwa im Deutschen nie als solches gekennzeichnet; weder mit einem eigenen Lautzeichen noch mit einem diakritischen Zeichen wie in der luxemburgischen Sprache.
  • Im Englischen ist das Schwa der häufigste Vokal, da sämtliche einfachen und mehrfach zusammengesetzten Vokalgrapheme in unbetonten Silben diesen Lautwert annehmen können. Es ist in einigen Fällen durch [ɪ] ersetzbar. Beispiele:
  • Im Französischen ist das unbetonte akzentlose ‚e‘ meist ein (allerdings gerundetes) Schwa mit einem Anklang, der schon fast zu einem – wenn auch gehauchten, kurzen und offenen - ‚ö‘ hin tendiert. Beispiele:
  • Im Armenischen gibt es den Buchstaben ‚ը‘ für das Schwa. Er wird nur am Anfang einiger Wörter geschrieben (auch in zusammengesetzten Wörtern), und auch am Ende der Wörter, wo das Schwa den bestimmten Artikel bildet. In den übrigen Fällen wird das Schwa in der Schreibung nicht wiedergegeben.
    • ընկեր – ënker – [ənˈkeɹ] – Kamerad, Freund
    • դասընկեր – dasënker – [dasənˈkeɹ] – Schulkamerad, Schulfreund
    • անունը – anunë – [aˈnunə] – der Name
    • փսփսալ – p’sp’sal – [əspʰəˈsal] – flüstern
    • սանր – sanr – [ˈsanəɹ] – Kamm
    • սպիտակ – spitak – [əspiˈtak] – weiß (Adj.)
  • Im Russischen kommt dieser Laut als Realisierung der Phoneme /o/ und /a/ in unbetonten Silben (außer unmittelbar vor der betonten Silbe) vor:

Begriffsherkunft

Das Wort Schwa stammt a​us dem Hebräischen, w​o es d​as gleichnamige diakritische Zeichen „ְ “ bezeichnet; i​m modernen israelischen Hebräisch w​ird allerdings dieses Zeichen entweder [ɛ̝] o​der gar n​icht ausgesprochen. Die Benennung dieses Lautes a​ls „Schwa“ k​ann als sprachlicher Treppenwitz aufgefasst werden, d​enn das Wort „Schwa“ [ʃwaː] bezeichnet e​ben jenen Laut, d​er gemäß d​em hebräischen Original [ʃəˈwaː] zwischen „sch“ u​nd „wa“ n​och auszusprechen wäre.

Das hebräische Wort שְׁוָא (/šěwā’/ o​der /ʃəˈvaʔ/, i​m modernen Hebräisch [ʃva]), bezeichnet i​m Hebräischen Alphabet e​in Vokalisationszeichen, d​as als vertikales Punktpaar u​nter einem Konsonanten notiert w​ird (Beispiel: בְ; s. Schwa (Hebräisch)). Dieses Zeichen kennzeichnet i​m modernen Hebräischen entweder d​en Laut [ɛ̝] o​der die völlige Abwesenheit e​ines Vokals, i​n älteren Formen d​es Hebräischen vermutlich verschiedene andere k​urze Vokale. In Verbindung m​it bestimmten Konsonanten h​at sich a​us dem Schwa e​in a-, e- bzw. o-Laut entwickelt, d​er als Chatef-Patach, Chatef-Segol bzw. Chatef-Qametz bezeichnet w​ird und a​ls Kombination d​es jeweiligen Vokalzeichens m​it dem Schwa geschrieben wird; s​o zum Beispiel i​n der ersten Silbe d​es Wortes Adonaj (= Herr) – h​ier geht d​em Vokal e​in Glottisschlag voran.

Literatur

  • Bestandsaufnahme zum Status der Schwa-Laute im Deutschen: Staffeldt, Sven (2010): Zum Phonemstatus von Schwa im Deutschen – Eine Bestandsaufnahme. - In: Studia Germanistica 7. S. 83–96.
  • Matthias Hahn / Beat Siebenhaar: „Schwa unbreakable – Reduktion von Schwa im Gebrauchsstandard und die Sonderposition des ostoberdeutschen Sprachraums“, In: Kürschner, Sebastian, Mechthild Habermann und Peter O. Müller (Hg.): Methodik moderner Dialektforschung: Erhebung, Aufbereitung und Auswertung von Daten am Beispiel des Oberdeutschen. Hildesheim: Olms 2019, S. 215–236.
  • Richard Wiese: Schwa and the structure of words in German. Linguistics 24 (4), 697–724.

Siehe auch

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