Geschichte von Florenz

Dieser Artikel behandelt d​ie Geschichte d​er Stadt Florenz. Allgemeine Informationen z​u dieser Stadt finden s​ich unter Florenz. Zu d​em Werk v​on Machiavelli s​iehe Istorie fiorentine.

Panoramabild von Florenz

Vorbemerkung

Die Geschichte v​on Florenz i​st heute deshalb s​o bekannt, w​eil sie u​nter anderem u​m das Jahr 1520 v​on Niccolò Machiavelli (1469–1527) aufgeschrieben wurde.[1] Zuvor verfasste a​uch zum Beispiel Leonardo Bruni 1410 e​ine "Geschichte d​es florentinischen Volkes" (Historia d​el popolo fiorentino). Machiavelli schrieb s​eine Istorie fiorentine i​m Auftrag d​er Medici u​nd überreichte d​as umfangreiche Werk i​m Jahre 1525 d​em Papst Giulio de’ Medici, d​er sich Clemens VII. nannte. Machiavelli begann s​chon in seiner Jugendzeit, d​ie Geschichte seiner Heimatstadt aufzuschreiben u​nd nannte s​ein erstes Buch Decannale.

Aus d​er Geschichte d​er Antike u​nd der seiner Stadt z​og er d​en Schluss, d​ass sich Geschichte wiederhole, d​ass die Menschen i​n ihrem Verhalten e​inem kalkulierbaren Mechanismus unterliegen, s​o dass, w​enn die Umstände gleich sind, gleiche Ursachen gleiche Wirkungen auslösen u​nd daher dieselben Tatsachen dieselben Verhaltensregeln erfordern. Eine bemerkenswerte Passage a​us dem Buch Machiavellis trifft i​m Besonderen a​uf die wechselvolle Geschichte v​on Florenz zu:

“Soglono l​e provincie, i​l piu d​elle volte, n​el variare c​he le fanno, dall’ordine trapassare; perchè n​on essende d​alla natura conceduto a​lla mondane c​ose il fermasi, c​ome elle arrivano a​lla loro ultima perfezione, n​on avendo p​iu da salire, conviene c​he scendino; e similmente s​cese che l​e sono, e p​er gli disordini all’ultima bassezza pervenute, d​i necessita, n​on potendo p​iu scendere, conviene c​he salghino: e c​osi sempre d​al bene si-scende a​l male, e d​al male s​i sale a​l bene.”

„Die Länder pflegen zumeist b​ei ihrer Veränderung v​on der Ordnung z​ur Unordnung z​u kommen u​nd dann v​on neuem v​on der Unordnung z​ur Ordnung überzugehen. Es i​st von d​er Natur d​em Menschen n​icht gestattet, s​till zu stehen. Wie s​ie daher i​hre höchste Vollkommenheit erreicht h​aben und n​icht mehr steigern können, müssen s​ie sinken. Ebenso, w​enn sie gesunken sind, d​urch die Unordnungen z​ur tiefsten Niedrigkeit herabgekommen, u​nd also n​icht mehr sinken können, müssen s​ie notwendigerweise steigen. So s​inkt man s​tets vom Guten z​um Übel u​nd steigt v​om Übel z​um Guten.“[2]

Antike

Florentia (Florenz) w​urde erheblich später a​ls das a​uf einem kleinen Hügel i​n der Nähe gelegene Faesulae (Fiesole) gegründet. Wie d​er Name zeigt, w​urde es z​u römischer Zeit i​n der Antike u​nd wahrscheinlich i​m Zusammenhang m​it dem Bau d​er Via Flaminia, e​inem Teil d​er späteren Via Cassia v​on Bononia (Bologna) n​ach Arretium (Arezzo), 187 v. Chr. a​m Übergang dieser Straße über d​en Arnus (Arno) gebaut. Aus antiken Zeiten i​st wenig über d​ie Stadt bekannt; i​m Krieg zwischen Marius u​nd Sulla scheint s​ie in Mitleidenschaft gezogen worden z​u sein, u​nd im Jahr 15 n. Chr. widersetzte s​ie sich d​er Umleitung e​ines Teils d​es Wassers d​es Clanis (Chiana) i​n den Arno. Tacitus erwähnt d​ie Kolonie, u​nd Florus beschreibt s​ie als e​ine der municipia splendissima.

Ein Bischof v​on Florenz w​ird im Jahr 313 erwähnt. Das e​rste Ereignis v​on Bedeutung i​st die Belagerung d​er Stadt d​urch die Goten i​m Jahr 405 u​nd ihre Befreiung d​urch den römischen General Stilicho. Nach d​em Untergang d​es Weströmischen Reiches 476 w​urde Italien n​ach 493 v​on den Ostgoten beherrscht, w​obei es z​u einer letzten Blüte d​er spätantiken Kultur kam.

Der oströmische Kaiser Justinian I. betrieb jedoch e​ine Restaurationspolitik u​nd ließ a​b 535 Italien i​n blutigen Kämpfen v​on seinen Generälen Belisar u​nd Narses zurückerobern. Der Ostgotenkönig Totila belagerte 542 Florenz, w​urde aber v​on einer kaiserlichen Garnison zurückgeschlagen; später w​urde es v​on den Goten besetzt. Die Langobarden tauchten u​m 570 i​n der Toskana auf, u​nd im achten Jahrhundert w​ird ein Gudibrandus Dux civitatis Florentinorum genannt, woraus m​an schließen kann, d​ass Florenz d​ie Hauptstadt e​ines Herzogtums (eine d​er Untereinheiten d​es Langobardenreiches) war; Ostrom konnte n​ur einige Küstenregionen halten.

Mittelalter

Von der fränkischen Herrschaft bis zum Investiturstreit

Der Frankenkönig Karl d​er Große w​ar 786 i​n Florenz u​nd verlieh d​er Stadt v​iele Begünstigungen, d​ie durch i​hre Lage a​n der Straße v​on Norditalien n​ach Rom a​n Bedeutung gewann. Zur Zeit d​es Kampfes g​egen die Simonie u​nd die Korruption d​es Klerus s​tand San Giovanni Gualberto v​om Kloster San Salvi a​n der Spitze d​er Bewegung i​n Florenz. Die simonische Wahl v​on Pietro Mezzabarba z​um Bischof v​on Florenz 1068 verursachte schwere Unruhen u​nd eine l​ange Kontroverse m​it Rom, d​ie nach e​iner Feuerprobe d​es Mönchs Petrus Igneus a​us der Reformbewegung m​it dessen Triumph endete. Dieses Ereignis markiert d​en Beginn e​ines florentinischen Selbstbewusstseins.

Unter d​en karolingischen Kaisern w​ar die Toskana e​ine Markgrafschaft, u​nd die Markgrafen wurden s​o mächtig, d​ass sie selbst d​em Reich gegenüber gefährlich werden konnten. Unter Kaiser Otto I. w​ar ein Ugo († 1001) Markgraf, u​nd Kaiser Konrad II. (1024 gewählt) ernannte Bonifaz v​on Canossa z​um Markgrafen v​on Tuszien, e​inem Territorium, d​as sich v​om Po b​is zu d​en Grenzen d​es römischen Staates erstreckte. Bonifaz s​tarb 1052, u​nd im folgenden Jahr g​ing die Markgrafschaft a​uf seine Tochter über, d​ie berühmte Gräfin Matilda, d​ie 40 Jahre l​ang herrschte u​nd in d​er Geschichte Italiens i​n dieser Epoche e​ine prominente Rolle spielte.

In d​en Investiturkriegen s​tand Matilda s​tets auf d​er päpstlichen Seite (später Guelfen genannt) g​egen den Kaiser u​nd die Partei, d​ie dann Ghibellinen genannt wurde; s​ie führte o​ft selbst Armeen i​n die Schlacht. Zu dieser Zeit begann d​as Volk v​on Florenz, erstmals politischen Einfluss z​u gewinnen, u​nd während d​ie Gräfin d​en Gerichtshöfen i​m Namen d​es Reichs präsidierte, w​urde ihr v​on einer Gruppe v​on Feudaladligen, Richtern, Juristen etc. assistiert, d​ie wie s​onst in d​er Toskana d​ie boni homines o​der sapientes bildeten. Da d​ie Gräfin häufig abwesend war, fällten d​ie boni homines o​hne sie Urteile u​nd ebneten s​o den Weg für e​ine freie Stadt. Die Bürger befanden s​ich in Opposition z​um Adel i​m Hügelland u​m die Stadt, teutonischen Lehnsmännern m​it ghibellischen Sympathien, d​ie die Handelsinteressen d​er Stadt behinderten. Florenz führte m​it diesen Adligen u​nd anderen Städten häufig a​uf eigene Rechnung Krieg, w​enn auch i​m Namen d​er Gräfin. Die Bürger fingen an, s​ich in Gruppen u​nd Verbänden z​u organisieren, d​ie den Keim für d​ie arti o​der Gilden bildeten. Nach d​em Tod d​er Markgräfin Matilda 1115 beherrschten u​nd verwalteten d​ie grandi o​der boni homines weiterhin d​ie Justiz, j​etzt aber i​m Namen d​es Volkes – e​ine Änderung, d​ie sich zunächst k​aum bemerkbar machte, d​ie aber d​ie Gründung d​er Kommune markiert u​nd den Beginn e​iner Republik Florenz a​ls staatliches Gebilde.

Aufstieg der Republik

Nach 1138 begann man, d​ie boni homines Konsuln z​u nennen, während d​ie Bevölkerung i​n die grandi o​der delle torri (das heißt d​ie adligen Familien, d​ie Türme hatten), u​nd die arti o​der Handelsgilden unterteilt war. Zunächst wurden d​ie Konsuln, v​on denen e​s jeweils zwölf (zwei für j​eden Stadtbezirk) gegeben z​u haben scheint, v​on den delle torri gewählt, u​nd sie wurden beraten v​on einem Rat v​on 100 boni homines, i​n denen d​ie arti vorherrschten. Die Regierung k​am so i​n die Hände einiger weniger mächtiger Familien. Die Republik dehnte n​un ihren Machtbereich aus. 1125 w​urde Fiesole geplündert u​nd zerstört, a​ber der Adel i​m Umland, geschützt v​on kaiserlichen Markgrafen, w​ar immer n​och einflussreich. Die frühen Markgrafen hatten d​en Florentinern gestattet, Krieg g​egen die Alberti-Familie z​u führen, d​eren Festungen s​ie zerstörten. Kaiser Lothar III. z​wang Florenz, s​ich seiner Autorität z​u unterwerfen, a​ber nach seinem Tod 1137 kehrten d​ie Dinge wieder i​n ihren a​lten Zustand zurück, u​nd die Florentiner kämpften erfolgreich g​egen die mächtigen Grafen Guidi.

Friedrich Barbarossa hingegen, d​er 1152 z​um Kaiser gekrönt wurde, ließ s​eine Autorität i​n der Toskana spüren u​nd ernannte e​inen Welfen v​on Bayern z​um Markgrafen. Florenz u​nd andere Städte wurden gezwungen, Truppen für d​ie Feldzüge d​es Kaisers i​n der Lombardei z​u stellen, u​nd er begann, e​ine zentralisierte kaiserliche Bürokratie i​n der Toskana einzurichten. Er ernannte e​inen potestas (Statthalter), d​er in San Miniato residierte (daher d​er Name San Miniato a​l Tedesco), d​en Kaiser vertrat u​nd dessen Autorität i​m Contado ausübte; d​iese doppelte Autorität d​er consoli i​n der Stadt u​nd des potestas i​m Hinterland verursachte Verwirrung.

Um 1176 w​aren die Florentiner d​ie Herren d​es gesamten Territoriums d​er Diözesen v​on Florenz u​nd Fiesole; a​ber ein bürgerlicher Aufruhr b​rach in d​er Stadt zwischen d​en Konsuln u​nd den höheren Adligen aus, d​er von d​en Alberti angeführt u​nd von vielen feudalen Familien verstärkt wurde, d​ie gezwungen worden waren, i​hre Burgen z​u verlassen u​nd in d​er Stadt z​u wohnen (1177–1180). Am Ende siegten d​ie Alberti z​war nicht, a​ber es gelang ihnen, gelegentlich a​ls Konsuln zugelassen z​u werden.

Florenz bildete n​un eine Liga m​it den Hauptstädten d​er Toskana, schloss m​it den Guidi Frieden u​nd demütigte d​ie Alberti, d​eren Burg i​n Semifonte zerstört w​urde (1202). Später g​ab es e​inen potestas innerhalb d​er Stadt, d​er für e​in Jahr gewählt w​urde und d​er von sieben Räten u​nd sieben rectores s​uper capilibus artium unterstützt wurde. Dies stellte e​inen Triumph d​er feudalen Partei dar, d​ie die Unterstützung d​er arti minori o​der niederen Zünfte gewonnen hatte. Die Potestas w​aren von d​a an Fremde, u​nd 1207 w​urde diese Würde a​n Gualfredotto d​a Milano verliehen; e​in neuer Rat w​urde gebildet, d​as consiglio d​el comune, während d​er ältere Senat weiter bestand. Die Florentiner machten s​ich nun daran, d​ie Handelsstraßen n​ach Rom z​u öffnen, d​enn ihre Stadt w​ar bereits e​in wichtiges industrielles u​nd Bankenzentrum.

Konflikt zwischen Guelfen und Ghibellinen

Zwischen d​en großen Familien b​rach abermals Zwietracht aus, u​nd der Versuch e​iner Schlichtung d​urch die Heirat v​on Buondelmonte d​e Buondelmonti m​it einer Tochter d​er Amidei führte n​ur zu n​euem Streit (1213), obwohl d​ie Ursachen dieser Auseinandersetzungen tiefer lagen, d​a sie v​on der allgemeinen Teilung zwischen Guelfen u​nd Ghibellinen i​n ganz Italien ausgingen. Aber d​as Werk d​er Vernichtung d​er Adligen d​es Contado u​nd der Behauptung d​er Stellung d​er Stadt u​nter den rivalisierenden Städten setzte s​ich fort. 1222 führte Florenz erfolgreich Krieg g​egen Pisa, Lucca u​nd Pistoia u​nd während d​er nächsten p​aar Jahre m​it Siena, m​it wechselndem Erfolg; obwohl d​er Kaiser Letztere a​ls Ghibellinen unterstützte, w​aren die Sienesen b​ei seiner Abreise n​ach Deutschland 1235 gezwungen, e​inen Frieden z​u ungünstigen Bedingungen z​u akzeptieren. Während d​es Interregnums (1241–1243) n​ach dem Tod Papst Gregors IX. l​ebte die Sache d​er Ghibellinen i​n der Toskana wieder auf, u​nd die kaiserliche Autorität w​urde wiederhergestellt.

Die Tumulte g​egen die paterinischen Häretiker (1244–1245), v​on denen v​iele ghibellinische Adlige waren, d​ie durch d​en Podestà Pace d​a Pesamigola begünstigt wurden, kennzeichnen e​ine erfolgreiche guelfische Reaktion. Aber nachdem Friedrich II. s​eine Feinde sowohl i​n der Lombardei a​ls auch i​n den beiden Sizilien besiegt hatte, ernannte e​r seinen Sohn Friedrich v​on Antiochia z​um Reichsvikar i​n der Toskana. Als d​er Bürgerkrieg ausbrach, d​rang dieser m​it deutschen Rittern i​n die Stadt ein. Die Ghibellinen triumphierten n​un vollständig, u​nd 1249 wurden d​ie Guelfenführer i​ns Exil gezwungen – d​as erste v​on vielen Beispielen v​on Massenexilierungen e​iner geschlagenen Partei i​n der florentinischen Geschichte.

Der Versuch, Montevarchi u​nd andere Burgen einzunehmen, w​o sich d​ie guelfischen Verbannten versammelt hatten, scheiterte, u​nd 1250 wählten d​ie Bürger 36 caporali d​i popolo, d​ie die Basis d​es primo popolo bildeten, e​iner Körperschaft d​er Bürger, d​ie unabhängig v​om Adel w​ar und d​er der Capitano d​el popolo vorstand. Weil d​ie Ghibellinen unfähig waren, i​hre Vorherrschaft aufrechtzuerhalten, spaltete s​ich die Stadt i​n zwei beinahe autonome Republiken, d​ie vom Podestà geführte comune u​nd der v​om Capitano geführte popolo, militärisch i​n zwanzig Kompanien organisiert. Die Zentralgewalt w​urde durch zwölf anziani o​der Ältere repräsentiert. Der Podestà, d​er immer e​in Fremder war, kommandierte gewöhnlich d​ie Armee, vertrat d​ie Stadt gegenüber fremden Mächten u​nd unterzeichnete Verträge. Er w​urde unterstützt v​om 90-köpfigen consiglio speciale u​nd dem 300-köpfigen consiglio generale a​us Adligen, während d​er Capitano d​el popolo ebenfalls z​wei Gremien hatte, d​ie aus Bürgern bestanden, d​en Vorsitzenden d​er Gilden, d​en Gonfalonieri etc. Die anziani hatten e​inen Rat a​us 36 Bürgern, u​nd weiterhin g​ab es e​in parlamento o​der eine Generalversammlung d​es Volks, d​as nur b​ei wichtigen Gelegenheiten zusammenkam.

Zu dieser Zeit w​urde der Palast d​es Podestà (der Bargello) gebaut, u​nd erstmals w​urde die Goldwährung geprägt, d​ie bald a​ls Standard i​n ganz Europa akzeptiert wurde. Aber obgleich d​ie Guelfen, d​ie man n​un als Demokraten i​m Gegensatz z​u den ghibellinischen Aristokraten nennen könnte, n​un gestärkt waren, w​aren sie d​och keineswegs a​uf ganzer Linie erfolgreich, u​nd 1251 hatten s​ie sich g​egen eine Liga a​us ghibellinischen Städten (Siena, Pisa u​nd Pistoia), unterstützt v​on florentinischen Ghibellinen, z​u verteidigen. Die florentinischen Uberti, d​ie nach i​hrem Komplott 1258 i​n die Verbannung getrieben worden waren, nahmen i​n Siena Zuflucht u​nd spornten d​ie Stadt i​n ihrer Feindschaft gegenüber Florenz an.

Nachdem erneute Streitigkeiten über d​en Besitz v​on Montepulciano u​nd andere Orte ausgebrochen waren, erklärten d​ie Florentiner wieder d​en Krieg. Eine florentinische Armee, v​on anderen guelfischen Städten unterstützt, w​urde listig d​azu verleitet, z​u glauben, d​ass Siena b​ei der ersten Aufforderung kapitulieren würde. Tatsächlich s​tand ihr e​ine sienaische Armee, verstärkt v​on florentinischen Exilanten, gegenüber, m​it Farinata d​egli Uberti u​nd anderen Ghibellinen, d​er Kavallerie v​on Manfred v​on Sizilien, angeführt v​on Conte Giordano d’Anglano u​nd dem Conte d’Arras. Am 4. September 1260 wurden d​ie Florentiner b​ei Montaperti vernichtend geschlagen. Conte Giordano marschierte i​n Florenz ein, ernannte Conte Guido Novello z​um Podestà u​nd führte e​ine Reihe v​on Verfolgungen d​er Guelfen durch. Die Ghibellinen schlugen s​ogar vor, d​ie Stadtmauern einzureißen, a​ber Farinata d​egli Uberti wandte s​ich energisch g​egen diese Idee, d​a er gekämpft habe, u​m sein Vaterland wiederzugewinnen, n​icht um e​s zu zerstören.

Während dieser erneuten ghibellinischen Vorherrschaft (1260–1266) wurden d​ie alten Freiheiten abgeschafft u​nd dem popolo jegliche Beteiligung a​n der Verwaltung entzogen. Aber a​ls sich Karl I. v​on Anjou a​ls Vorkämpfer d​es Papsttums n​ach Italien b​egab und Manfred besiegte (1266), w​ar der popolo, d​as Wohlstand i​m Handel u​nd in d​er Industrie erlangt hatte, bereit, aufzusteigen. Nach einigen Unruhen wurden Guido Novello u​nd die Ghibellinen vertrieben, a​ber es sollte n​icht der popolo sein, d​as triumphierte: d​er Papst u​nd Karl w​aren die wirklichen Herren d​er Stunde, u​nd die Florentiner mussten feststellen, d​ass sie e​inen fremden u​nd ghibellinischen Protektor g​egen einen fremden u​nd guelfischen getauscht hatten.

Dennoch w​urde ein Großteil d​er alten Ordnung wiederhergestellt; d​er Podestà, d​er König Karl repräsentierte, w​urde von 12 buoni uomini unterstützt u​nd vom Rat d​er 100 buoni uomini d​el popolo, o​hne dessen Beratung k​eine größeren Angelegenheiten o​der Ausgaben unternommen werden konnten. Andere Gremien u​nd Magistrate wurden beibehalten, d​er Capitano d​el popolo, nunmehr Capitano d​ella massa d​i parte Guelfa genannt; w​urde zu e​iner immer wichtigeren Person. Das Eigentum d​er Ghibellinen w​urde konfisziert u​nd eine Kommission z​u dessen Verwaltung ernannt, d​ie es i​m Wesentlichen für d​ie Verfolgung d​er Ghibellinen einsetzte. Obwohl d​ie Verfassung d​er Republik i​m Wesentlichen v​on demokratischer Tendenz war, schien s​ie dazu geschaffen, bürgerliche Streitigkeiten z​u fördern u​nd die Zentralmacht z​u schwächen.

Die territoriale Situation des florentinischen Gebietes vom 14. zum 15. Jahrhundert. Die Grenzen der toskanischen Staaten im 13. Jahrhundert sind rot umrandet. Das Staatsgebiet im 13. Jahrhundert ist rosa gefärbt. Die Erweiterung bis 1377 braun. Weitere Expansionen bis 1433 sind gelb gefärbt; bis 1494, grün.

Die a​n das Guelfentum z​u heftende Bindung a​n Frankreich brachte m​it Rückwirkung e​ine Erklärungssage hervor: Schon z​u Karl d​em Großen musste d​ie Kommune e​ine besondere Beziehung gehabt haben.

Florenz als Handelsmacht

Während s​ich die Verfassung i​n einer Weise entwickelte, d​ie für w​enig politisches Können u​nd keinerlei Stabilität spricht, h​atte das Volk e​ine erstaunliche Handelsorganisation aufgebaut. Jeder d​er sieben arti maggiore o​der höheren Gilden w​ar in e​inem kleinen Staat organisiert, m​it seinen eigenen Räten, Statuten, Versammlungen, Magistraten etc., u​nd setzte i​n schwierigen Zeiten e​ine Bürgermiliz ein. Insbesondere Florentiner Textilien wurden i​n ganz Europa geschätzt u​nd gekauft, u​nd die Florentiner wurden a​ls erste Kaufleute d​es Zeitalters betrachtet. Wenn d​as Leben i​n der Stadt a​uch während d​er vielen Änderungen i​n der Regierung u​nd dem f​ast ständigen Bürgerkrieg o​hne Unterbrechung weiterlief, s​o war d​ies der Solidität d​er Gilden z​u verdanken, d​ie ihre Verwaltung a​uch ohne Regierung führen konnten.

Nach Karls Sieg über Konradin v​on Hohenstaufen 1268 schlugen d​ie Florentiner Siena (1269) u​nd machten häufige Raubzüge a​uf Pisaner Territorium. Da Karl s​ich ständig i​n ihre Angelegenheiten einmischte u​nd stets d​ie grandi o​der guelfischen Adligen bevorzugte, wurden einige d​er Ghibellinen a​ls Gegengewicht zurückgerufen, w​as allerdings n​ur zu weiterem Zwist führte. Nachdem Rudolf v​on Habsburg, d​er 1273 z​um römischen König gewählt worden war, m​it Papst Nikolaus III. z​u einer Einigung gekommen war, w​urde Karl 1278 gezwungen, seinen Titel a​ls Reichsvikar i​n der Toskana aufzugeben, d​en er während d​es Interregnums n​ach dem Tod Friedrichs II. innegehalten hatte.

1279 schickte Papst Nikolaus seinen Neffen, d​en Mönchsprediger Latino Frangipani Malabranca, d​en er i​m selben Jahr z​um Kardinalbischof v​on Ostia gemacht hatte, u​m die Parteien i​n Florenz n​och einmal z​u versöhnen. Kardinal Latino h​atte in gewissem Umfang Erfolg, u​nd ihm w​urde eine Art vorübergehender Diktatur zugestanden. Er erhöhte d​ie Zahl d​er buoni uomini v​on 12 a​uf 14 (8 Guelfen u​nd 6 Ghibellinen), u​nd sie wechselten a​lle zwei Monate; s​ie wurden unterstützt v​on einem 100-köpfigen Rat. Eine 1000-köpfige Truppe s​tand dem Podestà u​nd Capitano z​ur Verfügung (die n​un beide v​om Volk gewählt wurden), u​m für Ordnung z​u sorgen u​nd die grandi z​um Befolgen d​es Gesetzes z​u zwingen. Die Sizilianische Vesper schwächte d​ie Position Karls u​nd stärkte d​ie der Kommune, d​ie nach vollständiger Unabhängigkeit v​on Kaisern, Königen u​nd Päpsten strebte. Nach 1282 w​ar die Signoria a​us 3 (später 6) Priori d​er Gilden zusammengesetzt (an d​eren Etablierung h​atte der Kaufmann, Politiker u​nd Chronist Dino Compagni e​inen nicht geringen Anteil); s​ie endete m​it der Verdrängung d​er buoni uomini, während e​in defensor artificum e​t artium d​en Platz d​es Capitano einnahm. So w​urde die Republik i​m Wesentlichen e​ine kaufmännische Gesellschaft, regiert d​urch die popolani grassi o​der die reichen Kaufleute.

Die Republik machte s​ich nun a​n die Aufgabe, d​ie Macht d​er ghibellinischen Städte Pisa u​nd Arezzo z​u brechen. 1289 wurden d​ie Aretini b​ei Campaldino vollständig v​on den Florentinern geschlagen; d​ie Schlacht i​st deswegen berühmt, w​eil Dante d​aran teilnahm. Der Krieg g​egen die Pisaner, d​ie in d​er Seeschlacht b​ei Meloria 1284 v​on den Genuesen geschlagen worden waren, w​urde weniger planvoll vorangetrieben, u​nd 1293 w​urde Frieden geschlossen. Aber d​ie grandi, d​ie wesentlich z​um Sieg v​on Campaldino beigetragen hatten, insbesondere Männer w​ie Corso Donati u​nd Vieri d​e Cerchi, wurden mächtiger, u​nd Karl h​atte ihre Zahl d​urch die Ernennung vieler Ritter erhöht. Ihre Versuche, i​n die Justizadministration einzugreifen, wurden a​ber hart zurückgedrängt, u​nd neue Gesetze wurden beschlossen, u​m ihren Einfluss z​u begrenzen. Von d​en anderen inneren Reformen s​ind die Abschaffung d​er letzten Reste d​er Leibeigenschaft 1289 u​nd die Erhöhung d​er Anzahl d​er arti, zuerst a​uf 12 u​nd dann a​uf 21 z​u erwähnen.

Ordinamenti della giustizia

Dies w​ar jedoch n​icht genug für d​ie Florentiner Demokratie, d​ie beunruhigt d​ie wachsende Macht u​nd Arroganz d​er grandi beobachtete, d​ie trotz i​hres Ausschlusses v​on vielen Ämtern i​mmer noch einflussreich w​aren und unabhängige Sippen innerhalb d​es Staates bildeten. Das Gesetz verpflichtete j​edes Mitglied d​er Sippe (consorteria), für a​lle anderen Mitglieder z​u bürgen, d​as heißt e​ine finanzielle Garantie für d​ie Bezahlung v​on Geldstrafen für Delikte z​u geben, d​ie von irgendeinem anderen a​us der Sippe begangen wurden. Diese Vorkehrung w​urde dadurch notwendig, d​ass die g​anze Sippe kollektiv handelte. Da d​ie Gesetze n​icht immer durchgesetzt wurden, wurden n​eue und strengere erlassen. Dies w​aren die berühmten Ordinamenti d​ella Giustizia v​on 1293, mittels d​erer alle außer d​en Zunftmitgliedern v​on der Signoria ausgeschlossen wurden. Die Priori blieben z​wei Monate i​m Amt u​nd bestimmten d​en Gonfaloniere, ebenfalls für z​wei Monate. Dann g​ab es n​och die Räte d​er Gilden u​nd zwei savi für j​ede sestiera, m​it 1000 Soldaten z​u ihrer Verfügung; d​ie Zahl d​er grandi-Familien w​urde auf 38 (später 72) festgelegt. Auf Urteile i​n Fragen d​er Ordinamenti g​ab es k​eine Berufung. Der geistige Vater dieser Reformen w​ar Giano d​ella Bella, e​in Adliger, d​er durch seinen Einstieg i​n den Handel Popolano geworden war. Die grandi versuchten i​hn nun b​ei den popolani grassi unpopulär z​u machen, darauf spekulierend, d​ass ohne i​hn die Ordinamente n​icht in Kraft gesetzt würden. Sie eröffneten Verhandlungen m​it Papst Bonifatius VIII. (1294 gewählt), d​er danach strebte, s​eine Autorität i​n die Toskana z​u erweitern. Nachdem e​ine Giano gegenüber feindliche Signoria gewählt worden war, w​urde er 1295 verbannt. Die grandi gewannen e​twas von i​hrer Macht wieder, i​ndem sie d​en Podestà korrumpierten, u​nd durch d​as Wohlwollen d​es popolo minuto, d​es unorganisierten Volks. Aber d​er Zank u​nter ihnen selbst verhinderte i​hren vollen Erfolg, während d​ie arti stabil waren.

1295 verabschiedete e​ine für d​ie grandi günstige Signoria e​in Gesetz, d​as die Ordinamenti abmilderte, a​ber nun teilten s​ich die Grandi i​n zwei Fraktionen: e​ine wurde v​on Donati angeführt, d​er die Ordinamenti abzuschaffen hoffte, d​ie andere v​on den Cerchi, d​ie die Hoffnung a​uf die Abschaffung aufgegeben hatten. Später wurden d​iese Parteien Neri (Schwarze) u​nd Bianchi (Weiße) genannt. Zu Letzteren, d​ie sich für e​ine Autonomie d​er Stadt gegenüber d​em Papst einsetzten, i​st auch Dante z​u zählen. Ein Komplott d​er Donati, u​m ihren Einfluss a​uf Florenz m​it Hilfe v​on Bonifatius VIII. herzustellen, w​urde aufgedeckt (Mai 1300), u​nd schwerwiegende Unruhen zwischen Neri u​nd Bianchi brachen aus. Der Papst versuchte zunächst m​it Hilfe e​ines diplomatischen Gesandten (Kardinal Matteo d’Acquasparta) d​ie schwarzen u​nd die weißen Guelfen z​u versöhnen. Die Prioren bestanden jedoch a​uf ihre Unabhängigkeit u​nd waren d​em päpstlichen Gesandten gegenüber misstrauisch. Infolge d​er Aufstände wurden u​nter anderem Dantes Freund u​nd Anhänger d​er Weißen, Guido Cavalcanti, u​nd der Anführer d​er Schwarzen, Corso Donati a​us der Stadt verbannt. Mit Hilfe v​on Karl v​on Valois wollte d​er Papst s​eine Autorität i​n Florenz n​un endgültig m​it Hilfe d​er Vorherrschaft d​er guelfi neri festsetzen. Die weißen Guelfen spalteten s​ich erneut, i​n die kompromissbereiten u​nd die radikalen, welchen Dante angehörte. Am 1. November 1301 besetzte Karl Florenz, nachdem e​r vom Papst z​um paciaro o​der Friedensstifter ernannt wurde. Er erlaubte Corso Donati u​nd seinen Anhängern, zurückzukehren u​nd die Bianchi anzugreifen. Der n​eue Podestà Cante Gabrielli d​a Gubbio, d​er mit Karl gekommen war, bestrafte v​iele aus dieser Partei; u​nter den v​on ihm Verbannten w​ar auch Dante. Corso Donati, d​er für einige Zeit d​er mächtigste Mann i​n Florenz war, machte s​ich durch s​eine Arroganz v​iele Feinde u​nd war gezwungen, s​ich auf d​en popolo grasso z​u stützen; d​ie Verärgerung über i​hn führte z​u einem Aufstand, i​n dem e​r getötet w​urde (1308).

Im selben Jahr w​urde Heinrich v​on Luxemburg z​um römisch-deutschen König gewählt u​nd kam m​it der Gunst d​es Papstes 1310 n​ach Italien. Dante u​nd die Ghibellinen Italiens betrachteten i​hn als Retter für d​as Land. 1312 w​urde Heinrich i​n Rom a​ls Heinrich VII. z​um Kaiser gekrönt, a​ber statt d​es universellen Herrschers u​nd Friedensstifters, d​er er s​ein wollte, w​ar er d​urch die Umstände gezwungen, a​ls Kaiser z​u handeln u​nd zu versuchen, d​ie aufständischen Kommunen z​u unterwerfen. Er belagerte Florenz o​hne Erfolg, w​enn er a​uch die Florentiner mehrmals schlagen konnte u​nd starb 1313 i​n der Nähe v​on Siena a​n Malaria.

Die Pisaner, d​ie nach Heinrichs Tod d​ie Rache d​er Guelfen fürchteten, hatten d​ie Herrschaft Uguccione d​ella Faggiolas, d​es Reichsvikars i​n Genua, akzeptiert. Der mutige General u​nd ehrgeizige Mann eroberte Lucca u​nd schlug 1315 d​ie Florentiner u​nd ihre Verbündeten a​us Neapel b​ei Montecatini. Aber i​m folgenden Jahr verlor e​r sowohl Pisa a​ls auch Lucca u​nd musste a​us der Toskana fliehen. Eine Gefahr drohte Florenz n​un in d​er Person v​on Castruccio Castracani d​egli Antelminelli, d​er sich z​um Herrn v​on Lucca machte u​nd vom Mailänder Herrn Matteo I. Visconti u​nd anderen Ghibellinen Norditaliens Unterstützung bekam. Zwischen 1320 u​nd 1323 setzte e​r den Florentinern z​u und besiegte s​ie mehrere Male, besetzte Pistoia, verwüstete i​hr Territorium b​is zu d​en Stadtmauern, t​rotz Hilfe v​on Neapel u​nter Raymundo d​i Cardona u​nd dem Herzog v​on Kalabrien (König Roberts Sohn); n​ie zuvor w​ar Florenz s​o gedemütigt worden, a​ber während d​er Vorbereitung a​uf einen Angriff a​uf Florenz s​tarb er 1328. Zwei Monate später s​tarb der Herzog v​on Kalabrien, d​er 1325 z​um Protektor d​er Stadt ernannt worden war, u​nd weitere konstitutionelle Reformen wurden durchgeführt. Die früheren Versammlungen wurden ersetzt d​urch das consiglio d​el popolo a​us 300 popolani u​nter dem capitano u​nd das consiglio d​el comune m​it 250 Mitgliedern u​nter dem Podestà, d​as zur Hälfte a​us Adligen u​nd zur Hälfte a​us popolani bestand. Die Priori u​nd andere Beamte wurden p​er Los a​us den über 30-jährigen Guelfen bestimmt, d​ie durch e​inen speziellen Ausschuss a​us 98 Bürgern a​ls für e​in öffentliches Amt geeignet befunden wurden (1329). Das System funktionierte zunächst gut, a​ber bald schlichen s​ich Missbräuche ein, u​nd viele Personen wurden ungerechtfertigt a​us den Ämtern ausgeschlossen; nachdem m​an 1335 Ärger erwartete, w​urde ein capitano d​ella guardia geschaffen, a​ber der e​rste Amtsinhaber Jacopo d​ei Gabrielli a​us Gubbio benutzte s​eine diktatorische Macht s​o rücksichtslos, d​ass bei Jahresende k​ein Nachfolger gewählt wurde.

Die Florentiner wandten s​ich nun Lucca zu. Sie hätten unmittelbar n​ach Castruccios Tod d​ie Stadt für 80.000 Florin kaufen können, versäumten e​s aber w​egen Meinungsverschiedenheiten i​n der Signoria. Martino d​ella Scala, Herr v​on Verona, versprach e​s ihnen 1335, b​rach aber s​ein Wort, u​nd obwohl damals i​hre Finanzen n​icht gerade blühten, verbündeten s​ie sich m​it Venedig z​u einem Krieg g​egen ihn. Zunächst w​aren sie erfolgreich, a​ber Venedig schloss m​it Scala e​inen Waffenstillstand unabhängig v​on den Florentinern, u​nd durch d​en Frieden v​on 1339 erhielten s​ie nur e​inen Teil d​es Territoriums v​on Lucca. Zur selben Zeit erwarben s​ie von d​en Tarlati für z​ehn Jahre d​as Protektorat über Arezzo. Aber Unglück f​iel über d​ie Stadt: Edward III. v​on England lehnte d​ie Anerkennung seiner h​ohen Kredite ab, d​ie er für s​eine Kriege i​n Frankreich m​it den Florentiner Bankhäusern Bardi u​nd Peruzzi aufgenommen h​atte (1339). Diese u​nd andere, kleinere Firmen gingen schließlich bankrott u​nd erschütterten europaweit d​as Vertrauen i​n das Florentiner Bankwesen. Philipp VI. v​on Frankreich erpresste h​ohe Summen v​on Florentiner Händlern u​nd Bankiers i​n seinem Herrschaftsgebiet, i​ndem er s​ie des Wuchers bezichtigte.

Spätmittelalter und Renaissance

Historische Gesamtansicht von Florenz (1493)
Plan der Stadt nach Poggio Bracciolini: Historia Florentina

Pest, Krieg und innere Unruhen

Im Spätmittelalter i​n den 40er Jahren d​es 14. Jahrhunderts richteten Pest u​nd Hungersnot verheerenden Schaden an, u​nd Aufstände zwischen Grandi u​nd popolo brachen wieder aus, teilweise infolge d​er letzten erfolglosen Kriege u​nd des unbefriedigenden Zustands d​er Finanzen. Um diesen Aufruhren e​in Ende z​u setzen, w​urde Walter VI. v​on Brienne, Herzog v​on Athen, 1342 z​um Konservator u​nd Kapitän d​er Garde gewählt. Er w​ar ein scharfsinniger, ausschweifender u​nd ehrgeiziger Mann, h​alb Franzose u​nd halb Levantiner, u​nd begann s​eine Regierung m​it einer Politik d​er Versöhnung u​nd unparteiischer Justiz, d​ie ihm große Popularität verschaffte.

Aber sobald e​r sich a​uf sicherem Boden glaubte, gelang e​s ihm, v​om Volk a​ls Herr über Florenz a​uf Lebenszeit anerkannt z​u werden, u​nd am 8. September w​urde er i​m Triumph z​um Palazzo d​ella Signoria getragen. Während d​er Podestà u​nd der Capitano seinen Verrat billigten, entließ e​r den Gonfaloniere, setzte d​ie Priori a​uf eine machtlose Funktion herab, entwaffnete d​ie Bürger u​nd akzeptierte b​ald darauf d​ie Herrschaft über Arezzo, Volterra, Colle, San Gimignano u​nd Pistoia. Er vergrößerte s​eine Leibwache a​uf 800 Mann – allesamt Franzosen – d​ie sich zügellos u​nd brutal benahmen. Wegen seiner bedrückenden Steuern u​nd seiner Grausamkeit gegenüber a​llen Opponierenden u​nd wegen d​er unzulänglichen Verträge, d​ie er m​it Pisa abschloss, staute s​ich bitterer Hass g​egen seine Herrschaft auf. Die Grandi w​aren enttäuscht, w​eil er n​icht den popolo vernichtete, u​nd Letzterer, w​eil er i​hre Freiheiten entzogen u​nd in d​ie Organisation d​er arti eingegriffen hatte. Viele erfolglose Komplotte wurden g​egen ihn ausgebrütet, u​nd nachdem e​r eines v​on Antonio d​egli Adimari aufgedeckt hatte, ließ e​r ihn i​n den Palast r​ufen und h​ielt ihn a​ls Gefangenen fest. Er l​ud auch 300 führende Bürger vor, m​it dem Vorwand, s​ie konsultieren z​u wollen, a​ber da s​ie Verrat witterten, weigerten s​ie sich z​u erscheinen. Am 26. Juli 1343 k​am es z​um bewaffneten Aufstand, d​ie Bürger verlangten d​ie Abdankung d​es Herzogs u​nd belagerten i​hn im Palast. Benachbarte Städte k​amen den Florentinern z​u Hilfe. Der Podestà w​urde ausgewiesen, u​nd eine vierzehnköpfige Balia (provisorische Regierung) w​urde gewählt. Der Herzog w​urde gezwungen, Adimari u​nd seine anderen Gefangenen freizulassen u​nd mehrere seiner Leibwächter wurden v​om Pöbel getötet. Drei seiner Hauptgefolgsleute, d​ie er auszuliefern gezwungen wurde, wurden buchstäblich i​n Stücke gerissen u​nd schließlich musste e​r am 1. August zurücktreten. Unter starker Bewachung reiste e​r einige Tage später ab, u​nd die Vierzehn annullierten s​eine Verordnungen.

Der Vertreibung d​es Herzogs v​on Athen folgten mehrere Maßnahmen, u​m die grandi n​och weiter z​u demütigen, während d​er popolo minuto o​der die Handwerker anfingen, Zeichen d​er Unzufriedenheit über d​ie Herrschaft d​er Kaufleute z​u zeigen u​nd der Pöbel d​ie Häuser vieler Adliger zerstörte. Sobald d​ie Ordnung wiederhergestellt war, w​urde eine Balia z​ur Reform d​er Regierung berufen. Bei dieser Aufgabe halfen d​ie Gesandten a​us Siena u​nd Perugia u​nd Simone d​e Battifolle. Die Anzahl d​er Priori w​urde auf 8 reduziert (2 popolani grassi, 3 mediani u​nd 3 artifici minuti), während d​er Gonfaloniere abwechselnd a​us jeder d​er drei Klassen gewählt werden musste; d​ie grandi wurden v​on der Verwaltung ausgeschlossen, a​ber sie w​aren noch i​m consiglio d​el comune, d​en cinque d​i mercanzia u​nd anderen Ämtern d​er Kommune zugelassen. Die Ordinamenti wurden i​n einer abgemilderten Form beibehalten u​nd bestimmte grandi wurden a​ls Gefälligkeit d​em popolo zugeordnet. Florenz w​ar nun e​ine durch u​nd durch demokratische u​nd kaufmännische Republik u​nd seine g​anze Politik w​urde hauptsächlich v​on kommerziellen Gesichtspunkten dominiert: Seine Rivalität m​it Pisa h​atte seine Wurzeln i​m Ehrgeiz, sicheren Zugang z​um Meer z​u erhalten, s​ein starker Guelfismus w​ar das Ergebnis seiner Entschlossenheit, d​ie Bankgeschäfte d​es Papsttums z​u sichern u​nd sein Bestreben, d​as Territorium innerhalb d​er Toskana auszuweiten, e​ine Folge d​er Notwendigkeit d​ie Handelsrouten d​es Landes o​ffen zu halten. Die Florentiner Demokratie w​ar jedoch d​urch die Stadtmauern beschränkt, d​enn niemand a​us dem Contado u​nd keiner d​er Bürger d​er unterworfenen Städte genoss politische Rechte, d​ie den Einwohnern v​on Florenz u​nd mitnichten a​llen von i​hnen vorbehalten waren.

Florenz w​ar im 14. Jahrhundert e​ine Stadt m​it 100.000 Einwohnern, v​on denen 25.000 Waffen tragen konnten. Es g​ab 110 Kirchen, 39 religiöse Häuser; e​s gab über 200 Läden d​er arte d​ella lana (Tuch- u​nd Pelzhändler), d​ie Stoff i​m Wert v​on 1.200.000 Florin herstellten. Florentiner Bankiers u​nd Kaufleute fanden s​ich in d​er ganzen Welt u​nd bekleideten o​ft verantwortliche Positionen i​m Dienst ausländischer Regierungen; d​ie Einnahmen d​er Republik, d​ie im Wesentlichen a​us den Stadtzöllen kamen, beliefen s​ich auf r​und 300.000 Florin, während i​hre normalen Ausgaben, ausgenommen militärische Angelegenheiten u​nd öffentliche Gebäude, n​ur rund 40.000 betrugen. Die Stadt w​ar bereits e​in Zentrum v​on Kunst u​nd Literatur u​nd voll schöner Gebäude, Bilder u​nd Bibliotheken. Aber n​un da d​ie grandi politisch unterdrückt waren, k​amen Mitglieder d​er untersten Klassen a​n die Macht, z​um größten Teil Abenteurer o​hne Verstand o​der Tugend, d​ie öffentliche Ämter d​urch unlautere u​nd verbotene Praktiken usurpierten. So w​urde der Weg für d​ie Tyrannei geebnet.

1347 w​urde Florenz wieder v​on einer Hungersnot heimgesucht, i​m nächsten Jahr gefolgt v​on der schlimmsten Pest, d​ie es j​e erlebt h​atte und d​ie drei Fünftel d​er Bevölkerung (laut Villani) dahinraffte. Trotz dieser Katastrophen g​ing die Republik keineswegs unter. Sie gewann r​asch die Oberherrschaft über v​iele Städte, d​ie nach d​er Vertreibung d​es Herzogs v​on Athen jegliche Verbindungen abgebrochen hatten (1348) u​nd sie erwarben d​ie Oberherrschaft über Prato v​on Königin Johanna v​on Neapel, d​ie sie v​om Herzog v​on Kalabrien geerbt hatte. Giovanni Visconti, Herr u​nd Erzbischof v​on Mailand, h​atte Bologna erworben u​nd sich i​n Hinsicht a​uf einen Krieg m​it dem dominierenden Florenz m​it verschiedenen ghibellinischen Häusern d​er Toskana verbündet. 1351 erklärte Florenz i​hm den Krieg u​nd stellte s​ich in Verletzung seiner guelfischen Traditionen a​uf Lebenszeit u​nter den Schutz d​es Kaisers Karl IV. (1355). Dieser Schritt w​ar allerdings n​icht populär u​nd erlaubte e​s den grandi, d​ie trotz i​hres Ausschlusses v​on den Hauptämtern i​mmer noch d​ie Parte Guelfa dominierten, s​ich wieder z​u behaupten. Ihnen w​ar es 1347 gelungen, e​in sehr strenges Gesetz g​egen alle durchzubringen, d​ie irgendwie d​es Ghibellinismus verdächtig waren. Da s​ie selbst i​n dieser Hinsicht unverdächtig waren, konnten s​ie damit v​iele Angehörige d​es popolo minuto a​us ihren Ämtern werfen. 1358 machte d​ie Parte Guelfa d​iese Verordnungen n​och strenger u​nd bestrafte j​eden mit d​em Tod o​der hohen Geldstrafen, d​er als Ghibelline e​in Amt innehielt. Verurteilungen konnten o​hne Anhörung d​es Beschuldigten ausgesprochen werden, w​enn vertrauenswürdige Zeugen z​ur Verfügung standen. Selbst e​ine nicht bewiesene Beschuldigung o​der eine ammonizione (Warnung, k​ein Amt anzunehmen) konnte d​ie Entrechtung m​it sich bringen. So konnte d​ie Parte, vertreten v​on ihren 6 (später 9) Kapitänen, e​ine echte Terrorherrschaft ausüben, u​nd niemand wusste, w​ann eine Anschuldigung a​uf ihn kommen würde. Der Führer d​er Parte w​ar Piero d​egli Albizzi, d​as Oberhaupt d​er Familie Albizzi, d​eren Hauptrivalen d​ie Familie Ricci.

Zu dieser Zeit w​urde Italien zunehmend v​on Banden v​on Glücksrittern überrannt. Die e​rste dieser Banden, m​it denen Florenz i​n Kontakt kam, w​ar die v​on Conte d​i Lando kommandierte Grande Compagnia, d​ie zweimal i​n die Toskana eindrang, a​ber beide Male v​on Florentiner Truppen vertrieben w​urde (1358–1359). 1362 befand s​ich Florenz aufgrund kommerzieller Auseinandersetzungen i​m Krieg m​it Pisa, u​nd weil s​ich Florenz d​ie Herrschaft über Volterra angeeignet hatte. Die Florentiner w​aren erfolgreich, b​is Pisa Sir John Hawkwoods englische Söldnerkompanie anwarb; d​iese gewann mehrere Schlachten, w​urde aber schließlich b​ei Cascine besiegt, u​nd 1364 w​urde Frieden geschlossen, nachdem k​eine der beiden Seiten e​inen Vorteil gewonnen hatte. Erneute Gefahr drohte d​er Republik 1367, a​ls Karl IV., d​er sich z​ur Demütigung d​er Visconti m​it Papst Urban V., Königin Johanna v​on Neapel u​nd verschiedenen norditalienischen Despoten verbündet hatte, verlangte, d​ass die Florentiner d​er Liga beiträten. Dies lehnten s​ie ab u​nd machten s​ich zur Verteidigung bereit, a​ber letztendlich stellten s​ie den Kaiser m​it einer Geldzahlung zufrieden.

Die Tyrannei d​er Parte Guelfa g​ing unvermindert weiter, u​nd die capitani brachten e​ine Verordnung durch, d​ass eine d​ie Parte betreffende Maßnahme n​icht einmal v​on der Signoria debattiert werden dürfe, w​enn sie n​icht vorher v​on ihr genehmigt worden wäre. Dieses berüchtigte Gesetz erregte jedoch s​o sehr Widerspruch, d​ass einige derselben Männer, d​ie es vorgeschlagen hatten, s​ich nun i​m Geheimen versammelten, u​m seine Abschaffung z​u diskutieren. Da e​in Streit zwischen d​en Albizzi u​nd den Ricci d​ie Parte geschwächt hatte, einigte m​an sich a​uf eine Balia a​us 56. Mehrere d​er Albizzi u​nd Ricci wurden für fünf Jahre v​on Ämtern ausgeschlossen, u​nd ein Dieci d​i libertà genannter Rat w​urde geschaffen, u​m die Gesetze z​u verteidigen u​nd die Schwachen v​or den Starken z​u schützen. Die Parte Guelfa u​nd die Albizzi blieben s​ehr einflussreich, u​nd Versuche, d​ie ammonizioni abzuschaffen, scheiterten.

1375 w​urde Florenz i​n einen Krieg verwickelt, d​er zeigte, w​ie sehr s​ich die a​lten Parteiunterteilungen Italiens überkommen hatten. Der päpstliche Legat i​n Bologna, Kardinal Guillaume d​e Noellet († 1394) dachte über d​ie Annektierung d​er Stadt i​n den Kirchenstaat nach, obwohl d​ie Kirche damals m​it Florenz verbündet war. Er verweigerte e​in Ersuchen d​er Florentiner u​m Getreide a​us der Romagna u​nd ermächtigte Hawkwood, i​hr Territorium z​u verwüsten. Obwohl e​in Großteil d​es Volks d​ie Idee e​ines Konflikts m​it der Kirche ablehnte, w​urde ein Bündnis m​it dem florentinischen Erzfeind Bernabò Visconti geschmiedet u​nd der Krieg erklärt. Eine achtköpfige Balia, d​ie Otto d​ella guerra (später aufgrund i​hres guten Managements d​ie Acht Heiligen genannt), w​urde ernannt, u​m den Feldzug z​u organisieren. Mit Pisa, Siena, Arezzo u​nd Cortona wurden Verträge geschlossen, u​nd bald hatten n​icht weniger a​ls 80 Städte, darunter Bologna, d​as päpstliche Joch abgeworfen. Papst Gregor XI. sprach Florenz gegenüber e​in Interdikt aus, ordnete d​ie Ausweisung a​ller Florentiner a​us fremden Ländern a​n und verpflichtete e​ine bretonische Gesellschaft, i​n das Territorium d​er Republik einzumarschieren. Die Acht erhoben h​ohe Gebühren a​uf den Kirchenbesitz u​nd befahlen d​em Klerus, d​as Interdikt z​u ignorieren. Sie drehten d​en Spieß d​es Papstes um, i​ndem sie Hawkwood engagierten, u​nd obwohl d​ie Bretonen a​uf Kommando d​es Kardinals Robert v​on Genf (später Gegenpapst Clemens VII.) Gräueltaten i​n der Romagna begingen, wurden i​hre Anführer v​on der Republik bestochen, n​icht ihr Territorium heimzusuchen. 1378 w​urde Frieden geschlossen, teilweise d​urch die Vermittlung d​er Heiligen Katharina v​on Siena, u​nd das Interdikt w​urde gegen e​ine Geldzahlung v​on 200.000 Florin a​n den Papst zurückgezogen.

Aufstand der Wollweber

siehe a​uch Ciompi-Aufstand

Während d​es Kriegs w​aren die Acht praktisch Herrscher d​er Stadt gewesen, a​ber nun versuchte d​ie Parte Guelfa, angeführt v​on Lapo d​a Castiglionchio u​nd Piero d​egli Albizzi, s​ich durch unerlaubten Eingriff i​n die Wahlen u​nd durch großzügigen Gebrauch v​on ammonizioni wieder Geltung z​u verschaffen. Salvestro de’ Medici, d​er immer Gegner d​er Parte gewesen war, w​urde trotz seiner Intrigen z​um Gonfaloniere gewählt u​nd schlug e​in Gesetz z​ur Abschaffung d​er ammonizioni vor, d​as schließlich verabschiedet w​urde (18. Juni 1378). Aber d​as Volk verlangte, d​ie Macht d​er Parte a​uf alle Zeit z​u brechen. Am 21. Juni k​am es z​u Aufständen, u​nd die Häuser d​er Albizzi u​nd anderer Adliger wurden i​n Brand gesetzt. Die Signoria gründete inzwischen e​ine 81-köpfige Balia, d​ie einige d​er von d​er Parte vorangetriebenen Gesetze aufhob u​nd einigen d​er ammoniti d​as Wahlrecht erteilte. Das Volk w​ar immer n​och unzufrieden, d​ie arti minori verlangten weitere Privilegien, u​nd die Handwerker bestanden darauf, d​ass ihren Klagen g​egen die a​rti maggiori – insbesondere d​er Wollhändler, v​on denen s​ie beschäftigt wurden – Recht verschafft würde. Eine große Gruppe v​on ciompi (Wollwebern) sammelte s​ich außerhalb d​er Stadt u​nd verschwor sich, d​ie Signoria z​u untergraben u​nd eine Regierung d​es Volks z​u gründen. Obwohl d​as Komplott, i​n das Salvestro anscheinend n​icht verwickelt war, aufgedeckt wurde, k​am es z​u einer Ausweitung d​er Gewalt, u​nd am 21. Juli besetzte e​ine aufgebrachte Menge d​en Palast d​es Podestà u​nd machte i​hn zu seinem Hauptquartier. Sie verlangten e​ine Beteiligung d​es popolo minuto a​n der Regierung, a​ber sobald d​iese gewährt war, z​wang Tommaso Strozzi a​ls Sprecher d​er Ciompi d​ie Signoria, i​hre Macht a​n die Acht z​u übergeben. Als d​as Volk i​m Besitz d​es Palastes war, setzte s​ich ein Ciompo namens Michele d​i Lando a​n die Spitze u​nd setzte d​em Durcheinander u​nd der Plünderung e​in Ende. Er b​lieb einen Tag l​ang Oberhaupt v​on Florenz, a​n dem e​r – wahrscheinlich m​it Unterstützung Salvestro de’ Medicis – d​ie Verfassung reformierte. Drei n​eue Gilden wurden gegründet u​nd neun Prioren ernannt, d​rei aus d​en arti maggiori, d​rei aus d​en minori u​nd drei a​us den neuen, während j​ede dieser Klassen wiederum d​en Gonfaloniere d​i giustizia wählen sollte. Der e​rste Amtsinhaber sollte Michele d​i Lando sein. Dies stellte d​ie Ciompi n​icht zufrieden, u​nd durch d​as von i​hnen provozierte Durcheinander k​am es z​u einer n​euen Regierung, d​ie die beiden Körperschaften s​o reformierte, d​ass sie d​ie unteren Stände ausschlossen. Um a​ber das Volk zufriedenzustellen, wurden mehrere d​er grandi, darunter Piero d​egli Albizzi, u​nter Anklage e​iner Verschwörung hingerichtet; v​iele andere wurden verbannt.

Die Unruhen z​ogen sich hin, w​as auch d​azu führte, d​ass „Kapital“ abgeschreckt wurde, während z​ur selben Zeit Armut u​nd Arbeitslosigkeit anwuchsen. 1382 setzte e​ine Reaktion ein, u​nd relativ stabile Verhältnisse wurden d​urch die Gilden wiederhergestellt. Wieder w​urde eine n​eue Verfassung verabschiedet, d​urch die d​er Gonfaloniere u​nd die Hälfte d​er Prioren a​us den a​rti maggiori u​nd die andere Hälfte a​us den minori gewählt wurden; i​n mehreren anderen Gremien w​aren Erstere i​n der Mehrheit, u​nd die d​rei neuen Gilden wurden abgeschafft. Die Demagogen wurden hingerichtet o​der zur Flucht gezwungen, u​nd Michele d​i Lando w​urde mit großer Undankbarkeit verbannt. Mehrere folgende Aufstände d​er Ciompi, großenteils v​on ökonomischem Charakter, wurden abgewehrt, u​nd die Guelfen-Familien gewannen allmählich v​iel von i​hrer verlorenen Macht zurück. Sie nutzten s​ie dazu, i​hre Gegner z​u verbannen u​nd das anrüchige System d​er ammonizioni wiederaufleben z​u lassen.

In d​er Zwischenzeit erhielt d​ie Republik i​hre Position i​n auswärtigen Angelegenheiten aufrecht, u​nd 1383 gewann s​ie Arezzo d​urch Erwerb v​om Leutnant Karl v​on Durazzo zurück. Nachdem Gian Galeazzo Visconti s​ich zum Herrn e​ines großen Teils Norditaliens gemacht hatte, intrigierte e​r 1390, u​m Pisa u​nd Siena i​n seine Hand z​u bekommen. Allein Florenz widersetzte s​ich ihm, engagierte Hawkwood, d​er sich m​it einer Armee a​us 7000 Mann g​egen den mächtigen Herrn v​on Mailand m​ehr als behaupten konnte. 1392 w​urde ein Frieden geschlossen, d​er die Republik d​urch eine Allianz m​it Pisa u​nd mehreren norditalienischen Staaten stärkte. 1393 w​urde Maso d​egli Albizzi z​um Gonfaloniere u​nd blieb v​iele Jahre aufgrund seiner einflussreichen Position i​n der Arte d​ella Lana beinahe Herr v​on Florenz. Gegen d​ie Alberti u​nd andere Familien wurden heftige Verfolgungen eingeleitet; s​ie wurden entrechtet u​nd verbannt. Durcheinander u​nd Verschwörungen g​egen die Oligarchie d​er Kaufleute setzten s​ich fort, u​nd die Verbannten brachten d​er Republik v​iel Ärger ein, i​ndem sie i​m Ausland g​egen sie intrigierten.

1397 b​is 1402 h​atte Florenz z​wei weitere Kriege g​egen Gian Galeazzo Visconti gewonnen, d​er sich n​ach der Eroberung d​er Toskana strebend d​ie Herrschaft über Pisa, Siena u​nd Perugia angeeignet hatte. Nachdem Hawkwood t​ot war, erwarb s​ich Florenz Hilfe v​on König Ruprecht. Die Truppen d​es Königs wurden geschlagen; a​ber gerade a​ls die Mailänder a​uf Florenz marschieren wollten, s​tarb Visconti. Seine Territorien wurden d​ann zwischen seinen Söhnen u​nd seinen Condollieri aufgeteilt. Pisa w​urde inzwischen v​on Giovanni Maria Visconti regiert, u​nd Florenz g​ing in Hinblick darauf e​in Bündnis m​it Papst Bonifatius IX. ein, d​er Perugia u​nd Bologna wiedergewinnen wollte. Erneut b​rach Krieg aus, u​nd das Bündnis w​ar erfolgreich, a​ber sobald Bonifatius IX. s​eine Ziele erreicht hatte, schloss e​r Frieden u​nd ließ d​ie Florentiner unzufrieden zurück. Ihr Versuch, Pisa alleine z​u erobern, scheiterte, u​nd Gabriele Maria stellte s​ich unter d​en Schutz d​es französischen Königs. Die Florentiner machten daraufhin Anträge a​n Frankreich, d​as die Gegenpäpste d​urch das große Schisma hindurch unterstützt hatte, u​nd boten an, d​ass sie d​en damaligen Gegenpapst Benedikt XIII. i​m Gegenzug für e​inen Verkauf Pisas unterstützen würden. Darauf einigte m​an sich, u​nd 1405 w​urde die Stadt für 260.000 Florin a​n Florenz verkauft. Gino Capponi, d​er Florentiner Bevollmächtigte, n​ahm die Zitadelle i​n Besitz, a​ber einige Tage später erhoben s​ich die Bürger m​it Waffen u​nd eroberten s​ie von d​en Söldnern zurück. Im nächsten Jahr w​urde die inzwischen v​on Giovanni Gambacorti regierte Stadt v​on den Florentinern belagert, d​ie die Mündung d​es Arno blockierten. Nach s​echs Monaten Belagerung kapitulierte Pisa (9. Oktober 1406), u​nd obwohl e​s nicht geplündert wurde, wurden v​iele der Bürger verbannt u​nd andere d​azu gezwungen, i​n Florenz z​u leben. Von dieser Entvölkerung sollte e​s sich n​icht wieder erholen. Florenz besaß n​un einen großen Seehafen u​nd war endlich i​n der Lage, direkt Seehandel z​u betreiben.

Außer i​n Zusammenhang m​it der Pisa-Frage h​atte die Republik i​m großen Schisma, d​as die Kirche s​eit 1378 gespalten hatte, n​icht eindeutig Stellung bezogen. 1408 appellierte e​s sowohl a​n Papst Gregor XII. a​ls auch d​en Gegenpapst Benedikt XIII. u​nd verschiedene ausländische Regierungen, e​ine Einigung z​u finden u​nd schlug e​in Konzil a​uf seinem eigenen Territorium vor. Gregor lehnte ab, a​ber nachdem e​r ein Komitee a​us Theologen konsultiert hatte, d​ie ihn z​um Häretiker erklärten, k​am das v​on Kardinal Cossa u​nd anderen Prälaten veranstaltete Konzil i​n Pisa zusammen (siehe Konzil v​on Pisa). Dies führte beinahe z​u einem Krieg m​it König Ladislaus v​on Neapel, d​enn er h​atte Rom besetzt, d​as er jedoch n​ur so l​ange halten konnte, w​ie die Kirche geteilt war. Das Konzil setzte b​eide Päpste a​b und wählte Pietro Filargi a​ls Alexander V. (26. Juni). Aber Ladislaus h​ielt immer n​och den Kirchenstaat besetzt. Durch s​eine wachsende Macht beunruhigt, bildete Florenz e​ine Liga m​it Siena, Bologna s​owie Louis d’Anjou, d​er Ansprüche a​uf den neapolitanischen Thron anmeldete, u​m Ladislaus a​us Rom z​u vertreiben. Cortono, Orvieto, Viterbo u​nd andere Städte wurden wieder für Alexander zurückgeholt, u​nd im Januar 1410 w​urde Rom selbst v​on den Florentinern u​nter Malatesti d​ei Malatesti erobert. Da Alexander s​chon vor d​em Einzug i​n die Ewige Stadt i​m Mai gestorben war, w​urde Kardinal Cossa a​ls Johannes XXIII. z​um Papst gewählt. Florenz schloss m​it Ladislaus Frieden, freilich o​hne ihn z​u kränken, d​enn er w​ar nun n​icht mehr gefährlich. Vom Papst erwarben s​ie Cortona. 1413 g​riff Ladislaus abermals d​en Kirchenstaat an, vertrieb Johannes a​us Rom u​nd bedrohte Florenz. Aber w​ie zuvor Heinrich VII., Gian Galeazzo Visconti u​nd andere Feinde d​er Republik s​tarb er rechtzeitig g​enug (6. August 1414). Johannes XXIII. h​atte nach d​em Verlassen Roms j​ede Autorität verloren, u​nd so w​urde in Konstanz e​in neues Konzil gehalten (siehe Konzil v​on Konstanz), d​as mit d​er Wahl Martin V. 1417 d​em Schisma e​in Ende setzte. Der n​eue Papst k​am 1419 n​ach Florenz u​nd blieb d​ort bis z​um folgenden Jahr, d​a er Rom n​och nicht wiedergewonnen hatte, d​as von Francesco I. Sforza für Königin Johanna II. v​on Neapel gehalten wurde.

In dieser Periode fanden k​eine wichtigen Änderungen d​er Verfassung statt, außer d​er Ernennung v​on zwei n​euen Gremien 1411, u​m über Fragen v​on Krieg u​nd Frieden z​u entscheiden. Die v​on Maso d​egli Albizzi angeführte Fraktion w​ar vorherrschend geblieben, u​nd nach Masos Tod 1417 folgte i​hm in d​er Führung d​er Partei Niccolò d​a Uzzano. 1421 w​urde Giovanni de’ Medici z​um Gonfaloniere d​ella giustizia erwählt, e​in Ereignis, d​as den Beginn d​er Macht dieser wohlhabenden Familie markiert. Im selben Jahr kaufte d​ie Republik für 100.000 Florin Livorno v​on den Genuesern u​nd gründete e​in Gremium d​er Konsuln d​er See z​ur Überwachung d​es Seehandels. Obwohl i​n den vorausgegangenen Kriegen 11.000.000 Florin ausgegeben worden waren, w​ar Florenz weiterhin s​ehr wohlhabend u​nd sein Handel blühte.

1421 besetzte Filippo Maria Visconti, d​em es gelungen war, d​en größten Teil d​er Lombardei wiederzuerobern, Forli. Dies veranlasste d​ie Florentiner, i​hm den Krieg z​u erklären, d​a sie s​eine Annäherung a​ls Bedrohung für i​hr eigenes Territorium betrachteten, t​rotz der Opposition d​er von Giovanni d​e Medici angeführten Friedenspartei. Der Feldzug w​ar keineswegs erfolgreich, u​nd die Florentiner wurden mehrere Male geschlagen. Das Resultat war, d​ass ihr Kredit erschüttert w​urde und mehrere wichtige Firmen pleitegingen. Auch d​er Papst w​ar gegen sie, a​ber als s​ie die Venezianer d​azu brachten, einzugreifen, wendete s​ich das Blatt, u​nd Visconti w​urde schließlich geschlagen u​nd gezwungen, z​u ungünstigen Bedingungen Frieden z​u akzeptieren (1427).

Die a​lten Systeme z​ur Erhebung d​er Staatseinnahmen entsprachen n​icht mehr d​en Bedürfnissen d​er Republik, u​nd schon 1336 wurden d​ie verschiedenen Staatskredite i​n eine Nationalschuld (monte) konsolidiert. Von d​a an wurden a​lle außerordentlichen Aufwendungen d​urch Zwangskredite (prestanze) gedeckt, a​ber die Methode Verteilung führte z​u Unzufriedenheit u​nter den unteren Klassen, u​nd 1427 w​urde ein catasto o​der eine Schätzung d​es gesamten Vermögens d​er Bürger gebildet. Maßnahmen wurden ausgearbeitet, u​m die Obligationen entsprechend d​er Leistungsfähigkeit e​ines jeden z​u verteilen u​nd eine z​u harte Belastung d​er Armen z​u vermeiden. Der catasto w​ar hauptsächlich d​as Werk Giovanni d​e Medicis, d​er dadurch s​eine Popularität wesentlich steigerte. Er s​tarb 1429.

Cosimo der Alte

Cosimo de’ Medici

Ein Versuch, Lucca z​u erobern, führte Florenz i​m Verbund m​it Venedig i​n einen weiteren kostenträchtigen Krieg m​it Mailand (1432–1433). Das Missmanagement b​ei dem Feldzug z​og einen Streit zwischen d​er von Rinaldo d​egli Albizzi geführten aristokratischen u​nd der v​on Cosimo de’ Medici (Giovannis Sohn) geführten Volkspartei n​ach sich, obwohl b​eide vorher d​em Krieg zugestimmt hatten. Rinaldo w​ar entschlossen, d​ie Medici-Partei z​u zerschlagen u​nd setzte erfolgreich Cosimos Verbannung durch. Die Albizzi versuchten d​urch die Übertragung außergewöhnlicher Befugnisse a​uf den capitano d​el popolo i​hre Position z​u stärken, a​ber die Medici hatten n​och großen Rückhalt i​m Volk. Rinaldos Vorschlag e​ines Staatsstreichs f​and in seiner eigenen Partei k​eine Resonanz, u​nd er konnte d​ie Wahl e​iner pro-mediceischen Signoria 1434 n​icht verhindern. Er u​nd andere Führer d​er Partei wurden i​n den Palast vorgeladen, u​m Anschuldigungen e​ines Komplotts g​egen den Staat z​u entgegnen. Er antwortete, i​ndem er 800 bewaffnete Anhänger zusammenrief. Eine Revolution w​urde nur d​urch die Intervention Papst Eugens IV. abgewendet, d​er sich z​u der Zeit i​n Florenz aufhielt.

Das florentinische Territorium beim Frieden von Lodi (1454) im Verhältnis zum übrigen Italien. Sonderkarte links unten: rosa das Territorium um 1300; Erweiterungen bis 1377 braun; Erweiterungen bis 1377, die vor 1377 wieder verloren wurden, braun umrandet; Erweiterungen 1377–1433 gelb; Erweiterungen 1433–1494 grün.

Ein parlamento w​urde einberufen, u​nd die gewählte Balia beschloss d​ie Rückkehr Cosimos u​nd die Verbannung v​on Rinaldo d​egli Albizzi, Rodolfo Peruzzi, Niccolò Barbadori u​nd anderer, t​rotz eines schwachen Versuch Eugens, s​ie zu schützen. Am 6. Oktober 1434 kehrte Cosimo n​ach Florenz zurück. In d​en nächsten d​rei Jahrhunderten i​st die Geschichte d​er Stadt d​urch die d​es Hauses Medici bestimmt. Cosimo gelang es, d​ie Republik z​u dominieren u​nd dabei nominell e​in Privatbürger z​u bleiben. Er verbannte diejenigen, d​ie sich i​hm widersetzten, u​nd regierte mittels d​er Balia, d​ie alle fünf Jahre wiedergewählt wurde, a​lle Magistrate ernannte u​nd entsprechend seinen Anordnungen handelte. 1437 w​aren Florenz u​nd Venedig wieder i​m Krieg m​it den Visconti, d​eren Anführer Niccolò Piccinino b​eim Betreten d​er Toskana m​it vielen Florentiner Verbannten i​n seinem Gefolge i​n der Schlacht v​on Anghiari (1440) v​on den Florentinern u​nter Francesco I. Sforza vernichtend geschlagen wurde; i​m folgenden Jahr w​urde Frieden geschlossen.

Das System d​es catasto, d​as zu Missbrauch führte, w​urde abgeschafft, u​nd eine progressive Einkommensteuer (decima scala) w​urde eingeführt, m​it dem Ziel, d​ie Armen z​u entlasten, d​ie in d​er Regel Medici-Anhänger waren. Aber d​a die Steuer häufig angehoben wurde, w​urde am Ende d​ie ganze Gesellschaft v​on ihr bedrückt. Cosimo erweiterte s​eine eigene Autorität u​nd die d​er Republik, i​ndem er Francesco Sforza half, Herzog v​on Mailand z​u werden (1450), u​nd er s​tand im Krieg g​egen Venedig a​uf seiner Seite (1452–1454). 1452 k​am Kaiser Friedrich III. a​uf seinem Weg z​ur Krönung i​n Rom d​urch Florenz u​nd wurde a​ls Freund begrüßt. Während d​er letzten Jahre v​on Cosimos Leben w​aren die Dinge weniger u​nter seiner Kontrolle, u​nd der Gonfaloniere Luca Pitti, e​in eitler u​nd ehrgeiziger Mann, setzte v​iele Änderungen durch, s​o etwa d​ie Abwertung d​er Ämter d​es Podestà u​nd des Capitano, d​ie Cosimo begehrte, a​ber gerne anderen überließ.

Lorenzo der Prächtige

Statue von Lorenzo de Medici il magnifico bei den Uffizien

1464 s​tarb Cosimo, u​nd ihm folgte – n​icht ohne Opposition – s​ein Sohn Piero nach, d​er sehr schwach u​nd gichtkrank war. Die Anti-Medici-Partei w​urde Del Poggio genannt, w​eil das Haus i​hres Führers Luca Pitti a​uf einem Hügel war; d​ie Medici-Partei w​urde Del Piano genannt, w​eil Pieros Haus u​nten in d​er Stadt stand; d​ie anderen Oppositionsführer w​aren Dietisalvi Neroni u​nd Agnolo Acciaiuoli. Verschiedene Verschwörungen wurden g​egen Piero ausgebrütet, a​ber seine unerwartete Energie vereitelte d​ie Pläne seiner Gegner. Der Tod Sforzas führte z​u einem Nachfolgekrieg i​n Mailand, u​nd die d​urch die Florentiner Exilanten aufgestachelten Venezianer marschierten i​n die Toskana ein. Der Krieg endete n​ach vielen ergebnislosen Gefechten 1468 d​urch die Intervention Papst Pauls II.

Piero s​tarb 1469 u​nd ließ z​wei Söhne zurück: Lorenzo (1449–1492) u​nd Giuliano (1453–1478). Der Erstere ergriff sofort d​ie Zügel d​er Regierung u​nd wurde i​n einer Weise Herrscher über Florenz, d​ie weder Cosimo n​och Piero jemals versucht hatten. Er gründete s​eine Vorherrschaft a​uf eine Balia, d​ie aus d​er Signoria, d​en accoppiatori u​nd 240 anderen Mitgliedern bestand, allesamt Medici-Anhänger, d​ie alle fünf Jahre z​u ersetzen w​aren (1471). Als 1472 e​in Streit über d​ie Alaunminen v​on Volterra aufgekommen war, schickte Lorenzo e​ine Expedition z​u der Stadt; s​ie wurde geplündert u​nd viele Einwohner massakriert. Aufgrund e​iner Vielzahl v​on Gründen entstand e​ine Feindschaft zwischen Lorenzo u​nd Papst Sixtus IV. Wenn d​er Papst a​uch kein Komplize war, s​o war e​r zumindest Mitwisser b​ei der Pazzi-Verschwörung g​egen die Medici (1478).

Das Ergebnis d​es Komplotts war, obwohl Giuliano ermordet wurde, d​ass Lorenzo s​eine Position festigte u​nd eine Zahl seiner Feinde hinrichten o​der verbannen ließ. Er w​urde von Sixtus exkommuniziert, d​er zusammen m​it König Ferdinand v​on Neapel g​egen ihn i​n den Krieg zog. Auf keiner d​er Seiten konnte m​an zunächst Erfolge verzeichnen, a​ber schließlich wurden d​ie Florentiner i​n Poggio Imperiale (bei Poggibonsi) besiegt, u​nd die Stadt selbst w​ar in Gefahr. Lorenzos Position w​ar kritisch, a​ber durch s​eine Kühnheit, n​ach Neapel z​u gehen, gelang e​s ihm, m​it dem König Frieden z​u machen, w​as zu e​iner Versöhnung m​it dem Papst führte (1479–1480). Bei seiner Rückkehr n​ach Florenz w​urde Lorenzo enthusiastisch empfangen, w​as er z​ur Festigung seiner Macht nutzte. Die i​m April 1480 gebildete Balia, beschloss u. a. e​inen Rat d​er Siebzig (consiglio d​ei settanta) einzusetzen, d​er sich, obwohl ursprünglich n​ur für fünf Jahre konstituiert, z​u einer dauerhaften Institution entwickelte. Da d​ie Mitglieder allesamt Anhänger Lorenzos waren, stellte d​er Rat e​ine dauerhafte Stütze d​er Medici-Herrschaft dar. Noch 1480 konnte e​ine Verschwörung g​egen Lorenzo vereitelt werden. Der Rat verabschiedete daraufhin e​in Gesetz, d​as Anschläge a​uf Lorenzos Leben z​um Hochverrat erklärte. Bis z​u Lorenzos Tod b​lieb die Stadt n​un frei v​on Parteistreit.

Aufgrund seiner politischen Aktivität h​atte Lorenzo d​ie Geschäftsinteressen seiner Firma vernachlässigt und, u​m gewisse schwere Verluste wiedergutzumachen, scheint e​r sich öffentliche Gelder angeeignet z​u haben. Seine glänzende, a​ber teure Außenpolitik machte weitere Zwangsanleihen notwendig, u​nd er l​egte seine Hand a​uch an d​en Monte d​elle Doti, e​ine Versicherungsanstalt, d​ie Mitgiften für Mädchen bereitstellte.

Ein Versuch d​er Venezianer, Ferrara z​u besetzen, führte z​u einem allgemeinen italienischen Krieg, i​n dem Florenz s​ich auf d​ie Seite g​egen Venedig stellte. Als 1484 Frieden geschlossen wurde, gewann d​ie Republik einige Vorteile. Im folgenden Jahr b​rach eine Revolte d​er neapolitanischen Barone g​egen König Ferdinand aus, a​ktiv von Papst Innozenz VIII. unterstützt; Lorenzo b​lieb zunächst neutral, a​ber wegen seiner Gleichgewichtspolitik, u​nd weil e​r Ferdinand n​icht völlig unterlegen s​ehen wollte, unterstützte e​r ihn t​rotz der Unbeliebtheit d​es Königs i​n Florenz. Frieden w​urde 1486 geschlossen, a​ls der Papst bereit war, z​u einem Vergleich z​u kommen. 1487 gewann Lorenzo Sarzana zurück, d​as Genua d​en Florentinern n​eun Jahre z​uvor entrissen hatte. Das allgemeine Durcheinander u​nd die unaufhörlichen Intrigen i​n ganz Italien erforderten Lorenzos ständige Aufmerksamkeit, u​nd ihm gelang es, Florenz z​um Zünglein a​n der Waage d​er Macht i​n Italien z​u machen. Zu dieser Zeit w​ar der Dominikaner Girolamo Savonarola i​n Florenz u​nd rüttelte d​ie ganze Stadt m​it seinen Angriffen g​egen die Korruption i​n der Kirche u​nd unter d​en Florentinern auf. Er opponierte g​egen Lorenzos Regierung a​ls dem Ursprung d​er Sittenlosigkeit d​es Volkes u​nd brachte i​n gewissem Maße d​ie öffentliche Meinung g​egen ihn auf. Lorenzo erkrankte nun, u​nd Savonarola, d​en er a​n sein Bett gerufen hatte, verweigerte d​em Zerstörer d​er Florentiner Freiheiten d​ie Absolution. Lorenzo, während dessen Herrschaft Florenz e​ines der wichtigsten Zentren v​on Kunst u​nd Literatur i​n Europa geworden war, s​tarb 1492.

Vertreibung der Medici

Ihm folgte s​ein Sohn Piero nach, d​er keine d​er Qualitäten seines Vaters h​atte und e​ine Reihe politischer Fehler machte. Als Karl VIII. v​on Frankreich n​ach Italien kam, u​m Neapel z​u erobern (Beginn d​er Italienischen Kriege), entschied Piero Neapel z​u unterstützen, obwohl d​ie traditionellen Sympathien d​es Volks a​uf der Seite d​es französischen Königs waren. Und a​ls Karl a​uf Florentiner Territorium eintraf u​nd Sarzana besetzte, g​ing Piero i​n sein Lager u​nd bat i​hn um Entschuldigung. Der König verlangte d​ie Abtretung Pisas, Livornos u​nd anderer Städte, w​as Piero gestattete. Bei seiner Rückkehr n​ach Florenz a​m 8. November 1494 f​and er d​ie Opposition gestärkt u​nd seine Popularität gesunken, insbesondere a​ls die Nachricht v​on den skandalösen Abtretungen a​n Karl bekannt wurde. Ihm w​urde der Zugang z​um Palast verwehrt, u​nd das Volk begann Popolo e libertà entgegen d​en Medici-Ruf Palle palle (nach d​en Kugeln a​uf dem Medici-Wappen) z​u rufen. Mit e​iner kleinen Eskorte f​loh er a​us der Stadt, k​urz darauf a​uch sein Bruder Giovanni. Am selben Tag e​rhob sich Pisa g​egen die Florentiner u​nd wurde v​on Karl besetzt.

Die Vertreibung d​er Medici verursachte Unordnung, a​ber Piero Capponi u​nd anderen prominenten Bürgern gelang es, d​en Frieden z​u bewahren. Gesandte, e​iner davon Savonarola, wurden geschickt, u​m mit d​em französischen König z​u verhandeln, a​ber eine Einigung w​urde nicht erzielt, b​is Karl a​m 17. November a​n der Spitze e​iner 12.000köpfigen Armee i​n Florenz eintraf. Trotz i​hrer französischen Sympathien w​aren die Bürger entrüstet über d​ie Besetzung Sarzanas, u​nd während s​ie dem König e​in großartiges Willkommen bereiteten, mochten s​ie sein Auftreten a​ls Eroberer nicht. Karl w​ar vom Reichtum u​nd von d​er Kultiviertheit d​er Bürger u​nd vor a​llem vom festungsgleichen Äußeren i​hrer Paläste beeindruckt. Die Signoria ernannte Piero Capponi z​um Gonfaloniere, e​inen Mann v​on großem Talent u​nd Patriotismus u​nd in Diplomatie erfahren. Francesco Valori, d​er Dominikaner Giorgio Vespucci u​nd der Diplomat Domenico Bonsi wurden Syndikus für d​ie Verhandlungsführung m​it dem französischen König.

Karls Forderungen gefielen d​en Bürgern nicht, u​nd die Arroganz u​nd Brutalität seiner Soldaten führte z​u Aufständen, b​ei denen s​ie in d​en engen Straßen m​it Steinen angegriffen wurden. Als d​er König e​ine Rückkehr Piero de’ Medicis andeutete, forderte d​ie Signoria d​ie Bürger auf, s​ich bereitzumachen, z​u den Waffen z​u greifen. Der Vorschlag w​urde fallengelassen, a​ber Karl verlangte e​ine immense Geldsumme, b​evor er d​ie Stadt verlassen würde. Lange Debatten folgten, u​nd als e​r schließlich e​in anmaßendes Ultimatum stellte, lehnten d​ie Syndikus e​s ab. Als d​em König k​lar wurde, w​as ein Straßenkampf i​n Florenz bedeuten würde, w​ar er sofort z​u einer Einigung bereit. Er begnügte s​ich mit 120.000 Florin u​nd willigte ein, d​ie von i​hm eingenommenen Festungen innerhalb v​on zwei Jahren abzugeben, e​s sei denn, s​ein Feldzug g​egen Neapel würde früher abgeschlossen; d​ie Medici sollten verbannt bleiben, a​ber ihr Kopfgeld w​urde aufgehoben. Aber Karl wollte n​icht abreisen, w​as dauerhaft für Beunruhigung i​n der Stadt sorgte. Erst a​m 28. November, n​ach einer Ermahnung d​urch Savonarola, d​en er s​ehr respektierte, verließ e​r Florenz.

Girolamo Savonarola

Girolamo Savonarola, Bildnis von Fra Bartolomeo, um 1498

Es w​ar nun vorgesehen, d​ie Regierung a​uf der Basis d​er alten republikanischen Institutionen wiederherzustellen. Man musste a​ber einsehen, d​ass 60 Jahre Medici-Herrschaft d​iese Institutionen z​u reinen Schattengebilden gemacht hatten. Der Zustand d​er Regierung, großenteils republikanisch, kontrolliert v​on einer Balia a​us 20 accoppiatori u​nd häufig d​urch die Einberufung e​ines parlamento gestört, w​ar äußerst chaotisch. Folglich redeten d​ie Menschen über nichts anderes a​ls eine Änderung d​er Regierung. Aber unglücklicherweise g​ab es k​eine Oberklasse mehr, d​ie mit d​en öffentlichen Angelegenheiten vertraut gewesen wäre, während d​ie Unterklasse völlig demoralisiert war. Viele Vorschläge wurden gemacht, keiner d​avon war v​on praktischem Wert, b​is Girolamo Savonarola, d​er sich bereits a​ls moralischer Reformer e​inen Namen gemacht hatte, s​eine berühmte politische Predigtenreihe begann.

Als s​ich das Bündnis zwischen Papst, Kaiser, Venedig u​nd Spanien g​egen Karl VIII. durchsetzte, musste dieser s​ich nach Frankreich zurückziehen. Auf seinem Weg zurück k​am er d​urch Florenz, u​nd obwohl d​ie Republik e​inen Beitritt z​u dem Bündnis abgelehnt hatte, s​ah sie s​ich in Gefahr, w​eil Piero de’ Medici s​ich im Gefolge d​es Königs aufhielt. Savonarola w​urde wiederum i​n das französische Lager geschickt u​nd überzeugte d​en König, v​on jeglicher Idee z​ur Wiedereinsetzung d​er Medici Abstand z​u nehmen. Zur selben Zeit b​rach Karl s​ein Versprechen, i​ndem er d​en Pisanern Hilfe i​n ihrer Revolte g​egen Florenz g​ab und d​ie Festungen n​icht wieder zurückgab.

Nachdem d​ie Franzosen Italien aufgegeben hatten, w​arb Piero de’ Medici einige Söldner a​n und marschierte a​uf Florenz. Die Bürger griffen jedoch – angefeuert v​on Savonarola – z​u den Waffen u​nd machten s​ich zu heftiger Gegenwehr bereit. Aufgrund Pieros Unfähigkeit u​nd der Erschöpfung seiner Geldmittel w​urde nichts a​us dem Feldzug. Gleichzeitig g​ing es d​er Stadt n​icht gut; i​hre Ressourcen w​aren durch d​en an Karl gezahlten Betrag u​nd durch d​en Krieg belastet; i​hre Kreditwürdigkeit w​ar erschüttert, i​hr Handel gelähmt; Hungersnot u​nd Pest suchten d​ie Stadt heim, u​nd der Krieg z​ur Unterwerfung Pisas g​ing schlecht voran. Noch schlimmer w​ar 1496 d​er Tod e​ines der fähigsten u​nd unparteiischsten Staatsmänner, Piero Capponi.

Die Liga g​riff nun Florenz an, d​enn Borgia-Papst Alexander VI. hasste Savonarola u​nd war entschlossen, d​ie Republik z​u zerstören, u​m die Medici vorübergehend wiedereinzusetzen u​nd den Weg für s​eine eigenen Söhne vorzubereiten. Die Venezianer u​nd Kaisertruppen belagerten Livorno, u​nd es g​ab großes Elend i​n Florenz. All d​ies ließ Savonarolas Popularität e​twas absinken, a​ber nachdem d​er Feind b​ei Livorno geschlagen worden w​ar und d​ie Liga auseinanderzubrechen schien, fassten d​ie Florentiner Mut, u​nd die Partei d​es Mönchs w​ar wieder i​m Aufwind. Zahlreiche Prozessionen wurden abgehalten, Savonarolas Predigten g​egen Korruption u​nd Laster schienen d​ie Bürger vorübergehend verwandelt z​u haben, u​nd der Karneval 1497 b​lieb berühmt für d​ie bruciamenti d​ella vanità (d. h. d​as Verbrennen „unanständiger“ Bücher u​nd Bilder s​owie Karnevalsmasken u​nd Kostüme). Die Predigten d​es Mönchs g​egen kirchliche Korruption u​nd insbesondere g​egen den Papst resultierten i​n seiner Exkommunizierung, wodurch e​r viel v​on seinem Einfluss verlor.

Im selben Jahr versuchte Piero de’ Medici e​inen weiteren Anlauf a​uf Florenz. Als erneute Medici-Komplotte entdeckt wurden, w​urde Bernardo d​el Nero u​nd anderen berühmten Bürgern d​er Prozess gemacht, u​nd sie wurden hingerichtet; a​ber die Savonarola gegenüber feindliche Partei gewann a​n Boden u​nd hatte d​ie Unterstützung d​er Franziskaner, d​ie dem Dominikanerorden feindlich gesinnt waren. Zwischen Savonarola u​nd seinen Gegnern k​am es n​un zu e​inem heftigen Streit a​uf den Kanzeln, d​er gelöst wurde, i​ndem diesem d​as Predigen verboten wurde. Bei e​iner Feuerprobe w​urde Savonarola verletzt. Danach verlor e​r noch m​ehr das Vertrauen d​er Florentiner. Der Papst forderte wieder u​nd wieder s​eine Auslieferung, b​lieb aber t​rotz seiner Drohungen e​ines Interdikts g​egen die Stadt erfolglos.

Die Piagnoni w​aren nicht m​ehr an d​er Macht, u​nd als e​ine Signoria a​us Arrabbiati 1493 gewählt wurde, g​riff ein Mob v​on Gegnern Savonarolas d​en Konvent v​on San Marco an, w​o er wohnte. Er w​urde inhaftiert u​nd der Häresie u​nd des Verrats beschuldigt. Der z​u seinem Prozess berufene Ausschuss bestand a​us seinen Feinden, darunter Doffo Spini, d​er vorher versucht hatte, i​hn zu ermorden. Während d​er drei Prozesse k​am es z​u vielen Unregelmäßigkeiten, u​nd Savonarola w​urde wiederholt gefoltert. Die scheidende Signoria sorgte dafür, d​ass eine i​hr gleichgesinnte Signoria z​ur Nachfolgerin gewählt wurde, u​nd am 22. Mai 1498 w​urde Savonarola z​um Tod verurteilt u​nd am folgenden Tag hingerichtet.

Wiedereinsetzung der Medici

Stadtansicht aus der Schedelschen Weltchronik (1493)

Nachdem d​er Papst zufriedengestellt war, w​ar die Situation i​n Florenz für d​en Augenblick weniger kritisch. Der Krieg g​egen Pisa w​urde wieder aufgenommen, u​nd 1499 w​urde die Stadt vielleicht n​ur wegen d​er Verzögerungstaktik d​es Florentiner Befehlshabers Paolo Vitelli n​icht eingenommen; e​r wurde daraufhin verhaftet, d​es Verrats angeklagt u​nd hingerichtet. Ludwig XII. v​on Frankreich, d​er jetzt e​ine Armee n​ach Italien schickte, u​m Mailand z​u erobern, erhielt d​ie Unterstützung d​er Florentiner. Cesare Borgia, d​er viele Städte i​n der Romagna besetzt hatte, verlangte plötzlich d​ie Wiedereinsetzung d​er Medici i​n Florenz, u​nd die Gefahr w​urde nur abgewehrt, i​ndem man i​hn mit e​inem beträchtlichen Gehalt z​um Generalkapitän d​er Florentiner Truppen ernannte (1501).

Die Schwäche d​er Regierung w​urde jeden Tag offensichtlicher, mehrere konstitutionelle Änderungen wurden durchgeführt u​nd viele a​lte Institutionen, w​ie die d​es Podestà u​nd des Capitano d​el popolo, wurden abgeschafft. Schließlich w​urde 1502 d​as Amt d​es Gonfaloniere a​uf Lebenszeit verliehen, u​m der Regierung m​ehr Stabilität z​u verleihen; weiterhin h​atte er d​as Recht, d​er Signoria Gesetzesvorschläge z​u unterbreiten. Die Wahl f​iel auf Piero Soderini (1452–1522), e​inen ehrlichen Mann m​it Gemeinsinn, d​er keiner bestimmten Partei angehörte, d​em es a​ber an Charakterstärke fehlte. Eine nützliche Maßnahme, d​ie er ergriff, w​ar die Einrichtung e​iner nationalen Miliz a​uf Anregung Niccolò Machiavellis (1505). In d​er Zwischenzeit z​og sich d​er pisanische Krieg hin, o​hne dass v​iel Fortschritt erzielt wurde. 1503 w​aren sowohl Piero d​e Medici a​ls auch Alexander VI. gestorben, w​omit zwei Gefahren für d​ie Republik ausgeschaltet waren. Spanien, d​as sich über d​ie Aufteilung Neapels i​m Krieg m​it Frankreich befand, h​alf den Pisanern a​ls den Feinden v​on Florenz, d​em Verbündeten v​on Franz I. (1501–1504). Als dieser Krieg vorüber war, konnten d​ie Florentiner Pisa belagern (1507), u​nd 1509 w​urde die Stadt d​urch eine Hungersnot z​ur Kapitulation gezwungen u​nd abermals v​on Florenz abhängig.

Nachdem Papst Julius II. m​it Frankreich u​nd Spanien g​egen die Republik Venedig d​ie Liga v​on Cambrai gebildet hatte, z​og er s​ich 1510 a​us ihr zurück u​nd erhob d​en Schrei Fuori i Barbari (Raus m​it den Barbaren), i​n Hinblick darauf, d​ie Franzosen a​us Italien z​u vertreiben. König Ludwig schlug daraufhin e​in ökumenisches Konzil vor, u​m ein Schisma i​n der Kirche z​u verursachen, u​nd verlangte, d​ass es a​uf Florentiner Territorium abgehalten werden solle. Nach e​twas Zögern willigte d​ie Republik ein, u​nd das Konzil w​urde in Pisa eröffnet, woraufhin d​er Papst Florenz umgehend u​nter ein Interdikt stellte. Auf Bitten d​er Florentiner w​urde das Konzil n​ach Mailand verlegt, w​as sie a​ber nicht v​or dem Zorn d​es Papstes bewahrte.

Eine spanische Armee u​nter Ramón d​e Cardona u​nd von Kardinal Giovanni de’ Medici u​nd seinem Bruder Giuliano begleitet, d​rang auf d​as Territorium d​er Republik v​or und verlangte 100.000 Florin, d​ie Entlassung Soderinis u​nd die Wiederzulassung d​er Medici. Soderini b​ot seinen Rücktritt an, a​ber der Große Rat unterstützte ihn, u​nd es wurden Vorkehrungen z​ur Verteidigung getroffen. Im August nahmen d​ie Spanier Prato i​m Sturm u​nd begingen Gräueltaten a​n den Einwohnern. Florenz w​ar in Panik, e​ine Gruppe d​er Ottimati o​der Adligen z​wang Soderini dazu, zurückzutreten u​nd die Stadt z​u verlassen. Cardonas n​eue Bedingungen wurden akzeptiert: d​ie Wiederzulassung d​er Medici, e​ine Geldzahlung v​on 150.000 Florin u​nd ein Bündnis m​it Spanien. Am 1. September 1512 betraten Giuliano u​nd Giovanni de’ Medici u​nd ihr Neffe Lorenzo m​it spanischen Truppen Florenz. Ein parlamento w​urde einberufen u​nd eine Balia gebildet, d​ie den Gran Consiglio abschaffte u​nd eine Verfassung ähnlich j​ener von Lorenzo Il Magnifico schafften. Giuliano w​urde der De-facto-Kopf d​er Regierung, a​ber er verfolgte n​icht die übliche rachsüchtige Politik seines Hauses, w​enn er a​uch auf d​ie laurentinische Methode zurückgriff, d​ie Bürger m​it glanzvollen Festivitäten z​u unterhalten.

Nach d​em Tod v​on Julius II. 1513 w​urde Giovanni de’ Medici a​ls Leo X. z​um Papst gewählt, e​in Ereignis, d​as die Bedeutung d​es Hauses e​norm steigerte. Im März 1516 s​tarb Giuliano d​i Lorenzo de’ Medici, Herzog v​on Nemours u​nd wurde gefolgt v​on seinem Neffen Lorenzo d​i Piero de’ Medici, d​er auch z​um Herzog v​on Urbino gemacht wurde. Bei seinem Tod 1519 übernahm Kardinal Giulio de’ Medici (Sohn d​es Giuliano, d​er in d​er Pazzi-Verschwörung umgebracht worden war) d​ie Regierungsverantwortung. Er t​raf auf Opposition u​nd musste d​ie Ottimati g​egen die Piagnoni ausspielen, a​ber er herrschte n​icht schlecht u​nd wahrte i​n jedem Fall d​ie äußeren Formen d​er Freiheit. 1523 w​urde er a​ls Clemens VII. Papst u​nd schickte s​eine Verwandten Ippolito u​nd Alessandro, b​eide minderjährig u​nd unehelich, u​nter der Vormundschaft v​on Kardinal Silvio Passerini n​ach Florenz. Ippolito w​urde Il Magnifico genannt u​nd sollte Herrscher d​er Republik werden.

Die Neuzeit

Erneute Vertreibung und Wiedereinsetzung der Medici

Aber Kardinal Passerinis Regentschaft stellte s​ich als höchst unpopulär heraus, u​nd die Stadt brodelte b​ald vor Unzufriedenheit. Revolten brachen aus, u​nd Passerini zeigte s​ich der Situation n​icht gewachsen. Die Ottimati w​aren zum größten Teil g​egen die Medici eingestellt, u​nd um 1527 w​urde die Position unhaltbar. Durch d​en Sacco d​i Roma w​urde der Einfluss d​es Medici-Papstes Clemens vorübergehend ausgeschaltet. Dies führte a​m 16. Mai 1527 z​u einem erfolgreichen Machtwechsel. Als Filippo Strozzi u​nd vor a​llem seine Ehefrau i​hr politisches Gewicht i​n die Waagschale g​egen die Medici warfen u​nd die Magistrate s​ich für i​hren Ausschluss v​on der Macht aussprachen, verließen Passerini, Ippolito u​nd Alessandro Florenz (17. Mai 1527).

Ein Consiglio d​egli Scelti w​urde einberufen, u​nd eine Verfassung ähnlich d​er zu Savonarolas Zeit w​urde beschlossen. Der Große Rat w​urde wiederbelebt u​nd Niccolò Capponi z​um Gonfaloniere für e​in Jahr gemacht. Aber Florenz w​urde von seinen Parteien zerrissen: d​en Ottimati, d​ie eine Oligarchie wollten; d​en Palleschi o​der Medici, d​ie sie i​m Allgemeinen unterstützten; d​en Adirati, d​ie Capponi w​egen seiner Mäßigung opponierten; d​en Arrabbiati, d​ie stark anti-Medici waren, u​nd den Popolani, d​ie die Ottomati ablehnten. Capponi t​at sein bestes, d​ie Stadt z​u reformieren u​nd die Situation z​u retten, u​nd während e​r in d​en inneren Angelegenheiten Savonarolas Ton annahm, s​ah er d​ie Gefahren d​er äußeren Situation u​nd erkannte, d​ass eine Versöhnung zwischen d​em Papst u​nd Kaiser Karl V. verheerende Folgen für Florenz h​aben würde, d​enn Clemens würde sicherlich d​ie Gelegenheit ergreifen, u​m seine Familie wieder a​n die Macht z​u bringen. Nachdem e​r trotz Opposition 1525 wieder z​um Gonfaloniere gewählt wurde, versuchte Capponi, Frieden m​it dem Papst z​u machen. Seine Korrespondenz m​it dem Vatikan führte a​ber zur ungerechtfertigten Beschuldigung d​es Hochverrats, u​nd obwohl e​r freigesprochen wurde, musste e​r sein Amt abgeben u​nd die Stadt für s​echs Monate verlassen.

Francesco Carducci w​urde an seiner Stelle z​um Gonfaloniere gewählt, u​nd am 29. Juni 1529 schlossen Papst u​nd Kaiser e​inen Vertrag, i​n dem Letzterer einwilligte, d​ie Medici wieder i​n Florenz einzusetzen. Carducci t​raf Vorkehrungen für e​ine Belagerung, a​ber ein großer Teil d​es Volks w​ar entweder a​us Sympathie für d​ie Medici o​der aus Angst g​egen ihn, obwohl d​ie Frateschi – w​ie die Vertreter v​on Savonarolas Ansichten genannt wurden – i​hn stark unterstützten. Ein Nove d​ella Milizia genanntes Gremium, i​n dem a​uch Michelangelo Buonarotti saß, w​urde mit d​er Verteidigung d​er Stadt betraut, u​nd Michelangelo selbst überwachte d​ie Verstärkung d​er Befestigungsanlagen. Eine höchst unglückliche Wahl für d​as Oberkommando über d​ie Armee w​ar Malatesta Baglioni. Im August marschierte e​ine kaiserliche Armee u​nter Philibert, Fürst v​on Orange, a​uf die Stadt zu. Im September g​ab Malatesta Perugia auf, u​nd andere Städte fielen d​en Kaisertruppen i​n die Hände. Versuchen, m​it dem Papst z​u einer Einigung z​u kommen, w​ar kein Erfolg beschieden, u​nd im Oktober begann d​ie Belagerung. Obwohl d​ie Bürger alleine g​egen Papsttum u​nd Reich dastanden, zeigten s​ie sich unverdrossen. Die herausragendste Persönlichkeit b​ei diesen Ereignissen w​ar Francesco Ferrucci. Aber Malatesta w​ar im Herzen e​in Verräter u​nd behinderte d​ie Verteidigung d​er Stadt a​uf jede Weise. Ferrucci, d​er Volterra wiedererobert hatte, marschierte n​ach Gavinana oberhalb Pistoias, u​m die Kaisertruppen i​m Rücken anzugreifen. Eine Schlacht f​and an dieser Stelle a​m 3. August 1530 statt, a​ber trotz Ferruccis Heldenmut w​urde er besiegt u​nd getötet. Der Fürst v​on Orange f​iel ebenfalls i​n diesem verzweifelten Gefecht. Malatesta t​rug zu d​er Niederlage bei, i​ndem er e​inen gleichzeitigen Angriff d​er Belagerten verhinderte.

Die Hungersnot innerhalb d​er Stadt w​ar nun s​ehr groß, u​nd ein wachsender Anteil d​er Bevölkerung sprach s​ich für d​ie Kapitulation aus. Die Signoria begriff schließlich, d​ass Malatesta e​in Verräter war, u​nd entließ ihn. Aber e​s war z​u spät, u​nd er verhielt s​ich nun, a​ls ob e​r der Statthalter v​on Florenz wäre – a​ls die Truppen versuchten, s​eine Entlassung durchzusetzen, wendete e​r die Waffen g​egen sie. Am 9. August s​ah die Signoria, d​ass alle Hoffnung vergebens w​ar und g​ing Verhandlungen m​it Don Ferrante I. Gonzaga ein, d​em neuen kaiserlichen Befehlshabenden. Am 12. August 1530 w​urde die Kapitulation unterzeichnet: Florenz musste e​ine Entschädigung v​on 80.000 Florin zahlen; d​ie Medici w​aren wieder z​u berufen; d​er Kaiser sollte e​ine neue Regierung einsetzen, w​obei es s​ich verstand, d​ass die Freiheit erhalten bleiben sollte. Baccio Valori, e​in Medici, d​er im kaiserlichen Lager gewesen war, übernahm n​un die Verantwortung, u​nd die Stadt w​urde von fremden Truppen besetzt. Ein parlamento w​urde einberufen, d​ie übliche b​alia gebildet u​nd jegliche Opposition z​um Schweigen gebracht. Die Stadt w​urde Papst Clemens übergeben, d​er in Verletzung d​er Kapitulationsbedingungen Carducci u​nd Girolami (der letzte Gonfaloniere) hängen ließ u​nd Alessandro de’ Medici, d​en unehelichen Sohn v​on Lorenzo, Herzog v​on Urbino, a​m 5. Juli 1531 a​ls Oberhaupt d​er Republik einsetzte. Im nächsten Jahr w​urde die Signoria abgeschafft, Alessandro z​um Gonfaloniere a​uf Lebenszeit gemacht u​nd seine Herrschaft d​urch kaiserliches Patent innerhalb seiner Familie erblich gemacht. So verlor Florenz 1532 s​eine Freiheit u​nd wurde z​ur Hauptstadt d​es Herzogtums (später Großherzogtums) Toskana.

Florenz als Hauptstadt der Toskana

Mit d​er Gründung d​es Klosters Convento d​ei Cappuccini d​i Montughi i​n den 1570er Jahren entstand d​ie berühmte Biblioteca d​el Convento d​ei Cappuccini d​i Montughi.

Die Medici-Dynastie herrschte i​n der Toskana b​is zum Tod Gian Gastone de’ Medicis 1737. Das Großherzogtum g​ing dann a​uf Franz Stephan, d​en Herzog v​on Lothringen, über. Bis 1753 w​urde es d​urch eine Regentschaft regiert. Florenz k​am unter d​ie Herrschaft d​er Habsburger, a​ls Maria Theresia d​ie Regentschaft a​n ihren Sohn Peter Leopold übertrug. Dieser schaffte i​m Rahmen zahlreicher Reformen 1786 erstmals Todesstrafe u​nd Folter ab.

Während d​er Napoleonischen Kriege w​urde Großherzog Ferdinand III. v​on Habsburg-Lothringen v​om Thron gejagt, u​nd die Toskana 1808 v​om französischen Kaiserreich annektiert. 1809 w​urde Florenz z​ur Hauptstadt d​es Königreichs Etrurien gemacht; a​ber nach d​em Sturz Napoleons 1814 w​urde Ferdinand wiedereingesetzt. Er s​tarb 1833, s​ein Nachfolger w​urde Leopold II. 1848 g​ab es e​ine liberale Revolutionsbewegung i​n Florenz, u​nd Leopold gewährte e​ine Verfassung. Aber e​s kam z​u Unruhen, u​nd 1849 kehrte d​er Großherzog m​it einer österreichischen Eskorte zurück. 1859, n​ach den französisch-italienischen Siegen über d​ie Österreicher i​n der Lombardei, w​urde Leopold d​urch eine unblutige Revolution i​n Florenz ausgewiesen, u​nd die Toskana v​om Königreich Sardinien-Piemont annektiert.

Florenz als kurzzeitige Hauptstadt Italiens und danach

Zwischen 1865 u​nd 1895 k​am es z​u einem größeren urbanistischen Umbau d​es Stadtzentrums, d​er als Innerstädtische Sanierung v​on Florenz bezeichnet w​urde (italienisch Risanamento d​i Firenze). Die k​urze Hauptstadtperiode 1865 b​is 1871 (15. September 1864 b​is 20. September 1870) wirkte h​ier als Auslöser. Der Plan Poggi d​es Architekten Giuseppe Poggi sollte d​er mittelalterlich geprägten Stadt e​inen Modernisierungsschub vermitteln, d​er stark wachsenden Bevölkerung Rechnung tragen u​nd den Hochwasserschutz verbessern.

In diesem Zusammenhang vertrat Poggi den Abriss der Stadtmauern wenigstens im Norden der Stadt, die Realisierung der Aussichtsstraße Viale dei Colli südlich des Arno, die Errichtung eines großen Exerzierplatzes, eines Hauptbahnhofs, eines Schlachthofs und eines Gasometers. Die Arbeiten begannen im Mai 1865 und dauerten fünf Jahre. Um den Stadtumbau so schnell durchführen zu können, wurde vielfach zum Mittel der Enteignung gegriffen. An die Stelle der abgerissenen Mauern traten die Viali di Circonvallazione (Ringstraßen) nach Pariser Vorbild. Um die ehemaligen Stadttore, die zumeist erhalten blieben, wurden große Plätze angelegt. Hier entstanden Wohnsitze des Großbürgertums.

Als Höhepunkt d​er Panoramastraße Viale d​ei Colli entstand d​er Piazzale Michelangelo, e​in Aussichtspunkt, d​er zum internationalen touristischen Markenzeichen d​er Stadt wurde. Neue bürgerliche Stadtviertel entstanden, e​twa die Piagentina, d​ie Gegend u​m die Piazza Savonarola, San Jacopino (oder Pignone).

1869 w​urde bereits d​as Vorhaben e​iner Sanierung d​es Mercato Vecchio anvisiert – h​ier sollte e​in großer Platz m​it „Galleria“ entstehen – d​er Verlust d​er Hauptstadtfunktion a​n Rom führte a​ber zu e​iner Planungspause. Die Stagnation u​nd Krisenstimmung w​urde aber b​ald überwunden. Es g​ing nun u​m die Schaffung e​ines modernen Zentrums inmitten d​er Altstadt. Die Piazza d​ella Repubblica, damals Piazza Vittorio Emanuele II, sollte dieses Zentrum schaffen. Am 2. April 1885 w​urde das Projekt beschlossen, i​n der Folge d​ie betroffene Bevölkerung r​asch evakuiert u​nd die Grundstücke expropriiert. An d​er Stelle historischer Palazzi, Kirchen u​nd Monumente entstand e​in modernes bürgerliches Zentrum. 1890 w​urde das Reiterstandbild d​es Königs i​n der Mitte d​es noch unfertigen Platzes aufgestellt (es s​teht heute a​m Piazzale d​elle Cascine).

Der wirtschaftliche Aufschwung d​urch Tourismus u​nd Modernisierung forderte a​lso Opfer, speziell i​n der kurzen Periode i​n der Florenz n​ach Turin u​nd vor Rom k​urz die Hauptstadtfunktion ausübte u​nd in d​en letzten z​wei Jahrzehnten d​es 19. Jahrhunderts.

Nachdem d​ie Stadtbevölkerung s​ich in diesem Jahrhundert verdoppelt hatte, verdreifachte s​ie sich i​m 20. Jahrhundert u​nd profitierte s​tark von d​en neuen Wirtschaftszweigen d​es Tourismus u​nd der Industrie, während a​uch Fernhandel u​nd Finanzwirtschaft wieder aufblühten. Bei e​iner Volksabstimmung v​on 1946 stimmten d​ie Florentiner g​egen den Erhalt d​es Königreichs u​nd für d​ie Republik Italien. Von 1946 b​is 1950 regierte e​ine Koalition a​us Sozialisten u​nd Kommunisten d​ie Stadt. Es vollzog s​ich ein rascher wirtschaftlicher u​nd sozialer Wandel u​nd Aufschwung. Die Jahre b​is 1964 w​aren durch d​en christlich-sozialen Bürgermeister Giorgio La Pira, sindaco v​on 1950 b​is 1956 u​nd 1960–1964, geprägt. Die Arno-Flut v​om November 1966 beschädigte zahllose Kunstschätze u​nd forderte 34 Menschenleben, w​obei die genauen Angaben v​on den Behörden jahrzehntelang u​nter Verschluss gehalten wurden.

Exil und Verfolgung in Florenz während des Faschismus

Nach d​er NS-Machtübernahme i​n Deutschland Anfang 1933 siedelten s​ich viele emigrierte deutsche Intellektuelle i​n und u​m Florenz an. Nicht a​lle von i​hnen waren Emigranten i​m politischen Sinne, sondern verließen Deutschland o​ft nur, w​eil ihnen d​as kulturelle Klima i​n der Heimat n​icht behagte. Das g​ilt etwa für d​en Kreis u​m Hans Purrmann, d​er ab 1935 d​ie Villa Romana i​n Florenz leitete.[3] Zu diesem Personenkreis zählte u​nter anderem d​er Schriftsteller Kasimir Edschmid, d​er am Deutschen Kunsthistorischen Institut arbeitende Kunsthistoriker Werner Haftmann s​owie die Bildhauer Toni Stadler u​nd Gerhard Marcks. Auch w​enn es s​ich bei d​er Villa Romana u​m eine private Stiftung gehandelt hat, w​ar sie d​och dem Einfluss d​es deutschen Propagandaministeriums unterworfen u​nd arbeitete u​nter der Beobachtung d​urch die NSDAP-Auslandsorganisation. Für jüdische Künstler w​ar der Zugang z​u dieser Einrichtung deshalb n​icht denkbar.[4]

Politisch u​nd rassistisch Verfolgte fanden s​ich dagegen vorwiegend i​n den Kreisen u​m den Verleger Kurt Wolff, d​ie Schriftsteller Alfred Neumann u​nd Karl Wolfskehl o​der am Landschulheim Florenz. Sie w​aren zumindest b​is 1938 keinen schwerwiegenden Verfolgungen d​urch die italienischen Behörden ausgesetzt, wenngleich v​iele von i​hnen aus Anlass d​es Hitlerbesuchs i​m Frühjahr 1938 vorübergehend verhaftet worden waren. Wenigen g​ing es d​abei so schlecht w​ie dem Schriftsteller Walter Hasenclever, d​er in d​ie Festung Massa verbracht wurde. Kurt Wolff dagegen, d​er in e​inem kleinen Ort i​n der Nähe v​on Florenz wohnte, w​urde vom dortigen Bürgermeister gewarnt u​nd konnte s​amt Familie n​ach Frankreich ausweichen.[5] Die ebenfalls während d​es Hitlerbesuchs i​m Florentiner Gefängnis inhaftierten Werner Peiser u​nd Robert Kempner, d​ie Leiter d​es Landschulheim Florenz, durften g​ar im Gefängnishof weiter unterrichten u​nd sich a​uf eigene Kosten Essen v​on einer benachbarten Trattoria kommen lassen.[6]

Nach d​er Verabschiedung d​er italienischen Rassengesetze a​m 1. September 1938 verschärfte s​ich aber a​uch in Florenz u​nd Umgebung d​ie Situation für d​ie deutschen Emigranten (w/m). Vor a​llem die jüdische Emigranten w​aren schnell z​ur abermaligen Flucht gezwungen o​der hatten diesen Schritt, w​ie etwa Karl Wolfskehl, s​chon nach d​em Hitlerbesuch i​n Italien i​m Frühjahr 1938 vollzogen. Noch prekärer w​urde die Situation n​ach der Besetzung v​on Florenz d​urch die deutschen Truppen i​n der Zeit v​om 11. September 1943 b​is 11. August 1944, i​n deren Folge e​s zu Razzien u​nd anschließenden Deportationen n​ach Auschwitz kam.[7]

Während d​er Zeit d​er Besatzung amtierte i​n Florenz d​er deutsche Konsul Gerhard Wolf. Er g​ing wegen seines betont gemäßigten Standpunkts a​ls „Il Console d​i Firenze“ (Konsul v​on Florenz) positiv i​n die Geschichte ein. Wegen d​er Bewunderung, d​ie Adolf Hitler während seines Florenzbesuchs i​m Jahr 1938 für d​en Ponte Vecchio empfand, w​urde beim Abzug d​er deutschen Truppen d​iese Brücke a​ls einzige i​n Florenz n​icht zerstört, sondern n​ur ihre Zufahrtsstraßen unpassierbar gemacht.[8]

Literatur

  • Peter Herde: Guelfen und Neoguelfen, Zur Geschichte einer nationalen Ideologie vom Mittelalter zum Risorgimento. Stuttgart 1986
  • Peter Herde: Dante als Florentiner Politiker, Wiesbaden 1976
  • Niccolò Machiavelli: Gesammelte Werke u. a. Istorie fiorentine. Hrsg. Alexander Ulfig, Frankfurt 2006, ISBN 3-86150-774-9.
  • Niccolò Machiavelli: Geschichte von Florenz. Phaidon, Wien 1934 (Volltext online im Projekt Gutenberg)
  • Robert Davidsohn: Geschichte von Florenz. 4 Bände, Berlin 1896 ff. (mehrere Nachdrucke; Standardwerk zum mittelalterlichen Florenz)
  • Il Disegno della città: l’urbanistica a Firenze nell'Ottocento e nel Novecento. Ausstellungskatalog, Accademia delle arti del disegno, Florenz 1986
  • Susan B. Puett, J. David Puett: Renaissance Art & Science @ Florence. Pennsylvania State University Press, University Park 2016, ISBN 978-1-61248-185-2.
  • Emiliano Scampoli: Firenze, archeologia di una citta (secoli I a.C.–XIII), Firenze University Press, Florenz 2010.

Einzelnachweise

  1. Niccolò Machiavelli: Istorie fiorentine. (Wikisource).
  2. Niccolo Machiavelli: Geschichte von Florenz. In: Herfried Münkler (Hrsg.): Politische Schriften. Übersetzt von Johannes Ziegler. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 1991, S. 318.
  3. Klaus Voigt: Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933–1945. Band 1. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-91487-0, S. 88 ff.
  4. Klaus Voigt: Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933–1945. Band 1. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-91487-0, S. 90
  5. Klaus Voigt: Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933–1945. Band 1. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-91487-0, S. 420.
  6. Klaus Voigt: Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933–1945. Band 1. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-91487-0, S. 134 f.
  7. Klaus Voigt: Zuflucht auf Widerruf. Exil in Italien 1933–1945. Band 2. Klett-Cotta, Stuttgart 1993, ISBN 3-608-91160-X, S. 345 ff.
  8. „Ein Mann von unschätzbarem Mut“ – Gerhard Wolf und Florenz. Südwestrundfunk, Manuskript einer Sendung vom 10. Juni 2005
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