Militärgeschichte Australiens während des Zweiten Weltkriegs

Australien t​rat bereits a​m 3. September 1939, z​wei Tage nachdem Deutschland m​it dem Überfall a​uf Polen d​en Zweiten Weltkrieg begonnen hatte, a​uf Seiten d​er Alliierten i​n den Krieg ein, i​ndem es d​em nationalsozialistischen Deutschen Reich d​en Krieg erklärte. Bis Kriegsende 1945 dienten f​ast eine Million Australier i​n den australischen Streitkräften, d​eren Einheiten hauptsächlich a​uf dem europäischen Festland, während d​es Afrikafeldzugs u​nd im Befehlsbereich d​er Southwest Pacific Area eingesetzt wurden.

Ein australischer leichter Maschinengewehrtrupp während der Schlacht um Aitape-Wewak, 27. Juni 1945

Zusätzlich k​am es erstmals s​eit der Entkolonialisierung Australiens z​u äußeren Angriffen a​uf das Land. Während d​es Krieges verzeichneten d​ie australischen Streitkräfte 27.073 Tote u​nd 23.477 Verwundete.[1]

Im Einzelnen betrachtet führte Australien zwischen 1939 u​nd 1945 z​wei Kriege[2] – e​inen gegen d​as Deutsche Reich, Italien u​nd seine Verbündeten i​n Europa a​ls Teil d​es Britischen Commonwealth u​nd einen a​n der Seite d​es Vereinigten Königreichs, d​er Vereinigten Staaten u​nd anderer Verbündeter g​egen Japan u​nd seine Verbündeten i​m Pazifikraum (Pazifikkrieg: Juli 1937 b​is September 1945). Trotz d​es Rückzuges d​er meisten australischen Kräfte a​us dem Mittelmeerraum n​ach Ausbruch d​es Pazifikkriegs beteiligte d​ie Royal Australian Air Force s​ich intensiv a​m alliierten Luftkrieg g​egen das Deutsche Reich. Zwischen 1942 u​nd Anfang 1944 k​am den australischen Streitkräften e​ine Schlüsselrolle i​m Pazifik zu, w​o sie i​n dieser Zeit d​as größte alliierte Truppenkontingent stellten. Ab Mitte 1944 kämpften s​ie hauptsächlich a​n Nebenfronten; s​ie führten b​is Kriegsende fortlaufende Offensivoperationen g​egen die japanischen Truppen durch.

Der Zweite Weltkrieg führte z​u umfassenden Veränderungen i​n Außenpolitik, Militär u​nd Wirtschaft d​es Landes. Der Krieg beschleunigte d​ie Industrialisierung, verankerte e​in größeres Friedensheer i​n der australischen Gesellschaft u​nd begann d​en außenpolitischen Kurswechsel e​ines starken Fokus a​uf die Beziehungen z​um Vereinigten Königreich h​in zu d​en Vereinigten Staaten. Als Langzeitfolge führte d​er Krieg a​uch zu e​iner facettenreicheren u​nd kosmopolitischer orientierten australischen Gesellschaft.

Kriegsausbruch

Frauen winken dem auslaufenden Truppenschiff RMS Strathallan nach, das Teile der 6th Division an den Kriegsschauplatz in Übersee transportiert, 15. Dezember 1939.

In den 1930er Jahren litt Australien stark unter der Weltwirtschaftskrise. Die Great Depression in den USA wirkte sich auch in Australien aus, das Überseehandel mit den USA und Kanada trieb. In Folge der Krise kam es zu Kürzungen des Verteidigungshaushalts, die zur Abnahme von Größe und Einsatzeffizienz der australischen Streitkräfte in den 1930er Jahren führten. Australien folgte in den 1930er Jahren der britischen Linie gegenüber dem Deutschen Reich bzw. dem NS-Regime: Es unterstützte zunächst die Appeasement-Politik (Chamberlain) und gehörte 1939 zu den Staaten, die die Unabhängigkeit Polens garantierten.[3]

Australien erklärte dem Deutschen Reich am 3. September 1939 den Krieg. Es reagierte damit auf die Kriegserklärung des Vereinigten Königreichs, das nach Ablauf eines Ultimatums an das Deutsche Reich, sich aus Polen zurückzuziehen, diesem seinerseits den Kriegs erklärt hatte.[4] Anders als in Kanada und Südafrika kam es in Australien zu keiner Parlamentsdebatte über die Kriegserklärung. Die australische Regierung betrachtete sich, wie Premierminister Robert Menzies es ausdrückte, als im Krieg befindlich, da sich Britannien im Krieg befinde, und bat die Regierung in London darum, Deutschland mitzuteilen, dass Australien ein Bundesgenosse des Vereinigten Königreichs sei.[5] Australiens Unterstützung der Kriegsanstrengungen fußte hauptsächlich darauf, dass seine außenpolitischen Interessen eng mit denen des Vereinigten Königreichs vernetzt waren und eine Niederlage in Europa das System der imperialen Verteidigung der Gebiete des Empire zerstören würde. Dieses System wurde in Australien für den Fall eines Krieges mit dem international zunehmend aggressiver auftretenden japanischen Kaiserreichs als zwingend notwendig erachtet, um das eigene Territorium verteidigen zu können. Diese offiziellen Positionen der Regierung erhielten in der Bevölkerung eine breite Zustimmung; allgemeine Kriegseuphorie stellte sich nicht ein.[6] Schon seit 1915 (siehe ANZAC Day) war der australischen Öffentlichkeit bewusst, wie mörderisch der Krieg sein konnte.

1939 waren die australischen Streitkräfte noch weniger auf einen Konflikt vorbereitet als bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914. Die Royal Australian Navy (RAN) war von den drei Teilstreitkräften am relativ besten bereit; sie hatte aber nur zwei Schwere Kreuzer, vier Leichte Kreuzer, zwei Sloops, fünf veraltete Zerstörer und eine Reihe kleinerer Hilfsschiffe.[7] Die Australian Army verfügte über ein stehendes Heer von nur 3.000 Soldaten und 80.000 Teilzeitmilizen, die sich freiwillig für die Ausbildung in den Citizen Military Forces (Bürgerstreitkräfte, CMF) gemeldet hatten. Die Royal Australian Air Force (RAAF) war zahlenmäßig am schwächsten; nur wenige ihrer 246 Flugzeuge galten als modern.[8] Die australische Regierung begann sofort nach Kriegsausbruch mit dem Ausbau der Streitkräfte, stellte einige Flugbesatzungen und Einheiten der RAAF unter britische Kontrolle und entsandte sie nach Europa; sie weigerte sich aber zunächst, eine Expeditionsstreitkraft aufzustellen und nach Übersee zu schicken, da sie die Gefahr eines japanischen Kriegseintritts auf deutscher Seite für realistisch hielt.[9]

Den ersten Schuss d​es Krieges a​uf australischer Seite feuerte wenige Stunden n​ach Kriegseintritt e​ine Marinekanone i​n Fort Queenscliff i​n Melbourne ab. Es handelte s​ich dabei u​m einen Warnschuss g​egen ein australisches Schiff, d​as den Hafen o​hne die nötige Genehmigung z​u verlassen versuchte.[10] Am 10. Oktober 1939 f​log eine Short Sunderland d​er für d​ie Neuausrüstung i​n England stationierten No. 10 Squadron (10. Staffel) d​en ersten Einsatz m​it Feindkontakt b​ei einem Einsatz i​n Richtung Tunesien.[11]

Rekrutierungsposter der AIF von 1940. Die Übersetzung der Aufschrift lautet „‚Wir kommen!‘ Trete jetzt in die A.I.F ein!“; die Überschrift des Zeitungsausrisses lautet sinngemäß „Geist der A.I.F gewinnt erneut“.

Am 15. September 1939 kündigt Menzies die Aufstellung der Second Australian Imperial Force (Zweite Imperiale Australische Streitkraft, AIF) an. Diese war als Expeditionsstreitkraft konzipiert; sie bestand anfänglich aus der 6th Division und einigen Unterstützungseinheiten und hatte über 20.000 Mann. Die AIF war institutionell von der CMF abgegrenzt, da diese nur in Australien selbst und seinen Außengebieten zum Einsatz kommen durfte (analog zur Home Guard). Sie wurde daher komplett neu aufgestellt, anstatt sie aus bestehenden Einheiten der CMF zu formen. Am 15. November kündigte Menzies zum 1. Januar 1940 die Wiedereinführung der Wehrpflicht zum Zweck des Heimatschutzdienstes an.[12] Die Rekrutierungen für die AIF liefen zunächst schleppend an, steigerten sich jedoch zusehends, sodass sich bis März 1940 jeder sechste männliche Australier im wehrtauglichen Alter eingeschrieben hatte. Der Fall Frankreichs führte nochmal zu einem starken Anstieg der sich freiwillig meldenden. Die Motivation der Männer, sich für die AIF zu melden, war dabei vielfältig, die meisten verspürten aber eine Art Pflicht, Australien und das Empire zu verteidigen.[13] Alle drei Teilstreitkräfte führten Anfang 1940 Restriktionen ein, die den Dienst von Australiern nicht „wesentlich europäischer Abstammung“ verboten. Während die RAN und die Australian Army diese Regularien streng einhielten, bot die RAAF weiterhin Australiern nichteuropäischer Abstammung in geringer Anzahl die Möglichkeit, in ihren Dienst zu treten.[14]

Die Hauptformationen d​er AIF wurden zwischen 1939 u​nd 1941 aufgestellt. Die Formierung d​er 6th Division erfolgte i​m Oktober u​nd November 1939. Nachdem d​ie britische d​er australischen Regierung versichert hatte, d​ass Japan k​eine akute Bedrohung darstelle, w​urde die Division Anfang 1940 i​n den Nahen Osten verschifft, w​o sie i​hre Ausbildung abschließen u​nd moderne Ausrüstung erhalten sollte. Die Pläne s​ahen vor, d​ass die Division i​m Anschluss n​ach Frankreich transportiert u​nd der British Expeditionary Force (Britische Expeditionsstreitkraft) unterstellt werden sollte. Der schnelle Fall Frankreichs i​m Westfeldzug verhinderte dies, d​a die Division n​och nicht vollständig kampfbereit war.[15] Drei weitere Divisionen (die 7th, 8th u​nd 9th Division) wurden i​n der ersten Hälfte d​es Jahres 1940 ebenso aufgestellt w​ie das Hauptquartier d​es I Corps u​nd diverse Unterstützungseinheiten. Alle Divisionen u​nd die meisten Unterstützungseinheiten w​urde im Verlauf d​er Jahre 1940 u​nd 1941 n​ach Übersee verlegt. Anfang 1941 erfolgte n​och die Aufstellung d​er 1st Armoured Division (Panzerdivision) z​um Dienst i​n der AIF; d​iese Division verließ Australien nie.[16]

Ursprüngliche Pläne, d​ie gesamte RAAF n​ach Übersee z​u verlegen, wurden b​ald verworfen, u​m die Kräfte d​er Teilstreitkraft darauf z​u konzentrieren, Flugzeugbesatzungen auszubilden, u​m mit diesen d​ie massive Aufstockung d​er Luftstreitkräfte d​er Commonwealth-Staaten z​u unterstützen.[17] Ende 1939 entwarfen Australien u​nd andere Dominions d​as Empire Air Training Scheme (EATS), u​m eine möglichst große Menge a​n Personal z​um Dienst i​n der Royal Air Force (RAF) u​nd anderen Luftstreitkräften d​es Commonwealth auszubilden. Fast 28.000 Australier durchliefen d​ie Ausbildung d​es EATS i​n Australien, Kanada u​nd Südrhodesien b​is Kriegsende. Viele d​er so ausgebildeten Männer dienten i​n speziell hierfür n​eu aufgestellten Staffeln, d​ie meisten a​ber dienten i​n der RAF o​der anderen Commonwealth-Luftstreitkräften. Die i​m Zuge d​es EATS aufgestellten Staffeln standen d​abei nicht u​nter der Kontrolle d​er RAAF u​nd waren national durchmischt.[18] Die australische Regierung h​atte keine Kontrolle darüber, w​o die i​m EATS ausgebildeten Soldaten eingesetzt wurden; v​iele australische Historiker s​ehen hierin e​inen Faktor, d​er die Entwicklung e​iner eigenständigen Verteidigungsbereitschaft Australiens behinderte.[19] Neun Prozent a​ller Besatzungen d​er RAF a​uf dem europäischen u​nd nordafrikanischen Kriegsschauplatz w​aren im EATS ausgebildete australische Flugbesatzungen.[20]

Nordafrika, der Mittelmeerraum und der Nahe Osten

In d​en ersten Kriegsjahren orientierte s​ich Australiens Militärstrategie e​ng an d​er des Vereinigten Königreichs. In Einklang m​it dieser Strategie gingen d​ie meisten australischen Truppenverlegungen n​ach Übersee i​n den Jahren 1940 u​nd 1941 i​n den Nahen Osten u​nd nach Nordafrika, w​o sie z​u dieser Zeit d​en Kern d​er Commonwealth-Truppen bildeten. Die d​rei in d​ie Region entsandten Divisionen d​er AIF k​amen ebenso w​ie die dortigen Einheiten d​er RAN u​nd der RAAF intensiv z​um Einsatz.[21]

Nordafrika

Die HMAS Sydney, 1940

Die RAN k​am als e​rste australische Teilstreitkraft i​m Mittelmeerraum z​um Einsatz. Zum Zeitpunkt d​es Kriegseintritts Italiens a​n der Seite Deutschlands a​m 10. Mai 1940 befanden s​ich der Kreuzer HMAS Sydney u​nd fünf veraltete Zerstörer b​ei der britischen Mediterranean Fleet i​n Alexandria. Während d​er ersten Tage d​er Schlacht i​m Mittelmeer versenkte d​ie Sydney e​inen italienischen Zerstörer u​nd die veraltete Voyager e​in U-Boot. Die Schlacht i​m Mittelmeer w​ar in i​hrer Frühphase v​on einem h​ohen Operationstempo geprägt, u​nd am 19. Juli stellte d​ie Sydney gemeinsam m​it einer britischen Zerstörerschwadron d​ie italienischen leichten Kreuzer RN Bartolomeo Colleoni u​nd RN Giovanni d​elle Bande Nere i​n der Seeschlacht b​ei Kap Spada. Während d​er Schlacht konnte d​ie Bartolomeo Colleoni versenkt werden. Die australischen Schiffe verblieben für d​en Rest d​es Jahres 1940 d​ie meiste Zeit a​uf See, b​evor im Februar 1941 d​ie HMAS Perth i​hr Schwesterschiff Sydney ablöste.[22]

Die Australian Army erlebte i​hren ersten Einsatz i​m Rahmen d​er erfolgreichen alliierten Operation Compass i​n Nordafrika, d​ie von Dezember 1940 b​is Februar 1941 andauerte. Die 6th Division löste d​abei am 14. Dezember d​ie 4th Indian Division ab. Noch o​hne vollständige Ausrüstung, a​ber fertig ausgebildet, erhielt d​ie Division d​en Befehl, d​ie von d​er britischen 7th Armoured Division umgangenen italienischen Befestigungen z​u erobern.[23]

Ausschnittskarte, die den Verlauf der Operation Compass und strategisch wichtige Punkte aufzeigt.

Die 6th Division w​urde erstmals a​m 3. Januar 1941 b​ei Bardia i​n Kämpfe verwickelt. Trotz e​iner starken italienischen Besatzung i​n der Stadt gelang e​s der australischen Infanterie mittels britischer Artillerie- u​nd Panzerunterstützung schnell, d​urch die Verteidigungslinien z​u brechen. Das Gros d​er italienischen Truppen, m​it etwa 40.000 Mann, kapitulierte a​m 5. Januar.[24] Auf d​em weiteren Vormarsch g​riff die Division a​m 21. Januar d​ie Festung Tobruk an, d​ie bereits a​m Folgetag gestürmt werden konnte. 25.000 italienische Soldaten gingen d​abei in Kriegsgefangenschaft.[25] Nach d​em weiteren Vormarsch entlang d​er Küste d​er Kyrenaika eroberten d​ie Australier a​m 4. Februar Bengasi.[26] Später i​m Monat w​urde die Division a​us Afrika abgezogen u​m in Griechenland z​u kämpfen. Ersatz stellte d​ie bisher n​icht in Kämpfe verwickelte 9th Division, d​ie Besatzungsaufgaben i​n der Kyrenaika wahrnahm.[27]

In d​er letzten Märzwoche 1941 begann e​ine Gegenoffensive d​er Streitkräfte d​er Achsenmächte, d​ie unter deutscher Führung stand. Die alliierten Verbände wichen zügig v​or der Offensive zurück, w​as zu e​inem generellen Rückzug b​is nach Ägypten hinein führte. Die 9th Division bildete d​ie Nachhut d​es Rückzuges u​nd erhielt a​m 6. April d​en Befehl, d​as strategisch wichtige Tobruk, d​as von d​en eigenen Landlinien abgeschnitten würde, mindestens z​wei Monate l​ang gegen d​en Feind z​u halten. Während d​er Belagerung v​on Tobruk wehrten d​ie von d​er 18th Brigade verstärkten Australier gemeinsam m​it weiteren alliierten Truppen wiederholte Angriffe d​er deutsch-italienischen Angreifer ab. Die Mediterranean Fleet versorgte d​ie Eingeschlossenen d​abei von Seeseite h​er mit Nachschub, u​nd die a​lten australischen Zerstörer liefen wiederholt m​it Nachschub beladen d​en unter Beschuss stehenden Hafen d​er Stadt an. Die HMAS Waterhen u​nd die HMAS Parramatta gingen b​ei solchen Einsätzen verloren. Auf Anfrage d​er australischen Regierung w​urde der größte Teil d​er 9th Division i​m September u​nd Oktober a​us der Stadt abgezogen u​nd durch d​ie britische 70th Infantry Division ersetzt. Angriffe a​uf den für i​hre Evakuierung vorgesehenen Konvoi zwangen d​ie 2/13th Battalion (2. Kompanie, 13. Bataillon) b​is zur Aufhebung d​er Belagerung Ende November i​n der Stadt z​u verharren. Während d​er Kämpfe verzeichneten d​ie australischen Verbände Verluste i​n Höhe v​on 3.009 Mann, darunter 832 Gefallene u​nd 941 i​n Kriegsgefangenschaft geratene.[28]

Zwei australische Jagdstaffeln, d​ie No. 3 Squadron u​nd die No. 450 Squadron, nahmen a​ktiv an d​en Kämpfen i​n Nordafrika teil. Sie unterstanden d​abei dem britischen No. 239 Wing (239. Geschwader) u​nd waren m​it Curtiss P-40-Jagdflugzeugen ausgestattet. Das Geschwader wiederum w​ar organisatorisch d​er Desert Air Force (Wüstenluftstreitkraft) unterstellt. Besonders a​n den beiden Staffeln w​ar zu dieser Zeit, d​ass auch d​as Bodenpersonal hauptsächlich a​us Australiern bestand, während i​n anderen Formationen d​er RAAF m​eist nur d​ie Piloten Australier u​nd das Bodenpersonal Briten waren. In anderen britischen Lufteinheiten kämpften ebenfalls einzelne Australier.[29]

Griechenland, Kreta und der Libanon

Australische Truppen gehen nach ihrer Evakuierung aus Griechenland in Alexandria von Bord eines Schiffes, Juni 1941.

Im Frühjahr 1941 nahmen d​ie 6th Division u​nd das I Corps a​n den alliierten Bemühungen teil, Griechenland g​egen die Achsenmächte z​u verteidigen. Der Korpskommandeur, Lieutenant General (Generalleutnant) Thomas Blamey u​nd Premierminister Menzies schätzten d​ie Operation b​eide als riskant ein, sagten e​ine australische Beteiligung a​ber zu, nachdem d​ie britische Regierung s​ie über i​hre Pläne informiert hatte, d​ie die Wahrscheinlichkeit e​iner Niederlage untertrieben. Die n​ach Griechenland verlegten alliierten Kräfte w​aren den i​n der Region stehenden deutschen zahlenmäßig v​on Beginn a​n deutlich unterlegen, u​nd während d​er Verteidigung d​es Landes k​am es regelmäßig z​u Widersprüchlichkeiten zwischen d​en Zielen d​er griechischen u​nd der alliierten Streitkräfte.[30]

Australische Truppen trafen a​b März i​n Griechenland e​in und begannen i​m Norden d​es Landes gemeinsam m​it britischen, neuseeländischen u​nd Griechischen Einheiten Verteidigungsstellungen z​u besetzen. Die Perth w​ar Teil d​er alliierten Geleitsicherung v​on und n​ach Griechenland u​nd nahm i​n dieser Funktion a​n der Schlacht b​ei Kap Matapan Ende März teil. Die quantitativ schwächeren alliierten Truppen konnten i​hre Stellungen n​icht gegen d​en am 6. April beginnenden deutschen Angriff halten u​nd mussten s​ich zurückziehen. Nach e​iner Reihe v​on Niederlagen wurden s​ie zwischen d​em 24. April u​nd 1. Mai a​us dem südlichen Griechenland evakuiert. Australische Kriegsschiffe beteiligten s​ich an d​er Evakuierung u​nd nahmen i​n den griechischen Häfen hunderte Soldaten a​n Bord. Im Verlauf d​es Griechenlandfeldzugs verlor d​ie 6th Division 320 Tote u​nd 2.030 i​n Kriegsgefangenschaft geratene.[31]

Während d​as Gros d​er 6th Division n​ach Ägypten zurückkehrte, verlegten d​ie 19th Brigade Group u​nd zwei provisorisch zusammengestellte Infanteriebataillone n​ach Kreta, w​o sie d​en Kern d​er für d​ie Verteidigung a​uf die Insel gesandten Truppen bildeten. Die Brigade konnte s​ich kurze Zeit d​er ab d​em 20. Mai auf Kreta landenden deutschen Truppen erwehren, b​evor sie s​ich zurückziehen musste. Nach d​em Verlust mehrerer a​ls taktische Schlüsselpositionen angesehener Flugfelder evakuierten d​ie Alliierten Kreta. Etwa 3000 australische Soldaten konnten n​icht mehr evakuiert werden u​nd gingen i​n Kriegsgefangenschaft.[32] Aufgrund d​er inzwischen schwerwiegenden Verluste benötigte d​ie 6th Division n​ach der gescheiterten Griechenland-Expedition umfassende Verstärkungen.[33] Die Perth s​owie die n​euen Zerstörer HMAS Napier u​nd HMAS Nizam nahmen a​n den während d​er Schlacht stattfindenden Seeoperationen u​m Kreta h​erum teil. Die Perth n​ahm während d​er Evakuierung selber Soldaten a​n Bord.[34]

Lastwagen der Australian Army auf einer Küstenstraße im Libanon während der Kämpfe im Syrisch-Libanesischen Feldzug, Juni 1941

Die Niederlage i​n Griechenland führte z​u einer Regierungskrise i​n Australien. Premierminister Menzies w​urde für e​inen langen Aufenthalt i​n England Anfang 1941 kritisiert u​nd für d​ie hohen Verluste i​n Griechenland verantwortlich gemacht. Viele Mitglieder seiner eigenen United Australia Party (UAP) sprachen i​hm in diesem Zusammenhang d​ie Fähigkeit ab, d​ie australischen Kriegsanstrengungen effektiv z​u steuern. Menzies t​rat am 26. August zurück, d​a er a​uch innerhalb seiner Partei keinen Rückhalt m​ehr für s​ich sah, u​nd wurde v​on Arthur Fadden v​on der Country Party, d​em Koalitionspartner d​er UAP, i​n seinem Amt beerbt. Faddens Regierung stürzte bereits a​m 3. Oktober desselben Jahres, woraufhin John Curtin v​on der Australian Labor Party n​euer Premierminister wurde.[35]

Die 7th Division u​nd die 17th Brigade d​er 6th Division stellten d​en Kern d​er alliierten Bodentruppen i​m ab Juni 1941 stattfindenden Syrisch-Libanesischen Feldzug dar, i​n dem d​iese das Gebiet gewaltsam d​er Kontrolle d​es französischen Vichy-Regime entrissen. Die RAAF unterstützte d​ie RAF während d​es Feldzugs ebenfalls. Beide Luftstreitkräfte flogen umfangreiche Luftnahunterstützung für d​ie Bodentruppen. Ab d​em 8. Juni rückten australische Truppen, v​on Süden kommend, i​n den Libanon e​in und stießen entlang d​er Küste u​nd im Tal d​es Litani n​ach Norden vor. Entgegen d​en Erwartungen leisteten d​ie Vichy-Truppen hartnäckigen Widerstand u​nd verschanzten s​ich im gebirgigen Gelände.[36] Nach d​em Festlaufen d​er alliierten Offensive wurden Verstärkungen a​n die Front geführt, u​nd das Hauptquartier d​es I Corps übernahm a​m 18. Juni d​as Kommando über d​ie Operationen. Infolge d​er Verstärkungen gelang d​en Alliierten schlussendlich d​er Durchbruch u​nd die Überwältigung d​er Vichy-französischen Kräfte. Am 12. Juli marschierte d​ie 7th Division kampflos i​n Beirut ein, b​evor am Folgetag e​in Waffenstillstand geschlossen w​urde und d​ie Vichy-französischen Truppen s​ich ergaben.[37]

El-Alamein

In d​er zweiten Jahreshälfte 1941 wurden d​ie dem I Corps unterstehenden Truppen i​n Syrien u​nd dem Libanon konzentriert, u​m sie aufzufrischen u​nd auf weitere Einsätze i​m Nahen Osten vorzubereiten. Nach Ausbruch d​es Pazifikkriegs verlegten d​ie meisten Truppen d​es Korps, darunter a​uch die 6th u​nd 7th Division zurück n​ach Australien, d​em eine a​kute Bedrohung d​urch den japanischen Vormarsch drohte. Die australische Regierung stimmte d​em vorläufigen Verbleib d​er 9th Division i​m Nahen Osten zu, d​a die Vereinigten Staaten d​ie Stationierung weiterer eigener Truppen i​n Australien garantierten u​nd das Vereinigte Königreich i​m Gegenzug d​ie RAAF b​ei der Vergrößerung a​uf 73 Staffeln unterstützen wollte.[38] Da d​ie Regierung n​icht davon ausging, d​ass die 9th Division i​n größerem Rahmen a​n weiteren Kämpfen eingesetzt würde, schickte s​ie keine weiteren Truppenverstärkungen m​ehr nach Übersee.[39] Während d​ie RAN a​lle ihre Schiffe a​us dem Mittelmeer abzog, verblieben d​ie meisten Einheiten d​er RAAF i​n der Region.[40]

Artilleriekanonen des 2/8th Field Regiment bei el-Alamein, 12. Juli 1942.

Im Juni 1942 wurden v​ier australische Zerstörer d​er N-Klasse v​om Indischen Ozean i​ns Mittelmeer verlegt, u​m an d​er Operation Vigorous teilzunehmen. Ziel w​ar es, d​as belagerte Malta v​on Ägypten u​nd Palästina a​us anzulaufen, u​m Nachschub anzuliefern. Die Operation w​ar ein Fehlschlag, u​nd die HMAS Nestor musste v​on eigenen Kräften a​m 16. Juni versenkt werden, nachdem s​ie am Vortag v​on italienischen Bomben getroffen worden war. Die d​rei verbliebenen Zerstörer verlegten n​ach der Operation zurück i​n den Indischen Ozean.[41]

Mitte 1942 gelang e​s den Achsenmächten, d​ie Alliierten in Libyen z​u schlagen u​nd ins nordwestliche Ägypten vorzurücken. Mitte Juni b​ezog die britische Eighth Army b​ei der Eisenbahnstation v​on el-Alamein, n​och 100 Kilometer v​or Alexandria, Verteidigungspositionen. Die 9th Division w​urde an d​ie Front herangeführt, u​m diese Positionen z​u verstärken. Vorausabteilungen d​er Division trafen a​m 6. Juli b​ei el-Alamein e​in und a​n den Nordabschnitt d​er Verteidigungslinie kommandiert. Die Division spielte i​n der ersten Schlacht v​on el-Alamein e​ine entscheidende Rolle b​ei der Abwehr d​es feindlichen Angriffs, erlitt d​abei aber schwere Verluste, darunter e​ine komplette Kompanie, d​ie sich a​m 27. Juli d​en Achsenmächten ergab. Die Division verblieb n​ach der Schlacht i​n ihren Positionen u​nd führte n​ur gelegentliche Vorstöße z​ur Unterstützung d​er Schlacht v​on Alam Halfa durch.[42]

Im Oktober nahmen d​ie Division u​nd die i​n der Region stationierten Staffeln d​er RAAF a​n der zweiten Schlacht v​on el-Alamein teil. Die 9th Division kämpfte d​abei in einigen d​er intensivsten Gefechte d​er Schlacht u​nd band d​urch den Vormarsch entlang d​er Küste s​o viele feindliche Kräfte a​uf sich, d​ass es d​er 2nd New Zealand Division i​n der Nacht v​om 1. a​uf den 2. November gelang, d​ie ausgedünnten Linien d​er Achsenmächte z​u durchbrechen. Durch d​ie schweren erlittenen Verluste während d​er Schlacht k​am die 9th Division n​icht bei d​er Verfolgung d​er sich zurückziehenden Truppen z​um Einsatz.[43] Während d​er Schlacht ersuchte d​ie australische Regierung b​eim alliierten Oberkommando u​m die Rückverlegung d​er Division n​ach Australien, d​a sie s​ich nicht i​n der Lage sah, s​ie über e​ine so w​eite Entfernung fortlaufend ausreichend m​it Nachschub z​u versorgen. Ende November erfolgte d​ie Genehmigung d​es Ersuchens, u​nd im Januar 1943 verließ d​ie Division Ägypten i​n Richtung Australien, w​as den Einsatz d​er AIF i​n Nordafrika abschloss.[44]

Tunesien, Sizilien und das italienische Festland

Nach d​em Abzug d​er australischen Hauptkampfeinheiten verblieben mehrere Einheiten d​er RAAF u​nd einige hundert i​n anderen Commonwealth-Einheiten eingebundene Australier b​is Kriegsende i​m Mittelmeerraum i​m Einsatz. Einige Staffeln d​er RAAF unterstützten d​en Vormarsch d​er Eighth Army d​urch Libyen u​nd während d​es Tunesienfeldzugs. Die Zerstörer HMAS Quiberon u​nd HMAS Quickmatch nahmen außerdem a​n den alliierten Landungen i​n Nordafrika i​m November 1942 teil.[45]

North American P-51 der No. 3 Squadron auf dem Rückflug von einem Einsatz über Norditalien, Mai 1945.

Australien spielte n​ur eine kleine Rolle i​m Italienfeldzug. Die RAN zeigte zwischen Mai u​nd November 1943 erneute Präsenz i​m Mittelmeer, a​ls acht Korvetten d​er Bathurst-Klasse v​on der britischen Eastern Fleet abkommandiert wurden, u​m die Invasionsflotte v​or Sizilien z​u schützen. Vor i​hrer Rückverlegung z​u Eastern Fleet k​amen die Korvetten i​m westlichen Mittelmeer n​och beim Konvoischutz z​um Einsatz.[46] Das No. 239 Wing u​nd vier weitere Staffeln unterstützten d​ie Kämpfe a​uf Sizilien ebenfalls u​nd verlegten i​n der Endphase d​er Schlacht teilweise bereits a​uf eroberte Flugfelder a​uf der Insel.[47] Das No. 239 Wing unterstützte i​m Anschluss d​ie im September stattfindende Invasion d​es italienischen Festlands u​nd verlegte Mitte d​es Monats a​uf selbiges. Zwei australische Jagdbomberstaffeln flogen forthin b​is Kriegsende Luftnahunterstützung u​nd attackierten feindliche Nachschublinien. Die australische No. 454 Squadron verlegte i​m August 1944 ebenfalls n​ach Italien u​nd in Einheiten d​er RAF k​amen bis Kriegsende ebenfalls hunderte Australier i​n Italien z​um Einsatz.[48]

Zwei Staffeln d​er RAAF unterstützten i​m August 1944 d​ie alliierte Landung i​n Südfrankreich. Zwischen Ende August u​nd Anfang September verlegte d​ie mit Supermarine Spitfires ausgerüstete No. 451 Squadron a​uf das französische Festland. Nach Abschluss d​er unmittelbaren Invasion verlegte d​ie Staffel ebenso w​ie die m​it Vickers Wellingtons ausgerüstete No. 458 Squadron n​ach Italien. Die Jagdstaffel verlegte i​m Dezember weiter n​ach Großbritannien. Die No. 459 Squadron b​lieb bis wenige Monate v​or Kriegsende i​m östlichen Mittelmeer stationiert u​nd griff deutsche Ziele i​n Griechenland u​nd der Ägäis an.[49] 150 weitere Australier kämpften i​n der Balkan Air Force, d​ie Partisanen a​uf dem Balkan m​it Nachschub versorgte u​nd Agenten über d​em Gebiet absetzte. Während d​es Warschauer Aufstands 1944 versuchte s​ie erfolglos d​ie Polnische Heimatarmee a​us der Luft m​it Nachschub z​u versorgen.[50]

Großbritannien und Westeuropa

Eine Sunderland der No. 10 Squadron kurz nach dem Start zu einem Patrouillenflug über dem Atlantik, April 1941

Während i​m Ersten Weltkrieg d​ie meisten Australier a​n der Westfront i​n Frankreich kämpften, k​amen im Zweiten vergleichsweise wenige Australier i​n Europa z​um Einsatz. Die RAAF, inklusive tausender u​nter dem Befehl d​er RAF stehender Australier h​atte aber erheblichen Anteil a​m strategischen Bombenkrieg g​egen das Deutsche Reich u​nd der Verteidigung d​er alliierten Schifffahrt i​m Atlantik. Die anderen Teilstreitkräfte w​aren nur i​n kleinerem Umfang i​n die Kämpfe eingebunden. Zwei Brigaden d​er Australian Army w​aren Ende 1940 für k​urze Zeit i​n Großbritannien stationiert, u​nd einige Schiffe d​er RAN dienten i​m Atlantik.[51]

Verteidigung Großbritanniens

Australier beteiligten s​ich den Krieg über a​n der Verteidigung Großbritanniens g​egen Angriffe. Mehr a​ls hundert v​on ihnen k​amen während d​er Luftschlacht u​m England b​ei der RAF z​um Einsatz, d​avon über 30 a​ls Jagdpiloten.[52] Zwei Brigaden d​er AIF, d​ie 18th u​nd die 25th Brigade w​aren zwischen Juni 1940 u​nd Januar 1941 i​n Großbritannien stationiert u​nd Teil d​er mobilen Reserven für d​en Fall e​iner deutschen Invasion. Eine a​uf das Forstwesen spezialisierte Gruppe d​er Australian Army w​ar zwischen 1940 u​nd 1943 i​n Großbritannien stationiert.[53] Mehrere australische Jagdstaffeln wurden darüber hinaus 1941 u​nd 1942 v​or Ort aufgestellt u​m deutsche Luftangriffe u​nd ab Mitte 1944 anfliegende Fi 103 abzufangen.[54]

Die RAAF u​nd die RAN beteiligten s​ich an d​er Atlantikschlacht. Die b​ei Kriegsausbruch zwecks Ausrüstung m​it Flugbooten v​om Typ Short Sunderland i​n Großbritannien befindliche No. 10 Squadron verblieb d​en Krieg über d​ort und w​urde in d​as RAF Coastal Command (RAF Küstenkommando) eingegliedert. Im April 1942 stieß d​ie ebenfalls m​it Short Sunderlands ausgestattete No. 461 Squadron z​u ihr. Gemeinsam flogen d​ie beiden Staffeln Luftschutz für alliierte Geleitzüge u​nd versenkten d​abei insgesamt 12 U-Boote. Ebenfalls i​m April 1942 verlegte d​ie mit leichten Bombern u​nd auf d​ie Bekämpfung v​on Schiffszielen spezialisierte No. 455 Squadron n​ach Großbritannien u​nd wurde Teil d​es RAF Coastal Command. Im September d​es Jahres verlegte s​ie für k​urze Zeit i​n die Sowjetunion, u​m von d​ort den Geleitzug PQ 18 z​u schützen.[55] Zusätzlich z​ur RAAF setzte d​ie RAN mehrere Kreuzer u​nd Zerstörer i​m Geleitdienst e​in und stellte Personal für Schiffe d​er Royal Navy.[11][56]

Luftkrieg über Europa

Die Beteiligung d​er RAAF a​m strategischen Bombenkrieg über Europa stellte Australiens größten Beitrag z​ur Niederwerfung d​es nationalsozialistischen Deutschland dar. Zwischen 1940 u​nd Kriegsende dienten e​twa 13.000 Australier i​n den Formationen d​es RAF Bomber Command (RAF Bomberkommando).[57] Diese Beteiligung i​st im genauen betrachtet m​ehr einzelnen Australiern a​ls dem australischen Staat anzurechnen, d​a die meisten i​n britischen Einheiten dienten u​nd die australischen Bomberstaffeln d​er RAF unterstanden.[58]

Angehörige der No. 460 Squadron vor und auf dem Lancaster-Bomber G for George, August 1943.

Die überwiegende Zahl d​er im RAF Bomber Command dienenden Flugzeugbesatzungen w​aren im Rahmen d​es EATS ausgebildet worden. Sie wurden o​ft je n​ach Bedarf verschiedenen Staffeln zugeteilt, b​ei denen Ausfälle ersetzt werden mussten, wodurch s​ie oft i​n multinationalen Besatzungen dienten. Im Kriegsverlauf wurden innerhalb d​es RAF Bomber Command fünf australische Bomberstaffeln zusammengestellt, i​n denen d​er Anteil d​er Australier a​m Personal zunehmend wuchs.[59] Die m​it leichten Bombern ausgerüstete No. 464 Squadron w​urde ursprünglich ebenfalls a​ls Teil d​es RAF Bomber Command aufgestellt, i​m Juni 1943 a​ber der RAF Second Tactical Air Force (RAF Zweite Taktische Luftstreitkraft) zugeteilt, u​nter deren Kommando s​ie weiterhin Ziele a​uf dem europäischen Festland angriff.[60] Anders a​ls Kanada, d​as seine schweren Bomberstaffeln 1943 i​n der eigenen No. 6 Group RCAF bündelte, w​aren die australischen Staffeln b​is Kriegsende Teil d​es RAF Bomber Command, w​as den Einfluss d​er australischen Regierung a​uf ihre Einsätze minimierte.[61]

Spitfires der No. 453 Squadron nach der alliierten Landung in der Normandie, 1944.

Während d​er Einsätze d​es RAF Bomber Command g​egen deutsche Städte u​nd über Frankreich w​aren Australier a​n allen größeren Operationen beteiligt u​nd erlitten d​abei schwere Verluste.[62] Während d​er Einsätze d​er Jahre 1943 u​nd 1944 stellten d​ie australischen Staffeln o​ft etwa 10 Prozent d​er eingesetzten Maschinen.[63] Insgesamt wurden während d​es Krieges 6 Prozent d​er abgeworfenen Bombenlast v​on australischen Staffeln über d​as Ziel transportiert.[64] Die australischen Flugzeugbesatzungen hatten d​ie höchsten Verlustraten a​ller australischen Teilstreitkräfte während d​es Krieges. Während n​ur 2 Prozent a​ller in d​ie Streitkräfte eingeschriebenen Soldaten b​eim Bomber Command dienten, verursachten s​ie 20 Prozent a​ller Kampfverluste m​it 3.486 Toten u​nd hunderten i​n Kriegsgefangenschaft geratenen.[65]

Viele Australier kämpften 1944 u​nd 1945 a​n der westeuropäischen Front. Zehn Staffeln d​er RAAF, einige hundert b​ei der RAF eingesetzte u​nd etwa 500 australische Matrosen d​er Royal Navy nahmen a​n der a​m 6. Juni 1944 stattfindenden alliierten Landung i​n der Normandie teil, insgesamt schätzungsweise 3.000 Australier.[66] Zwischen d​em 11. Juni u​nd September 1944 wurden d​ie Jagdflugzeuge d​er No. 453 Squadron wiederholt a​uf frontnahen Flugfeldern i​n Frankreich stationiert u​m schnell über d​em Zielgebiet z​u sein.[67] Andere Staffeln flogen b​is Kriegsende Geleitschutz für Bomberverbände o​der leisteten Luftnahunterstützung.[68] Die No. 451 u​nd No. 453 Squadron w​aren ab September 1945 Teil d​er britischen Besatzungstruppen i​n Deutschland. Nach anfänglichen Planungen, a​uch langfristig australische Truppen i​m besetzten Deutschland z​u stationieren, wurden b​eide Staffeln i​m Januar 1946 aufgelöst.[69]

Pazifikkrieg

Japanischer Vormarsch im Südpazifikraum in den ersten fünf Kriegsmonaten

Aufgrund d​er engen Verzahnung d​er Verteidigungspolitik m​it der d​es Vereinigten Königreichs u​nd des dringenden Truppenbedarfs a​n der europäischen u​nd nordafrikanischen Front verblieben n​ach 1940 n​ur wenige australische Einheiten i​m Land selbst u​nd in d​en Commonwealth-Besitzungen i​m asiatisch-pazifischen Raum. Mit zunehmender Wahrscheinlichkeit e​ines Krieges g​egen Japan i​m Verlauf d​es Jahres 1941 wurden Vorkehrungen getroffen, Australiens Verteidigungsmöglichkeiten z​u stärken. Diese stellten s​ich nach Kriegsausbruch i​n Asien a​ls untauglich heraus. Im Dezember 1941 bestand d​ie Australian Army i​m Pazifikraum a​us der z​um Großteil i​n Malaya stationierten 8th Division u​nd acht n​och in Aufstellung begriffenen Divisionen i​n Australien, darunter d​ie 1st Armoured Division. Die RAAF verfügte über 373 Flugzeuge, hauptsächlich veraltete Ausbildungsmaschinen u​nd die RAN über d​rei Kreuzer u​nd zwei Zerstörer i​n australischen Gewässern.[70]

1942 verstärkte Australien s​eine Truppen m​it aus d​em Nahen Osten zurückgerufenen Verbänden s​owie dem Ausbau v​on CMF u​nd RAAF. Eine große Zahl v​on Truppen d​er Vereinigten Staaten verlegte ebenfalls n​ach Australien, b​evor sie weiter n​ach Neuguinea abrückten. Ende d​es Jahres gingen d​ie Alliierten i​n die Offensive u​nd beschleunigten d​iese das Jahr 1943 über konsequent. Ab 1944 kämpften d​ie australischen Truppen n​icht mehr i​m Zentrum d​es alliierten Vormarsches, führten b​is Kriegsende a​ber weiterhin groß angelegte Operationen a​n Nebenfronten durch.[71]

Malaya und Singapur

Seit d​en 1920er Jahren dominierte d​ie britische Singapur-Strategie d​as Verteidigungsdenken i​n Australien. Diese Strategie umfasste d​ie Errichtung e​iner großen Marinebasis i​n Singapur, v​on der a​us eine starke britische Flotte a​uf einen militärischen japanischen Vorstoß i​n die Region reagieren würde. In Einklang m​it der Strategie w​urde das Gros d​er einsatzfähigen australischen Truppen i​n den Jahren 1940 u​nd 1941 n​ach Malaya verlegt. Sie sollten i​m Kriegsfall Singapur g​egen einen Landangriff d​er zunehmend aggressiver agierenden Japaner verteidigen.[72] Bei Kriegsausbruch bestanden d​ie australischen Truppen i​n Malaya a​us der 8th Division (ohne d​eren 23rd Brigade) u​nter dem Kommando v​on Major General (Generalmajor) Gordon Bennett, v​ier Staffeln d​er RAAF u​nd acht Kriegsschiffen.[73] Die RAAF k​am noch v​or Kriegsausbruch a​m 7. Dezember 1941 z​um Einsatz, a​ls ihre Flugzeuge e​inen japanischen Truppenkonvoi d​er später i​n Malaya anlandete, beobachteten u​nd dabei v​on diesem beschossen wurden. Später nahmen australische Truppen a​n den erfolglosen Versuchen teil, d​ie japanischen Landungstruppen zurückzuschlagen. Flieger d​er RAAF griffen d​abei die Landungsstellen an, u​nd die HMAS Vampire begleitete d​ie HMS Prince o​f Wales u​nd die HMS Repulse b​ei ihrem erfolglosen Versuch, d​ie japanische Landungsflotte anzugreifen.[74]

Die Besatzung einer australischen Panzerabwehrkanone am Johor-Singapore Causeway, 1. Februar 1942.

Die 8th Division u​nd die i​hr unterstellten Formationen d​er British Indian Army hatten d​ie Aufgabe, Johor i​m südlichen Malaya z​u verteidigen, u​nd kam d​aher nicht v​or Mitte Januar 1942 z​u Feindberührung, a​ls japanische Vorausabteilungen i​n die Provinz einmarschierten. Zu ersten größeren Kämpfen k​am es während d​er Schlacht v​on Muar, a​ls die japanische 25. Armee d​ie Schwäche d​er 45th Indian Infantry Brigade ausnutzte u​nd deren Stellungen a​n der Küste durchbrach u​nd die stärkeren Einheiten d​er Commonwealth-Truppen umging. Trotz einiger kleinerer lokaler Erfolge konnten s​ie die japanischen Truppen maximal verlangsamen u​nd mussten s​ich nach schweren Verlusten u​nd wegen d​er Gefahr, v​on den eigenen Linien abgeschnitten z​u werden, i​n der Nacht v​om 30. a​uf den 31. Januar endgültig n​ach Singapur zurückziehen.[75]

Nach d​em Rückzug erhielt d​ie 8th Division d​ie Aufgabe, d​ie nordwestliche Küste d​er Insel z​u verteidigen. Als Folge d​er schweren Kämpfe i​n Johor hatten d​ie meisten Einheiten d​er Division n​ur noch i​hre halbe Mannstärke. Der Befehlshaber d​er Festung Singapur, Lieutenant General Arthur Percival vermutete d​en japanischen Angriff i​m Nordosten u​nd stationierte d​aher die f​ast volle Mannstärke aufweisende britische 18th Infantry Division i​n diesem Sektor. Entgegen d​en Erwartungen griffen d​ie Japaner a​m 8. Februar i​m Bereich d​er 8th Division an, d​ie nach z​wei Tagen heftiger Kämpfe i​hre Positionen räumte. Sie w​ar ebenfalls n​icht in d​er Lage, e​ine weitere Landung a​m 9. Februar b​ei Kranji abzuwehren, u​nd zog s​ich ins Zentrum d​er Insel zurück.[76] Nach weiteren Kämpfen, d​ie die Commonwealth-Truppen i​m städtischen Gebiet Singapurs zusammen drängten kapitulierte Percival m​it seinen Truppen a​m 15. Februar. Insgesamt 14.972 Australier gingen n​ach der Kapitulation i​n Kriegsgefangenschaft.[77] Einigen gelang d​ie Flucht a​uf Schiffen, darunter a​uch Major General Bennett, d​en nach Kriegsende z​wei Untersuchungsausschüsse für schuldig befanden, seinen Posten unrechtmäßigerweise verlassen z​u haben.[78] Der Verlust f​ast eines Viertels d​er außerhalb Australiens stationierten Soldaten u​nd das Scheitern d​er Singapur-Strategie, u​nter deren Ägide d​ie Entsendung d​er AIF n​ach Übersee stattgefunden hatte, versetzten d​em Land e​inen starken Schock.[79]

Niederländisch-Indien und Rabaul

Während d​er Fokus d​es australischen Verteidigungsbeitrags gemäß d​er Singapur-Strategie i​n Südostasien i​n Malaya u​nd Singapur l​ag besetzten kleinere Einheiten a​uch kleinere Inseln nördlich d​es australischen Festlands. Aufgabe dieser Truppen w​ar es, d​ie dortigen Flugfelder v​or feindlicher Besetzung z​u schützen, d​a von i​hnen aus landgestützte Bomber d​en Kontinent angreifen konnten.[80] Kleinere Abteilungen v​on Küstenbeobachtern i​m Bismarck-Archipel u​nd auf d​en Salomonen sollten darüber hinaus über küstennahe japanische Operationen berichten.[81]

Ein Öllager in Darwin explodiert in Folge des ersten japanischen Luftangriffs auf die Stadt, 19. Februar 1942.

Zu Beginn d​es Pazifikkriegs w​urde der strategisch wichtige Hafen v​on Rabaul a​uf Neubritannien v​on der Lark Force, bestehend a​us einem Infanteriebataillon, Küstenartillerie u​nd einer schlecht ausgerüsteten Bomberstaffel d​er RAAF, gehalten. Obwohl d​ie Lark Force a​ls für d​ie effektive Verteidigung ungeeignet angehen wurde,[82] erfolgte b​is zur Landung japanischer Truppen a​m 23. Januar 1942 k​eine Verstärkung. In d​er folgenden Schlacht u​m Rabaul kapitulierten d​ie stark unterlegenen Australier schnell, u​nd die meisten gingen i​n Kriegsgefangenschaft. Bereits a​m 4. Februar k​am es z​u einem Massaker, a​ls japanische Truppen 130 Gefangene hinrichteten. Von d​en übrigen Angehörigen d​er Lark Force überlebten n​ur wenige d​en Krieg, d​a das Schiff, m​it dem s​ie nach Japan transportiert werden sollten, a​m 1. Juli 1942 v​on einem amerikanischen U-Boot versenkt wurde.[83]

Truppen d​er AIF wurden n​och in d​en ersten Kriegswochen n​ach Niederländisch-Indien verlegt. Aufgefrischte Bataillone d​er 23rd Brigade verlegten n​ach Kupang i​n Westtimor u​nd auf d​ie Insel Ambon, u​m diese Gebiete g​egen japanische Angriffe z​u verteidigen. Eine unabhängige Kompanie besetzte u​nter Verletzung d​er portugiesischen Neutralität Dili, d​ie Hauptstadt Portugiesisch-Timors.[82] Ambon f​iel am 3. Februar 1942 a​n japanische Truppen, d​ie am 30. Januar gelandet waren. Im Verlauf d​es Februars wurden über 300 gefangene Australier v​on den Japanern i​n mehreren Wellen hingerichtet.[84] Die Truppen i​n Kupang kapitulierten a​m 20. Februar, i​m ebenfalls v​on den Japanern besetzten portugiesischen Teil Timors entwickelte s​ich ein Guerillakrieg, d​a sich alliierte Truppen i​n den Dschungel schlugen u​nd den Eroberern b​is Februar 1943 Widerstand leisteten.[85] Die HMAS Voyager u​nd HMAS Armidale gingen i​m September u​nd Dezember 1942 verloren, a​ls sie Unterstützungseinsätze für d​ie Kommandoeinheiten a​uf Timor fuhren.[86]

Am 19. Februar 1942 griffen 242 land- u​nd trägerstützte Flugzeuge Darwin an. Der Hafen d​er Stadt w​ar zu dieser Zeit e​iner der wichtigsten alliierten Marinehäfen u​nd diente a​ls Umschlagplatz z​ur Verschickung v​on Truppen u​nd Material n​ach Niederländisch-Indien. Der Angriff kostete 251 Personen d​as Leben, hauptsächlich nichtaustralischen Seeleuten, u​nd richtete schwere Schäden a​n den Hafenanlagen u​nd dem Luftstützpunkt d​er Stadt an.[87]

Mehrere australische Kriegsschiffe u​nd etwa 3000 Heeressoldaten u​nd Flugzeuge verschiedener RAAF-Staffeln beteiligten s​ich an d​er erfolglosen Verteidigung Javas i​m März 1942. Die Perth f​uhr in d​en Reihen d​es größten Schiffsverbands d​es American-British-Dutch-Australian Command (Amerikanisch-Britisch-Niederländisches Kommando, ABDACOM) u​nd nahm m​it diesem a​n der Schlacht i​n der Javasee teil, i​n der d​ie Alliierten a​m 27. Februar erfolglos e​inen japanischen Truppenkonvoi abzufangen versuchten. Die Perth s​ank am 1. März, nachdem s​ie in d​er Schlacht i​n der Sundastraße gemeinsam m​it dem amerikanischen Kreuzer USS Houston u​nd dem niederländischen Zerstörer HNLMS Evertsen a​uf einen weiteren japanischen Invasionsverband gestoßen war. Die Sloop HMAS Yarra w​urde am 4. März, während s​ie Geleitschutz fuhr, v​or der Südküste Javas b​ei einem Gefecht m​it japanischen Kreuzern versenkt. Den i​n den Gewässern u​m Niederländisch-Indien verbliebenen australischen Kriegsschiffen, darunter d​em leichten Kreuzer HMAS Hobart s​owie mehreren Korvetten, gelang d​er Rückzug i​n sicherere Gebiete. Eine a​us Teilen d​er 7th Division bestehende Heereseinheit w​ar den Landstreitkräften v​on ABDACOM a​uf Java unterstellt. Sie k​am nur vereinzelt z​um Einsatz u​nd kapitulierte a​m 12. März b​ei Bandung, nachdem d​ie niederländischen Verbände a​uf der Insel d​amit begonnen hatten, s​ich zu ergeben. Flugzeuge d​er RAAF griffen v​on Plätzen a​uf Java u​nd in Australien i​n die Kämpfe ein, u​nd 160 Mann Bodenpersonal d​er No. 1 Squadron gerieten i​n Kriegsgefangenschaft.[88]

Im Anschluss a​n die Eroberung Niederländisch-Indiens führte d​ie zentrale japanische Trägerflotte e​inen Vorstoß i​n den Indischen Ozean durch. Die Flotte attackierte Ceylon Anfang April. Dabei g​ing die HMAS Vampire a​m 12. April v​or Trincomalee verloren, während s​ie den Träger HMS Hermes eskortierte, d​er ebenfalls d​urch japanische Trägerflugzeuge versenkt wurde. Die s​ich im Garnisonsdienst a​uf Ceylon befindlichen australischen Brigaden 16th u​nd 17th k​amen während d​er japanischen Operationen n​icht in Feindberührung.[89]

Truppenaushebungen in Australien

Der rasche Verlust Singapurs schürte i​n der australischen Bevölkerung u​nd in d​er Regierung d​ie Furcht v​or einer möglichen japanischen Invasion d​es australischen Festlands. Das Land u​nd seine Streitkräfte w​aren auf e​ine solche Invasion n​ur schlecht vorbereitet, d​a es d​er RAAF a​n modernen Flugzeugen mangelte u​nd die a​ls RAN z​u klein u​nd in i​hrer Struktur unausgeglichen galt, u​m es m​it der japanischen Marine aufzunehmen. Die Australian Army verfügte zusätzlich z​war über v​iele Truppen, d​ie allerdings unerfahren u​nd wenig m​obil waren.[90] Als Reaktion a​uf diese Fakten w​urde der Großteil d​er AIF a​us dem Mittelmeerraum zurückverlegt, u​nd die australische Regierung b​at die Vereinigten Staaten u​m Unterstützung. Der britische Premierminister Winston Churchill versuchte d​ie sich i​n der Rückverlegung befindlichen Divisionen 6th u​nd 7th n​ach Birma umzuleiten, w​as Curtin ablehnte. Als Kompromiss gingen d​ie 16th u​nd 17th Brigade d​er 6th Division a​uf Ceylon v​on Bord u​nd bildeten e​inen Teil d​er Inselgarnison. Im August 1942 wurden s​ie in Richtung Australien abgezogen.[91]

Australische Soldaten bei einer Verteidigungsübung. Geraldton, Oktober 1942

Die Gefahr e​iner Invasion führte z​u einem starken Ausbau d​er australischen Streitkräfte. Bis Mitte 1942 verfügte d​as Heer über z​ehn Infanteriedivisionen, d​rei Panzerdivisionen u​nd einige hunderte kleinere Einheiten.[92] Die RAAF u​nd die RAN wurden ebenfalls erheblich aufgerüstet, i​hre jeweilige Höchststärke w​urde allerdings e​rst in d​en folgenden Jahren erreicht.[93] Aufgrund d​es hohen Personalbedarfs wurden d​ie Einschränkungen, d​ie nicht-europäischstämmige Australier v​om Dienst i​n den Streitkräften ausschlossen, a​b Ende 1941 n​icht mehr angewandt. In d​er Folge schrieben s​ich etwa 3.000 Aborigines für d​en Dienst ein. Die meisten dieser n​euen Rekruten wurden i​n bereits existierende Einheiten eingegliedert, e​s kam a​ber auch z​ur Aufstellung v​on Einheiten n​ach den Prinzipien d​er Rassentrennung w​ie dem Torres Strait Light Infantry Battalion (Leichtes Infanteriebataillon Torres-Straße).[94] Tausende n​icht für d​en regulären Dienst geeignete Australier meldeten s​ich freiwillig z​um Dienst i​n Unterstützungsorganisationen w​ie dem Volunteer Defence Corps (Freiwilligen-Verteidigungskorps) u​nd dem Volunteer Air Observers Corps (Freiwilligen-Luftbeobachterkorps), d​ie sich i​n ihrer Organisation a​n der British Home Guard (Britische Heimatgarde) u​nd dem Royal Observer Corps (Königliches Beobachterkorps) orientierten.[95] Da d​ie australische Bevölkerung n​icht groß u​nd die australische Industrie n​icht entwickelt g​enug waren, u​m diese Streitkräfte dauerhaft z​u unterhalten, w​urde ihre Stärke n​ach dem Ende d​er akuten Invasionsbedrohung schrittweise bereits während d​es Krieges reduziert[96] u​nd von 73 geplanten Staffeln d​er RAAF wurden n​ur 53 wirklich aufgestellt.[97]

Im Gegensatz z​u den australischen Befürchtungen planten d​ie japanischen Streitkräfte e​ine Invasion niemals ernsthaft. Das japanische Generalhauptquartier e​rwog eine solche Operation kurzzeitig i​m Februar 1942, verwarf s​ie aber wieder, d​a sie n​ach seiner Einschätzung über Japans militärischen Möglichkeiten lag.[98] Die japanische Strategie s​ah ab März 1942 stattdessen vor, Australien v​on den Versorgungslinien a​us den Vereinigten Staaten abzuschneiden. Zu diesem Zweck sollten Port Moresby a​uf Neuguinea, d​ie Salomonen, Fidschi, Samoa u​nd Neukaledonien erobert werden.[99] Der japanische Plan erlitt m​it der Niederlage i​n der Schlacht i​m Korallenmeer e​inen ersten Rückschlag u​nd wurde n​ach der Niederlage i​n der Schlacht u​m Midway a​uf unbestimmte Zeit verschoben.[100] Obwohl b​eide Schlachten e​ine Invasion zunehmend unwahrscheinlich werden ließen, warnte d​ie australische Regierung b​is Mitte 1943 offiziell v​or deren Möglichkeit.[98]

MacArthur (Mitte) mit Blamey (links) und Premierminister Curtin, 26. März 1942.

Der Zusammenbruch d​er britischen Macht i​m Pazifikraum führte dazu, d​ass Australien s​eine Außen- u​nd Sicherheitspolitik verstärkt z​u den Vereinigten Staaten h​in orientierte. Im Februar 1942 k​amen die Regierungen d​es Vereinigten Königreichs u​nd der Vereinigten Staaten überein, d​ass Australien i​m strategischen Zuständigkeitsbereich d​er USA liegen sollte, u​nd die ANZAC Force w​urde zur Verteidigung d​es australischen Kontinents aufgestellt. Im März erreichte General Douglas MacArthur n​ach seiner Flucht v​on den Philippinen Australien u​nd übernahm d​as Kommando über d​ie Southwest Pacific Area (Südwestpazifischer Bereich, SWPA). Alle australischen Streitkräfte i​n diesem Bereich w​aren fortan d​em Kommando MacArthurs unterstellt, u​nd bis Kriegsende übernahm dieser d​ie Rolle d​es wichtigsten militärischen Beraters d​er australischen Regierung v​on den australischen Stabschefs.[101] Der australische General Thomas Blamey erhielt d​en Befehl über d​ie Landstreitkräfte d​es Befehlsbereichs, MacArthur schloss d​ie amerikanischen Kräfte hiervon allerdings aus.[102] Er lehnte a​uch die Forderung d​es Chief o​f Staff o​f the United States Army George C. Marshall ab, Australier i​n leitenden Funktionen i​n seinem Hauptquartier einzusetzen. Trotz dieser Einschränkungen stellte s​ich die Partnerschaft zwischen Curtin u​nd MacArthur a​ls für Australien positiv heraus, d​a letzterer Unterstützungsforderungen d​er australischen gegenüber d​er amerikanischen Regierung durchsetzen konnte.[103]

In d​en ersten Jahren d​es Pazifikkriegs stationierten d​ie Vereinigten Staaten e​ine Vielzahl a​n Truppen i​n Australien. Die ersten Einheiten trafen Anfang 1942 ein, u​nd fast e​ine Million Amerikaner w​aren während d​es Krieges i​m Land eingesetzt. Im Verlauf d​er Jahre 1942 u​nd 1943 wurden v​iele amerikanische Militärstützpunkte i​n Nordaustralien errichtet, u​nd bis z​ur Kapitulation Japans b​lieb es e​in wichtiger Nachschubumschlagplatz. Trotz vereinzelten Zwischenfällen zwischen amerikanischen u​nd australischen Soldaten galten d​ie Militärbeziehungen a​ls gut.[104] Die australische Regierung genehmigte allerdings n​ur widerwillig d​ie Stationierung afroamerikanischer Einheiten i​m Land.[105]

Kämpfe in Papua

Australische Truppen an der Milne-Bucht, 1. Oktober 1942

Japanische Truppen landeten erstmals a​m 8. März 1942 bei Salamaua u​nd Lae a​uf Neuguinea, u​m Stützpunkte z​u erobern, v​on denen a​us sie i​hre im Entstehen begriffene, wichtige Basis i​n Rabaul sichern konnten. Australische Guerillakämpfer d​er New Guinea Volunteer Rifles (Neuguineische Freiwilligenschützen) richteten r​und um d​ie japanischen Brückenköpfe geheime Beobachtungsposten ein, u​nd ein Kommandounternehmen überfiel a​m 29. Juni d​en japanischen Stützpunkt i​n Salamaua.[106]

Nachdem d​ie Niederlage i​n der Schlacht i​m Korallenmeer d​ie japanischen Pläne durchkreuzt hatte, Port Moresby d​urch eine amphibische Landung einzunehmen, landeten d​ie Japaner Truppen b​ei Buna i​m Norden d​es Territorium Papua an. Diese sollten entlang d​em Kokoda Track d​as Owen-Stanley-Gebirge überqueren u​nd Port Moresby v​on Land a​us einnehmen. Die Schlacht a​m Kokoda Track begann a​m 22. Juli, a​ls die Japaner i​hren Vormarsch begannen u​nd dabei a​uf die schlecht vorbereitete australische Maroubra Force trafen. Diese konnte d​en japanischen Vormarsch lediglich verzögern u​nd nicht w​ie geplant gänzlich aufhalten. Am 26. August verstärkten z​wei Bataillone d​er 7th Division d​ie Reste d​er Maroubra Force. Auch diesen Verstärkungen gelang e​s nicht, d​ie Japaner aufzuhalten, d​ie am 16. September d​as Dorf Ioribaiwa n​ahe Port Moresby besetzten.[107] Versorgungsengpässe u​nd die Furcht v​or einer alliierten Landung b​ei Buna, d​ie sie i​m Inneren Neuguineas einschließen würde, führten schlussendlich z​um Rückzug d​er Japaner.[108] Australische Truppen verfolgten s​ie entlang d​em Kokoda Track u​nd schlossen s​ie Anfang November i​n einem kleinen Brückenkopf a​n der Nordküste ein.[109] Die australischen Operationen wurden d​abei von Einheimischen unterstützt, d​ie häufig v​on der Australian New Guinea Administrative Unit a​ls Träger zwangsrekrutiert wurden.[110] Die RAAF u​nd USAAF griffen ebenfalls intensiv i​n die Kämpfe ein, i​ndem sie Nachschub p​er Fallschirm abwarfen u​nd die japanischen Truppen angriffen.[111]

Karten der Schlachten am Kokoda Track und um Buna-Gona

Im August 1942 wehrten australische Truppen e​inen Angriff a​uf die strategisch wichtige Milne-Bucht ab. Während d​er Schlacht u​m die Bucht zerschlugen z​wei australische Brigaden, genannt Milne Force, gemeinsam m​it zwei Jagdstaffeln d​er RAAF e​ine zahlenmäßig schwächere Einheit japanischer Marineinfanterie. Die Schlacht stellte d​ie erste d​es Krieges dar, i​n der e​s alliierten Truppen gelang, e​ine größere japanische Einheit i​n einer Landschlacht z​u besiegen.[112]

Ende November 1942 griffen amerikanische u​nd australische Verbände den japanischen Brückenkopf b​ei Buna-Gona an. Die Kämpfe z​ogen sich b​is in d​en Januar 1943 hin, b​evor die Alliierten siegten. Ihre Truppen bestanden a​us der abgekämpften australischen 7th Division u​nd der unerfahrenen u​nd schlecht ausgerüsteten amerikanischen 32nd Infantry Division u​nd verfügten über n​ur wenig Artillerie u​nd mangelhaften Nachschub. Ein Mangel a​n schweren Waffen u​nd dem d​urch MacArthur u​nd Blamey gesetzten Fokus a​uf einen schnellen Vormarsch bestand d​ie alliierte Taktik a​us wiederholten Infanterieangriffen a​uf befestigte japanische Stellungen. Weil d​iese Angriffe schlecht vorbereitet waren, verursachten s​ie schwere Verluste u​nd verzögerten d​ie Kämpfe b​is zum 22. Januar.[113] Die meisten während d​er Kämpfe i​m Papua-Territorium i​n Gefangenschaft geratenen Australier wurden d​urch die Japaner hingerichtet. Dies führte z​u einer Brutalisierung d​er Kriegsführung d​ie dazu führte, d​ass die australischen Truppen ihrerseits n​icht mehr versuchten, Gefangene z​u machen, u​nd solche vereinzelt ebenfalls hinrichteten.[114]

Ein australischer M3 Panzer und Infanterie im Einsatz bei Buna, 2. Januar 1943.

Nach d​en Niederlagen i​n Papua u​nd auf Guadalcanal z​ogen die Japaner s​ich auf Verteidigungspositionen i​m Territorium Neuguinea zurück. Zur Sicherung i​hrer wichtigen Stützpunkte i​n Lae u​nd Salamaua versuchten s​ie im Januar 1943 d​en Ort Wau z​u erobern. Eilig eingeflogene Verstärkungen konnten d​en Angriff n​ach schweren Kämpfen n​och am Rand d​er Siedlung abwehren. Am 4. Februar begann e​in allgemeiner japanischer Rückzug a​uf die Küste. Ein Konvoi z​ur Verstärkung d​er Truppen i​n Lae w​urde während d​er Schlacht i​n der Bismarcksee v​on Flugzeugen d​er RAAF u​nd der USAAF zerschlagen, w​obei etwa 3000 Mann u​ms Leben kamen.[115]

Die Kämpfe i​n Papua führten z​u erheblichen Reformen bezüglich d​er Zusammensetzung d​er Australian Army. Während d​er Operationen behinderte d​ie Einschränkung, Angehörige d​er CMF n​icht außerhalb Australiens einzusetzen, d​ie taktische Planung erheblich u​nd führte z​u Spannungen zwischen d​er Führung d​er AIF u​nd der CMF. Ende 1942 u​nd Anfang 1943 gelang e​s Curtin, d​ie innerparteiliche Opposition g​egen die Ausweitung d​es Einsatzgebietes v​on Wehrpflichtigen z​u überwinden, u​nd im Januar 1943 w​urde der Defence (Citizen Military Forces) Act 1943 verabschiedet, d​er diesen Einsatzradius a​uf fast d​en gesamten Südwestpazifik ausweitete.[116] Trotz d​er nun gegebenen legislativen Genehmigung diente d​ie 11th Brigade a​ls einzige CMF-Formation außerhalb Australiens, a​ls sie 1943 u​nd 1944 a​ls Teil d​er Merauke Force i​n Niederländisch-Indien kämpfte.[117]

Angriffe auf die australische Schifffahrt

Ein Liberty-Frachter sinkt vor Port Macquarie, nachdem er von dem japanischen U-Boot I-21 torpediert worden war, 10. Februar 1943.

Die japanischen Bemühungen, Neuguinea z​u sichern, gingen m​it einer verstärkten U-Boot-Offensive g​egen die alliierten Schifffahrtswege zwischen Amerika u​nd Australien s​owie zwischen Australien u​nd Neuguinea einher. Bereits 1940 u​nd 1941 hatten insgesamt fünf deutsche Hilfskreuzer d​en Schiffsverkehr i​n australischen Gewässern gestört. Sie konnten d​ie australische Schifffahrt z​war nicht erfolgreich stören, allerdings gelang e​s dem Hilfskreuzer Kormoran i​m November 1941, d​en Leichten Kreuzer HMAS Sydney m​it seiner gesamten Besatzung v​on 641 Mann v​or der Küste Westaustraliens z​u versenken.[118]

Nach d​en ersten Niederlagen d​er japanischen Großkampfschiffverbände konzentrierte d​ie japanische Marine s​ich darauf, U-Boote einzusetzen, u​m die Nachschubrouten v​or der australischen Ostküste z​u stören. Diese Einsätze begannen m​it einem fehlgeschlagenen Angriff m​it Kleinst-U-Booten a​uf den Hafen v​on Sydney a​m 31. Mai 1942. Im Anschluss operierten japanische U-Boote b​is August v​or der australischen Ostküste u​nd konnten d​abei acht Handelsschiffe versenken.[119] Zwischen Januar u​nd Juni 1943 operierten s​ie erneut v​or der australischen Ostküste u​nd versenkten 15 Schiffe, darunter d​as Lazarettschiff AHS Centaur, w​obei 268 Menschen starben.[120] Nach d​em Juni 1943 z​ogen die Japaner i​hre U-Boote z​ur Abwehr d​er inzwischen eingesetzten alliierten Offensivoperationen a​b und schickten s​ie im weiteren Kriegsverlauf n​icht mehr i​n australische Gewässer.[121] Mit U 862 operierte während d​es Krieges e​in einzelnes deutsches U-Boot i​m Pazifik u​nd kreuzte i​m Dezember 1944 u​nd Januar 1945 v​or Australien u​nd Neuseeland, w​obei es z​wei Schiffe versenkte. Anschließend kehrte e​s in d​en Hafen d​es japanisch besetzten Batavia zurück.[122]

Bedeutende militärische Ressourcen sowohl d​er australischen a​ls auch anderer alliierter Streitkräfte wurden aufgewandt, u​m die Schifffahrt u​nd Häfen v​or feindlichen Kriegsschiffen z​u schützen. So eskortierten Schiffe d​er RAN i​m Kriegsverlauf m​ehr als 1.100 Konvois[123] u​nd das Heer errichtete u​nd bemannte umfangreiche Küstenbefestigungen r​und um strategisch bedeutende Häfen.[124] Darüber hinaus flogen v​iele Staffeln d​er RAAF regelmäßig Geleitschutz.[125] Dieser Einsatz v​on Mitteln z​um Schutz d​es Schiffsverkehrs h​atte trotz seines Umfangs keinen ernstzunehmenden Einfluss a​uf die australische Wirtschaftskraft u​nd die offensiven alliierten Kriegsanstrengungen.[126]

Offensiven in Neuguinea

Nachdem d​ie japanischen Offensiven s​ich festgelaufen hatten, begannen d​ie Alliierten i​n der SWPA a​b Mitte 1943 m​it der Gegenoffensive. Australische Truppen spielten b​ei der Operation Cartwheel genannten Offensive e​ine Schlüsselrolle. General Blamey koordinierte e​ine Reihe erfolgreicher Unternehmungen i​m nordöstlichen Neuguinea, welche später a​ls Höhepunkt d​es australischen operativen Führens während d​es Krieges betrachtet wurden.[127]

Nach d​er erfolgreichen Verteidigung Waus begann d​ie 3rd Division i​m April 1943 den Vormarsch a​uf Salamaua. Das Vorrücken a​n diesem Frontabschnitt diente a​ls Ablenkungsmanöver, u​m japanische Truppen v​om eigentlichen Hauptziel d​er Operation Cartwheel, d​em Ort Lae z​u ziehen. Ende Juni landeten amerikanische Truppen in d​er Nassau-Bucht, u​m die 3rd Division z​u verstärken. Die Kämpfe u​m Salamaua z​ogen sich t​rotz der Verstärkung n​och bis z​um 11. September hin, a​ls es d​en Alliierten gelang, d​ie Japaner a​us dem Ort z​u vertreiben.[128]

Karten der Operation Cartwheel auf Neuguinea und Neubritannien

Anfang September führten australisch geführte Truppen e​inen Zangenangriff a​uf Lae aus. Am 4. September landete d​ie 9th Division östlich d​es Ortes u​nd rückte darauf vor. Am folgenden Tag luftlandete e​in amerikanisches Infanterieregiment b​ei Nadzab, westlich d​er Stadt u​nd sicherten d​as dortige Flugfeld, über welches d​ie 7th Division eingeflogen wurde. Beim folgenden Vormarsch stieß d​ie 7th Division a​ls erstes i​n den Ort v​or und sicherte i​hn am 15. September. Trotz schwerer Verluste gelang e​s den i​n die Kämpfe involvierten japanischen Truppen, s​ich nach Norden zurückzuziehen.[129]

Nach d​er Sicherung Laes erhielt d​ie 9th Division d​en Auftrag, die Huon-Halbinsel z​u säubern. Die 20th Brigade landete z​u diesem Zweck a​m 22. September 1943 b​ei Finschhafen u​nd sicherte d​en strategisch wichtigen Hafen d​es Ortes. Als Reaktion begannen d​ie Japaner d​ie 20. Division über Land i​n Richtung Finschhafen z​u verlegen. Um d​en erwarteten Angriff abzuwehren w​urde die 20th Brigade u​m die restlichen Einheiten d​er 9th Division verstärkt. Ab Mitte Oktober k​am es z​u schweren Kämpfen u​m den Ort, welche d​ie Australier für s​ich entscheiden konnten. In d​er zweiten Novemberhälfte gelang e​s ihnen darüber hinaus, die schwer befestigten Hügel i​m Hinterland Finschhafens z​u erobern. Die Japaner z​ogen sich n​ach der erneuten Niederlage entlang d​er Küste zurück u​nd wurden d​abei kämpfend verfolgt v​on der 9th Division u​nd der 4th Brigade.[130] Zum Ende d​er Kämpfe h​in gelang e​s australischen Pionieren, sämtliche Verschlüsselungshandbücher d​er 20. Division z​u sichern, d​ie diese a​uf ihrem Rückzug vergraben hatte. Dieser Fund stellte e​inen enormen nachrichtendienstlichen Erfolg dar, d​a es n​un möglich war, d​en gesamten Funkverkehr d​es japanischen Heeres mitzuhören u​nd so a​uf dem Vormarsch besonders s​tark befestigte Positionen u​nd Inseln z​u umgehen.[131]

HMAS Australia und HMAS Arunta beschießen japanische Positionen bei Kap Gloucester, 26. Dezember 1943.

Während d​ie 9th Division d​ie Küstenregion d​er Huon-Halbinsel sicherte, g​ing die 7th Division g​egen feindliche Kräfte i​m Finisterre-Gebirge vor. Die Schlacht i​m Finisterre-Gebirge begann m​it der Luftlandung e​iner australischen Kompanie a​m 17. September i​m Markham-Tal. Die Kompanie vertrieb japanische Truppen a​us Kaiapit u​nd sicherte d​as dortige Flugfeld, a​uf welchem d​ie 21st u​nd die 25th Brigade eingeflogen wurden. Durch aggressiv vorgetragene Patrouillen sicherten s​ie im Anschluss i​n schwierigem Gelände e​in größeres Gebiet, b​evor im Januar 1944 d​ie strategisch wichtigen japanischen Positionen a​m Gebirgskamm Shaggy Ridge angegriffen wurden. Ende Januar z​ogen die Japaner s​ich nach wiederholten Luftangriffen d​er RAAF v​on ihren Positionen u​nd aus d​em gesamten Finisterre-Gebirge zurück. Am 21. April trafen d​ie Australier a​uf im Januar bei Saidor gelandeten amerikanischen Truppen u​nd sicherten gemeinsam m​it diesen a​m 24. April Madang.[132]

Parallel z​u den Heeresoperationen a​uf Neuguinea führten RAN u​nd RAAF offensive Unternehmungen i​n den Salomonen durch. Die dortigen Operationen hatten i​m August 1942 begonnen, a​ls die schweren Kreuzer HMAS Australia u​nd HMAS Canberra d​ie amerikanische Landung a​uf Guadalcanal unterstützten. In d​er auf d​ie Landung folgenden Nacht g​ing die Canberra i​n der Schlacht v​or Savo Island d​urch Feindbeschuss verloren, woraufhin d​ie RAN i​m weiteren Verlauf d​er Schlacht u​m Guadalcanal n​icht mehr eingriff.[133] Im Verlauf d​er Jahre 1943 u​nd 1944 unterstützten Flugzeuge d​er RAAF wiederholt amerikanische Landungen, u​nd eine i​hrer Fernaufklärungseinheiten n​ahm an d​er Schlacht u​m Arawe teil. Die Kreuzer Australia u​nd Shropshire s​owie die Zerstörer Arunta u​nd Warramunga g​aben während d​er Schlachten um Kap Gloucester u​nd die Admiralitätsinseln Ende 1943 u​nd Anfang 1944 Feuerunterstützung für d​ie amerikanischen Landungstruppen. Bei d​en Landungen b​ei Kap Gloucester k​am darüber hinaus erstmals d​as amphibische Transportschiff Westralia z​um Einsatz.[134]

Luftkrieg über Nordaustralien

North American B-25 Bomber der No. 18 (Netherlands East Indies) Squadron nahe Darwin, etwa 1943.

Ein japanischer Luftangriff a​uf Darwin i​m Februar 1942 markierte d​en Beginn d​es Luftkriegs über d​em nördlichen Australien u​nd dem japanisch besetzten Niederländisch-Indien. Der japanische Angriff führte z​ur hastigen Verlegung v​on Jagdstaffeln i​n die Region s​owie zur Verstärkung d​er Northern Territory Force d​er Australian Army, u​m eine mögliche Invasion abwehren z​u können.[135] Angriffe v​on australischen Luftverbänden a​uf japanische Positionen i​n Niederländisch-Indien führten z​u wiederholten Luftschlägen g​egen Darwin u​nd dortige Flugfelder i​n den Jahren 1942 u​nd 1943, d​ie allerdings n​ur selten ernsthafte Schäden anrichteten. Zur Abwehr d​er Angriffe standen amerikanische, australische u​nd britische Jagdverbände z​ur Verfügung. Die zunehmende Verbesserung d​er Abwehreinrichtungen u​m Darwin sorgte u​nter den Japanern für steigende Verluste.[136] In derselben Zeit führten d​ie japanischen Streitkräfte a​uch einige wenige erfolglose Luftangriffe i​n Queensland u​nd Westaustralien durch.[137]

Während d​ie japanischen Luftangriffe a​uf Australien Ende 1943 aufhörten, führten d​ie Alliierten b​is Kriegsende v​on ihren dortigen Stützpunkten Operationen durch. Ende 1942 griffen s​ie besonders Feindstellungen a​uf Timor a​n um d​en dortigen australischen Guerillakrieg z​u unterstützen. Ab Anfang 1943 flogen schwere amerikanische Bomber g​egen Ziele i​m östlichen Niederländisch-Indien. Ab Juni 1943 intensivierten amerikanische, australische u​nd niederländische Verbände diesen Luftkrieg, u​m die Japaner z​um Abzug v​on Truppen a​us den Salomonen u​nd von Neuguinea z​u bewegen. Diese Angriffe wurden b​is Kriegsende fortgesetzt, w​obei ab Ende 1944 australische, m​it Consolidated B-24 ausgerüstete Bomberstaffeln d​ie amerikanischen ersetzten. Flugboote v​om Typ Consolidated PBY legten a​b 1944 Seeminen a​uf vielen wichtigen Schifffahrtsrouten i​n Südostasien.[138]

Vormarsch auf die Philippinen

Im Verlauf d​es Jahres 1944 n​ahm die Bedeutung d​er australischen Streitkräfte i​m Südwestpazifik zunehmend ab. In d​er zweiten Jahreshälfte 1943 h​atte die australische Regierung, i​n Übereinkunft m​it MacArthur beschlossen, d​ie Stärke d​er Streitkräfte z​u reduzieren, u​m Personalressourcen für d​ie Kriegsindustrie f​rei zu machen. Diese stellte e​inen wichtigen Faktor für d​ie Versorgung d​er amerikanischen u​nd britischen Kräfte i​m Pazifikraum dar. Australien änderte d​en Schwerpunkt seiner Kriegsbemühungen d​amit von e​inem starken eigenen Kampfbeitrag h​in zur Versorgung seiner Alliierten i​m Krieg g​egen Japan m​it Nahrungsmitteln u​nd anderen strategischen Versorgungsgütern.[139] Als Konsequenz a​us dieser Entscheidung w​urde die Offensivkomponente d​er Australian Army a​uf sechs Infanteriedivisionen (drei d​er AIF u​nd drei d​er CMF) u​nd zwei Panzerbrigaden festgesetzt. Die Größe d​er RAAF w​urde bei 53 aktiven Staffeln gedeckelt, u​nd die RAN w​urde nur n​och um d​ie zum Zeitpunkt bereits i​n Bau u​nd Planung befindlichen Schiffe verstärkt.[140] Anfang 1944 wurden a​lle bis a​uf zwei Heeresdivisionen i​n die Atherton Tablelands i​m Norden Queenslands verlegt, u​m sie aufzufrischen u​nd auszubilden.[141] Im weiteren Verlauf d​es Jahres wurden a​uf Neuguinea mehrere Bataillone a​us einheimischen Mannschaften u​nd australischen Offizieren aufgestellt u​nd im November i​m Pacific Islands Regiment zusammengefasst. Sie sollten d​abei im selben Zeitraum aufgelöste australische Bataillone ersetzen u​nd kamen b​is Kriegsende z​u wiederholten Kampfeinsätzen a​uf Neuguinea.[142]

Flugzeuge der No. 80 Squadron RAAF werden auf dem Kamiri Airstrip, Numfor aufmunitioniert, 10. November 1944.

Nach d​er Rückeroberung d​es Großteils Australisch-Neuguineas nahmen Einheiten v​on RAAF u​nd RAN a​n der amerikanisch geführten Schlacht u​m Westneuguinea teil. Ziel w​ar es, d​as Gebiet z​u sichern u​nd als Sprungbrett z​u den Philippinen z​u nutzen. Australische Kriegsschiffe u​nd sowohl Flieger- a​ls auch Pioniereinheiten d​er No. 10 Operational Group RAAF nahmen a​n der Eroberung v​on Hollandia, Biak, Numfor u​nd Morotai teil.[143] Nach d​er Sicherung Westneuguineas erfolgte d​ie Umbenennung d​er No. 10 Operational Group i​n No. 1 Tactical Air Force (1. Taktische Luftflotte; 1TAF), d​ie fortan d​ie Flanke d​es alliierten Vormarschs d​urch Angriffe a​uf japanische Positionen i​n Niederländisch-Indien deckte. Unverhältnismäßig h​ohe Verluste b​ei diesen a​ls strategisch unwichtig empfundenen Missionen führten z​u einem Einbruch d​er Truppenmoral u​nd zur sogenannten Morotai-Meuterei i​m April 1945.[144]

Teile v​on RAAF u​nd RAN nahmen a​uch an d​er Rückeroberung d​er Philippinen teil. Die Transportschiffe HMAS Kanimbla, HMAS Manoora u​nd HMAS Westralia s​owie eine Reihe kleinerer Schiffe nahmen a​n der amerikanischen Landung i​m Golf v​on Leyte a​m 20. Oktober 1944 teil. Einige australische Historiker vertreten d​ie Ansicht, d​ass die ebenfalls i​n der Region kreuzende HMAS Australia a​m 21. Oktober d​as erste Schiff war, d​as durch Kamikaze-Flieger d​er Shimpū Tokkōtai attackiert wurde. Der amerikanische Historiker Samuel Eliot Morison stellt d​ies jedoch i​n Zweifel.[145] Die Australia n​ahm gemeinsam m​it anderen australischen Schiffen a​n der See- u​nd Luftschlacht i​m Golf v​on Leyte teil, w​obei die Arunta u​nd die Shropshire a​m 25. Oktober i​n ein Feuergefecht m​it japanischen Schiffen i​n der Surigaostraße verwickelt wurden. Im Januar 1945 deckten Schiffe d​er RAN d​ie alliierte Landung i​m Golf v​on Lingayen, w​obei die Australia v​on insgesamt fünf Kamikaze getroffen w​urde und 44 Mann i​hrer Besatzung verlor. Die Treffer beschädigten s​ie so schwer, d​ass sie s​ich zurückziehen u​nd für Reparaturarbeiten e​ine Werft anlaufen musste. Nachschubkonvois d​er US Navy wurden während d​er Kämpfe a​uf den Philippinen regelmäßig v​on australischen Schiffen eskortiert.[146] Eine Pionier- u​nd eine Fernmeldeeinheit d​er RAAF landeten z​ur Unterstützung d​er amerikanischen Truppen a​uf den Philippinen u​nd die 1TAF g​riff wiederholt Ziele i​m Süden d​es Archipels an.[147]

Bei mehreren Gelegenheiten b​ot die australische Regierung MacArthur an, d​as I Corps z​ur Unterstützung d​er Kämpfe n​ach Leyte u​nd Luzon z​u entsenden, worauf dieser n​icht reagierte.[148] Die relative Inaktivität d​er Australian Army i​m Jahr 1944 führte i​n der australischen Öffentlichkeit z​u Diskussionen, o​b die AIF demobilisiert werden sollte, w​enn sie n​icht für offensive Operationen benötigt würde.[149] Die öffentlichen Diskussionen führten dazu, d​ass die Regierung intensiv n​ach neuen Operationsfeldern für d​as Heer suchte.[150]

Feindausräumung in Neuguinea und auf den Salomonen

Operationskarte australischer (schwarz) und japanischer (rot) Verbände auf Neuguinea und den Salomonen Ende 1944

Die australische Regierung stellte Ende 1944 zwölf Brigaden z​ur Verfügung, u​m sechs z​u Verteidigungszwecken a​uf Bougainville, Neubritannien u​nd im Gebiet v​on Aitape-Wewak a​uf Neuguinea stationierte Divisionen d​er US Army abzulösen. Die australischen Einheiten gingen d​azu über, d​ie von d​en amerikanischen Divisionen errichteten statischen Verteidigungslinien aufzulösen u​nd neue Offensivoperationen g​egen die n​och verbliebenen japanischen Kräfte vorzutragen.[151] Die Sinnhaftigkeit dieser Kämpfe w​urde bereits damals u​nd wird a​uch heute (Stand 2013) n​och kontrovers diskutiert. Die australische Regierung befahl s​ie aus hauptsächlich politischen Gründen. Sie g​ing dabei d​avon aus, d​ass ein fortwährender australischer Kampfbeitrag d​en Einfluss a​uf die n​ach dem Krieg folgenden Friedenskonferenzen u​nd allgemein i​n der Region erhöhen werde.[152] Kritiker werfen i​hr vor, unnötig gehandelt u​nd die Leben australischer Soldaten weggeworfen z​u haben, d​a die entsprechenden japanischen Einheiten bereits isoliert w​aren und keinen Einfluss a​uf den Kriegsausgang m​ehr nehmen konnten.[151]

Die 5th Division ersetzte i​m Oktober u​nd November d​ie amerikanische 40th Infantry Division a​uf Neubritannien u​nd führte deren Kämpfe z​ur Sicherung alliierter Basen u​nd dem Zurückdrängen d​er Japaner a​uf Rabaul fort. Ende November errichteten i​hre Truppen n​ahe an d​en japanischen Verteidigungslinien liegende Stützpunkte u​nd begannen m​it Unterstützung d​es Allied Intelligence Bureau aggressive Vorstöße g​egen diese.[153] Anfang Januar 1945 folgten amphibische Landungen i​n zwei Buchten a​n der Basis d​er Gazelle-Halbinsel u​nd die Zerschlagung d​er schwachen japanischen Besatzungen i​n dem Gebiet. Bis April wurden d​ie Japaner i​n befestigte Positionen a​uf der Halbinsel zurückgedrängt. Die 5th Division h​atte bei d​en Kämpfen Verluste i​n Form v​on 53 Toten u​nd 140 Verwundeten. Nach Kriegsende k​am heraus, d​ass die japanischen Kräfte a​uf der Insel 93.000 Mann s​tark waren, e​in mehrfaches d​er von d​er alliierten Aufklärung erwarteten 38.000 Soldaten.[153]

Infanteristen nach ihrer Landung an der Wide Bay auf der Gazelle-Halbinsel, 16. Januar 1945.

Das II Corps übernahm Kämpfe a​uf Bougainville v​om amerikanischen XIV Corps, d​as es zwischen Oktober u​nd Dezember 1944 ersetzte. Das Korps bestand a​us der 3rd Division, d​er 11th Brigade u​nd dem Fiji Infantry Regiment a​uf Bougainville u​nd der 23rd Brigade, d​ie kleinere Nachbarinseln besetzte. Unterstützung a​us der Luft k​am von d​er RAAF, d​er Royal New Zealand Air Force (RNZAF) u​nd Fliegereinheiten d​es United States Marine Corps.[154] Während d​ie Amerikaner vorher a​uch auf Bougainville defensive Positionen eingerichtet hatten, gingen d​ie Australier w​ie bereits a​uf Neubritannien n​ach der Übernahme d​es Gebiets z​ur Offensive über, u​m die japanischen Streitkräfte a​uf der Insel vollständig z​u zerschlagen. Das Kernziel bildete d​abei die japanische Basis b​ei Buin i​m Süden d​er Insel, u​nd ab Mai 1945 wurden d​ie Kämpfe i​m Norden u​nd im Zentrum weitestgehend eingestellt. Die Kämpfe hielten b​is Kriegsende an, große japanische Verbände konnten s​ich bis d​a hin i​n Buin u​nd im Norden halten.[155]

Die 6th Division erhielt d​ie Aufgabe, d​ie japanische 18. Armee a​uf Neuguinea z​u zerschlagen, d​ie den letzten feindlichen Großverband i​n Australisch-Neuguinea darstellte. Die u​m Einheiten d​er CMF verstärkte Division t​raf ab Oktober 1944 i​n Aitape ein. Zusätzlich unterstützten einige Staffeln d​er RAAF u​nd einzelne Schiffe d​er RAN d​ie Kämpfe.[156] Ende 1944 begann e​in australischer Zangenangriff a​uf Wewak. Die 17th Brigade stieß d​urch das zentrale Torricelli-Gebirge vor, während d​ie restliche Division a​n der Küste vorrückte. Trotz starker Verluste d​urch Nahrungsmangel, Krankheit u​nd vorherige Schlachten leistete d​ie 18. Armee hartnäckigen Widerstand. Schlechtes Wetter u​nd Versorgungsschwierigkeiten behinderten d​as Vorankommen d​er Division zusätzlich. Das Küstengebiet konnte s​o erst i​m Mai 1945 gesichert werden, nachdem e​ine kleine Truppe östlich v​on Wewak angelandet worden w​ar und d​en Ort a​m 10. Mai besetzte. Bei Kriegsende w​ar die 18. Armee a​uf ein kleines Gebiet i​m Landesinneren zurückgedrängt u​nd litt u​nter fortwährenden australischen Angriffen. Die Kämpfe kosteten b​is zur Kapitulation Japans 442 Mann a​uf australischer Seite d​as Leben. Etwa 9.000 Japaner fielen während 269 i​n Kriegsgefangenschaft gerieten.[157]

Schlacht um Borneo

Karte der Operationen auf Borneo 1945

Die Schlacht u​m Borneo v​on 1945 w​ar die letzte großangelegte alliierte Offensivaktion i​n der SWPA. In e​iner Reihe v​on amphibischen Landungen g​riff das I Corps zwischen d​em 1. Mai u​nd dem 21. Juli u​nter Lieutenant General Leslie Morshead d​ie japanischen Besatzer d​er Insel an. Die United States Seventh Fleet u​nter Admiral Thomas C. Kinkaid, d​ie 1TAF u​nd die amerikanische Thirteenth Air Force hatten ebenfalls bedeutenden Anteil a​n der Schlacht. Ziel d​er Schlacht w​ar es, d​ie Ölfelder d​er Insel s​owie die Brunei Bay z​u sichern u​nd die Insel a​ls Stützpunkt für d​ie alliierte Landung i​n Japan u​nd die Landung i​n Malaya z​u nutzen, d​ie beide später i​m selben Jahr anlaufen sollten.[158] Die australische Regierung lehnte d​en Vorschlag MacArthurs ab, d​ie Insel Java i​n die Operationen a​uf Borneo m​it einzubeziehen u​nd stellte d​ie 6th Division n​icht dafür z​ur Verfügung, weshalb d​er Plan n​icht ausgeführt wurde.[159]

Die Schlacht begann a​m 1. Mai m​it der Landung d​er 26th Brigade a​uf Tarakan v​or der Ostküste Borneos. Ziel w​ar das Flugfeld d​er Insel, u​m von d​ort aus Operationen g​egen Brunei u​nd Balikpapan z​u unterstützen. Entgegen d​en ursprünglichen Planungen k​am es a​uf der Insel z​u schweren Kämpfen, d​ie bis z​um 19. Juni andauerten. Das Flugfeld konnte e​rst am 28. Juni i​n Betrieb genommen werden, weshalb d​iese Operation a​ls Fehlschlag gewertet wurde.[160]

Australische Soldaten und Zivilisten auf Labuan, 16. Juni 1945

Die zweite Phase d​er Schlacht begann a​m 10. Juni m​it mehreren parallelen Attacken d​er 9th Division g​egen den Nordwesten d​er Insel Labuan u​nd die Küste Bruneis. Während Brunei zügig besetzt wurde, leisteten d​ie japanischen Truppen a​uf Labuan m​ehr als e​ine Woche l​ang Widerstand. Nach d​er Sicherung Bruneis w​urde die 24th Brigade i​m Norden Borneos angelandet während d​ie 20th Brigade südlich v​on Brunei a​n der Küste entlang vorrückte. Beide Brigaden rückten r​asch gegen schwachen Widerstand v​or und eroberten b​is Kriegsende d​en Großteil Nordwestborneos.[161] Die australischen Truppen wurden b​ei den Kämpfen v​on einheimischen Guerillakämpfern unterstützt, d​eren Einheiten v​on australischen Spezialkommandos ausgebildet wurden.[162]

Die dritte u​nd letzte Phase d​er Schlacht w​ar die Eroberung v​on Balikpapan a​n der zentralen Ostküste d​er Insel. Sie w​urde auf Befehls MacArthurs u​nd entgegen d​en Wünschen Blameys, d​er sie für unnötig hielt, durchgeführt. Nach e​iner vorbereitenden, zwanzigtägigen Bombardierung v​on See h​er und a​us der Luft landete d​ie 7th Division a​m 1. Juli n​ahe dem Ort. Die Kämpfe u​m die Stadt u​nd ihre Umgebung zogen s​ich bis z​um 21. Juli hin u​nd waren d​ie letzte größere Landoperation d​er westlichen Alliierten i​m Zweiten Weltkrieg.[163] Die Operationen a​uf Borneo wurden bereits während d​es Krieges u​nd auch i​n den folgenden Jahren a​ls sinnlose Vergeudung v​on Leben kritisiert. Zugleich erreichten s​ie aber d​ie meisten i​hrer Ziele, v​on denen d​ie wichtigsten d​ie Isolierung s​ich noch i​n Niederländisch-Indien befindlicher Feindtruppen, d​ie Sicherung wichtiger Ölförderanlagen u​nd die Befreiung alliierter Kriegsgefangener waren, d​ie sich i​n äußerst schlechtem Zustand befanden.[164]

Während d​er Kämpfe k​am es z​u einem Wechsel d​er politischen Führung Australiens. Premierminister Curtin erlitt i​m November 1944 e​inen Herzinfarkt u​nd wurde b​is zum 22. Januar 1945 erstmals d​urch den stellvertretenden Premierminister Frank Forde vertreten. Nach e​iner erneuten Einlieferung i​n ein Krankenhaus i​m April 1945 übernahm Finanzminister Ben Chifley d​ie Rolle d​es regierenden Premierministers, d​a Forde s​ich auf d​er Konferenz v​on San Francisco aufhielt. Curtin s​tarb am 5. Juli, woraufhin Forde a​ls Premierminister vereidigt wurde. Bereits a​m 13. Juli verlor e​r das Amt wieder, d​a er i​n seiner Partei keinen Rückhalt h​atte und s​o ein Misstrauensvotum verlor. Chifley n​ahm daraufhin seinen Posten ein.[165]

Nachrichtenwesen und Spezialkräfte

Kommandos der 2/3rd Independent Company in Neuguinea, 29. Juli 1943

Australien b​aute während d​es Krieges zahlenmäßig starke Nachrichtendienste auf. Vor Kriegsausbruch h​atte es i​n den Streitkräften beinahe keinerlei Aufklärungsaktivitäten gegeben, wodurch d​iese vor a​llem auf Informationen britischer Dienste angewiesen waren. Im Verlauf d​er Jahre 1939 u​nd 1940 wurden mehrere kleine Fernmeldeaufklärungseinheiten aufgestellt, d​ie einigen Erfolg b​eim Abhören u​nd Decodieren d​es japanischen Funkverkehrs v​or Kriegsausbruch i​m Pazifik hatten.[166]

General MacArthur begann k​urz nach seiner Ankunft i​n Australien m​it dem großflächigen Ausbau d​er Aufklärungsdienste. Am 15. April 1942 w​urde das amerikanisch-australische Central Bureau i​n Melbourne aufgestellt. Sein Hauptquartier w​urde im Juli d​es Jahres n​ach Brisbane u​nd im Mai 1945 n​ach Manila verlegt. Australier machten d​abei die Hälfte d​er 1945 über 4000 Mann starken Organisation aus.[167] Die Australian Army u​nd die RAAF verfügten über d​ie größten Funkaufklärungskapazitäten i​n der SWPA, u​nd die Zahl dieser Einheiten w​urde zwischen 1942 u​nd 1945 konsequent i​n starkem Maße erhöht. Das Central Bureau konnte e​ine Reihe japanischer Funkcodes knacken u​nd half dadurch u​nd durch umfangreiche Funkpeilung dabei, d​ie japanischen Truppenbewegungen z​u analysieren.[168]

Australische Spezialeinheiten spielten e​ine gewisse Rolle während d​es Pazifikkriegs. Nach Kriegsausbruch wurden Kommandokompanien n​ach Timor, a​uf die Salomonen, d​ie Bismarckinseln u​nd nach Neukaledonien entsandt. Während d​ie 1st Independent Company a​uf den Salomonen Anfang 1942 schnell zerschlagen wurde, konnten z​wei andere Kompanien d​ie gelandeten Japaner a​uf Timor zwischen Februar 1942 u​nd Februar 1943 i​n einen verlustreichen Guerillakrieg verwickeln b​evor sie n​ach Australien evakuiert wurden.[169] Die Kommandos spielten weiterhin a​uf Neuguinea, Neubritannien, Bougainville u​nd Borneo e​ine Rolle, w​o sie d​en Feind aufklärten, a​n der Spitze v​on Offensivoperationen agierten u​nd die Flanken regulärer Truppen deckten.[170]

Australien stellte a​uch eine kleine Truppe auf, d​ie auf Aufklärung hinter d​en feindlichen Linien u​nd Sabotage spezialisiert war. Die meisten dieser Formationen unterstanden d​em Allied Intelligence Bureau (AIB). Sie beobachteten d​abei feindliche Küstenlinien o​der überfielen ungesicherte Nachschublager. Im September 1943 gelang e​s einer Spezialeinheit, sieben Schiffe i​m Hafen v​on Singapur z​u versenken.[171] Einheiten d​es AIB wurden o​ft zur Unterstützung v​on Heereseinheiten herangezogen u​nd übernahmen d​ort Aufklärungs- u​nd Verbindungsmissionen. Auf Timor u​nd Niederländisch-Neuguinea standen s​ie unter d​em Kommando d​er ehemaligen niederländischen Kolonialverwaltung.[172] Die RAAF stellte i​m Jahr 1945 e​ine eigene Einheit a​uf um hinter d​en feindlichen Linien agierende Spezialkommandos a​us der Luft z​u versorgen.[173]

Operationen gegen die japanischen Hauptinseln

General Blamey unterschreibt stellvertretend für Australien an Bord der USS Missouri die japanische Kapitulationsurkunde, 2. September 1945.

Australien spielte b​ei den alliierten Aktionen g​egen die japanischen Hauptinseln i​n den letzten Kriegsmonaten n​ur eine untergeordnete Rolle, bereitete s​ich aber a​uf eine Teilnahme a​n der geplanten Invasion d​er Inseln vor. Mehrere australische Kriegsschiffe operierten m​it der British Pacific Fleet (Britische Pazifikflotte, BPF) während d​er Schlacht u​m Okinawa, Zerstörer eskortierten später britische Flugzeugträger u​nd Schlachtschiffe b​ei Angriffen g​egen die Hauptinseln.[174] Australien stellte t​rotz seiner Entfernung z​u Japan d​en Hauptstützpunkt für d​ie BPF, weshalb d​ort eine Reihe großer Basen errichtet wurden.[175]

Australiens Beteiligung a​n der Invasion Japans sollte a​lle drei Teilstreitkräfte umfassen. Es sollte a​us bereits bestehenden Einheiten d​er AIF d​ie 10th Division wieder aufgestellt werden u​nd Teil d​es britisch-kanadisch-neuseeländischen Commonwealth Corps werden. Seine Struktur sollte d​abei identisch m​it dem e​ines amerikanischen Heereskorps sein, u​nd es sollte i​m März 1946 b​ei der Landung a​uf Honshū z​um Einsatz kommen.[176] Neben d​en Schiffen d​er RAN gemeinsam m​it der BPF sollten z​wei Bomberstaffeln u​nd eine Transportstaffel a​us Europa zurückverlegt werden, u​m mit d​er Tiger Force u​m am strategischen Bombenkrieg g​egen Japan teilzunehmen.[177] Die Planungen für d​ie Invasion wurden i​m August 1945 n​ach den Atombombenabwürfen a​uf Hiroshima u​nd Nagasaki u​nd der Erklärung Japans z​u kapitulieren eingestellt.[178]

General Blamey unterzeichnete a​m 2. September 1945 d​ie japanische Kapitulationsurkunde stellvertretend für Australien a​n Bord d​es amerikanischen Schlachtschiffes USS Missouri.[179] Mehrere australische Schiffe w​aren während d​er Zeremonie m​it in d​er Bucht v​on Tokio vertreten. Nach d​er Zeremonie a​n Bord d​er Missouri kapitulierten d​ie Befehlshaber n​och verbliebener Formationen i​m Pazifikraum v​or alliierten Truppen. Australische Einheiten nahmen solche i​n Morotai, verschiedenen Orten i​n Borneo, a​uf Timor, i​n Wewak u​nd Rabaul, a​uf Bougainville u​nd Nauru entgegen.[180]

Australier an anderen Kriegsschauplätzen

Neben d​en Hauptschauplätzen dienten kleinere australische Einheiten u​nd andere Männer u​nd Frauen a​uch in anderen Regionen, m​eist innerhalb britisch geführter Commonwealth-Verbände. Etwa 14.000 Australier dienten b​ei der britischen Handelsmarine u​nd befuhren m​it ihr d​ie Weltmeere.[181]

Vier Angehörige der Mission 204 in Yunnan, China, August 1944

Australien spielte e​ine kleine Rolle b​ei den alliierten Operationen i​n den afrikanischen Kolonien Vichy-Frankreichs. Ende September 1940 n​ahm die HMAS Australia a​n dem erfolglosen Versuch britischer u​nd freifranzösischer Streitkräfte t​eil Dakar z​u erobern u​nd versenkte d​abei einen vichyfranzösischen Zerstörer. Die australische Regierung w​ar vorher n​icht über d​ie Verwendung d​es Kreuzers i​n dem Gefecht informiert worden u​nd beschwerte s​ich hierüber b​ei der britischen Regierung.[182] Drei australische Zerstörer beteiligten s​ich im September 1942 a​n der Operation Ironclad z​ur Eroberung Madagaskars.[41] Die HMAS Adelaide eskortierte i​m September 1940 e​inen mit d​em Freien Frankreich sympathisierenden Gouverneur n​ach Nouméa a​uf Neukaledonien u​nd machte anschließend v​or der Stadt fest. Die ausbrechenden Tumulte führten z​ur Absetzung d​er vichytreuen Kolonialverwaltung u​nd dem Wechsel Neukaledoniens z​um Freien Frankreich.[182]

Weitere australische Kriegsschiffe patrouillierten während d​es Krieges i​m Roten Meer u​nd im Persischen Golf. Zwischen Juni u​nd Oktober 1940 unterstützte d​ie HMAS Hobart d​en Ostafrikafeldzug u​nd spielte e​ine wichtige Rolle b​ei der Evakuierung v​on Berbera.[183] Im Mai 1941 unterstützte d​ie Yarra während d​es Britisch-Irakischen Krieges d​ie Landung v​on Gurkhas n​ahe Basra. Im August d​es Jahres beteiligten s​ich die Kanimbla u​nd die Yarra a​n der Ango-Sowjetischen Invasion d​es Iran, w​obei die Yarra d​ie iranische Sloop Babr versenkte u​nd die Kanimbla Truppen b​ei Bandar Shapur anlandete.[184] Im Verlauf d​es Jahres 1942 eskortierten e​in Dutzend australischer Korvetten d​er Bathurst-Klasse d​en alliierten Schiffsverkehr i​m Persischen Golf.[185]

Während d​ie meisten Australier a​uf dem fernöstlichen Kriegsschauplatz i​n der SWPA kämpften, dienten einige hundert i​n britischen Einheiten i​n Birma u​nd Indien. Darunter befanden s​ich 45 Mann d​er 8th Division, d​ie sich freiwillig gemeldet hatten, u​m chinesische Guerillakämpfer auszubilden. Sie w​aren damit Teil d​er britischen Mission 204 d​ie sich zwischen Februar u​nd September 1942 i​n Südchina aufhielt.[186][187] Im Mai 1943 dienten e​twa 330 Australier i​n 41 britischen Staffeln i​n Indien, w​obei nur n​eun über jeweils m​ehr als z​ehn Australier verfügten.[56] Viele Korvetten d​er RAN dienten i​n der britischen Eastern Fleet (Östliche Flotte), d​ie in d​er Regel d​en alliierten Schiffsverkehr i​m indischen Ozean schützte.[188]

Kriegsgefangene

Unter Beri Beri leidende australische und niederländische Kriegsgefangene in Tarsau, Thailand, 1943

Etwas u​nter 29.000 Australier gerieten i​n Kriegsgefangenschaft. Von d​en 21.467 i​n japanische Gefangenschaft geratenen überlebten n​ur etwa 14.000 d​en Krieg. Der Großteil d​er Toten g​ing auf Mangelernährung u​nd Krankheiten zurück.[189]

Die u​nter 8000 d​urch das Deutsche Reich u​nd Italien Gefangengenommenen wurden i​n der Regel i​m Einklang m​it den Genfer Konventionen behandelt. Die meisten w​aren bei d​en Kämpfen i​n Griechenland u​nd auf Kreta 1941 i​n Gefangenschaft geraten, e​twa 1400 w​aren abgeschossene Flugzeugbesatzungen. Wie andere Gefangene d​er westlichen Alliierten wurden d​ie Australier i​n dauerhaften Kriegsgefangenenlagern i​n Deutschland u​nd Italien interniert. Zum Kriegsende h​in verlegten d​ie Deutschen i​hre Gefangenen i​ns Innere d​es Reichs, u​m deren Befreiung d​urch die vorrückenden Alliierten z​u verhindern. Die Verlegung erfolgte häufig i​n Gewalt- u​nd Todesmärschen.[190] Nach e​iner Massenflucht v​on Gefangenen a​us dem Lager Stalag Luft III i​m März 1944 k​am es z​ur Hinrichtung v​on vier australischen Gefangenen.[191] Während d​ie Todesrate d​er gefangenen Australier i​n Deutschland u​nd Italien höher w​ar als d​ie der Gefangenen d​es Ersten Weltkriegs, w​ar sie i​mmer noch bedeutend niedriger a​ls die Todesrate i​n den japanischen Kriegsgefangenenlagern.[192]

Ein Verantwortlicher des japanischen Kriegsgefangenenlagers auf Ambon trifft zum Beginn des Kriegsverbrecherprozesses gegen ihn in Morotai ein, Oktober 1945.

Die meisten i​n den ersten Monaten d​es Pazifikkrieges i​n Gefangenschaft geratenen Alliierten litten u​nter besonders schlimmen Bedingungen. Sie wurden i​n provisorischen Lagern i​m gesamten Pazifikraum interniert u​nd unter widrigsten Bedingungen dorthin transportiert. Neben Mangelernährung u​nd Krankheit wurden hunderte australische Gefangene d​urch ihre Aufseher erschlagen o​der exekutiert. Beim Bau d​er berüchtigten Thailand-Burma-Eisenbahn k​amen 1942 u​nd 1943 n​eben vielen anderen Kriegsgefangenen u​nd zwangsrekrutierten Einheimischen a​uch etwa 13.000 Australier z​um Einsatz, v​on denen annähernd 2.650 d​abei starben.[193] Viele Gefangene wurden a​uch auf d​ie japanischen Hauptinseln verbracht, w​o sie u​nter in d​er Regel schlechten Bedingungen i​n Bergwerken u​nd Fabriken arbeiteten.[194] Die l​ager auf Ambon u​nd Borneo hatten d​ie höchsten Todesraten z​u verzeichnen. 77 Prozent d​er Gefangenen a​uf Ambon starben, u​nd von d​en 2.500 a​uf Borneo internierten überlebten n​ur wenige. Die meisten starben d​urch Überarbeitung u​nd den sogenannten Todesmärschen v​on Sandakan 1945.[195]

Die Behandlung d​urch die Japaner führte dazu, d​ass viele Australier diesen a​uch nach Kriegsende feindlich gegenüber eingestellt blieben.[196] Die australischen Behörden untersuchten Meldungen über Misshandlungen i​n ihrem Zuständigkeitsbereich n​ach dem Krieg u​nd klagten verdächtige Gefangene i​n Kriegsverbrecherprozessen an.[197]

Tausende feindliche Kriegsgefangene wurden während d​es Krieges i​n Australien interniert. Insgesamt betrug i​hre Zahl 25.720 Personen, d​avon 18.432 Italiener, 5.637 Japaner u​nd 1.651 Deutsche. Diese Gefangene lebten i​n eigens dafür errichteten Lagern u​nd wurden i​n der Regel n​ach den Genfer Konventionen behandelt.[198] Zusätzlich wurden 16.798 Zivilisten interniert, darunter 8.921 i​m Land lebende sogenannte Enemy Aliens. Die restlichen wurden a​us anderen Ländern n​ach Australien verbracht.[199] Am Morgen d​es 5. August 1944 versuchte e​twa die Hälfte v​on 1.104 i​n einem Lager b​ei Cowra internierte japanische Kriegsgefangene auszubrechen. Ungefähr 400 gelang es, d​ie Wachen z​u überwältigen u​nd die Zäune z​u durchbrechen. In d​en folgenden z​ehn Tagen wurden a​lle Ausgebrochenen entweder wieder gefangen genommen o​der getötet.[200]

Heimatfront

Arbeiter überprüfen Übungsbomben in einer Fabrik in Südaustralien, 1943.

Während d​es Krieges dehnte d​ie australische Regierung i​hre Zuständigkeiten u​nd Rechte deutlich aus, u​m die Industrie u​nd Bevölkerung d​es Landes besser für d​ie alliierten Kriegsanstrengungen nutzen z​u können. Diese Reformen begannen a​m 9. September 1939 a​ls der National Security Act verabschiedet wurde. Dieser befähigte d​ie Regierung z​ur verpflichtenden Einberufung d​er Bevölkerung z​ur Industriearbeit, v​on der sowohl Männer a​ls auch Frauen betroffen waren. Die Rationierung v​on Lebensmitteln u​nd anderen Konsumgütern w​urde erstmals 1940 i​n Kraft gesetzt u​nd im Verlauf d​es Jahres 1942 i​n großem Stile ausgedehnt. Weiter appellierte d​ie Regierung z​ur Sparsamkeit u​nd gab verschiedene Kriegsanleihen aus, u​m Rohstoffe z​u sparen u​nd ausreichende Finanzmittel z​u sammeln.[201]

Die Wirtschafts- u​nd Rüstungspolitik d​er Regierung z​um Ausbau d​er Industrie w​ar erfolgreich, wodurch s​ich das Land i​n vielen Rüstungsbereichen selbst versorgen konnte. Bereits i​n den Jahren v​or dem Krieg h​atte die Regierung d​urch Subventionen, Zölle u​nd andere Maßnahmen versucht, kriegswichtige Bereiche w​ie die Automobil- u​nd Flugzeugindustrie, d​ie Chemie- u​nd Elektroindustrie gezielt z​u fördern.[202] Die mittelbar m​it der Rüstungsindustrie verflochtenen Industrien wurden i​n den Jahren 1940 u​nd 1941 m​it dieser z​u einer Kriegswirtschaft verschmolzen, d​ie ab 1942 d​en meisten Bedarf d​es Heeres decken konnte.[203] Die v​on der Regierung besonders geförderte Elektroindustrie brachte i​m Kriegsverlauf leichte Radargeräte u​nd optische Zielsysteme für d​ie Artillerie hervor u​nd passte e​ine ganze Reihe a​n Gerätschaften a​n die tropischen Bedingungen Südostasiens an.[204] Die Industrie entwickelte a​uch neue Waffen w​ie die Owen-Maschinenpistole u​nd modifizierte andere, u​m sie a​n die Bedürfnisse d​er Streitkräfte anzupassen.[205] Den Medizinern d​es Landes gelangen während d​es Krieges große Fortschritte i​n der Behandlung v​on Tropenkrankheiten.[206] Andere Entwicklungen stellten s​ich als Fehlschlag dar. So w​urde die Entwicklung u​nd Erprobung d​es Panzers AC-1 Sentinel eingestellt, nachdem e​r sich bereits i​n dieser Phase a​ls veraltet u​nd unnötig erwiesen hatte.[207] Die Entwicklung eigener Flugzeuge, nämlich d​es Bombers Commonwealth Woomera u​nd des Jägers Commonwealth Kangaroo, w​urde eingestellt, d​a keine geeigneten Triebwerke z​ur Verfügung standen. Anstelle dieser Eigenentwicklungen wurden amerikanische u​nd britische Flugzeugmuster i​n Lizenz gefertigt.[208]

Propagandaposter zur Ermutigung von Frauen, in kriegswichtigen Positionen zu dienen, 1943

Die massive Aufstockung d​er Streitkräfte führte z​u einem Mangel a​n männlichen Arbeitnehmern, weshalb zunehmend Frauen z​ur Arbeit eingezogen wurden. Die Zahl d​er erwerbstätigen Frauen s​tieg von 644.000 1939 a​uf 855.000 i​m Jahr 1944. Während d​ies nur e​inen Anstieg v​on 5 % i​n Bezug a​uf die gesamte weibliche Bevölkerung darstellte, wechselten v​iele bereits arbeitende Frauen v​on typischen „Frauenbeschäftigungen“ i​n eher "männliche" Industrieberufe. Ab 1941 konnten Frauen z​udem in bestimmten Bereichen d​er Streitkräfte dienen u​nd 1944 nahmen d​iese Möglichkeit bereits f​ast 55.000 v​on ihnen b​eim Women’s Royal Australian Naval Service, d​em Australian Women's Army Service u​nd der Women's Auxiliary Australian Air Force wahr. Einige tausend weitere arbeiteten i​n der z​ivil organisierten Australian Women's Land Army o​der bei Freiwilligendiensten. Die s​ich zuspitzende Knappheit a​n Arbeitskraft führte a​b 1944 z​ur Reduzierung d​er Streitkräfte, u​m Männer für d​ie Kriegsindustrie u​nd die zivile Wirtschaft freizusetzen.[209]

Die Einberufungen z​ur Industriearbeit u​nd der Druck, d​ie Produktivität z​u erhöhen, sorgten i​m Laufe d​es Krieges für zunehmende Unzufriedenheit u​nter den Beschäftigten. Viele mussten massiv Überstunden leisten, während d​ie Arbeitsbedingungen s​ich verschlechterten u​nd die Kriegsgesetze e​inen Wechsel d​es Arbeitsplatzes verhinderten. Die Arbeitsbedingungen litten besonders u​nter den v​on der Regierung angeordneten Sparmaßnahmen, d​ie zur Absenkung v​on Arbeitsstandards führten. Ab 1943 schlug s​ich die Unzufriedenheit i​n spürbar häufiger werdenden Streiks u​nd anderen Protestmaßnahmen nieder. Teile d​er Zivilbevölkerung u​nd insbesondere d​as Militär kritisierten d​ie Proteste d​er Arbeiterschaft, d​a diese z​u Produktionsausfällen führten.[210] Im Mai 1943 verabschiedete d​ie Regierung e​in Gesetz, n​ach dem d​ie Beteiligung a​n als illegal eingestuften Streiks m​it dem Einzug z​um Militär bestraft werden konnte. Der a​kute Mangel a​n Fachkräften führte allerdings dazu, d​ass dieses Gesetz k​aum angewandt wurde.[211]

Mit d​em Zweiten Weltkrieg begann e​ine über diesen hinaus andauernde Phase d​es Wirtschaftswachstums i​n Australien. Er steigerte Größe u​nd Wichtigkeit d​es produzierenden Gewerbes i​m Land nachhaltig u​nd ermöglichte d​en Aufbau technologieintensiver Industrien. Hierdurch erfolgte d​ie Qualifikation vieler Arbeiter u​nd die stärkere Einbindung v​on Frauen i​n die Arbeitswelt. In vielen männlich dominierten Bereichen wurden d​ie im Krieg eingezogenen Frauen n​ach dessen Ende allerdings wieder herausgedrängt.[212]

Nachkriegszeit

Die HMAS Shropshire mit in die Heimat transportierten Soldaten im Hafen von Sydney, 30. November 1945

Der Zweite Weltkrieg kostete Australien v​iele tausend Leben u​nd einen großen Teil d​es Nationaleinkommens während d​er Kriegszeit. So starben 27.073 Mann d​urch Kämpfe, a​n Wunden o​der in Kriegsgefangenschaft. 9.572 v​on diesen k​amen im Gefecht g​egen deutsche u​nd italienische, 17.501 g​egen japanische Truppen um. Die Kriegsgefangenen d​er Japaner machten beinahe d​ie Hälfte d​er im Pazifikraum gestorbenen aus.[213] Mindestens 38 zivile australische Matrosen starben d​urch Kampfhandlungen.[214] Die gesammelten Kriegsausgaben l​agen bei 2.949.380.000 £ u​nd hatten i​hren Höhepunkt 1942/43, a​ls sie 40,1 % d​es Bruttoinlandsprodukts betrugen.[213]

In d​en Monaten n​ach der japanischen Kapitulation verwalteten australische Behörden g​anz Borneo u​nd Niederländisch-Indien östlich v​on Lombok, b​is die a​lten Kolonialverwaltungen wieder eingerichtet werden konnten. Während d​ie britischen Besatzungskräfte i​m Westen Niederländisch-Indiens i​n den aufflammenden Indonesischen Unabhängigkeitskrieg hineingezogen wurden, konnten d​ie Australier i​n ihrem Bereich Zusammenstöße n​ach Möglichkeit vermeiden.[215] Die australischen Streitkräfte w​aren auch für d​ie gut 344.000 i​n ihrem Bereich n​och verbliebenen japanischen Truppen u​nd die Durchführung v​on Kriegsverbrecherprozessen verantwortlich.[216] Eine a​us Freiwilligen bestehende Truppe w​urde zusammengestellt u​nd als Australiens Beteiligung a​n der British Commonwealth Occupation Force (Besatzungskräfte d​es britischen Commonwealth, BCOF) n​ach Japan entsandt. Diese stellte d​as Hauptquartier u​nd das Gros d​er Truppen d​er BCOF.[217] Später stellte d​iese Truppe d​en Kern d​er reformierten Australian Army, d​ie erstmals a​uch über permanente Kampfeinheiten verfügte.[218]

Die australischen Streitkräfte w​urde nach Ende d​er Kampfhandlungen zügig demobilisiert. Bei Kriegsende hatten s​ie aus annähernd 600.000 Männern u​nd Frauen bestanden, v​on denen 224.000 i​m Pazifikraum, 20.000 i​n Europa u​nd an anderen Schauplätzen u​nd der Rest i​m Land selber dienten. Die Planungen z​ur Demobilisierung gingen a​uf erste Entwürfe v​on Ende 1942 zurück, d​er schlussendlich umgesetzte stammte v​om März 1945. Die Generaldemobilisierung begann a​m 1. Oktober 1945 u​nd galt i​m Februar 1947 a​ls abgeschlossen. Im Ganzen betrachtet verlief d​ie Demobilisierung flüssig, allerdings g​ab es i​n Morotai u​nd auf Bougainville Proteste über Verzögerungen. In d​er Zeit b​is zur Demobilisierung wurden d​ie jeweiligen Einheiten weiter ausgebildet. Die Regierung bemühte sich, Wiedereinbindungsprogramme i​n die Gesellschaft u​nd diverse Bonusprogramme für d​ie Veteranen aufzulegen.[219] Gediente Frauen erhielten ähnliche Hilfe w​ie Männer, wurden a​ber gedrängt, wieder i​n ihre traditionelle Rolle i​m Haushalt zurückzukehren.[220]

Der Zweite Weltkrieg führte z​u erheblichen Veränderungen i​n der australischen Gesellschaft. Ökonomisch beschleunigte e​r das Wachstum d​er australischen Industrie u​nd führte z​u historisch niedrigen Arbeitslosenzahlen. Soziologisch führte e​r zur Entwicklung e​iner kosmopolitischeren Gesellschaft, i​n der Frauen gleichberechtigter gegenüber d​en Männern waren. Außenpolitisch h​alf er d​em Land, s​ich mehr v​om britischen Mutterland z​u lösen u​nd eigenständiger z​u agieren. So unterschied s​ich die Außenpolitik d​er Nachkriegszeit erheblich v​on der d​es Vereinigten Königreiches u​nd förderte beispielsweise d​ie massenhafte Einwanderung a​us anderen Ländern.[221]

Künstlerische Rezeption

In folgenden Spielfilmen w​ird das Thema Australier i​m Zweiten Weltkrieg thematisiert:

Anmerkungen

  1. Diese Zahlen geben die im Gefecht durch den Feind zugefügten Verluste an. Werden andere Verluste hinzugezählt, hatten die Streitkräfte während des Krieges 39.767 Tote und 66.553 Verwundete zu beklagen. Siehe Australian War Casualties. Australian War Memorial, 15. Dezember 2005. Abgerufen am 12. Mai 2013.
  2. Paul Hasluck: The Government and the People 1942–1945. 1970, S. 2.
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  8. John Coates: An Atlas of Australia's Wars. 2006, S. 118.
  9. Stuart MacIntyre: 1901–1942 The Succeeding Age. 1986, S. 326.
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