HMAS Sydney (D48)
HMAS Sydney (D48) war ein nach der australischen Stadt Sydney benannter Leichter Kreuzer der Royal Australian Navy. Sie war einer von insgesamt drei modifizierten Kreuzern der Leander-Klasse, die für die Royal Navy gebaut und bis Ende der 1930er-Jahre an die australische Marine übergeben wurden. Die Sydney sank 1941 im Zweiten Weltkrieg nach einem Gefecht mit dem deutschen Hilfskreuzer Kormoran. Die Wracks beider Schiffe wurden erst im März 2008 entdeckt.
Die Sydney, 1940 | ||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Der Kreuzer wurde am 10. Februar 1933 bei Swan Hunter & Wigham Richardson Limited in Wallsend bestellt. Für den am 26. Juni 1933 begonnenen Neubau mit der BauNr. 1487 war der Name Phaeton vorgesehen, den zuletzt von 1914 bis 1923 ein Scout-Kreuzer der Arethusa-Klasse geführt hatte. Die neue Phaeton und ihre beiden Schwesterschiffe Amphion und Apollo waren modifizierte Kreuzer der Leander-Klasse, bei denen im Gegensatz zu den vorherigen Einheiten die Maschinen- und Kesselräume wieder in der für britische Kriegsschiffe üblichen abwechselnden Reihenfolge angeordnet waren, was äußerlich an den zwei Schornsteinen (einer pro Kesselraum) zu erkennen war. Bei den ersten Schiffen der Klasse lagen die Kesselräume nebeneinander unter einem einzigen großen Schornstein, gefolgt von den zwei nebeneinanderliegenden Maschinenräumen. Durch die abwechselnde Anordnung der Räume sollte sichergestellt werden, dass ein einzelner Treffer an der Nahtstelle zweier Abteilungen oder in den Schornstein nicht sofort durch Verlust sämtlicher Kessel- oder Maschinenräume den gesamten Antrieb ausschalten konnte.
Als der Kreuzer dann am 22. September 1934 vom Stapel lief, wurde er von Ethel Bruce, der Frau des australischen Hochkommissars in Großbritannien und früheren australischen Premierministers, Stanley Bruce, auf den Namen HMAS Sydney getauft. Der Neubau wurde damit der zweite Leichte Kreuzer Australiens mit diesem Namen; die erste Sydney war durch die Versenkung der Emden im 1. Weltkrieg bekannt und 1928 verschrottet worden. Am 24. September 1935 wurde der neue Kreuzer von der australischen Marine in Dienst gestellt. Ein großer Teil der Besatzung stammte von der HMAS Brisbane, die zum Abbruch ins Vereinigte Königreich überführt worden war.
1935–1940
Nach seiner Indienststellung wurde der Kreuzer im Bereich der Mittelmeerflotte eingesetzt und war während des Italienisch-Äthiopischen Krieges auch im Roten Meer im Einsatz. Am 2. August 1936 erreichte die Sydney zum ersten Mal Australien und blieb von da an bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 in australischen Gewässern. Bei Kriegsbeginn 1939 befand sich der Kreuzer in Fremantle, das Schwesterschiff Hobart ex Apollo in Sydney und die erst im Juni 1939 übernommene Perth ex Amphion in der Karibik,[1] wo sie auch über den Winter zur Unterstützung der Royal Navy verblieb.
Sydney erledigte in den ersten Kriegsmonaten Patrouillen und Geleiteinsätze vor Australien und im Indischen Ozean und gehörte im Januar 1940 auch zeitweise zur Sicherung des Konvois US.1 nach Suez, mit dem die ersten Kontingente aus Neuseeland und Australien (13.500 Mann) nach Ägypten transportiert wurden. Den Geleitzug bildeten große Passagierschiffe, darunter acht mit über 20.000 BRT.[2] Auch beim zweiten großen Transport australischer Truppen in den Mittleren Osten ab Mitte April 1940 gehört der Kreuzer zwei Wochen zur Sicherung des Konvois US.2 bis nahe der Kokosinseln, ehe sie vom französischen Schweren Kreuzer Suffren abgelöst wurde.[3] Nachdem der Kreuzer zeitweise auch noch den dritten Transport australischer und neuseeländischer Truppen US.3 begleitet hatte, wurde auch er ins Mittelmeer kommandiert, um sich dort der 7th Cruiser Squadron und der Mediterranean Fleet anzuschließen. Nach Marsch über Colombo und Aden passierte der Kreuzer ab dem 22. Mai das Rote Meer zusammen mit dem Kreuzer Gloucester und dem alten Träger Eagle und schloss sich am 26. Mai 1940 in Alexandria dem 7. Kreuzergeschwaders der britischen Mittelmeerflotte an.[4] Zum Geschwader gehörten neben der jetzt auch dazugekommenen Gloucester die Halbschwestern Orion und Neptune sowie die Liverpool der Town-Klasse.
Mittelmeer
Am 21. Juni 1940 hatte die von Captain John Collins kommandierte Sydney ihren ersten Kampfeinsatz, als sie zusammen mit anderen Einheiten Bardia beschoss. Eine Woche später stieß das 7. Kreuzergeschwader am Abend des 28. Juni auf drei italienische Zerstörer. Nach einem kurzen Gefecht konnten zwei entkommen, die Sydney versenkte den bereits von anderen Kreuzern beschädigten Zerstörer Espero. Danach wurde der Kreuzer zur Deckung eines Konvois nach Malta eingeteilt; er überstand dabei mehrere Luftangriffe und nahm am 9. Juli an der Seeschlacht bei Punta Stilo teil. Am 13. Juli erreichte er wieder Alexandria, das er jedoch schon am 18. Juli zusammen mit dem Zerstörer Havock wieder verließ, um die zwischen Kreta und Griechenland operierenden Zerstörer Hasty, Hero, Hyperion und Ilex zu verstärken.
Am Morgen des 19. Juli meldeten die britischen Zerstörer, dass sie auf zwei italienische Leichte Kreuzer gestoßen seien. Die noch etwa 40 Seemeilen entfernten Sydney und Havock näherten sich daraufhin dem Gefechtsfeld mit Höchstgeschwindigkeit und nahmen ab 08:30 Uhr an der Seeschlacht bei Kap Spada teil. Die beiden italienischen Kreuzer Bartolomeo Colleoni und Giovanni dalle Bande Nere drehten bei der Ankunft der Sydney ab und versuchten, mit hoher Fahrt den jetzt überlegenen britischen Streitkräften zu entkommen. Die Sydney und die Zerstörer nahmen die Verfolgung auf. Während der Verfolgung wurde die Bartolomeo Colleoni mehrfach von der Sydney schwer getroffen; gegen 09:23 Uhr wurde durch einen Treffer das Ruder des italienischen Kreuzers zerstört und er blieb manövrierunfähig liegen. Das zwar weiter feuernde, jedoch nicht mehr steuerbare Schiff wurde um 09:59 Uhr durch Torpedos der Zerstörer Hyperion und Ilex versenkt. Gegen 10:37 Uhr brach die Sydney die Verfolgung des zweiten Kreuzers ab, da die Munition der vorderen Geschütze bis auf zehn Granaten verbraucht war, und kehrte zum Aufmunitionieren und Nachbunkern nach Alexandria zurück. Bei dem Gefecht hatte der Kreuzer selbst nur einen Treffer in den vorderen Schornstein erhalten. Auf dem Rückweg kam es noch zu mehreren Luftangriffen, bei denen ein einziger Treffer auf der Havock erzielt wurde. Am 20. Juli erreichte der Verband Alexandria.
In den folgenden Monaten wurde die Sydney hauptsächlich zum Schutz von Konvois nach Griechenland und für Operationen in der Adria eingesetzt. Am 27. Juli versenkte sie zusammen mit der Neptune den kleinen Tanker Ermioni. Kurz nach dem erfolgreichen britischen Angriff auf Tarent griff sie in der Nacht vom 12. auf den 13. November 1940 zusammen mit den Kreuzern Ajax und Orion sowie den Zerstörern Nubian und Mohawk einen italienischen Konvoi in der Straße von Otranto an, wobei die vier Frachtschiffe des Konvois versenkt wurden. Die Sydney entging dabei knapp einem Torpedo des italienischen Torpedoboots Nicola Fabrizi. Nach weiteren Geleitschutzeinsätzen nach Griechenland und Malta im Dezember wurde der Kreuzer im Januar 1941 von der Perth als Teil des 7. Kreuzergeschwaders abgelöst und kehrte nach Australien zurück, das er Anfang Februar erreichte.
Das Gefecht mit der Kormoran
In Australien angekommen, wurde Captain Collins von Captain Joseph Burnett abgelöst. Unter seinem neuen Kommandanten wurde der Kreuzer von nun an zu Patrouillen und Geleitschutzaufgaben rund um Australien eingesetzt. Der letzte Auftrag der Sydney war das Eskortieren des Truppentransporters Zealandia auf seinem Weg von Fremantle nach Singapur. Aufgrund der rapide zunehmenden Spannungen mit Japan wurden Truppen nach Malaysia verlegt, um es vor einem befürchteten japanischen Angriff zu schützen. Die Sydney eskortierte die Zealandia von Fremantle bis zur Sundastraße, wo am 17. November 1941 der Kreuzer Durban den Transporter für die restliche Strecke übernahm, während die Sydney nach Fremantle zurückkehrte, wo sie am 20. November eintreffen sollte.
Am späten Nachmittag des 19. November 1941 stieß der Kreuzer an der Nordwestküste Australiens, etwa 130 Seemeilen westlich der Shark Bay, auf ein verdächtiges Schiff. Es handelte sich dabei um den von Kapitän zur See Theodor Detmers kommandierten deutschen Hilfskreuzer Kormoran, der als niederländischer Frachter Straat Malakka getarnt war.
Die Kormoran versuchte, der ihr an Kampfkraft weit überlegenen Sydney mit Höchstgeschwindigkeit auszuweichen, doch auf dem australischen Kreuzer hatte man das Schiff gesichtet. Die Sydney holte es mit ihrer größeren Geschwindigkeit ein. Auf die Anfragen des Kreuzers nach Identität und Fahrtziel des Schiffes antworteten die Deutschen langsam und umständlich, um die Entfernung zu dem sich schnell nähernden Kreuzer möglichst klein werden zu lassen, sollte die Tarnung durchschaut und ein Gefecht unvermeidlich werden. Nachdem die Kormoran sich als Straat Malakka identifiziert und als Zielhafen Jakarta angegeben hatte, forderte die Sydney den geheimen Erkennungscode des Frachters an. Kapitän Detmers erkannte daraufhin, dass sein Versuch, die Sydney zu täuschen, gescheitert war und befahl um etwa 17:30 Uhr, das Feuer zu eröffnen. Die Sydney war zu diesem Zeitpunkt auf 1.500 Meter herangekommen und dadurch in den Bereich der 2-cm- und 3,7-cm Flak gelangt. Daraufhin eröffnete die Kormoran das Feuer.
Innerhalb von fünf Minuten erzielte der Hilfskreuzer etwa 50 Treffer mit seinen 15-cm-Geschützen und zahlreiche weitere mit den 2-cm- und 3,7-cm-Fla-Geschützen. Die Brücke des Kreuzers und der Feuerleitstand wurden mit den ersten Treffern zerstört sowie das Bordflugzeug getroffen, dessen auslaufendes Benzin zu einem großen Feuer mittschiffs führte. Bereits nach der ersten Antwortsalve fielen auch die vorderen beiden 6-Zoll-Geschütztürme der Sydney aus; der hinterste Geschützturm Y verstummte ebenfalls nach nur drei Salven, mit denen er keine Treffer erzielte. Zusätzlich traf mindestens einer von zwei Torpedos der Kormoran den Kreuzer am Bug.
Der letzte einsatzbereite Geschützturm X des Kreuzers feuerte jedoch schnell und genau; Treffer schlugen unter anderem in den Schornstein und den Maschinenraum der Kormoran ein und lösten verheerende Brände aus. Der Kreuzer drehte auf die Kormoran zu und ging auf Gegenkurs, um seine Steuerbordtorpedos einzusetzen. Die vier Torpedos liefen jedoch knapp hinter dem Hilfskreuzer durch. Zur gleichen Zeit brachen die Maschinen der Kormoran zusammen und das Schiff wurde manövrierunfähig. Die achteren Geschütze schossen noch bis 18:25 Uhr auf die sich nach Süden zurückziehende Sydney und erzielten mehrere Treffer, dann musste der Hilfskreuzer aufgrund der außer Kontrolle geratenen Brände, die sich unter anderem dem Minenlager näherten, aufgegeben werden.
Die Überlebenden der Kormoran konnten die stark brennende Sydney noch bis 22 Uhr im Süden sehen und sahen noch weitere zwei Stunden lang ab und zu Flammen über den Horizont schlagen. Keines der 645 Besatzungsmitglieder des Kreuzers konnte gerettet werden.
Suche nach dem Schiff
Das Ausbleiben der Sydney erregte in Fremantle zuerst nur geringe Besorgnis. Für eine Verspätung konnte es viele Gründe geben, und da Kriegsschiffe im Krieg unter Funkstille operieren, war auch nicht zu erwarten, dass so etwas über Funk gemeldet werden würde. Zudem war bekannt, dass auch die Zealandia verspätet in Singapur eingetroffen war, es musste also auf dem Weg eine Verzögerung gegeben haben. Erst später wurde bekannt, dass die Verspätung des Transporters durch ein Ereignis nach der Trennung von der Sydney verursacht worden war.
Am 24. November meldete der Tanker Trocas, dass er 24 deutsche Überlebende gerettet habe, die von einem Gefecht mit einem australischen Kreuzer berichteten. Als sich dann die Sydney trotz der Aufforderung, die Funkstille zu brechen, nicht meldete, begann die australische Marine mit der Suche nach dem Schiff. Im Verlauf der Suchaktion wurden insgesamt 317 Überlebende der Kormoran gerettet, vom Kreuzer wurde jedoch eine Woche nach dem Untergang 300 Kilometer von Carnarvon entfernt nur ein einziges beschädigtes Carley-Rettungsfloß gefunden. Das Floß befindet sich heute im Australian War Memorial.
Im Februar 1942 wurde ein weiteres Rettungsfloß gleichen Typs mit der Leiche eines weißen Mannes bei der Weihnachtsinsel gefunden, 2.500 Kilometer vom Ort des Gefechtes entfernt. Es wird im Allgemeinen davon ausgegangen, dass es sich dabei um ein Besatzungsmitglied der Sydney gehandelt haben muss, da unter Berücksichtigung der Strömungsverhältnisse, des Floßtyps und des Zeitpunkts des Fundes keine anderen Schiffe in Frage kommen. Im März 1943 wurde bei Moreton Island, Queensland, noch ein Rettungsring der Sydney gefunden.
Im Jahr 2021 konnte die Identität des einzigen gefundenen Besatzungsmitglieds dem damals 21-jährigen Thomas Welsby Clark aus New Farm bei Brisbane zugeordnet werden.[5][6]
Öffentliches Interesse nach dem Krieg
Für die australische Marine und Öffentlichkeit war der Verlust der Sydney ein enormer Schock. Bis dahin war der Krieg weit entfernt und spielte sich in Afrika und Europa ab – jetzt aber hatte ein umgebautes Handelsschiff einen der modernsten australischen Kreuzer direkt vor der eigenen Küste versenkt. Die Sydney war durch ihre Erfolge im Mittelmeer überall bekannt; ihr praktisch spurloses Verschwinden nach dem Gefecht sorgte für ein großes Interesse am Schicksal des Schiffes, das bis heute anhält. Die 645 Gefallenen sind ein Drittel der gesamten Verluste der australischen Marine im Zweiten Weltkrieg und bis heute der größte Verlust der australischen Marine an einem Tag. In der Stadt Geraldton, die in der Nähe der Position des Gefechts liegt, erinnert heute eine Gedenkstätte an den Kreuzer und seine Besatzung.
Verschwörungstheorien und Identität d
Nach dem Kriegsende entstanden mehrere Verschwörungstheorien über die Vernichtung des Schiffes, basierend auf der Tatsache, dass alle Berichte über das Gefecht von den überlebenden Deutschen stammen, deren Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wurde. Es wurde bezweifelt, dass ein kampferfahrener Kommandant wie Captain Burnett sich derart nah an ein verdächtiges Schiff annäherte, wie es von den Überlebenden berichtet wird. Auch dass es keine Überlebenden von der Sydney gab, während 317 von 398 Besatzungsmitgliedern des Hilfskreuzers überlebten, erscheint den Zweiflern höchst fragwürdig. Sie hielten es für nicht glaubhaft, dass ein moderner Kreuzer wie die Sydney von einem derart weit unterlegenen Schiff wie der Kormoran versenkt werden konnte. Allerdings war die Bewaffnung der Kormoran der der Sydney zumindest auf kurze Entfernung ebenbürtig. Den Verschwörungstheorien zufolge hätte die Sydney die Kormoran möglicherweise bei einem Treffen mit einem japanischen U-Boot überrascht, das im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zum bevorstehenden Angriff Japans auf Südostasien stand. Als der Kreuzer dann mühelos den Hilfskreuzer versenkte, wurde er selbst von dem U-Boot versenkt. Um die japanische Beteiligung zu verheimlichen, seien dann alle überlebenden Besatzungsmitglieder ermordet worden. Dies führte unter anderem dazu, dass das im Museum liegende Rettungsfloß geröntgt wurde, um es auf eventuell vorhandene Munitionsreste zu untersuchen, wobei jedoch nichts gefunden wurde.[7]
Im Jahr 1997 befasste sich auch ein Untersuchungsausschuss des australischen Parlaments mit dem Thema. Er kam zu dem Ergebnis, dass es keinerlei ernstzunehmende Beweise für die Verschwörungstheorien gibt. Ferner empfahl der Ausschuss, dass die Regierung alle Versuche, die Wracks der Sydney und der Kormoran zu finden, unterstützen solle, auch mit Einheiten der Marine und auch, wenn dies mit anderen Prioritäten der Flotte kollidieren sollte. Am 12. März 2008 konnte im Rahmen der Suchaktion unter maßgeblicher Beteiligung des amerikanischen Ozeanographen David Mearns das Wrack der Kormoran geortet werden. Die Suche nach der Sydney hatte kurz darauf Erfolg, sie wurde am 16. März 2008 gefunden.[8]
Zusätzlich wurde auch die Leiche auf der Weihnachtsinsel exhumiert und einer DNA-Analyse unterzogen. Da jedoch während der japanischen Besetzung der Insel zahlreiche Unterlagen verloren gegangen waren, war es äußerst schwierig, das Grab zu finden.[9] Im Oktober 2006 wurde das Grab exhumiert. Der Leichnam wurde im November 2008 auf dem Friedhof von Geraldton beigesetzt, nachdem die DNA extrahiert worden war. Die Ergebnisse der DNA-Analyse gab der australische Minister für Veteranenangelegenheiten Andrew Gee erst am 19. November 2021 bekannt. Der Vergleich der extrahierten DNA mit der von Verwandten der Sydney-Besatzung ergab, dass es sich um den Matrosen Thomas Welsby Clark handelte. Er war nur etwa vier Monate lang auf der Sydney stationiert, bis das Schiff sank.[10]
Entdeckung der Wracks
Das Wrack der Kormoran wurde am 12. März 2008 durch ein Suchteam der „The Finding Sydney Foundation“[11][12] in 2.560 m Tiefe und etwa 241 Kilometer vor Shark Bay an der Westküste Australiens im Indischen Ozean entdeckt (Koordinaten 26° 5′ 49,4″ S, 111° 4′ 27,5″ O ). Anhand von auf dem Meeresboden verstreuten Trümmerteilen wurde dabei auch der Ort des Gefechts zwischen der Kormoran und der Sydney identifiziert, er befindet sich etwa 4 Seemeilen vom Fundort des Wracks der Kormoran entfernt. Kurz darauf gelang es schließlich, auch das Wrack der Sydney zu finden. Es liegt 12 Seemeilen von der Kormoran entfernt in einer Tiefe von über 2 km auf Position 26° 14′ 31″ S, 111° 12′ 48″ O .
Die Entdeckung der beiden Wracks wurde am 16. März (Kormoran) bzw. am 17. März (Sydney) 2008 durch eine formelle Verlautbarung des australischen Premierministers Kevin Rudd bekannt gegeben.[13][14] Auf vorliegenden Unterwasseraufnahmen des Wracks erkennbare Schäden decken sich mit den detaillierten Schilderungen der deutschen Überlebenden.[15]
Beide Wracks wurden am 14. März 2011 als nationale Denkmale in die Australian National Heritage List eingetragen.[16]
Untersuchungsbericht
Im August 2009 wurde der dreibändige offizielle Untersuchungsbericht der australischen Regierung zum Untergang der Sydney[17] veröffentlicht. Darin wird ein deutliches Unverständnis geäußert, dass die Sydney sich so weit der Kormoran näherte, dass die deutliche Überlegenheit der Bewaffnung und der Geschwindigkeit der Sydney nicht mehr ausgespielt werden konnte. Zudem hätte der Kommandant der Sydney die getarnte Kormoran als ein verdächtiges Schiff einstufen müssen, da bekannt war, dass sich möglicherweise getarnte deutsche Kriegsschiffe, sogenannte „Raider“, westlich der Küste Australiens im Indischen Ozean aufhielten.
Offizielle Würdigung
Es gibt mehrere Gedenkstätten für die HMAS Sydney in Australien. Die größte davon befindet sich in Geraldton,[18] in der Garden Island Naval Chapel, einer christlichen Kapelle, die dem Andenken an australische Kriegsschiffe und ihre Besatzungen gewidmet ist, findet sich ein Glasfenster mit einer Abbildung des Schiffes.
Die australische Münzprägeanstalt Perth Mint würdigte noch im Jahr 2008 die Entdeckung beider Wracks mit einem limitierten Silbermünzensatz. Die eine Münze ist (theoretisch) offizielles Zahlungsmittel mit einem Nennwert von 1 A$; sie zeigt auf dem Avers die HMAS Sydney II und auf dem Revers Königin Elizabeth II; auf der zweiten Münze befindet sich auf dem Avers der Hilfskreuzer Kormoran und auf dem Revers eine Skizze des letzten Kurses beider Schiffe.[19]
Literatur
- J.J. Colledge, Ben Warlow: Ships of the Royal Navy: The Complete Record of all Fighting Ships of the Royal Navy. Rev.ed. 2006. Chatham, London, ISBN 978-1-86176-281-8.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945. Manfred Pawlak Verlag, Herrsching 1968, ISBN 3-88199-009-7.
Weblinks
- Showdown in der Haifischbucht – Einer der letzten Überlebenden der Kormoran erinnert sich an das Seegefecht mit der Sydney. einestages.
- Das Gefecht in der Straße von Otranto (englisch)
- Seite zur HMAS Sydney. Australian War Memorial (englisch)
- Bericht über die Exhumierung auf der Weihnachtsinsel. (Memento vom 6. Mai 2012 im Internet Archive) hmassydney.com (englisch)
- The loss of HMAS Sydney II. Abschlussbericht der offiziellen Untersuchungskommission der australischen Regierung (HMAS Sydney II Commission of Inquiry), August 2009 (englisch)
- Die größte Niederlage der australischen Marine. Welt Online
Einzelnachweise
- Royal Navy Ships, September 1939 3. Dominion and Indian Navies.
- Rohwer: Seekrieg, 6.1.– 12.2.1940 Indischer Ozean
- Rohwer: Seekrieg, 15.4.– 17.5.1940 Indischer Ozean
- HMAS Sydney - Leander/Perth-class Light Cruiser
- beb: Australien identifiziert »unbekannten Seemann«. 21. November 2021, abgerufen am 22. November 2021 (dpa).
- Tim Barlass: Unknown sailor from HMAS Sydney was engaged to be married, family says. 18. November 2021, abgerufen am 21. November 2021 (englisch).
- Cracking a 70-year puzzle. The Sydney Morning Herald; abgerufen am 5. August 2009.
- Completed Inquiry: The loss of HMAS Sydney. (Memento vom 3. Oktober 2009 im Internet Archive) Offizieller Bericht des australischen Parlaments; abgerufen am 5. August 2009.
- ID for sailor’s remains getting closer. In: The New Zealand Herald, 24 Juni 2007; abgerufen am 5. August 2009
- Unknown sailor from HMAS Sydney was engaged to be married, family says. Sydney Morning Herald, 19. November 2021
- HMAS Sydney II. findingsydney.com, abgerufen am 27. April 2021
- Wrack des legendären Kreuzers „Kormoran“ entdeckt. Spiegel Online, 16. März 2008
- Official Press Releases (Verlautbarung des australischen Premiers). presspass.findingsydney.com
- Wreck of HMAS Sydney found (Memento vom 1. April 2008 im Internet Archive) – ABC News
- Wrackfotos sollen Rätsel der „Sydney“ lösen. Spiegel Online, 16. März 2008
- HMAS Sydney II and the HSK Kormoran Shipwreck Sites. environment.gov.au (englisch); abgerufen am 30. Oktober 2011
- The Loss of HMAS Sydney II (Offizieller Abschlussbericht der Untersuchungskommission der australischen Regierung). defence.gov.au (englisch)
- HMAS Sydney II Memorial. hmassydneymemorialgeraldton.com
- Perth Mint Unveils Silver Coin Tribute to Mark Discovery of HMAS Sydney I. In: CoinNews.net. Perth Mint, abgerufen am 19. April 2021 (englisch).