North American B-25
Die North American B-25 „Mitchell“ war ein zweimotoriger mittelschwerer Bomber des US-amerikanischen Herstellers North American Aviation. Der Prototyp mit der Werksbezeichnung NA-62 flog erstmals am 19. August 1940. Im Zweiten Weltkrieg wurden von 1941 bis 1945 insgesamt 9.984 B-25 produziert.
North American B-25 Mitchell | |
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North American B-25G-10 der United States Army Air Forces | |
Typ: | Bomber |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | North American Aviation |
Erstflug: | 19. August 1940 |
Indienststellung: | 1941 |
Produktionszeit: | 1941 bis 1945 |
Stückzahl: | 9984 |
Der Typ erhielt zu Ehren des Generals Billy Mitchell (1879–1936) den Beinamen Mitchell. Die Luftstreitkräfte der USA (USAAF), Großbritanniens, Australiens, Chinas, der Niederlande und der Sowjetunion setzten B-25 ein.
Der wohl bekannteste Einsatz der B-25 war der Angriff von Lieutenant Colonel James „Jimmy“ H. Doolittle auf Tokio, bekannt als Doolittle Raid, der am 18. April 1942 mit 16 B-25B von Bord des Flugzeugträgers USS Hornet gestartet wurde.
Rund achtzig B-25-Bomber der USAAF wurden im März 1944 bei dem bislang letzten Ausbruch des Vesuv zerstört, als Tephra-Niederschläge auf den Militärflugplatz Pompeii Airfield in Terzigno (Italien) fielen.[1]
Am 28. Juli 1945 kollidierte ein B-25-Bomber wegen eines Navigationsfehlers bei schlechter Sicht mit dem Empire State Building.
Versionen
U.S. Army
- B-25
- 24 gebaut, die ersten neun Flugzeuge besaßen Tragflächen mit einer durchgehenden V-Stellung vom Rumpf bis zu den Tragflächenspitzen. Bei den folgenden Maschinen wurden die Außenflügel waagerecht ausgerichtet, sodass ein leichter Knickflügel entstand. Die Richtungsstabilität konnte durch diese Modifikation, die nachträglich auch die ersten neun Flugzeuge erhielten, verbessert werden. Wright-R-2600-9-Motoren, Bau im Werk Inglewood, Kalifornien.
- B-25A
- 40 gebaut. Version mit selbstdichtenden Tanks, Panzerung und einem modifizierten Heckstand. Ab 1942 wurden sie als veraltet angesehen und als „RB-25A“ („R“ für „Restricted“) bezeichnet.
- B-25B
- 120 gebaut. Version ohne Heckstand, dafür mit Drehtürmen auf und unter dem Rumpf. Obwohl der Turm unter dem Rumpf eingezogen werden konnte, verringerte sich die Geschwindigkeit um 48 km/h. 23 Maschinen wurden an die Royal Air Force als Mitchell Mk I geliefert. B-25B wurden beim „Doolittle Raid“ auf Tokio am 18. April 1942 eingesetzt.
- B-25C
- 1.625 gebaut. Version mit Wright R-2600-13 Motoren, Enteisungsausrüstung und einer Kanzel für den Navigator. Die Bugbewaffnung wurde um ein bewegliches und ein starres 12,7-mm-MG verstärkt (RAF „Mitchell Mk II“).
- TB-25C
- Trainerversion der B-25C (ursprünglich als „AT-24C“ bezeichnet).
- B-25D
- 2.290 gebaut, B-25C aus dem Werk Kansas City (Kansas).
- TB-25D
- Trainerversion der B-25D (ursprünglich als „AT-24A“ bezeichnet), 60 umgebaut.
- XB-25E
- Eine B-25C, die zu Tests einer Enteisungsanlage umgebaut wurde (Enteisung mittels der Motorabgase).
- XB-25F-A
- Eine B-25C, die zu Tests einer Enteisungsanlage umgebaut wurde (elektrische Enteisung).
- XB-25G
- Umbau einer B-25C mit verkleideter Nase und einer Bugbewaffnung von zwei starren 12,7-mm-MG und einer 75-mm-M4-Kanone.
- B-25G
- 420 gebaut. Serienversion der XB-25G mit erhöhter Treibstoffzuladung und verbesserter Panzerung. Eine Maschine wurde zu Tests an die RAF abgegeben.
- TB-25G
- Trainerversion der B-25G (ursprünglich als „AT-24B“ bezeichnet).
- B-25H
- 1.000 gebaut. Verbesserte B-25G mit vier 12,7-mm-MG im Bug und je zwei rechts und links des Rumpfes. Die M4-Kanone wurde durch die 75-mm-T13E1 ersetzt.
- B-25J
- 4.318 gebaut. Ursprünglich B-25H mit verglaster Nase, oft aber auch mit 14 bis 18 starr nach vorne feuernden 12,7-mm-MG in verkleideter Nase. 316 an die RAF als Mitchell Mk III.
- TB-25J
- Trainerversion der B-25J (ursprünglich als „AT-24D“ bezeichnet).
- CB-25J
- Als Transporter umgebaute B-25J.
- VB-25J
- Als VIP-Transporter umgebaute B-25J.
- TB-25K
- Trainerversion der B-25J mit Hughes-E1-Radar, 117 umgebaut.
- TB-25L
- Trainerversion der B-25J, 90 umgebaut.
- TB-25M
- Trainerversion der B-25J mit Hughes-E5-Radar, 40 umgebaut.
- TB-25N
- Trainerversion der B-25J, 47 umgebaut.
- F-10
- Umbau von 10 B-25D zu Aufklärungsflugzeugen. Ab 1948 als RB-25D („R“ für „Reconnaissance“) bezeichnet.
U.S. Navy
- PBJ-1C
- B-25C mit Radar, 50 umgebaut.
- PBJ-1D
- B-25D, Heckstand mit nur einem 12,7-mm-MG sowie einer 75-mm-Kanone T13E1 im Bug, oft mit Radar ausgerüstet. 152 umgebaut.
- PBJ-1G
- B-25G, eine von der U.S. Navy übernommen.
- PBJ-1H
- B-25H der U.S. Navy, oft mit Radar ausgerüstet. 248 von der U.S. Navy übernommen. Eine wurde für Katapultstarts ausgerüstet und vom Flugzeugträger USS Shangri-La gestartet.
- PBJ-1J
- B-25H der U.S. Navy mit verbesserter Funkausrüstung, oft mit Radar ausgerüstet. 255 umgebaut.
Produktion
Hersteller | Typ | 1941 | 1942 | 1943 | 1944 | 1945 | Summe |
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North American, Inglewood | B-25 | 24 | 24 | ||||
B-25A | 40 | 40 | |||||
B-25B | 107 | 13 | 120 | ||||
B-25C | 1106 | 514 | 1620 | ||||
North American, Kansas | B-25D | 435 | 1701 | 154 | 2290 | ||
North American, Inglewood | B-25G | 405 | 405 | ||||
B-25H | 334 | 666 | 1000 | ||||
North American, Kansas | B-25J | 2858 | 1460 | 4318 | |||
Summe | 171 | 1554 | 2954 | 3678 | 1460 | 9817 |
Am 30. Juni 1956 waren folgende Umbauten im Bestand der USAF: Aus Version D: 2 RB-25D, 1 TB-25D; aus der Version J: 5 VB-25J, 32 VB-25N, 123 TB-25J, 90 TB-25K, 79 TB-25L, 35 TB-25M, 603 TB-25N.[3]
Nutzer
Während die United States Navy und das United States Marine Corps die PBJ nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch bis 1948 zu Testzwecken einsetzten, nutzte die U.S. Air Force die B-25 bis 1959, vor allem als Trainingsflugzeug.
Neben den US-Streitkräften war Großbritannien der größte Nutzer, der im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes 910 B-25 erhielt. Innerhalb der RAF flogen auch eine aus Niederländern, eine aus Polen und eine aus Franzosen bestehende Staffel die B-25.
Ebenfalls als Folge der Lend-Lease-Vereinbarung erhielt die Sowjetunion ab Oktober 1941 insgesamt 870 B-25 der Versionen B, C und J. Die Flugzeuge wurden auf dem Seeweg und den Persischen Korridor transportiert oder direkt über die Alaska-Sibirien-Route (ALSIB) eingeflogen.[4] Einige dieser B-25 wurden noch bis weit in die 1950er-Jahre hinein genutzt. Die NATO vergab für die Mitchell deshalb den Codenamen „Bank“. Einige Flugzeuge wurden als Testträger für Strahltriebwerke, Starthilfsraketen und das Rettungssystem der OKB-2 346 genutzt.
Die Niederlande bestellten am 30. Juni 1941 für Niederländisch-Indien 162 B-25C, von denen die ersten jedoch die Niederländischen Streitkräfte vor deren Kapitulation im März 1942 nicht mehr erreichten. 1942 bis 1945 wurden dann 150 B-25C/D/J geliefert, die von Australien aus eingesetzt wurden. Einige waren bis 1950 im indonesischen Unabhängigkeitskrieg im Einsatz und wurden 1950 an die indonesischen Streitkräfte übergeben. Diese setzten sie bis 1979 ein. Die niederländische 320 Sqn. der RAF in Europa flog die Mitchell von 1943 bis 1951.
Australien erhielt 1944/45 30 B-25D und 20 B-25J, die bis November 1945 von der No. 2 Squadron RAAF eingesetzt wurden. 1950 wurden die meisten Maschinen verschrottet.
Kanada erhielt 1944 eine Mitchell Mk I, 42 Mk II und 19 Mk III von der RAF. 1951 wurden weitere 75 B-25J beschafft, die bis 1960 vor allem für Transportaufgaben eingesetzt wurden.
Die nationalchinesischen Streitkräfte erhielten während des Zweiten Weltkrieges im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes 100 B-25C/D und 131 B-25J, die auch im darauf folgenden Bürgerkrieg eingesetzt wurden. Viele wurden 1948 nach Taiwan überführt, einige aber auch von den Streitkräften der Volksrepublik China eingesetzt.
Die Streitkräfte des Freien Frankreichs erhielten etwa 21 B-25, mit denen die No. 342 Squadron der RAF gebildet wurde. 1944/45 wurde daraus die GB I/20 Lorraine der französischen Luftstreitkräfte, die bis 1947 eingesetzt wurden.
Brasilien erhielt im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes sieben B-25B, eine B-25C und 32 B-25J, die zu Patrouillen über dem Atlantik eingesetzt wurden. 1946/47 erhielt Brasilien weitere 64 B-25J, die letzten wurden 1970 ausgemustert.
Ab 1947 lieferten die USA im Rahmen des „Military Assistance Program“ die B-25 an sieben lateinamerikanische Staaten, um deren Streitkräfte zu verstärken. Folgende Lieferungen sind bekannt:
- Bolivien: 13 B-25J, die bis 1979 flogen.
- Chile: zwölf B-25J, die bis 1954 bei der Grupo de Bombardeo Mediano No 8 in Quintero flogen.
- Dominikanische Republik: zwei B-25H und drei B-25J
- Kolumbien: drei B-25J, die bis 1957 flogen.
- Mexiko: drei B-25J, die bis in die 1960er-Jahre eingesetzt wurden.
- Uruguay erhielt in den frühen 1950er-Jahren 14 B-25J und eine B-25H.
- 1947 bis 1957 erhielt Venezuela 30 B-25H/J und kaufte neun B-25 von Kanada. Sie wurden bis 1971 unter anderem von den Escuadrones de Bombardeo 3, 7 und 40 eingesetzt.
Biafra setzte noch 1967 zwei B-25 im Biafra-Krieg ein.
Technische Daten
Kenngröße | Daten (B-25J) |
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Besatzung | 6 (1 Pilot, 1 Copilot, 1 Navigator/Bombenschütze, 1 Turmschütze/Ingenieur, 1 Funker/Bugschütze, 1 Heckschütze) |
Spannweite | 21 m |
Länge | 16,5 m |
Höhe | 4,8 m |
Leermasse | 9.580 kg |
max. Startmasse | 19.000 kg |
Antrieb | zwei Sternmotoren Wright Cyclone mit je 1.850 PS (1.361 kW) |
Höchstgeschwindigkeit | 455 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 6.500 Meter |
Reichweite | 2.173 km |
Bewaffnung | 4–8 12,7-mm-MG als Abwehrbewaffnung 8 vorwärtsfeuernde 12,7-mm-MG 1.800 kg (3.968 lb) Waffenlast (Bomben/Raketen) |
Sonstiges
- Im Spielfilm Catch-22 – Der böse Trick von 1970 sieht man etwa ein Dutzend noch flugfähiger B-25 aus der Nähe und von einer Mittelmeerinsel starten und landen.
Siehe auch
Literatur
- Chris Westhorp (Hrsg.): Thunder in the Heavens – Klassische US-Flugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg. Deutschsprachige Ausgabe, Karl Müller Verlag, Erlangen 1995. ISBN 3-86070-364-1
Weblinks
- Pilot Training Manual for the B-25 Mitchell Bomber. Office of Assistant Chief of Air Staff, Training, 1944, abgerufen am 23. Mai 2021 (englisch).
Einzelnachweise
- The Eruption of Mount Vesuvius. In: warwingsart.com. Abgerufen am 25. Juli 2016.
- Statistical Digest of the USAF 1946, S. 100 ff.; www.uswarplanes.net
- Statistical Digest of the USAF 1956. S. 97
- Hans-Joachim Mau/Hans Heiri Stapfer: Unter rotem Stern – Lend-Lease-Flugzeuge für die Sowjetunion 1941–1945. Transpress, Berlin 1991, S. 114–118.