Landkreis Feuchtwangen

Der Landkreis Feuchtwangen w​ar ein Landkreis i​n Bayern, d​er im Zuge d​er Gebietsreform i​n Bayern 1972 aufgelöst wurde. Er gehörte z​um Regierungsbezirk Mittelfranken. Vor d​em Beginn d​er bayerischen Gebietsreform a​m Anfang d​er 1970er Jahre umfasste d​er Landkreis 51 Gemeinden.[1]

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten (Stand 1972)
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Mittelfranken
Verwaltungssitz: Feuchtwangen
Fläche: 453,21 km2
Einwohner: 37.038 (27. Mai 1970)
Bevölkerungsdichte: 82 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: FEU
Kreisschlüssel: 09 5 35
Kreisgliederung: 51 Gemeinden
Lage des Landkreises Feuchtwangen in Bayern
Karte
Lage des Landkreises Feuchtwangen im heutigen Landkreis Ansbach

Geographie

Wichtige Orte

Die einwohnerstärksten Orte d​es Landkreises w​aren Feuchtwangen, Herrieden, Bechhofen u​nd Aurach.

Nachbarkreise

Der Landkreis grenzte 1972 i​m Uhrzeigersinn i​m Norden beginnend a​n die Landkreise Rothenburg o​b der Tauber, Ansbach, Gunzenhausen u​nd Dinkelsbühl (alle i​n Bayern) s​owie Crailsheim (in Baden-Württemberg).

Geschichte

Bis 1791 war Feuchtwangen brandenburgisch-ansbachische Oberamtsstadt mit einem weiten zugehörigen Gebiet, das schon wesentliche Teile des späteren Bezirksamts bzw. Landkreises umfasste. Die zum Oberamt Feuchtwangen zugehörigen Unterämter waren das Stiftsverwalteramt Feuchtwangen, Stadtvogteiamt Feuchtwangen, Klosterverwalteramt Sulz, Verwalteramt Waizendorf, Verwalteramt Forndorf, Kasten- und Vogtamt Feuchtwangen, Vogtamt Ampfrach, Verwalteramt Bechhofen, Vogtamt Schopfloch. Der letzte kinderlose Markgraf Carl Alexander trat sein Land in diesem Jahr an das Königreich Preußen ab. Durch die neue preußische Organisation des Fürstentums wurden aus den ansbachischen Oberämtern Crailsheim und Feuchtwangen der Crailsheimer Kreis gebildet, es folgte in diesem Zuge die Gewaltenteilung durch die Trennung von Verwaltung und Justiz eingeführt. Dadurch endete die zum Teil Jahrhunderte alte Verwaltungsstruktur. Mit Patent des preußischen Königs vom 19. November 1795 und der Instruktion für sämtliche Stadtgerichte, Justizämter und Patrimonialgerichte des Fürstenthums Ansbach vom 11. Juni 1797 wurden die Regelungen konkretisiert und die Justizämter eingerichtet. Im Crailsheimer Kreis gab es dann die Justizämter Crailsheim und Feuchtwangen sowie das Stadtgericht Crailsheim. Im Jahr 1805 kam es zum dritten Koalitionskrieg gegen Frankreich. Beim Marsch nach München hatte der General Bernadotte die Neutralität des zu Preußen gehörenden Fürstentums Ansbach verletzt.[2] Im Vertrag von Schönbrunn vom 15. Dezember 1805 musste Preußen das Fürstentum Ansbach im Tausch gegen das Kurfürstentum Hannover an Frankreich abgeben, das am 1. Januar 1806 an das neue Königreich Bayern kam.[3] Bayern führte eine neue Verwaltungsgliederung ein: aus dem Crailsheimer Kreis wurden die als „Landgericht“ bezeichneten Kreise Gerhardsbronn (heute Gerabronn), Crailsheim und Feuchtwangen gebildet aus denen sich später die Landkreise bildeten, so auch der Landkreis Feuchtwangen. Teile des Crailsheimer Kreises gingen auch an das neugebildete bayerische Landgericht Dinkelsbühl, die alle zum neugebildeten Rezatkreis (aus dem später Mittelfranken wurde) des Königreichs Bayern gehörten. Aus dem Landgericht entstanden später das Bezirks-(Landrats-)amt und das Amtsgericht. Durch den Grenzvertrag zwischen dem Königreich Bayern und dem Königreich Württemberg vom 18. Mai 1810 kamen die bayerischen Landgerichte Gerabronn und Crailsheim sowie kleine Teile der Landgerichte Dinkelsbühl und Feuchtwangen zu Württemberg und die westlichen Orte des Feuchtwanger Landes wurden dadurch Grenzgebiet.[4][5] Die damalige Staatsgrenze Königreich Bayern/Königreich Württemberg bzw. dem Freistaat Bayern/Baden-Württemberg besteht zwischen den Bundesländern und damit auch zwischen dem Landkreis Feuchtwangen bzw. dem Landkreis Ansbach und Crailsheim bzw. dem Landkreis Schwäbisch Hall weiterhin fort.

Bezirksamt

Das Bezirksamt Feuchtwangen w​urde 1862 d​urch den Zusammenschluss d​er Landgerichte älterer Ordnung Feuchtwangen u​nd Herrieden gebildet.[6]

EinwohnerBezirksamt bzw.
Landkreis Feuchtwangen
26.332 (1890)davon 17.143 Evangelische9.037 Katholiken121 Juden
25.898 (1900)davon 16.732 Evangelische9.027 Katholiken
26.631 (1910)davon 17.028 Evangelische9.481 Katholiken
26.957 (1925)davon 17.096 Evangelische9.785 Katholiken75 Juden
26.970 (1933)davon 17.175 Evangelische9.714 Katholiken71 Juden
26.346 (1939)davon 16.403 Evangelische9.895 Katholiken0 Juden1 sonstiger Christ
38.650 (1950)
33.900 (1960)davon 5.500 Vertriebene[7]

Landkreis

Am 1. Januar 1939 w​urde reichseinheitlich d​ie Bezeichnung Landkreis eingeführt.[8] So w​urde aus d​em Bezirksamt d​er Landkreis Feuchtwangen.

Am 1. Juli 1971 traten d​ie Gemeinden Heinersdorf u​nd Königshofen a.d.Heide a​us dem Landkreis Dinkelsbühl z​um Landkreis Feuchtwangen u​nd wurden i​n den Markt Bechhofen eingemeindet.[9]

Am 1. Juli 1972 w​urde der größte Teil d​es Landkreises Feuchtwangen zusammen m​it den Landkreisen Dinkelsbühl u​nd Rothenburg o​b der Tauber u​nd der b​is dahin kreisfreien Stadt Rothenburg o​b der Tauber s​owie einigen Gemeinden d​er Landkreise Gunzenhausen, Schwabach u​nd Neustadt a​n der Aisch u​nd Teilen d​es alten Landkreises Ansbach z​um heutigen Landkreis Ansbach vereinigt. Die Gemeinde Claffheim w​urde in d​ie kreisfreie Stadt Ansbach eingemeindet.[10][11]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
186425.939[12]
188526.743[13]
190025.898[14]
191026.631[14]
192526.957[15]
193926.346[16]
195038.650[17]
196033.900[18]
197137.900[19]

Gemeinden

Kursiv gesetzte Orte s​ind noch h​eute selbständige Gemeinden. Bei d​en Orten, d​ie heute n​icht mehr selbständig sind, i​st vermerkt, z​u welcher Gemeinde d​er Ort h​eute gehört. Alle Gemeinden d​es ehemaligen Landkreises gehören h​eute zum Landkreis Ansbach, außer Claffheim, d​as in d​ie kreisfreie Stadt Ansbach eingemeindet wurde.

Städte

  1. Feuchtwangen
  2. Herrieden
  3. Ornbau

Märkte

  1. Arberg
  2. Bechhofen
  3. Dentlein am Forst
  4. Weidenbach

Gemeinden

  1. Aichau (Stadt Feuchtwangen)
  2. Aichenzell (Stadt Feuchtwangen)
  3. Aurach
  4. Banzenweiler (Stadt Feuchtwangen)
  5. Breitenau (Stadt Feuchtwangen)
  6. Burgoberbach
  7. Claffheim (Stadt Ansbach)
  8. Dorfgütingen (Stadt Feuchtwangen)
  9. Elbersroth (Stadt Herrieden)
  10. Gern (Stadt Ornbau)
  11. Großbreitenbronn (Stadt Merkendorf)
  12. Großenried (Markt Bechhofen)
  13. Haundorf (Gemeinde Schnelldorf)
  14. Heilbronn (Stadt Feuchtwangen)
  15. Heuberg (Stadt Herrieden)
  16. Hohenberg (Stadt Herrieden)
  17. Kaudorf (Markt Bechhofen)
  18. Kemmathen (Markt Arberg)
  19. Krapfenau (Stadt Feuchtwangen)
  20. Lammelbach (Stadt Herrieden)
  21. Larrieden (Stadt Feuchtwangen)
  22. Leidendorf (Markt Weidenbach)
  23. Liebersdorf (Markt Bechhofen)
  24. Mörlach (Markt Bechhofen)
  25. Mörsach (Markt Arberg)
  26. Mosbach (Stadt Feuchtwangen)
  27. Neunstetten (Stadt Herrieden)
  28. Neuses (Gemeinde Burgoberbach)
  29. Niederoberbach (Gemeinde Burgoberbach)
  30. Oberampfrach (Gemeinde Schnelldorf)
  31. Oberschönbronn (Stadt Herrieden)
  32. Rauenzell (Stadt Herrieden)
  33. Roth (Stadt Herrieden)
  34. Sachsbach (Markt Bechhofen)
  35. Sommersdorf (Gemeinde Burgoberbach)
  36. Stadel (Stadt Herrieden)
  37. Thann (Markt Bechhofen)
  38. Thürnhofen (Stadt Feuchtwangen)
  39. Unterampfrach (Gemeinde Schnelldorf)
  40. Vorderbreitenthann (Stadt Feuchtwangen)
  41. Waizendorf (Markt Bechhofen)
  42. Weinberg (Gemeinde Aurach)
  43. Wieseth
  44. Wiesethbruck (Markt Bechhofen)

Gemeindefreie Gebiete

  1. Aurach (Aurach)
  2. Dentleinerforst (Dentlein am Forst)
  3. Erl- u. Grünwald (Aurach, Herrieden)

Kfz-Kennzeichen

Am 1. Juli 1956 w​urde dem Landkreis b​ei der Einführung d​er bis h​eute gültigen Kfz-Kennzeichen d​as Unterscheidungszeichen FEU zugewiesen. Es w​urde bis z​um 28. April 1973 ausgegeben. Seit d​em 10. Juli 2013 i​st es aufgrund d​er Kennzeichenliberalisierung i​m Landkreis Ansbach erhältlich.

Wappen des Landkreises

Auf d​er Rückseite d​es Buches Feuchtwangen u​nd sein Landkreis i​st das Landkreiswappen erläutert:

Das 1953 erschaffene Wappen erinnert m​it seinen Grundfarben schwarz-weiß, d​en Zollernfarben, a​n die l​ange geschichtliche Vergangenheit:

Von 1376 bis 1806 gehörte ein Großteil des Landkreises zur Burggrafschaft Nürnberg bzw. Markgrafschaft Ansbach (respektive Preußen), mit der er 1806 zum Königreich Bayern kam; ferner wird dadurch auch auf die enge Verbindung Feuchtwangens mit dem Deutschen Ritterorden hingewiesen (die Hochmeister Conrad und Siegfried von Feuchtwangen). Der schwarze romanische Rundbogen des vor über 825 Jahren erbauten, ehrwürdigen Kreuzgangs ist heute weithin bekannt, denn dort finden seit 1949 die Kreuzgangspiele statt. In den beiden mittleren, kleinen Wappenschildern wird die deutsche Schicksalsgemeinschaft und die Forderung nach einer Wiedervereinigung von West-, Mittel- und Ostdeutschland durch den alten Reichsadler verkörpert. Frankens weiß-roter Rechen versinnbildlicht die Treue zur fränkischen Heimat. Auf der Schluss-Seite des Buches ist das gesamte Wappen noch mit einem kräftigen hellgrünen Rand umgeben, in den sich wohl die Feuchtwanger Stadtfarben grün-weiß wiederfinden lassen.

Literatur

  • Kurt von Ingersleben: Feuchtwangen und sein Landkreis Herold Neue Verlags GmbH, München; 1971 herausgegeben vom Gebietsausschuß Frankenhöhe-Wörnitzgrund im Bay. Fremdenverkehrsverband.
  • Hans Karlmann Ramisch: Landkreis Feuchtwangen (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 21). Deutscher Kunstverlag, München 1964, DNB 453909426.

Einzelnachweise

  1. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern 1964
  2. Arthur E. Imhof: Bernadotte. Französischer Revolutionsgeneral und schwedisch-norwegischer König. Musterschmidt, Göttingen 1970, S. 37–38.
  3. Das Haus Hohenzollern. Ein patriotisches Gedenkbuch in Bild und Wort, Repr. d. Originals v. 1910, Europ.Geschichtsverlag 2011, ISBN 978-3-86382-072-5, Seiten 175–176
  4. Grenzvertrag zwischen Bayern und Württemberg von 1810 auf Wikisource.de, abgerufen am 16. Juni 2019
  5. http://www.documentarchiv.de/nzjh/1810/grenzvertrag_baiern-wuertemberg.htm
  6. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 460 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Michael Rademacher: Bay_feuchtwangen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 97 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Verordnung über die Eingliederung der Gemeinden Heinersdorf und Königshofen a.d.Heide
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 713.
  11. Verordnung zur Neugliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Städte vom 27. Dezember 1971
  12. Eugen Hartmann: Statistik des Königreiches Bayern. Hrsg.: Königlich bayerisches statistisches Bureau. München 1866, Einwohnerzahlen der Bezirksämter 1864 (Digitalisat).
  13. Königlich bayerisches statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. München 1888, Einwohnerzahlen der Bezirksämter 1885 (Digitalisat).
  14. www.gemeindeverzeichnis.de: Mittelfranken
  15. Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern, nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925
  16. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1940
  17. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1952
  18. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1961
  19. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1973
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