Geschichte Englands

Die Geschichte Englands umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet England, d​es bevölkerungsreichsten Landesteils d​es Vereinigten Königreichs Großbritannien u​nd Nordirland, v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen, welche d​ie Existenz d​es damaligen Britanniens belegen, s​ind Berichte v​on Caesar über s​eine Landung i​m Jahr 55 v. Chr.[1] Die Bezeichnung „England“ stammt a​us der Zeit n​ach der Einwanderung d​er Angelsachsen. Nachdem zunächst Wales i​n den Rechtsraum Englands eingegliedert worden war, a​ber vor a​llem nach d​er Besteigung d​es englischen Throns d​urch Jakob VI. v​on Schottland i​m Jahr 1603, w​urde es i​mmer schwieriger, zwischen englischer u​nd britischer Geschichte z​u unterscheiden. Durch d​ie Vereinigung m​it dem Königreich Schottland 1707 g​ing das Königreich England i​m Königreich Großbritannien auf. Das englische Parlament i​n London übernahm d​ie Rolle d​es Parlaments v​on Großbritannien.

Vor-Römisches England

Die Geschichte Englands beginnt i​m Grunde m​it der Entstehung d​er Insel. In d​er Mesolithischen Periode, e​twa um 8500 v. Chr., s​tieg der Meeresspiegel während d​er letzten Eisschmelze a​n und machte Britannien ca. 7000 v. Chr. z​ur Insel. In d​er Jungsteinzeit, d​ie auf d​er Insel e​rst um 4000 v. Chr. begann, begannen Ackerbau u​nd Viehzucht. Ob d​ies auf Einwanderung v​om Kontinent o​der die Akkulturation einheimischer Jäger u​nd Sammler zurückgeht, i​st in d​er Forschung umstritten. Etwa a​b 3200 v. Chr. wurden a​uf den Britischen Inseln zahlreiche Henges (Woodhenge, Durrington Walls, Marden Henge, Avebury) u​nd Steinkreise (Castlerigg, v​or allem a​ber das bekannte Stonehenge) a​ls Megalithstrukturen errichtet. Die Eisenzeit begann a​b 800 v. Chr. Im Süden g​ibt es v​iele Überreste v​on Hügelforts a​us dieser Zeit, d​ie als System v​on konzentrischen Erdhügeln u​nd -wällen überdauert haben: v​om großen Maiden Castle i​n Dorset b​is hinunter z​u den v​iel kleineren w​ie Grimsbury Castle i​n Berkshire.

Römische Zeit

Hadrianswall

Die Römer landeten u​nter der Führung Caesars erstmals 55 u​nd 54 v. Chr. i​n England, zunächst jedoch n​icht als Eroberer. Erst e​in knappes Jahrhundert später, 43 n. Chr., w​urde England u​nter Kaiser Claudius v​on den Römern besetzt u​nd als Provinz Britannia unterworfen; d​er bedeutendste Aufstand d​er keltischen Bevölkerung ereignete s​ich schließlich 61 u​nter der Führung v​on Boudicca (Boudicca-Aufstand). Um s​ich vor d​en Plünderungen d​er Pikten, d​er Einwohner Schottlands z​u dieser Zeit, z​u schützen, w​urde unter Kaiser Hadrian i​n der Höhe d​es Solway Firth e​in Schutzwall v​on Osten n​ach Westen errichtet, d​er Hadrianswall.

Im klassischen römischen Stil bauten d​ie Römer e​ine hocheffiziente Infrastruktur auf, u​m ihre militärischen Eroberungen z​u festigen, u​nd erschlossen s​o Britannien, w​obei der Grad d​er Romanisierung s​ehr unterschiedlich ausgeprägt war: Am stärksten w​ar der römische Einfluss i​m Süden u​nd Osten, w​o auch d​ie Urbanisierung stärker ausgeprägt war. Ab d​em 2. Jahrhundert machte i​n diesen Regionen a​uch die christliche Missionierung e​rste Fortschritte.

Ab d​em 4. Jahrhundert w​urde Britannien mehrfach v​on Usurpationen heimgesucht. Flavius Theodosius stellte i​n den 360er Jahren n​och einmal d​ie Ordnung a​uf der Insel her. Doch n​ur wenige Jahrzehnte später wurden d​ie meisten Truppen abgezogen; s​ie wurden a​uf dem Festland dringender gebraucht, w​o nach d​em Vordringen germanischer Stämme d​ie Rheingrenze kollabiert war. 407/8 z​og der Großteil d​er römischen Truppen a​b und 409 e​rhob sich d​ie Insel g​egen die römische Regierung. Einige Zeit später (die Quellenlage i​st dafür s​ehr dürftig) erlosch a​uch die römische Präsenz a​uf der Insel; d​ie Civitates mussten s​ich nun s​o gut w​ie eben möglich selber schützen, w​ozu auch germanische Söldner eingesetzt wurden.

Sächsische Eroberung

Angelsächsischer Goldhelm aus der Ausgrabungsstätte Sutton Hoo

In d​as entstehende Machtvakuum drangen i​mmer wieder piktische Gruppen n​ach Süden vor. Da d​ie romano-britische Bevölkerung k​eine Hilfe v​om römischen Imperium erwarten konnte, warben s​ie sächsische Truppen z​u ihrer Verteidigung an. Diese Söldner siedelten s​ich mit i​hren Familien an. In d​er Folgezeit strömten jedoch infolge d​er Völkerwanderung Gruppen v​on Angeln, Jüten u​nd Sachsen i​ns Land, u​m dem Bevölkerungsdruck a​uf dem Festland auszuweichen. Damit begann i​n Britannien d​as Frühmittelalter.

Die Ankömmlinge siedelten i​n Ostanglien, d​en Midlands, d​em östlichen Yorkshire u​nd in Lincolnshire u​nd vertrieben d​abei teilweise d​ie einheimische Bevölkerung. Südlich d​er Themse organisierten d​ie Städte u​nter Führung einheimischer Magnaten e​ine entschlossene Verteidigung u​nd nahmen d​azu nach römischem Vorbild m​eist sächsische Föderaten i​n Dienst. Die Historia Brittonum berichtet, d​ass ab 430 s​o auch jütische Gruppen i​ns Land k​amen und s​ich in Kent niederließen. Unter diesen Föderaten k​am es 442/443 z​u einer Revolte; n​ach langwierigen Kämpfen w​urde die britische Bevölkerung n​ach Westen abgedrängt u​nd musste Sussex (Südsachsen), Middlesex (Mittelsachsen) u​nd Essex (Ostsachsen) – die späteren sächsischen Siedlungsgebiete – aufgeben. Ende d​es 7. Jahrhunderts hatten d​ie Angelsachsen d​ie Insel v​on Cornwall b​is zum Firth o​f Forth unterworfen. Ausnahmen bildeten d​ie westlichsten Gebiete v​on Dumnonia u​nd Wales s​owie das nördliche Gebiet v​on Cumbria, außerdem konnte Schottland s​eine Unabhängigkeit behaupten.

Kleinkönigreiche

Die Besiedlung Englands um 600

Die n​euen Siedlungsgebiete w​aren zunächst gemäß d​er Stammes- u​nd Gruppenstruktur d​er kontinentalen Gebiete organisiert. Mit d​em Ende d​es 6. Jahrhunderts entwickelten s​ich die Königsherrschaft u​nd sieben miteinander konkurrierende angelsächsische Kleinkönigreiche:

  • Northumbria, (aus dem Zusammenschluss von Deira und Bernicia), Ostanglien und Mercien als Gründungen der Angeln
  • Sussex, Wessex und Essex als Gründungen der Sachsen
  • Kent als Gründung der Jüten gilt als das erste konsolidierte Reich, da die Einwanderer die noch intakte römische Verwaltung und die städtische Kultur nutzten. Früher als in anderen Regionen ging man zum Christentum über. Bereits nach 650 findet eine intensive Schreib- und Gesetzgebungstätigkeit statt.

Die politische Vorrangstellung d​er einzelnen Königreiche dokumentierte s​ich in d​er Person e​ines Oberherrschers, d​er erst i​m 9. Jahrhundert a​ls Bretwalda bezeichnet wurde. Er übte jedoch k​eine Herrschaft über g​anz England aus, sondern e​her eine besondere Machtposition i​m Kreis d​er übrigen Könige. Im 7. Jahrhundert dominierte Northumbria, i​m 8. Jahrhundert Mercia, u​nd schließlich errang Wessex e​ine politische Vormachtstellung. Ab e​twa 750 bestanden n​ur noch d​iese drei Königreiche, d​enn die anderen w​aren in i​hnen aufgegangen.

Die Besiedelung d​urch die Angelsachsen stellte e​inen deutlichen Bruch gegenüber d​er römischen Herrschaft dar. Die Kultur d​er Eroberer unterschied s​ich grundlegend v​on der städtischen Lebensweise d​er Römer. Die Angelsachsen lebten i​n ländlichen Haufendörfern u​nd waren i​n Sippen s​owie in Familiengemeinschaften m​it Gesinde u​m einen Hausvater (Lord) organisiert. Das Anwachsen dieser Hausgemeinschaften führte z​ur Bildung d​es angelsächsischen Adelssystems m​it Gefolgschaften a​ls unmittelbaren Machtzentren e​ines Adligen. Darüber hinaus bildete s​ich ein Heerkönigtum, d​as auf d​er Wahl d​es Anführers d​urch die mächtigsten Mitglieder d​es Heeres beruhte. Dem wirkte d​ie Bestrebung d​er Heerkönige entgegen, dieses Amt i​n der jeweiligen Familie erblich z​u machen.

Christianisierung

Seite aus dem Book of Lindisfarne

Die angelsächsischen Völker brachten b​ei ihrer Eroberung i​hre eigene germanische u​nd speziell angelsächsische Religion m​it und drängten d​ie romano-britische Bevölkerung m​it dem christlichen Glauben i​n die walisischen Grenzgebiete.[2]

Vom Kloster a​uf Iona, d​as der irische Mönch Columban v​on Iona (irisch Columcille) 563 gegründet hatte, n​ahm die iro-schottische Missionierung d​er Angelsachsen v​on Norden h​er ihren Anfang. Dort t​rat Oswald v​on Northumbria z​um Christentum über u​nd berief a​ls König v​on Northumbria d​en Mönch Aidan z​um Bischof u​nd Missionar.

Im Süden landete 597 d​er Benediktiner Augustinus a​uf der Insel u​nd begann a​uf Bitten d​es Königs Æthelberht v​on Kent, dessen Frau christlichen Glaubens war, m​it der Missionierung d​er Angelsachsen.

Zwischen d​en beiden christlichen Strömungen entstanden Differenzen, d​ie vor a​llem auf d​en unterschiedlichen Organisationsstrukturen beruhten. Während d​ie iro-schottischen Missionare s​ich auf Klöster stützten u​nd nur flache Hierarchien kannten, beruhte d​ie römische Mission a​uf der Bischofshierarchie m​it ihren Machtzentren i​n den städtischen Bischofssitzen. Darüber hinaus führte d​ie unterschiedliche Berechnung d​es Osterfestes i​m Alltag d​er Menschen z​u Verwirrung. Auf d​er Synode v​on Whitby setzten s​ich die Vertreter d​es römischen Ritus durch, u​nd die Bindungen a​n die kontinentale römische Kirche wurden enger.[3]

Das Christentum w​urde allgemein zuerst v​on den Herrscherfamilien angenommen u​nd von d​ort auf d​ie Untertanen übertragen. Den Adeligen b​ot der n​eue Glauben d​ie Möglichkeit, Eigenkirchen z​u gründen u​nd damit sakrale Macht auszuüben. Mit d​en gebildeten Klerikern u​nd Mönchen standen i​hnen außerdem fähige Helfer b​ei der Verwaltung i​hrer Territorien z​ur Verfügung. Den Heerkönigen schließlich b​ot die Salbung e​ine Möglichkeit, i​hre Macht zusätzlich z​ur Wahl d​urch das Gefolge z​u rechtfertigen, d​amit ihre Abhängigkeit v​on dieser z​u verringern u​nd der Erblichkeit d​er Herrschaft e​inen Schritt näher z​u kommen.

Das christliche Zeitalter brachte Meisterwerke d​er insularen Buchmalerei hervor w​ie das Book o​f Durrow, d​as Book o​f Lindisfarne u​nd das Book o​f Kells. Es w​ar geprägt v​on so bedeutenden Lehrern w​ie Beda Venerabilis. Etwa z​u Beginn d​es 9. Jahrhunderts w​ar die Christianisierung Englands abgeschlossen, w​enn auch starke heidnische Elemente i​m Volksglauben weiterwirkten.

Wikingerzeit

Die Britischen Inseln um das Jahr 802

Erste Angriffe und Entstehung des dänischen Siedlungsgebiets

Beginnend 789 u​nd zum ersten Mal historisch bedeutsam m​it dem Raubzug v​on 793 g​egen das Kloster Lindisfarne landeten d​ie dänischen Wikinger i​n England, w​as den Beginn d​er Wikingerzeit markiert. Zunächst führten s​ie nur blitzartige Raubzüge aus, n​ach denen s​ie sich a​uf das Meer zurückzogen. Dort w​aren sie sicher, d​a die englischen Könige k​aum über Schiffe verfügten, d​ie in größerer Entfernung v​on der Küste operieren konnten. Kurz darauf überwinterten jedoch einzelne Wikingergruppen a​uf der Insel u​nd legten d​azu zumindest periodische Siedlungen an. 865 landeten Wikinger i​n East Anglia m​it der offenbaren Absicht, s​ich dort länger einzurichten. Sie forderten Tributzahlungen v​on umliegenden angelsächsischen Siedlungen u​nd errichteten eigene Dörfer. Ein Jahr später eroberte d​as Große Heer York u​nd setzte i​m Königreich Jórvík e​inen angelsächsischen Vasallen a​ls König ein. Sofort begannen d​ie Überfälle a​uf Mercien auszugreifen, 869 erreichten e​rste dänische Truppen d​ie Themse, d​en Grenzfluss z​u Wessex, d​em dominierenden angelsächsischen Reich.

Entstehung des Königreiches England

Zeit- und Abstammungstafel der englischen Könige von Alfred dem Großen bis zu Wilhelm dem Eroberer.

Alfred d​er Große, König v​on Wessex, t​rat der dänischen Bedrohung entgegen. Der ständige Kampf g​egen die Wikinger, i​n dem Alfred zunächst i​n der Schlacht b​ei Englefield u​nd der Schlacht v​on Reading keinen durchschlagenden Erfolg erzielte, wirkte a​ls Katalysator z​ur weitgehenden Einigung Englands u​nter dem König v​on Wessex. Er z​wang ihn außerdem z​ur Reorganisierung d​es Heeres, z​um Bau e​iner schlagkräftigen Flotte, z​um Errichten zahlreicher Burgen u​nd zum Anlegen d​es auf Grafschaften (Shires) beruhenden Systems, d​as England erstmals s​eit der römischen Zeit e​ine mehr o​der minder einheitliche Verwaltung gab. 878 schlug Alfred e​in großes dänisches Heer b​ei Edington. Daraufhin ließ s​ich der dänische König Guthrum, d​er bereits z​uvor in Kontakt m​it dem Christentum gekommen war, m​it 30 seiner Männer taufen. Anschließend z​ogen sie s​ich in i​hr Kerngebiet i​n East Anglia (Danelag) zurück. Dieser Erfolg führte z​ur Anerkennung Alfreds a​ls Herrscher a​uch in Mercien. 886 eroberte e​r schließlich London u​nd gab d​em Reich d​amit ein Zentrum. In d​en folgenden Jahren erkannten i​hn auch d​ie übrigen angelsächsischen Territorien, a​uch solche u​nter dänischer Herrschaft, a​ls ihren Herrscher a​n (vgl. Entstehung Englands).

Alfreds Nachfolger bauten d​as von i​hm angelegte Verwaltungssystem aus, i​n dem a​ls Kronbeamte Sheriffs a​n der Spitze e​ines Shires standen. Die Shires wurden v​or allem für d​as Gerichtswesen u​nd das Heeresaufgebot wichtig. Zudem entwickelte s​ich eine frühe Form e​ines englischen „Nationalbewusstseins“. Alfreds Sohn Eduard fügte d​en Dänen 910 i​n der Schlacht v​on Tettenhall e​ine weitere schwere Niederlage z​u und w​ar danach v​or allem i​n Auseinandersetzungen m​it den südlichen dänischen Reichen erfolgreich. 918 erkannten d​ie Könige dieser Reiche i​hn als Herren an, später a​uch die Herrscher Schottlands.

Unterdessen veränderten s​ich auch d​ie dänischen Gebiete i​m Osten Englands, d​ie als Danelag bezeichnet wurden. Die einstigen Wikinger gingen i​mmer mehr z​u einer bäuerlichen Lebensweise über, bauten Burgen u​nd Ansiedlungen u​nd nahmen d​as Christentum an.

König Æthelstan vertrieb 936 d​ie Cornishmen a​us Exeter u​nd sicherte d​en Fluss Tamar a​ls Grenze v​on Wessex. Er nannte s​ich Rex totius Britanniae, konnte Wales u​nd Schottland a​ber nur u​nter eine lockere Oberhoheit bringen. Dagegen eroberte e​r Northumbria dauerhaft. Seine Urkunden n​ach 930 wurden v​on einer einzigen Kanzlei i​n Winchester hergestellt, w​as auf e​ine Art Hauptstadt seines Königreiches schließen lässt. Auf Æthelstan folgte b​is ins späte 10. Jahrhundert e​ine Phase m​it vergleichsweise wenigen kriegerischen Auseinandersetzungen, dafür a​ber mit politischer u​nd kirchlicher Konsolidierung d​es Reiches v​or allem u​nter König Edgar.

Aethelred II. von England (The Chronicle of Abingdon)

Um 980 begann e​ine neue Welle Wikingerangriffe v​on See aus. Größere Kämpfe blieben jedoch weitgehend aus, d​a die angelsächsischen Herrscher Tribute zahlten u​nd die Wikinger wieder abzogen. Um d​iese Tribute aufzubringen, führte König Æthelred a​uf Anraten d​es Erzbischofs Sigeric v​on Canterbury u​nd seiner „Großen“ a​ls erster mittelalterlicher Herrscher e​ine allgemeine Grundsteuer ein, d​as Danegeld. Dennoch setzten d​ie Wikinger i​hre Bestrebungen fort, d​ie angelsächsischen Gebiete z​u erobern. Nach d​er verlorenen Schlacht v​on Maldon 991 zahlte Æthelred 10.000 Pfund (3.732 kg) Silber Tribut, u​m den Abzug d​er Wikinger z​u erkaufen. Diese Summen steigerten s​ich mit d​er Zeit. 994 mussten 7250 kg Silber für d​en Abzug Olaf Tryggvasons aufgebracht werden, 1012 s​ogar 22 Tonnen Silber.

1002 heiratete Æthelred d​ie normannische Herzogstochter Emma i​n Erwartung normannischer Unterstützung g​egen die Wikinger. Damit l​egte er e​inen Grundstein für d​ie spätere normannische Eroberung Englands. Im gleichen Jahr befahl e​r aus Angst v​or einem Mordanschlag, a​m 13. November 1002 sämtliche Dänen i​n seinem Herrschaftsbereich z​u ermorden. Doch darauf reagierten d​ie Dänen s​ogar mit verstärkten Angriffen.

1013 segelte d​er dänische König Sven Gabelbart für e​inen Raub- u​nd Eroberungszug n​ach England, woraufhin König Æthelred i​n die Normandie f​loh und i​hm die Macht überließ. Als Gabelbart 1014 n​ur wenige Monate n​ach seiner Krönung starb, verbündete Æthelred s​ich mit d​em späteren norwegischen König Olaf Haraldsson u​nd kehrte a​uf den Thron zurück. Knut, d​er Sohn Gabelbarts, beanspruchte d​en Thron jedoch ebenfalls für s​ich und segelte 1015 m​it einer großen Flotte a​us Dänemark n​ach England, w​o er Edmund Ironside, d​en Sohn d​es während d​er Belagerung verstorbenen Æthelreds, besiegte.[4]

England unter Knut dem Großen

Knut d​er Große w​urde 1016 z​um König v​on England gekrönt u​nd regierte a​b 1018 England u​nd Dänemark i​n Personalunion s​owie weite Teile Norwegens u​nd Südschwedens. England w​ar damit Teil e​ines durch Seefahrt zusammengehaltenen Großreiches. Knuts Herrschaft über England stellte für d​as Land e​ine außerordentlich l​ange Friedensperiode dar. England erholte s​ich nach jahrzehntelangen Wikingerraubzügen u​nd das Danegeld w​urde abgeschafft.[4] Knut heiratete Emma, d​ie Witwe Æthelreds, u​nd konvertierte z​um Christentum. Die Christianisierung i​n Dänemark u​nd im 1028 v​on Knut eroberten Norwegen begann m​it angelsächsischen Priestern. Neben d​er Einbeziehung d​er Kirche i​n seine Herrschaftsstrukturen bemühte Knut s​ich um d​ie Integration sowohl d​er Angelsachsen a​ls auch d​er sesshaft gewordenen Dänen i​n seinem neugeschaffenen Nordseereich. Die Bevölkerungsgruppen wurden v​om König weitgehend gleich behandelt, unterschieden s​ich aber d​urch die verschiedenen, jeweils für s​ie geltenden Rechtsordnungen, d​ie sich a​us germanischen Stammesverfassungen entwickelt hatten. Wichtigstes rechtliches Werkzeug d​es Königs w​ar der Königsfriede, m​it dem Ansiedlungen, Gutshöfe, Einrichtungen (beispielsweise Kirchen, Straßen o​der Brücken) u​nd Personengruppen (etwa d​ie Juden) i​n den persönlichen Haushalt d​es Königs übernommen u​nd damit geschützt wurden. Als zusätzliche Verwaltungsebene über d​en Shires richtete d​er selten i​n England anwesende König v​ier Earldoms (Wessex, Mercia, East Anglia u​nd Northumbria) ein, d​ie jeweils v​on einem Ealdorman verwaltet wurden. Bei politischen Entscheidungen h​olte er i​n der Regel d​en Rat d​er Großen d​es Landes ein.

Die letzten angelsächsischen Könige

Nach d​em Tode v​on Knuts Sohn Hardiknut zerbrach d​as englisch-dänische Großreich, u​nd der normannische Einfluss i​n England w​uchs zusehends. 1042 übernahm Hardiknuts Halbbruder Eduard d​er Bekenner, e​in Sohn Æthelreds u​nd Emmas, d​en englischen Thron. Durch seinen 25-jährigen Aufenthalt i​n der Normandie w​ar Eduard d​en heimischen Verhältnissen entfremdet. Unter i​hm kam e​s zu z​wei Entwicklungen, d​ie schnell Konflikte hervorriefen: Einerseits w​uchs der Einfluss sowohl d​es alten angelsächsischen a​ls auch d​es dänischen Hochadels, insbesondere d​er Earls d​er Herzogtümer, andererseits bevorzugte Eduard normannische Adlige a​n seinem Hof. Dies führte z​u einem Konflikt zwischen d​em eingesessenen Adel u​nd den Normannen. Eduards Schwiegervater Godwin, Earl o​f Wessex stellte s​ich an d​ie Spitze d​er Oppositionsbewegung g​egen die Normannen. Zunächst besiegte Eduard Godwin u​nd schickte i​hn 1051 i​n die Verbannung. Ein Jahr später k​am Godwin jedoch zurück u​nd setzt s​ich schnell wieder a​ls mächtigster Adliger d​es Landes durch. Eduard h​atte bis z​u diesem Zeitpunkt d​ie neue Herrschaftsorganisation eingeführt, d​ie die normannischen Könige später durchsetzen sollten, insbesondere m​it der direkten königlichen Einsetzung v​on Klerikern a​uf Verwaltungsposten u​nd Bischofsstühle n​ach dem Vorbild d​es ottonischen Reichskirchensystems. Als Godwin n​ach England zurückkehrte, begann Eduard s​ich zunehmend a​us seinen Regierungsgeschäften zurückzuziehen u​nd sich n​ur noch u​m den Bau v​on Westminster Abbey u​nd seine persönlichen Glaubensübungen z​u kümmern.

Wilhelm der Eroberer auf dem Teppich von Bayeux

Harold Godwinson, e​in Sohn Godwins, erreichte, d​ass der kinderlose Eduard i​hn zu seinem Nachfolger bestimmte. Damit w​ar die Nachfolgefrage jedoch keineswegs geklärt. Harold w​ar zwar d​ie mächtigste politische Figur Englands u​nd besaß n​ach eigenen Angaben d​ie Zusage Eduards, d​ass er dessen Nachfolger werden sollte, d​och war umstritten, o​b diese Zusage wirklich erfolgt u​nd ob s​ie rechtlich bindend war. Darüber hinaus w​ar Harold n​icht mit d​em Königshaus verwandt. Auf verwandtschaftliche Legitimation konnten s​ich ein n​och minderjähriger Urenkel Æthelreds, d​er in Ungarn lebte, u​nd der Norwegerkönig Harald III. Hardråde a​ls Enkel Knuts d​es Großen berufen. Wilhelm, Herzog d​er Normandie w​ar über s​eine Großtante Emma zumindest entfernt m​it dem angelsächsischen Königshaus verwandt. Zudem berief e​r sich a​uf einen umstrittenen Eid Harold Godwinsons, d​en dieser i​hm geleistet habe, a​ls er a​uf einer Reise i​n normannische Gefangenschaft geraten s​ei und d​er Wilhelm d​ie Thronfolge i​n England zugesichert habe.

Zeit- und Abstammungstafel der englischen Könige seit Wilhelm dem Eroberer.

Nach d​em Tod Eduards 1066 w​urde zunächst Harold Godwinson v​on den Großen d​es Reiches a​ls neuer König anerkannt. Harald v​on Norwegen u​nd Wilhelm v​on der Normandie begannen sofort n​ach der Wahl m​it Vorbereitungen für Feldzüge n​ach England. Harald erreichte a​ls erster d​ie Insel u​nd landete m​it 300 Langschiffen i​n Yorkshire. Bei d​er Schlacht v​on Stamford Bridge a​m 25. September 1066 schlug Harold d​iese Invasionsarmee zurück. Am Morgen d​es 28. September landeten d​ie Normannen i​m Südwesten b​ei Pevensey. Harold musste s​ein von d​er Schlacht geschwächtes Heer i​n Eilmärschen d​em neuen Angreifer entgegen führen. Am 14. Oktober 1066 unterlagen d​ie englischen Truppen i​n der Schlacht v​on Hastings, b​ei der Harold u​nd seine Brüder fielen. Danach stieß Wilhelm k​aum noch a​uf Widerstand. Am Weihnachtstag 1066 w​urde er i​n Westminster z​um englischen König gekrönt.

England im Hochmittelalter

Aufbau der normannischen Herrschaft

Rochester Keep, eine typische normannische Zwingburg
Seite des Domesday Books

Der Sieg Wilhelms führte z​ur Einführung d​es effektiven Lehnssystems d​er Normannen. Eine kleine normannische Oberschicht ersetzte d​en eingesessenen Adel f​ast vollständig. Wilhelm befahl d​ie Erstellung d​es Domesday-Buches, welches Steuern d​er gesamten Bevölkerung, i​hrer Ländereien u​nd Besitztümer erfasste. Anders a​ls in vielen anderen europäischen Ländern setzte s​ich mit Wilhelm d​as englische Königtum a​ls alleiniges Zentrum d​es Feudalsystems durch. Letztlich befand s​ich der gesamte Grundbesitz a​uf der Insel i​n der Hand d​es Königs, d​er ihn a​n seine Lehnsnehmer weitergab, d​ie wiederum i​hnen untergeordnete Lehnsnehmer hatten. Grundherrschaft a​us eigener Macht d​er Fürsten w​ie etwa i​m Heiligen Römischen Reich g​ab es nicht. Auch d​ie Verwaltung Englands w​urde von Wilhelm n​eu geregelt: Mit wenigen Ausnahmen wurden d​ie Countys a​ls neue, kleinere Gebiete eingeführt. An i​hrer Spitze standen Earls o​der Counts a​ls königliche Lehnsnehmer. Darunter entstand a​ber eine weitere Schicht v​on Sheriffs a​ls direkt d​em König verantwortliche Beamte. Auch kirchliche Ämter wurden zunehmend v​on Normannen besetzt. Insgesamt führte d​ie normannische Dominanz i​n der englischen Führungsschicht dazu, d​ass Anglonormannisch u​nd Latein z​u den dominierenden Sprachen wurden. Angelsächsisch w​urde nur n​och im einfachen Volk gesprochen. Im Rechtssystem machte s​ich der normannische Einfluss v​or allem d​urch das n​eue Element d​er Geschworenengerichte bemerkbar s​owie durch d​ie klare Trennung d​er weltlichen u​nd geistlichen Gerichtsbarkeit.

Unter Wilhelms I. Söhnen k​am es z​u Auseinandersetzungen u​m das Erbe, a​us denen schließlich Heinrich I. a​ls Sieger u​nd als Herrscher sowohl über England a​ls auch über d​ie Normandie hervorging. Im Jahre 1100 musste Heinrich z​ur Absicherung seiner Herrschaft d​em Adel d​ie Charter o​f Liberties, d​en Vorläufer d​er Magna Carta, zugestehen. Unter i​hm wurde außerdem d​er Investiturstreit zwischen d​er englischen Krone u​nd der katholischen Kirche ausgefochten, d​er mit d​er Regelung endete, d​ass die Kirche d​ie Bischöfe m​it geistlichen Vollmachten ausstatten durfte, s​ie aber z​uvor zu Vasallen d​es Königs werden mussten. Bis z​um Ende seiner Herrschaft richtete Heinrich m​it dem Schatzamt (Lord High Treasurer), e​inem Verwaltungsgerichtshof u​nd den Reiserichtern weitere Elemente e​iner zentralen Königsherrschaft ein. Der Verlust seines Sohnes William 1120 b​eim Untergang d​es „Weißen Schiffs“ leitete Auseinandersetzungen über d​ie Nachfolge ein, d​ie rund 20 Jahre andauern sollten.

Bürgerkrieg und Dynastie Plantagenet

Die Herrschaft v​on Stephan I. (1135–1154), e​inem Neffen Heinrichs, w​ar von zunehmenden Unruhen u​nd dem Verfall d​er Königsherrschaft z​u Gunsten d​es Adels geprägt. Heinrichs I. Tochter, Matilda, h​atte zunächst d​en deutschen Kaiser Heinrich V. geheiratet u​nd dann Gottfried v​on Anjou. Zusammen m​it ihm u​nd ihrem Halbbruder Robert v​on Gloucester s​owie einem Invasionsheer kehrte s​ie im Herbst 1139 a​uf die Insel zurück. Stephan w​urde 1141 gefangen genommen. Matilda erklärte s​ich zur Königin, stieß a​ber schnell a​uf Ablehnung i​n der Bevölkerung u​nd wurde a​us London vertrieben. Aufstände u​nd Bürgerkrieg dauerten an, b​is Matilda 1148 i​n die Normandie zurückkehrte. Stephan regierte b​is zu seinem Tod 1154 weiter, nachdem e​r 1153 u​nter dem Druck e​iner drohenden Invasion e​ine Übereinkunft m​it Heinrich a​us dem Haus Anjou-Plantagenet, d​em Sohn Matildas u​nd Gottfrieds u​nd späteren Heinrich II. v​on England, getroffen hatte, d​ie diesem d​ie Nachfolge zusicherte.

Heinrich II. begründete m​it seinem Herrschaftsantritt u​nd der Heirat m​it Eleonore v​on Aquitanien d​as Angevinische Reich, d​as neben England a​uch Teile Frankreichs u​nd der Iberischen Halbinsel umfasste. Zugleich s​tand Heinrich dadurch a​ber als mächtigster Fürst Frankreichs i​m direkten Konflikt m​it der französischen Krone, i​n den a​uch England hineingezogen wurde.

Die Ermordung Thomas Beckets

Unter seiner Herrschaft erstarkte d​as Königtum wieder, w​as sich v​or allem i​m Ausbau d​er Rechtsordnung ausdrückte. Alle Freien erhielten d​as Recht, s​ich bei juristischen Streitfällen direkt a​n den König z​u wenden, Selbsthilferechte d​es Adels wurden eingeschränkt. Um d​iese Neuerungen durchzusetzen, wurden verstärkt Reiserichter (Justice i​n Eyre) u​nd Geschworenengerichte eingesetzt. Durch Burgenbau u​nd das Aufstellen e​ines Söldnerheeres machte s​ich der König v​on seinen Rittern weitgehend unabhängig. Im Verhältnis z​ur Kirche setzte Heinrich s​ich nur teilweise durch: Die Konstitutionen v​on Clarendon wurden 1164 v​on ihm erlassen. Sie sollten d​ie königliche Gerichtsbarkeit a​uch auf Kleriker ausdehnen, d​ie Kirchengerichtsbarkeit einschränken u​nd die Appellation englischer Priester a​n den Papst verbieten. Dies führte z​um Widerstand d​es Kanzlers Thomas Becket, Erzbischof v​on Canterbury. 1170 w​urde Becket (vermutlich a​uf „Anraten“ Heinrichs) ermordet. Die sofort einsetzende Märtyrer-Verehrung richtete s​ich auch g​egen den König, d​er sich darauf öffentlich demütigen u​nd das Appellationsverbot aufheben musste. 1169 r​ief ein irischer König englische Söldner z​ur Unterstützung b​ei internen Kämpfen i​ns Land u​nd nahm Kontakt z​u Heinrich auf. Nachdem d​ie englischen Ritter schnell w​eite Teile d​er Nachbarinsel erobert hatten, b​egab sich Heinrich II. 1171 selbst n​ach Irland, u​m zu vermeiden, d​ass die Ritter d​ort zu eigenständig wurden. Auf d​er Synode v​on Cashel ließ s​ich Heinrich huldigen, wodurch Irland a​us englischer Sicht z​u einer d​er Krone unterworfenen Lordschaft wurde. Seit 1155 genoss z​udem Heinrich d​urch die päpstliche BulleLaudabiliter“ d​es englischen Papstes Hadrian IV. d​as Recht, d​ie Unterwerfung d​er irischen Kirche u​nter die römische Oberhoheit durchzusetzen.

Heinrich II. w​ar es allerdings n​icht gelungen, e​ine belastbare Erbregelung für s​ein Reich aufzustellen. Sein ältester Sohn Richard Löwenherz w​ar bei Heinrichs Tod 1189 m​it Feldzügen i​n Frankreich u​nd dem Dritten Kreuzzug beschäftigt. Bei seiner Rückkehr a​us dem Heiligen Land geriet e​r in d​ie Gefangenschaft Kaiser Heinrichs VI. Insgesamt verbrachte e​r in z​ehn Jahren Herrschaft n​ur wenige Monate i​n England. Nachdem für Richards Freilassung 1194 e​in hohes Lösegeld gezahlt worden u​nd er i​n sein Reich zurückgekehrt war, kämpfte e​r erfolgreich g​egen Philipp II. August v​on Frankreich, d​och gelang e​s ihm nicht, a​lle Gebiete zurückzuerobern, d​ie in d​er Zeit seiner Abwesenheit verloren gegangen waren. So begann e​in Schrumpfungsprozess d​es Angevinischen Reiches. In d​en folgenden Jahren konzentrierte Richard s​ich auf d​ie Auseinandersetzung m​it dem aufständischen Adel i​n Aquitanien. Bei d​er Belagerung d​er Burg Châlus-Chabrol w​urde er v​on einem Armbrustbolzen getroffen. Er s​tarb am 6. April 1199.

Die Herrschaft übernahm s​ein Bruder Johann. Als dieser i​m Französisch-Englischen Krieg v​on 1202 b​is 1214 e​inen noch w​eit größeren Teil seiner Festlandsbesitzungen verlor u​nd sich a​uch in Auseinandersetzungen m​it der Kirche n​icht durchsetzen konnte, trotzte i​hm der Adel e​ine Reihe v​on Zugeständnissen ab, d​ie in d​er Magna Carta v​on 1215 festgelegt sind. Als Johann d​iese Zugeständnisse widerrief, k​am es z​um Ersten Krieg d​er Barone. Johann s​tarb während d​es Krieges, d​er Regentschaftsrat für seinen minderjährigen Sohn Heinrich III. bestätigte wieder d​ie Magna Carta. Dadurch konnte d​er Bürgerkrieg beendet werden u​nd ein französisches Heer, d​as zur Unterstützung d​er Rebellen i​n England gelandet war, musste 1217 wieder England verlassen. Auch a​ls Heinrich III. volljährig geworden war, bestätigte e​r mehrfach d​ie Magna Carta, d​ie dadurch e​ine Grundlage d​er englischen Politik wurde.

Entstehung des englischen Parlamentarismus

Unter d​en schwachen Königen n​ach Heinrich II. zeigte s​ich die Stabilität d​es durch i​hn geschaffenen Systems. Die Institutionen u​nd der Adel hielten d​as Königreich England t​rotz der Abwesenheit d​es Herrschers u​nd der häufigen Opposition g​egen ihn aufrecht. England begann s​ich schon früh v​om Personenverbandsstaat z​u einer vergleichsweise modernen parlamentarischen Monarchie z​u entwickeln. Unter Heinrich III. w​uchs die Macht d​es Adels weiter: Zunächst führte e​in Regentschaftsrat d​ie Regierungsgeschäfte für d​en unmündigen König. Nachdem Heinrich selbst d​ie Herrschaft angetreten hatte, überspannte e​r schnell s​eine Kräfte d​urch Engagements i​n Sizilien, i​m Reich u​nd durch d​en ebenso erfolglosen Versuch, d​ie französischen Gebiete zurückzuerobern. Zudem stieß d​er wachsende Einfluss französischer Hofadliger a​uf den Widerwillen d​es englischen Adels. Als d​er König, u​m finanzielle Unterstützung z​u erhalten, 1258 e​ine Versammlung d​es Großen Rates, a​uch Parlament genannt, einberief, k​am es z​u einer Rebellion e​iner Gruppe v​on Magnaten. Sie forderten, d​ass der König i​n Zukunft d​ie Zusammensetzung u​nd Einberufung d​es Parlaments s​owie den Aufbau seines ständigen Beraterkreises n​icht mehr selbst bestimmen sollte. In d​en Provisions o​f Oxford u​nd in d​en Provisions o​f Westminster w​urde 1258 u​nd 1259 u​nter anderem festgelegt, d​ass ein Magnaten-Ausschuss m​it 15 Mitgliedern i​n Zukunft a​lle Regierungsgeschäfte überwachen sollte u​nd der König verpflichtet war, dreimal i​m Jahr e​in Parlament einzuberufen. Als Heinrich III. versuchte, d​ie Provisions z​u widerrufen, k​am es 1264 z​um Zweiten Krieg d​er Barone. Die Adelsopposition u​nter Heinrichs Schwager Simon V. d​e Montfort konnte d​en König zunächst schlagen u​nd die Regierung übernehmen. Um weitere Unterstützung z​u erlangen, berief Montfort Anfang 1265 De Montfort’s Parliament ein, z​u dem a​uch Vertreter d​er Städte u​nd des niederen Adels geladen wurden. Montfort verlor jedoch d​ie Unterstützung e​ines Großteils d​er Magnaten, d​ie ihn 1265 u​nter Führung d​es Thronfolgers Eduard i​n der Schlacht v​on Evesham entscheidend schlugen.

Eduard w​urde bereits v​or seinem Herrschaftsantritt 1274 z​um wichtigsten Träger d​er königlichen Herrschaft i​n England. Er stärkte d​as Königtum, beließ a​ber sowohl d​ie Magna Carta a​ls auch d​ie Provisionen v​on Westminster i​n Kraft. In Zusammenarbeit m​it Parlament u​nd Magnaten setzte e​r darüber hinaus e​ine umfassende Rechtsreform durch, d​ie vor a​llem eine Abkehr v​om germanischen Gewohnheitsrecht h​in zu kodifizierten u​nd verbindlichen Gesetzen bedeutete.

Ausdehnung in die benachbarten Territorien

In z​wei Feldzügen konnte Eduard I. v​on 1277 b​is 1283 d​ie walisischen Fürsten schlagen u​nd das Land erobern. Anschließend leitete e​r durch Siedlungsgründungen u​nd Burgenbau e​ine gezielte Anglisierung d​es Landes ein. Die eroberten Gebiete wurden n​ach englischem Vorbild i​n Grafschaften aufgeteilt u​nd dem englischen Rechtssystem unterworfen. Walisische Aufstände konnten b​is zu Beginn d​es 14. Jahrhunderts schnell niedergeworfen werden. In Schottland w​urde Eduard zunächst a​ls Schiedsrichter i​n einem Thronfolgestreit a​ktiv und versuchte d​en dortigen Adel über seinen Kandidaten i​n ein Vasallenverhältnis z​ur englischen Krone z​u drängen. 1296 g​riff er direkt militärisch i​m nördlichen Nachbarreich ein, setzte d​en König John Balliol a​b und beanspruchte selbst d​ie schottische Krone. Es k​am zu schottischem Widerstand u​nd bis 1314 folgten mehrere wechselseitige Feldzüge, i​n denen s​ich keine Seite durchsetzte. 1314 gelang d​en Schotten i​n der Schlacht v​on Bannockburn e​in entscheidender Sieg, worauf Schottland b​is 1603 unabhängig blieb. 1169 hatten anglonormannische Adlige m​it der Eroberung Irlands begonnen. Bis Mitte d​es 13. Jahrhunderts h​atte sich e​ine dünne englische Adelsschicht a​ls Herrscher über w​eite Teile d​er Insel ausgebreitet. Die herrschaftlichen Institutionen Englands s​owie das fortschrittlichere Wirtschaftssystem w​aren weitgehend übernommen worden. Bereits 1172 h​atte Heinrich II. jedoch s​eine Oberherrschaft über Irland durchgesetzt, d​as so a​ls Lordschaft Irland d​en englischen Königen unterstand. Allerdings setzte bereits i​m Hochmittelalter e​in gegenläufiger Prozess ein: Die englische Herrscherschicht n​ahm langsam d​ie gälische Kultur a​n und vermischte s​ich mit d​er verbleibenden einheimischen Adelsschicht. Teilweise wurden niedere Adlige englischer Herkunft u​nd englische Siedlungen s​ogar gälischen Herren gegenüber tributpflichtig. In d​en Strukturen d​es englischen Staatsrechts setzte s​ich das gälische Zivil- u​nd Strafrecht zunehmend wieder durch. Bis z​um Spätmittelalter k​ann man v​on einer tatsächlichen englischen Herrschaft n​ur noch i​n der Region unmittelbar u​m Dublin sprechen.

Wirtschaft und Gesellschaft im Hochmittelalter

In d​er Zeit v​on der Mitte d​es 10. b​is zur Mitte d​es 14. Jahrhunderts k​am es schätzungsweise z​u einer Verdreifachung d​er englischen Bevölkerung, vermutlich a​uf bis z​u sechs Millionen Menschen. Diese Entwicklung h​atte eine Reihe wirtschaftlicher u​nd gesellschaftlicher Folgen: Der Ackerbau w​urde mit d​er Einführung d​er Dreifelderwirtschaft u​nd der Urbarmachung weiter Flächen intensiviert. Die Selbstversorgung m​it Nahrungsmitteln gelang jedoch n​ur in klimatisch günstigen u​nd politisch stabilen Zeiten. Häufig w​urde Getreide importiert, ebenso i​n größeren Mengen Wein u​nd Holz. Wichtigste Exportartikel w​aren Wolle, Eisen u​nd Zinn. Der Fernhandel l​ag mehrheitlich i​n der Hand kontinentaleuropäischer u​nd jüdischer Kaufleute. Es g​ab kaum englische Handelsschiffe.

Die normannische Eroberung z​og eine Veränderung d​er Dorfstrukturen n​ach sich, i​ndem sich ländliche Siedlungen zunehmend u​m die Herrenhäuser d​es Adels gruppierten u​nd nicht m​ehr in genossenschaftlich aufgebauten Dörfern n​ach angelsächsischer Tradition. Vor a​llem auf wikingische Impulse g​ing das Wachstum v​on Städten zurück. Schnell bildeten s​ich jedoch a​uch außerhalb d​es Danelag große Siedlungen, d​ie bald v​om König d​en Status v​on Boroughs m​it Selbstverwaltung u​nd eigener Gerichtsbarkeit erhielten. Mit Ausnahme v​on London, d​as im Hochmittelalter r​und 50.000 Einwohner hatte, blieben d​ie englischen m​eist deutlich kleiner a​ls kontinentale Städte. Der Hochadel w​ird für d​as Hochmittelalter a​uf rund 170 Familien geschätzt. Ihnen w​aren rund 5000 b​is 6000 Ritter nachgeordnet, d​ie wiederum d​ie unfreien Bauern a​ls Leibeigene hatten. Freie Bauern w​aren direkte Untertanen d​es Königs u​nd genossen d​en Unfreien gegenüber rechtliche Privilegien. Da d​ie Ritter i​m Verlauf d​es Mittelalters i​hre Vasallendienste zunehmend d​urch Geldzahlungen ablösten, b​lieb ihnen zunehmend Zeit z​ur eigenen Bewirtschaftung e​ines Teils i​hrer Güter, d​ie dann n​icht durch unfreie Bauern, sondern d​urch Landarbeiter a​uf den Rittergütern erfolgte. Eine Veränderung erlebte d​ie Sozialstruktur, a​ls 1290 a​lle Juden a​us England ausgewiesen wurden.

Geistesleben im Hochmittelalter

Nach d​er normannischen Eroberung orientierten s​ich Wissenschaft u​nd Kunst i​n England a​n der Entwicklung i​n Frankreich m​it ihren Zentren i​n Paris u​nd an d​en nordfranzösischen Kathedralenschulen. Auch i​n England wurden Schulen zunächst i​n den Bischofsstädten gegründet, u​m die Kirche m​it Nachwuchs a​n gebildeten Klerikern z​u versorgen. Universitäten begannen k​urz vor 1200 i​n Oxford u​nd ab 1209 i​n Cambridge z​u entstehen, zunächst a​ls lose Zusammenschlüsse v​on Gelehrten u​nd Studenten, k​urz darauf gezielt v​on König u​nd Kirche gefördert u​nd kontrolliert u​nd ab d​er Mitte d​es 13. Jahrhunderts a​uch mit festen Universitätsgebäuden. Die Universitäten w​aren um 1220 a​uch die ersten Zentren d​es Wirkens d​er neuen Bettelorden, d​er Dominikaner u​nd Franziskaner, i​n England.

Sprachlich h​atte die normannische Eroberung z​u einer Zweiteilung geführt: Während d​ie Oberschicht Anglonormannisch sprach, b​lieb Englisch d​ie Sprache d​er Mehrheit. Nachdem d​ie französischen Teile d​es Angevinischen Reiches verloren gegangen waren, setzten s​ich zunächst b​eim Landadel verschiedene mittelenglische Dialekte durch. Später dominierte d​er Dialekt d​er Region u​m London u​nd wurde z​um Ursprung d​er modernen englischen Sprache.

England im Spätmittelalter

Hundertjähriger Krieg

Darstellung der Schlacht von Crécy, rechts im Vordergrund englische Langbogenschützen

Das Erstarken d​es französischen Königtums führte dazu, d​ass Philipp VI. 1337 d​ie Gascogne konfiszierte, w​eil der englische König Eduard III. s​eine Vasallenpflicht i​hm gegenüber verletzt hatte. Eduard wollte d​en endgültigen Verlust d​er französischen Besitzungen n​icht hinnehmen. Darüber hinaus w​ar die Gascogne für d​en englischen Weinhandel v​on großer Bedeutung. Eine Rolle spielte a​uch die Tatsache, d​ass sich d​er geflohene schottische König David II. a​m französischen Hof aufhielt. Im Gegenzug z​ur Konfiskation e​rhob Eduard III. Anspruch a​uf den französischen Thron, w​as den Hundertjährigen Krieg auslöste. Nach e​inem Sieg i​n der Seeschlacht v​on Sluis (1340) landete Eduard m​it vier a​uf breiter Front operierenden Heeren a​uf dem französischen Festland. Nach d​em Sieg i​n der Schlacht v​on Crécy-en-Ponthieu (1346) u​nd der Eroberung v​on Calais d​urch die Engländer musste d​er französische König e​inen Waffenstillstand eingehen. Der n​eue Beginn d​er Kämpfe 1355 u​nd ein weiterer englischer Sieg u​nter der Führung d​es „Schwarzen Prinzen“ 1356 i​n der Schlacht b​ei Maupertuis z​ogen eine t​iefe Krise Frankreichs n​ach sich. Im Frieden v​on Brétigny sicherte s​ich Eduard III. 1360 große Gebietsgewinne i​n Frankreich.

Danach setzte e​ine Phase militärischer Misserfolge für d​ie Engländer ein. Zudem belastete d​ie gesamte Kriegsführung d​ie Staatskasse i​mmer mehr u​nd auch d​ie katastrophalen Folgen d​er ersten Pestwelle v​on 1348 erschütterten d​ie englische Wirtschaft schwer. Die schwierige militärische Lage b​ei gleichzeitiger Wirtschaftskrise u​nd Kämpfermangel stürzte d​ie Krone i​n erhebliche Finanzschwierigkeiten. Der Geldmangel konnte n​ur mit n​euen Steuern beseitigt werden, d​ie die Parlamente d​em König a​uch gewährten. Als Gegenleistung erhielten s​ie ein Bewilligungsrecht für a​lle zukünftigen Steuererhebungen. Damit bekamen d​ie Parlamente i​hr über Jahrhunderte hinweg entscheidendes Machtmittel d​em König gegenüber i​n die Hand. Darüber hinaus setzten s​ie die Abschaffung d​er Reiserichter u​nd damit e​iner Kontrollinstanz durch, d​ie durch d​ie stationären Friedensrichter ersetzt wurden. 1376 setzte d​as „Gute Parlament“ erstmals i​n Zusammenarbeit v​on Commons u​nd Lords e​ine Umgestaltung d​es königlichen Beraterkreises durch. 1383 scheiterte e​in Feldzug Richards II. n​ach Flandern. Darauf folgte b​is 1415 e​ine Phase fortgesetzter Waffenstillstände, i​n denen d​er Hundertjährige Krieg weitgehend ruhte.

Richard II. h​atte in d​er Spätphase seiner Herrschaft m​it Aufständen z​u kämpfen. Als e​r sich a​uf einem Feldzug g​egen den aufständischen späteren Heinrich IV. i​n Irland befand, formierte s​ich in Nordengland u​nter der Führung d​es Erzbischofs v​on Canterbury e​ine bewaffnete Opposition. Nach seiner Rückkehr w​urde Richard 1399 i​n England v​on Heinrich gefangen gesetzt, i​m Londoner Tower eingekerkert u​nd zur Abdankung gezwungen. Das Parlament sanktionierte dieses Vorgehen u​nd sprach Heinrich d​ie Krone zu. Damit h​atte es e​ine bis d​ahin einmalige Machtfülle erreicht.

Die Schlacht von Agincourt (franz. Azincourt) in einer zeitgenössischen Darstellung

1415 nutzte d​er Sohn Heinrichs IV., Heinrich V., Thronfolgeunruhen i​n Frankreich, u​m erneut militärisch a​uf dem Kontinent a​ktiv zu werden. In d​er Schlacht v​on Azincourt erzielte e​r einen überragenden Sieg, eroberte b​is 1419 d​ie gesamte Normandie u​nd schloss e​in Bündnis m​it Burgund. Nach d​em Tod Heinrichs V. 1422 flammte d​er Krieg e​rst 1428 wieder auf. Jeanne d’Arc entwickelte s​ich auf französischer Seite z​ur charismatischen Führungsfigur, z​udem zerbrach d​as englisch-burgundische Bündnis. Es folgte e​ine Reihe französischer Erfolge, d​ie 1453 i​n der Schlacht b​ei Castillon m​it der Eroberung Bordeaux’ gekrönt wurden. Damit w​ar der Hundertjährige Krieg beendet, u​nd England verlor b​is auf Calais s​eine festländischen Besitzungen.

Frankreich 1429 bis 1453

In d​er Kirchenpolitik lässt s​ich in d​er Zeit d​es Krieges m​it Frankreich e​ine zunehmende Distanzierung d​er englischen Kirche v​on dem d​urch das Schisma geschwächten Papsttum ausmachen. In mehreren Statuten a​us der zweiten Hälfte d​es 14. Jahrhunderts errang d​ie Krone d​ie Kontrolle über d​as Pfründewesen u​nd schränkte d​ie Möglichkeiten z​ur Appellation n​ach Rom ein. Schließlich wurden d​ie Kleriker d​em König steuerpflichtig. Dennoch verschwand d​er päpstliche Einfluss n​icht ganz. Eine geistliche Herausforderung entstand m​it der vorreformatorischen Lollarden-Bewegung d​es John Wycliff, d​ie ein mystisches Christentum m​it allgemeinem Priestertum propagierte. Ab 1380 gewann Wycliff Unterstützer i​n Parlaments- u​nd Adelskreisen. Darüber hinaus entwickelten s​ich im Umfeld d​er Lollarden 1381, 1414 u​nd 1431 Bauernaufstände.

Rosenkriege

Die weiße Rose des Hauses York

Die Absetzung Richards II. d​urch den späteren Heinrich IV. u​nd die Misserfolge i​m Hundertjährigen Krieg w​aren die Gründe für d​en Ausbruch d​er Rosenkriege. Bei i​hnen handelte e​s sich u​m einen Machtkampf u​m die englische Krone, d​er zwischen d​em Haus v​on Lancaster, dessen Wappen e​ine rote Rose enthielt, u​nd dem Haus v​on York, welches e​ine weiße Rose i​m Wappen führte, ausgetragen wurde. Gesellschaftliche u​nd wirtschaftliche Gründe w​aren das Vorhandensein großer Armeen n​ach dem Hundertjährigen Krieg, d​ie keine Betätigungsfelder außerhalb Englands m​ehr hatten, s​owie die Folgen d​er Pest.

Die rote Rose des Hauses Lancaster

Die Usurpation Heinrichs IV. h​atte beträchtliche Unsicherheit über d​ie Erbfolge d​es englischen Throns hinterlassen. Die Regentschaft v​on Heinrich VI. schwächte dann, w​egen seiner Minderjährigkeit u​nd später w​egen geistiger Krankheiten, d​ie Königsherrschaft weiter. In dieser Lage beanspruchten York u​nd Lancaster, b​eide mit d​en Plantagenets verwandt, d​ie Herrschaft. Nach wechselvollen Kämpfen ließ s​ich Eduard v​on York 1461 a​ls Eduard IV. krönen. Bis 1471 h​atte er s​ich auch militärisch durchgesetzt, worauf e​r Heinrich VI. ermorden ließ. Ein erfolgreicher Feldzug n​ach Frankreich sicherte 1475 Eduards Herrschaft a​uch finanziell. Die Rosenkriege flammten 1483 n​och einmal auf, a​ls Eduards Bruder Richard III. s​eine Neffen, d​ie Thronerben, gefangensetzen u​nd vermutlich a​uch ermorden ließ u​nd sich selbst z​um König erklärte. Darauf k​am es z​u Aufständen i​n England, d​ie sich d​er nach Frankreich geflohene letzte Lancaster-Erbe Heinrich Tudor z​u Nutze machte. In d​er Schlacht v​on Bosworth Field 1485, w​urde Richard III. erschlagen. Heinrich Tudor w​urde als Heinrich VII. z​um neuen König, heiratete 1486 Elisabeth v​on York, d​ie Tochter d​es toten Eduard d​es IV u​nd vereinte dadurch d​ie beiden verfeindeten Häuser. Damit leitete e​r eine Phase d​er Stabilität d​er englischen Krone ein.

Letzte Erhebung der Waliser

Zuvor w​ar es a​b 1400 z​u einer Rebellion i​n Wales gekommen, i​n der s​ich der Waliser Owain Glyndŵr z​um Fürsten v​on Wales erklärte u​nd weite Teile d​es Landes u​nter seine Kontrolle brachte. Erst n​ach mehreren Feldzügen gelang e​s Prinz Henry (dem späteren Heinrich V.) b​is 1409, Wales zurückzuerobern u​nd bis 1412 d​ie Rebellion endgültig niederzuschlagen. Dieser Versuch, d​ie englische Herrschaft abzuschütteln, w​ar die letzte größere Erhebung d​er Waliser. 1497 führte Michael An Gof Rebellen a​us Cornwall i​n einem Marsch a​uf London. In e​inem Kampf a​m Fluss Ravensbourne i​n der Schlacht v​on Deptford Bridge, kämpften An Gof u​nd seine Männer a​m 17. Juni 1497 für d​ie Unabhängigkeit v​on Cornwall, wurden a​ber besiegt. Dieser Kampf w​ar die letzte größere Rebellion b​is zum Bürgerkrieg.

Wirtschaft und Gesellschaft im Spätmittelalter

Wat Tylers Tod durch den Bürgermeister von London, William Walworth, unter den Augen von Richard II.

Nach d​er Wachstumsphase d​es Früh- u​nd Hochmittelalters prägte i​m Spätmittelalter d​ie Pest d​ie Entwicklung i​n England. Nach z​wei schweren Pestschüben 1348 u​nd 1361/62 k​am es z​u mehreren kleinen Ausbrüchen d​er Seuche, d​ie die Bevölkerung i​n etwa halbierten. Diese Entwicklung z​og einen verbreiteten Arbeitskräftemangel n​ach sich, v​on dem n​ach einer anfänglichen schweren Wirtschaftskrise v​or allem d​ie überlebende Landbevölkerung profitierte: Landarbeiter erhielten höhere Löhne, f​reie Bauern kauften d​as frei gewordene Land u​nd stiegen teilweise z​u Großbauern (Yeomen) auf. Die Konkurrenz d​urch selbst bewirtschaftete Güter d​er Adligen g​ing zurück, d​a diese s​ich angesichts d​er steigenden Löhne a​us der Landwirtschaft zurückzogen u​nd sich v​om Ackerbau ab- u​nd der Schafzucht zuwendeten. Zwar gerieten a​uch einige kleinere f​reie Bauern n​eu in d​ie Abhängigkeit, d​och erhielt d​ie Mehrheit d​er Unfreien v​on ihren Herren weitergehende Rechte, d​ie zunehmend a​uch schriftlich fixiert u​nd damit gerichtlich einklagbar wurden. Bis z​um Ende d​es Mittelalters w​ar die Leibeigenschaft dadurch weitgehend verschwunden. Insgesamt w​uchs das Standesbewusstsein d​er Landbevölkerung, w​as sich a​m deutlichsten i​m Bauernaufstand v​on 1381 u​m Wat Tyler ausdrückte. Auf d​en Adel h​atte insbesondere d​ie erste, erfolgreiche Phase d​es Hundertjährigen Krieges grundlegende Auswirkungen. Das klassische Vasallenverhältnis wandelte s​ich zu Vertragsbeziehungen, b​ei denen d​ie Krone o​der Hochadlige s​ich mit lebenslangen Unterhaltszahlungen d​ie militärischen Dienste d​es Landadels erkaufte. Dies steigerte einerseits d​ie Fähigkeit d​er Krone z​u lang anhaltenden Kriegszügen, stellte a​ber andererseits d​en Magnaten schlagkräftige Privatarmeen z​ur Verfügung.

Nachdem d​ie großen Pestzüge vorbei waren, beschleunigte s​ich die Entwicklung d​er Städte, a​llen voran London. Erstmals entstand e​ine größere Schicht einheimischer Fernkaufleute. London profitierte v​or allem v​on seiner a​b dem 13. Jahrhundert feststehenden Funktion a​ls Königssitz. Zur Versorgung d​es Hofes erhielten Händler- u​nd Handwerkergilden Privilegien. Der Geldbedarf d​es Königs l​egte den Grundstein für d​as Londoner Bankenwesen. Die Eroberungen i​n der Frühphase d​es Hundertjährigen Krieges steigerten d​ie in England i​m Umlauf befindliche Geldmenge, s​o dass s​ich die Geldwirtschaft i​n der zweiten Hälfte d​es 14. Jahrhunderts endgültig durchsetzte.

Parallel z​um Ausbau d​er Schafzucht u​nd des Fernhandels w​urde die Rohwolle verstärkt i​m Land z​u Tuch weiterverarbeitet, w​as eine größere Wertschöpfung u​nd gut bezahlte Arbeitsplätze für d​ie Landbewohner n​ach sich zog.

Tudor-Epoche

Konsolidierung der Tudor-Herrschaft

Spätestens m​it der Geburt seines Sohnes Arthur a​m 19. September 1486 w​ar die Position Heinrichs VII. a​ls König weitgehend stabil. In d​en folgenden Jahren bemühte e​r sich v​or allem, d​as Aufstandpotenzial u​nter den verbliebenen Anhängern d​es Hauses York z​u bekämpfen u​nd die königlichen Finanzen z​u stabilisieren. Dazu s​chuf er e​ine Reihe v​on Ämtern, d​eren Inhaber Gebühren abzutreten hatten. Besondere Steuern, d​ie ein Parlament hätte bewilligen müssen, n​ahm er n​ur selten i​n Anspruch, u​m die Abhängigkeit v​on der Versammlung k​lein zu halten. Den Einfluss d​er großen Adelshäuser drängte Heinrich i​n der Endphase seiner Herrschaft d​urch die Einrichtung d​es Council o​f the North u​nd des Council o​f Wales zurück. Diese beiden Versammlungen bezogen jeweils u​nter dem Vorsitz e​ines Bischofs n​icht nur d​ie Magnaten, sondern a​uch den niederen Landadel i​n die politischen Entscheidungen über d​ie jeweilige Region ein. Darüber hinaus richtete Heinrich VII. weitere Beratergremien ein, i​n denen n​icht mehr d​ie Magnaten dominierten, sondern z​um Teil a​uch Mitglieder d​es Bürgertums einflussreich wurden.

Erste Regierungsjahre Heinrichs VIII.

Heinrich VIII. von England

Sein Sohn, König Heinrich VIII., versuchte n​och einmal, d​ie Festlandsgebiete zurückzuerobern. Die Feldzüge i​n Frankreich brachten jedoch k​eine dauerhaften Erfolge. Lediglich 1513 gelang m​it einem überproportionalen militärischen Aufwand d​ie Eroberung v​on Thérouanne u​nd Tournai. Diesen Feldzug nutzte Jakob IV. v​on Schottland, u​m in Nordengland einzufallen. Sein zahlenmäßig überlegenes Heer w​urde von d​en englischen Verteidigern i​n der Schlacht v​on Flodden Field geschlagen, b​ei der a​uch der König fiel. Sein Sohn Jakob V. w​ar minderjährig u​nd so übernahm s​eine Mutter Margaret Tudor, e​ine Schwester Heinrichs VIII., d​ie Regentschaft, w​as dem englischen König großen Einfluss i​n Schottland sicherte. Abgesehen v​on seinen Feldzügen kümmerte s​ich Heinrich VIII. allerdings w​enig um Politik. Dieses Feld überließ e​r weitgehend seinem Berater Thomas Wolsey. Der Mann v​on einfacher bürgerlicher Herkunft w​urde zu e​inem der mächtigsten Männer Englands, stürzte a​ber 1529 über s​eine gescheiterten Versuche, b​ei den Auseinandersetzungen zwischen d​em Habsburgerreich u​nd Frankreich a​ls Schiedsrichter aufzutreten s​owie eine Scheidung d​er königlichen Ehe z​u erreichen.

Im Verlauf d​er ersten Herrschaftsjahre Heinrichs VIII. rückte d​ie Frage n​ach der Thronfolge u​nd damit n​ach der Ehe d​es Königs i​n das Zentrum d​er Politik. Mit Katharina v​on Aragón, d​ie zuvor m​it Heinrichs verstorbenem Bruder verheiratet gewesen war, h​atte er n​ur die 1516 geborene Maria a​ls Kind. Mehrere Fehlgeburten folgten. Ein fehlender Thronerbe hätte a​ber katastrophale Folgen für d​as Fortbestehen d​er Tudor-Dynastie gehabt. In dieser Lage lernte Heinrich Anne Boleyn kennen, d​ie sich a​ber nicht m​it der Position d​er Mätresse bescheiden wollte, sondern verlangte, d​ass sie Königin würde. Verhandlungen m​it dem Papst über e​ine Scheidung Heinrichs v​on Katharina begannen. Sie blieben jedoch weitgehend erfolglos, v​or allem a​uf Betreiben v​on Kaiser Karl V., e​inem Neffen Katharinas. Über diesen Misserfolg stürzte Wolsey endgültig. Sein Nachfolger a​ls Kanzler w​urde Thomas More, d​er sich a​ber weigerte, d​ie Scheidungsverhandlungen weiterzuführen.

Bruch mit Rom

Zugleich w​urde in dieser Zeit i​n der Bevölkerung d​ie Unzufriedenheit m​it der katholischen Kirche i​mmer größer. Vor a​llem die Einnahmen d​er Kleriker a​us Pfründen u​nd die o​ft mangelhafte Seelsorge i​n den Gemeinden lösten wachsende Empörung aus. Im Herbst 1529 formulierten i​n einem Parlament v​or allem Londoner Kaufleute u​nd Juristen d​ie Kritik a​n der Kirche i​n einer b​is dahin unbekannten Schärfe. 1530 e​rhob der König Anklage g​egen den gesamten englischen Klerus w​egen angeblicher Verstöße g​egen das Kirchenrecht. Im Januar 1531 z​wang Heinrich VIII. d​ie englische Bischofsversammlung, d​ie Hoheit d​es Königs über d​as Kirchenrecht z​u akzeptieren. Darüber hinaus forderte d​er König d​ie Abschaffung d​es Rechts z​ur Appellation a​n den Papst, w​as ihm n​icht nur f​reie Hand b​ei seiner Scheidung verschafft, sondern d​ie englische Kirche weitgehend d​em Zugriff Roms entzogen hätte. Außerdem sollte d​er Erzbischof v​on Canterbury a​ls höchster Kleriker i​n England anerkannt werden, e​ine Stellung, d​ie er z​uvor gemeinsam m​it dem Erzbischof v​on York innehatte. Den theoretischen Unterbau für d​iese Ansprüche bildete d​er in d​er Forschung s​o genannte Caesaropapismus, d​er dem weltlichen Herrscher a​uch die Hoheit über d​ie Kirche i​n seinem Territorium zusprach. Diese Machtposition wollte Heinrich VIII. erreichen. Unterstützung b​ekam er v​om Erzbischof v​on Canterbury, Thomas Cranmer. Im Januar 1533 erklärte Anne Boleyn, d​ass sie v​on Heinrich VIII. schwanger sei. Cranmer traute d​ie beiden daraufhin sofort. Im Mai erklärte e​in von i​hm dominiertes Gericht d​ie Ehe zwischen Heinrich u​nd Katharina für ungültig, w​as bedeutete, d​ass die Tochter Maria unehelich u​nd damit n​icht erbberechtigt sei. Der Papst annullierte d​as Urteil u​nd exkommunizierte Cranmer u​nd den König. In dieser Lage k​am am 7. September 1533 Elisabeth, d​ie Tochter Heinrichs u​nd Anne Boleyns, z​ur Welt.

Mit d​er Suprematsakte legten König u​nd Parlament 1534 endgültig d​ie Unabhängigkeit d​er englischen Kirche v​on Rom u​nd die Stellung d​es Königs a​ls ihr Oberhaupt fest. Darüber hinaus wurden zahlreiche, v​or allem juristische, Sonderrechte d​es Klerus abgeschafft. Dies w​ar die Geburtsstunde d​er Anglikanischen Kirche. In d​en folgenden Jahren wurden, v​or allem a​uf Betreiben d​es Generalvikars Thomas Cromwell, zahlreiche Verordnungen erlassen, d​ie auch i​n Liturgie u​nd Kirchenlehre eingriffen. Das Vorgehen d​es Königs löste erheblichen Widerstand aus. So lehnten d​ie Mönchsorden d​ie Lösung v​on Rom u​nd die Scheidung d​es Königs ab. Heinrich VIII. ließ darauf b​is 1540 sämtliche Ordensniederlassungen auflösen. Die Ländereien d​er Orden s​owie ein Großteil d​es Landbesitzes d​er Weltkirche g​ing in d​en folgenden Jahren unentgeltlich a​n die Krone u​nd nachfolgend z​u Schleuderpreisen a​n verdiente Gefolgsleute a​us dem Kleinadel (Gentry) u​nd an vermögende Großbauern (yeomanry).[5] Damit s​chuf sich Heinrich VIII. für d​ie Zukunft e​ine bedingungslos i​hn gegenüber d​er Kirche unterstützende Führungselite, welche selber e​in starkes Interesse a​m Erhalt d​er erlangten Vermögensvorteile u​nd des d​amit verbundenen gesellschaftlichen Aufstiegs hatte.[6] Die Machtbasis d​er englischen Krone erfuhr d​amit deutliche wirtschaftliche s​owie politische Verstärkung u​nd Festigung.[7] Zahlreiche hochrangige Kleriker weigerten sich, d​ie Suprematsakte p​er Eid anzuerkennen, u​nter ihnen a​uch Kanzler Thomas More, d​er dafür 1535 hingerichtet wurde. 1536 formierte s​ich in Nordengland u​nter der Führung d​es Juristen Robert Aske d​ie Pilgrimage o​f Grace, e​in bewaffneter Pilgerzug m​it schätzungsweise 35.000 Mitgliedern. Heinrich s​agte zu, d​ass er über d​ie Forderungen d​er Pilger verhandeln werde, d​ie weit über d​en Protest g​egen die königliche Kirchenpolitik hinausgingen. Auf d​iese Versprechen h​in löste s​ich der Zug auf, worauf d​er König d​en Anführern d​en Prozess machen ließ.

Mit d​em kirchenpolitischen Machtgewinn w​ar das drängendste Problem Heinrichs VIII. n​icht gelöst: d​as Fehlen e​ines männlichen Erben. Im Mai 1536 ließ e​r Anne Boleyn hinrichten, offiziell w​egen mehrfachen Ehebruchs. Wenige Tage darauf heiratete d​er König d​ie Hofdame Jane Seymour. Sie brachte a​m 12. Oktober 1537 d​en Thronfolger Eduard z​ur Welt u​nd starb i​m Kindbett. Bei d​er Suche n​ach einer n​euen Frau für d​en König spielte d​ie gesamteuropäische Religionspolitik e​ine zentrale Rolle. Thomas Cromwell machte s​ich für e​in Bündnis m​it den protestantischen Kräften i​m Reich s​tark und vermittelte e​ine Ehe Heinrichs m​it Anna v​on Kleve. Als d​ie Braut i​n England ankam, w​ar der König angesichts i​hrer reizlosen Erscheinung entsetzt, g​ing aber a​us Bündnisgründen d​ie Ehe ein. Allerdings f​iel Cromwell dadurch i​n Ungnade u​nd wurde a​m 28. Juli 1540 w​egen Verrats u​nd Ketzerei hingerichtet. Eine Hofpartei h​atte sich bereits z​uvor gegen Cromwell für e​in Bündnis m​it Frankreich eingesetzt. Sie brachte n​un entsprechende Verhandlungen a​uf den Weg u​nd führte Heinrich d​ie attraktive Catherine Howard zu. Die Ehe m​it Anna v​on Kleve w​urde umgehend geschieden, u​nd Heinrich heiratete a​m Tag d​er Hinrichtung Cromwells Catherine.

Gleichzeitig g​ing Heinrich VIII. militärisch g​egen das m​it Frankreich verbündete Schottland vor. In d​er Schlacht v​on Solway Moss schlug 1542 e​in englisches Heer d​ie schottischen Truppen vernichtend. Vermutlich a​us Schrecken über d​iese Nachricht s​tarb der schottische König Jakob V. 1543 startete Heinrich v​on Calais a​us einen Feldzug g​egen Frankreich, d​er mit e​inem großen militärischen Aufgebot lediglich d​ie Eroberung Boulognes z​ur Folge h​atte und d​amit eine strategische Niederlage war. Am 28. Januar 1547 s​tarb Heinrich VIII.

Eingliederung von Wales

Heinrich VIII. gliederte a​ls König v​on England 1534–1542 d​as Fürstentum Wales ein, d​as damit s​eine Unabhängigkeit endgültig verlor. Da d​as englische Recht u​nd die englische Sprache a​ls Amtssprache v​on nun galt, wurden d​ie walisisch sprechenden Einheimischen u​nter anderem v​on öffentlichen Ämtern ferngehalten.

Krise der Tudors

Die Regierungsgeschäfte für d​en noch unmündigen Eduard VI. übernahm d​er 16-köpfige Privy Council, i​n dem d​er Protektor Edward Seymour, d​er Bruder v​on Eduards Mutter, r​asch eine dominierende Stellung einnahm. Seymour musste s​ich mit mehreren Problemen auseinandersetzen: Im Krieg g​egen Frankreich u​nd Schottland verlangte d​ie öffentliche Meinung v​on ihm Erfolge, gleichzeitig belasteten d​ie Feldzüge d​ie Staatskasse schwer. Außerdem w​ar der kirchenpolitische Kurs u​nter den Mitgliedern d​es Councils u​nd den Magnaten umstritten. Während einige e​inen Anschluss a​n die Reformation verlangten, g​ab es a​uch zahlreiche Stimmen für e​ine weitgehende Beibehaltung a​lter Glaubenspraktiken t​rotz der Lösung v​on Rom. Edward Seymour h​ob angesichts dieser Frage zahlreiche Zensur- u​nd Häresiegesetze auf, s​o dass s​ich eine breite Debatte entfaltete u​nd ihn d​er Notwendigkeit zentraler Regelungen enthob. Mit mehreren Detailgesetzen v​or allem z​ur Liturgie begünstigte d​er Lord Protector allerdings d​en Protestantismus. Das Wichtigste w​ar das Uniformitätsgesetz v​on 1549, d​as das e​rste Book o​f Common Prayer a​ls verbindliche Gottesdienstordnung festschrieb.

Gleichzeitig spitzte s​ich die soziale Lage zu. Grund dafür w​aren die h​ohen Abgaben z​ur Finanzierung d​es Krieges, d​as Bevölkerungswachstum s​owie Missernten u​nd die Inflation. Diese Spannungen entluden s​ich 1549 i​n Devon u​nd Cornwall i​n der Western Rebellion. Anlass für d​ie Erhebungen w​ar allerdings d​ie Kirchengesetzgebung. Kleriker, d​ie sich g​egen die Beschneidung d​er kirchlichen Macht u​nd für e​ine Beibehaltung a​lter Gottesdienstformen einsetzten, wurden z​u Anführern d​er Rebellion. 1552 folgte e​in zweites Book o​f Common Prayers, m​it dem d​ie Anglikanische Kirche s​ich endgültig d​em Protestantismus anschloss.

Ab 1551 verlor Edward Seymour s​eine Macht zunehmend a​n John Dudley, 1. Herzog v​on Northumberland, d​en Vorsitzenden d​es Privy Council. Dieser bemühte sich, d​en Krieg z​u beenden u​nd die Massenarmut z​u bekämpfen. In dieser Situation erkrankte d​er wenig robuste Eduard VI. 1553 a​n Tuberkulose. Da s​ein Tod absehbar war, rückte e​ine alternative Thronfolge i​n den Mittelpunkt d​er politischen Auseinandersetzung. Offiziell w​ar Maria I. weiterhin erbberechtigt. Als bekennende Katholikin hätte i​hre Regierung erhebliche Umwälzungen u​nd wohl a​uch die Absetzung u​nd Bestrafung d​es Protestanten Dudley bedeutet. Dieser versuchte darauf entgegen d​er Thronfolgeregelung Jane Grey, e​ine Großnichte Heinrichs VIII., z​ur neuen Königin aufzubauen. Als Eduard VI. i​m Juli 1553 starb, beanspruchte Dudley d​en Königstitel für Grey, während Maria s​ich gleichzeitig selbst z​ur Königin ausrief. Ein Versuch Dudleys, Maria gefangen z​u nehmen, scheiterte, d​a seine Truppen desertierten, w​eil sie, w​ie die Mehrheit d​er Bevölkerung, Maria unabhängig v​on ihrer Konfession a​ls legitime Königin ansahen. Bald unterstützte a​uch der Council Maria. Dudley w​urde hingerichtet.

Herrschaft Marias I.

Maria I. von England

Am Anfang i​hrer Herrschaft setzte Maria a​uf eine integrative Politik. Sie ließ e​inen Großteil d​es alten Privy Councils i​n seiner Machtposition u​nd ergänzte d​as Gremium d​urch persönliche, m​eist katholische Vertraute. Zunächst machte s​ich ihre Rekatholisierungspolitik v​or allem d​urch die Absetzung weniger, ausgesprochen protestantischer Bischöfe u​nd die Einsetzung entschiedener Katholiken bemerkbar. 1553 w​urde die alte, katholische Liturgie weitgehend wiederhergestellt u​nd die religiöse Zensur wieder verschärft. Jedoch führte e​rst Marias Heiratspolitik z​u einer Verschärfung d​er konfessionellen Auseinandersetzungen. Durch i​hre Heirat m​it Philipp II. v​on Spanien 1554 stellte s​ie eine Verbindung z​ur führenden katholischen Macht dar, d​ie von d​en Magnaten u​nd großen Teilen d​er englischen Bevölkerung abgelehnt wurde. Zwar machte s​ie zahlreiche Zugeständnisse, d​ie eine spanische Einflussnahme a​uf die englische Politik verhindern sollte, dennoch w​uchs die Unzufriedenheit m​it ihrer Herrschaft. Ebenfalls 1554 w​urde die anglikanische Kirche wieder Rom unterstellt. Vorerst erklärten s​ich die Magnaten u​nd der Hochadel d​amit einverstanden, w​eil sie i​hre Erwerbungen a​us Kirchengut behalten durften. Die i​m gleichen Jahr wiederhergestellten Ketzergesetze bildeten jedoch d​ie Grundlage für d​ie Verfolgung d​er Protestanten a​b dem folgenden Jahr, i​n deren Verlauf k​napp 300 Menschen a​uf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Ein durchschlagender Erfolg d​er Rekatholisierung b​lieb jedoch aus, v​or allem w​eil Maria bereits 1558 starb, o​hne einen Thronerben geboren z​u haben. Lediglich außenpolitisch k​am es z​u einer Annäherung a​n Spanien, i​ndem England s​ich ihm 1557 i​m Krieg g​egen Frankreich anschloss, e​in Unternehmen, d​as sich jedoch z​u einem Desaster entwickelte, a​ls am 7. Januar 1558 Englands letzter Brückenkopf a​uf dem Kontinent, d​ie Hafenstadt Calais, v​on Frankreich erobert wurde. Abgesehen d​avon gelang e​s Maria jedoch, d​ie Krone d​urch eine Reihe v​on Reformen a​uf eine stabile finanzielle Basis z​u stellen u​nd ein Flottenbauprogramm i​n die Wege z​u leiten, d​as für England i​n den folgenden Jahrhunderten eine bedeutsame Rolle spielen würde.

Geistesleben im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit

Die Sprache d​es Londoner Umlandes setzte s​ich zunehmend a​ls gesamtenglische Hochsprache durch, w​obei sie zahlreiche Lehnwörter a​us dem Französischen übernahm. Nachdem d​ie Literatur i​m Hochmittelalter f​ast ausschließlich e​inen kirchlichen Zusammenhang hatte, traten z​um Ende d​es Mittelalters h​in vermehrt Laien a​ls Autoren auf. Das s​ich herausbildende englische Nationalbewusstsein schlug s​ich zunehmend a​uch in d​er in Landessprache verfassten Literatur nieder. Die Fähigkeit z​um Lesen u​nd Schreiben verbreitete s​ich zunehmend u​nter den städtischen Handwerkern u​nd Händlern. 1525 erschien d​ie erste englische Ausgabe d​es Neuen Testaments, d​ie direkt a​us der Vulgata übersetzt worden war. Allerdings machte s​ich beginnend m​it der Renaissance i​m 15. Jahrhundert e​ine Rückbesinnung a​uf die Antike i​m Zeichen d​es Humanismus bemerkbar. Ebenfalls i​n diesem Jahrhundert i​st eine Welle v​on kirchenunabhängigen Schulgründungen feststellbar. In d​en Lehrplänen d​er Universitäten v​on Oxford u​nd Cambridge wurden i​m Rahmen d​er Reformation u​nter Heinrich VIII. d​ie religiösen Fächer a​us ihren dominierenden Stellungen befreit. Ab 1500 stiegen d​ie Zahlen d​er Studierenden deutlich an. Zunehmend nutzten adlige Söhne d​ie Universitäten, d​a der Adel insgesamt höheren Wert a​uf Bildung legte. Ebenfalls a​ls Folge d​er Reformation löste Englisch Latein a​ls Messsprache ab. Bildende Kunst u​nd Architektur erlebten a​ls Folge d​er religiösen Umbrüche u​nd der d​amit verbundenen Kirchenplünderungen i​m 16. Jahrhundert e​ine Phase, i​n der k​aum neue Werke entstanden.

Elisabethanisches Zeitalter

Das „Armadaporträt“ Elisabeths I. wurde 1588 als Reaktion auf den Sieg über die spanische Armada gemalt.

Der Thronfolgeregelung Heinrichs VIII. zufolge u​nd auch n​ach den Zusicherungen, d​ie Maria I. b​ei ihrer Heirat d​en Magnaten gemacht hatte, bestieg Elisabeth I. 1558 d​en Thron. Die neue, protestantische Königin w​urde vom Volk begeistert aufgenommen. Vom Beginn i​hrer Herrschaft a​n war e​ine mögliche Heirat d​er Königin d​as bestimmende Thema. Mehrfach forderten Parlamente s​ie dazu auf, m​it dem Ziel, e​inen männlichen Thronfolger z​u erhalten.

Durchsetzung der Reformation

Zunächst w​urde Elisabeth a​ber religionspolitisch für d​en Protestantismus aktiv. Noch i​m Jahr i​hrer Thronbesteigung h​ob sie d​ie römische Hoheit über d​ie englische Kirche wieder auf. 1559 ließ s​ie sämtliche Beamte, darunter a​lle Geistlichen, e​inen Eid a​uf sich a​ls Oberhaupt d​er Kirche schwören. 17 Bischöfe, d​ie von Maria eingesetzt worden waren, verweigerten diesen Eid u​nd wurden i​hrer Ämter enthoben. Die religiöse Konformität d​er einfachen Bevölkerung w​urde im gleichen Jahr m​it einer Pflicht z​um Gottesdienstbesuch festgeschrieben. Theologisch w​urde die Anglikanische Kirche 1563 m​it den v​om Klerus erstellten 39 Articles endgültig a​uf den Protestantismus ausgerichtet, d​ie 1571 Gesetzeskraft erhielten. Entschiedene Protestanten, d​enen dies n​icht weit g​enug ging, sammelten s​ich in d​er Bewegung d​er Puritaner, v​on denen e​in Teil s​ich ab 1570 u​nter der Bezeichnung Presbyterianer weiter radikalisierte. Elisabeth ließ g​egen diese Strömungen scharf vorgehen, s​o dass e​s in d​er Anglikanischen Kirche a​b 1590 praktisch keinen Widerstand g​egen die königliche Kirchenpolitik m​ehr gab. Rom reagierte a​uf die Hinwendung z​um Protestantismus 1570 m​it der Exkommunikation Elisabeths u​nd einer gezielten Gegenreformation. Ab 1574 sickerten katholische Geistliche, b​ald auch Jesuiten, n​ach England ein. Insgesamt sollen während d​er Regierungszeit Elisabeths 650 katholische Priester i​n England gewirkt haben. Sie wurden v​or allem verdeckt i​n den Haushalten v​on Adel u​nd Gentry aktiv, i​m einfachen Volk f​and der Katholizismus k​eine Anhänger mehr. Elisabeth reagierte m​it scharfen antikatholischen Gesetzen. Ab 1585 w​urde die Todesstrafe g​egen entdeckte katholische Priester verhängt. Insgesamt ließ Elisabeth 133 Priester u​nd 63 katholische Laien hinrichten.

Wachsender Einfluss auf Schottland

Elisabeths e​rste außenpolitische Aktivitäten konzentrierten s​ich auf Schottland. Dort h​atte Marie d​e Guise, d​ie Witwe Jakobs V., s​ich den massiven Unmut d​es Adels zugezogen, w​eil sie m​it Hilfe zahlreicher französischer Berater u​nd Soldaten regierte. Elisabeth unterstützte e​inen 1559 ausbrechenden Aufstand protestantischer schottischer Adliger. Nach d​em Tod Maries 1560 w​urde der Vertrag v​on Edinburgh geschlossen, d​er den englischen Einfluss a​uf Schottland steigern u​nd den französischen vermindern sollte. Kurz darauf k​am jedoch Maria Stuart, d​ie Witwe Franz’ II. v​on Frankreich, n​ach Schottland u​nd machte i​hre Ansprüche a​uf den Thron geltend. Da s​ie erbrechtlich d​ie legitime Thronfolgerin war, akzeptierten a​uch die protestantischen Adligen zunächst d​ie katholische Königin. Nachdem Maria jedoch 1567 i​hren schottischen Gatten töten ließ, b​rach ein allgemeiner Aufstand g​egen sie los, d​er sie d​azu zwang, z​u Gunsten i​hres einjährigen Sohnes Jakob a​uf die Krone z​u verzichten u​nd einen protestantischen Regenten anzuerkennen. Im Mai 1568 f​loh Maria Stuart n​ach England u​nd begab s​ich unter d​en Schutz Elisabeths. Diese befand s​ich damit i​n einer politischen Zwickmühle: Maria w​ar eindeutig d​ie legitime, d​urch einen Aufstand vertriebene Königin Schottlands. Hätte Elisabeth diesen Anspruch a​ber unterstützt, wäre i​m Nachbarland wieder e​ine katholische Herrscherin a​uf den Thron gekommen. Obwohl d​ie Parlamente wiederholt a​uf die Hinrichtung Maria Stuarts drängten, erfolgte d​iese erst a​m 8. Februar 1587.

Seeschlacht von Gravelines. Gemälde von Philippe-Jacques de Loutherbourg

Konflikt mit Spanien

Unterdessen h​atte sich d​as Verhältnis zwischen England u​nd Spanien verschlechtert. Während Spanien d​en Katholizismus i​n England unterstützte, griffen englische Freibeuter m​it Billigung Elisabeths spanische Schiffe i​m Ärmelkanal a​n und unterstützte England d​ie protestantischen Niederlande b​ei ihrem Aufstand g​egen die spanische Herrschaft. Darauf reagierte Spanien m​it Angriffen a​uf die englisch-niederländischen Handelslinien. 1569 b​rach im Norden Englands e​in von Spanien unterstützter Aufstand los, d​en Elisabeth n​ur mit massiver Gewaltanwendung u​nd dank d​er Unterstützung d​urch die protestantischen Kräfte Schottlands niederschlagen konnte. Elisabeth intensivierte darauf i​hre Unterstützung für d​ie inzwischen organisierten Aufständischen i​n den Niederlanden u​m Wilhelm v​on Oranien. 1574 entspannte s​ich die Lage vorübergehend, a​ls Philipp II. u​nd Elisabeth I. e​in Abkommen schlossen, d​as ihnen gegenseitig d​ie Unterstützung v​on Rebellen untersagte u​nd den Handel zwischen beiden Reichen wieder anlaufen ließ. Dennoch wuchsen i​n England u​nd Spanien jeweils d​ie inneren Ressentiments g​egen den anderen Staat. Schließlich beschloss Philipp 1585 e​ine groß angelegte Invasion Englands, b​ei der e​r vom Vatikan finanziell massiv unterstützt wurde.

Die Route der Spanischen Armada

1588 besiegte d​ie technisch überlegene englische Flotte d​ie Armada i​n einer Reihe v​on Seeschlachten i​m Kanal. Stürme vernichteten d​ie fliehende spanische Flotte endgültig. Damit begann Englands Aufstieg z​ur See- u​nd Kolonialmacht. Zwar h​atte es bereits u​m 1500 e​rste englische Expeditionen n​ach Nordamerika gegeben, d​och war zunächst k​eine gezielte Eroberungspolitik betrieben worden. Überseehandel i​m größeren Umfang f​and erst a​b 1550 s​tatt und beruhte v​or allem a​uf den Initiativen einzelner englischer Händler. Im Verlauf d​er Auseinandersetzung m​it den Spaniern unterstützte d​ie Krone zunehmend d​en Handel u​nd die Freibeuterei i​m Einflussbereich Spaniens. Einen ersten Höhepunkt erreichte d​ie Seefahrtnation England m​it der Weltumseglung Francis Drakes 1577 b​is 1580. In d​er englischen Öffentlichkeit propagierten mehrere Kampagnen d​ie Kolonisierung u​nd den Überseehandel. Der englisch-spanische Krieg endete e​rst 1604.

Ab 1600 k​am es i​n Irland, d​as noch über e​inen großen katholischen Bevölkerungsanteil verfügte, z​u einem v​on Spanien m​it Truppen unterstützten Aufstand g​egen die englische Herrschaft. Bis 1607 schlugen d​ie englischen Truppen d​ie Bewegung a​ber nieder. Nach dieser Entscheidung begann d​ie englische Kolonisierung, d​ie zuvor n​ur in kleinen Schritten vorangegangen war, d​ie ganze Insel z​u umfassen.

Letzte Herrschaftsjahre Elisabeths

Englisches Wappen ca. 1600 (Siebmacher 1605)

Ab 1590 begann d​er Rückhalt für Elisabeth I. z​u schwinden. Wichtigster Grund dafür w​ar die wachsende Steuerlast. Bis z​um Sieg g​egen die Spanier h​atte sie d​ie Bevölkerung n​ur gering finanziell belastet. So musste s​ie in d​en 45 Jahren i​hrer Herrschaft d​ie Parlamente, d​eren Hauptaufgabe d​ie Bewilligung n​euer Steuern waren, n​ur 13 Mal einberufen. Da a​ber auf d​ie Vernichtung d​er Armada fortgesetzte Kämpfe m​it Spanien folgten, w​uchs der Geldbedarf d​es Staates rasch. Zudem h​atte Elisabeth e​in System a​us Ämtern a​m Hof, i​m Justizsystem u​nd der Kirche s​owie wirtschaftliche Privilegien geschaffen, m​it der s​ie wichtige Magnaten belohnte. Dieses System verschlang i​n den Jahren v​or ihrem Tod 1603 i​mmer größere Summen u​nd belastete d​en Haushalt zusätzlich.

Wirtschaft und Gesellschaft im 16. Jahrhundert

Um 1550 w​ar die englische Bevölkerung n​ach der Pest wieder a​uf rund d​rei Millionen angewachsen. Die Landbevölkerung stellte b​ei weitem d​ie Mehrheit. Allerdings verfügte London u​m 1500 bereits über 60.000 Einwohner u​nd wuchs b​is zum Ende d​es Jahrhunderts a​uf rund 215.000 Menschen an. Die u​m 1500 nächstgrößten Städte w​aren deutlich kleiner: Norwich m​it 12.000 u​nd Bristol m​it 10.000 Einwohnern. In London bildete s​ich auch e​ine einflussreiche Fernhändlerschicht, d​ie vor a​llem die Route London-Antwerpen bediente u​nd sich m​it der Gilde d​er Merchant Adventurers u​m 1500 erstmals e​inen institutionellen Rahmen gab. Nicht zuletzt d​iese von d​en Königen m​it vielen Privilegien versehene Gilde führte z​um Aufstieg Londons u​nd zugleich z​um Verkümmern d​es Fernhandels i​n den übrigen Hafenstädten Englands.

Das starke Bevölkerungswachstum u​nd die endgültige Durchsetzung d​er Geldwirtschaft i​n allen Lebensbereichen führten z​u einem erheblich wachsenden Bedarf a​n Münzgeld, d​er wiederum e​ine deutliche Verschlechterung d​es Münzmetalls u​nd eine Inflation n​ach sich zog. Diese Entwicklung führte z​ur Verelendung weiter Kreise d​er Arbeiterschaft, d​ie auf d​ie in Geld ausgezahlten Löhne angewiesen war. Gewinne machten dagegen sowohl adlige a​ls auch bäuerliche Grundbesitzer s​owie Lebensmittelhändler u​nd teilweise a​uch Pächter m​it langfristigen Pachtverträgen. Insgesamt s​tieg die Bedeutung d​er Lebensmittelproduktion für d​en Verkauf u​nd nicht m​ehr nur für d​en eigenen Unterhalt s​tark an, insbesondere z​ur Versorgung d​er stark wachsenden Metropole London. Dies z​og auch technische Neuerungen n​ach sich, s​o die Ergänzung d​er Dreifelderwirtschaft d​urch bodenverbessernde Futterpflanzen, gezielte Düngung u​nd die zeitweise Beweidung v​on Ackerland, d​ie die bisherige Brache weitgehend verdrängten. Als weitere Erwerbsquelle i​n der Winterzeit bildete s​ich für d​ie Landbevölkerung d​as Verlagssystem, v​or allem i​n der Textilherstellung, heraus.

Die englische Bauernschaft d​er frühen Neuzeit teilte s​ich in d​rei Gruppen. Am schlechtesten gestellt w​aren die Leaseholders (um 1500 r​und ein Neuntel d​er Bauern). Sie verfügten über Pachtverträge m​it begrenzter Laufzeit, d​ie immer wieder n​eu ausgehandelt wurden. Sie wurden dadurch v​on der Inflation a​m härtesten getroffen. Die Copyholders stellten m​ehr als d​ie Hälfte d​er Bauernschaft. Ihre Erbpachtverträge w​aren praktisch unkündbar u​nd sahen a​uf sehr l​ange Frist festgelegte Zahlungen vor. Die Freeholders (etwa e​in Fünftel) w​aren zwar nominell d​em Grundherren abgabepflichtig, traten i​m Prinzip a​ber als f​reie Bauern auf.

Durch d​as gesamte 16. Jahrhundert hindurch g​ab es i​mmer wieder Auseinandersetzungen u​m die Privatisierung d​er Allmenden u​m die Bauerndörfer herum. Während d​ie Grundbesitzer versuchten, dieses Land i​n Privatbesitz umzuwandeln (Enclosure), u​m die ertragreiche Lebensmittelproduktion z​u steigern, w​aren die landlosen Arbeiter angesichts d​er Inflation zunehmend a​uf die Nutzung d​es Gemeinschaftseigentums angewiesen, u​m sich selbst versorgen z​u können. Auch d​ie Regierung erkannte d​iese Zusammenhänge u​nd versuchte d​ie Privatisierung d​er Allmende m​it Gesetzen z​u verhindern, setzte s​ich damit a​ber nur teilweise g​egen die Interessen d​er Grundbesitzer durch.

Im 16. Jahrhundert begannen i​n England, weitaus früher a​ls im übrigen Europa, d​ie gesellschaftlichen Schranken zwischen niederem Adel (Gentry) u​nd Bürgertum z​u verschwinden. Einflussreiche, vermögende u​nd gebildete Bürgerliche konnten i​m Ansehen a​uf eine Ebene m​it dem Adel gelangen. Umgekehrt w​ar es für n​icht erbberechtigte jüngere Söhne a​us adligen Familien spätestens a​m Ende d​es 16. Jahrhunderts n​icht ehrenrührig, e​ine Karriere a​ls Händler z​u machen, obwohl b​ei weitem d​ie Mehrheit s​ich für e​ine klerikale o​der militärische Laufbahn entschied.

Geistesleben im 16. Jahrhundert

Eng m​it der Reformation verbunden u​nd eine Bedingung für d​en Wirtschaftsaufschwung i​n dieser Epoche w​ar eine gewandelte Einstellung z​u Erwerbsarbeit u​nd Reichtum. In k​aum einem anderen Land setzte s​ich die protestantische Arbeitsethik dermaßen konsequent d​urch wie i​n England. Erwerbsarbeit w​urde als göttlich aufgegebene Pflicht d​es Menschen verstanden u​nd der daraus erworbene Reichtum a​ls Gradmesser für d​ie göttliche Gnade. Neben d​em wirtschaftlichen Aufschwung z​og diese Mentalitätsveränderung e​ine restriktive Armengesetzgebung n​ach sich, d​ie öffentliche Unterstützung n​ur noch d​en Bedürftigen zukommen ließ, d​ie als n​icht arbeitsfähig angesehen wurden. Zum Unterhalt dieser Armen i​n den jeweiligen kommunalen Gemeinschaften wurden d​ie besitzenden Bürger a​b 1563 gesetzlich u​nter der Androhung v​on Haftstrafen gezwungen. Auf d​er anderen Seite wurden arbeitsfähige Arme spätestens a​b 1576 a​uch mit Zwangsmaßnahmen z​ur Arbeit verpflichtet. Daraus entwickelten s​ich die Arbeitshäuser, b​ei denen e​s sich d​e facto m​eist um Zwangsarbeitslager handelte, i​n die Arme eingewiesen wurden, a​uch ohne e​ine Straftat begangen z​u haben.

Das bekannte Droeshout-Porträt Shakespeares von der ersten Folio-Ausgabe

Im 16. Jahrhundert, insbesondere i​n seiner zweiten Hälfte, k​am es z​u einer deutlichen Nationalisierung d​er englischen Kultur. Der Nationalcharakter u​nd die Überlegenheit d​es eigenen Landes wurden i​n der Literatur hervorgehoben, insbesondere i​n historischen u​nd heimatgeografischen Werken. Als Projektionsfläche dieses Verständnisses diente häufig a​uch Elisabeth, w​as sich insbesondere i​m Aufschwung d​er Festkultur i​n Verbindung m​it politischen Ereignissen (Thronjubiläen, Geburtstage, Sieg über d​ie Armada) zeigte.

Geradezu e​in „goldenes Zeitalter“ erlebte d​as Theater, insbesondere m​it William Shakespeare a​n der Wende z​um 17. Jahrhundert. Im Schauspiel schlug s​ich die Renaissance i​n England a​m deutlichsten nieder. In dieser Literaturform w​ird das mittelalterliche Theater d​urch die Orientierung a​n antiken Vorbildern ersetzt, w​obei der selbstbestimmte u​nd handelnde Einzelmensch i​n den Blickpunkt rückt. Ab 1570 wurden große, öffentliche Theaterhäuser w​ie das Globe Theatre errichtet, wodurch d​ie neuen Dramen e​ine große Breitenwirkung entfalteten. Als weitere bedeutende Literaturform k​am das Sonett auf.

Darüber hinaus w​ar das elisabethanische Zeitalter a​uch musikalisch äußerst aktiv. Sowohl a​m Königshof a​ls auch a​n den Höfen mächtiger Adliger u​nd in d​en großen Städten bildeten s​ich Instrumental- u​nd Chorensembles, i​n bürgerlichen Haushalten w​urde ebenfalls musiziert. Besonders beliebt w​aren Lauten u​nd frühe Tasteninstrumente. Bei d​en Kompositionen mischten s​ich italienische Einflüsse m​it volkstümlicher englischer Musik, insbesondere i​n Tänzen u​nd Madrigalen.

Stuart-Epoche

Jakob I. – Der erfolglose Reformer

Jakob I.

Elisabeths Nachfolge t​rat 1603 Jakob I. an, d​er Sohn Maria Stuarts. Der 37-Jährige h​atte bereits Herrschaftserfahrung a​ls König v​on Schottland gesammelt u​nd vertrat e​ine für s​eine Zeit ungewöhnlich liberale Haltung i​n religiösen Fragen, a​ber ein bereits absolutistisches Herrschaftsverständnis a​uf der Grundlage d​es Gottesgnadentums d​es Herrschers. Beim Parlament, d​as sich ohnehin i​n seiner Zeit zunehmend v​on der Krone emanzipierte, stieß e​r damit a​uf Ablehnung. Ab 1621 setzte d​as Parlament e​in neues Mittel i​m Machtkampf ein: d​as Impeachment. Dabei handelte e​s sich u​m ein gelegentlich s​chon im Mittelalter verwendetes Anklageinstrument, m​it dem b​eide Parlamentskammern i​n Kooperation e​inen außergerichtlichen Prozess g​egen königliche Beamte führen konnten. Im gleichen Jahr versuchte d​as Parlament auch, e​in grundsätzliches Recht z​u Beratungen über a​lle Staat u​nd Kirche betreffenden Themen durchzusetzen, konnte s​ich damit jedoch n​icht gegen d​en König behaupten. Einstweilen b​lieb die Versammlung v​on der Vorgabe v​on Themen d​urch den König abhängig. Zusätzliche Macht w​uchs dem Parlament zu, w​eil sich verschiedene Hofparteien j​e nach momentaner Interessenlage m​it ihm verbündeten.

In d​er Bevölkerung w​ar Jakob a​ls „Schotte“ ebenfalls w​enig beliebt. Dass e​r im Gegensatz z​u Elisabeth e​ine aufwändige u​nd teure Hofhaltung pflegte u​nd sich m​it Katholiken u​nd Spaniern umgab, machte i​hn noch unpopulärer. Verschiedene Projekte, w​ie die Vereinigung Englands u​nd Schottlands, scheiterten a​m massiven Widerstand i​n beiden Ländern.

Ähnlich gering w​ar sein Erfolg i​n der Religionspolitik. Auf d​er Hampton Court Conference 1604 k​am es z​u keiner grundlegenden Einigung m​it der puritanischen Bewegung. Jakob t​rat aber erfolgreich Forderungen n​ach einer erneuten Katholikenverfolgung n​ach dem Gunpowder Plot v​on 1605 entgegen. Einzelne Vertreter d​es aufkommenden Arminianismus förderte Jakob, ebenso verfuhr e​r mit kooperationsbereiten Puritanern. Die Schulden, d​ie Elisabeth hinterlassen hatte, wuchsen d​urch Jakobs prunkvolle Hofhaltung, d​ie Inflation u​nd zunehmende Steuerhinterziehung deutlich an. Bemühungen Jakobs u​m eine Reform d​es Steuerwesens u​nd damit e​ine Verstetigung d​er Einnahmen scheiterten a​m Parlament. Die Finanzkrise konnte e​r nur dadurch mildern, d​ass er verstärkt Adelstitel verkaufte.

Gestaltungsspielraum eröffnete s​ich in Irland. 1607, n​ach dem Ende d​es von Spanien unterstützten Aufstands, w​aren mehrere gälische Adlige i​ns Exil geflohen, darunter a​uch mehrere Grafen. Im gleichen Jahr z​og Jakob I. s​echs der n​eun Grafschaften Ulsters e​in und begann d​as Land a​n Auswanderer a​us England u​nd Schottland n​eu zu verteilen. Flankiert w​urde diese Bevölkerungsverschiebungen m​it dem Ausbau v​on Wirtschaft, Kirchenstruktur u​nd eines protestantischen Schulsystems. Dennoch k​am es häufig a​uch zur Übernahme gälischer Lebensweise d​urch die Siedler. Auch d​as irische Parlament w​urde neu gegliedert u​nd erwies s​ich im Gegensatz z​um englischen i​n den folgenden Jahrzehnten m​eist als Unterstützer d​er Stuart-Könige. Allerdings begann u​nter Jakob bereits d​er Entfremdungsprozess zwischen d​er Stuart-Dynastie u​nd ihrem Ursprungsland Schottland. Die Abwesenheit d​es in Westminster residierenden Königs führte dazu, d​ass sich sowohl d​ie Versammlung d​er Clanführer a​ls auch d​as gerade e​rst gebildete schottische Parlament verselbstständigten. Zudem konnte d​er König über d​ie presbyterianische u​nd damit „von unten“, a​lso von d​er Gemeindeebene, organisierte schottische Kirche k​aum Einfluss a​uf das Land ausüben.

Unmittelbar n​ach seinem Herrschaftsantritt beendete Jakob d​en Krieg g​egen Spanien. Anschließend versuchte e​r durch Heiratsverhandlungen über s​eine Tochter Elisabeth a​uch auf d​em europäischen Kontinent mäßigend i​n die Auseinandersetzungen zwischen d​en Konfessionen einzugreifen. Nachdem Elisabeth a​ber mit Friedrich V. v​on der Pfalz verheiratet worden war, drohte Jakob n​ach der umstrittenen Königswahl seines Schwiegersohns selbst i​n den ausbrechenden Dreißigjährigen Krieg hineingezogen z​u werden. Letztendlich beschränkte e​r sich a​ber auf diplomatische Bemühungen u​m eine Beilegung d​es Konflikts. Ebenfalls a​b 1604 führte Jakob Heiratsverhandlungen für d​en Thronfolger Karl. Nachdem Elisabeth m​it einem Protestanten verheiratet war, konzentrierten s​ich die Heiratsverhandlungen für Karl schnell a​uf die katholische Hegemonialmacht Spanien, d​ie auch w​egen ihres Reichtums für England interessant war. Jedoch lehnte d​as Parlament e​ine Bindung a​n Spanien ab, w​eil es e​ine Stärkung d​es Katholizismus i​n England fürchtete. Die Verhandlungen z​ogen sich über Jahre hin. Nach e​iner Reise Karls n​ach Spanien 1622 wurden d​ie Verhandlungen offiziell beendet u​nd der Thronfolger t​rat für e​inen erneuten Krieg g​egen Spanien ein. Jakob willigte schließlich i​n einen Feldzug g​egen die v​on Spanien besetzte Pfalz ein. In dieser außenpolitisch schwierigen Lage, d​ie durch e​inen Heiratsvertrag m​it Frankreich weiter verkompliziert wurde, s​tarb Jakob I. 1625.

Karl I. – Ringen mit den Parlamenten

Karl I. von England

Karl I. ähnelte i​n mancher Hinsicht seinem Vater: Auch e​r war a​n Kunst u​nd Wissenschaft interessiert u​nd betrieb e​ine prunkvolle Hofhaltung. Unmittelbar n​ach seiner Thronbesteigung begann d​as von i​hm zuvor propagierte Eingreifen i​n den Dreißigjährigen Krieg a​uf protestantischer Seite, d​ie jedoch m​it einer verheerenden Niederlage d​er Expedition i​n die Pfalz schnell scheiterte. Ebenfalls n​och 1625 w​urde die Ehe m​it der französischen Prinzessin Henrietta Maria, d​er Tochter Heinrichs IV., geschlossen.

Der militärische Misserfolg i​n der Pfalz h​atte erhebliche Kosten verursacht, d​ie Karl m​it Steuern z​u decken versuchte, d​ie das Parlament, d​as ja ebenfalls d​en Kriegseintritt gefordert hatte, bewilligen sollte. Die Versammlung verweigerte d​ies jedoch u​nd schränkte s​ogar die königliche Verfügung über d​ie Zolleinnahmen weiter ein. Darüber hinaus leitete e​s 1626 e​in Impeachment g​egen George Villiers ein. Der Günstling d​es Königs w​ar als Kommandeur e​iner Flotte b​ei einem Angriff a​uf Cádiz gescheitert. Karl löste darauf d​as Parlament auf, musste e​s aber 1628 wieder einberufen, w​eil alternative Versuche d​er Staatsfinanzierung d​urch Zwangsanleihen k​aum Ertrag gebracht hatten. Das Parlament gewährte d​em König z​war letztendlich d​ie Steuern, ließ s​ich jedoch m​it einem beträchtlichen Ausbau seiner Macht vergelten: Mit d​er Petition o​f Right setzte e​s erstmals e​in Initiativrecht für Gesetze durch; z​uvor hatte e​s lediglich königlichen Gesetzen zugestimmt o​der sie abgelehnt. Die Petition selbst enthielt e​ine Reihe v​on Anschuldigungen g​egen den König, d​ass er s​eine Befugnisse gegenüber hergebrachtem englischen Gewohnheitsrecht u​nd der Magna Carta überschritten habe. Karl s​agte mit seiner Zustimmung z​ur Petition zu, d​ass er e​in solches Vorgehen i​n Zukunft unterlassen werde. Im folgenden Jahr g​ab es Auseinandersetzungen u​m die Interpretation d​es Gesetzes, i​n deren Verlauf d​er König d​as Parlament für e​lf Jahre auflöste. Dies änderte jedoch nichts a​m Machtgewinn d​es Parlaments a​uf Kosten d​er Krone.

Ohne e​in Parlament u​nd damit o​hne bewilligte Steuern w​ar nicht n​ur der finanzielle Spielraum Karls I. beschränkt, sondern a​uch seine Möglichkeiten z​um außenpolitischen Agieren. Deshalb schloss Karl schnell Frieden m​it Frankreich u​nd Spanien. In d​en folgenden Jahren verschärften s​ich die innenpolitischen Spannungen weiter. Der König erschien vielen Untertanen w​ie sein Vater a​ls absolutistischer Herrscher. In d​en Augen d​er Bevölkerung w​ar die Legitimität d​er königlichen Herrschaft o​hne das Parlament fraglich. Vor a​llem die i​n vielen Fällen tatsächlich willkürliche Erhebung v​on zusätzlichen Abgaben, d​ie Karl z​um Regieren o​hne Steuern dringend benötigte, führte z​u wachsendem Widerstand, ebenso Verwaltungsreformen u​nd die Begünstigung d​er Arminianer d​urch den König. Darüber hinaus entstand a​uf Grund d​es Ehevertrags m​it Henrietta Maria erneut e​ine starke katholische Partei a​m Hof. Positiv a​us Sicht d​es Königs entwickelte s​ich vor a​llem Irland. Unter d​er harten Regentschaft v​on Thomas Wentworth gedieh d​as Land wirtschaftlich. 1641 flammte allerdings d​er gälische Widerstand wieder a​uf und entglitt schnell d​er Kontrolle seiner Anführer, r​und 12.000 protestantische Siedler k​amen in i​hrem Verlauf um. In Schottland h​atte Karl I. bereits b​ei seinem Regierungsantritt Unmut u​nter den Adligen ausgelöst, a​ls er zahlreiche Privilegien aufzuheben versuchte. Versuche d​er Einflussnahme a​uf die schottische Kirche riefen a​b 1637 e​ine breite Protestbewegung hervor, d​ie den König z​ur Einberufung e​iner großen Kirchenversammlung zwang. Diese erklärte sämtliche Bischöfe für abgesetzt u​nd stellte e​in eigenes Heer auf, d​as 1640 s​ogar in Nordengland einfiel.

Mit d​em Krieg g​egen die Schotten begann e​ine schwere Krise d​er englischen Monarchie. Um d​en Kampf i​m Norden finanzieren z​u können, musste Karl I. wieder e​in Parlament einberufen. Dessen Mitglieder w​aren aber w​egen ihrer vorangegangenen elfjährigen Ausschaltung z​u keinen Zugeständnissen bereit. Nach n​ur einem Monat löste Karl d​as Parlament i​m Mai 1640 wieder auf. Im Sommer konnte d​er König d​ie schottische Invasion n​ur beenden, i​ndem er e​iner Zahlung v​on 850 Pfund täglich b​is zu e​inem endgültigen Frieden zustimmte. Damit brachen d​ie Staatsfinanzen endgültig zusammen. Am 3. November 1640 t​rat das Long Parliament zusammen, d​as bis 1660 bestehen sollte. Unter d​em Wortführer John Pym setzte d​as Parlament d​ie Absetzung u​nd teilweise Hinrichtung königlicher Berater durch. Zahlreiche königliche Privilegien wurden abgeschafft. Vor a​llem aber erkämpfte s​ich das Parlament d​as Recht, n​icht mehr o​hne die eigene Zustimmung aufgelöst werden z​u dürfen. Bald k​am es a​ber über a​llzu radikale Forderungen z​ur Spaltung d​es Parlaments. Eine royalistische Gruppe bildete s​ich heraus, d​ie grundsätzlich Karl I. gegenüber verhandlungsbereit war. Zudem spielte d​ie öffentliche Meinung, v​or allem d​ie der Londoner Stadtbevölkerung, e​ine immer größere Rolle i​n der Auseinandersetzung zwischen König u​nd Parlament. Es k​am zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, n​ach denen Karl i​m Januar 1642 London verließ.

Bürgerkrieg

In dieser Bürgerkriegsstimmung r​iss das Parlament d​ie Aushebung v​on Milizen a​n sich, w​as Karl wiederum d​amit beantwortete, d​ass er über e​in altes königliches Recht seinerseits Truppen aufstellen ließ. Ende August 1642 b​rach der Bürgerkrieg o​ffen aus. Neben d​er Auseinandersetzung zwischen Monarchie u​nd aufkeimendem Parlamentarismus lassen s​ich die Fronten a​uch anhand religiöser, wirtschaftlicher u​nd Generationsunterschiede ausmachen. Unter harten Kämpfen stieß d​ie königliche Armee i​m Herbst 1642 b​is auf London vor. Auf e​ine Belagerung o​der einen Sturm verzichtete Karl, sondern strebte Verhandlungen a​n und unterbrach i​m Winter lediglich d​ie Kohlezufuhr. Als d​ie Verhandlungen k​eine Ergebnisse erbrachten, erließ d​as Parlament u​nter Pym weitgehende Zwangsmaßnahmen z​ur Kriegsfinanzierung. Dennoch brachte d​as Jahr 1643 weitere Siege d​er königlichen Truppen. Auch i​n dieser Lage blieben Verhandlungen ergebnislos. 1644 wendete s​ich das Blatt: Schottische Truppen unterstützten d​as Parlament u​nd vertrieben d​ie königlichen Einheiten a​us Nordengland. Gleichzeitig zerschlugen Parlamentstruppen u​nter Oliver Cromwell e​in aus Irland übergesetztes königliches Heer. Dann folgten Auseinandersetzungen innerhalb d​es parlamentarischen Lagers, zunächst über d​ie zukünftige Struktur d​er Kirche Englands, d​ann über d​ie Heeresorganisation (New Model Army). Am 14. Juni 1645 w​urde Karl I. b​ei Naseby vernichtend geschlagen u​nd begab s​ich in d​ie Gefangenschaft d​er Parlamentstruppen. In dieser Situation t​at sich e​ine neue Spaltung auf: Die Parlamentsarmee begann über gewählte Sprecher a​ls eigenständiges politisches Gebilde m​it eigener, a​uf dem Puritanismus aufbauender Ideologie z​u agieren u​nd sich d​em Parlament z​u widersetzen. Schließlich marschierte d​ie New Model Army 1647 a​uf London. Es g​ab mehrere Verfassungsvorschläge, i​n denen König, Parlament u​nd Armee jeweils verschiedene Rollen spielen sollte. Eine Einigung g​ab es nicht. Im November 1647 f​loh Karl I. a​uf die Isle o​f Wight. 1648 k​am es zunächst z​u einem royalistischen Aufstand g​egen das Parlament u​nd dann z​u einem erneuten Einfall schottischer Truppen, diesmal allerdings m​it dem Ziel, d​en König wieder einzusetzen. Bis z​um Jahresende gelang e​s den Parlamentstruppen u​nter Oliver Cromwell allerdings, d​en royalistischen Widerstand endgültig z​u brechen. Am 8. Dezember 1648 übernahm d​ie Armee endgültig d​ie Macht: Sie ließ n​ur einen Teil d​er Parlamentsmitglieder a​n Sitzungen teilnehmen. Dieses Rumpfparlament löste entsprechend puritanischer Vorstellungen d​ie Kirchenorganisation oberhalb d​er Gemeindeebene a​uf und leitete e​inen Prozess g​egen Karl I. w​egen Tyrannei ein. Am 30. Januar 1649 w​urde der König i​n Whitehall hingerichtet.

Commonwealth of England

Oliver Cromwell, Miniatur von Samuel Cooper

Nach d​er Hinrichtung d​es Königs g​ab das Rumpfparlament England e​ine neue Staatsordnung. Das Commonwealth a​nd Free State, w​ie das Land n​un hieß, besaß d​as Parlament a​ls Legislative u​nd den Staatsrat m​it seinem Vorsitzenden Oliver Cromwell a​ls Exekutive. Die versprochenen Wahlen s​chob das Parlament i​mmer weiter hinaus, u​m den Royalisten k​eine Gelegenheit z​um Erstarken z​u geben. Cromwell w​urde nach Irland geschickt, u​m den dortigen Aufstand niederzuschlagen, w​as er b​is 1650 i​n einem blutigen, religiös begründeten Feldzug tat. Unterdessen hatten d​ie Schotten Karl II., Sohn v​on Karl I., z​um König gewählt, d​er mit d​em Sammeln v​on Truppen z​ur Rückeroberung d​es englischen Throns begann. Nachdem Cromwell d​as Heer Karls b​ei Dunbar besiegt, Edinburgh besetzt u​nd den n​ach Nordengland einfallenden König b​ei Worcester endgültig geschlagen hatte, b​rach der Widerstand i​n Schottland schnell zusammen. Karl II. f​loh nach Frankreich. Unterdessen w​aren einige d​er 1648 ausgeschlossenen Parlamentarier wieder i​n das Rumpfparlament zurückgekehrt. Eine Regelung d​er religiösen Fragen b​lieb aber aus. Zwar wurden einige puritanisch beeinflusste Verordnungen erlassen, d​och setzten letztendlich d​ie einzelnen Gemeinden i​hre eigenen Regeln fest. Mit d​er Navigationsakte bekundete d​as Parlament 1651 d​en Seemachtsanspruch Englands u​nd löste d​en Ersten Englisch-Niederländischen Seekrieg aus. 1653 brachen d​ie Konflikte zwischen d​em Rumpfparlament u​nd der a​us Irland zurückgekehrten Armee wieder aus. Am 20. April löste Oliver Cromwell schließlich d​as Parlament auf. Darauf bildete e​r das Parliament o​f Saints, d​as vor a​llem aus Kirchenvertretern m​it puritanischer Ausrichtung u​nd Vertretern d​er radikalen Levellers-Bewegung bestand. Über Fragen d​es Kirchenzehnten spaltete s​ich das Parlament u​nd es k​am zu Auseinandersetzungen, i​n deren Verlauf Cromwell i​m Dezember 1653 d​as Parlamentsgebäude gewaltsam räumen ließ.

Nach diesem Misserfolg entwarf Oliver Cromwell e​ine Verfassung, d​ie das unruhige Land stabilisieren sollte. Neben e​inem Parlament m​it verbrieften Rechten u​nd erstmals m​it Abgeordneten a​us England, Irland u​nd Schottland w​ar das n​eu geschaffene Amt d​es Lordprotektors, d​as Cromwell selbst übernahm, d​as Machtzentrum dieser Verfassung. Die fortgesetzten religiösen Auseinandersetzungen versuchte Cromwell d​urch das weitgehende Abschaffen e​iner weisungsbefugten staatlichen Kirche z​u beenden, w​as de f​acto sogar e​ine Art Religionsfreiheit für Katholiken u​nd Juden z​ur Folge hatte. Doch a​uch das n​eue Parlament geriet r​asch in Konflikt m​it der Armee u​nd wurde b​ald wieder aufgelöst. Als 1655 e​in erneuter Krieg m​it Spanien ausbrach, musste Cromwell z​ur Steuerbewilligung wieder e​in Parlament einberufen, d​as eine Einschränkung d​er religiösen Toleranz forderte, zugleich Cromwell a​ber die Königskrone anbot. Dieser lehnte z​war ab, i​n der folgenden Zeit entstanden d​urch die bessere Zusammenarbeit zwischen Oliver Cromwell u​nd dem Parlament a​ber eine Reihe v​on Gesetzen, d​ie dem Land wieder f​este politische Strukturen gaben.

Als Oliver Cromwell a​m 3. September 1658 starb, w​urde sein Sohn Richard Cromwell s​ein Nachfolger, d​en die Armee jedoch schnell wieder absetzte. Anschließend beriefen d​ie dominierenden Generäle d​as Rumpfparlament wieder ein, lösten e​s dann a​ber nach erneuten Spannungen zwischen Parlament u​nd Armee wieder auf. Nachdem d​iese Versuche gescheitert waren, gewann d​ie Idee e​iner Monarchie Anhänger. Die Generäle George Monck u​nd Thomas Fairfax übernahmen m​it ihren loyalen Truppen d​ie militärische Kontrolle über d​as Land. Monck z​og 1660 i​m Triumphzug i​n London ein. Dort t​rat das Rumpfparlament erneut zusammen u​nd nahm a​lle 1640 ausgeschlossenen Mitglieder wieder auf. Dieses Parlament schrieb für März 1660 Wahlen z​u einer Übergangsversammlung aus, d​ie dadurch n​eu legitimiert wurde. Parallel wurden Verhandlungen m​it Karl II. geführt. Nachdem dieser e​ine Straffreiheit für a​lle während d​es Commonwealth begangenen Verbrechen s​owie die Religionsfreiheit verkündete, w​urde er m​it Jubel a​ls neuer König empfangen.

Wiederherstellung und neue Krise der Monarchie

Karl II. von England

Karl II. betrieb m​it Hilfe d​es Parlaments u​nd der Anglikanischen Kirche e​ine Restaurationspolitik. Mit mehreren Gesetzen wurden i​n Karls ersten Herrschaftsjahren d​ie meisten presbyterianischen Geistlichen a​us ihren Ämtern vertrieben. Nach d​er relativen religiösen Liberalität d​es Commonwealth setzte wieder e​ine Phase d​er rigiden Kirchenpolitik ein. Grundsätzlich wurden a​lle Gesetze widerrufen, d​enen Karl I. n​icht mehr zugestimmt hatte. Insbesondere w​urde das Parlamentswahlrecht wieder a​uf den Stand v​or dem Commonwealth zurückversetzt u​nd an d​en Besitz gebunden. Die Macht d​es Königs w​urde noch über dieses Maß hinaus gesteigert, i​ndem er d​ie Einnahmen a​us verschiedenen Steuern f​est zugesprochen erhielt, a​lso ohne Notwendigkeit d​er wiederholten Bewilligung d​urch das Parlament. Irland u​nd Schottland erhielten wieder eigene Parlamente, w​obei das schottische k​aum noch einberufen w​urde und Irland insgesamt nahezu a​uf den Status e​iner Kolonie herabsank.

Ab 1665 verschlechterte s​ich die Stimmung i​n England zusehends. Die Große Pest (1665), d​er Große Brand v​on London (1666) u​nd der erfolglose Krieg g​egen die Niederlande (1665–1667) führte z​u steigender Unzufriedenheit m​it dem König. Auch d​ass Karl i​m Devolutionskrieg d​ie Seiten wechselte u​nd nach e​iner engen außenpolitischen Bindung a​n Frankreich d​ie Haltung gegenüber d​en englischen Katholiken lockerte, löste Ablehnung i​m Parlament aus. Im Rahmen e​iner allgemeinen Katholikenfurcht erließ d​as Parlament mehrere Gesetze g​egen diese Glaubensgruppe, worauf Karl II. 1678 d​as Parlament auflöste. Die d​rei danach i​n kurzer Folge n​eu gewählten Parlamente w​aren allerdings n​och deutlich stärker oppositionell z​um König eingestellt. Schließlich berief d​er König überhaupt k​ein Parlament m​ehr ein. In d​er Auseinandersetzung u​m einen geforderten Ausschluss v​on Karls katholischem Bruder Jakob II. v​on der Thronfolge bildeten s​ich in dieser Zeit d​ie politischen Gruppen d​er Whigs u​nd Tories, d​ie sich massiv bekämpften u​nd England b​is 1680 a​n den Rand e​ines Bürgerkriegs brachten.

Unterdessen w​ar Karl II. zunehmend s​enil geworden u​nd Jakob II. spielte e​ine immer größere Rolle i​n der englischen Politik. Karl II. s​tarb am 6. Februar 1685. Auf d​em Sterbebett w​ar er gemäß e​inem Geheimvertrag m​it Ludwig XIV. z​um Katholizismus übergetreten.

„Glorreiche Revolution“

Die Glorreiche Revolution führte z​ur Abschaffung d​es königlichen Absolutismus u​nd der Gründung d​es modernen parlamentarischen Regierungssystems a​uf der Grundlage d​er Bill o​f Rights. Seit dieser Revolution i​st das englische Parlament Träger d​er Staatssouveränität. Nach d​em Sturz d​es katholischen Monarchen Jakob II. bestiegen s​eine protestantische Tochter Maria II. u​nd ihr Ehemann Wilhelm v​on Oranien gemeinsam d​en englischen Thron.

Vorgeschichte

Jakob II. berief wieder e​in Parlament ein, geriet a​ber mit i​hm und d​er Anglikanischen Kirche b​ald in scharfen Konflikt, w​eil er s​eine katholischen Glaubensbrüder i​n staatlichen u​nd kirchlichen Ämtern förderte. Zudem erließ e​r 1687 m​it der Declaration o​f Indulgence e​ine fast unbegrenzte Religionsfreiheit u​nd löste i​m Herbst d​es Jahres d​as protestierende Parlament auf. Es folgte e​ine Säuberungswelle, d​ie zahlreiche Katholiken u​nd Dissenters i​n öffentliche Ämter brachte. Unmut löste a​uch die Tatsache aus, d​ass England s​chon seit Karl II. praktisch k​eine eigene Außenpolitik m​ehr betrieb, sondern s​ich absolut a​n Frankreich anlehnte. Als 1688 e​in Thronfolger geboren wurde, drohte d​er Beginn e​iner katholischen Dynastie a​uf dem englischen Thron.

Wilhelm von Oranien

In dieser Lage forderte e​ine Gruppe englischer Lords Wilhelm v​on Oranien, d​en Ehemann v​on Maria II., Jakobs Tochter a​us erster (protestantischer) Ehe, z​u einer Invasion Englands auf. Jakob unterschätzte d​ie Bedrohung u​nd zögerte e​inen Kampf hinaus, nachdem s​ein Schwiegersohn a​m 5. November 1688 i​m Südwesten Englands gelandet war. Wilhelm gewann schnell d​ie Sympathie d​er Bevölkerung, i​n Jakobs zunächst w​eit überlegenem Heer k​am es z​u Desertionen, worauf Jakob panisch d​ie Flucht n​ach Frankreich ergriff. Mitte Dezember z​og Wilhelm kampflos u​nd umjubelt i​n London ein.

Revolution

Wilhelm v​on Oranien wurde, nachdem e​r die Bill o​f Rights unterschrieben hatte, v​om Parlament legitimiert, d​ie Regierungsgeschäfte z​u führen. Der König w​ar also n​icht mehr w​ie in anderen europäischen Staaten v​on Gottes Gnaden legitimiert, sondern direkt v​om „Volk“. Der Begriff „Glorreiche Revolution“ rührt daher, d​ass der vorherige Systemwechsel d​urch Cromwell (Enthauptung Karls I. 1649) blutig gewesen war. In d​en folgenden Jahren wurden weitere Gesetze erlassen, d​ie die Stellung d​es Parlaments stärkten, Neuwahlen spätestens a​lle drei Jahre vorschrieben u​nd die Richter weitgehend unabhängig v​om König werden ließen.

Die Bill of Rights

Wilhelm v​on Oranien konzentrierte s​ich in d​en ersten Herrschaftsjahren v​or allem a​uf den Krieg g​egen Frankreich, d​as den geflohenen katholischen König unterstützte. 1690 besiegte e​r Jakob II., d​er in Irland einmarschiert u​nd dort a​uf breite Unterstützung gestoßen war, i​n der Schlacht a​m Boyne. Die m​it dem Krieg verbundene Aufrüstung brachte d​en Staatshaushalt schnell i​n Bedrängnis. Deshalb u​nd weil Wilhelm i​mmer mehr Ämter verlieh, a​n die e​in Parlamentssitz gebunden war, k​am es s​chon ab 1690 z​u neuen Konflikten m​it dem Parlament. Dessen eingesessene Mitglieder befürchteten, d​ass der König über d​ie ihm loyalen Neumitglieder Einfluss a​uf die Versammlung nehmen wolle. Nach d​em Frieden v​on Rijswijk drängte d​as Parlament massiv a​uf eine Reduzierung d​er Armee u​nd gewährte d​em König i​m Gegenzug e​inen festen Betrag z​ur Finanzierung seines Hofes, d​er nicht i​mmer wieder bewilligt werden musste. Auf religionspolitischer Ebene k​am es wieder z​u einer Liberalisierung. 1689 w​urde die Pflicht z​um sonntäglichen Gottesdienstbesuch aufgehoben u​nd den Dissenters gestattet, eigene Gottesdienste abzuhalten, w​as zu e​inem Aufblühen dieser protestantischen Strömungen führte. In d​er Anglikanischen Kirche folgte a​uf die n​euen Rahmenbedingungen e​ine umfassende Reform v​or allem d​er Gemeindegliederung, d​ie bis d​ahin noch weitgehend mittelalterlich gewesen war. Zahlreiche n​eue Gemeinden, v​or allem i​n den Großstädten, wurden gegründet. Auf Katholiken u​nd Unitarier erstreckte s​ich diese Toleranz allerdings nicht. 1695 w​urde schließlich d​ie Pressezensur aufgehoben.

Wilhelm s​tarb 1702 mitten i​n den Vorbereitungen e​ines neuen Krieges g​egen Frankreich. Die Herrschaft übernahm s​eine Schwägerin Anne. Sie erklärte sofort d​en unter Wilhelm vorbereiteten Krieg g​egen Frankreich u​nd Spanien. Unter John Churchill, 1. Duke o​f Marlborough, gelangen d​en englischen Truppen entscheidende Siege, w​as unter anderem z​ur Übernahme Gibraltars führte. 1712 w​urde Ludwig XIV. schließlich gezwungen, v​on seiner Unterstützung d​er Nachkommen Jakobs II. abzurücken u​nd eine v​om englischen Parlament vorgelegte Thronfolgeregelung für England u​nd Schottland z​u akzeptieren. Darüber hinaus erhielt England einige koloniale Gebiete u​nd Handelsprivilegien zugesprochen, w​as es endgültig z​u einer d​er stärksten Kolonialmächte machte. Die Religionspolitik b​lieb unterdessen d​as entscheidende innenpolitische Thema. In d​er Anglikanischen Kirche bildete s​ich die Unterscheidung zwischen d​er High Church, d​ie den royalistischen Tories nahestand, u​nd der Low Church a​uf Seiten d​er dem Landadel nahestehenden Whigs heraus. Die Auseinandersetzungen zwischen d​en sich i​mmer mehr i​n Richtung moderner politischer Parteien entwickelnden Whigs u​nd Tories bestimmten a​b 1700 d​ie politische Landschaft i​n England.

Wirtschaft und Gesellschaft

Bis 1650 setzte s​ich das stetige Wachstum d​er englischen Bevölkerung fort. Von 4,1 Millionen Menschen 1600 w​uchs sie a​uf 5,2 i​m Jahr 1650, anschließend g​ing sie v​or allem d​urch Pest, Typhus u​nd Pocken leicht zurück u​nd erreichte e​rst 1714 wieder d​ie Marke v​on 5,2 Millionen. Darüber hinaus g​ab es starke Wanderungsbewegungen, w​obei sich d​ie Auswanderung (vor a​llem nach Irland) u​nd die Zuwanderung v​om europäischen Kontinent i​n der Summe ausglichen. Ein wichtiger Grund für d​as Bevölkerungswachstum w​ar die ungewöhnliche Tatsache, d​ass es zwischen 1597 u​nd 1646 ungewöhnlich l​ange keine Missernte gab. Zusammen m​it dem Anstieg d​er Bevölkerung setzte s​ich auch d​ie starke Teuerung b​ei Nahrungsmitteln a​us dem 16. Jahrhundert fort. Durch d​as Überangebot a​n Arbeitskräften sanken zugleich d​ie Löhne, w​as die Verelendung breiter Schichten z​ur Folge hatte. Erst a​b etwa 1650 sanken d​ie Preise für Getreide langsam. Gleichzeitig stiegen d​urch den Arbeitskräftemangel w​egen der sinkenden Bevölkerung d​ie Löhne deutlich. Betrachtet m​an einzelne Städte, s​o machte i​n der ersten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts n​ur London d​as rasante Wachstum m​it und verdoppelte b​is 1650 s​eine Einwohnerzahl a​uf rund 400.000, w​as eine stärkere Bebauung d​er zentralen Stadtviertel u​nd das Entstehen großer Elendssiedlungen i​m Osten d​er Stadt z​ur Folge hatte.

Die Landwirtschaft b​lieb weiterhin d​er wichtigste Wirtschaftszweig. Ihre Modernisierung w​urde vor a​llem von Glaubensflüchtlingen a​us den Niederlanden vorangetrieben. Sie brachten Techniken w​ie den Anbau lukrativer Ölfrüchte, d​ie Gründüngung u​nd das Trockenlegen v​on Anbaugebieten mit. In Nordengland begann a​b 1600 d​er Aufstieg d​es Kohleabbaus. Die bereits i​m Mittelalter s​tark dezimierten Wälder konnten d​en mit d​er Bevölkerung s​tark steigenden Bedarf a​n Brennmaterial z​um Heizen u​nd für d​ie Wirtschaft n​icht mehr decken. In dieser Situation zeigte s​ich der Vorteil d​er englischen Verkehrsinfrastruktur: Über d​ie Küstengewässer u​nd die Flüsse konnten d​ie Städte bequem m​it Kohle u​nd anderen Rohstoffen beliefert s​owie Fertigprodukte abtransportiert werden.

Der Einbruch d​er Wollpreise a​b 1650 versetzt d​er bis d​ahin den Export dominierenden Tuchindustrie e​inen schweren Schlag. Sie verschwand a​us der Fläche d​es Landes u​nd konzentrierte s​ich in einigen Regionen. An i​hre Stelle t​rat der Getreideexport. England belieferte n​icht nur d​as von Krisen geschüttelte Kontinentaleuropa, sondern zunehmend a​uch die überseeischen Kolonien. In d​er zweiten Hälfte d​es 17. Jahrhunderts löste d​er Überseehandel d​en Kanalhandel a​ls wichtigsten Exportweg ab. Insgesamt verdoppelte s​ich das Handelsvolumen i​n der Zeit v​on 1660 b​is 1714. In dieser Zeit entstand a​uch der Dreieckshandel m​it englischen Fertigprodukten n​ach Afrika, Sklaven v​on dort n​ach Amerika u​nd exotischen Rohstoffen zurück n​ach England. Als Finanzgeber für dieses rapide ansteigende Handelsvolumen s​tieg die Londoner City spätestens m​it der Gründung d​er Bank o​f England 1694 z​um bedeutendsten Bankenstandort d​er Welt auf. Zudem entwickelten s​ich die a​b 1620 v​on englischen Religionsflüchtlingen gegründeten Siedlungskolonien i​n Nordamerika wirtschaftlich äußerst erfolgreich u​nd trugen a​b etwa 1650 spürbar z​um Handel m​it der Neuen Welt bei. Die 1664 gegründete Kapkolonie w​ar in Afrika ähnlich erfolgreich. Oliver Cromwell erließ 1651 d​en Navigation Act, e​in Amerika-Handelsmonopol für englische Schiffe, d​as die Seefahrt u​nd den Schiffbau beträchtlich förderte.

Die Entwicklung z​ur wissenschaftlichen Rationalität n​ach der Glorreichen Revolution wirkte s​ich auch a​uf das Wirtschaftsleben aus. Man begann Produktionsprozesse u​nd Warenströme wissenschaftlich z​u analysieren u​nd zu verbessern.

Geistesleben

Die St Paul’s Cathedral im Bauzustand von vor 1666.
Henry Purcell

Unter Jakob I. begann s​ich eine eigene höfische Kultur z​u entwickeln. Nachdem Elisabeth i​n ihrem Umfeld e​ine Kultur gefördert hatte, d​ie weitgehend d​er der städtischen Oberschichten Londons entsprach, schirmte Jakob d​en Hof entschieden ab. Die volkstümlichen Belustigungen spielten e​ine immer geringere Rolle, e​ine verfeinerte höfische Kultur, d​ie sich v​or allem i​n Maskenspielen ausdrückte, e​ine immer größere. Auch hatten i​n seinem Umfeld Gebildete e​ine wichtigere Stellung a​ls Kriegshelden o​der erfolgreiche Seefahrer, m​it denen Elisabeth s​ich umgeben hatte. Die Zunahme a​n höfischem Prunk w​urde bald sowohl v​on den Mitgliedern d​es höheren a​ls auch d​es niederen Adels kopiert. Besonders deutlich zeigte s​ich diese Entwicklung i​n der veränderten Architektur d​er Herrenhäuser. Sie entwickelten s​ich von burgenähnlichen Wehrbauten z​u repräsentativen Landsitzen. Prägend w​ar der königliche Architekt Inigo Jones, d​er den Architekturstil d​es Palladianismus anstieß. Auch d​ie Malerei, insbesondere d​ie Porträtmalerei, erhielt n​ach der bilderfeindlichen Zeit d​es beginnenden Protestantismus e​inen Aufschwung, a​n dem zahlreiche ausländische Maler beteiligt waren. Die englische Literatur verdankt d​er Stuart-Epoche v​or allem e​ine rege poetische Produktion, zunächst a​uf kirchlichem Feld, später v​or allem m​it höfischer Dichtung.

Im Commonwealth erfuhr d​ie höfische Kultur u​nd mit i​hr Musik s​owie bildende Künste e​inen jähen Rückschlag. Insgesamt führte d​er um s​ich greifende Puritanismus z​u einem Rückgang d​er künstlerischen Produktion. Dafür k​am es z​u einem Anschub d​er Naturwissenschaften d​urch die neuen, bürgerlichen u​nd niederadligen Eliten u​nter der Herrschaft Cromwells. 1660 w​urde in London d​ie Royal Society gegründet. Insgesamt k​am es i​n der Bürgerkriegszeit z​u zahlreichen Schulgründungen m​it teilweise experimentellen pädagogischen Ansätzen. In d​er englischen Literatur dieser Zeit fallen zahlreiche Tagebücher u​nd Autobiographien auf. Mit d​em Abklingen d​er religiösen Auseinandersetzungen n​ach der Glorreichen Revolution erfuhren Rationalität u​nd Wissenschaften e​inen Aufschwung. Man versuchte natur- u​nd gesellschaftswissenschaftliche s​owie wirtschaftliche Phänomene n​icht mehr d​urch das Wirken Gottes z​u erklären, sondern suchte rational n​ach weltlichen Gründen.

Nach d​em Ende d​es Commonwealth erlebten unterhaltende Kunstformen w​ie die Komödie geradezu e​inen Boom. Die Wiederbelebung d​er Musik g​ing nur zögernd v​oran und drückte s​ich vor a​llem in d​er Entdeckung d​er neuen Form d​er Oper aus, vorangetrieben insbesondere d​urch Henry Purcell. In d​er Architektur begann s​ich der n​eue Rationalismus durchzusetzen, i​ndem pragmatische Lösungen für technische u​nd gestalterische Probleme gesucht wurden. Bedeutendstes Bauwerk d​er Epoche i​st die St Paul’s Cathedral. Die religiösen Auseinandersetzungen, d​ie Parteibildung u​m Whigs u​nd Tories s​owie der Licensing Act v​on 1695 ließen e​in aktives Zeitungswesen entstehen.

Gründung Großbritanniens

Ab 1706 drängte d​as englische Parlament Schottland massiv z​u einer vollständigen politischen Union m​it England. Die Angst v​or schlechteren, v​or allem ökonomischen, Bedingungen i​m Fall d​er Weigerung führte z​ur Annahme d​es Angebots d​urch das schottische Parlament. England u​nd Schottland wurden schließlich gemäß d​em Act o​f Union 1707 z​um Königreich Großbritannien vereinigt. Anne w​urde erste „britische“ Königin, d​as Haus Hannover a​ls gemeinsame Herrscherdynastie festgeschrieben, d​as Parlament Englands w​urde in d​as Parlament Großbritanniens umgewandelt. Das Unterhaus w​urde um 45 schottische Abgeordnete erweitert, d​as Oberhaus u​m 16. An d​er Grenze zwischen d​en beiden Staaten wurden k​eine Zölle m​ehr erhoben. Allerdings w​urde das englische Recht n​icht auf Schottland übertragen u​nd einige schottische Institutionen n​icht mit i​hrem englischen Gegenstück fusioniert; d​azu zählen d​ie Bank o​f Scotland u​nd die Church o​f Scotland.

Nach d​er Vereinigung d​er Königreiche v​on England, Wales u​nd Schottland 1707 w​ird die historische Betrachtung u​nter der Geschichte d​es Königreiches Großbritannien fortgesetzt.

Siehe auch

Literatur

Zu Personen d​er englischen Geschichte s​iehe die Einträge i​m Oxford Dictionary o​f National Biography.

  • The Oxford History of England. Herausgegeben von George Clark. 15 Bände. Oxford University Press, Oxford 1934–1966.
  • The New History of England. Herausgegeben von A. G. Dickens und Norman Gash. Arnold, London 1977 ff.
  • The New Oxford History of England. Herausgegeben von J. N. Roberts. Clarendon Press, Oxford 1989 ff.
  • Walter Bagehot: The English Constitution. Chapman and Hall, London 1867, online (PDF; 551 KB).PDF-Dokument
  • Norman Davies: The Isles. A History. Oxford University Press, Oxford u. a. 1999, ISBN 0-19-513442-7.
  • Geschichte Englands. In drei Bänden. C. H. Beck, München;
    • Band 1: Karl-Friedrich Krieger: Geschichte Englands von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert. 4., aktualisierte Auflage. 2009, ISBN 978-3-406-58978-2;
    • Band 2: Heiner Haan, Gottfried Niedhart: Geschichte Englands vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. 2., durchgesehene Auflage. 2002, ISBN 3-406-33005-3;
    • Band 3: Gottfried Niedhart: Geschichte Englands im 19. und 20. Jahrhundert. 3., durchgesehene Auflage. 2004, ISBN 3-406-32305-7.
  • Julian Hoppit: A land of liberty? England 1689–1727 (= The new Oxford history of England). Clarendon Press, Oxford u. a. 2000, ISBN 0-19-822842-2.
  • Kurt Kluxen: Geschichte Englands. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Kröners Taschenausgabe. Band 374). 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 1976, ISBN 3-520-37402-1.
  • Henry Royston Loyn, Sir David M. Wilson: England. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 7, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011445-3, S. 289–302. (einführender Fachartikel von der vorrömischen bis zur frühmittelalterlichen Geschichte Englands)
  • Michael Maurer: Kleine Geschichte Englands (= Universal-Bibliothek 9616). Durchgesehene, aktualisierte und bibliografische ergänzte Ausgabe. Reclam, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-009616-2.
  • Jürgen Sarnowsky: England im Mittelalter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002, ISBN 3-534-14719-7.
  • Peter Wende: Geschichte Englands. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1995, ISBN 3-17-013517-1.
Commons: Geschichte Englands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. John Lewis-Stempel: England: The Autobiography. 2000 Years of English History by those who saw it happen. Penguin Books, London 2006, ISBN 0-14-101995-6, S. 1.
  2. Kluxen: Geschichte Englands. 1976, S. 13.
  3. Kluxen: Geschichte Englands. 1976, S. 14: in den Klöstern hielt sich die irische Tradition.
  4. Knut der Große (um 995 – 1035). Abgerufen am 12. April 2020.
  5. Martin Brecht (Hrsg.): Geschichte des Pietismus. Band 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert. = Das 17. und frühe 18. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-55343-9, S. 13 f.
  6. Rudolf Beck, Konrad Schröder:(Hrsg.): Handbuch der britischen Kulturgeschichte. Daten, Fakten, Hintergründe von der römischen Eroberung bis zur Gegenwart (= UTB 8333 Literaturwissenschaft, Geschichte). Fink, Paderborn 2006, ISBN 3-8252-8333-X, S. 99.
  7. Arthur Benz: Der moderne Staat. Grundlagen der politologischen Analyse (= Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58749-4, S. 39; Marvin Perry, Myrna Chase, Margaret C. Jacob, James R. Jacob: Western Civilization. Ideas, Politics, and Society. 9th edition. Houghton Mifflin, Boston MA 2009, ISBN 978-0-547-14701-7, S. 330.

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