Geschichte der Royal Navy
Die Geschichte der Royal Navy umfasst die Entwicklung der britischen Seestreitkräfte von den Vorläufern der Royal Navy im Mittelalter bis zur Gegenwart. Für den Beginn der Royal Navy lässt sich kein Gründungsdatum oder konkretes historisches Datum angeben. Die Ursprünge der Royal Navy sind wohl in den kleinen Flotten zu suchen, welche die britischen Könige während des Mittelalters nach Bedarf zusammenstellten, um äußere Feinde abzuwehren. Diese Flotten waren überschaubar in der Anzahl und Größe ihrer Schiffe und wurden dann in der Regel schnell wieder aufgelöst; es gab keine stehende Flotte mit eigens dafür gebauten und ausgestatteten Kriegsschiffen. Erst im Verlauf des 16. Jahrhunderts bildete sich eine Flotte aus Kriegsschiffen, die ständig bemannt und unterhalten wurden, und wurde zu einer festen Einrichtung während des 17. Jahrhunderts. Insbesondere die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich ab 1690, die bis zu den Napoleonischen Kriegen dauerten, führten zum Aufbau einer großen, die Weltmeere beherrschenden Flotte. Das 19. Jahrhundert brachte eine lange Periode des Friedens zwischen Großbritannien und seinem großen Rivalen Frankreich. Die Einführung der Dampfkraft, Stahl als Baumaterial und großkalibrigen, weittragenden Waffen veränderten die Kriegsschiffe, als führende Industrienation stand Großbritannien aber an der Spitze dieser technologischen Entwicklung und konnte die überragende Bedeutung seiner Flotte bis ins 20. Jahrhundert hinein behalten. Erst mit dem Zweiten Weltkrieg verlor die Royal Navy ihre bis dahin angestammte Führungsposition in Technologie und Kampfkraft an die Marine der USA. Heute wird die Royal Navy jedoch immer noch als bedeutende Marine eingeschätzt.
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Die Zeit der Angelsachsen 897 bis 1066
Seit 793 hatten die dänischen Wikinger große Teile im Osten der britischen Insel erobert. Alfred der Große ließ 897 eine Reihe von Booten bauen, um die Angriffe der Wikinger abzuwehren, die auf ihren Raubzügen die Küste im südlichen England plünderten. Die Boote wurden gerudert und waren mit 60 Riemen ausgerüstet. Bei Stourmouth, Grafschaft Kent, wurde die königliche Flotte jedoch von den Wikingern besiegt. Erst König Æthelstan baute wieder eine Flotte auf und zur Zeit der Schlacht bei Brunanburgh 937 gegen die verbündeten Könige von Dublin, Schottland und Strathclyde soll die Flotte eine Stärke von 400 Schiffen gehabt haben. Als ab 1003 der dänische König Sven I. "Gabelbart" die englische Küste überfiel und ganz England eroberte, gab es keine englische Flotte, welche die Angriffe hätte abwehren können. Harald II. hatte zwar eine kleine Flotte aufgebaut, als die Normannen aber unter Wilhelm dem Eroberer 1066 landeten, war die Flotte nicht mehr einsatzfähig.
Die Zeit der Normannen 1066 bis 1485
Die normannischen Könige hatten einen beständigen Transportbedarf zwischen der britischen Insel und ihrem Stammland auf dem Kontinent und begannen ab 1155 mit dem Aufbau einer königlichen Flotte. Die Küstenstädte Hastings, New Romney, Hythe, Dover und Sandwich, die sich zum Bund der Cinque Ports zusammengeschlossen hatten, mussten dazu zusammen 57 Schiffe stellen und unterhalten, jedes ausgerüstet mit 21 Seeleuten.
Als der englische König Johann Ohneland 1204 die Normandie an den französischen König Philipp II. verloren hatte, musste die Flotte vergrößert werden, um die Invasionsversuche des französischen Königs abzuwehren. William of Wrotham baute eine Flotte von Galeeren auf, die sich auch zum Angriff auf das französische Festland eigneten. Unter der Führung von William Longespée, 3. Earl of Salisbury, überfiel die Galeerenflotte 1213 die Stadt Damme in Flandern und zerstörte einen Teil der französischen Flotte.
Zu dieser Zeit begann auch der Aufbau einer Infrastruktur für die Flotte. 1212 wurde in Portsmouth ein Stützpunkt eingerichtet, der Heimathafen für mindestens 10 Schiffe war. Die Flotte wurde später im 13. Jahrhundert auch zur Unterstützung von Heerzügen eingesetzt, beispielsweise bei der Eroberung von Anglesey 1282. Eduard II. versuchte erfolglos die Flotte zur Blockade von Schottland einzusetzen. Die Kosten für die Flotte waren damals schon erheblich, so wurden 1294 insgesamt 20 Galeeren angeschafft, jede bemannt mit 120 Ruderern.
Im Hundertjährigen Krieg mit Frankreich wurde die Flotte für Angriffe auf das gegnerische Festland eingesetzt, es kam aber nur in den seltensten Fällen zu Begegnungen von Kriegsschiffen. Bei der Seeschlacht von Sluis in der Mündung des Zwin am 24. Juni 1340 gelang dem englischen König Eduard III. ein großer Sieg über den französischen König Philipp VI., der die Franzosen in der Folge zu See und zu Lande in die Defensive drängte. Am 29. August 1350 traf die Flotte von Eduard III. mit 50 Schiffen vor L'Espagnols sur Mer auf die spanische Flotte. Von den 40 spanischen Schiffen wurden zwischen 14 und 26 Schiffe gekapert, einige sanken, der Rest flüchtete. Dies war höchstwahrscheinlich die erste richtige Seeschlacht der englischen Flotte. Zu dieser Zeit hatte die Flotte Eduard III. eine Größe von ungefähr 700 Schiffen. Auch bedingt durch den Unmut der Kaufleute, die sich gegen die ständige Requirierung ihrer Schiffe wehrten, verkleinerte sich die englische Flotte bis zum Ende der Regierungszeit von Richard II. im Jahr 1400 auf nur noch 4 Schiffe – 1409 waren sogar nur noch 2 Schiffe übrig. Erst sein Nachfolger Heinrich V. baute wieder eine Flotte auf, darunter auch das 1.400 t große Flaggschiff Grace Dieu, das 1420 vom Stapel lief. Die englische Flotte errang in der Zeit um 1417 einige bemerkenswerte Siege gegen die Franzosen. Nennenswerte Neubauten gab es aber erst wieder in der Zeit um 1480, als die ersten Kriegsschiffe gebaut wurden, die für den Einsatz von Schiffskanonen vorgesehen waren. Dem Stand der Technik entsprechend waren diese Kanonen noch einfache Feldschlangen, wie sie auch vom Heer eingesetzt wurden.
Der Beginn der Royal Navy unter dem Haus Tudor 1500 bis 1642
Unter Heinrich VII. wurde wieder begonnen, eine stehende Flotte zu unterhalten; die Schiffsneubauten waren wesentlich größer als die bisherigen Schiffe. Als Heinrich VIII. die Flotte übernahm, bestand sie aus 15 großen Schiffen, die teilweise schon mit den neuen Stückpforten ausgerüstet waren. Auch wegen eines drohenden Krieges mit Frankreich wurde die Infrastruktur für die Flotte ausgebaut; 1514 wurde die Corporation of Trinity House gegründet, die die Leuchttürme und Seezeichen unterhielt. 1512 übernahm Sir Edward Howard das Amt des Lord Admiral und griff mit seinem Schiff Regent das französische Schiff Cordelière an; bei diesem Seetreffen wurden beide Schiffe zerstört. Sir Edward fiel in den weiteren Kämpfen im Jahr 1513 und sein Bruder Thomas Howard übernahm seine Position. 1514 lief die Karacke Great Harry vom Stapel, der erste Zweidecker der britischen Flotte und ausgerüstet mit Stückpforten und großen Bronzekanonen. Heinrich VIII. ließ auch die Anthony Roll erstellen, eine Übersicht über die britische Flotte um 1546, mit Bildern der wichtigsten Schiffe.
Nach dem Ende des Krieges mit Frankreich wurde beschlossen, auch in Friedenszeiten ständig eine Flotte von 30 Schiffen zu unterhalten. Dies hatte zur Folge, dass weitere Hafenanlagen für die Flotte errichtet und eine Verwaltung aufgebaut wurden. 1538 wurde mit einem königlichen Erlass die rechtliche Grundlage für die Flotte geschaffen.
1539 bestand die königliche Flotte bereits aus 45 Schiffen und 1545 konnte Lord Lisle mit einer Flotte von 160 Schiffen eine französische Flotte mit 130 Schiffen in einer Seeschlacht am Solent besiegen und eine drohende Invasion zurückschlagen. Im selben Jahr wurde ein königlicher Rat für die Marine eingerichtet, der aus sieben hohen Offizieren bestand, welche die Angelegenheiten der Marine regeln sollten; den Vorsitz übernahm der Vizeadmiral Sir Thomas Clere.
Unter Edward VI. und Mary I. entwickelte sich die Flotte nicht wesentlich weiter; im Krieg mit Frankreich 1557 bis 1559 konnte die Flotte nicht verhindern, dass Calais verloren ging. Elisabeth I. übernahm die Flotte mit 39 Schiffen; ein Plan sah vor, weitere 30 Schiffe aufzulegen und diese in 5 Klassen einzuteilen. Über 20 Jahre wurde die Flotte langsam aber beständig ausgebaut.
Durch die Unterstützung von Freibeutern wie Hawkins, Drake – der 1587 die Stadt Calais überfiel und Dutzende von spanischen Schiffen zerstörte – durch Elisabeth I waren die Beziehungen mit Spanien sehr belastet. 1588 griff deshalb Philipp II. von Spanien mit seiner Armada England an. In einer Seeschlacht, die sich über eine Woche hinzog, wurde die Armada von der englischen Flotte zurückgeschlagen (Seeschlacht von Gravelines).
Gegen Ende des Englisch-Spanischen Krieges verlor die englische Flotte an Kampfkraft, hervorgerufen durch die grassierende Korruption, die erst 1618 abgestellt werden konnte. Bemerkenswerte Schiffsneubauten waren die Prince Royal (gebaut 1608–1610), der erste Dreidecker der königlichen Flotte, und 1637 die Sovereign of the Seas mit 102 Kanonen.
Unter James I. wurden verschiedene Angriffe gefahren – gegen Piraten an der Barbareskenküste, Cadiz und La Rochelle – die aber alle eher unglücklich ausgingen.
Steigerung der Kampfkraft 1642 bis 1689
Zu Beginn des Englischen Bürgerkrieges 1642 stand die Navy mit ihren damals 35 Schiffen auf der Seite des Parlaments. Die Hinrichtung von Karl I. 1649 führte zu einem raschen Ausbau der Navy, da England sich durch die Revolution viele Feinde geschaffen hatte. Ab 1650 wurde deshalb eine größere Anzahl von Neubauten aufgelegt. Wesentliche Operationen der Navy waren die drei Kriege mit den Vereinigten Niederlanden in den Jahren von 1652 bis 1674. Ausgelöst wurden diese Kriege durch scheinbar triviale Auseinandersetzungen, dahinter stand jedoch ein massiver wirtschaftlicher Wettbewerb mit den Niederlanden. Diese Kriege waren bemerkenswert, da sie beinahe ausschließlich von der Navy im Englischen Kanal und in der Nordsee geführt wurden. Strategisch waren diese Kriege für England wenig bedeutend, aber die Navy lernte dabei, großräumige Schlachten zu führen. Die Kriegsartikel der Navy, welche die Führung von Offizieren und einfachen Seeleuten regelten, und die Kampfanweisungen, die das Kämpfen in einer vorgegebenen Schlachtordnung vorschrieb, stammen beide aus dieser Zeit. Bei Beginn der Restauration durch Karl II. zählte die Navy 40 größere Schiffe, mit zusammen 3.695 Mann Besatzung. Die Verwaltung der Navy wurde wesentlich verbessert durch Sir William Coventry und Samuel Pepys.
Die Kriege mit Frankreich und den USA von 1756 bis 1815
Während des Siebenjährigen Krieges errang die Royal Navy bedeutende Siege im Kampf gegen die königliche französische Flotte und war bei Kriegsende klar dominierend. In den Jahren nach 1763 verfiel die Stärke und Kampfkraft jedoch rapide. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg war die britische Flotte zwar noch dominierend, es zeigte sich aber, dass die Royal Navy unter einer Überdehnung der Aufgaben litt. Die Royal Navy konnte zu dieser Zeit 90 Linienschiffe aufbringen und war damit zwar Frankreich (66 Linienschiffe) und Spanien (58 Linienschiffe) überlegen, es erwies sich aber als unmöglich, gleichzeitig die Nachschublinien zu sichern, die Heimatgewässer und vor allem den Ärmelkanal zu beherrschen, den Ausgang der Ostsee zu überwachen, im Kampf gegen die französische Flotte zu bestehen sowie Entsatzoperationen nach Gibraltar, Westindien, den Indischen Ozean und nach Nordamerika durchzuführen. 1778 gab man die Blockadestrategie gegen die französische Flotte auf, um die Navy vor Verschleiß zu bewahren. Damit wurde allerdings Frankreich die Möglichkeit eröffnet, Flotten zu den entfernten Kriegsschauplätzen zu entsenden und die amerikanischen Rebellen zu unterstützen. Nach dem Friedensschluss sorgte die umsichtige Politik von William Pitt dem Jüngeren allerdings für eine schnelle Erholung Großbritanniens. In der Französischen Revolution und den folgenden Jahren blockierte die Royal Navy die französischen Häfen, um eine Landung der Grande Armee von Napoleon Bonaparte in Großbritannien zu verhindern. In den Seeschlachten von Abukir (1798, Battle of the Nile) und Trafalgar (1805) setzten die Briten unter der Führung von Admiral Horatio Nelson der französischen Flotte schwer zu und vereitelten so eine mögliche Landung französischer Truppen auf den britischen Inseln. Sie festigte so ihre Vorherrschaft über die Weltmeere für mehr als ein weiteres Jahrhundert. Mit dem Amerikanisch-Britischen Krieg wurde zudem eine neue Seekriegsart eingeführt. Statt der schwerfälligen Linienschiffe, die in Kiellinie segelten, brach nun das Zeitalter der schnellen und feuerstarken Fregatten an. Nach Napoleons endgültigem Ende wurde die Royal Navy wieder verkleinert und neue Schiffe wurden gebaut.
Pax Britannica 1815 bis 1895
Durch ein weltumspannendes Netz an Flottenstützpunkten abgesichert, war die britische Herrschaft über die Ozeane während des 19. Jahrhunderts unangefochten. Viele Kolonien wurden auch unter dem Gesichtspunkt der Seeherrschaft erworben. Es wurde zur Maxime, die Royal Navy stärker als die beiden nächstgrößten Flotten zusammengenommen zu halten (Two-Power-Standard). Im Krimkrieg (1853 bis 1856) gegen das Russische Kaiserreich bewies die Royal Navy ihre Überlegenheit in den Operationen im Schwarzen Meer, in der Ostsee, dem weißen Meer und dem pazifischen Ozean und machte so den Sieg erst möglich. Auch durch die einsetzende Umstellung auf Dampfschiffe verlor die Royal Navy ihre qualitative und quantitative Überlegenheit nie, sondern baute sie teils noch aus.
Die Industrielle Revolution fand in Großbritannien früher als in jedem anderen Staat der Erde statt („Mutterland der Industrialisierung“). Siehe auch Imperialismus#Großbritannien.
Die Zeit der Schlachtschiffe 1895 bis 1919
Der deutsche Kaiser Wilhelm II. war ein Förderer der Marine, für die er eine besondere Liebe hegte. Mit Hilfe von Admiral Alfred von Tirpitz begann er ab dem Ende des 19. Jahrhunderts eine massive Aufrüstung der deutschen Flotte, womit er die britische Regierung geradezu herausforderte. Es kam zum deutsch-britischen Flottenwettrüsten. Zusätzlich angeheizt wurde der Rüstungswettlauf zur See durch eine Klasse von Schlachtschiffen, die alle anderen Typen von Schlachtschiffen als veraltet hinterließ: Die Dreadnought-Klasse. 1914 schließlich brach der Erste Weltkrieg aus und es kam zum Seekrieg mit Großbritannien. Nach anfänglichen kleineren Erfolgen der Deutschen stellte sich eine Patt-Situation mit der Royal Navy ein. Die Seeschlacht im Skagerrak endete mit einem Unentschieden. Bis zum Ende des Krieges kam es zu keiner weiteren Seeschlacht mehr. Die deutsche militärische Leitung führte den Seekrieg gegen Großbritannien nun ausschließlich mit der U-Boot-Waffe.
Die Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1919 bis 1945
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs musste die britische Marine sich auf viele Veränderungen einstellen; die United States Navy hatte während des Krieges zur Royal Navy aufgeschlossen. Im Flottenabkommen von Washington – einem frühen Beispiel für Rüstungskontrolle – wurde 1922 zwischen Japan, den USA und Großbritannien die gegenseitige Stärke der Flotten begrenzt; die US Navy durfte von nun an Parität mit der britischen Royal Navy halten.
Durch die fortschreitende Entwicklung der Luftfahrt wurden auch mehrere Flugzeugträger in Dienst gestellt.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges sah sich die Royal Navy einer doppelten Herausforderung gegenüber: Zum einen musste sie den Kampf gegen Hitlers Kriegsmarine führen, zum anderen im Fernen Osten die Bedrohung durch die Japaner abwehren.
Beim Kampf gegen Hitlers Kriegsmarine gab es verschiedene Kriegsschauplätze: Der wichtigste Schauplatz hier war wohl der atlantische Ozean, auf dem es dauerhafte Bedrohungen gegen die britischen Handelswege – in erster Linie durch deutsche U-Boote – gab. Der Krieg der Überwasserschiffe spielte sich eher in Einzelaktionen ab, etwa bei der Zerstörung des deutschen Panzerschiffs Admiral Graf Spee am Río de la Plata oder bei der Versenkung des britischen Schlachtschiffs HMS Hood durch das deutsche Schlachtschiff Bismarck und den Kreuzer Prinz Eugen. Bei der Invasion in der Normandie am 6. Juni 1944 (Operation Overlord) waren amerikanische und britische Verbände gemeinsam beteiligt.
Im Mittelmeer entstand zeitweise ein eigener Kriegsschauplatz, bei dem man auch die italienische Flotte gegen sich hatte. Hier unterstützte die Royal Navy Aktionen in Nordafrika sowie diverse Landungsunternehmen, z. B. die Landung in Sizilien (Operation Husky).
Der südostasiatische Kriegsschauplatz war anfänglich gekennzeichnet durch einen Rückzug der britischen Flotte gegenüber der japanischen Luftüberlegenheit (Verlust der HMS Repulse und der HMS Prince of Wales). Als aber 1944 die Bedrohung durch die deutsche Kriegsmarine wieder nachließ, konnte die britische Flotte verstärkt den Amerikanern im Pazifik helfen.
Die Royal Navy seit 1946
Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich die Größe der Royal Navy erheblich gemindert. Wesentliche Aufgaben für die Royal Navy ergaben sich durch die Gründung der NATO 1949. Im Kalten Krieg trug die Royal Navy wesentliche Aufgaben im Rahmen der Sicherung des Nordatlantiks. Mit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans sowie weiterer Kolonien verringerte sich die Rolle der Flotte als Schutzmacht des Empires ganz erheblich. Allerdings wurde, bedingt durch die neu entstandene atomare Abschreckung und den Kalten Krieg, auch ein neuer Flottenteil aufgebaut, nämlich eine Unterseebootflotte mit atomarem Antrieb und Nuklearwaffen-bestückten Raketen.
Im Falklandkrieg 1982, bei dem es im Wesentlichen um die Rückeroberung der durch Argentinien besetzten britischen Falklandinseln ging, spielte die Royal Navy die tragende militärische Rolle. In neuerer Zeit war die britische Marine am Zweiten Golfkrieg, am Krieg in Afghanistan sowie an Aktionen gegen somalische Piraten beteiligt.
Nach dem Ende des Kalten Krieges schrumpfte die Royal Navy erheblich. Die Mannstärke verringerte sich im Verlauf der 1990er Jahre von 69.000 auf 50.000. Die strategische Hauptaufgabe, die sowjetische Marine am Einlaufen in den Atlantik zu hindern, fiel weg. Dafür sollte die Navy in größerer Entfernung, also praktisch weltweit, handlungsfähig werden und stärker von See zu Land wirken können. Diese Ziele erreichte die Navy vor allem durch die Indienststellung zweier Landungsschiffe der Albion-Klasse und dreier Docklandungsschiffe der Bay-Klasse. Die Flotte der Invincible-Flugzeuträger wurde vorzeitig von drei auf zwei Einheiten verkleinert. Die Weltfinanzkrise führte von 2008 an zu einer weiteren Verkleinerung der Flotte. So wurden sämtliche Starrflügler der Marineflieger abgeschafft – darunter auch die Aufklärungsflugzeuge –, die verbleibenden Flugzeugträger stillgelegt und das Bauprogramm für die Zerstörer der Daring-Klasse auf sechs halbiert. Bis zur Indienststellung der Queen Elizabeth 2017, vorerst ohne eigene Flugstaffel, blieb Großbritannien ohne Flugzeugträger.[1]
Siehe auch
Literatur
- William Laird Clowes: The Royal Navy. A History From the Earliest Times to Present. Sampson Low, Marston and Company, 1897–1903 London. 7 Bände (Digitalisate: Band 1, Band 2, Band 3, Band 4, Band 5, Band 6, Band 7). Reprint 1997, ISBN 1-86176-015-9.
- Nicolas Wolz: Und wir verrosten im Hafen. Deutschland, Großbritannien und der Krieg zur See 1914–1918. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2013, ISBN 978-3-423-28025-9.
- Richard Hill: Der Krieg der Panzerschiffe. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 2000, ISBN 3-89488-139-9 – Umfassende Darstellung der Marinegeschichte vom Krimkrieg bis zum Russisch-Japanischen Krieg, bei der die Royal Navy eine große Rolle einnimmt.
- Paul M. Kennedy: Aufstieg und Verfall der Britischen Seemacht. Verlag der Marine-Offizier-Vereinigung, Bonn 1978, ISBN 3-921391-04-0 – Nicht mehr ganz aktuelle, aber umfassende Darstellung der Royal Navy vom Beginn bis in das späte 20. Jahrhundert in deutscher Sprache.
- Julia Angster: Erdbeeren und Piraten: die Royal Navy und die Ordnung der Welt 1770–1860. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-30037-4
- Víctor San Juan Sánchez: Veintidós derrotas navales de los británicos. Editorial Renacimiento, Sevilla 2019, ISBN 978-84-17550-84-4.
Einzelnachweise
- Jeremy Stöhs: Into the Abyss? (pdf) In: Naval War College Review , Vol. 71, No. 3. S. 15–16, 24, abgerufen am 18. Dezember 2020 (englisch, Sommer 2018).