Boulangerit
Boulangerit ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb5Sb4S11 und entwickelt meist körnige oder feinfaserige Aggregate, selten aber auch nadelige, gestreifte Kristalle von grauschwarzer Farbe bei schwarzer Strichfarbe.
Boulangerit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Pb5Sb4S11 |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.HC.15 (8. Auflage: II/E.19) 03.05.02.01 |
Ähnliche Minerale | Cosalit, Plumosit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal 2/m 2/m 2/m |
Raumgruppe | Pnam[1] |
Gitterparameter | a = 23,49 Å; b = 21,24 Å; c = 4,02 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5 bis 3 |
Dichte (g/cm3) | 6,2 |
Spaltbarkeit | undeutlich nach {001} und {010} |
Bruch; Tenazität | uneben, biegsam |
Farbe | grauschwarz |
Strichfarbe | schwarz |
Transparenz | undurchsichtig |
Glanz | Metallglanz, Seidenglanz |
Boulangerit ist undurchsichtig und zeigt bei kristalliner Ausbildung einen metallischen Glanz, bei faserigen Aggregaten dagegen Seidenglanz. Seine Mohshärte schwankt zwischen 2,5 und 3, lässt sich also von einem Fingernagel kaum noch, mit einer Kupfermünze dagegen schon noch ritzen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Boulangerit in der Gemeinde Molières im französischen Département Gard[2] und analysiert zunächst von Charles Louis Boulanger (1810–1849), einem französischen Bergbau-Ingenieur, und 1837 nochmals durch Thaulow, dessen Analyse einen Gehalt von 18,86 % Schwefel, 24,60 % Antimon und 55,57 % Blei ergab.[3] Nach Boulanger wurde das Mineral dann auch benannt.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Boulangerit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Ardait, Falkmanit, Jaskólskiit, Moëloit, Pillait und Plumosit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Boulangerit in die erweiterte Klasse der „Sulfide und Sulfosalze (Sulfide, Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenite, Sulfantimonite, Sulfbismuthite)“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze mit SnS als Vorbild“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Nur mit Blei (Pb)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Falkmanit und Plumosit die unbenannte Gruppe 2.HC.15 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Boulangerit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfosalze“. Hier ist er zusammen mit Falkmanit in der unbenannten Gruppe 03.05.02 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfosalze mit dem Verhältnis 2,5 < z/y < 3 und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], wobei A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Boulangerit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge bei niedrigen bis mittleren Temperaturen. Begleitminerale sind unter anderem verschiedene Blei-Sulfide- und Sulfosalze wie Arsenopyrit, Galenit, Pyrit, Sphalerit und Stibnit, aber auch Siderit und Quarz.
Weltweit konnte Boulangerit bisher (Stand: 2010) an rund 600 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Afghanistan, Ägypten, Argentinien, Armenien, Australien, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Deutschland, Ecuador, Finnland, Frankreich, Georgien, Ghana, Griechenland, Grönland, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Kolumbien, Nord- und Südkorea, Kroatien, Malaysia, Marokko, Mazedonien, Mexiko, Mongolei, Namibia, Norwegen, Österreich, Peru, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Tschechien, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[4]
Kristallstruktur
Boulangerit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnam (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 6) mit den Gitterparametern a = 23,49 Å; b = 21,24 Å und c = 4,02 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]
Siehe auch
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 134.
- Mindat - Lokalität "Molières, Gard, Languedoc-Roussillon, France"
- Robert Allan, Carl Friedrich Alexander Hartmann: Die Mineralogie. Gottf. Basse Verlag, Quedlinburg und Leipzig 1838, S. 239. (online verfügbar bei Google-Buchsuche)
- Mindat - Localities for Boulangerite (englisch)
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 134.
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8.
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 62.
Weblinks
- Mineralienatlas:Boulangerit (Wiki)
- Mineralienlexikon - Boulangerit
- Handbook of Mineralogie - Boulangerite (englisch, PDF 63,8 kB)
- Webmineral - Boulangerite (englisch)