Yanacocha
Yanacocha (Cajamarca-Quechua: yana = „schwarz, dunkel“; qoch'a / quĉa = „See, Lagune“)[1] ist ein Goldbergwerk im peruanischen Departement Cajamarca, die größte des amerikanischen Doppelkontinents und eine der größten und profitabelsten weltweit.
Yanacocha | |||
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Allgemeine Informationen zum Bergwerk | |||
Abbautechnik | Tagebau | ||
Informationen zum Bergwerksunternehmen | |||
Betreibende Gesellschaft | Newmont Mining Corporation | ||
Geförderte Rohstoffe | |||
Abbau von | Gold | ||
Geographische Lage | |||
Koordinaten | 6° 58′ 29,2″ S, 78° 31′ 7,2″ W | ||
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Standort | Distrikte Cajamarca, La Encañada, Los Baños del Inca, Tumbaden | ||
Region | Cajamarca | ||
Staat | Peru |
Der 251 km² große Tagebau befindet sich etwa 18 km nördlich der Stadt Cajamarca, in Höhen zwischen etwa 3500 m und rund 4100 m gelegen und wird von der Pazifik-Atlantik-Wasserscheide durchquert. Bis zum Jahr 2018 war mit dem Projekt Conga eine stark umstrittene Erweiterung der Mine geplant.
Die International Finance Corporation (IFC) der Weltbank gewährte Darlehen im Gesamtwert von 150 Millionen US-Dollar für Entwicklung und hat einen fünfprozentigen Anteil an Yanacocha, welches von der Newmont Mining Corporation betrieben wird, einer in Denver, USA ansässigen Firma, dem größten Goldbergbaukonzern der Welt. Hauptanteilseigner von Yanacocha sind Newmont sowie Buenaventura, ein peruanisches Unternehmen.
Goldextraktions-Prozess
Das goldhaltige Gestein wird abgebaggert und auf wasserdichten, hangabwärts liegenden Folien wieder aufgeschichtet. Aus den entstandenen, locker aufgeschichteten Halden wird durch Tropfenberieselung mit natriumcyanid-haltigem Wasser (Cyanidkonzentration 50ppm) das Gold ausgelaugt. Die am Folienrand aufgefangene goldhaltige Flüssigkeit wird über Kanäle und Rohre großen Sammelbecken zugeführt. Von hier gelangt sie in Werksanlagen, in welchen auf chemische Weise (Merrill-Crowe-Prozess) das Gold und andere Metalle wie Silber, Quecksilber, Blei,... ausgefällt werden. Nach Trennung der Metalle wird das Gold schließlich zum Abtransport und zur weiteren Verarbeitung in Barren gegossen. Der durchschnittliche Goldgehalt beträgt 0,9 g pro Tonne Gestein. Die Kosten der Goldgewinnung betrugen 2005 etwa zwischen 120 und 150 US$ pro Feinunze (=31,1 g), je nach Mine und Goldgehalt. Der erste Goldbarren wurde im August 1993 gegossen; im Jahr 2005 wurden über 100 Tonnen Gold erzeugt. Der Beitrag zum gesamten peruanischen Bruttosozialprodukt betrug 2005 1,17 %.[2]
Seit dem im Jahre 2005 erreichten Spitzenwert sank die Förderung bis 2011 auf knapp ein Drittel ab[3]:
- 3,3 Millionen Feinunzen (2005)
- 2,6 Millionen Feinunzen (2006)
- 1,6 Millionen Feinunzen (2007)
- 1,8 Millionen Feinunzen (2008)
- 2,1 Millionen Feinunzen (2009)
- 1,5 Millionen Feinunzen (2010)
- 1,3 Millionen Feinunzen (2011)
Die zunehmenden sozialen Spannungen, vor allem wegen des Erweiterungsprojektes Conga spielten dabei keine Rolle.[4] Der Konzern gibt in seinen Jahresberichten an, dass es von 2005 bis Mitte 2011 zu keiner Produktionsbehinderung außer einer kurzen Blockade einer Zufahrtsstraße im Jahr 2006 kam.[5]
Umweltproblematik
Die Mine wurde schon von Beginn an wegen der durch sie verursachten Umweltbelastungen kritisiert. Die Kritiken verstärkten sich im Zusammenhang mit der geplanten Ausweitung des Tagebaus auf den Berg Quilish, welche das einst klare Wasser des Porcón-Flusses und somit auch die Wasserversorgung der Stadt Cajamarca unbrauchbar machen würde. Darüber hinaus gefährdet der Goldbergbau eine der letzten traditionellen indigenen, quechuasprachigen Gemeinden des Hochlands von Cajamarca, Porcón.
Nach heftigen Protestdemonstrationen im Jahre 2004 erklärte Newmont, dass es vorläufig keine weiteren Erkundungen am Quilish vornehmen werde.
Im Bewusstsein, dass jede Mine, ja selbst der Betrieb des kleinsten Steinbruchs, einen erheblichen Eingriff in die Natur darstellt, bemüht sich der Betreiber, den abgebauten Bereich zu renaturieren. Dies gelingt Yanacocha jedoch nur sehr bedingt. Die Mine Yanacocha liegt genau auf der Wasserscheide vier wichtiger Flüsse mit überregionaler Bedeutung. Immer wieder kommt es zu Wasserverschmutzungen und zu zahlreichem Fischsterben. Die Verschmutzung von Boden und Wasser führen immer wieder zu sozialen Konflikten, vor allem zwischen Kleinbauern und Yanacocha. Nicht selten kommt es dabei zu tödlichen Auseinandersetzungen. Das Unternehmen versucht durch eine aggressive Medienkampagne und eine bewusste Fehlinformation der Lokalbevölkerung im In- und Ausland seinen sehr schlechten Ruf loszuwerden.
Auch im Jahr 2012 hielten die Demonstrationen der Bevölkerung an, im Juni kam es zu heftiger polizeilicher Gewalt, nachdem die Bevölkerung Cajamarcas in Protest zu einem Generalstreik aufgerufen hatte. Daraufhin verhängte Präsident Ollanta Humala erneut den Ausnahmezustand über drei Provinzen und ließ die Demonstrationen gewaltsam unterdrücken. Fünf Menschen wurden von der Polizei erschossen, viele andere Personen wurden schwer verletzt oder willkürlich verhaftet.[6][7] Die regierungsnahe Abgeordnete Ana María Solorzano warf dagegen den Protestierenden aus Bambamarca vor, 15 Polizisten verschleppt zu haben.[8]
Das Conga Projekt ist eine Erweiterung des Unternehmens Minera Yanacocha, dessen Aktionäre Newmont Corporation, Buenaventura und die IFC (Weltbank) sind. Seit 19 Jahren betreibt Yanacocha Goldabbau im Tagebau in Cajamarca und steht unter ständiger Kritik seitens Menschenrechts- und Umweltorganisationen, nun will das Unternehmen Newmont Mining 4,8 Mrd. Dollar in den Goldabbau in einem fragilen Ökosystem investieren[9][10]. Organisationen wie z. B. Rettet den Regenwald e.V[11] und Avaaz[10] kritisieren das Unternehmen und seine Vorgehensweise hart und fordern das Unternehmen sowie die Regierung dazu auf, von dem Projekt abzusehen.
Es gibt auch andere Nebeneffekte, so verlor am 2. Juni 2000 ein LKW einen Kanister mit 150L Quecksilber in dem kleinen Ort Choropampa. Das giftige Metall wurde von der Einwohnern gesammelt. Erst nach einer Woche kam es zur Aufräumarbeiten bei den ca. 50L wieder eingesammelt wurden. Noch im Jahr 2020 leiden die Einwohner unter den Spätfolgen des Unfalls.[12] Viele der Anwohner haben inzwischen den Ort verlassen.
Literatur
- Marco A. Arana Zegarra: Resolución de Conflictos Medioambientales en la Microcuenca del Río Porcón, Cajamarca 1993–2002 (PDF; 2,5 MB). Soziologische Magisterarbeit, Pontifícia Universidad Católica del Perú, Lima 2002 (spanisch).
Weblinks
- Web-Seite des Minenbetreibers „Yanacocha“ (spanisch)
- zusammenfassender Artikel über „Yanacocha“ (englisch)
- Der Goldboom in Cajamarca (2000). Vortrag von Abel Diaz (ASODEL) (PDF-Datei; 65 kB)
- Rede von Padre Marco Arana Zegarra. aus Anlass der Verleihung des nationalen Menschenrechtspreises „Angel Escobar Jurado“ (PDF-Datei; 119 kB)
- Der Fluch des Goldes (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
Siehe auch
Einzelnachweise
- Wortschatz, gesammelt von Philip Jacobs: Vokabular / Simi Taqe / Simi Taqi / Simikuna / Shimikuna, auf runasimi.de
- Quelle: Information durch Yanacocha und Augenschein bei persönlichem Besuch August 2005
- Newmont Mining, Annual Reports 2005-2011 (Memento vom 14. September 2012 im Internet Archive)
- Bericht „Warum fällt die Produktion bei Yanacocha?“ (span.) http://www.cajamarca.de/mine/caeproduccion.pdf
- Newmont Mining, Annual Reports: 2007 Seite 12, 2010 Seite 18 (Memento vom 14. September 2012 im Internet Archive)
- Brutale Gewalt gegen die Bevölkerung, auf regenwald.org
- Policía herido en Celendín: “La población celendina vino a atacarnos” (Memento vom 25. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Un cuarto civil fallecido dejó enfrentamiento en Cajamarca (Memento vom 25. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Cajamarca: Bergbau-Gutachter mahnen Verbesserungen am Conga-Projekt an auf infoamazonas.de
- Stoppt das Bergbauprojekt Conga
- Peru: Gold gräbt Menschen das Wasser ab, auf regenwald.org
- The village still suffering from Peru mercury spill fallout – after 20 years, auf theguardian.com