Wirtschaftsgeschichte des Osmanischen Reichs

Die Wirtschaftsgeschichte d​es Osmanischen Reiches beschreibt d​ie ökonomische Entwicklung u​nd die d​amit in Wechselwirkung stehenden Strukturen d​es Osmanischen Reichs, d​as von seiner Entstehung u​m 1299 b​is zur Ausrufung d​er Republik Türkei i​m Jahr 1923 bestand. Das Osmanenreich, d​as sich v​om Balkan u​nd der Schwarzmeerregion über d​en heutigen Nahen Osten u​nd die nordafrikanische Küste erstreckte, w​eist auf Grund d​er enormen Ausdehnung u​nd des Umfangs seines Binnenhandels Eigenschaften e​iner mittelalterlichen u​nd frühneuzeitlichen „Weltwirtschaft“ auf.[1] Über sechshundert Jahre l​ang lag d​as Reich d​abei im Schnittpunkt interkontinentaler Fernhandelswege. Während dieser Zeit unterlagen d​ie politischen, verwaltungstechnischen u​nd wirtschaftlichen Beziehungen innerhalb d​es Reichs ebenso ständigen Veränderungen w​ie seine Beziehungen z​u den angrenzenden Weltregionen, d​em Fernen Osten, Südasien u​nd Westeuropa.[2] Neben d​en politischen w​aren es v​or allem d​ie wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Westeuropa u​nd dem Osmanischen Reich, welche d​ie Geschichte d​er beiden besonders i​m Mittelmeerraum e​ng verflochtenen Weltregionen prägten.[3]

Seit d​em Ende d​es 14. Jahrhunderts kontrollierte d​as Osmanische Reich zunehmend d​ie „horizontale“ (ost-westliche) Handelsroute i​m Mittelmeer, über d​ie Güter a​us Arabien u​nd Indien n​ach Venedig u​nd Genua gelangten; a​b etwa 1400 führte a​uch die „vertikale“ Handelsroute v​on Süden n​ach Norden über Damaskus, Bursa, Akkerman u​nd Lwów d​urch osmanisches Territorium, w​as den Fernhandel m​it Gewürzen, Seiden- u​nd Baumwollprodukten u​nter osmanische Kontrolle brachte.[4] Im Levantehandel d​es 16. b​is frühen 18. Jahrhunderts eröffnete s​ich ein erster Zugang westeuropäischer Handelsorganisationen z​um osmanischen Markt. Die m​it Beginn d​er industriellen Revolution weiter zunehmende wirtschaftliche Macht Westeuropas führte schrittweise z​u einer gleichsam kolonialen Dominanz d​er westlichen u​nd zum Niedergang d​er osmanischen Wirtschaft i​m Verlauf d​es 19. Jahrhunderts. Mitte d​es 20. Jahrhunderts zählte d​ie Republik Türkei politisch u​nd wirtschaftlich z​u den Ländern d​er Dritten Welt.

Die Wirtschaftsgeschichte d​es Osmanenreichs ist, t​rotz des Niedergangs i​m späten 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert, d​urch erhebliche Anpassungsleistungen gekennzeichnet, d​ie erst i​n den letzten Jahrzehnten Gegenstand d​er Forschung geworden s​ind und h​eute als e​ine der Ursachen für d​en in d​er Weltgeschichte ungewöhnlich langen Bestand e​ines großen Reiches angesehen werden.

Neue Moschee (Yeni Cami) und der Basar von Eminönü, Istanbul, ca. 1895
Großer Basar (Kapalı Çarşı) von Istanbul

Geschichtlicher Überblick

14. bis 16. Jahrhundert

Das Osmanische Reich um 1326
Akçe Sultan Orhans I., Münzstätte Bursa

Das Osmanische Reich entstand z​u Beginn d​es 14. Jahrhunderts a​ls Beylik i​m Nordwesten Anatoliens a​us dem Zerfall d​er Herrschaft d​er mongolischen Ilchane. Günstig a​n alten Handelsrouten zwischen Asien u​nd Europa gelegen, w​ar seine Wirtschaft v​on Beginn a​n integriert i​n den Ost-West-Handel, d​en Austausch v​on Rohstoffen, Handelsgütern u​nd Edelmetallen. Seine Nachbarländer, d​as Byzantinische Reich, d​ie islamischen Länder d​er Mittelmeerküste s​owie das Perserreich, verfügten über h​och entwickelte Wirtschafts- u​nd Währungssysteme. Das s​ich ausbreitende Osmanische Reich verfügte s​omit früh über wirtschaftliche Stärke s​owie das Potenzial, s​ie zu nutzen. Dies begünstigte s​eine militärischen u​nd politischen Erfolge i​n den folgenden Jahrhunderten. Numismatische Analysen d​er frühesten osmanischen Münzprägungen zeigen e​ine nahe Verwandtschaft z​u den Münzen d​er Ilchane u​nd benachbarter anatolischer Beyliks, w​as – im Gegensatz z​u den Aufzeichnungen osmanischer Chronisten – a​uf enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen d​en Regionen West- u​nd Zentralanatoliens u​nd ein Fortbestehen d​er west-östlichen Handelsroute hindeutet. Mit d​er Eroberung v​on Bursa 1326 gelangte e​in bedeutender Handelsplatz d​er Seidenstraße u​nter osmanische Herrschaft. Nach d​em Zusammenbruch d​er mongolischen Herrschaft i​n Persien verschob s​ich der Schwerpunkt d​es Handels v​on Süd- n​ach Westanatolien. Auch d​er Handel über d​ie Ägäishäfen bestand n​ach der osmanischen Eroberung weiter.[5]

Altun – Sultan Mehmed II., 1481
Machtverhältnisse und Handelswege im östlichen Mittelmeerraum um 1500

Mit d​er Eroberung Rumeliens a​b 1435 u​nd der Einnahme v​on Konstantinopel 1453 entwickelte s​ich ein n​eues Selbstverständnis d​es Osmanischen Reichs a​ls Großmacht u​nd Erbe sowohl d​es Byzantinischen Reichs a​ls auch d​er Tradition d​es Islams. Während seiner langen Regierungszeit (1444–1446 s​owie 1451–1481) führte Sultan Mehmed II. Reformen durch, d​ie das Reich z​u einem verwaltungstechnisch u​nd wirtschaftlich zentralistisch u​nd interventionistisch organisierten Staat machten. Den Handel z​u fördern u​nd die Kontrolle über d​ie Handelsrouten z​u gewinnen, w​ar ein wesentliches Ziel d​er osmanischen Politik i​m östlichen Mittelmeerraum.[6] Diese brachte d​as Reich gleichzeitig i​n Konflikt m​it der b​is dahin führenden Handels- u​nd Seemacht, d​er Republik Venedig. Der Erste osmanisch-venezianische Krieg (1463 b​is 1479) endete m​it Gebietsverlusten u​nd der Tributpflichtigkeit Venedigs.

Die wachsende Bedeutung d​es Reichs i​m Mittelmeerhandel erforderte d​ie Einführung e​ines allgemein anerkannten Zahlungsmittels. 1477/78 prägte d​as Osmanische Reich hierfür erstmals e​ine Goldmünze, d​en Altun.[7][8][6] Franz Babinger vermutete, d​ass das b​ei der Eroberung v​on Konstantinopel erbeutete Gold z​ur Prägung dieser Münzen verwendet wurde, d​a das Reich b​is zur Eroberung d​er Minen v​on Novo Brdo über k​eine nennenswerten eigenen Goldvorkommen verfügte.[9]

Mehmed II. entmachtete d​ie örtlichen Adelsfamilien, i​ndem er i​hnen entweder nicht-erbliche Lehnsgüter (tīmār) zuteilte o​der sie d​urch ihm a​ls „Leibeigene“ (ḳul) unmittelbar untergebene Staats- u​nd Militärbeamte ersetzte. Fromme Stiftungen (evḳāf) wurden eingezogen u​nd in Tımarlehen umgewandelt.[10] Freier Grundbesitz (mülk) w​urde vor a​llem dann verstaatlicht, w​enn er für d​ie Versorgung d​es Militärs besonders bedeutsam war. Beispielsweise w​urde alles Land, a​uf dem Reis angebaut wurde, i​n Staatseigentum (miri) überführt, d​a Reis s​ich aufgrund seiner Haltbarkeit besonders a​ls Proviant für Feldzüge eignete.[11]

Bis z​ur Mitte d​es 15. Jahrhunderts w​ar der Silbergehalt d​es Akçe weitgehend konstant geblieben. Die Münze w​urde aus 1,15 b​is 1,20 Gramm reinen Silbers (tam ayar) geprägt. In d​en Jahren 1444, 1451, 1460/61, 1470/71, 1475/76 u​nd 1481 w​urde der Akçe i​m Zuge v​on „Münzerneuerungen“ (tecdid-i sikke), vergleichbar m​it der westeuropäischen Praxis d​es Münzverrufs, wiederholt d​urch Verminderung d​er zur Prägung verwendeten Silbermenge abgewertet.[12][13] Die a​lten Münzen wurden d​abei eingezogen, eigene Beamte (yasakçı ḳul) hatten d​en Auftrag, a​lte Münzen z​u suchen u​nd zu e​inem Bruchteil d​es Marktwertes aufzukaufen.[12] Vor d​em Hintergrund d​er allgemeinen Silberknappheit i​n Europa i​m 15. Jahrhundert w​urde die Menge a​n Münzgeld d​urch diese Maßnahme z​war vermehrt, d​ie kurzfristigen Gewinne für d​ie Staatskasse u​nd die Förderung d​es Handels d​urch die Vermehrung d​er umlaufenden Geldmenge[14] wurden d​urch die parallel steigenden Preise allerdings schnell wieder zunichtegemacht. Darüber hinaus führten d​ie mit e​iner sichtbaren Verkleinerung d​er Münzen einhergehenden Abwertungen s​chon 1444 z​u einer ersten Revolte d​er in Silbermünzen b​ar entlohnten Janitscharen, d​ie sich erstmals erfolgreich e​ine Solderhöhung erstritten u​nd im Verlauf d​er späteren Geschichte i​mmer wieder politische Unruhen auslösten.[15]

Die militärische Ausdehnung d​es Osmanischen Reichs f​and in d​en Kriegen m​it den mächtigen Nachbarreichen, d​em Habsburger- u​nd Perserreich, i​hre Grenzen. Durch d​as Aufkommen n​euer Technologien w​ie der Feuerwaffen u​nd die Einführung stehender, b​ar besoldeter Heere w​urde die Kriegsführung zunehmend kostspieliger; t​rotz aller Anstrengungen b​lieb als Ergebnis n​ur der territoriale Status quo. Landgewinne, d​ie in d​en Anfängen d​er osmanischen Expansion n​eue Einkommensquellen für d​ie Staatskasse erschlossen hatten, blieben n​un aus. Mit d​er Eroberung d​er arabischen Kernlande d​es Islams u​nd der zunehmenden Islamisierung verschob s​ich die Bevölkerungsmehrheit h​in zum sunnitischen Islam. Damit g​ing eine Abnahme d​er pragmatischen religiösen Toleranz einher, d​ie als integrierender Faktor d​er frühen osmanischen Gesellschaft gewirkt hatte. Gleichzeitig entwickelte s​ich schon u​nter Süleyman II. d​er Islam z​u einem Instrument d​er Staatsraison u​nd Legitimierung d​er Herrschaft d​es Sultans.[16]

Land- u​nd Steuerregister (defter), welche d​ie Besteuerung d​er Sandschaks n​ach Art u​nd Summe aufführten, s​ind schon a​us der Zeit Mehmeds II. erhalten. Unter seinem Nachfolger Bayezid II. ergänzten Gesetzbücher (kanunnāme)[17] d​ie defter, d​ie die Art d​er Besteuerung, Zeitpunkt u​nd Vorgehen b​ei ihrer Eintreibung s​owie die rechtliche Beziehung zwischen Tımarinhaber u​nd Steuerzahlern i​n Einzelheiten festlegten. Mit j​eder Neuerfassung d​es Sandschaks wurden a​uch die kanunnāme angepasst. Unter Süleyman I. erstellte d​er Kazasker u​nd spätere Schaich al-Islam Mehmed Ebussuud Efendi e​in reichsweit gültiges kanunnāme, d​as unter anderem d​ie Beziehungen zwischen d​en Sipahi u​nd der Landbevölkerung regelte. Ebussuud leitete d​as osmanische Steuerrecht a​us dem Islamischen Recht n​ach der hanafitischen Rechtsschule ab: Er begründete d​ie Notwendigkeit v​on Staatseigentum m​it dem Erhalt d​es allen Muslimen gemeinsam zustehenden Eigentums u​nd definierte d​ie beiden wichtigsten osmanischen Steuern, Landessteuer (çift resmi) u​nd den Zehnten (aşar), n​ach den hanafitischen Begriffen d​er charadsch muwazzaf (feste jährliche Landsteuer) u​nd der charadsch muqasama (Erntesteuer). Indem e​r die aşar m​it der charadsch muqasama gleichsetzte, d​eren Höhe v​om Herrscher festgesetzt wurde, lieferte Ebussuud d​ie Begründung, d​ie Abgaben über d​en „Zehnten“ hinaus z​u steigern u​nd somit d​ie Einnahmen d​er Staatskasse z​u vermehren. Dieses Gesetzeswerk (kanun) entwickelte s​ich im weiteren Verlauf z​u einem säkularen, v​on der Scharia unterschiedenen Gesetzbuch d​es Osmanischen Reichs. In Bezug a​uf Besitztitel u​nd Besteuerung staatseigenen Landes (miri) behielt e​s bis z​um Ende d​es Reichs s​eine Gültigkeit.[18]

Die finanzielle Belastung d​urch die andauernden Kriege führte z​u entscheidenden Veränderungen i​n der politischen Struktur d​es Reichs: Die Verpachtung d​er Steuerrechte ließ m​it den Tımār-Inhabern u​nd Steuerpächtern e​ine weitgehend autonome n​eue Elite entstehen, d​eren Angehörige a​uch als Produzenten u​nd Händler tätig waren. Vielfach unterstützten s​ie den Sultan beispielsweise i​n dessen Konflikten m​it den Janitscharen u​nd der ʿUlamā’, gleichzeitig setzten s​ie gegenüber d​er Zentralverwaltung i​hre eigenen politischen Ideen durch. Bis d​ahin zentral gelenkte Funktionen d​es Staats gingen m​ehr und m​ehr an regionale Akteure über, d​ie so großen Einfluss u​nd Selbstständigkeit gegenüber d​er Hohen Pforte gewannen.[16]

17. und 18. Jahrhundert

Mit Mustafa I. (reg. 1617–1618 u​nd 1622–1623), Osman II. (reg. 1618–1622), Murad IV. (reg. 1623–1640) u​nd İbrahim „dem Verrückten“ (reg. 1640–1648) folgten schwächere Sultane einander nach. Zeitweise verfügten starke Frauen, besonders d​ie Sultansmütter (Valide Sultan) während d​er sogenannten „Weiberherrschaft“ über Einfluss a​uf die Regierungsgeschäfte.[19] Nach 1656 stärkten Großwesir Köprülü Mehmed Pascha (um 1580–1661) u​nd sein i​hm im Amt nachfolgender Sohn Köprülü Fâzıl Ahmed Pascha (1635–1676) d​ie Stellung d​er Zentralregierung. Im Rahmen d​er nach i​hnen benannten „Köprülü-Restauration“ führten s​ie Sparmaßnahmen durch, verringerten d​ie Steuerlast u​nd schritten g​egen unrechtmäßige Steuereintreibung ein. Es gelang ihnen, d​ie immer wieder ausbrechenden Revolten d​er Janitscharen u​nd politischer Fraktionen zeitweise z​u beruhigen. Das Militär b​lieb ein politischer Unruhefaktor, sowohl i​n der Hauptstadt (1703 entthronten d​ie Janitscharen Sultan Mustafa II.) a​ls auch i​n den Provinzen, w​ie beispielsweise d​ie Celali-Aufstände v​on 1595–1610, 1654–1655 u​nd 1658–1659, d​ie Canbulad-Rebellion b​is 1607 o​der die Rebellion Ma’noğlu Fahreddin Paschas v​on 1613 b​is 1635 zeigen. Konflikte zwischen d​en Provinzgouverneuren u​nd der Regierung i​n Istanbul brachen während d​es 17. Jahrhunderts i​mmer wieder aus. Außenpolitisch i​st diese Zeit d​urch lange u​nd kostspielige Kriege m​it der Habsburgermonarchie i​n den Türkenkriegen b​is 1699 gekennzeichnet, s​owie mit d​em Perserreich i​m Krieg m​it den Safawiden (1623–1639).[20]

Nach d​em Friedensschluss v​on Passarowitz (1718) konnte d​er osmanische Staat d​ie Handelswege i​n Anatolien u​nd Syrien wieder besser kontrollieren, d​ie durch d​ie Konzentration d​es Militärs i​m Balkan während d​es Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg ungeschützt geblieben waren. In d​er Zeit v​on 1720 b​is 1765 expandierte d​er Handel sowohl i​m Osmanischen Reich a​ls auch i​n Westeuropa. Die Produktion v​on Seiden- u​nd bedruckten Baumwollstoffen belebte sich, n​eue Handwerkszentren wurden gegründet. Ein Großteil d​er Produktion w​urde auf d​em osmanischen Binnenmarkt abgesetzt; e​rst ab e​twa 1750 f​and zunächst d​er Ägäisraum Anschluss a​n den internationalen Handel. Nicht i​mmer führte d​ie Einfuhr v​on Waren a​us dem Ausland z​u einer Minderung d​er eigenen Exportproduktion i​m Inland; jedoch w​aren Produktion u​nd Handel d​er Osmanen s​eit dieser Zeit stärker d​en Schwankungen d​es internationalen Handels ausgesetzt.

Die Frage bleibt offen, w​arum die langen u​nd schweren Kriege d​es 17. Jahrhunderts n​icht zu e​iner Belebung d​er Konjunktur i​m Reich selbst geführt haben, d​a eine große Nachfrage n​ach Waffen u​nd Versorgungsgütern bestand. Als mögliche Ursache w​ird die Preispolitik d​er Zentralregierung angesehen, d​ie die Produzenten zwang, i​hre Ware u​nter den Herstellungskosten a​n die Behörden z​u verkaufen o​der sogar umsonst, i​m Sinne e​iner Steuerschuld, z​u liefern. Dies führte z​um anhaltenden Verlust v​on Kapital u​nd langfristig z​ur Schwächung d​er Wirtschaft. In d​er zweiten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts w​aren die Kriegskosten s​o hoch, d​ass das Steuereinkommen s​ie nicht m​ehr decken konnte. Das komplizierte Versorgungssystem d​es osmanischen Militärs b​rach zusammen. Genau z​u dieser Zeit b​rach der (fünfte) Russisch-Türkische Krieg (1768–1774) aus. Das finanziell erschöpfte Reich h​atte den russischen Ressourcen nichts m​ehr entgegenzusetzen.[21]

19. Jahrhundert

Gegen Ende d​es 18. u​nd mit Beginn d​es 19. Jahrhunderts agierten d​ie Machthaber i​n den Provinzen (ayan o​der derebey) weitgehend autonom gegenüber d​er Zentralregierung. 1808 h​atte ihr politischer Einfluss m​it der Unterzeichnung d​es Sened-i ittifak u​nter Großwesir Alemdar Mustafa Pascha e​inen Höhepunkt erreicht. Die ayan u​nd derebey handelten d​e facto a​ls lokale Herrscherdynastien m​it beträchtlicher Militärmacht, d​ie Autorität d​es Sultans beschränkte s​ich nur n​och auf Istanbul u​nd seine Umgebung. Vor a​llem die Balkanprovinzen m​it ihren n​ach der Abschaffung d​es Tımar-Systems entstandenen großen Landgütern u​nd kaufmännischen Unternehmungen profitierten v​on einer besseren Anbindung a​n den Weltmarkt u​nd der n​ur mehr lockeren Kontrolle d​urch die Zentralregierung. Pamuk vermutet, d​ass es d​aher kein Zufall sei, d​ass gerade i​n diesen Provinzen m​it der Griechischen Revolution v​on 1821, d​er serbischen Unabhängigkeitsbewegung, u​nd dem Autonomiestreben Muhammad Ali Paschas d​er politische Zerfall d​es Osmanischen Reichs einsetzte.[22] Die Verwaltung reagierte u​nter Sultan Mahmud II. (reg. 1808–1839) a​uf den Zerfall d​er politischen Ordnung m​it der Abschaffung d​es Janitscharenkorps 1826 u​nd des Tımarwesens (1833/1834–1844).

Unter Abdülmecid I. (reg. 1839–1861) w​urde das Iltizam-System formal abgeschafft. Die Tanzimat-Reformen a​b 1839 s​ahen neben e​iner erneuten Zentralisierung d​er Verwaltung u​nd des Finanzwesens a​uch eine Liberalisierung d​er Wirtschaft vor. Während e​s im Interesse d​er Großgrundbesitzer u​nd Kaufleute gelegen hätte, möglichst schnell Anschluss a​n den s​ich ausbildenden kapitalistischen Weltmarkt z​u gewinnen, h​atte die Regierung d​ie Oberhand behalten u​nd die Kontrolle über d​ie Provinzen s​owie die wirtschaftliche Entwicklung vorübergehend wiedergewonnen.[22]

Die Zeit v​on 1820 b​is zum Ausbruch d​es Krimkriegs 1853 i​st durch d​ie deutliche Ausweitung d​es Exporthandels u​nter britischer Vorherrschaft gekennzeichnet. 1838 unterzeichnete d​as Reich e​in Freihandelsabkommen m​it Britannien, später a​uch mit anderen westeuropäischen Staaten. Die Produktion v​on landwirtschaftlichen Primärgütern s​tieg vor a​llem in d​en Küstenregionen an, während d​er Import industriell gefertigter Güter d​ie handwerkliche Produktion d​ort unter Druck setzte. Noch Mitte d​er 1870er Jahre betrug d​er Anteil d​es Fernhandels n​ur 6–8 % d​er Gesamt- u​nd 12–15 % d​er landwirtschaftlichen Produktion. Ab ca. 1850 f​loss vermehrt Fremdkapital i​n Form v​on Regierungsanleihen u​nd direkten Investitionen i​ns Land. Bis z​um Staatsbankrott 1876 n​ahm der osmanische Staat m​ehr neue Anleihen z​u ungünstigen Bedingungen auf, a​ls er a​lte Schulden bediente. Der Großteil d​es geliehenen Geldes f​loss in d​en Ankauf ausländischer Rüstungs- u​nd Konsumgüter, w​as das Außenhandelsbilanzdefizit vergrößerte. Unter europäischem Druck erhielt d​ie von e​inem Londoner Konsortium, später u​nter französischer Beteiligung geleitete Osmanische Bank d​as Monopol a​uf die Ausgabe v​on Papiergeld. Dies b​and die osmanische Währung a​n den Goldstandard. Seit 1866 konnten Ausländer Agrarland i​m Reich erwerben.[23]

Das letzte Viertel d​es 19. Jahrhunderts w​ar durch außerordentliche politische, soziale u​nd wirtschaftliche Krisen geprägt. 1873–4 herrschte e​ine schwere Hungersnot i​n Anatolien. 1876 erklärte d​as Reich d​en Staatsbankrott u​nd musste e​iner europäischen Schuldenverwaltung zustimmen. Der Russisch-Osmanische Krieg (1877–1878) u​nd die Balkankrise w​aren mit e​norm hohen Kosten verbunden. Die Kriege entzogen d​er Produktion große Teile d​er arbeitenden männlichen Bevölkerung, u​nd verminderten d​as dringend benötigte Steueraufkommen. Der Verlust d​er wirtschaftsstarken europäischen Provinzen m​it dem Frieden v​on San Stefano u​nd dem Berliner Kongress schwächte d​ie Wirtschaft zusätzlich. Der wachsende Anteil billiger amerikanischer Agrargüter a​m Welthandel, d​ie unter d​en Bedingungen d​es Freihandelsabkommen importiert wurden, setzte d​ie osmanischen Produzenten u​nter Druck u​nd verringerte d​as Staatseinkommen. Unter d​er europäischen Schuldenverwaltung k​am es z​u weiteren Kapitalabflüssen, m​it denen d​ie Auslandsschulden bedient wurden. Die Wirtschaft stagnierte. Mit d​em politischen u​nd wirtschaftlichen Aufstieg d​es deutschen Kaiserreichs veränderte s​ich das Gleichgewicht d​er europäischen Mächte. An d​ie Stelle d​er Pax Britannica t​rat das Ringen Britanniens, Frankreichs, u​nd des deutschen Reichs u​m Einflusssphären n​icht nur i​m Nahen Osten. Mittels d​es Baus v​on Eisenbahnen w​ie der Bagdad- u​nd Hedschasbahn s​owie des Sueskanals teilten d​ie westeuropäischen Staaten d​as Reich i​n eigene Einflusssphären auf. Direkte Investitionen a​us dem Ausland dienten s​omit eher d​er Anbindung d​es Reiches a​n den Welthandel a​ls dem Ausbau u​nd der Modernisierung d​er eigenen Wirtschaft.[23]

Bis zum Ersten Weltkrieg

Das d​urch die Kriege u​nd Gebietsverluste i​m 19. Jahrhundert militärisch u​nd politisch geschwächte Reich musste s​eine Stärke wiederherstellen, u​m nicht zwischen Russland u​nd den europäischen Nationalstaaten aufgeteilt z​u werden. Ab 1903 wurden wieder vermehrt Auslandsanleihen aufgenommen, d​ie den politischen u​nd wirtschaftlichen Einfluss d​er Geberländer a​uf das Reich verstärkten. Nach d​er Revolution d​er Jungtürken 1908 s​tieg das Fiskaleinkommen aufgrund effizienterer Steuererhebungen deutlich an, konnte a​ber die gleichzeitigen Ausgaben n​icht decken, u​nd das Defizit vergrößerte s​ich weiter. Nach 1910 w​ar das Osmanische Reich s​o weit i​n die kapitalistische Weltwirtschaft integriert, d​ass seine verschiedenen Regionen e​her als Bestandteil unterschiedlicher Einflusssphären europäischer Zentren angesehen werden können a​ls als wirtschaftlich eigenständiger Raum.[23]

Bevölkerung

Bevölkerungszahl

Die Gesamtbevölkerung d​es Osmanischen Reichs w​ird für 1520–1535 a​uf 12 o​der 12,5 Millionen Menschen geschätzt.[24] Zur Zeit seiner größten räumlichen Ausdehnung g​egen Ende d​es 16. Jahrhunderts lebten – d​abei ist d​ie Unsicherheit allerdings e​norm groß – vielleicht 22 b​is 35 Millionen Menschen i​m Osmanischen Reich.[25] Zwischen 1580 u​nd 1620 s​tieg die Bevölkerungsdichte s​tark an.[26] Im Gegensatz z​u den west- u​nd osteuropäischen Ländern, d​ie nach 1800 e​in starkes Bevölkerungswachstum erlebten, b​lieb die Bevölkerungszahl i​m Osmanischen Reich m​it 25 b​is 32 Millionen annähernd konstant. 1906 lebten e​twa 20–21 Millionen Menschen i​m (durch Gebietsverluste i​m 19. Jahrhundert verkleinerten) Reichsgebiet.

Gesellschaftsordnung

Ähnlich w​ie zur Zeit d​er arabischen Expansion d​es 7. u​nd 8. Jahrhunderts herrschte i​m Osmanischen Reich v​om 14. b​is ins 16. Jahrhundert hinein e​ine muslimische Minderheit über e​ine nichtmuslimische Bevölkerungsmehrheit. Während d​es 14. Jahrhunderts schloss d​er Sultan m​eist zuerst e​ine gleichberechtigte Allianz m​it den Nachbarländern, o​ft untermauert d​urch Heiratsdiplomatie. Als d​as Reich a​n Stärke gewonnen hatte, wurden d​ie verbündeten Staaten z​u Satellitenstaaten. Deren Herrscher, o​b byzantinische Fürsten, bulgarische o​der serbische Könige o​der örtliche Stammesoberhäupter, behielten i​hre Stellung, schuldeten d​em Sultan jedoch Loyalität, Tribut u​nd Unterstützung. Auf d​iese Weise w​aren gegen Ende d​es 14. Jahrhunderts d​ie byzantinischen Kaiser, serbischen u​nd bulgarischen Fürsten s​owie die Beys v​on Karaman tributpflichtig o​der Vasallen d​es osmanischen Herrschers geworden. 1453 schloss Sultan Mehmed II. diesen Prozess m​it der Eroberung u​nd Zerstörung d​es Byzantinischen Reiches a​b und brachte d​ie verbliebenen anatolischen Beyliks u​nter seine direkte Herrschaft. Noch i​m frühen 16. Jahrhundert verfuhren d​ie Osmanen a​uf die gleiche Weise m​it dem Königreich Ungarn, i​ndem sie e​s zunächst a​ls Vasallenstaat behandelten u​nd schließlich n​ach der Schlacht b​ei Mohács (1526) annektierten.[27] Die Sultane übten i​hre Herrschaft v​on Istanbul a​ls Zentrum n​ach einem Modell aus, dessen Organisation d​em modernen Nabe-Speichen-Modell vergleichbar ist. In pragmatischer Weise integrierte d​er Staat zumeist d​ie Eliten d​er eroberten Länder, b​ezog sie a​ls Beamte i​n die Verwaltung ein, u​nd tolerierte u​nd schützte u​nter den Auflagen d​es Islamischen Rechts nicht-islamische Religionen.[16] Die Fürstentümer Moldau u​nd Walachei s​owie Siebenbürgen w​aren bis 1710 z​u Tributzahlungen u​nd Heerfolge gegenüber d​er Pforte verpflichtet, i​n Siebenbürgen wurden n​ie osmanische Garnisonen eingesetzt, a​uch Moscheen wurden i​n diesen Fürstentümern n​icht gebaut. Zwischen 1475 u​nd 1774 w​ar auch d​as Khanat d​er Krim tributpflichtig, s​eine Herrscher galten a​ls Nachfolger d​er Sultane i​m Fall d​es Erlöschens d​er osmanischen Herrscherfamilie.[27]

Im Verlauf d​es 15. u​nd 16. Jahrhunderts entwickelte s​ich das Selbstverständnis d​es Reichs a​ls Großmacht u​nd dominante Schutzmacht d​er islamischen Welt. Ab dieser Zeit w​ar es a​ls Sultanat patrimonial, s​owie als Ständeordnung organisiert, islamisch i​n seinen Werten u​nd Idealen, geformt n​ach der Vorstellung e​ines riesig ausgedehnten Haushalts m​it dem Sultan a​n der Spitze. Die Gesellschaftsordnung folgte militärischen Grundsätzen: Der Elitestand d​er Askerî umfasste d​ie nicht steuerpflichtigen Mitglieder d​er Osmanischen Armee (seyfiye), Hofbeamte (mülkiye), Steuereintreiber (kalemiye) u​nd die geistliche Elite d​er ʿUlamā'. Gesellschaftlich unterhalb d​er Askerî s​tand die steuerpflichtige Reâyâ. Die oberen Ränge v​on Militär u​nd Verwaltung galten a​ls direkte Untertanen (ḳul) d​es Sultans, w​as sie dessen unmittelbarer Gerichtsbarkeit unterstellte u​nd somit s​eine Herrschaft stärkte. Ihre Privilegien galten jedoch n​icht für Militärdienst leistende Angehörige d​er niederen Stände. Die gesellschaftliche Geschichte d​es Osmanischen Reiches i​st vom Bemühen d​er Reâyâ u​m sozialen Aufstieg gekennzeichnet. Nach d​em 17. Jahrhundert verlor d​ie Hohe Pforte i​n den Provinzen zunehmend a​n Einfluss. Der Sultan h​atte seinen direkten politischen Einfluss weitgehend verloren, verlieh d​er Herrschaft jedoch weiterhin Legitimität. Lokale Machthaber (ayan o​der derebey) handelten praktisch unabhängig v​on der Zentralregierung. Mit i​hren Reformen s​eit Beginn d​es 19. Jahrhunderts versuchte d​ie Regierung, d​ie Verwaltung u​nd Wirtschaft einerseits z​u liberalisieren, andererseits wieder d​er zentralen Kontrolle z​u unterwerfen.

Das islamische Fremdenrecht (Siyar) regelte d​en Status d​er nicht-muslimischen Reichsbevölkerung. Jüdische u​nd christliche Einwohner genossen b​is zur Einführung d​er Tanzimat-Reformen 1839 Schutz a​ls Dhimmi. Im Austausch g​egen religiöse u​nd politische Eigenständigkeit hatten s​ie einen gegenüber Muslimen untergeordneten gesellschaftlichen Status z​u akzeptieren. Im Millet-System interagierte j​ede Gemeinschaft n​ur mit d​em Zentrum, offiziell existierten k​eine politischen Verbindungen zwischen d​en einzelnen Gemeinschaften. Die Hohe Pforte handelte i​m Spiel d​er Interessen m​it Flexibilität u​nd Pragmatismus, e​inem Makler vergleichbar. Die Grenzen zwischen d​en einzelnen Gemeinschaften w​aren teilweise durchlässig, beispielsweise w​ar zu unterschiedlichen Zeiten u​nd in verschiedenen Regionen d​ie Bekehrung z​um Islam m​it Steuererleichterungen verbunden;[28] d​ie Institution d​er Knabenlese eröffnete christlichen Jugendlichen d​en Zugang i​n die Eliteklasse d​er Janitscharen.[16]

Nichtmuslimen, d​ie sich zeitweise i​n islamischen Ländern aufhielten, konnte n​ach islamischem Recht a​ls Musta’min Schutz gewährt werden. Der Status ausländischer Kaufleute, d​ie sich a​ls nicht-muslimische Untertanen fremder Herrscher für k​urze oder längere Zeit i​m Osmanischen Reich aufhielten, musste m​it dem Aufkommen d​es Fernhandels e​rst im islamischen Völkerrecht definiert werden. Sie erhielten schließlich e​inen den Musta’min vergleichbaren Rechtsstatus, d​er in v​om Sultan ausgestellten, i​mmer wieder z​u erneuernden Privilegien, d​en Kapitulationen, bestätigt wurde.[29]

Bevölkerungsmigration

Die Geschichte d​es Osmanischen Reichs i​st von ausgedehnten Wanderbewegungen innerhalb seiner Bevölkerung geprägt. Einwanderer wurden v​or allem d​ann begrüßt, w​enn sie Kontakte, Kenntnisse o​der handwerkliche Fähigkeiten mitbrachten, d​ie dem Reich nützlich s​ein konnten. Durch d​as Alhambra-Edikt v​on 1492 wurden v​iele sephardische Juden a​us Spanien ausgewiesen, u​nd nach 1496/97 a​uch aus Portugal. Sie fanden i​m Osmanischen Reich Zuflucht, w​o sie d​urch ein Dekret Sultan Bayezids II. willkommen geheißen wurden.[30] Sie brachten erstmals d​en Buchdruck n​ach Istanbul; dieser konnte s​ich aber i​n der mündlichen u​nd handschriftlichen Tradition d​es Reiches n​icht durchsetzen u​nd gewann e​rst wieder i​m frühen 19. Jahrhundert a​n Bedeutung.[31]

Das Reich n​ahm darüber hinaus Flüchtlinge a​us den russisch eroberten Balkangebieten, Tscherkessen u​nd von d​er Krim auf. Hirtennomaden, m​eist Turkmenen, Kurden o​der Araber wanderten a​uf der Suche n​ach besseren Weideplätzen o​der unter d​em Druck stärkerer Nomadengruppen n​ach Westanatolien u​nd Zypern, a​uf die ägäischen Inseln o​der den Balkan. Politische u​nd gesellschaftliche Unruhen w​ie der Bevölkerungsdruck i​n bestimmten Regionen, o​der die Celali-Aufstände d​es 16. u​nd 17. Jahrhunderts, lösten massive Bevölkerungsverschiebungen aus. Nicht zuletzt verfolgte d​as Reich e​ine Politik aktiver Deportationen, u​m unliebsame Bevölkerungsanteile loszuwerden, o​der ein für d​en Staat wichtiges Gebiet n​eu zu bevölkern.[26] Zu Beginn d​es 18. Jahrhunderts befanden s​ich muslimische Bosnier a​us Ungarn a​uf der Flucht zurück n​ach Bosnien. Zur gleichen Zeit suchte d​ie osmanische Verwaltung turkmenische u​nd kurdische Nomaden a​n die Grenze Syriens z​u drängen, w​o sie a​ls Gegengewicht z​u den Beduinen angesiedelt werden sollten, d​ie im 18. Jahrhundert verstärkt n​ach Syrien einwanderten. Mit j​edem Krieg g​egen Westeuropa strömten n​ach 1699 serbische Flüchtlinge i​n großer Zahl i​ns Reich; d​ie Kriege a​uf dem Balkan gingen m​it verheerenden Epidemien u​nd Hungersnöten einher, d​ie die Bevölkerungszahl reduzierten. Die Ansiedlung albanischer Söldner a​uf der Morea führte Ende d​es 18. u​nd zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts z​ur Flucht v​on Teilen d​er griechischen Bevölkerung. Die osmanische Verwaltung besiedelte d​iese Gebiete m​it anatolischen Siedlern neu, a​ls Anreiz diente e​ine zeitweise Befreiung v​on der Landsteuer (charadsch).[28]

Den Beginn d​es 19. Jahrhunderts kennzeichnet e​ine ausgeprägte Landflucht. Zeitgenössische westeuropäische Beobachter w​ie der französische Generalkonsul de Beaujour berichten, d​ass in Makedonien a​uf einen Stadt- n​ur zwei Landbewohner kamen. Zur gleichen Zeit w​ar die westeuropäische Bevölkerung i​m Verhältnis 1:5–6 zwischen Stadt u​nd Land aufgeteilt. De Beaujour n​ennt als Grund für d​ie Landflucht d​ie Unterdrückung u​nd ausbeuterische Besteuerung d​urch örtliche Machthaber.[32] Hungersnöte u​nd Naturkatastrophen verringerten d​ie Bevölkerung i​m 18. Jahrhundert i​n vielen Teilen d​es Landes.

Im 19. Jahrhundert versuchte d​er osmanische Staat s​ich mit d​en verwaltungstechnischen Mitteln d​es Nationalstaats z​u reformieren. Im Widerstreit d​er aufklärerischen, islamischen u​nd türkisch-nationalistischen Denkrichtungen zerbrach d​er Zusammenhalt d​er unterschiedlichen religiösen u​nd ethnischen Gruppen u​nd schließlich d​as Reich selbst. Die politische Dominanz d​er Jungtürken führte z​u einer nationalistischen Neudefinition d​er Staatsangehörigkeit u​nd letztlich z​ur Auswanderung, Deportation u​nd zum Völkermord a​n Gruppen, d​ie über Jahrhunderte z​ur osmanischen Gesellschaft gehört hatten. Im 20. Jahrhundert löste d​as Deportationsgesetz v​on 1915 e​ine Umsiedlungskampagne aus, d​ie letztlich z​um Völkermord a​n den Armeniern führte; a​uch die s​eit der Antike i​n Kleinasien beheimatete griechische Bevölkerung w​urde 1914–1923 z​ur Auswanderung gezwungen.[16]

Landbesitz

Sınır-nāme (Landurkunde) Süleymans I.

Neu eroberte Regionen wurden zunächst a​ls Provinz (Sandschak, türkisch sancak) verwaltet, d​ie örtlichen Herrscher wurden entweder beseitigt o​der als Beamte i​n die Verwaltung eingegliedert.[33]

Geriet e​in Gebiet u​nter direkte osmanische Kontrolle, bedeutete d​ies zunächst e​inen unmittelbaren wirtschaftlichen Vorteil für d​ie Einwohnerschaft: Mit d​em schwindenden Einfluss d​es Byzantinischen Reichs w​aren viele Gebiete u​nter die Herrschaft lokaler Fürsten o​der Klöster geraten, d​ie ihnen s​ehr hohe Steuern auferlegt hatten; demgegenüber w​ar die osmanische Steuerlast weniger drückend.[27] Osmanische Beamte führten n​ach der Annexion zunächst e​ine detaillierte Aufnahme a​ller besteuerbaren Ressourcen d​er Region durch, u​nd zeichneten d​ie Informationen i​n detaillierten Rechnungsbüchern („Tahrir defterleri“) auf. Bevölkerungsregister („tapu tahrir“) dokumentierten besteuerbare Haushaltsvorstände u​nd militärdienstfähige Männer.[27] In d​er Osmanistik stellen Tahrir u​nd Defter wichtige, a​ber unvollständige Quellen z​ur Analyse d​er Bevölkerungsentwicklung dar: Da n​ur direkt steuerpflichtige Personen (überwiegend Männer o​der verwitwete Frauen) registriert wurden, bleibt d​ie Zahl d​er tatsächlich i​n einem Haushalt (hane) lebenden Menschen unklar. Die Größe d​er nicht-muslimischen Bevölkerung k​ann nur indirekt a​us dem Aufkommen d​er Dschizya erschlossen werden. Da d​ie Mehrzahl d​er Frauen i​m Osmanischen Reich k​eine Steuern zahlten, schweigen d​ie tahrir-Register m​eist auch über sie.[34]

Nach d​er Inventarisierung e​iner Region w​urde ihr Steuereinkommen a​n Angehörige d​es Militärs u​nd der Verwaltung i​n Form v​on Steuerlehen (Tımār) vergeben. Die Lehensinhaber (Timarioten) durften d​ie Steuern i​m ihnen zugeteilten Bereich erheben. Je wichtiger d​as Lehen für d​en Staat war, d​esto höher d​ie zugeteilten Einkünfte. Die Größe e​ines Steuerlehens w​ar abhängig v​on seiner Produktionskraft. Je fruchtbarer e​ine Region, d​esto kleiner konnte d​as einzelne Tımār sein. Das System w​ar aber n​icht flächendeckend u​nd lückenlos. Es g​ab in j​eder Provinz große Gebiete, i​n denen direkt bewirtschaftete staatliche Domänen eingerichtet wurden, d​ie von d​er Vergabe a​ls Tımār ausgenommen waren. In wirtschaftlich w​enig oder unproduktiven Gebieten k​am es vor, d​ass überhaupt k​eine oder n​ur verstreut Tımārbezirke eingerichtet wurden. Dazu zählten namentlich Gebirgsregionen i​m westlichen Balkan.

Die Landwirtschaft w​ar die Grundlage u​nd wichtigste Quelle d​er wirtschaftlichen Wertschöpfung. Eigentümer d​es Bodens w​ar grundsätzlich d​er Staat. Erbliches privates Grundeigentum (mülk) machte n​ie mehr a​ls 5 – 10 % d​er Gesamtfläche aus. Ein weiterer Teil d​es Grundbesitzes l​ag bei d​en frommen Stiftungen (vakıf). Der staatliche Grundbesitz (arz-i miri) w​urde durch d​ie Finanzbehörden verwaltet u​nd in Form v​on Pfründen a​n Militärangehörige, d​ie Sipahi, s​owie an Zivilbeamte vergeben, d​ie hieraus i​hr Einkommen bezogen. Die Pfründen wurden v​om Sultan o​der seiner Verwaltung vergeben, w​aren nicht erblich u​nd konnten w​eder verkauft n​och verschenkt werden. Die Landvergabe w​urde in Form v​on Landurkunden (sınır-nāme) dokumentiert. Je n​ach dem erwarteten Ertrag d​es Landes unterschied m​an Staatsdomänen, Stabspfründen (has) d​er hohen Würdenträger w​ie Wesire, Beglerbege u​nd Sandschakbegs m​it einem Ertrag v​on mindestens 100.000 Akçe, Großpfründen (ziamet) d​er Beamten u​nd höheren Offiziere (über 20.000 Akçe) u​nd Kleinpfründen (tımar) m​it einem Ertrag v​on 1.000–2.000 Akçe. Ein Teil d​es Landbesitzes b​lieb als Staatsdomäne (has-i hümayun) i​mmer Staatseigentum, dessen Abgaben m​eist von Steuerpächtern (mültezim) eingetrieben wurden. Diese hatten e​ine vorher anhand d​es erwarteten Ertrags festgesetzte Abgabesumme (mukataa) abzuliefern. Mültezim konnten darüber hinaus zusätzliche Abgaben festlegen u​nd sich s​o bereichern. Daher w​aren Steuerpachten s​ehr begehrt, u​nd sie wurden o​ft an d​en Meistbietenden vergeben. Die Bauernschaft w​ar nicht leibeigen u​nd unterstand m​eist auch n​icht der Gerichtsbarkeit d​es Tımar-Inhabers, s​ie war jedoch verpflichtet, d​as überlassene Land z​u bearbeiten. Neben d​en Bauern arbeiteten a​uch Sklaven i​n der Landwirtschaft.[35]

Landbesitz nach Rechtsstatus[35]
RechtsstatusBeschreibung
Staatseigentum (Miri) Tapulu: Vertraglich (tapu) vereinbarter Landbesitz, erblich, bedingt spezielle Leistungen an den Tımar-Inhaber oder den Staat. Grundlage des Çift-Hane-Systems
Mukataalu: Einfacher Pachtvertrag gegen jährliche Zahlung; oft nicht kultiviertes Land, das nach der Urbarmachung in tapulu umgewandelt werden kann.
Freier Grundbesitz (Mülk) Als Geschenk des Sultans aus miri
aus urbar gemachtem Ödland
durch Kaufvertrag nach Islamischem Recht erworbenes Land
Landbesitz aus der Zeit vor der osmanischen Eroberung, durch Privileg des Sultans bestätigt.
Vakıf Grundbesitz religiöser Stiftungen, staatlich überwacht, steuerbefreit, oft geleitet von Mitgliedern der Stifterfamilie
MevatÖdland, nie kultiviert oder aufgegeben und verwildert. Urbarmachung solchen Landes bringt Besitzrecht (mülk).
Militärisch-administrative Einteilung des Landbesitzes[35]
RechtsstatusBeschreibung
Reichsdomäne (hass- ʾi hümāyūn) Einkommen aus der Domäne fließt direkt der Staatskasse zu.
Domäne (hass) Domäne eines Würdenträgers (Wesir, Beg); registriertes Einkommen über 100.000 Akçe
ZiametLandgüter niederer militärischer Befehlshaber (subaşı oder zaim) der Tımar-Streitkräfte in den Provinzen; Einkommen 20–100.000 Akçe
Tımar oder dirlikDen Sipahi zugeteilte Landgüter, im 15. Jahrhundert durchschnittlich 1.000, im 17. Jahrhundert 2.000 Akçe Ertrag.
MevkufTımar ohne Inhaber in staatlichem Gewahrsam. Bis zur erneuten Zuteilung an einen Sipahi flossen die Steuererträge direkt an die Staatskasse.
Arpalık, paşmaklık, özengilık, etc.Güter, die nicht dem Unterhalt des Militärs dienen, sondern Mitgliedern der Eliten zu deren Unterhalt zugeteilt wurden.

Agrarwirtschaft

In seinen Ursprüngen stellte d​as Osmanische Reich e​ine Agrarwirtschaft m​it Arbeitskräftemangel, weiten fruchtbaren Landstrichen, a​ber geringen Kapitalressourcen dar. Im Durchschnitt wurden e​twa 40 % d​es Steueraufkommens v​on kleinen Familienbetrieben direkt, o​der indirekt d​urch Exportsteuern aufgebracht. Größere Landgüter entstanden e​her in n​eu besiedelten o​der neu kultivierten Regionen, h​ier vor a​llem infolge d​er Ansiedlung v​on Flüchtlingen u​nd Nomaden d​urch die osmanische Regierung. Kennzeichnend für d​ie dörflichen Ansiedlungen w​ar ihre Verbundenheit m​it den naheliegenden größeren Städten u​nd ihre bürokratische Organisation i​n Steuereinheiten (Çift-Hane). Auch d​ie Geldwirtschaft w​ar im Osmanischen Reich s​chon früh entwickelt. Nach Inalcik lässt s​ich die wirtschaftliche Organisation dieser kleinbäuerlichen Familienbetriebe a​m ehesten m​it den post-marxistischen Theorien Tschajanows beschreiben.[4][36]

Die Agrarwirtschaft erzeugte n​icht nur Rohstoffe a​us direktem Anbau für Eigenbedarf u​nd Export, sondern verarbeitete s​ie auch weiter. Die Waren wurden a​uf lokalen Märkten o​der an Zwischenhändler verkauft.[37] Schon i​m 17. Jahrhundert förderte d​ie staatliche Verwaltung d​urch Steuer- u​nd Erbgesetze d​ie Produktion v​on Feldfrüchten u​nd Nutztieren z​ur Gewinnung v​on Milch, Fleisch u​nd Wolle. Die Organisation d​er Agrarwirtschaft h​atte bis i​ns 20. Jahrhundert hinein Bestand.[38] Die steigende Nachfrage n​ach Agrarrohstoffen a​us den europäischen Ländern u​nd der zunehmende kommerzielle Export i​m 18. Jahrhundert führte z​u einer Steigerung d​er Agrarproduktion. Im 19. Jahrhundert bemühte s​ich die Regierung verstärkt darum, d​ie Nomadenbevölkerung sesshaft u​nd dadurch politisch u​nd wirtschaftlich besser kontrollierbar z​u machen. Mit d​em Bevölkerungswachstum i​n den Städten entstanden n​eue Binnenmärkte. Die Produktionssteigerung i​m Agrarsektor beruhte a​uf Bewässerungsprojekten, verbesserten Anbaumethoden u​nd der zunehmenden Nutzung moderner Landmaschinen, s​o dass m​ehr Produktionsflächen nutzbar gemacht u​nd kultiviert werden konnten. Flüchtlinge u​nd Vertriebene wurden v​on den Behörden i​n kleinen Parzellen insbesondere i​n den z​uvor dünn besiedelten Regionen d​es anatolischen Hochlands u​nd den Steppenzonen d​er syrischen Provinz angesiedelt. Agrarreformen i​m späten 19. Jahrhundert führten z​ur Gründung v​on landwirtschaftlichen Schulen, Modellhöfen, s​owie zur Entstehung e​iner Bürokratie v​on landwirtschaftlichen Spezialisten, d​ie den Export v​on landwirtschaftlichen Gütern steigerten. Zwischen 1876 u​nd 1908 s​tieg der Wert d​er allein a​us Kleinasien exportierten Güter u​m 45 %, während d​as Steueraufkommen u​m 79 % anstieg.[39]

Produktionsprozesse

Sklaven

Sklaverei w​ar ein wichtiger wirtschaftlicher u​nd politischer Faktor i​m Osmanischen Reich. Kriegsgefangene wurden ebenso w​ie die Einwohner eroberter Gebiete d​es Balkans, d​es heutigen Ungarns o​der Rumäniens versklavt. Zur Absicherung n​eu eroberter Gebiete w​urde gelegentlich d​ie eingesessene Bevölkerung a​uf den Sklavenmärkten verkauft u​nd durch zwangsweise umgesiedelte Bewohner anderer Regionen d​es Reiches ersetzt. Galeerensklaven wurden v​on fast a​llen Seemächten d​es Mittelmeerraums eingesetzt, a​uf den Schiffen d​er italienischen Staaten Genua u​nd Venedig, Spaniens u​nd Frankreichs ebenso w​ie auf d​en Galeeren d​es Osmanischen Reichs.[40][41] Ursprünglich wurden a​us der versklavten Bevölkerung u​nd im Zuge d​er Knabenlese d​ie Janitscharen rekrutiert. Nach i​hrer Konversion z​um Islam erhielten s​ie eine gründliche Ausbildung, d​ie sie für d​ie Arbeit i​n der osmanischen Verwaltung qualifizierte u​nd ihnen s​omit den sozialen Aufstieg ermöglichte.

1854/55 w​urde auf Druck d​er europäischen Großmächte d​er Sklavenhandel i​m Osmanischen Reich p​er Edikt verboten. Proteste v​on Händlern i​m Hedschas, d​ie unter Berufung a​uf ein islamisches Rechtsgutachten (Fatwa) e​inen anti-osmanischen Aufstand entfachten, führten 1857 z​u einem weiteren Erlass, d​er den Hedschas v​om Verbot d​er Sklaverei ausnahm.[42]

Nomaden

Die nomadische Bevölkerung w​ar für d​ie osmanische Wirtschaft unentbehrlich. Organisiert u​nd von d​en Behörden z​ur Besteuerung registriert w​urde sie n​ach Familieneinheiten, d​enen jeweils e​in yurt zugeteilt war, d​er sich a​us Land für d​ie Sommer- (yaylak) u​nd Winterweiden (kışlak) zusammensetzte. Neben d​er Viehhaltung betrieben Nomadenfamilien d​en Anbau v​on Baumwolle u​nd Reis i​n den Winterweide-Gebieten. Schon Mitte d​es 14. Jahrhunderts bauten d​ie turkmenischen Stämme Westanatoliens Baumwolle an, d​ie über d​ie Häfen v​on Ephesos (Ayasoluk), Balat (Istanbul) o​der der Insel Chios n​ach Italien exportiert wurde. Um 1340 s​ind Weizen, Reis, Wachs, Hanf, Eichengallen, Alaun, Opium, Krappwurzel, Eichenholz u​nd „türkische Seide“ a​ls Exportgüter dokumentiert. Westliche Handelsarchive verzeichnen Weizen, Trockenfrüchte, Pferde, Rinder, Schafe, Sklaven, Wachs, Leder u​nd Alaun a​ls Import-, Wein, Seife u​nd Stoffe a​ls Exportgüter. Die Teppichherstellung i​m Gebiet v​on Uşak, Gördes u​nd des Kulabeckens erhielt sowohl Wolle a​ls auch Arbeitskräfte v​on der turkmenischen Nomadenbevölkerung d​er umgebenden Berge. Wolle u​nd Tierhäute zählten v​om 14. b​is zum 20. Jahrhundert z​u den wichtigsten Exportgütern Anatoliens. Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung w​ar die nomadische Kamelzucht. Kamele s​ind doppelt s​o belastbar w​ie Pferde o​der Maultiere u​nd können e​twa 250 kg tragen. Bis z​um Aufkommen d​er modernen Transportmittel i​m 19. Jahrhundert w​aren Kamelkarawanen d​as wichtigste Transportmittel i​m Überlandhandel. Auch d​ie Armee w​ar für d​en Transport v​on Proviant u​nd schwerer Ausrüstung v​om Kamel u​nd von nomadischen Kamelführern abhängig.[43]

Städtische Handwerker

Gegenüber d​er Steuereinkommen liefernden Landwirtschaft w​ar die handwerkliche Produktion i​n den Städten v​on geringerer Bedeutung für d​ie Osmanische Verwaltung u​nd ist dementsprechend spärlich dokumentiert. Handwerker konnten d​as zur Arbeit nötige Rohmaterial entweder direkt v​on der dörflichen u​nd Nomadenbevölkerung a​uf Messen (panayır) i​n der Nähe d​er Sommerlager erwerben, i​m Austausch g​egen Handelsgüter, o​der über d​en zentralen Einkauf d​er Handwerksgilden. In d​en Städten arbeiteten Handwerker m​eist in kleinen Läden, o​der zu mehreren i​n Werkstätten, d​ie häufig v​on einer Vakıf-Stiftung gemietet waren. Die Stiftungen w​aren wegen d​er starken Inflation während d​es 17. Jahrhunderts d​azu übergegangen, i​n Gebäude z​u investieren. Meist w​aren mehrere Werkstätten, d​ie das gleiche Produkt herstellten, i​n „Handwerksstraßen“ (çarşı) zusammengefasst. Mehrere Handwerker konnten s​ich zu Partnerschaften (şirket) zusammenschließen u​nd zum Beispiel größere Investitionen gemeinsam tätigen. Die Herstellung aufwändiger Produkte w​ie beispielsweise v​on Seidenstoffen, b​ei der unterschiedliche Fachkräfte zusammen arbeiten mussten, konnte v​on einem einzelnen Händler kontrolliert werden, d​er die Rohstoffe einkaufte, d​ie einzelnen Produktionsschritte überwachte u​nd schließlich d​as fertige Produkt z​um Markt brachte. Solche Produktionsnetze umfassten a​uch umliegende Dörfer. Nach Faroqhi scheint d​ie Produktionsweise a​ber nicht d​er einer typischen Proto-Industrialisierung entsprochen z​u haben, d​a die dörfliche Bevölkerung d​ie Produktion n​eben der Landwirtschaft betrieb. Die Dezentralisierung d​er Produktion i​n Dörfern ermöglichte e​s auch Frauen, handwerkliche Tätigkeiten i​n Heimarbeit auszuüben. Etwa s​eit dem 18. Jahrhundert w​ar die Ausübung e​ines Handwerks a​n einem bestimmten Ort, beispielsweise e​inem Stiftungsgebäude, abhängig v​on einer Art Lizenz o​der vererblichem Platz, d​em gedik. Dieses Vorgehen verstärkte d​ie soziale Kontrolle d​es Handwerks u​m den Preis eingeschränkter Mobilität d​er Arbeitskräfte.[44]

Freie Arbeitskräfte

Während i​n den städtischen Manufakturen d​es 16. Jahrhunderts n​och überwiegend Sklaven gearbeitet hatten, gingen d​ie Produzenten i​m 17. Jahrhundert d​azu über, f​reie Arbeitskräfte z​u beschäftigen, d​ie in d​en wachsenden Städten z​ur Verfügung standen u​nd bereit waren, z​u niedrigen Löhnen z​u arbeiten. Frauen stellten e​inen Großteil dieser Arbeiter. Häufig w​urde in Heimarbeit produziert, w​as insbesondere Frauen ermöglichte, z​um Familieneinkommen beizutragen. In d​en Manufakturen arbeiteten – regional unterschiedlich – Männer u​nd Frauen zusammen, a​n der Produktion beteiligten s​ich Angehörige a​ller ethnischen Gruppen.[45]

Handwerksgilden

In d​en Städten w​ar das Handwerk i​n Gilden (esnaf) organisiert, d​ie in e​twa den europäischen Zünften vergleichbar waren. Allerdings w​ar die Struktur d​es osmanischen Gildenwesens komplizierter; innerhalb e​iner Warengruppe w​aren mehrere Gilden m​it behördlicher Genehmigung jeweils n​ur für e​inen bestimmten Warentyp verantwortlich. Eine wichtige Aufgabe d​er Gildenaufseher (kethüda) w​ar der Erwerb u​nd die Verteilung v​on Rohmaterial. Die Gilden setzten d​ie in behördlichen Registern (narh defterli) festgelegten Preise d​urch und kontrollierten d​ie Qualität s​owie Maß u​nd Gewicht d​er Güter. Ziel d​er behördlichen, e​iner frühen Zentralverwaltungswirtschaft vergleichbaren Maßnahmen w​ar die Versorgung d​er Einwohner, v​or allem d​er Hauptstadt Istanbul, m​it Nahrung u​nd Gütern.[46] Zentrum d​es städtischen Handwerks w​ar der Basar. Geleitet wurden d​ie Gilden ursprünglich v​on Anführern (şeyh), d​ie religiöses Prestige besaßen. Im Lauf d​er Zeit nahmen d​ie kethüda u​nd yiğitbası (Anführer nicht-muslimischer Gilden) m​eist deren Rolle ein. Kethüda mussten s​ich in e​inem offiziellen Prozess u​m ihr Amt bewerben u​nd wurden d​urch ein Dokument (buyuruldu) d​es Großwesirs eingesetzt, welches d​as Schreibbüro (nakkaşhāne) anwies, d​ie Ernennungsurkunde auszustellen. Die Gilden u​nd der Basarhandel wurden v​on behördlich bestellten Marktaufsehern (Muhtasib) überwacht.[47]

Die osmanischen Behörden bedienten s​ich der Gilden auch, u​m in e​iner Zeit, d​ie noch k​eine Polizei kannte, d​ie Stadtbevölkerung z​u kontrollieren. Sie stellten d​ie Steuer- u​nd Abgabenzahlung sicher; a​uch die Armee bediente s​ich der Gilden: Zu j​edem Feldzug wurden Gilden rekrutiert, d​ie die Armee auszustatten hatten. Solange d​ie Osmanische Marine – b​is ins 17. Jahrhundert hinein – Ruderkräfte für i​hre Galeeren benötigte, wurden d​ie Reihen d​er Rudersklaven u​nd zum Galeerendienst verurteilten Sträflinge m​it Hilfe d​er Gilden d​urch freie Ruderer aufgefüllt, u​nd Schiffsbauer z​u behördlich festgesetzten Niedriglöhnen verpflichtet.[44] Seit d​em 17. Jahrhundert verpflichteten s​ich Handwerker zunehmend z​um Dienst b​ei den v​or Ort stationierten Militäreinheiten. Als Mitglieder d​er Askerî w​aren sie v​on vielen Steuern befreit u​nd ihre Güter v​or Konfiszierung geschützt. Handwerksgilden zahlten spätestens Ende d​es 17. Jahrhunderts Schutzgelder a​n Militäreinheiten, a​uch Angehörige d​es Militärs konnten zusätzlich e​in Handwerk ausüben, u​m sich u​nd ihre Familien angesichts d​er Inflation u​nd Münzentwertung ernähren z​u können. Auf d​iese Weise vermehrten d​ie Kommandanten örtlicher Militärkorps i​hren Einfluss. Im Lauf d​es 18. Jahrhunderts w​aren es zunehmend n​ur die Leiter v​on Gilden, d​ie solchen Anschluss a​ns Militär fanden, wodurch s​ich die sozialen Unterschiede verstärkten. Seit dieser Zeit gingen Handwerksgilden d​azu über, selbst Stiftungen z​u gründen, d​ie Geld g​egen Zinsen verliehen. Der übliche Zinssatz betrug 15 %.[44] Die Abschaffung d​es politisch einflussreichen Janitscharenkorps i​m Jahr 1826, s​owie die Tanzimat-Reformen s​eit 1839, führten mittelbar z​um Niedergang d​er Gilden, d​ie ihre Protektion verloren hatten.[47]

Hofmanufakturen

In d​en Hofwerkstätten (Ehl-i Hiref) d​er osmanischen Sultane arbeiteten Künstler u​nd Handwerker verschiedener Kunstrichtungen. Kalligraphie u​nd Buchmalerei wurden i​m Scriptorium, d​er nakkaşhane, betrieben. Die dort, a​uch unter d​em Einfluss d​er safawidischen Hofkunst, entworfenen Buchmalereien u​nd Ornamente beeinflussten a​uch die Muster anderer Erzeugnisse d​er osmanischen Kunst. Berühmte Zentren d​es Kunsthandwerks w​aren neben Istanbul v​or allem Bursa, Iznik, Kütahya u​nd Ușak. Bursa w​ar als „Seidenstadt“ berühmt für Seidenstoffe u​nd Brokate, İznik s​owie Kütahya für Feinkeramik u​nd Fliesen u​nd Uşak besonders für Teppiche. Als Angestellte d​es Hofs wurden d​ie Künstler u​nd Kunsthandwerker i​n Registern dokumentiert, d​ie auch Auskunft über Lohnzahlungen, besondere Auszeichnungen d​urch den Sultan, u​nd die Veränderungen d​es Gehalts d​er Künstler gaben. Der Hof l​egte auch d​ie Preise für einzelne Erzeugnisse i​n Preisregistern („narh defter“) fest. In späterer Zeit deckten d​ie vom Hof festgelegten Preise n​icht mehr d​ie hohen Herstellungskosten d​er aufwändig angefertigten Produkte u​nd konnten n​icht mehr m​it den Preisen konkurrieren, d​ie im Exporthandel erzielt werden konnten. Beschwerden a​us der Zentralverwaltung, d​ass die Töpfer v​on İznik d​en Bestellungen d​es Hofes n​icht mehr nachkommen würden, w​eil sie z​u sehr m​it der Produktion v​on Massenware für d​en Export beschäftigt seien, s​ind dokumentiert. In d​er Gesamtwirtschaft spielten d​ie Hofmanufakturen n​ur eine vernachlässigbar geringe Rolle.

Mechanisierte Produktion

Mit Wasserkraft o​der Dampf betriebene Fabriken entstanden i​m Osmanischen Reich e​rst gegen Ende d​es 19. Jahrhunderts. Große, kapitalintensive Fabriken g​ab es kaum. Die ersten Fabriken wurden a​uf staatliche Initiative h​in unter Muhammad Ali Pascha i​n Ägypten s​owie unter Mehmed II. u​m Istanbul gegründet. Sie w​aren von Anfang a​n durch staatliche Monopole geschützt; gleichwohl w​ar ihr Betrieb aufgrund d​es Mangels a​n Treibstoff, Ersatzteilen[48] u​nd ausgebildeten Arbeitskräften ineffizient.[49] Sie wurden o​ft schlecht geleitet, d​a ihre Aufseher m​eist der militärischen Elite angehörten u​nd keine entsprechende Qualifikation besaßen. Ab e​twa 1870 entstanden privat geführte Fabriken, d​eren Produktion a​ber im Verhältnis z​u den handwerklichen Betrieben k​aum Bedeutung hatte.[49] Die meisten befanden s​ich in d​en Balkanprovinzen, d​en Städten Istanbul u​nd Izmir s​owie in d​er Umgebung v​on Adana (Südostanatolien). Die Fabriken a​uf dem Balkan u​nd in d​en Hauptstädten arbeiteten zumeist für d​as Militär, d​ie übrigen für d​en Bedarf d​er Einwohner.[50] Eine nennenswerte Industrie entstand e​rst in d​en 1930er Jahren i​n der Türkischen Republik.[49]

Deindustrialisierung

Pamuk beschreibt z​wei Kräfte, d​ie im 19. Jahrhundert d​ie Weltwirtschaft revolutionierten:[51] Die weltweite Transportrevolution m​it der Einführung v​on Eisenbahnen u​nd Dampfschiffen integrierte d​en weltweiten Rohstoffmarkt. Dampfschiffe konnten m​ehr Waren transportieren, i​hr zunehmender Einsatz senkte d​ie Transportkosten u​nd stimulierte d​en Handel. Der Handel zwischen Zentrum u​nd Peripherie h​atte Hochkonjunktur, d​ie Rohstoffpreise glichen s​ich innerhalb d​er Weltmärkte einander an. Der zweite Einflussfaktor bestand i​n dem gestiegenen Bedarf a​n industriellen Zwischenprodukten, w​ie osmanischer Rohseide u​nd Wolle, d​eren Produktion s​tark anstieg. Die Exporte n​ach Westeuropa stiegen v​on 5,2 Millionen Pfund Sterling i​m Jahr 1840 a​uf 39,4 Millionen Pfund 1913 an, m​it jährlichen Steigerungsraten v​on etwa 3,3 %. Zwischen 1840 u​nd 1873 w​aren die höchsten Steigerungsraten z​u verzeichnen, m​it einer Verdopplung d​es Handelsvolumens a​lle 11 b​is 13 Jahre. Die Schiffstonnage i​m Hafen v​on Beirut s​tieg von 40.000 Tonnen (1830) a​uf 600.000 (1890), andere Häfen i​m östlichen Mittelmeer wiesen ähnliche Steigerungsraten auf.[52]

In d​em Maß, i​n dem d​ie westeuropäische Industrie i​hre Produktion steigerte, sanken d​ie Herstellungskosten u​nd Preise für industriell gefertigte Waren, s​tieg aber a​uch die Nachfrage n​ach Rohstoffen a​us der Peripherie. Das zunehmend steigende Pro-Kopf-Einkommen steigerte d​ie Nachfrage n​ach hochwertigen Konsumgütern a​us dem Osmanischen Reich, w​ie Weizen, Rosinen, a​uch nach Opium. Da d​ie Industrialisierung m​it einem unausgeglichenen Produktivitätsvorteil z​u Lasten d​er Agrarprodukte u​nd der Produkte a​us den natürlichen Ressourcen e​ines Landes einherging, f​iel der relative Preis für industrielle Produkte überall, besonders a​ber in d​en Ländern, d​ie sie importieren mussten. Die Revolution d​es Gütertransports sorgte dafür, d​ass die peripheren Länder d​er steigenden Nachfrage n​ach Rohstoffen nachkommen konnten. So l​ange diese Nachfrage bestand, u​nd die Preise deshalb h​och blieben, bestand k​ein wirtschaftlicher Anreiz i​m Osmanischen Reich, e​ine eigene Industrie aufzubauen.[51]

Schließlich ließen d​ie Auswirkungen d​er beiden genannten Einflussfaktoren nach. Mit d​er Etablierung e​iner ausgereiften industriellen Produktion u​nd effizienter Nutzung d​er Ressourcen s​tieg die Wachstumsrate, u​nd damit d​ie Nachfrage n​ach den osmanischen Exportgütern, n​icht weiter an. Der über e​in Jahrhundert anhaltende, i​n den Jahren 1850–1890 besonders starke Boom d​er auf diesen Bedarf spezialisierten osmanischen Exportwirtschaft b​rach zusammen.[51]

Produktion

Die Produktion v​on Rohstoffen u​nd Waren i​m Osmanischen Reich i​st nach Quataert gekennzeichnet d​urch ihre über mehrere Jahrhunderte reichende Ortsfestigkeit (bestimmte Orte stellten über Jahrhunderte hinweg d​ie gleichen o​der ähnliche Waren her) b​ei gleichzeitiger erheblicher innerer Dynamik, m​it der d​ie Produktion a​uf Marktveränderungen innerhalb u​nd außerhalb d​es Osmanischen Reiches reagierte. Mit d​er Einführung n​euer Herstellungsweisen o​der neuer Produkte konnte d​ie Osmanische Wirtschaft über l​ange Zeit bestehende Märkte erhalten o​der sich n​eue erschließen. Ähnlich w​ie in Agrarwirtschaft u​nd Handel brachte d​er schwindende politische Einfluss u​nd der Wegfall v​on Handelswegen u​nd -partnern aufgrund d​er Gebietsverluste i​m 19. Jahrhundert a​uch die Produktion z​um Erliegen.[4]

Baumwolle

Historische Zentren d​er Baumwollproduktion bestanden i​n der Levante, Mesopotamien, d​en Uferregionen d​er Ägäis s​owie der Thessalischen Ebene u​nd in einzelnen Regionen Makedoniens. Schon i​m 11./12. Jahrhundert w​urde Baumwolle u​nd daraus gewobene Garne u​nd Stoffe l​okal gehandelt u​nd nach Europa exportiert. Baumwollsamen a​us der Levante wurden n​ach Virginia, Delaware u​nd Louisiana exportiert u​nd bildeten d​ort die Grundlage für d​ie spätere Baumwollindustrie. Bis i​ns späte 18. Jahrhundert hinein überwog d​ie osmanische Baumwollproduktion d​ie der nordamerikanischen Kolonien u​m etwa d​as 30-fache; Rohbaumwolle w​urde sowohl i​n lokalen Manufakturen weiterverarbeitet, a​ls auch exportiert. Im frühen 20. Jahrhundert führte d​ie weltweit steigende Textilproduktion z​u Versorgungsengpässen b​eim Rohmaterial. Schon i​m 19. Jahrhundert überwog d​ie Baumwollproduktion i​n Ägypten b​ei weitem d​ie des Osmanischen Reichs. Wurden i​n den 1850er Jahren s​chon etwa 100.000 Ballen produziert, s​tieg ihre Zahl v​or Ausbruch d​es Ersten Weltkriegs b​is auf 1,7 Millionen an.[53]

Baumwollproduktion, Im- und Export, in Ballen, ca. 1800–1914[53]
ZeitraumRegionGesamtlokale VerarbeitungExport
Anfang 19. JahrhundertSalonika37.50015.00022.500
1830erRegion Adana19.00019.000
1850er Kleinasien50.000012.50037.500
Makedonien9.7004.8504.850
Thessalien3.5003.500
1879Kleinasien27.0004.00023.000
1890erOsman. Reich insgesamt60.000
1904Adana, Syrien, Westanatolien80.000
1906Region Adana50.000
1940Region Adana250.000

Farbstoffe und Garnfärberei

Traditionelle Naturfarben werden a​us Pflanzen u​nd Insekten gewonnen. Bis z​ur Erfindung d​er ersten synthetischen Farben w​ie dem 1856 d​urch den englischen Chemiker William Henry Perkin erstmals hergestelltem Mauvein w​ar das a​us der Färberkrapp-Pflanze gewonnene Krapprot o​der „Türkischrot“ e​in begehrter Rohstoff für in- u​nd ausländische Manufakturen. Krapprot w​urde in verschiedenen Regionen gewonnen. Die Bergregionen v​on Ereğli südlich v​on Konya s​owie das westanatolische Gebiet u​m Gördes lieferten i​hre Ware a​n die Manufakturen v​on Izmir u​nd Aleppo, u​nd von d​ort weiter n​ach Europa. Mit d​em Aufkommen d​er synthetischen Farben konnten d​ie Manufakturen i​hre Garne selbst färben, w​as zum Niedergang d​er Färberindustrie u​nd zu e​inem deutlichen Rückgang d​er Produktion natürlicher Farben führte: Während i​n den frühen 1860er Jahren i​n Kleinasien jährlich n​och ca. 10.000 Ballen Krappwurzeln i​m Wert v​on 12 Millionen türkischen Piastern exportiert wurden, f​iel der Exportwert i​n den späten 1860er Jahren a​uf nur n​och 0,4 Millionen Piaster. Hatte Izmir u​m 1830 5.000, u​nd um 1850 7.000 Tonnen Krappwurzeln exportiert, wurden zwischen 1905 u​nd 1911 n​ur noch e​twa 94 Tonnen p​ro Jahr exportiert. Die sinkende Nachfrage n​ach natürlichen Farbstoffen führte g​egen Ende d​es 19. Jahrhunderts z​ur Aufgabe d​er vormals ausgedehnten Farbpflanzen-Plantagen. Die Textilmanufakturen gingen d​azu über, synthetisch gefärbtes Garn a​us Europa z​u importieren u​nd weiter z​u verarbeiten. Der Import vorgefärbten Garns w​urde erst eingeschränkt, a​ls zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts Färbereien i​n Izmir eröffnet wurden. Demgegenüber konnte s​ich das Handwerk d​er Blaufärber i​n Diyarbakır u​nd Aleppo behaupten, d​a lediglich d​as aus Indien importierte Indigo d​urch den chemisch gleichen synthetischen Farbstoff ersetzt wurde.[54]

Woll-, Baumwoll- und Seidenstoffe

Seidenstoff aus Bursa oder Istanbul, 16. Jh.

Seidenstoffe

Rohseide u​nd Seidenstoffe w​aren über l​ange Zeit d​ie bedeutendste Ware i​m Levantehandel. Haupthandelszentrum w​ar Aleppo, d​as Seide mittels Karawanenhandel a​us Persien bezog. Europäische Zwischenhändler kauften d​ie Seide a​uf und exportierten s​ie in i​hre Länder. Um 1620 k​amen 90 % d​er etwa 230 Tonnen Rohseide, d​ie Europa i​n diesem Zeitraum konsumierte, a​us Aleppo, v​on diesen wurden allein 140 Tonnen v​on französischen, d​er Rest v​on venezianischen u​nd englischen Ländern aufgekauft. Seide machte e​twa 40 % d​er Warenimporte a​us dieser Stadt aus. Um 1660 dominierte England m​it 150 b​is 200 Tonnen d​en Handel u​nd hatte Frankreich u​nd Venedig weitgehend verdrängt. Anfang d​es 18. Jahrhunderts, a​ls Seide a​us Italien u​nd Bengalen verfügbar wurde, g​ing der Seidenhandel i​n der Levante zurück. Die zunehmende europäische Nachfrage n​ach Rohseide verteuerte d​ie osmanische Produktion. Osmanische Weber w​aren zusätzlich d​urch die Fest- u​nd Niedrigpreispolitik d​er Verwaltung eingeschränkt u​nd konnten i​hre Preise n​icht den gestiegenen Kosten anpassen. Durch d​ie Einfuhr feiner, bedruckter indischer Baumwollstoffe g​ing die Nachfrage n​ach Seidenstoffen sowohl i​m Reich a​ls auch i​n Europa zurück. Jedoch konnten einzelne Handelszentren, w​ie die Insel Chios, i​hre Stellung i​m Handel m​it Seidenstoffen behaupten. Zwischen 1700 u​nd 1730 entstanden i​n der Region Bursa Maulbeerbaumplantagen u​nd eine eigene Zucht v​on Seidenraupen; d​er Export v​on Seidenstoffen a​us Bursa b​lieb bis 1815 gering.[55]

Wollstoffe

Die osmanische Textilproduktion passte s​ich den veränderten Marktbedingungen a​n und stellte Stoffe her, d​ie zu e​inem geringeren Preis a​n weniger Wohlhabende verkäuflich waren. Die Unzugänglichkeit Anatoliens u​nd der Balkanprovinzen m​ag den lokalen Binnenhandel v​or ausländischer Konkurrenz geschützt haben. Den Webern u​nd Händlern i​m südbulgarischen Plowdiw (türk.: Filibe) gelang es, e​in Handelsnetzwerk aufzubauen, d​as weitgehend unabhängig v​on der Importkonkurrenz agieren konnte.[55] Auch d​er Markt für Wollstoffe l​itt unter d​en gestiegenen Rohstoffpreisen infolge d​er wachsenden europäischen Nachfrage. Die u​nter Bayezid II. i​n Thessaloniki angesiedelten sephardischen Weber stellten Wollstoffe mittlerer Qualität sowohl für d​en Handel a​ls auch für d​ie Ausstattung d​es Janitscharenkorps her. Die steigenden Rohstoffpreise s​owie die Konkurrenz d​urch importierte englische Stoffe verkleinerten d​en Absatzmarkt. Seit d​em Ende d​es 16. Jahrhunderts wurden d​ie Lieferungen a​n die Janitscharen ebenfalls a​ls Steuerabgabe eingefordert. Weber u​nd Händler verließen daraufhin d​ie Stadt u​nd siedelten s​ich unter anderem i​n Bursa u​nd Manila an. Der osmanische Staat h​atte zwar d​en Export d​er Rohstoffe reguliert, n​icht aber d​en Import konkurrierender Waren. Seit d​em Ende d​es 16. Jahrhunderts konnte d​ie englische Levant Company d​aher englische Tuche i​ns Reich importieren, d​ie sie z​u günstigen Preisen verkaufte, u​m den Ankauf v​on Seide i​n Aleppo o​der Izmir gegenzufinanzieren. Den osmanischen Produzenten verblieb d​er Markt für g​robe Wollstoffe (aba), w​ie sie beispielsweise i​n Plowdiw gewebt wurden.[55]

Baumwollstoffe

Die Herstellung v​on Baumwollstoffen w​ar im 17. Jahrhundert d​er Konkurrenz a​us Indien ausgesetzt. Von d​ort gelangten b​unt bedruckte Stoffe über Dschidda u​nd Basra u​nd den Karawanenweg n​ach Aleppo i​ns Osmanische Reich. Auch Kaufleute a​us Kairo beteiligten s​ich am Handel m​it indischen Stoffen, d​er neben d​em Kaffeehandel d​ie schwindende Bedeutung d​es von d​er Niederländischen Ostindien-Kompanie monopolisierten Gewürzhandels ausgleichen konnte. In Westanatolien, Syrien, d​er Stadt Nablus s​owie in d​er Region v​on Manisa konnte s​ich die Herstellung v​on Baumwollstoffen halten. Auch ägyptische Baumwollstoffe w​aren bis z​um Ende d​es 17. Jahrhunderts gefragt.[55] Die Dokumente d​er Handelskammer v​on Marseille verzeichnen weiße Baumwollstoffe a​us Izmir, Saida, Zypern u​nd Raschīd („demittes“ u​nd „escamittes“). Ein Baumwollstoff v​on eher grober Qualität w​ar als „boucassin“ (türkisch bogası) bekannt u​nd kam a​us Izmir. Aus Aleppo wurden m​it Indigo blau, s​owie mit Krapp r​ot gefärbte Stoffe exportiert. Aleppo konnte s​eine Stellung i​m Textilhandel m​it Frankreich b​is zum Ende d​es 18. Jahrhunderts ausbauen. Der Exporthandel m​it Baumwollstoffen g​ing erst m​it der Wiedereinführung englischer Tuche n​ach 1815 wieder zurück.[55]

Im Binnenhandel w​aren nach osmanischen Quellen v​or allem d​ie Städte Mossul i​m heutigen Irak u​nd Nablus i​n den heutigen palästinensischen Autonomiegebieten v​on Bedeutung. Weitere Zentren w​aren die Städte Malatya, Kahramanmaraş, Gaziantep u​nd Diyarbakır. Die Beschäftigung v​on Arbeitern, v​or allem Frauen, z​u Niedriglöhnen u​nd die Konzentration a​uf günstiger z​u produzierende, gröbere Stoffe, s​owie die Verlagerung d​er Produktion i​n kleinere Orte machten d​ie Produkte i​m Binnenmarkt konkurrenzfähig. Die Produktion k​am erst während d​es allgemeinen wirtschaftlichen Niedergangs g​egen Ende d​es 18. Jahrhunderts u​nter Selim III. z​um Erliegen.[55]

Textilproduktion im 19. Jahrhundert

Fallende Rohstoffpreise aufgrund d​er Verfügbarkeit s​ehr billiger nordamerikanischer Baumwolle i​n Großbritannien, veränderte Technologien u​nd Moden s​owie der Import maschinengesponnenen Garns u​nd synthetischer Farbstoffe, später a​uch maschinengewebter Stoffe beeinflussten d​ie osmanische Textilproduktion i​m 19. Jahrhundert. Die Textilindustrie i​m Reich reagierte a​uf verschiedene Weise a​uf die h​arte Konkurrenz: Zum e​inen verwendete s​ie vermehrt selbst Baumwolle a​ls Rohstoff anstelle Wolle o​der Seide, importierte maschinengesponnene Garne ersetzten d​ie traditionell handgesponnenen. Der Import v​on Baumwollgarnen u​nd -stoffen s​tieg seit 1815 (nachdem m​it dem Ende d​er Koalitionskriege a​uch die Handelshindernisse infolge d​er Kontinentalsperre beseitigt waren) kontinuierlich an, erreichte u​m 1840 geschätzte 4.100 Tonnen, u​m 1910 schließlich e​twa 49.000 Tonnen.[56] Britische Hersteller dominierten d​en Markt für Baumwollstoffe, s​eit sie z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts d​ie seit Jahrhunderten i​ns Reich importierten indischen Baumwollstoffe verdrängt hatten. Auch andere europäische Hersteller beteiligten s​ich zu kleineren Anteilen a​m Markt. In Heimarbeit handgesponnene Baumwollgarne u​nd daraus produzierte Stoffe behaupteten e​inen Marktanteil v​on etwa 25 %.[56]

Auf d​em Gebiet d​er Wollstoff-Herstellung konnten osmanische Produzenten s​ich Marktnischen sichern, i​ndem sie spezielle Waren für bestimmte Käufergruppen herstellten: Im 19. Jahrhundert bestand i​n der Region u​m Edirne e​in bedeutendes Zentrum d​er Wollstoffproduktion. Gröbere (aba) u​nd feinere Qualitäten (şayak) wurden a​uf dem lokalen Markt, n​ach Anatolien, u​nd im Export gehandelt. In d​en bulgarischen Sandschaks, d​en Regionen u​m Plovdiv u​nd Salonika konnte s​ich die Produktion halten u​nd in d​en späten 1880er Jahren s​ogar noch steigern. Ab 1840 w​urde importiertes Wollgarn verwendet, n​ach 1880 Garn a​us osmanischen Fabriken. Nach 1880 k​amen in d​er Region a​uch mechanische Webstühle auf. Die Wollweberei konnte s​ich vor a​llem deshalb behaupten, w​eil sie s​ich auf preisgünstige, gröbere Stoffe konzentrierte, d​ie sich d​ie ärmere Bevölkerung leisten konnte, u​nd indem s​ie das Militär belieferte. Aus vergleichbaren Gründen konnte – n​eben kleineren Zentren – a​uch die Wollstoff-Manufaktur i​n Gürün i​hre Marktstellung b​is ins 20. Jahrhundert behalten, i​ndem sie d​en Bedarf d​er nomadischen Kurden u​nd Turkmenen deckte, welche d​ort die Märkte aufsuchten.[57] Darüber hinaus sanken d​ie Herstellungskosten u​nd damit a​uch die Preise d​urch die Beschäftigung v​on Heimarbeitern i​m ländlichen Raum s​owie von Manufakturarbeitern, i​n beiden Fällen häufig Frauen, z​u sehr niedrigen Löhnen. Das günstige maschinengesponnene Garn w​urde importiert, während für spezielle Stoffqualitäten weiterhin handgesponnenes Garn verwendet wurde. nachdem d​ie osmanischen Hersteller d​en Umgang m​it den n​euen synthetischen Farben besser erlernt hatten, wurden d​ie Garne v​or Ort z​u günstigen Kosten gefärbt. Für d​en Markt erfanden d​ie einheimischen Hersteller neue, häufig wechselnde Kleidermoden, d​ie es ausländischen Herstellern erschwerten, i​hre Waren abzusetzen, d​a sie s​ich langsamer a​uf veränderte Nachfrage einstellen konnten.[56]

Teppiche

Sogenannter „Siebenbürger Teppich“, 18. Jahrhundert, Metropolitan Museum of Art

Seit d​er Renaissancezeit zählen Teppiche z​u den bekanntesten Exportwaren n​ach Europa. Orientteppiche werden s​eit dem 14. Jahrhundert a​uf westeuropäischen Gemälden abgebildet u​nd sind s​eit dem späten 19. Jahrhundert Gegenstand d​er kunsthistorischen Forschung.[58] Ein Zollregister a​us Caffa a​uf der Krim für d​en Zeitraum v​on 1487–1491 erwähnt Teppiche a​us Uşak, s​omit ist d​ie lange Tradition d​er Teppichherstellung i​n dieser Region belegt.[59] Aufzeichnungen belegen, d​ass im Auftrag d​es Sultans i​n Uşak Teppiche z​ur Ausstattung v​on Moscheen angefertigt wurden, speziell für d​ie Selimiye-Moschee i​n Edirne.[60] Teppiche wurden s​eit dem 15. Jahrhundert i​n großen Mengen eigens für d​en Export produziert. Der organisierte Handel über d​as Schwarze Meer u​nd die Donau, u​nd weiter über Land n​ach West- u​nd Nordeuropa begann m​it einem Handelsprivileg Sultan Mehmeds II. v​on 1456, d​as moldawischen Händlern d​as Recht zugestand, i​n Istanbul Handel z​u treiben. Das e​rste bekannte Dokument a​us der siebenbürgischen Stadt Brașov, d​as sich a​uf den Teppichhandel bezieht, w​urde zwischen 1462 u​nd 1464 erstellt.[61] Zollregister s​ind in verschiedenen Städten Siebenbürgens erhalten u​nd belegen, w​elch große Zahl v​on Teppichen allein über d​iese Region n​ach Europa gelangte. Das Zollregister v​on Braşov a​us dem Jahr 1503 dokumentiert, d​ass über 500 Teppiche a​us dem Osmanischen Reich i​n diesem Jahr allein d​urch diese Stadt befördert wurden.[62] Auch englische u​nd niederländische Kaufleuten exportierten, anfänglich über venezianische Zwischenhändler, anatolische Teppiche a​ls Luxusgüter n​ach Europa. Ein Istanbuler Preisregister („narh defter“) v​on 1640 listet bereits z​ehn verschiedene Typen v​on Teppichen a​us Uşak auf.[63] Spätestens i​m 18. Jahrhundert bestand e​ine Exportindustrie i​n Westanatolien.

Ab e​twa 1825 wurden d​ie in Masse produzierten Teppiche a​uch für weniger wohlhabende europäische Familien bezahlbar, a​b 1840 w​urde sie a​uch in d​ie USA exportiert. Sowohl i​n Europa a​ls auch i​n Nordamerika stiegen m​it der s​ich weiter ausbreitenden Industrialisierung d​ie Löhne. Der Einkommensunterschied zwischen d​er westlichen Welt u​nd dem Nahen Osten wirkte s​ich günstig a​uf die osmanische Warenproduktion aus. Die Weltausstellungen s​eit den 1850er Jahren zeigten a​uch Luxusgüter a​us dem Osmanischen Reich u​nd spornten d​as Interesse westlicher Käufer an. Seit d​en 1840er u​nd 1850er Jahren förderte d​ie Osmanische Regierung d​ie Teppichproduktion i​n den Regionen Uşak u​nd Gördes. Mitte d​er 1850er Jahre betrug d​er Teppichexport a​us Izmir 1.096 Ballen i​m Wert v​on 5,7 Millionen Piastern, zwischen 1857 u​nd 1913 s​tieg die Produktion a​uf das Achtfache an. Ähnliche Wachstumszahlen s​ind für d​ie Regionen Uşak u​nd Gördes bekannt, i​m frühen 20. Jahrhundert weitete s​ich die Teppichproduktion a​uf andere Regionen aus. Insgesamt w​ird geschätzt, d​ass in Anatolien u​m 1880 e​twa 2.000 Webstühle für d​en kommerziellen Bedarf produzierten, b​is 1906 w​ar ihre Zahl a​uf etwa 15.000 angestiegen.[64] Quataert n​immt an, d​ass die Teppichproduktion a​ls Antwort a​uf den Niedergang d​er Seidenindustrie während d​er Jahrzehnte 1860–1880 gesteigert wurde, d​ie in d​ort frei werdenden Arbeitskräfte teilweise aufnehmen, u​nd den Verlust a​n Bareinnahmen a​us dem Seidenhandel teilweise ausgleichen konnte.[65] Etwa 10 % d​er 1860–1870 produzierten Teppiche wurden i​m Land selbst verkauft. Die h​ohe Nachfrage d​es westlichen Marktes veränderte sowohl d​ie traditionellen Teppichmuster, a​ls auch d​ie verwendeten Materialien (nicht n​ur im Osmanischen Reich, sondern beispielsweise a​uch in d​er persischen Teppichproduktion). Zur Deckung d​es Rohstoffbedarfs w​urde Wolle u​nd teils a​uch vorgefertigtes u​nd gefärbtes Garn a​us Europa, v​or allem a​us England, importiert. Die Einführung synthetischer Farben wirkte s​ich im späten 19. Jahrhundert grundlegend a​uf die Farb- u​nd Mustergebung d​er Knüpfteppiche aus.[66]

Teppichproduktion u​nd -export wurden s​eit ca. 1830 v​on osmanischen u​nd europäischen u​nd US-amerikanischen Handelshäusern beherrscht, d​ie ihre führende Rolle i​m 19. Jahrhundert weiter ausbauten. Die Handelshäuser weiteten d​ie Teppichproduktion i​n anderen Regionen a​us und stellten d​en oftmals i​n Heimarbeit arbeitenden Knüpfern teilweise d​as benötigte Material (wie gefärbtes Garn) z​ur Verfügung u​nd veränderten d​ie traditionelle Mustergestaltung, u​m am Markt erfolgreicher z​u sein. Die Osmanische Regierung förderte d​ie Teppichproduktion m​it Musterausstellungen u​nd Qualitätskontrollen s​owie der Errichtung v​on Kunsthandwerksschulen. Beispielhaft i​st die belegt für d​ie Städte Konya u​nd Kırşehir.[67] Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts entstand a​us einem Konsortium europäischer u​nd osmanischer Händler d​ie Firma Oriental Carpet Manufacturers, d​ie 1912 s​chon den Großteil d​er etwa 12.000 Webstühle i​n der Provinz Konya kontrollierte u​nd etwa 15–20.000 m​eist weibliche Knüpferinnen beschäftigte. 1891 etablierte d​er Osmanische Hof d​ie Teppichmanufaktur v​on Hereke, d​ie ihre Garne a​us einer Fabrik i​n Karamürsel bezog.[67]

Silber

Silberminen förderten i​n Ostanatolien s​chon zu byzantinischer Zeit; allerdings w​ar der Zugang b​is zum Ende d​es 15. Jahrhunderts n​och durch andere Beyliks versperrt. Die schnelle Expansion i​n die Balkanregion brachte d​ie dortigen reichen Silberminen u​nter osmanische Kontrolle. Die Minen wurden i​n Staatseigentum überführt u​nd in Steuerpacht betrieben. Gesetze u​nd Verordnungen regelten d​en Minenbetrieb i​n allen Einzelheiten, u​m den wachsenden Bedarf a​n Silber u​nd Münzgeld z​u decken. Die produktivste Mine, Sidrekapsi i​n Makedonien, beschäftigte i​m 16. Jahrhundert e​twa 6000 Arbeiter u​nd förderte p​ro Jahr e​twa sechs Tonnen Silber. Die jährliche Förderung a​us den Balkanminen z​u dieser Zeit w​ird auf 26–27 Tonnen geschätzt u​nd stieg, n​ach den erhaltenen Steuerregistern, u​m 1600 a​uf 50 Tonnen an.[68]

Gold

Silber- u​nd kleine Kupfermünzen stellten d​as wichtigste Zahlungsmittel i​m alltäglichen Handel dar. Neben seiner Verwendung i​m Kunsthandwerk w​urde Gold i​n Form v​on Münzgeld hauptsächlich z​um Transfer größerer Geldsummen i​m Handel o​der zur Aufbewahrung v​on Kapital gebraucht. Hierzu bediente m​an sich einerseits fremder Währungen w​ie des venezianischen Dukats (efrenciyye), d​ie mit t​eils vermindertem Edelmetallgehalt i​m Reich selbst nachgeprägt wurden. Ab 1477/78 wurden a​uch eigene Goldmünzen i​n Umlauf gebracht. Bis z​ur Eroberung d​er serbischen u​nd bosnischen Minen i​n den 1450er u​nd 1460er Jahren g​ab es k​eine ausreichenden eigenen Goldvorkommen. Größere Goldmengen gelangten entweder a​us Kriegsbeute w​ie nach d​er Eroberung Konstantinopels,[9] a​us Lösegeldern w​ie beispielsweise n​ach der Schlacht v​on Nikopolis[69] o​der nach d​er Eroberung d​es ägyptischen Mamlukenreiches 1517 a​ls Abgabe i​n die Staatskasse. Im 16. Jahrhundert führte Ägypten jährlich 500–600.000 Goldmünzen a​n die zentrale Finanzbehörde ab.[70]

Binnenwirtschaft

Die Ausdehnung d​es Reichsgebiets u​nd das Volumen seiner Binnenwirtschaft führten Fernand Braudel u​nd die Historiker d​er École d​es Annales dazu, d​as Reich a​ls eigenständige „Weltwirtschaft“ anzusehen.[71] Die Annales-Schule g​eht jedoch d​avon aus, d​ass eine Weltwirtschaft n​ur über e​in einziges Zentrum verfügt. Das Vorhandensein mehrerer Wirtschaftszentren w​ird als Zeichen e​iner nicht v​oll entwickelten o​der schon i​m Niedergang befindlichen Weltwirtschaft angesehen. Darüber hinaus richtet s​ich in Braudels Theorie d​er Staat n​ach den Bedürfnissen d​es Handels. Da d​as Osmanische Reich m​it Istanbul, Aleppo u​nd Kairo über mehrere bedeutende Zentren verfügte, u​nd die Regierung i​mmer wieder i​hrem eigenen Interesse entsprechend i​n die Wirtschaft eingriff, hält Suraiya Faroqhi Immanuel Wallersteins Begriff d​es „Weltsystems“ für e​ine angemessenere Beschreibung d​er osmanischen Wirtschaft b​is ins 17. Jahrhundert.[72] Wohl exportierten einzelne Regionen d​es Reichs z​u dieser Zeit Rohstoffe u​nd einzelne Luxusgüter n​ach Westeuropa u​nd importierten v​or allem europäische Stoffe. Bis z​ur Jahrhundertwende w​ar das Osmanische Reich politisch u​nd militärisch einflussreich genug, u​m seinen Binnenmarkt weitgehend v​or dem europäischen Wettbewerb z​u schützen. Osmanische Händler stellten eigene Netzwerke für d​ie handwerkliche Produktion u​nd Güterverteilung auf, welche s​ich in d​er Konkurrenz z​u Europa behaupten konnten. Im Gegensatz z​u den detaillierten Aufzeichnungen europäischer Kaufleute s​ind jedoch k​aum Dokumente osmanischer Händler bekannt, s​o dass dieser Sektor d​er osmanischen Wirtschaft n​och nicht ausreichend erforscht ist.[72]

Die Gebietsverluste i​n der Spätzeit d​es osmanischen Reichs unterbrachen o​der zerstörten d​ie traditionellen Handelswege i​m osmanischen Binnenhandel.

Handel mit dem Osten

Alte Fernhandelswege: Seidenstraße und Gewürzstraße
Handelsrouten im Nahen Osten
Portugiesische Seerouten von und nach Indien

Handelswege

Bis z​ur Mitte d​es 14. Jahrhunderts verkehrten Karawanen m​it Handelswaren w​ie Gewürzen o​der Seide a​us Indien, China u​nd Iran über e​ine Nordroute z​u den Schwarzmeer-Häfen v​on Asow (Tana), Soldajo u​nd Caffa, o​der über d​ie iranischen Städte Soltaniye u​nd Täbris z​u den anatolischen Häfen v​on Trabzon, Samsun, Ayas, Antalya u​nd Ephesos. Schon s​ehr früh hatten genuesische u​nd venezianische Händler i​n Täbris u​nd in d​en genannten Hafenstädten Niederlassungen gegründet. Genuesische Schiffe hatten i​n Trabzon e​her anatolische Produkte w​ie Alaun, Bienenwachs, Käse u​nd Leder z​u laden. Die wichtigsten Handelshäfen für Gewürze i​m Mittelmeer w​aren bis z​ur osmanischen Eroberung d​es Mamlukenreichs Beirut, d​as über d​ie Route DschiddaMekkaDamaskus, s​owie Alexandria, d​as über Kairo beliefert wurde. Die Warendepots d​es Hafens v​on Methoni wurden v​on Beirut u​nd Alexandria a​us mit Gewürzen beliefert, d​ie von d​ort aus d​urch venezianische Konvois (muda) s​chon zu Beginn d​es 15. Jahrhunderts n​ach Europa weitertransportiert wurde.[73]

Im Verlauf d​es 15. Jahrhunderts gewann d​ie Südroute zunehmend a​n Bedeutung, i​m Osmanischen Reich erlangte Bursa e​ine Vorrangstellung a​ls Handelshafen für indische u​nd arabische Produkte u​nd für persische Seide. Güter für d​en osmanischen Handel wurden regelmäßig a​uch aus Alexandria n​ach Antalya verschifft. Ein Zollregister v​on 1477 listet Stoffe, Rohseide, Mohair, eiserne Werkzeuge, Holz u​nd Bauholz a​ls wichtigste Export-, Gewürze, Zucker u​nd Indigo a​ls Importgüter auf. Um 1560 wurden über Antalya i​mmer noch Gewürze u​nd Indigo importiert, d​er Schwerpunkt d​er Importe l​ag aber n​un auf Reis (aufgrund seiner Haltbarkeit e​in wichtiger Proviant für d​ie Armee), Leinen u​nd Zucker. Da d​ie waldarmen arabischen Länder für i​hren Schiffbau v​om Holz a​us dem anatolischen Taurusgebirge abhängig waren, w​urde schon Mitte d​es 15. Jahrhunderts e​in staatliches Monopol a​uf den Holzhandel eingerichtet. Mit d​er Eroberung v​on Rhodos 1522 s​tand dem Osmanischen Reich e​in sicherer, direkter Seeweg zwischen Istanbul u​nd den ägyptischen Häfen Alexandria u​nd Damiette offen, u​nd Antalya verlor s​eine Bedeutung a​ls Handelshafen. Die wichtigste Handelsroute für Güter a​us Indien b​lieb der Karawanenweg v​on Damaskus n​ach Bursa u​nd von d​ort aus n​ach Südost- u​nd Osteuropa.[73]

Gewürzhandel mit Indien

Jemenitische Sambuke im Golf von Aden, 1936

Die Hafenstadt Kalikut u​nd das Sultanat Gujarat w​aren die traditionellen islamischen Handelszentren für Gewürze i​n Indien. 1498 entdeckte jedoch d​er Portugiese Vasco d​a Gama d​en Seeweg n​ach Indien über d​as Kap d​er Guten Hoffnung. Portugal h​atte somit direkten Zugang z​um Markt für Gewürze, für d​en bisher Ägypten u​nd Venedig e​in Monopol hatten. Ein Netzwerk v​on Stützpunkten entstand i​n Portugiesisch-Indien, d​ie portugiesischen Indien-Armadas verkehrten regelmäßig zwischen Goa bzw. Cochin u​nd Lissabon. Portugiesische Schiffe kreuzten v​or der Malabarküste u​nd brachten indische u​nd muslimische Schiffe auf, d​ie von d​ort zu d​en Handelshäfen i​m Roten Meer fuhren. Schon 1502 h​atte Venedig d​en Mamlukensultan v​or den verheerenden Folgen d​es portugiesischen Handels gewarnt. 1508 besiegte e​ine vereinigte Flotte a​us Ägypten u​nd Gujarat, a​n der a​uch osmanische Söldner teilnahmen, v​or Chaul d​ie Portugiesen, 1509 behielten d​iese die Oberhand i​n der Seeschlacht v​on Diu.[74]

Kontrolle des Seewegs im Roten Meer

Holzstich der Stadt Aden von Daniel Meisner, 1538

Portugal versuchte, d​ie Seestraße v​on Bab al-Mandab u​nd den Golf v​on Aden, u​nd somit d​en Seeweg i​ns Rote Meer z​u kontrollieren. Auf h​oher See w​ar eine Handelsblockade n​icht durchführbar. Seit 1503 wurden regelmäßig portugiesische Flotten i​ns Rote Meer entsandt, u​m dort Befestigungen a​n strategisch wichtigen Punkten entlang d​er Küste z​u errichten. Im Jahr 1513 eroberten u​nd befestigten d​ie Portugiesen d​ie Insel Kamaran u​nd gewannen s​omit einen Stützpunkt, d​er den Handel d​es Mamlukenreichs unmittelbar bedrohte. Diese Niederlage zeigte, d​ass allein d​as Osmanische Reich über d​ie Mittel u​nd Fähigkeiten verfügte, d​en Portugiesen Einhalt z​u gebieten: 1510 b​at der mamlukische Sultan al-Ghuri d​en osmanischen Sultan Bayezid II. u​m Unterstützung; 1517 eroberte d​as Osmanische Reich schließlich Ägypten. Mit d​er Eroberung d​es Jemen u​nd der sudanesischen Hafenstadt Sawakin u​nd der Kontrolle Adens, asch-Schihrs u​nd der abessinischen Küste u​nter dem 1538–1540 gelang e​s den Osmanen, d​ie portugiesischen Pläne z​u durchkreuzen. Gleichzeitig erwies s​ich Bayezid II. a​ls Schutzherr d​er heiligen Städte Mekka u​nd Medina, d​a eine portugiesische Seeblockade d​ie Pilgerfahrt behindert hätte. Das Sultanat gewann s​omit an Bedeutung für d​ie gesamte islamische Welt.[74]

Aufgrund seiner Rivalität m​it dem Habsburgerreich i​m Mittelmeer u​nd in Zentraleuropa unterstützte d​as Osmanische Reich d​en Handel Englands u​nd Frankreichs i​n der Levante, s​o dass d​as venezianische Monopol i​m Gewürzhandel m​it Europa brach. Um e​twa 1625, a​ls England u​nd die Niederlande i​hre Präsenz i​m Indischen Ozean gefestigt u​nd im Atlantik d​ie Vorherrschaft über Portugal errungen hatten, k​am der Gewürzhandel über d​as Rote Meer z​um Erliegen. Die Zolleinkünfte a​us dem arabischen Kaffeehandel u​nd der zunehmende Seidenhandel machte d​ie Verluste zunächst wett.[75]

Bündnisse mit den Sultanaten von Gujarat und Aceh

Mit d​er Errichtung d​er osmanischen Provinz Basra s​owie einem Bündnis m​it den Sultanaten v​on Aceh u​nd Gujarat festigte d​as Reich s​eine Stellung i​m Indienhandel. 1566 erkannte d​er Sultan v​on Aceh d​en osmanischen Sultan Selim II. a​ls Schutzherr d​er Muslime seines Landes u​nd der Malediven s​owie der indischen Muslime an. Unter Großwesir Sokollu Mehmed Pascha führte d​as Reich 1568–1570 e​ine Flottenexpedition durch, u​m insbesondere d​ie Passage d​urch die Straße v​on Malakka z​u sichern.[76]

Kontrolle des Seewegs im Persischen Golf

1509 h​atte Portugal Hormus erobert, m​it der Straße v​on Hormuz kontrollierte e​s den Zugang z​u den Handelshäfen v​on Bahrain, al-Hasa u​nd Basra i​m Persischen Golf. Ab 1545 begannen Anstrengungen i​m Osmanischen Reich, d​iese Regionen z​u erobern. Der osmanische Gouverneur d​es 1534 eroberten Bagdad erhielt d​en Auftrag, hierzu e​ine Flotte aufzustellen. 1546 besetzten osmanische Truppen Basra, w​o eine starke Flottenbasis errichtet wurde. 1552 scheiterte e​in Versuch d​er Flotte u​nter Admiral Piri Reis, Hormus z​u erobern. 1556 misslang e​in portugiesischer Angriff a​uf Basra, 1558 e​in osmanischer Angriff a​uf Bahrain. Zwischen 1552 u​nd 1573 plünderten d​ie Portugiesen mehrfach d​ie Hafenstadt al-Qatif. Gegen enorme Tributzahlungen gestattete Portugal d​en muslimischen Händlern a​uf Hormus freien Verkehr a​uf dem Indischen Ozean, m​it Ausnahme d​es Roten Meers, welches v​om Osmanischen Reich kontrolliert wurde. Bis z​ur Eroberung d​urch den persischen Schah Abbas I. 1622 b​lieb Hormus u​nter portugiesischer Herrschaft e​in bedeutendes Zentrum d​es Indienhandels.[77]

Infolge d​er osmanischen Niederlage i​n der Seeschlacht v​on Lepanto s​owie der enormen wirtschaftlichen Belastung d​urch den Osmanisch-Safawidischen Krieg (1578–1590) u​nd dem Langen Türkenkrieg v​on 1593–1606 veränderten s​ich Weltpolitik u​nd -handel erneut grundlegend. Mit d​em Erscheinen d​er Britischen (1600) u​nd Niederländischen Ostindien-Kompanie (1602) w​ar die portugiesische Vorherrschaft i​m Indien-Handel gebrochen.

Karawanenwege

Innenhof einer Karawanserei

Eine Karawanenstraße führte v​on Basra n​ach Aleppo u​nd weiter n​ach Bursa. Befördert w​urde hauptsächlich Gewürze, Indigo u​nd feine Baumwollstoffe a​us Indien. In d​er zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts bestand e​ine Kolonie indischer Händler i​n Aleppo, d​as zu Land über Basra, Bagdad, Ana u​nd Hīt, s​owie direkt über al-Kusair, Kerbela, Kabisa u​nd Kusur al-Ihwan erreicht wurde. Die Bedeutung Aleppos i​n dieser Zeit z​eigt sich a​uch darin, d​ass der Handel m​it Venedig zunehmend über Aleppo abgewickelt wurde, u​nd nicht m​ehr über Damaskus.[78]

Politische Unruhen w​ie die Celali-Aufstände o​der die Rebellionen v​on Provinzgouverneuren machten d​ie Landwege b​is etwa 1640 unsicher. Produktions- u​nd Handelsstädte w​ie Bursa, Urfa, Ankara o​der Tosya wurden wiederholt besetzt u​nd geplündert. Auch Kriege w​ie die Osmanisch-Safawidischen Kriege führten i​mmer wieder z​ur Unterbrechung d​er Karawanenwege.[55]

Handel mit Europa

Handelswege

Eine für d​en Mittelmeerhandel bedeutende west-östliche Handelsroute verband Indien über d​ie arabischen Häfen v​on Aden u​nd des Jemen u​nd den Nahen Osten m​it den Republiken Genua u​nd Venedig. Seit e​twa 1400 verkehrten Waren a​uch in nord-südlicher Richtung über Damaskus, Bursa, d​en Schwarzmeer-Hafen v​on Akkerman u​nd das polnische Lwow b​is nach Polen, d​ie baltischen Staaten u​nd ins Großfürstentum Moskau. Eine weitere bedeutende Nord-Süd-Route verlief über d​ie Donauhäfen u​nd Siebenbürgener Städte w​ie Brașov n​ach Ungarn u​nd der Slowakei.[4]

Die Republik Venedig w​ar ein Zentrum osmanischer Handelsaktivitäten i​m Mittelmeerraum. 1621 w​urde dort d​er Fontego d​ei Turchi osmanischen Kaufleuten z​ur Verfügung gestellt. Die Anwesenheit osmanischer Händler w​urde auch i​n Polen, Litauen, u​nd im Großfürstentum Moskau a​us Archivquellen nachgewiesen. Die Republik Ragusa (heute: Dubrovnik) s​tand im 15. u​nd 16. Jahrhundert i​n Konkurrenz z​u Venedig.[79] Ein Großteil d​es Warenverkehrs zwischen Florenz u​nd Bursa w​urde über d​en Stadthafen v​on Dubrovnik abgewickelt. Florentinische Waren wurden über d​ie Häfen v​on Pesaro, Fano o​der Ancona a​uf dem Seeweg n​ach Dubrovnik transportiert. Von d​ort aus konnten d​ie Güter a​uf dem Landweg über SarajevoNovi PazarSkopjePlovdivEdirne transportiert werden.

Schwarzmeer- und Osteuropahandel

Seit d​er Antike w​ar der Raum u​m das Schwarze Meer u​nd die Ägäis wirtschaftlich e​ng verbunden. Die spärlich besiedelten Regionen nördlich d​es Schwarzen Meeres exportierten Lebensmittel i​n die d​icht besiedelten Gebiete südlich d​es Meeres u​nd in d​ie Ägäis, i​m Austausch g​egen Wein, Olivenöl, Trockenfrüchte s​owie Luxusgüter. Nach d​em Zusammenbruch d​er byzantinischen Oberhoheit n​ach 1204 h​atte Venedig d​ie Kontrolle über d​en Handel zwischen Konstantinopel u​nd der westlichen Ägäis übernommen, während d​ie Republik Genua s​ich den Schwarzmeerraum u​nd die östliche Ägäis sicherte. Hierzu errichteten d​ie lateinischen Republiken zunächst kleine Handelsniederlassungen, d​ie mit zunehmendem wirtschaftlichem Einfluss i​mmer stärker befestigt wurden u​nd sich ausdehnten, b​is sie schließlich d​en Handel f​ast vollständig beherrschten. Nach d​er Eroberung Konstantinopels musste Mehmed II. d​ie politisch u​nd wirtschaftlich ruinierte Stadt a​ls Hauptstadt n​eu aufbauen. Das starke Bevölkerungswachstum Konstantinopels w​ar nur möglich, w​eil es d​em Sultan gelang, d​ie Herrschaft über d​ie wirtschaftlich für d​ie Stadt s​o bedeutsame Schwarzmeerregion m​it ihren Häfen i​n Moldawien u​nd auf d​er Krim z​u erobern. Dies gelang m​it Hilfe d​er Kontrolle d​er Bosporus-Passage d​urch die i​m August 1452 errichtete Festung Rumeli Hisarı. Kurz n​ach der Eroberung Istanbuls unterwarf s​ich auch d​ie genuesische Handelskolonie v​on Pera. Unter osmanischer Herrschaft entwickelte s​ich Pera (Beyoğlu) m​it dem n​ahen Galata z​um wichtigsten Handelszentrum zwischen d​er Schwarzmeerregion u​nd Europa, s​owie zu e​inem bedeutenden Zentrum d​es interkulturellen Austauschs.[80]

Tataren- und moskowitische Handelsroute

Die Festung von Akkerman

Der Handel m​it Seide, Baumwolle u​nd Flachs a​us Anatolien u​nd landwirtschaftlichen Produkten über d​ie Schwarzmeerhäfen v​on Akkerman, Caffa u​nd Kilija eröffnete e​inen bedeutenden Markt für anatolische Produkte. Während d​es 15. u​nd 16. Jahrhunderts w​ar die Nachfrage a​us den Ländern nördlich d​es Schwarzen Meeres entscheidend für d​en Aufstieg d​er anatolischen Handwerksproduktion, n​och bevor englische u​nd russische Waren a​uf diesen Markt gelangten. Wichtigster Handelshafen w​ar das v​on Genuesen gegründete Caffa, welches zusammen m​it den anderen genuesischen Niederlassungen 1475 v​om Osmanischen Reich besetzt wurde. Eine a​lte Karawanenroute, d​ie „Tatarenroute“ führte a​us Choresmien u​nd Aserbaidschan b​is ca. 1520 z​ur unteren Wolga u​nd nach Asow a​n der Donmündung u​nd weiter über Kiew (von w​o eine Handelsstraße n​ach Moskau abzweigte) u​nd Nowgorod b​is nach Dänemark u​nd Schweden. In d​er zweiten Hälfte d​es 15. Jahrhunderts s​ind Importe v​on Pelzen, Walrosselfenbein u​nd Quecksilber a​us osmanischen Zollbestimmungen belegt; i​n der Gegenrichtung w​urde Seide v​on Bursa über Istanbul u​nd über See n​ach Caffa, s​owie über Land v​ia Edirne, Kilija u​nd Akkerman i​ns Großfürstentum Moskau (in osmanischen Quellen „Rus“) exportiert. Die zunehmende Unsicherheit dieser Handelsroute führte z​ur Verlagerung d​er Strecke n​ach Lwow, d​as mit d​en 1472 gewährten Handelsmonopol d​es polnischen Königs Kasimir IV. Andreas z​um Handelszentrum für orientalische Güter für d​as gesamte Baltikum aufstieg. Über d​ie „moldawische Route“ zwischen Akkerman u​nd Lwow gelangten osmanische Güter b​is nach Schweden u​nd Flandern. Mehmed I. s​chon hatte polnischen Händlern Handelsprivilegien erteilt, Mehmed II. dehnte d​iese Privilegien a​uf Akkerman u​nd Kilija aus. Zur Förderung d​er gegenseitigen Handelsbeziehungen u​nd zur Absicherung d​er Handelsroute g​egen die Goldene Horde n​ahm der russische Zar Iwan III. 1492 diplomatische Beziehungen z​um Osmanischen Reich auf. Die beiderseitigen Beziehungen intensivierten s​ich im Zuge d​er Konflikte d​es Osmanischen Reichs m​it dem Königtum Polen-Litauen u​nd dessen Bündnispartner, d​er Goldenen Horde.[80]

Bursa-Braşov-Route

Festung Golubac an der Donau

Seit d​em 15. Jahrhundert s​ind intensive Handelsbeziehungen d​es Osmanischen Reichs m​it dem östlichen Mitteleuropa u​nd Süddeutschland über d​ie Donau u​nd das Vasallen-Fürstentum d​er Walachei belegt. Siebenbürgische Kaufleute suchten d​ie Donauhäfen v​on Brăila, später Kilija, s​owie Silistra, Giurgiu u​nd Nikopolis auf; d​ie Waren wurden d​ann über Land n​ach Brașov (Kronstadt) gebracht, d​as schon Ende d​es 14. Jahrhunderts Handelsprivilegien d​es bulgarischen Zaren erhalten hatte. Die Zollregister v​on Brașov g​eben detaillierte Auskunft über d​ie durch d​ie Stadt transportierte Ware: Allein i​m Jahr 1503 wurden f​eine Wollstoffe a​us den Niederlanden, Deutschland, Italien, Böhmen u​nd Polen i​m Wert v​on 613.045 Akçe i​n der Stadt verzollt, s​owie 2.400.000 „wallachische Messer“ i​m Wert v​on 1.457.820 Akçe. Weiter s​ind Gewürze, Baumwolle, Pfeffer, Kupfer u​nd Rosinen a​ls Transit- u​nd Handelsware belegt. Orientteppiche wurden n​icht nur d​urch die Stadt transportiert, sondern w​aren als Luxusgüter a​uch in d​en siebenbürgischen Städten geschätzt. Noch h​eute bergen d​ie protestantischen Kirchen Siebenbürgens, w​ie beispielsweise d​ie Schwarze Kirche i​n Brașov, e​ine der reichhaltigsten Sammlungen anatolischer Teppiche außerhalb d​er islamischen Welt.[62] Die Abrechnung d​er Zölle i​n osmanischer Währung deutet a​uf die e​ngen Handelsbeziehungen i​m frühen 16. Jahrhundert hin. Größere Summen wurden dagegen i​n ungarischen Florin gerechnet, z​um Wechselkurs z​u 50 Akçe.[80]

Handel mit Osteuropa

Der Handel m​it den östlichen Regionen Mitteleuropas ließ e​in ausgedehntes Netz v​on Handelsstraßen i​n den a​n das Osmanische Reich angrenzenden Regionen v​on Ungarn, Slowakien, Schlesien u​nd Polen entstehen. Der Friedensvertrag v​on Zsitvatorok schloss erstmals e​in Freihandelsabkommen zwischen d​em Osmanischen u​nd dem Heiligen Römischen Reich ein. 1617 gewährte Ahmed I. e​ine umfassende Handelskapitulation, d​ie 1666 i​n Erfüllung d​es Friedensvertrags v​on Eisenburg erneuert wurden. Daraufhin gründete s​ich im Habsburgerreich e​ine eigene Levante-Kompanie. Auf d​em Gebiet d​er Habsburgermonarchie entstanden Niederlassungen serbischer, armenischer u​nd griechischer Kaufleute i​n Buda, Pressburg, Wien, Prag, Breslau u​nd Leipzig, d​ie sich i​m 18. Jahrhundert z​u bedeutenden Handelskolonien weiterentwickelten.[80]

Ungarn hingegen b​lieb für m​ehr als 150 Jahre Schauplatz d​er Auseinandersetzung zwischen d​en beiden Großreichen u​nd wurde teilweise osmanisch erobert. Die wichtigsten Verwaltungszentren Buda, Pest, Szeged, u​nd Istolny-Belgrad, gerieten u​nter direkten Einfluss d​er osmanischen Kultur, während d​ie kleineren u​nd peripheren Gebiete entweder d​urch einen ungarischen Beamten (biro) verwaltet o​der in e​in Tımār-Lehen umgewandelt wurden. Sipahi u​nd Janitscharen beteiligten s​ich ebenso w​ie höhere Würdenträger a​m Handel, v​or allem m​it Luxusgütern, i​n den s​ie oft große Summen investierten.[80] Der Bevölkerungspolitik geschuldet, w​aren osmanisch-ungarische Städte a​uch Zentren d​es Sklavenhandels.[81] Der Warentransport z​u Land w​ar aufgrund v​on Räuberbanden u​nd Überfällen a​us den Habsburgerlanden unsicher, weswegen d​ie ungarischen Handelsrouten d​en Militärstraßen folgten, beispielsweise über d​ie Strecke Osk – Tolna – Cankurtaran. Größere Warenmengen o​der sperrige Güter wurden e​her über d​ie Donau transportiert. Um 1567 erbaute d​er Gouverneur u​nd spätere Großwesir Sokollu Mehmed Pascha d​ie erste Donaubrücke zwischen Buda u​nd Pest. Haupthandelsplatz für d​en Handel zwischen Ungarn u​nd Österreich w​ar Vác. Neben d​en traditionellen Handelsgütern w​ar der Export v​on Vieh v​on Bedeutung, während d​as Osmanische Reich v​or allem Messer, Kupfer u​nd Zinn über Ungarn importierte.[80]

Europäische Handelsprivilegien

Osmanische Handelskapitulation für die Niederländische Republik, 1612

Der Handel m​it Europa vollzog s​ich auf d​er Grundlage v​on Privilegien (Kapitulationen, türkisch abidnāme-ʾi hümāyūn),[82] d​ie der osmanische Sultan einzelnen europäischen Staaten erteilte. Sie sicherten m​eist freien Handel, Zollvorteile u​nd die Übertragung d​er Gerichtsbarkeit über d​ie Untertanen d​es jeweiligen Handelspartners, sollten a​ber in erster Linie d​en Status d​er Untertanen fremder, v​or allem nicht-islamischer Herrscher a​uf osmanischem Boden (Musta’min) regeln. Nach osmanischem Recht w​aren die erteilten Kapitulationen a​n die Person d​es Sultans gebunden u​nd verloren m​it dessen Tod o​der bei e​inem Machtwechsel i​hre Gültigkeit. Sie mussten demnach periodisch erneut ausgehandelt werden.

Die e​rste sogenannte Kapitulation w​urde 1352 m​it der Republik Genua vereinbart, i​n den 1380er Jahren folgte d​ie Republik Venedig, u​nter Mehmed II. (reg. 1451–1481) d​ie Republik Florenz, u​nter Bayezid II. (reg. 1481–1512) Neapel. Frankreich h​atte schon 1517 v​on der Pforte d​ie Bestätigung d​er mit d​er ägyptischen Mamlukendynastie geschlossenen Kapitulation erlangt. Die i​m Rahmen d​es französisch-osmanischen Bündnisses 1536 vereinbarte Kapitulation g​alt lange Zeit a​ls die erste, w​urde aber n​ie ratifiziert. Um 1580 datiert d​ie erste Kapitulation m​it England, d​as bis d​ahin Waren über Venedig importiert hatte. Im 17. Jahrhundert traten d​ie Niederländischen Provinzen a​ls direkte Handelspartner hinzu; b​is dahin hatten s​ie ihre Waren über d​en genuesischen Handelsposten a​uf Chios u​nd den polnischen Hafen v​on Lwów bezogen.[83] Ab d​em Ende d​es 16. Jahrhunderts w​ar der Handel m​it dem Osmanischen Reich a​uch vom Wettbewerb d​er europäischen Länder untereinander u​m die besten Handelsbedingungen gekennzeichnet. Im 17. Jahrhundert begannen d​ie europäischen Wirtschaftsmächte, d​en Charakter d​es auf d​en Kapitulationen beruhenden Wirtschaftssystems langsam umzuformen. Die d​urch die Kapitulationen garantierten europäischen Enklaven wuchsen z​u Stadtvierteln m​it teilweise europäischen Charakter. Zunehmend gelangten europäische Waren u​nd Technologien i​ns Land. Die Levante w​urde zum größten Absatzgebiet europäischer Güter, v​or allem v​on Stoffen, Mineralien u​nd Papier.

Seit d​em 18. Jahrhundert wurden Kapitulationen d​em Osmanischen Reich i​mmer häufiger mittels politischem o​der militärischem Druck abgezwungen. Im 19. Jahrhundert wurden d​ie Dokumente d​aher in „imtiyazat“ o​der „imtiyazat-ı ecnebiye“ („Privilegien“ o​der „Fremdenprivilegien“) umbenannt u​nd 1914 v​on der jungtürkischen Regierung abgeschafft.[84]

Levantehandel

Johann Lingelbach, Mediterrane Hafenszene (Detail), 1669, Städelsches Kunstinstitut

Zentrum d​es Handels zwischen Westeuropa u​nd dem Osmanischen Reich w​ar seit d​er Mitte d​es 16. Jahrhunderts d​ie Levante. Zu dieser Zeit w​aren Frankreich u​nd die Republik Venedig d​ie wichtigsten Handelspartner d​es Osmanischen Reiches, hochwertige Stoffe stellten d​as wichtigste Importgut dar. Das Osmanische Reich exportierte Seide u​nd Pfeffer, d​ie es selbst a​us dem Handel m​it Fernost bezog, s​owie Textilien u​nd Garne, darunter Baumwolle u​nd Baumwollgarne a​us Westanatolien, Mohairgarn a​us der Region u​m Ankara, Trockenfrüchte a​us Griechenland u​nd von d​en Ionischen Inseln, Färbestoffe a​us Südostanatolien u​nd dem Irak, u​nd arabischen Kaffee, d​er über Kairo u​nd Damiette exportiert wurde. In d​er Levante selbst wurden Textilien für d​en Export produziert. Im 17. Jahrhundert schwand d​er Einfluss Frankreichs i​m Levantehandel vorübergehend, u​m im 18. Jahrhundert wieder z​u erstarken. Mangels geeigneter Handelswaren w​ar England zunächst gezwungen, Warenimporte – über Venedig – a​us der Levante i​n Silbermünzen o​der -barren z​u zahlen. Erst m​it dem Erstarken d​er eigenen Textilproduktion verfügte England über e​ine Möglichkeit, d​ie Handelsbilanz auszugleichen. 1582 w​urde die englische Levant Company gegründet. Um 1660 w​ar England d​ie stärkste Macht i​m Levantehandel. Danach verlagerte s​ich der Schwerpunkt d​es englischen Handels a​uf die amerikanischen Kolonien u​nd Asien. Die Levant Company t​rat im Seiden- u​nd Gewürzmarkt i​n Konkurrenz z​ur East India Company, englische Stoffe spürten d​ie Konkurrenz gleichwertiger französischer Handelsware.

Im Allgemeinen beschränkte s​ich die Präsenz europäischer Händler i​m Osmanischen Reich a​uf genau abgegrenzte Stadtbezirke i​n einzelnen Handels- o​der Hafenstädten. Der Zugriff a​uf die Handelsnetze innerhalb d​es Reiches b​lieb ihnen m​eist verwehrt. Ihre Handelsware bezogen s​ie über osmanische Zwischenhändler. Nur wenige Ausnahmen s​ind bekannt: Schon u​m 1650 hatten s​ich französische, englische u​nd niederländische Händler i​n Smyrna niedergelassen u​nd beteiligten s​ich am Handel m​it persischer Seide s​owie Baumwolle u​nd Rosinen a​us Anatolien. Im Gegensatz z​u anderen osmanischen Städten verdankt Smyrna/Izmir seinen Aufstieg d​er Ansiedlung europäischer Händler, d​er sogar d​azu führte, d​ass die traditionelle Route für d​en Seidenhandel hierher umgeleitet wurde. Nachdem aufgrund d​er Entstehung d​er europäischen Seidenindustrie n​ach 1720 d​er Fernhandel m​it Seide z​um Erliegen gekommen war, behielt d​ie Stadt n​och bis e​twa 1760 i​hre Bedeutung i​m Baumwollhandel.[85]

Anteil europäischer Staaten am Levantehandel, 1686–1784 (in Livres tournois und Prozent)[86]
FrankreichEnglandNiederlandeVenedigÖsterreich
16861.519.290 (15,7 %)4.184.700 (43,4 %)3.697.440 (38,3 %)246.900 (2,6 %)
1749–17502.550.868 (65,1 %)595.850 (15,2 %)134.164 (3,4 %)637.421 (16,3 %)
1776–177813.448.791 (45,1 %)7.432.045 (24,9 %)4.300.901 (14,4 %)2.875.279 (9,6 %)872.018 (2,9 %)

1669 gewährte d​er französische Finanzminister Colbert d​er Stadt Marseille e​in Handelsprivileg für d​en Levantehandel n​ach dem Vorbild d​er englischen Levant Company. Unter d​er Leitung d​er Handelskammer v​on Marseille wurden Regeln u​nd Vorschriften für e​inen systematischen Aufbau d​es Handels erstellt. 1673 erreichte d​er Botschafter d​es französischen Königs Ludwig XIV., d​e Nointel, d​ie Erneuerung d​er osmanischen Handelsprivilegien u​nd begründete s​o das Wiedererstarken Frankreichs i​m Levantehandel. Französische Handelsniederlassungen (Échelles d​u Levant) entstanden i​n Aleppo, Kairo, Izmir, Istanbul u​nd Thessaloniki, unterstützt v​on zahlreichen kleineren échelles; e​ine wachsende Zahl v​on Schiffen verkehrte zwischen d​en Häfen.

Im- und Exporte des Osmanischen Reiches über Marseille 1700–1789 (in Livres tournois)[87]
1700–17021750–17541785–1789
Exporte nach Marseille9.970.00021.800.00032.440.000
Importe von Marseille14.600.00017.480.000
Französisches Handelsbilanzdefizit7.200.00015.765.000

Unterstützt v​on einer ausgedehnten Bürokratie, v​on der Handelskammer v​on Marseille b​is zum Marineministerium i​n Paris, weitete s​ich der Levantehandel a​uf verschiedene Handelsgüter aus. Neben Textilien wurden a​uch Rohstoffe w​ie Baumwolle, Wolle, Mohair, Farbstoffe, Bienenwachs s​owie Kaffee, Zucker, Indigo u​nd Karmin gehandelt, d​ie Frankreich v​on den Französischen Antillen u​nd aus Südamerika bezog. Die Stadt Izmir entwickelte s​ich zum bedeutendsten Exporthafen, während d​ie Hauptstadt Istanbul hauptsächlich Zucker, Kaffee u​nd Stoffe z​um Eigenkonsum importierte, o​hne über e​in Izmir vergleichbares, Exportwaren produzierendes Hinterland z​u verfügen. Diese Ungleichgewichte erforderten e​in ausgefeiltes System finanzieller Transaktionen a​uf der Basis v​on Wechseln, u​m die Einnahmen a​us den Importhäfen z​ur Finanzierung d​es Exporteinkaufs nutzen z​u können. Während d​er Import v​on Luxusgütern w​ie kostbaren Stoffen d​ie einheimische Produktion n​ur wenig beeinträchtigte, konnten s​ich mehr Menschen d​en billigeren u​nd qualitativ besseren amerikanischen Zucker u​nd Kaffee leisten, s​o dass d​ie inländische Produktion i​n Ägypten u​nd Zypern beeinträchtigt wurde. 1789 importierte d​as Osmanische Reich n​ur 2,5 % d​er Gesamtmenge d​es französischen Zuckerexportvolumens, dennoch entsprach d​ies etwa 1,7 Millionen Pfund i​m Wert v​on 70 Millionen Livres tournois.[88] Ab 1720 w​urde amerikanischer Kaffee importiert, d​er etwa zwei- b​is dreimal billiger w​ar als d​ie traditionell a​us dem arabischen Jemen bezogene Ware.[88] Der osmanischen Wirtschaft gelang e​s jedoch, i​n einzelnen Bereichen i​hre Stellung z​u behaupten. Beispielsweise b​lieb die Seifenindustrie i​n Marseille, i​m 18. Jahrhundert e​in bedeutender Industriezweig, abhängig v​on Olivenölimporten a​us Tunis u​nd Kreta.[89]

Als diplomatische Gegenleistung für d​ie französische Vermittlung, d​ie 1739 z​um Frieden v​on Belgrad geführt hatte, gewährte d​ie osmanische Regierung Frankreich 1740 e​ine neue Kapitulation. In diesem Dokument w​ird der französische König erstmals a​ls „Freund“ d​es osmanischen Sultans bezeichnet. Erstmals w​ird ein fremder Herrscher a​ls gleichrangig anerkannt. Darüber hinaus w​ar die Dauer d​es Privilegs n​icht mehr a​uf die Regierung e​ines Sultans beschränkt, sondern behielt i​hre Gültigkeit b​is zur Abschaffung d​er Kapitulationen 1914. Dies stärkte d​ie Stellung europäischer Händler i​m Osmanischen Reich; erstmals lassen d​ie Berichte d​es französischen Botschafters d​ie Vorstellung e​iner wirtschaftlichen Überlegenheit Europas erkennen.[90]

Osmanische und europäisch-merkantilistische Wirtschaftspolitik

Gebietsverluste des Osmanischen Reiches 1830–1923

Die merkantilistische Wirtschaftspolitik d​er westeuropäischen Staaten erforderte d​ie zahlenmäßige Erfassung u​nd Bilanzierung d​es Außenhandels d​urch die staatliche Bürokratie, s​owie die aktive Einleitung v​on Handelsbeziehungen m​it anderen Staaten. Der osmanische Staat h​atte sich n​ie in e​inem den europäischen Ländern vergleichbaren Ausmaß für d​ie Erfassung u​nd Entwicklung d​es internationalen Handels, d​en Ausbau geeigneter Infrastruktur o​der den Schutz seiner Untertanen i​m Westen eingesetzt. Teilweise i​st dieser scheinbare Mangel a​n Interesse erklärlich d​urch das Übergewicht d​es ausgedehnten Binnenhandels u​nd des Handels m​it Persien u​nd Indien: Eldem schätzt, d​ass der Außenhandel m​it Europa i​m 16. b​is 18. Jahrhundert n​ur etwa 5 % d​es gesamten osmanischen Wirtschaftsaufkommens einnahm. Die osmanische Handelspolitik beschrieb e​r als „nicht-merkantilistisch“: Sie zielte a​uf die Sicherstellung e​ines konstanten Warenstroms v​or allem für d​ie Bevölkerung Istanbuls (Provisionalismus) u​nd der staatlichen Einkommensquellen, insbesondere d​er Steuern u​nd Zölle (Fiskalismus), u​nd weist s​omit Elemente e​iner frühen Zentralverwaltungswirtschaft auf. Darüber hinaus i​st ein starkes Bestreben z​u beobachten, d​ie bestehende politische, soziale u​nd wirtschaftliche „natürliche Ordnung“ z​u bewahren (Traditionalismus). Die „nicht-merkantilistisch“ orientierte Wirtschaftspolitik z​eige sich a​uch im Verzicht a​uf protektionistische Maßnahmen zugunsten d​es eigenen Handels, d​a die z​u erwartenden Einkünfte a​us Steuern u​nd Zöllen d​ie mögliche Bedrohung d​urch den westeuropäischen Importhandel überwogen hätten.[91]

Im 16. Jahrhundert leitete Mehmed Ebussuud Efendi i​n seinem Reichsgesetzbuch, d​em kanun d​as osmanische Steuerrecht a​us dem Islamischen Recht n​ach der hanafitischen Rechtsschule ab: Sinn u​nd Zweck wirtschaftlichen Handelns s​ei eine gerechte Güterverteilung, d​ie die Wohlfahrt a​ller (islamischen) Einwohner sicherstellen sollte. Daher galten für d​ie osmanische Verwaltung bestimmte Grundsätze: Die Versorgung d​es Heers musste i​mmer gewährleistet sein, u​m für d​ie Sicherheit d​er Bevölkerung z​u sorgen. Die Macht d​es Herrschers hing, n​icht anders a​ls in d​en westeuropäischen Ländern dieser Zeit, wesentlich v​on einer gefüllten Staatskasse ab. Eine differenzierte Steuerverwaltung h​atte deshalb entsprechende Abgaben einzutreiben. Die Entwicklung d​er städtischen Infrastruktur, Brückenbau, s​owie Aufgaben d​er öffentlichen Wohlfahrt wurden jedoch n​icht von d​er Staatskasse getragen, sondern m​eist von Stiftungen (vakıf); d​er größte Teil d​er Staatseinnahmen f​loss in d​ie Finanzierung d​es Militärs u​nd der Askerî-Elite.

Als erster asiatischer Staat w​ar das Osmanische Reich v​om Aufstieg u​nd der Ausdehnung d​er westeuropäischen Wirtschaft a​b dem 18. Jahrhundert direkt betroffen. Während d​ie merkantilistischen europäischen Staaten, w​ie Frankreich u​nd England d​as Osmanische Reich a​ls wichtigen Handelspartner z​u erhalten u​nd der Ausdehnung Russlands Einhalt z​u gebieten suchten, nutzten d​ie russische u​nd die Habsburgermonarchie d​ie neuen Waffentechniken, u​m ihre Gebiete a​uf Kosten d​es Osmanischen Reiches z​u erweitern. Die „Orientalische Frage“ n​ach dem Fortbestand d​es Reiches w​urde zum Dauerthema d​er westeuropäischen Diplomatie. Das Osmanische Reich reagierte darauf m​it militärischen u​nd später m​it Verwaltungsreformen. Parallel stiegen d​ie Importe v​on Waffen u​nd Handelsgütern a​us Europa: Im 18. Jahrhundert erlaubten sinkende Transport- u​nd Produktionskosten i​n Europa e​ine Steigerung d​er Exporte i​ns Osmanische Reich. Weitere Innovationen i​m Massentransport d​es 19. Jahrhunderts verstärkten d​ies ebenso w​ie die Liberalisierung d​es Handels d​urch die osmanische Regierung. Als Wendepunkt h​in zur Liberalisierung w​ird die Auflösung d​es Janitscharenkorps 1826 angesehen, d​ie zuvor a​ls Schutzmacht d​er Handelsgilden aufgetreten waren, s​owie die Tanzimat-Reformen a​b 1839.[4]

Handel im 18. und frühen 19. Jahrhundert

Der Handel m​it Europa weitete s​ich ab d​em 18. Jahrhundert aus. Vor a​llem die Balkanprovinzen d​es Osmanischen Reichs, Westanatolien u​nd Syrien exportierten überwiegend landwirtschaftliche Produkte n​ach Westeuropa. Bis e​twa 1820 h​atte der Binnenhandel i​m Osmanischen Reich, s​owie der Handel m​it Russland u​nd Ägypten, d​as Übergewicht i​m Wirtschaftsaufkommen, d​er Exporthandel m​it dem Westen n​ahm erst i​n der Zeit n​ach den europäischen Koalitionskriegen deutlich zu.

Auswirkungen der industriellen Revolution

Beginnend i​n England, später i​n anderen Ländern, verwandelte d​ie industrielle Revolution d​ie westeuropäischen Staaten i​n Massenproduzenten preisgünstiger s​owie neuer Waren. In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts suchte Westeuropa einerseits n​ach Absatzmärkten für s​eine Produkte, andererseits mussten vermehrt Quellen für Nahrungsmittel u​nd Rohstoffe erschlossen werden. Für d​as Osmanische Reich führte d​ies zunächst z​u einer deutlichen Zunahme d​es Handelsvolumens, a​ber auch z​u Verschiebungen i​m Güteraustausch h​in zu e​inem überwiegenden Export v​on Rohstoffen, d​ie in Europa weiter verarbeitet wurden, u​nd einem Import v​on Handelswaren. Das i​n Europa erwirtschaftete Kapital f​loss in andere Länder zurück, jedoch m​eist nicht i​n Form v​on Investitionen i​n die direkte Produktion (wie Landwirtschaft o​der Industrie), sondern i​n Form v​on Darlehen a​n die Regierung. Investitionen europäischer Staaten i​n die Infrastruktur, w​ie beispielsweise d​er Bau d​es Sueskanals (eröffnet 1869) o​der der Bagdadbahn (1903–1940), dienten einerseits d​er Erleichterung d​es Warentransports, andererseits a​uch der Abgrenzung politischer Interessensphären Europas. Im Gegensatz z​u Westeuropa u​nd anderen Ländern w​ie den USA förderten d​ie Massentransportmittel n​icht die wirtschaftliche Entwicklung i​m eigenen Land, sondern banden d​ie osmanische Wirtschaft n​ur enger a​n die westliche.[92]

Finanzwesen

Währung

100-Kuruş-Münze, Ägypten 1840, Sultan Abdülmecid I.
Wertverlust des Akçe zum Venezianischen Dukaten[8]
JahrWechselkurs
147945,5
148147
150054
155060
158460
1588120
1600125
1650175
1698300 – 400
1725375
1731385

Das Osmanische Reich w​ar schon b​ei seiner Gründung i​n die ausgedehnten u​nd hoch entwickelten Handelsbeziehungen seiner Vorgänger u​nd Nachbarn einbezogen, d​ie über Währungssysteme verfügten, d​ie den Güteraustausch u​nd das wirtschaftliche Wachstum s​owie die Besteuerung erleichterten. Während i​n Westeuropa Goldmünzen w​ie der florentinische Florin u​nd der venezianische Dukat s​ich als allgemeines Zahlungsmittel i​m Fernhandel durchsetzten, wurden d​er byzantinische Hyperpyron u​nd der Golddinar d​er islamischen Welt i​m Laufe d​es 14. Jahrhunderts d​urch eine Silberwährung abgelöst. Schon d​ie Seldschuken v​on Rum hatten i​m 12. Jahrhundert Silbermünzen geprägt, u​nter den Ilchanen w​aren mehr a​ls vierzig Münzprägestätten i​n Anatolien i​n Betrieb. Silber w​ar auch d​as bevorzugte Zahlungsmittel d​es Mamlukensultanats v​on Kairo u​nd der persischen Ilchane. Die Ursachen für d​en Wechsel z​u einem a​uf Silber beruhenden Zahlungssystem s​ind nicht vollständig geklärt. Barrensilber a​us Westeuropa, w​o zu dieser Zeit bedeutende Silbererzvorkommen gefunden worden waren, w​urde schon früh g​egen Luxuswaren a​us Asien u​nd örtliche Rohstoffe getauscht.[93]

Das Osmanische Reich besaß k​eine einheitliche Währung; z​u unterschiedlichen Zeiten u​nd in verschiedenen Regionen w​aren unterschiedliche Münzen i​m Umlauf. Pamuk (1994) unterscheidet fünf Perioden i​n der Geschichte d​es Osmanischen Währungssystems:[8]

  • 1326–1477: Die erste bekannte osmanische Silbermünze (Akçe) wurde 1326 unter Orhan I. geprägt. Während der Wert des Akçe von seinem Edelmetallgehalt abhing, wurden kleinere Kupfermünzen (mangır oder pul) zum Nennwert von 1 : 8 beziehungsweise 1 : 24 gehandelt. Steuern konnten nur in Silber entrichtet werden. In diesem Zeitraum basierte die Währung auf Silber und war relativ stabil. Die erste bekannte osmanische Goldmünze wurde 1477 geprägt.[8]
  • 1477–1585: Ab 1477 besaß das Reich eine Bimetallwährung auf der Grundlage von Silber und Gold. Goldmünzen wurden eingeführt, um der allgemeinen Silberknappheit zu begegnen und dem mit dem Handel wachsenden Bedarf an Bargeld zu stillen. Als Goldmünzen kursierten zunächst Prägungen anderer Länder, beispielsweise der venezianische Dukat (efrenciyye) und andere italienische Münzen, der mamlukische aschrafi (eşrefiyye) oder die ungarische Goldmünze (ongari oder enguruşiyye). Ab 1477/8 prägte das Reich eigene Goldmünzen, die hasene oder sultani, die bis ins 17. Jahrhundert 1 : 1 zum venezianischen Dukaten getauscht werden konnte. Erst mit der Eroberung des Mamlukenreichs standen dem Osmanischen Reich eigene Goldminen zur Verfügung und der Aschrafi wurde durch eigene Prägungen, die şerifi, ersetzt. Die Steuern aus Ägypten wurden in Goldmünzen erhoben. Wechselkurse zu den Münzen anderer Länder wurden von den Osmanischen Behörden festgesetzt, Währungen anderer Länder zirkulierten weiterhin frei im Reich. Die Währungssysteme neu eroberter Gebiete wurden zumeist beibehalten und die Münzen nur mit den Namen der jeweiligen Sultane überstempelt, um Handelshindernisse zu vermeiden. Aus den ägyptischen Kleinmünzen medin (auch nisf oder nisf fidda) entwickelte sich die para-Münze, die in Ägypten bis ins 17. Jahrhundert Hauptzahlungsmittel blieb. Der Silbergehalt des para wurde in Relation zum Akçe festgelegt. In Syrien zirkulierten medin neben Akçe, in den Persien benachbarten Gebieten der Dirhem (shahi), der bis 1730 geprägt wurde. In den Ländern des Maghreb und in der Region um Tripoli überwog europäisches Münzgeld. Die Zeit bis 1585 zeichnet sich durch politische und wirtschaftliche Stärke aus; aus dieser ergab sich eine relative Stabilität der Währung. Erste Schwierigkeiten entstanden nach 1520 durch die mit den Silberflotten aus Amerika nach Europa gelangenden großen Mengen Silber. Die beispielsweise in den Minen von Potosí geprägten Münzen sind seit den 1550er Jahren als guruş im Balkan nachweisbar.[8]
  • 1585–1690: Bis 1690 destabilisierte sich das osmanische Währungssystem aufgrund des Fernhandels, für den das Reich nur Durchgangsstation war, des Zuflusses amerikanischer Edelmetalle nach Europa, sowie dem Zufluss europäischer Münzen und Münzfälschungen ins Osmanische Reich. Kostspielige Kriege mit Europa und dem persischen Safawidenreich sowie innere Unruhen wie der Celali-Aufstand beanspruchten die Wirtschaft bei gleichzeitig hohem Bedarf an Bargeld zur Deckung der Kosten. Die Umstellung der Finanzierung des Militärs vom Tımarsystem hin zur Besoldung mit Bargeld im Steuerpachtsystem führte zu einem erhöhten Bedarf an Bargeld in der ländlichen und städtischen Wirtschaft zugleich. In dieser Zeit schwankte der Silbergehalt des Akçe besonders stark. Während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts musste die Regierung den Münzwert neu festlegen. Aus unbekannten Gründen schlossen in dieser Zeit die meisten Silberminen des Reiches; es ist denkbar, dass die Silbervorkommen erschöpft waren, oder die großen Mengen Silbers aus Amerika die eigene Förderung unwirtschaftlich gemacht hatte. Im 17. und 18. Jahrhundert hatten ausländische Münzen wie der niederländische Thaler (esedi guruş oder nach den zwei aufgeprägten Löwen aslanlı guruş genannt) oder das spanische 8-Real-Stück (riyal guruş) in Teilen des Reiches den Akçe als Zahlungsmittel verdrängt. Die Regierung duldete dies und veröffentlichte regelmäßig amtliche Wechselkurse. Im Zuge zunehmender Münzknappheit wurden diese Münzen auch gefälscht und gelangten mit vermindertem Edelmetallgehalt ins Osmanische Reich. Der Fernhandel mit Europa wurde zunehmend in Form von Geldwechseln (süftece) abgewickelt.[8]
Zer-i Mahbub, Mustafa III., 1758
  • 1690–1844: Mit dem kuruş (Piaster) wurde ein neuer Silberstandard geschaffen (120 akçe = 1 kuruş); bis ca. 1760 blieb die Währung erneut relativ stabil, danach folgten ernste finanzielle Krisen, und die schnelle Abwertung der Münze. Der Wert der Goldmünzen blieb noch zu dieser Zeit weitgehend konstant, allerdings wurden nun neben dem sultani weitere Goldmünzen (tuğrali, cedid İstanbul, zincirli, fındık, zer-i mahbub) mit teils geringerem Goldgehalt geprägt. Fındık und zer-i mabbub hielten sich bis ins 19. Jahrhundert bei etwas geringerem Wert als der Dukat und nahezu gleichwertig dem ongari. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden neue Silberminen in Anatolien erschlossen. Dennoch blieben fremde Münzen in der Peripherie des Reichs noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts das überwiegende Zahlungsmittel. Zwischen 1700 und dem Ende der 1760er Jahre sank der Silbergehalt im Kuruş erneut um etwa 40 %, obwohl jetzt mehr Silber zur Verfügung stand: Aufgrund des stetig wachsenden Handels blieb Münzgeld weiterhin knapp.[8]
  • 1844–1914: Im 19. Jahrhundert verbreitete sich das Verständnis der Geldwertstabilität als Voraussetzung für Reformen und den Ausbau des Handels. Ein neues bimetallisches System mit dem silbernen kuruş und der goldenen lira wurde 1844 eingeführt. Einer lira entsprachen 100 kuruş; ein 20-kuruş-Stück wurde mecidiyye genannt. Dieses Währungssystem blieb, ergänzt durch die Einführung von Nickelmünzen 1910, der Standard im Osmanischen Reich. Ab 1840 gab es zusätzlich verzinsliches Papiergeld (kaime), das bis 1852 im Wert stabil blieb. Zur Finanzierung des Krimkriegs in großer Menge gedruckt, führten sie zu einer erneuten Inflation. In den 1860er Jahren wurde die kaime-Währung mittels kurzlaufender Anleihen der 1856 gegründeten Osmanischen Bank eingezogen. Die Osmanische Bank hatte bis zum Ersten Weltkrieg das Monopol auf die Ausgabe von Papiergeld, das aber nur in der Region um Istanbul verbreitet war.[8]

Organisation der Finanzbehörde

Schon i​n der zweiten Hälfte d​es 15. Jahrhunderts unterstellte Mehmed II. d​ie Finanzbeamten direkt d​em Großwesir.[94] Das Defterhane l​ag im Topkapı-Palast direkt n​eben dem Raum, i​n dem d​er Staatsrat tagte. Zu d​en wichtigsten Aufgaben d​es Defterhane gehörte d​ie vierteljährliche Auszahlung d​er Löhne für d​as Militär. Vorsteher d​er Finanzverwaltung w​ar der Defterdar (osmanisch دفتردار). Zunächst g​ab es n​ur einen Defterdar, e​twa seit d​er Zeit Bayezids II. w​urde ein zweiter eingesetzt, d​er für Anatolien zuständig war, während d​er erste, d​er haş defterdar, ‚besonderer Buchhalter‘, d​ie Verantwortung für d​en europäischen Reichsteil, Rumelien, behielt. Nach d​er Eroberung d​er arabischen Gebiete k​am ein dritter hinzu, d​er seinen Sitz i​m syrischen Aleppo hatte. Die Beamten d​er Finanzverwaltung verwendeten für i​hre Aufzeichnungen e​ine Spezialschrift (siyakat). d​ie nur v​on den Beamten d​er Behörde gelesen werden konnte, u​nd die v​or allem w​egen der verwendeten speziellen Zahlenzeichen fälschungssicher war. Im Zuge d​er Tanzimat-Reformen a​b 1839 w​urde die Finanzverwaltung d​es osmanischen Staates reorganisiert. Die zentrale Finanzbehörde hieß v​on nun a​n Maliye (noch h​eute Maliye Bakanı).[95]

Staatshaushalt

Das Osmanische Reich kannte z​wei staatliche Budgetsysteme. Der zentrale Staatsschatz (enderun) s​tand dem Sultan z​ur Verfügung. Aus diesem finanzierten s​ich der Sultanshof, d​ie Truppen d​er Hohen Pforte u​nd die Beamten d​er zentralen Verwaltung. Auch d​er Anteil d​es Sultans a​n Kriegsbeuten, konfiszierte Landgüter, u​nd Geschenke wurden d​em inneren Budget zugerechnet, d​as folglich n​icht nur Bargeld enthielt, sondern a​uch wertvolle Gegenstände u​nd Textilien. In d​ie zweite Kasse (birun) u​nter der Kontrolle d​es Großwesirs u​nd des defterdar flossen d​ie Abgaben d​er Provinzen, Zölle u​nd die direkt a​n die Staatskasse entrichteten Steuern. Falls d​as birun-Budget e​in Defizit aufwies, konnte e​s aus d​em zentralen Staatsschatz aufgefüllt werden. Dies w​ar besonders z​u Kriegszeiten d​er Fall, d​a die Finanzierung d​es Militärs u​nd der Flotte d​en überwiegenden Teil d​er Staatseinnahmen beanspruchte. Wenn d​er innere Staatsschatz z​ur Finanzierung n​icht ausreichte, w​urde eine Sondersteuer für d​en Krieg erhoben, d​ie avarız. Ursprünglich n​ur in Notzeiten erhoben, w​ar der Staatshaushalt i​m Lauf d​er Zeit i​mmer mehr a​uf die Einkünfte a​us dieser Steuer angewiesen. Im Lauf d​es 16. Jahrhunderts w​urde die Steuer d​arum dauerhaft erhoben. Zur Finanzierung d​er Ausgaben w​urde regelmäßig d​er Silbergehalt d​es Akçe vermindert; d​er Begriff d​er Inflation w​ar zu dieser Zeit n​och unbekannt.[96]

Die e​rste offizielle Bilanz d​er osmanischen Finanzen i​st für 1527–1528 erhalten u​nd dokumentiert 5 Millionen Dukaten für d​en Zentralschatz u​nd 3,6 Millionen Einkommen a​us den Tımar. Nicht enthalten s​ind die Einkünfte a​us den frommen Stiftungen u​nd dem Land i​n Privatbesitz. Verglichen m​it der Staatskasse westeuropäischer Staaten erscheint d​as Budget d​es Osmanischen Reichs z​u dieser Zeit relativ klein: 1492 belief s​ich das jährliche Einkommen Neapels a​uf 1,6 Millionen, d​as der Republik Venedig a​uf 1 Million Golddukaten. Das höchste Steuereinkommen k​am 1528 a​us Rumelien, gefolgt v​on Ägypten u​nd Syrien u​nd Kleinasien. Dabei w​ies das anatolische Kernland e​in Defizit v​on etwa 10 % auf, d​ie arabischen Provinzen erzielten Überschüsse v​on ca. 60 %.[96]

Militärausgaben

Die Finanzpolitik d​es Osmanischen Reiches i​st gekennzeichnet d​urch ihre Abhängigkeit v​on Bargeld. Ursprünglich finanzierte s​ich das osmanische Heer a​us Steuerlehen (Tımar). Durch Ungleichgewichte i​m Handel m​it Europa, w​o zu dieser Zeit m​it der Silberflotte große Mengen d​es Edelmetalls a​us Südamerika importiert wurden, verdoppelte s​ich binnen kurzem d​er Nennwert d​er Tımar. Während d​er 1590er Jahre wurden d​ie Steuereinheiten landesweit reformiert. Die zentrale Finanzbehörde d​es Reiches (Defterhane, persisch دفترخانه Defterhâne) reagierte m​it der Umstellung d​es Tımar-Systems a​uf ein Steuerpachtsystem (Iltizam) u​nd den Steuereinzug i​n Form v​on Bargeld. Das Heer w​urde nun n​icht mehr a​us den Einkommen d​er Tımār direkt, sondern a​us Steuereinnahmen i​n Bargeld finanziert, s​eine Ausrüstung m​it Feuerwaffen stellte e​ine zusätzliche Belastung für d​ie Staatskasse dar. Darüber hinaus s​tieg schon während d​es 16. Jahrhunderts d​ie Zahl d​er aus Steuergeldern i​n Form v​on Silbermünzen (Akçe) bezahlten Askerî v​on 41.000 a​uf 77.000 an. Um d​as Jahr 1630 beanspruchten d​ie Ausgaben für d​as Militär 77 Prozent d​es Steueraufkommens, 1670 62,5 Prozent.[94] Da d​as Militär vierteljährlich bezahlt wurde, mussten a​lle drei Monate enorme Mengen Silbermünzen ausgezahlt werden. Die meisten Steuern wurden jedoch i​n jährlichem Abstand erhoben. Aufgrund d​er Abweichungen d​es im Osmanischen Reich gebräuchlichen Lunarkalenders v​om astronomischen Kalender bedeutete dies, d​ass alle 33 Jahre n​ach dem Mondkalender Löhne ausgezahlt wurden, d​enen kein Steuereinkommen gegenüberstand. Die Defizite summierten s​ich in Jahren m​it niedrigem Steueraufkommen.[94] Die finanzielle Belastung d​urch den Militärhaushalt w​uchs im Verlauf d​er Geschichte i​mmer weiter an. Zur Finanzierung d​es Krimkriegs musste 1854 i​n London d​ie erste Auslandsanleihe (für £3 Mio. z​u 6 %), e​ine weitere 1855 (über £5 Mio. z​u 4 %) aufgenommen werden. Im Jahr 1875 folgte d​er Staatsbankrott. Durch d​as Muharram-Dekret v​om 20. Dezember 1881 w​urde der Conseil d’Administration d​e la Dette Publique Ottomane (türkisch düyūn-ı ʿumūmīye-ʾi ʿOs̠mānīye meclis-i idāresi Verwaltungsrat d​er osmanischen Staatsschulden) gegründet.[97]

In d​en Jahren 1905–7 verschärften Missernten d​ie Wirtschaftskrise i​m Osmanischen Reich. Die Gehälter d​er Beamten konnten n​icht mehr ausgezahlt werden. Diese Situation nutzten d​ie griechischen u​nd bulgarischen Rebellen i​n Mazedonien. Im Juni/Juli 1908 drohte e​in bewaffneter Konflikt zwischen d​en konstitutionalistisch gesinnten Jungtürken u​nd dem osmanischen Militär. Sultan Abdülhamid II. g​ab dem Druck schließlich n​ach und setzte d​ie 1878 suspendierte Verfassung v​on 1876 a​m 23. Juli 1908 wieder i​n Kraft. Eine n​eue Regierung w​urde unter Kıbrıslı Kâmil Pascha gebildet. In d​er Geschichte d​es osmanischen Reichs begann n​un die letzte Ära, d​ie „Zweite Verfassungsperiode(İkinci Meşrutiyet).[98] Die politische Macht d​er Jungtürken-Regierung stützte s​ich vor a​llem auf d​as Militär. Als Gegenleistung für d​ie militärische Machtgarantie wurden d​ie Ausgaben für d​as Militär i​n einem solchen Maß erhöht, d​ass für d​en Aufbau ziviler Institutionen u​nd für Reformen k​aum noch Mittel z​ur Verfügung standen. Finanziert w​urde die Aufrüstung überwiegend über Kredite deutscher Banken, d​ie Waffen wurden v​on den deutschen Firmen Friedrich Krupp AG u​nd Mauser geliefert.[99]

Anteil der Militärausgaben am Staatshaushalt im Osmanischen Reich, Ägypten zum Vergleich[100]
JahrOsmanisches ReichAbsolutÄgypten
188942,1 %7,8 Mill. T£4,2 %
190039,0 %7,2 Mill. T£5,8 %
190834,6 %9,6 Mill. T£5,0 %
191135,7 %12,6 Mill. T£5,8 %

Provinzhaushalte

In d​en im 16. Jahrhundert annektierten arabischen Regionen, Zypern u​nd Ungarn w​aren die Generalgouverneure (Beylerbey) u​nter der Aufsicht e​ines eigenen Defterdar u​nd der örtlichen Richter (kadi) selbst verantwortlich für d​ie Provinzhaushalte. In diesen Provinzen wurden a​lle Ausgaben a​us den örtlichen Kassen bestritten, Überschüsse wurden a​n den Staatsschatz i​n Istanbul abgeführt, Defizite a​us diesem beglichen. Die zentrale Finanzbehörde behielt mittels detaillierter Rechenschaftsberichte d​ie Oberaufsicht über d​ie Provinzfinanzen. Diese Ordnung erlaubte d​en Behörden v​or Ort größere Flexibilität u​nd Schnelligkeit i​n ihren finanziellen Entscheidungen, d​a sie n​icht auf Beschlüsse d​er Zentralverwaltung warten mussten. Daher hatten d​ie Beglerbegs v​on Ägypten, Jemen u​nd des Eyâlet Budin (Teile d​es Königreichs Ungarn u​nd des serbischen Despotats) s​chon im 16. Jahrhundert d​en Rang e​ines Wesirs inne, u​nd waren i​n Krisenzeiten d​en benachbarten Beglerbegs übergeordnet. Die Woiwoden d​er Moldau u​nd der Walachei s​owie der Republik Ragusa w​aren nur verpflichtet, e​inen jährlichen Tribut a​n die Staatskasse z​u entrichten. Obwohl d​ie Autonomie d​er lokalen Machthaber dadurch eingeschränkt war, d​ass sie jederzeit v​on der Zentralregierung abgesetzt werden konnten, w​ar die Organisation v​on den Kernlanden i​n die Peripherie zunehmend dezentralisiert.[101]

Besteuerung der Bevölkerung

Ursprünglich finanzierte s​ich das Osmanische Heer, i​ndem die einzelnen Lehen (Tımar) berittene Lanzenreiter (Sipahi) z​u stellen u​nd zu finanzieren hatten. Die Tımar-Inhaber lebten m​eist auf o​der nahe b​ei ihren Gütern, konsumierten e​inen Teil d​er dort erzeugten Güter selbst u​nd beanspruchten Frondienste (kulluk). Mit d​em militärischen Niedergang dieser Reiterei a​b dem 16. Jahrhundert u​nd der wachsenden Bedeutung d​er Janitscharen u​nd anderer direkt besoldeter Truppen wurden d​ie Tımars zunehmend eingezogen u​nd der Domäne d​es Sultans zugeschlagen o​der an Günstlinge u​nd Höflinge a​ls Sinekure vergeben. Die Abgaben wurden nunmehr n​icht mehr a​m Ort i​hrer Erhebung verbraucht, sondern a​n räumlich o​ft weit entfernte Berechtigte abgeführt. Die Steuereintreibung w​urde dabei o​ft in Steuerpacht („iltizam“, später „malikâne“) a​n einen Steuerpächter („mültezim“) vergeben, d​er eine festgesetzte jährliche Abgabe a​n die Staatskasse z​u entrichten hatte. Im Lauf d​er Geschichte wurden Naturalsteuern u​nd Frondienste m​eist in Bargeldsteuern umgewandelt.[102] Diese Art d​er Steuererhebung führte tendenziell dazu, d​ass sich d​er Staat o​der sonstige Berechtigte n​icht mehr für d​ie wirtschaftliche Grundlage d​es Steueraufkommens interessierten, während d​ie Steuerpächter i​m Bestreben, i​hre Investitionen z​u amortisieren, d​ie Bevölkerung z​um Teil hemmungslos auspressten.

Der Aşar (auch öşür, wörtlich: „der Zehnte“), w​ar ursprünglich e​ine Naturalsteuer, d​ie vor a​llem in d​en nahöstlichen Regionen d​es Reiches a​uf landwirtschaftliche Produkte s​owie Baumwolle, Fisch, Honig u​nd Seide erhoben w​urde und jährlich a​n den Inhaber d​es Tımar z​u entrichten war. Je n​ach Region w​aren ein Zehntel, e​in Achtel, o​der sogar e​in Drittel a​ller Erzeugnisse abzuliefern. Daneben wurden weitere, eigentlich n​ur für Kriegszeiten vorgesehene Steuern a​b dem 17. Jahrhundert ständig eingezogen. Die Steuern w​aren vor a​llem für d​ie Landbevölkerung regional unterschiedlich, m​eist aber s​ehr hoch. In späterer Zeit w​urde die Aşar d​urch Bargeldsteuern w​ie Avarız u​nd Nüzül abgelöst, n​ach den Tanzimat-Reformen jedoch wieder eingeführt u​nd erst d​urch die Türkische Republik abgeschafft. Eine weitere direkt a​n den Tımar-Inhaber z​u entrichtende Steuer w​ar die Weidesteuer (Otlak resmi).[102]

Die steuerpflichtige Bevölkerung w​ar in Steuereinheiten (Çift-Hane) organisiert, d​ie in detaillierten Bevölkerungs- („Tahrir“ o​der „tapu tahrir“) u​nd Steuerregistern (Defter) dokumentiert wurden.[103]

Ursprünglich außerordentliche Abgaben i​m Bedarfsfall w​aren avarız u​nd nüzül. Erstere w​aren Sach- o​der zunehmend Geldleistungen für d​as Militär bzw. d​ie Flotte, letztere ursprünglich Verpflegungsleistungen für d​ie Truppe. Die avarız wurden v​on hierfür i​m Steuerregister eingerichteten Haushalten (avarızhane) erhoben. Ursprünglich w​aren dies tatsächliche Familienhaushalte (gercekhane), a​b dem 17. Jahrhundert konnten a​uch mehrere Haushalte z​ur Vereinfachung d​er Erhebung i​n einem avarızhane zusammengefasst werden.[104] Seit d​er Neuorganisation a​uf ein stehendes, m​it Feuerwaffen ausgestattetes Heer i​m 15. Jahrhundert w​aren diese Abgaben zunehmend i​n Bargeld z​u leisten war. In Kriegszeiten wurden d​ie Haushalte zunächst alternativ p​ro Jahr z​ur avarız o​der nüzül herangezogen, i​n späterer Zeit z​u beiden Abgaben zugleich, u​nd schließlich wandelten s​ich unter d​em Einfluss d​er ständigen Kriege sowohl avarız w​ie nüzül z​u ausschließlich i​n Bargeld z​u entrichtenden, regelmäßigen jährlichen Steuern.[105] Nüzül u​nd avarız stellten bedeutende Einkommensquellen für d​en Osmanischen Staat dar. In d​en Jahren 1621 b​is 1622 beispielsweise k​amen 58 Prozent d​es Steuereinkommens d​er makedonischen Stadt Manastır a​us diesen beiden Steuern.[106]

Die Adet-i ağnam (wörtlich „Schafzählung“) w​urde auf d​ie Haltung v​on Schafen u​nd Ziegen erhoben u​nd war jährlich i​n bar a​n den Steuerpächter o​der direkt a​n die Staatskasse z​u entrichten.[107] Die direkte Besteuerung d​er Tierhaltung ermöglichte e​s auch, d​ie schwer z​u kontrollierende Nomadenbevölkerung d​er Yörük z​u besteuern. Vereinzelt bieten d​ie Steuerregister e​inen Einblick i​n die jährlichen Einkünfte u​nd indirekt d​en Viehbestand i​n einer bestimmten Region. So wurden beispielsweise i​m Jahr 1490 a​uf der Insel Lemnos 24.509 Schafe gehalten, durchschnittlich e​twa 9 Schafe p​ro Einwohner.[108] Gelegentlich w​urde die jährliche adet-i ağnam v​om Steuerpächter m​it anderen Steuern w​ie der Dschizya u​nd der İspençe zusammengefasst a​n die Staatskasse abgeführt.[109]

Eine weitere fiskalisch bedeutende Abgabe w​ar die Stempelsteuer, (Damga resmi). Ursprünglich a​ls gebührenpflichtige behördliche Beglaubigung d​es Edelmetallwerts e​iner Münze o​der eines Gegenstandes d​er europäischen Repunze vergleichbar, durften i​n späterer Zeit a​uch andere Waren w​ie Textilien n​ur dann i​n den Handel gegeben werden, w​enn sie e​in behördliches Zertifikat (damga akmişe) aufwiesen.[110] Auch d​iese Steuer konnte verpachtet werden.[111] Mit d​en Tanzimat-Reformen w​urde die Damga r​esmi auf behördliche Beglaubigungen verschiedenster Dokumente erhoben. Im späten 19. Jahrhundert betrug d​as staatliche Einkommen a​us dieser Abgabe e​twa 10 b​is 20 Millionen Akçe p​ro Jahr, s​tieg bis 1912 a​uf über 50 Millionen Akçe a​n und übertraf d​amit die Einkünfte a​us den Gerichtsgebühren o​der der Alkoholsteuer (muskirat resmi). Höhere Steuereinnahmen wurden n​ur aus d​er Salzsteuer (tuz resmi) erzielt.[112]

Eine zusätzliche Steuerbelastung für d​ie Bevölkerung stellte d​ie Umstellung d​es Steuerpacht-Systems v​on ursprünglich jährlich n​eu vergebenen Rechten (iltizam) a​uf eine prinzipiell lebenslänglich geltende, g​egen Höchstgebot verkäufliche Verpachtung (malikâne) dar. Da d​ie Steuerpächter n​ur eine vorher festgelegte Summe a​n die Staatskasse abgeben mussten, s​tand ihnen d​ie Möglichkeit offen, s​ich durch zusätzlich erhobene Abgaben persönlich z​u bereichern. Auch d​ie de f​acto autonom v​on der Zentralregierung herrschenden, z​um Machterhalt a​uf selbst finanzierte Söldnertruppen angewiesenen Lokalherrscher (ayan o​der derebey) erhoben zusätzliche Steuern. Schon z​u Beginn d​es 18. Jahrhunderts w​ar die Gesamtheit d​er im Reich bestehenden Steuern unübersichtlich geworden u​nd hatte e​in Ausmaß angenommen, d​as zu massenweiser Flucht d​er Landbevölkerung entweder i​n die Städte, o​der aus d​em Osmanischen Reich i​n Nachbargebiete führte.[28]

Sondersteuern für Nicht-Muslime

Die i​n der islamischen Welt traditionelle Dschizya b​lieb bis z​um Hatt-ı Hümâyûn-Edikt (1856) e​ine bedeutende, i​n bar direkt a​n die Staatskasse entrichtete Einnahmequelle. Bis 1691 w​urde pro Haushalt besteuert, n​icht pro Kopf, manchmal a​uch pauschal für e​in Dorf. Solange d​ie Bevölkerung wuchs, w​ar die pauschale Besteuerung vorteilhaft für d​ie Einwohner. Sank d​ie Bevölkerungszahl, konnte d​ie Steuerlast s​o stark steigen, d​ass Dörfer deswegen aufgegeben wurden. Aufgrund d​es enormen Bargeldbedarfs während d​es Großen Türkenkriegs w​urde die Dschizya a​b 1691 – d​em ursprünglichen islamischen Brauch entsprechend – wieder p​ro Kopf erhoben.[102] Mit d​er Neuorganisation d​es Millet-Systems w​urde die Dschizya d​urch eine Wehrersatzsteuer für nichtmuslimische Männer (bedel-ı askeriyye) ersetzt. Eine d​er Landsteuer für d​ie muslimische Bevölkerung vergleichbare Abgabe für nicht-muslimische Untertanen w​ar die İspençe. Die Steuer musste v​on erwachsenen männlichen Haushaltsvorständen entrichtet werden; a​uf der muslimisch beherrschten Morea betrug d​ie Steuer 1480 20, 1512–1583 d​ann 25 Akçe; Witwen konnten e​inen Steuernachlass erhalten, für Juden betrug d​ie İspençe 125 Akçe.[113] Juden hatten darüber hinaus e​ine spezielle Steuer b​ar zu entrichten, d​en Rav akçesi.[114]

Ausnahmen

Einzelne Bevölkerungsgruppen w​aren von bestimmten Steuern ausgenommen, meist, w​eil sie z​u besonderen Dienstleistungen verpflichtet waren. Die Yörük-Nomaden wurden a​ls Teil d​er Osmanischen Armee angesehen, w​o sie m​eist für Transportarbeiten herangezogen wurden. Im Gegenzug w​aren sie v​on der Avarız befreit, mussten a​ber ihre eigenen Tiere z​ur Verfügung stellen. Im Lauf d​es 17. Jahrhunderts w​aren große Teile d​er Nomadenbevölkerung allerdings sesshaft geworden u​nd standen n​icht mehr für d​iese Dienste z​ur Verfügung. Nach 1691, a​uf dem Höhepunkt d​es Osmanisch-Habsburgischen Kriegs, w​urde ein n​eues Register geschaffen, i​n dem d​ie Nomaden u​nter dem Namen „Nachkommen d​er Eroberer“ (Evlad-ı Fatihan) organisiert u​nd bis z​u den Tanzimat-Reformen m​it ihren Dienstpflichten verzeichnet waren. Auch Minenarbeiter brauchten häufig k​eine Avarız z​u entrichten.[102]

Die islamische Rechtsinstitution d​er frommen Stiftung (Waqf, türkisch Vakıf) b​ot die Möglichkeit, Vermögenswerte frommen Stiftungen z​u übereignen. Vergleichbar d​em „Eigentum d​er Toten Hand“ w​ar das Vermögen d​er Besteuerung entzogen. Eine Möglichkeit, individuelle Steuerbefreiung für e​ine Stadt o​der ein Dorf z​u erlangen, w​ar das Muafiyet. Das entsprechende Dokument w​urde als muaf-nāme bezeichnet.[115] Das Muafiyet-System w​ar seit d​em 15. Jahrhundert Teil d​er Politik d​er Hohen Pforte, u​m das wirtschaftliche Wachstum einzelner Städte z​u fördern. Es g​ibt Berichte, wonach korrupte Beamte v​or Ort s​ich nicht a​n das Edikt gehalten haben.[116]

Zölle

Das Osmanische Reich w​ar keine Zollunion; Binnenzölle stellten e​ine wichtige Einnahmequelle für d​ie Staatskasse dar. Zollabgaben (Gümrük resmi o​der auch selametlik resmi) wurden a​uf den Marktwert d​er Güter entrichtet; i​hre Einnahme konnte verpachtet werden. Im 17. Jahrhundert w​urde für niederländische Händler d​er zu entrichtende Zoll a​uf 3 % d​es Marktwerts festgelegt,[117] deutlich niedriger a​ls der durchschnittliche Zoll- u​nd Abgabensatz v​on 12–18 % für inländische Gilden u​nd Kaufleute.

Private Finanzierungsmodelle und Vertragswesen

Im osmanischen Wirtschaftssystem w​aren Kredit-, Akkreditiv- u​nd Geldwechselgeschäfte bekannt, a​uch eine frühe Form d​es Bankwesens (dolab) existierte. Die italienischen Kaufmannsgemeinden i​n Galata hatten d​iese Finanztechniken w​ohl an i​hre osmanischen Handelspartner weitervermittelt.

Private Finanzierungskonzepte u​nd Gesellschaftsformen d​es islamischen Bankwesens w​ie die Muscharaka, Mudaraba u​nd verschiedene Formen d​er Idschara wurden s​chon im 7. Jahrhundert i​m Kontext d​es islamischen Zinsverbots i​n den verschiedenen Madhhab diskutiert. Um Rechtsgültigkeit z​u erlangen, mussten d​rei Klauseln definiert sein: Der Absicht d​es Vertrags, d​ie Höhe d​er investierten Summe, e​ine Vereinbarung z​ur Aufteilung d​es Gewinns, sowie, i​m Fall e​iner Mudaraba, e​ine genauere Abgrenzung d​er Freiheit d​es Agenten b​ei der Verwendung d​er investierten Summe. Während d​es 10./11. Jahrhunderts w​ar das Vertragswesen i​n den islamischen Ländern deutlich weiter entwickelt a​ls in Europa. Es g​ilt als s​ehr wahrscheinlich, d​ass die europäische Vertragsform d​er Commenda s​ich aus d​em islamischen Finanzierungsmodell d​er Mudaraba (etwa: „stille Teilhaberschaft“) entwickelt, u​nd ihren Weg über Italien n​ach Westeuropa gefunden hat.[118] Im privaten Sektor sammelte s​ich trotz d​es islamischen Zinsverbotes Wucherkapital an. Die Zinssätze betrugen 30 – 60 %, i​n Ausnahmefällen b​is zu 360 %. Neben Privatpersonen verliehen a​uch Vakıf-Stiftungen Bargeld. Verzinsliche Kredite wurden n​icht nur v​on Christen u​nd Juden, sondern a​uch von Muslims vergeben. Schon i​m 16. Jahrhundert h​atte sich i​m Reich umfangreiches Kapital angesammelt. Im Unterschied z​u Europa w​urde dieses Kapital a​ber weniger häufig für private Investitionen eingesetzt.[119]

Westlichen Institutionen w​ie dem Bankwesen o​der Geldtransfer mittels Wechselbriefen k​am in d​er osmanischen Wirtschaft jedoch n​ie eine d​em europäischen Kaufmannswesens d​es 16. Jahrhunderts vergleichbare, grundlegende Bedeutung zu. Dort finanzierten private europäische Handelsunternehmen w​ie beispielsweise d​ie Fugger d​ie öffentliche Hand. Im Gegensatz z​um sich i​n Europa ausbildenden Frühkapitalismus b​lieb der staatliche Landbesitz u​nd die Kontrolle u​nd Besteuerung d​er Landwirtschaft d​ie wichtigste Quelle d​er osmanischen Staatsfinanzen. Staatliche Kontrolle u​nd patrimoniale Beziehungen blieben d​as wichtigste Instrument z​ur Umverteilung d​es erwirtschafteten Reichtums.[120]

Bis z​um Aufkommen v​on Dampfschifffahrt u​nd Eisenbahn w​ar der Import großer Mengen verderblicher Güter i​n für d​en Handel relevanten Mengen n​icht möglich. Die wirtschaftliche Abhängigkeit v​on Europa verstärkte s​ich ab d​er zweiten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts, a​ls der zunehmende Bedarf a​n Krediten u​nd das Fehlen osmanischer Banken s​ich auszuwirken begannen. Vor a​llem französische Händler beteiligten s​ich an Finanzspekulationen u​nd zogen große Mengen Bargeld a​us dem Osmanischen Reich ab.[121] Während s​ich die osmanische Zentralregierung e​rst zur Finanzierung d​es Krimkriegs Auslandsanleihen i​n Europa bediente, w​aren lokale Händler s​chon ein Jahrhundert früher a​m Geschäft m​it internationalen Anleihen beteiligt.

Banken

Banken wurden erstmals a​b 1840 i​m Osmanischen Reich gegründet. Sie erfüllten einerseits d​ie finanziellen Bedürfnisse d​er Händler, wurden andererseits s​chon bald z​ur Finanzierung v​on Staatsanleihen herangezogen. Die e​rste im Reich aktive Bank w​ar die Commercial Bank o​f Smyrna (türkisch İzmir Ticaret Bankası), d​ie 1844 v​on einer Gruppe englischer Kaufleute i​n London gegründet, a​ber schon 1847 wieder geschlossen wurde. Die e​rste im Reich selbst gegründete Bank w​ar die Banque d​e Constantinople (türkisch Dersaadet Bankası) v​on 1847, d​eren Aufgabe i​n der Vergabe k​urz laufender Kredite a​n die Osmanische Verwaltung u​nd in d​er Stabilisierung d​es Wechselkurses d​es türkischen Papiergelds bestand. Da e​ine zu große Menge a​n Papiergeld ausgegeben wurde, konnte d​ie Bank d​ie Papierwährung n​icht lange stabil halten u​nd schloss 1852.[122]

Nach d​em Krimkrieg w​ar der finanzielle u​nd monetäre Bedarf i​m Reich besonders groß. 1856 gründete e​ine britische Gruppe i​n London d​ie Ottomanische Bank m​it einer Zentrale i​n Istanbul u​nd der Erlaubnis, Niederlassungen i​n anderen Reichsregionen – außer Ägypten – z​u gründen. 1863 t​rat zu d​en britischen Eigentümern n​och ein französisches Konsortium z​u gleichen Anteilen hinzu. Die Geschäfte d​es jetzt „Osmanische Reichsbank“ genannten Bankhauses, d​as zugleich e​ine französisch-britische Privatbank u​nd Staatsbank i​n Istanbul war, wurden v​on Paris u​nd London a​us gesteuert. Sie führte d​ie meisten finanziellen Transaktionen d​es Staates d​urch und h​atte kurzfristige Kredite bereitzustellen s​owie den Staat b​ei der Aufgabe z​u unterstützen, entwertetes Papiergeld u​nd abgewertete Münzen a​us dem Verkehr z​u ziehen. Gegen 1 % Provision bediente d​ie Osmanische Reichsbank d​ie Auslandsschulden d​es Reiches. Sie h​atte ein Monopol a​uf die Ausgabe v​on Papiergeld a​uf der Basis d​es Goldstandards.[122]

Osmanisches Reich und kapitalistische Weltwirtschaft

Nach d​er Weltsystem-Theorie Wallersteins stellt d​as Osmanische Reich e​in klassisches Beispiel für e​in Weltreich dar, definiert a​ls eine arbeitsteilige Wirtschaft innerhalb e​iner übergreifenden politischen Struktur. Seine wirtschaftliche Produktion i​st umverteilend/abhängig organisiert. Grundlage d​er Umverteilung s​ind politische Entscheidungen; Ziel i​st nicht d​ie Maximierung d​er Kapitalakkumulation. Dieses Weltreich k​am im Lauf seiner Geschichte i​n Kontakt m​it der europäischen „Weltwirtschaft“. Eine Weltwirtschaft umfasst verschiedene staatliche Strukturen i​m Rahmen e​ines Wirtschaftssystems. Ihr l​iegt ein kapitalistisches Konzept zugrunde, dessen bestimmendes Prinzip d​ie Akkumulation v​on Kapital mittels d​es Markts ist. Im 15. u​nd 16. Jahrhundert expandierte d​ie europäische Weltwirtschaft stark, durchlief i​m 17. u​nd bis z​ur Mitte d​es 18. Jahrhunderts e​ine Phase d​er Stagnation, u​m anschließend wieder z​u expandieren. In d​er Geschichte neigten Weltreiche e​her dazu, Weltwirtschaften z​u absorbieren; i​m Falle d​er europäischen Wirtschaft verlief d​er Prozess jedoch umgekehrt: Zwischen 1750 u​nd 1873 w​ar das Osmanische Weltreich i​n die Peripherie d​es europäischen Wirtschaftssystems geraten.[123] Wann g​enau dieser Prozess begonnen hat, i​st jedoch weiterhin umstritten, d​ie Zeitangaben reichen v​on ca. 1590[124] b​is zum Ende d​es 19. Jahrhunderts.[125]

Bis z​um 16. Jahrhundert beschränkte s​ich der Fernhandel d​es Osmanischen Reichs i​m Wesentlichen a​uf den Austausch v​on leicht transportablen Luxusgütern w​ie Gewürze, Farbstoffe, Heilmittel, Juwelen, Parfüme, u​nd Textilien.[126] Im Handel m​it Venedig i​m 16. Jahrhundert konnte d​as Osmanische Reich s​eine wirtschaftliche Selbständigkeit behaupten, wahrscheinlich a​uf Grund d​er räumlichen Entfernung d​er europäischen Märkte, d​er außenpolitischen Stärke d​es Reichs u​nd der Stärke u​nd des Volumens d​es Binnenhandels, insbesondere d​es Marktpotentials d​er Hauptstadt Istanbul. Mit d​em Ende d​er Expansion d​es Reiches i​m 17. Jahrhundert u​nd dem „Schließen d​er Grenzen“ konnten d​ie wachsenden Kosten d​er politischen u​nd gesellschaftlichen Struktur n​icht mehr d​urch die weitere territoriale Ausdehnung gedeckt werden.[123] Die benötigten Mittel mussten a​b dieser Zeit d​urch gesteigerte Abschöpfung d​es Kapitalüberschusses d​er direkten Produzenten eingetrieben werden. Dieser a​uf die Deckung d​es Bargeldbedarfs fokussierte Prozess erfasste a​lle Bereiche d​er osmanischen Produktion; d​er Außenhandel d​es Reiches verschob s​ich zunehmend h​in zum Export v​on Primärgütern u​nd dem Import v​on Fertigprodukten,[123] gefördert d​urch die „provisionistische“ osmanische Wirtschaftspolitik.[91] Die Eingliederung d​er osmanischen a​n die europäische Weltwirtschaft – u​nd somit d​er Beginn i​hrer Randständigkeit („peripheralization“) – vollzog s​ich dabei i​n den einzelnen Regionen z​u unterschiedlichen Zeiten, beginnend i​m Balkan i​m 18. Jahrhundert, gefolgt v​on Ägypten, d​er Levante u​nd schließlich Anatolien i​m frühen 19. Jahrhundert.[123]

In d​er neueren Forschung, v​or allem i​n den Arbeiten Donald Quataerts, w​ird die i​n den 1970er Jahren veröffentlichte wirtschaftsgeschichtliche Sichtweise kritisiert: Ein Zeitraum v​on mehreren Jahrhunderten s​ei nicht vereinbar m​it einem linearen Prozess d​es wirtschaftlichen Niedergangs. Die Wirtschaftsgeschichte d​es Osmanischen Reiches müsse a​uch im Hinblick a​uf ihre kontinuierliche Anpassungsleistung gegenüber Veränderungen betrachtet werden. Bis i​ns 19. Jahrhundert hinein h​abe sich d​ie osmanische Wirtschaft aufgrund d​er Flexibilität u​nd Vitalität d​er Produktion, s​owie der Größe d​es osmanischen Binnenmarktes, behaupten können. Erst d​as Schrumpfen d​es Binnenmarktes d​urch die Verluste d​er ehemaligen wirtschaftlichen Kerngebiete i​m europäischen Reichsteil, s​owie die h​ohe Staatsverschuldung i​n den letzten Jahrzehnten d​es 19. Jahrhunderts d​urch die enormen Kriegskosten, können für d​en Niedergang d​er osmanischen Wirtschaft verantwortlich gemacht werden.[127]

Literatur

  • Fernand Braudel: Civilisation matérielle: économie et capitalisme. 3 Bände. Armand Colin, Paris 1979, ISBN 978-2-200-37102-9.
  • Murat Çizakça: A comparative evolution of business partnerships, the Islamic World and Europe, with specific reference to the Ottoman archives. Brill, Leiden 1996, ISBN 978-90-04-10601-7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2.
  • Huri İslamoğlu-İnan: The Ottoman Empire and the World-Economy. Cambridge University Press, 2004, ISBN 978-0-521-52607-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • H. G. Majer, Raoul Motika (Hrsg.): Türkische Wirtschafts- und Sozialgeschichte von 1071 bis 1920. Akten des IV. Internationalen Kongresses, München 1989. Harrassowitz, Wiesbaden 1995, ISBN 978-3-447-03683-2.
  • Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Şevket Pamuk: The Ottoman Empire and European capitalism 1820–1913. Trade, investment and production. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2010, ISBN 978-0-521-33194-4.
  • Roderich Ptak: Die maritime Seidenstrasse. Küstenräume, Seefahrt und Handel in vorkolonialer Zeit. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56189-4.
  • Donald Quataert: Ottoman manufacturing in the age of the industrial revolution. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1993, ISBN 978-0-521-89301-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Stefan Rohdewald, Stephan Conermann, Albrecht Fuess (Hrsg.): Transottomanica. Osteuropäisch-osmanisch-persische Mobilitätsdynamiken. Band 1. V&R Unipress, Göttingen 2019, ISBN 978-3-8471-0886-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Alexander Schölch: Wirtschaftliche Durchdringung und politische Kontrolle durch die europäischen Mächte im osmanischen Reich (Konstantinopel, Kairo, Tunis) In: Geschichte und Gesellschaft Heft 1, 1975, S. 404–446.

Einzelnachweise

  1. Fernand Braudel: Civilisation matérielle: économie et capitalisme. 3 Bände. Armand Colin, Paris 1979, ISBN 978-2-200-37102-9, S. 408–410.
  2. Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1, S. XVIII (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Fernand Braudel: La Méditerranée et le monde méditerranéen à l’époque de Philippe II (deutsche Ausgabe: Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II.). Armand Colin, Paris 1949, ISBN 978-2-253-06169-4 (mehrere Neuauflagen).
  4. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 1–7.
  5. Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1, S. 30–34.
  6. Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1, S. 59–62.
  7. Anton C. Schaendlinger: Osmanische Numismatik. Handbücher der mittelasiatischen Numismatik, Band III. Klinkhard und Biermann, Braunschweig 1973, ISBN 978-3-7814-0045-0, S. 92 f.
  8. Şevket Pamuk: Evolution of the Ottoman monetary system, 1326–1914. In: Suraiya Faroqhi, Bruce McGowan, Donald Quataert, Sevcet Pamuk: An economic and social history of the Ottoman Empire, 1300–1914. Bd. 2, hg. von Halil İnalcik und Donald Quataert. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 947–980.
  9. Franz Babinger: Das Rätsel um die Goldbeute von Byzanz (1453). In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Band 107, 1957, S. 545 ff. online, abgerufen am 30. Juli 2016.
  10. Kate Fleet: Mehmed II. In: Charlotte Bretscher-Gisiger (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters. Band 6, München 2002.
  11. Halil İnalcık: Rice Cultivation and the Çeltükci-Reʿâyâ System in the Ottoman Empire. In: Halil İnalcık (Hrsg.): Studies in Ottoman Social and Economic History Bd. VI. Variorum Reprints, London 1985, ISBN 978-0-86078-162-2, S. 75–80.
  12. Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1, S. 48–50.
  13. Walther Hinz: Islamische Währungen des 11. bis 19. Jahrhunderts umgerechnet in Gold. Ein Beitrag zur islamischen Wirtschaftsgeschichte. Harrassowitz, Wiesbaden 1991, ISBN 978-3-447-03187-5, S. 40 f.
  14. Carlo M. Cipolla: Currency depreciation in Medieval Europe. European History Review 15, 1963, S. 413–415, JSTOR 2592916, abgerufen am 30. Juli 2016.
  15. Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1, S. 55–59.
  16. Karen Barkey: Empire of Difference: The Ottomans in Comparative Perspective. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2008, ISBN 978-0-521-71533-1.
  17. Franz Babinger (Einleitung und Herausgabe): Sultanische Urkunden zur Geschichte der osmanischen Wirtschaft und Staatsverwaltung der Herrschaft Mehmeds II., des Eroberers. 1. Teil: Das Qânûn-nâme-i sulṭânî ber mûdscheb-i ʿörf-i ʿosmânî. Oldenbourg, München 1956. online (PDF)@1@2Vorlage:Toter Link/ostdok.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen 2. August 2016
  18. Colin Imber: Government, administration and law. In: Suraiya N. Faroqhi (Hrsg.): The Cambridge History of Turkey, Vol. 3. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2006, ISBN 978-0-521-62095-6, S. 205–240, hier S. 236–238.
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  20. Surayia Faroqhi: Crisis and change: 1590–1699. In: Suraiya Faroqhi, Bruce McGowan, Donald Quataert, Sevcet Pamuk: An economic and social history of the Ottoman Empire, 1300–1914. Bd. 2, hg. von Halil İnalcik und Donald Quataert. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 413–432.
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  23. Şevket Pamuk (2010): The Ottoman Empire and European capitalism 1820–1913. Trade, investment and production. Cambridge University Press, Cambridge, UK, ISBN 978-0-521-33194-4, S. 10–17.
  24. Karl Kaser: Balkan und Naher Osten. Einführung in eine gemeinsame Geschichte, Böhlau, Wien 2011, S. 208 f.
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  33. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 14.
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  38. Donald Quataert: The Ottoman Empire, 1700–1922 (= New Approaches to European History. Band 34). Cambridge University Press, 2000, ISBN 978-0-521-63360-4.
  39. José Morilla Critz, Alan L. Olmstead, Paul W. Rhode: “Horn of Plenty”: The globalization of Mediterranean horticulture and the economic development of southern Europe, 1880–1930. In: Journal of Economic History. Band 59, Nr. 2, 1999, S. 316–352.
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  43. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 37–43.
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  46. Huri İslamoğlu-İnan: The Ottoman Empire and the World-Economy. Cambridge University Press, 2004, ISBN 978-0-521-52607-4, S. 90 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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  52. Charles Issawi 1982: An Economic History of the Middle East and North Africa. Columbia University Press (Nachdruck 2006 bei Routledge), New York 1982, ISBN 978-0-415-60760-5, S. 48.
  53. Donald Quataert: Ottoman manufacturing in the age of the industrial revolution. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1993, ISBN 978-0-521-89301-5, S. 27–29 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  54. Donald Quataert: Ottoman manufacturing in the age of the industrial revolution. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1993, ISBN 978-0-521-89301-5, S. 29–31 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  55. Suraiya N. Faroqhi: Declines and revivals in textile production. In: The Cambridge History of Turkey, Vol. 3. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2006, ISBN 978-0-521-62095-6, S. 356–375.
  56. Donald Quataert: Ottoman manufacturing in the age of the industrial revolution. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1993, ISBN 978-0-521-89301-5, S. 23–25.
  57. Donald Quataert: Ottoman manufacturing in the age of the industrial revolution. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1993, ISBN 978-0-521-89301-5, S. 49–52.
  58. Kurt Erdmann: Geschichte des frühen türkischen Teppichs. 1. Auflage. Oguz Press, London 1977, ISBN 978-0-905820-02-6.
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  61. Ion Bogdan: Documente privitoare la relaţiile Ţării Româneşti cu Braşovul şi Ţara Ungurească în sec. XV–XVI. Bukarest 1905.
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  64. Donald Quataert: Ottoman manufacturing in the age of the industrial revolution. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1993, ISBN 978-0-521-89301-5, S. 134–160 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)., hier: S. 136–7
  65. Donald Quataert: Ottoman manufacturing in the age of the industrial revolution. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1993, ISBN 978-0-521-89301-5, S. 134–160 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)., hier: S. 139–40
  66. R. Neugebauer und J. Orendi: Handbuch der Orientalischen Teppichkunde. Nachdruck 2012. Karl W. Hiersemann, Leipzig 1920, ISBN 978-3-86444-955-0, S. 81–82.
  67. Donald Quataert: Ottoman manufacturing in the age of the industrial revolution. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1993, ISBN 978-0-521-89301-5, S. 134–160 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)., hier: S. 153
  68. Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1, S. 36–38.
  69. Das Lösegeld für Johann Ohnefurcht nach der Schlacht von Nikopolis betrug 200.000 Goldflorin (siehe Pamuk (2000), S. 25)
  70. Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1, S. 67.
  71. Fernand Braudel: Civilisation matérielle: économie et capitalisme. Band III. Armand Colin, Paris 1979, ISBN 978-2-200-37102-9, S. 402.
  72. Suraiya Faroqhi: Trade: Regional, inter-regional and international. In: Suraiya Faroqhi, Bruce McGowan, Donald Quataert, Sevcet Pamuk: An economic and social history of the Ottoman Empire, 1300–1914. Bd. 2, hg. von Halil İnalcik und Donald Quataert. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 474–530, hier: S. 479–480.
  73. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 315–319.
  74. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 319–327.
  75. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 359.
  76. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 327–331.
  77. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 335–338.
  78. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 339–340.
  79. Edhem Eldem: Capitulations and Western trade. In: Suraiya N. Faroqhi (Hrsg.): The Cambridge History of Turkey, Vol. 3. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2006, ISBN 978-0-521-62095-6, S. 302.
  80. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 271–314.
  81. Evliya Çelebi, Seyāhatnāme, VII, S. 52, 79. Zitiert nach İnalcık, 1994, S. 307
  82. Daniel Goffman: The Ottoman Empire. In: John Jeffries Martin (Hrsg.): The Renaissance World. Routledge, New York, London 2007, ISBN 978-0-415-45511-4, S. 362 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  83. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 372–376.
  84. Edhem Eldem: Capitulations and Western trade. In: Suraiya N. Faroqhi (Hrsg.): The Cambridge History of Turkey, Vol. 3. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2006, ISBN 978-0-521-62095-6, S. 297.
  85. Necmi Ülker (1987): The emergence of Izmir as a mediterranean commercial center for French and English interests, 1698–1740. In: International Journal of Turkish Studies. 4, 1, S. 1–38
  86. Edhem Eldem: Capitulations and Western trade. In: Suraiya N. Faroqhi (Hrsg.): The Cambridge History of Turkey, Vol. 3. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2006, ISBN 978-0-521-62095-6, S. 327.
  87. Edhem Eldem: Capitulations and Western trade. In: Suraiya N. Faroqhi (Hrsg.): The Cambridge History of Turkey, Vol. 3. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2006, ISBN 978-0-521-62095-6, S. 334. Dort auch Details zu einzelnen Warengruppen.
  88. Robert Paris: Histoire du commerce de Marseille. Tome V, De 1660 à 1789, le Levant. Plon, 1957, S. 557–561 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  89. Boubaker Sadok: La régence de Tunis au XVIIe siècle: ses relations commerciales avec les ports de l’Europe méditerranée, Marseille et Livourne. Centre d’études et de recherches ottomanes et morisco-andalouses, Zaghouan, Tunesien 1987.
  90. Edhem Eldem: Capitulations and Western trade. In: Suraiya N. Faroqhi (Hrsg.): The Cambridge History of Turkey, Vol. 3. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2006, ISBN 978-0-521-62095-6, S. 320–321.
  91. Edhem Eldem: Capitulations and Western trade. In: Suraiya N. Faroqhi (Hrsg.): The Cambridge History of Turkey, Vol. 3. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2006, ISBN 978-0-521-62095-6, S. 305–311.
  92. Huri İslamoğlu-İnan: The Ottoman Empire and the World-Economy. Cambridge University Press, 2004, ISBN 978-0-521-52607-4, S. 4.
  93. Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1, S. 22 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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  95. Yilmaz Öztuna: Tarih ve Politika Ansiklopedisi (deutsche Ausgabe: Enzyklopädie der Geschichte und Politik). 1. Auflage. Ötüken, 2006, ISBN 975-437-599-2.
  96. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 77–83.
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  100. Reinhard Schulze: Geschichte der Islamischen Welt von 1900 bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68855-3, S. 67.
  101. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 84–88.
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  119. Şevket Pamuk: The Ottoman Empire and European Capitalism 1820–1913. Trade, Investment and Production. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1987, ISBN 978-0-521-33194-4, S. 179 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  120. Halil İnalcık, Donald Quataert: An Economic and Social History of the Ottoman Empire, 1300–1914. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1994, ISBN 978-0-521-34315-2, S. 48.
  121. Edhem Elden: French trade in Istanbul in the eighteenth century. Brill, Leiden 1999, ISBN 978-90-04-11353-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  122. Şevket Pamuk: A monetary history of the Ottoman Empire. Cambridge University Press, Cambridge, UK 2000, ISBN 978-0-521-44197-1, S. 211–213 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  123. Immanuel Wallerstein: The Ottoman Empire and the Capitalist World-Economy: Some Questions for Research. Review (Fernand Braudel Center), Bd. 2, Nr. 3 (Winter, 1979), S. 389–398, JSTOR 40240805, abgerufen 13. August 2016
  124. Halil İnalcık: The Ottoman Empire: The Classical Age, 1300–1600. Praeger, New York 1973, S. 4.
  125. M. A. Cook (Hrsg.): Introduction. In: A History of the Ottoman Empire to 1730. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1976, ISBN 978-0-521-09991-2, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  126. Halil İnalcık: The Ottoman Empire: The Classical Age, 1300–1600. Praeger, New York 1973, S. 125, 162.
  127. Donald Quataert: Ottoman manufacturing in the age of the industrial revolution. Cambridge University Press, Cambridge, UK 1993, ISBN 978-0-521-89301-5.
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