Galata (Istanbul)
Galata (heute Karaköy) ist ein Stadtteil auf der europäischen Seite Istanbuls im Bezirk Beyoğlu.
Der Name weist, ähnlich wie beispielsweise Gallien oder das iberische Galicien, auf die frühe Besiedlung durch Kelten (Galater) hin. Aufsehenerregende Gebäude wie die an Stelle der gleichnamigen historischen Brücke errichtete Galatabrücke oder der Galataturm bewahren diesen Namen ebenso wie das Elite-Gymnasium Galatasaray und der Sportclub Galatasaray Spor Kulübü (Fußball, Basketball, Wasserball, Volleyball etc.).
Geschichte
Galata war in byzantinischer Zeit eine eigene Stadt am nördlichen Ufer des Goldenen Horns. Nur 400 Meter von Byzanz entfernt, lag Galata auf der Nordseite des Goldenen Horns am Hafen von Konstantinopel, an der Kreuzung von drei Gewässern: Bosporus, Marmarameer (Propontis) und Goldenes Horn.
Konstantinopel, heute „historische Halbinsel von Istanbul“ genannt, war die orthodoxe bzw. islamische Reichshauptstadt des Oströmischen bzw. Osmanischen Reiches, Galata hingegen die genuesisch-italienisch-katholische Handelsstadt mit einer eigenen Stadtmauer.
Galata galt als größte genuesische Handelskolonie außerhalb des lateinischen Kulturkreises. Die reichsten genuesischen Händler und Bankiers, die mit dem Orient Handel trieben, lebten hier.
Bei der Eroberung und der anschließenden Plünderung Konstantinopels durch den Sultan Mehmed II. im Jahre 1453 verhielt sich das genuesische Galata gegenüber dem osmanischen Machthaber vertragsgemäß neutral und auch dieser respektierte während der Belagerung diese getroffene Vereinbarung. Nach der Erstürmung der Metropole ergab sich Galata aber am gleichen Tag[1][2]
Mit dem Teil Pera (Beyoğlu) bildete Galata die andere europäische Seite zum gleichwohl europäischen historischen Konstantinopel. Die zeitweilig starke jüdische Prägung des Stadtteils ist an den heute noch betriebenen Synagogen wie der Neve Shalom oder dem Hohen Rabbinat zu erkennen.
Während des Ersten Weltkriegs befand sich hier ein Flugplatz, den auch die deutsche Fliegertruppe nutzte. Nach dem Krieg wurde Galata von den Siegermächten Großbritannien und Frankreich zu einer Alternativ-Reichshauptstadt ausgebaut.
Die Grande Rue de Pera (İstiklal Caddesi) und die Gegend (Beyoğlu/Cihangir/Tophane) besitzen nach wie vor eine der weltweit größten Häuseransammlungen des Jugendstils. Die Inhaber dieser Häuser, die unter Denkmalschutz stehen, waren meistens französische oder italienische Bankiers und osmanische Griechen.
Söhne und Töchter der Stadt
- André Chénier, französischer Schriftsteller, geboren „im Han von St. Pierre bei der Ottomanbank“ (Friedrich Schrader: Konstantinopel in Vergangenheit und Gegenwart. Mohr / Siebeck, Tübingen 1919, S. x.)
Literatur
- Edhem Eldem: Ottoman Galata and Pera between myth and reality. In: Ulrike Tischler (Hrsg.): From «milieu de mémoire» to «lieu de mémoire». The cultural memory of Istanbul in the 20th century. Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung, München 2006, ISBN 3-89975-063-2, S. 19–36 (online).
Weblinks
- Galata and the Galata Bridge (engl.)
- Jewish Sites in Galata, Istanbul (engl.)
Einzelnachweise
- Stefan Zweig: Sternstunden der Menschheit. Projekt Gutenberg - DE, abgerufen am 3. November 2019 (deutsch).
- Meilensteinprojekt. Stadthemeinde Woergl, abgerufen am 3. November 2019 (deutsch).